Interview: „Oral History“ Timo

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2.3.5. Interview von Timo
Timo: Also, wann seid ihr denn nach Eving gezogen?
Oma: Nach Eving sind wir gezogen, Da war die Mama schon größer… Wir haben ja erst
in Derne gewohnt, im Haus Wecking, und da haben wir dann die erste Wohnung gekriegt
von der Zeche Minister Stein. Das war eine Zechenwohnung.
Timo: Und dann ab ´53…
Oma: Ja ´53,… wann hab ich geheiratet ´53, da haben wir erstmal auf einem Zimmer
gewohnt, der Opa und ich und dann ´55… Mama ist ´55 geboren, ne? Vier Wochen bevor
die Mama geboren ist haben wir eine Wohnung von der Zeche gekriegt. Warte mal…
Zechenwohnung das war… wie hieß die Straße, Körner Straße, das war unsere erste
Wohnung. Haben wir ja erst da gekriegt.
Timo: Und dann…
Oma: Und dann sind wir nach, also ´53, also Mama ist ´55 geboren, ne? Also vier Wochen
ehe die Mama geboren ist haben wir dann die erste Wohnung in Derne gekriegt im Haus
Wecking.
Timo: Ja und ab dann habt ihr in Eving gewohnt…?
Oma: Ja, nachher sind wir nach Eving gezogen, das war aber… warte mal… Annette ist
auch noch in Derne geboren, Bine ist schon in Eving geboren, da haben wir das Haus
gekriegt.
Timo: Und was gab’s dann zu Essen zu dieser Zeit in Eving?
Oma: In Eving? Ja da war ich doch alleine… verheiratet.
Timo: Ja und was habt ihr da so gegessen?
Oma: Ja, was wir zu kaufen kriegten.
Timo: Ja was gab’s denn da?
Oma: Da gab’s… zu kaufen gab’s da ja schon alles wieder: Brot…
Timo: Ach ab da gab’s dann schon wieder alles?
Oma: Ja, da gab’s wieder Brot, konntest du alles kaufen was du haben wolltest, aber auf
Lebensmittelkarten.
Timo: Ach immer noch dann?
Oma: Da gab’s erst auf Lebensmittelkarten… da kriegtest du für die ganze Familie jeden
Monat so eine Karte, da konntest du Brot kaufen… Brot und so Lebensmittel was du
haben wolltest. Konntest du alles drauf kaufen. Außer Kaffee der war noch ganz wenig,
den kriegte man noch nicht so, aber ich hab mir damals schon… Ich war ja dann in
Stellung, da haben wir Kaffee gekauft.
Ich bin ja erst, ehe Mama geboren ist, ja da war ich…gerade vier Wochen hatten wir die
Wohnung von der Zeche, ne? Ja, da ist Mama geboren und die ist zu Hause geboren, also
da in der Wohnung und dann konntest du alles kaufen.
Timo: Und davor, direkt nach dem Krieg, was habt ihr da gegessen?
Oma: Auf Lebensmittelkarten. Aber ich war da nicht von betroffen, weil ich im Münsterland
war. Ich war ja beim Bauer. Aber meine Eltern die haben dann Marken gekriegt, damit
konnten sie Brot kaufen… also was…
Dann gab’s immer so Zuwendungen, weißt du, die erste Zeit war das Essen ja noch
knapp, das kam ja alles erst noch von Amerika rüber.
Timo: Und was kam da so von Amerika?
Oma: Ja… weiß ich gar nicht, da kam alles rüber da konntest nachher, Lebensmittel
nachher konntest du im Laden kaufen, aber die Lebensmittel kamen erst alle von
Amerika…. Da konntest du dann alles kaufen in den Geschäften, aber das kam alles aus
Amerika.
Timo: Gab es auch schon Kaffeetrinken, so wie wir das heute kennen, so vielleicht
nachmittags, wo man sich mal zum Kaffee trifft und Kuchen isst?
Oma: Da war ich ja noch jung, ich war ja auf dem Land, das gab’s da nicht… Also ich…
Timo: Und als ihr in Eving gewohnt habt schon…?
Oma: Ja, da konnte ich Kaffee kaufen und all so was.
Timo: Und Kuchen dann auch schon so und…
Oma: Ja den hab ich selbst gebacken! Da waren wir doch verheiratet der Opa und ich. Wir
haben doch ´53 geheiratet. Opa ´53 hab ich geheiratet am 14. März.
Timo: Und so das normale Abendessen, wie sah das aus?
Oma: Ja da… Opa war ja am Arbeiten, dann haben wir abends Tee gekocht oder wenn
der Opa was anderes wollte, aber der kam ja von der Schicht. Der hatte Frühschicht,
Mittagsschicht und Nachtschicht. Und wie ich dann die erste Wohnung hatte, da ist ja
dann die Angelika schon geboren… da musste ich die immer ruhig halten. Da wohnten wir
doch in Derne im Haus Wecking. Das war unsere erste Wohnung. Hab ich dir das schon
mal gezeigt?
Timo: Ja.
Oma: Das war die erste Wohnung, da haben wir 57DM Miete bezahlt, 57Mark und 11
Mark Strom. Kannst du dir das vorstellen was wir heute zahlen? Jeden Monat kam der
Mann Licht ablesen. Jeden Monat.
Timo: Und…
Oma: Da hatte ich… da konnten wir gut alles kaufen. Kaufen konnten wir alles.
Timo: Und so ein typisches Abendessen, wie sah das aus? War das Brot und so wie
heute?
Oma: Ja Brot oder ich hab mal ne Suppe gemacht. Angelika konnte ja auch noch nicht
alles essen. Die musste ich dann ja füttern, die war ja noch klein.
Timo: Gab es da denn auch schon Fertiggerichte, nicht, ne?
Oma: Die gab es da wohl noch nicht so. Ich hab alles selber gekocht. Und auch für
Angelika wie die klein war: Möhren, geschält und geschrappt. Alles… ich hatte so eine
Reibe, damit hab ich Möhrensaft gemacht für die Mama, deswegen sah die ja auch so gut
aus. Alles auf so einer Reibe gerieben und durch so ein Tuch gedrückt. Ja das war alles…
So war’s da und dann kriegte sie den Möhrensaft. Deswegen sah die auch so gut aus, die
sag richtig… die hat den auch gerne getrunken. Den hab ich dann selber gemacht und
dann hat sie den auch getrunken. Ja und dann hat sie Gemüse gekriegt nachher wie sie
größer wurde, Gemüse hab ich alles gekocht; Kartoffeln und Gemüse, alles was auf den
Tisch kam, da hab ich sie gleich dran gewöhnt, das hat sie dann auch gegessen. Das
einzige was sie nicht gegessen hat war Spinat. Da sah ich immer selber aus wie ein
Spinat… da hat die gespuckt! Das hat sie nicht gerne gegessen. Das tun die meisten
Kinder nicht.
Timo: Hatte denn der Bergbau irgendwelche Einflüsse auf die Esskultur?
Oma: Ja, Opa hat das Geld verdient und im Krieg kriegten die Bergleute immer so
Kehrpackete haben sie das genannt.
Timo: Und was war da drin?
Oma: Lebensmittel…
Timo: Brot oder so?
Oma: Brot nicht so, aber so war Kaffee drin, und Margarine, all so was gab’s dann auf
Marken. Das kriegten wir von der Zeche.
Timo: Achso, also hatte das auch Einflüsse auf die Essgewohnheiten, wenn man das
gestellt bekam…
Oma: Jaja, beim Bergbau… wie der Opa im Bergbau war kriegten wir auch alles. Die
haben ja für ihre Leute gesorgt, oder die haben da Geld für gekriegt dann haben wir
eingekauft. Da konnte man ja nachher schon alles einkaufen.
Timo: Kannst du dich denn erinnern, wann z.B. das erste mal eine Pizzeria oder so was in
Eving eröffnet hat?
Oma: Nein, das weiß ich nicht…. Das gab es doch früher noch nicht!!
Timo: Ja weißt du denn vielleicht, wann das gewesen sein könnte?
Oma: Später erst so… vielleicht in den 60er Jahren dass es das gab. Vorher waren ja die
Amerikaner da, wir durften nicht alles machen was wir wollten. Erst nach dem Krieg, da
waren die Belgier, da waren die Besatzungstruppen, da musstest du um 8 Uhr im Haus
sein, da ging immer Streife. Wenn du nicht im Haus warst, das war eine Zeit lang erst wo
die da eingezogen sind und wir die belgische Besatzung hatten… da wo ich in dem Dorf
war in Osterwick bei Darfeld… in Darfeld warst du ja auch schon mal, ne?...... Du warst
noch nicht in Darfeld? Doch… ja und da in Osterwick hab ich gewohnt und gearbeitet.
Timo: Ja wir wollten ja nur in Eving das rausfinden.
Oma: Ja, also ´53 haben wir geheiratet, hier wo jetzt das Altenheim ist, der Opa und ich ja
und dann kriegten wir dann nach vier Wochen……. (siehe oben).
Timo: Seid ihr denn auch mal Essen gegangen früher?
Oma: Ja als wir noch keine Kinder hatten schon, aber nachher nicht, das konnten wir uns
nicht erlauben. So viel hat Opa ja dann auch nicht verdient.
Timo: Aber Restaurants gab es schon…
Oma: Die gab’s schon, ja, wir sind auch manchmal gegangen, aber ich hab meistens alles
selber gemacht.
Timo: Und in den Restaurants da gab es dann deutsches Essen, oder…?
Oma: Jaja, da konntest du alles kriegen.
Timo: Aber noch keinen Italiener oder so…
Oma: Nein, da gab’s deutsches Essen. Weißt du hier oben die Grävingholzstraße, wo da
die Wirtschaft ist, wo ich dir mal erzählt habe, wo ich auch gearbeitet hab? An der Evinger
Straße da oben. Da hab ich gearbeitet. Und da kriegte ich Essen mit, konnte ich mit nach
Hause nehmen, da hab ich gearbeitet. Aber nur… wie lange hab ich da gearbeitet? Ein
viertel Jahr. Nee, das war so ein Stress und ich kam überhaupt nicht mehr nach Hause
und da hat der Opa gesagt: „Du brauchst nicht arbeiten! Du bleibst jetzt zu Hause!“ Dann
bin ich erst zu Hause geblieben, ja und dann ´55 ist dann die Angelika geboren, deine
Mama, ja und die hab ich zu Hause gekriegt… (siehe oben).
Stell dir vor da hätte ich die Angelika auf einem Zimmer kriegen müssen… So war das
früher. Wohnungen waren knapp, und die kriegte Opa ja nur weil er auf der Zeche war.
Für ihre Bergleute… du kriegtest dann ne Zechenwohnung. Ja und die war dann auf der
Körner Straße…. (siehe oben)
Timo: Und in Eving früher wo bist du da immer einkaufen gegangen? Gab es da schon so
Geschäfte, normale Läden und so?
Oma: Ja Konsum war da.
Timo: Konsum?
Oma: Coop, … ich war Coop-Mitglied, da konntest du Mitglied werden, da kriegtest du
alles billiger. Da kriegtest du damals dann schon… Im Coop kriegte man schon 8% wenn
man da eingekauft hat, früher… 8%. Das war ein billiges Einkaufen. Und nachher in den
anderen Geschäften kriegtest du nur 3%.
Timo: Und ab wann war das so, dass man da zu Coop gehen konnte?
Oma: Da konntest du immer einkaufen, da gab es alles.
Timo: Na ab wann war das denn? So in den 60ern mehr oder schon in den 50ern?
Oma: In den 50ern mehr. Guck, Mama ist ´55 geboren, Anne ´57 und Sabine ist ja schon
in unserem Haus geboren. Da wo wir das Haus gekriegt haben von der Zeche.
 Spricht von der Zeit im Zechenhaus.
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