Senden an: [email protected] Fragen zur Vorlesung Raible vom 25.04.2006 (bitte keine Romane schreiben; manchmal genügt sogar ein ja oder nein.) Name: Matrikelnummer: Rat: Ziehen Sie das Handout zur Vorlesung hinzu. 1. Platon lässt in seinem Dialog Sophistes einen eleatischen Fremdling und die Person Theaitét etwas betreiben, was wir heute Satzanalyse nennen würden. ¿Woraus besteht in den dort gebrauchten Beispielen ein Minimalsatz (Platon spricht von lógos, was ‘Rede’ und ‘Satz’ bedeuten kann)? 2. Diese Elemente des Minimalsatzes heißen später ‘die Teile der Rede’ (tà mérê tû lógu), in vielen anderen Sprachen analog zur ersten griechischen Bezeichnung (Dionysios Thrax) partes orationis (lat.), parties du discours (franz.), parts of speech (engl.), partes del discurso (span.), parti del discorso (ital.); deutsch sind es, ausnahmsweise etwas weniger traditionstreu, die Wortarten. ¡Nennen Sie noch vier weitere Beispiele für Wortarten aus der Grammatik romanischer Sprachen! 3. ¿Wie könnte man in Anlehnung an den im Handout in extenso zitierten Passus aus dem Sophistes die Aufgabe von Syntax (grch. syn-táttô ‘ich stelle oder ordne zusammen’, s´yn-taxis die Zusammenstellung/Zusammenordnung) definieren? 4. ¿Was ist –in der in Platons Dialog gegebenen Situation– der Unterschied zwischen den Minimalsätzen ‘Theaitet sitzt’ und ‘Theaitet fliegt’? 5. Als ‘Referenz’ bezeichnet man den Bezug einer sprachlichen Einheit zur Realität. ¿Kann man im Fall der beiden in 4. genannten Sätze davon sprechen, dass der ganze Satz referiert? 6. In der aristotelischen Analyse wird das Nomen zum hypokeímenon = subjectum = Subjekt (es kommt also noch eine grammatische Rolle dazu) und dieses Subjekt allein referiert. Das platonische Rhêma wird zum kategorúmenon = praedicatum = Prädikat, dem darüber Ausgesagten. Generell werden die Nomina als Vertreter des Existierenden, auf das man referieren kann, geadelt (Substantive = Vertreter des Substanz). ¿Wie leiten die scholastischen Grammatiker daraus einen ordo naturalis der Redeteile im Satz ab (Paradebeispiel: Sokrates ist weiß)? 7. ¿Warum wird im 16. Jh. dem Französischen ein ordre naturel unterstellt? 8. ¿Wie entzieht Condillac der Annahme eines besonders logischen ordre naturel den Boden? [¡Handout konsultieren!] 9. Condillac weist bei der Herstellung einer Satzbedeutung durch den Hörer dem Verb eine besondere Rolle zu. ¿Mit welchem Argument tut er dies? 10. Bonus-Frage (bei der man auch das Schema auf dem Handout benützen kann, insbesondere aber auch den Besuch der Einführungen von vanValin am Donnerstag 27. und Freitag 28.04.2006): Bei der traditionellen Satzanalyse nach Subjekt und Prädikat bekommt man auf der ersten Analyse-Ebene zwei gleichberechtigte Teile, eben S und P (NounPhrase und VerbPhrase in der IC-Analyse oder in der Transformationsgrammatik). Bei der Analyse à la Condillac (oder später Tesnière mit der Dependenzgrammatik) bekommt man schon bei der obersten Analyse-Ebene eine geschichtete Struktur (Verb als Kern oder nucleus vs. Aktanten/Mitspieler/Partizipanten als Schicht (core) um den Nukleus). ¿Inwiefern hat das etwas zu tun mit der Role and Reference Grammar von Robert vanValin?