Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44

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Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44
Deutscher Lehrerpreis 2013 – Unterricht innovativ
Projekt Unterricht der Falkenrealschule Freudenstadt
„Natur konkret“
A.) Innovation und positive Wirkung
Ein solches Projekt kann nur in Zusammenarbeit verschiedener Lehrer durchgeführt werden.
Zahlreicht Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen zusammenkommen. Langfristige
Betreuungsarbeiten müssen gemanagt werden – diese kann kein Einzelner ohne die Gruppe
schaffen. Biologie, Technik und Hauswirtschaften ergänzen sich hier in den verschiedenen
Teilbereichen in idealer Form. Technik leistet die Erschaffung solider Rahmenbedingungen
und die Biologie gewährleistet die fortlaufende Betreuung - der Schwerpunkt liegt hierbei
natürlich auf der Biologie – Hauswirtschaften verarbeitet die zwangsläufig entstehenden
Produkte des Garten Teils des Projekts.
Die Schüler erfahren hierbei eine ihnen neue Form des Lernens. Sie sind nicht mehr die
Empfänger, die nur kognitiv verarbeiten müssen, sondern sie sind nun für alles zuständig. Sie
müssen kognitiv, haptisch und sozial arbeiten. Das natürlich in ihnen liegende Interesse wird
geweckt, und die Möglichkeit zur Anwendung wird geschaffen. Sie fertigen in teilweise sehr
anstrengender Tätigkeit eine Leistung, die zu einem konkreten Produkt führt, dieses
erschafft und zu anderen auch längerfristig erhalten bleibt. Jeden Tag können sie Garten,
Biotop und Tiere sehen und begreifen. Die Identifizierung mit ihrer Schule als besonderer Ort
ist teilweise sogar so stark, dass Schüler vergangener Jahrgänge, die schon lange ihren
Abschluss in der Tasche haben, zu Besuch kommen und sehen wollen, wie es dem Garten
und den Tieren so geht. Ihre Tätigkeit an der Schule entspricht der Stärkung ihrer
Kompetenzen in allen Bereichen – personal, sozial, medial und fachwissenschaftlich –und
stärkt ihre Identifizierung mit dem Lernort Schule wie sonst nur sehr selten.
Ein solches Projekt kann grundsätzlich an jeder Schule durchgeführt werden – Ähnliches
habe ich vorher an der Otto-Hahn Realschule Lahr auf einem asphaltierten Parkplatz
entwickelt–. Voraussetzung sind Lehrer die bereit sind jede Menge Freizeit und Materialien
sowie finanzieller Mittel bereitzustellen. Schule und Gemeinden können leider in Zeiten
knapper Kassen nur anteilig an den Kosten teilhaben, wenn sie natürlich dies auch gerne
umfassender tun würden. Alle Schüler haben dieses natürliche Interesse zur Natur und zum
Arbeiten mit ihr in sich, man muss es nur wecken und fördern.
In welchem Maße hierbei die Fähigkeiten zur Empathie und zum sozialen Interagieren in
einer Zeit der medialen Isolierung geschaffen werden, kann meiner Meinung nach nicht hoch
genug bemessen werden. In allen Bereichen des Lebens werden die Schüler diese
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Fähigkeiten benötigen. Vielleicht erinnert sie sich z.B. später einmal daran wie sie sich in
schwierigeren Projektphasen gegenseitig geholfen haben, um Lösungen zu finden wenn sie
in Alltag vor einem Problem in der Arbeitswelt oder Familie stehen. Vielleicht erinnern sie
sich an die Freude ihres Patentieres bei ihren Besuchen wenn sie das Leid eines anderen
Tiers oder sogar Menschen im Alltag sehen und reagieren verständnisvoll und helfend,
anstatt ein Video zu erstellen und es mit dem Kommentar „LOL“ zu posten.
B.) Aktueller Lehrplan, Alltag der Schülerinnen und Schüler, Überprüfung des
Lernfortschritts, Dimensionen der Schüler Leistung, Gewinn für die
beteiligten Schüler
B1) Unterstützung des aktuellen Lehrplans für den eingereichten Unterricht
Fachbereich Naturwissenschaftliches Arbeiten / Teilbereich Biologie
 Die Prinzipien des Lebendigen verstehen ( Stoffwechsel und
Energiewandlungsprozesse erkennen und beschreiben)
 Ökologisch verantwortlich handeln ( typische tierische und pflanzliche Organismen
der Lebensgemeinschaft erfassen, dokumentieren und deren Angepasstheit an ihren
Lebensraum zu beschreiben; die wechselseitig Abhängigkeit von Arten aufzeigen;
beeinflussende abiotische Faktoren erfassen und bewerten; den Stoffkreislauf am
Beispiel von Kohlenstoff und Sauerstoff erfassen und beschreiben; Problematik der
Eingriffe des Menschen in Ökosystheme erkennen und beschreiben)
 Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Ereignisse in der öffentlichen Diskussion
wahrnehmen und bewerten.
 Kompetenzerwerb im themenorientierten Unterricht (Wie Tiere leben; Pflanzen
leben anders; Erfassen eines Lebensraums; Luft; Wasser; Vom Rohstoff zum Produkt)
 Kompetenzerwerb im Projektunterricht
Fachbereich Technik





Objekte entwickeln und herstellen
Gelegenheit bieten ihre eigenen persönlichen Möglichkeiten und Chancen zu finden.
Versorgung und Entsorgung
Bauen und Wohnen
Fachkompetenz ( entwickeln, planen, herstellen; Funktionszusammenhänge
erkennen; Objekte technographisch darstellen)
 Methodenkompetenz ( Projekte planen, durchführen und auswerten;
Projektergebnisse dokumentieren und präsentieren; technische Objekte sachgerecht
bedienen)
 Personale Kompetenz ( bei Widerständen und Schwierigkeiten durchhalten;
selbständig und zuverlässig arbeiten; sich bezüglich der Berufswahl orientieren)
 Sozialkompetenz ( im Team arbeiten; hilfsbereit sein; Konflikte aushalten und
sachlich austragen; sich und andere in eine Gruppe integrieren)
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 Allgemein Punkt 5 der Inhalte „Bauen und Wohnen“ (Handlungsperspektive;
Strukturperspektive; vorberufliche Orientierung)
Fachbereich Mensch und Umwelt
 Gesellschaftlicher Bereich ( Einflüsse der Umwelt auf die eigene Gesundheit
erkennen)
 Wirtschaft ( unterschiedliche Einkaufstätten des täglichen Bedarfs erkunden und
bewerten)
 Ernährung ( mit Lebensmitteln sachgerecht umgehen; ausgewählte Lebensmittel
bewerten; Qualität ausgewählter Lebensmittel beurteilen; Lebensmittelqualität)
B2) Alltags und Praxisbezug des Unterrichts für die Schülerinnen und Schüler
Der Umgang mit Lebewesen und die Fähigkeit zur Empathie genauso wie technische und
alltäglich benötigte hauswirtschaftliche Fähigkeiten benötigen die Schülerinnen und Schüler
in vielen Bereichen ihres Alltags. Sowohl im Umgang mit anderen Menschen, in ihrer Rolle
als Verbraucher sowie auch bei der Berufswahl. Die erworbenen Kompetenzen können ihnen
helfen, wichtige soziale genauso wie biologische Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglichen
eine in diesen, geübten Teilbereich fundiertere Beurteilung der eigenen Fähigkeiten und
Fertigkeiten. Dies kann ihnen bei der Berufswahl helfen (kann ich gut mit Menschen / Tieren
umgehen? bin ich gerne in der Natur? Interessiere ich mich für entwickelnde Abläufe? Etc.),
und bei tägliche Entscheidungen unterstützen.
B3) Überprüfung des Lernfortschritts in den verschiedenen Dimensionen der
Schülerleistung.
 Inhaltlich, fachliche Dimension
Bewertung der praktischen Ergebnisse ihrer Arbeit. Dies geschieht mit den üblichen
Mitteln
 Methodische Dimension
Bewertung gemäß dem beigefügten, einfachen Beurteilungsbogen.
 Sozial – kommunikative Dimension
Überprüfung des täglichen Umgangs der Schüler mit Mitschülern. Sowohl im Projekt
wie auch im „normalen“ Unterricht. Erstellung der sozialen Note.
 Persönliche Dimension
Kommunikation mit den Schülern selber, ihren Eltern, ggf. dem Schulsozialarbeiter
über ihre Entwicklung. In diesem Bereich kann natürlich keine Note erstellt werden.
 Nicht alle Lernfortschritte können hier mit Noten bewertet werden. Sie liegen
im nicht benotbaren sozialen Bereich. Sind aber nicht weniger wichtig!!!
 Tatsächlich ist die personale Entwicklung der wichtigste Bereich des Projekts.
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B4) Größter Gewinn des eingereichten Unterrichts für die beteiligten
Schülerinnen und Schüler
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Wertschätzung und Respekt gegenüber Lebewesen entwickeln
Verantwortung für Lebewesen übernehmen
Individuelle Stärken fördern und schätzen
Sozialkompetenz entwickeln
Bedürfnisse richtig einschätzen können
C.) Planung und Verlauf des Unterrichtes
Als ich im Schuljahr 2002 an die Falkenrealschule kam, fiel mir auf, dass der BiologieUnterricht leider sehr theoretisch und auf das Klassenzimmer bezogen war. Dies schien mir
sehr gegen den Grundsatz des Biologie Unterrichts – „Achtung vor dem Lebendigen zu
erzeugen“ – zu stehen. Daher suchte ich nach Möglichkeiten, um dieses zu ändern. An sich
sollte dies für Biologie-Lehrer sehr einfach sein, da sich die Biologie und das Leben überall
um uns befinden. Doch dieser einfache und wahre Satz muss erst einmal konkret umgesetzt
werden. Auf dem Gelände unserer Schule waren einige Wiesen und ein kleines von
Vorgängern angelegtes Tümpelchen, das leider nicht sehr gepflegt war, aber viele
Möglichkeiten bot.
Alleine war eine Grund-Renovierung von mir nicht zu schaffen, so dass ich im Jahr 2003 bei
den Kollegen der FachbereicheTechnik und MUM um Hilfe nachfragte, welche diese auch
gerne zur Verfügung zu stellen bereit waren. Auch unser damaliger Rektor – HerrKiefer – war
der Sachegegenüber sehr aufgeschlossen und bereit, voll und ganz hinter der Sache zu
stehen. Dies war auch dringend nötig, da der Mikrokosmos einer Schule so manche Hürden
in sich trägt, an die man nicht denkt und die schnell zu Stolpersteinen werden könne.
So war es etwa nicht möglich die Kinder in ihrem konkreten Klassenzimmern an Tiere und
Pflanzenheranzuführen, da zum einen keine Betreuung in den Ferien gewährleistet werden
konnte und zum anderen schon der kleinste Geruch oder die kleinste Emission, etwa von
Haaren oder Einstreu, regen Protest wenn nicht sogar Allergien hervorrufen konnte. Tiere
im Klassenzimmer, Brutversuche mit Hühnern, etc. habe ich mehrfach versucht und auch
durchgeführt, doch dann wieder aufgegeben, da ich Herrn Kiefer die häufigen Gespräche mit
„belästigten“ Kolleginnen und Kollegen nicht mehr zumuten konnte.
Ich entschloss mich daher dazu, diesen Teil auf mein Klassenzimmer zu beschränken. Das
Klassenzimmer formte ich zum „grünen Klassenzimmer“, mit vielen Pflanzen und Aquarien,
Axolotln, Fischen, Rippenmolchen und Stabheuschrecke, deren Betreuung ich im Alleingang,
natürlich zusammen mit den Schülern, gewährleisten und finanzieren konnte. - Der positive
Effekt auf mich und meine Schülern der fünften und sechsten Klassen hinsichtlich
Selbstständigkeit, Sozialverhalten und Identifikation mit dem Lernort Schule ist hierbei
allerdings unbestritten und auch von Eltern und Kollegen bestätigt.
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Der Außenbereich war also der Teil in dem „Natur konkret“ stattfinden konnte. Der Bereich
um den A-Bau war als Schulgarten angelegt worden und von meiner Vorgängerin als
Ökoschutzbereich geführt worden. Es gab Wiese, Totholz und sandige Bereiche für Pilze.
Zusammen mit den angesprochenen Kollegen machte ich mich daran, diesen Garten
umzupflanzen. Es brauchte einen anständigen Zaun, um ständiges Durchlaufen zu
verhindern, Wege, um die zu erstellenden Beete zu erreichen und natürlich die Beete. Die
MUM Kolleginnen nannten mir die Gemüse-Sorten die sie im Unterricht gut verarbeiten und
gebrauchen konnten. Herr Hellingermachte sich ans Werk, um im Technik Unterricht einen
kompletten Gartenzaun mit Fundamenten für den zukünftigen Biogarten zu erstellen. 2004
war dieser auch fertig erstellt und ersetzte den alten wackeligen Drahtzaun, der nicht
einmalFalllaub abgehalten hatte.
Im Garten befanden sich schon zwei Apfelbäume und eine Birne, so dass Obsterst einmal
nicht von uns angebaut werden musste. Die Beetemussten angelegt und Wege verlegt
werden. Dies sollte alles zu den Festivitäten des 80ig jährigenJubiläums der Schule 2008
fertig sein. Die Schüler meiner damaligen sechsten Klasse bildeten Arbeitsgruppen, um das
Projekt zu planen. Es gab zu bedenken, was wo wann wie besorgt werden müsste,wer was
bauen konnte und welche Gemüsearten aus der MUMliste ihre Zustimmung fanden. Dieser
theoretische Teil brauchte sehr lange, da es für die Schüler sehr schwierig war, sich in die
natürlichen Begebenheiten hineinzudenken. Sachen wie etwa Standortfaktoren – Licht,
Wärme, Niederschlag, Speicher Fähigkeit des Bodens, etc.- oder etwa Unverträglichkeiten –
Tomaten nie neben Kartoffel, etc. – waren für sie völlig neu und sehr schwierig zu verstehen.
Allerdings war auch sehr interessant zu erkennen, wie sehr sich die Kinder hier
hineinarbeiten konnten und mit welchem Interesse sie sich ans Werk machte. Handy und
Internet waren zwar damals noch nicht so sehr und heftig in ihren Köpfen, aber es gab auch
damals schon genügend technische Ablenkung, so dass ich sehr erfreut war dieses natürliche
Interesse zu sehen, was zudem immer stärker wurde.
Nachdem diese Phase der theoretischen Evaluierung abgeschlossen war,musste vor Ort
weitergeplant werden. Die Planung sollte so weit wie möglich von den Schülern erfolgen, die
Hilfe durch Lehrer und / oder Eltern sollte sich auf das zur Verfügungstellen der Materialien
beschränken. Die Schüler ermittelten selbständig die benötigten Mittel. D.h. wie viele
Gehwegplatten, welche Menge an Humus, Mutterboden und Sandsowie Setzlingen wurde
benötigt, und wo waren diese zu beschaffen? Sollte der Garten in einen völligen Nutzgarten
umgewandelt werden, oder sollte ein Teil als Natur Schutzzone erhalten bleiben? Viele
Fragen, die von den Schülern erkundet, besprochen und diskutiert werden mussten. Es war
sehr erstaunlich zu sehen, wie diese Kinder der Fernsehgeneration in der Lage waren,
selbständig und vernünftig zu handeln, wenn man sie nur – geringfügig gesteuert – lässt.
In der praktischen Bauphasen war folgende Aufteilung der Garten-Bereiche das Ziel: drei
große Beete sollten angelegt werden, die von einem biologischen Bereich mit Büschen –
Flieder und Hasel – und Totholz Bereich sowie einer Felsenburg für Kleinlebewesen durch
einen gepflasterten Weg getrennt waren. Die Beete wurden achtzig cm tief ausgehoben und
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dann mit neuem Mutterboden und Humus-Gemisch aufgefüllt. Diese sehr anstrengende
Tätigkeit wurde von mir auch mit körperlicher Hilfe unterstützt, da wohl an die zweitausend
Schubkarren Fahrten nötig waren, um alten Boden abzutransportieren und neuen Boden
hinzutransportieren. Nach schier unendlich langer Zeit hatten wir es jedoch geschafft, und
die Beete waren fertig.
Den gepflasterten Weg legten die Schüler selbständig an, obwohl ich ihnen auch hier Hilfe
anbot. Sie wollten es jedoch selber machen. Die Wegstrecke wurde 5 cm tief ausgehoben,
dieser Graben wurde mit Kies unterfüllt, auf den dann weicher Sand kam, um den
Gehwegplatten ein stabiles und trockenes Bett zu geben. Am Schluss wurden hierauf die
Gehwegplatten verlegt. Als all dies geschafft war, wurden die Beete mit Gemüse – Salat,
Kartoffel, Gurken und Kohlrabis - bepflanzt, in der von den Schülern gewählten Verteilung.
Der Biogarten war nun fertig. Bis 2009 wurde der Biogarten von den Schülern bereut und
gepflegt und entsprechende Ergebnisse bei der Ernte erzielt. 2009 wurde der Garten durch
Bauarbeiten der Stadt zerstört. Um diesen Teil des Projekts nicht vollkommen sterben zu
lassen, erstellten wir 2010 drei Hochbeete. Diese werden nun betreut und erbringen
weiterhin gute Ernten.
Der zweite große Bereich war der Tümpel. Bevor wir hier irgendwie renovieren konnten,
musste natürlich dem Versicherungsschutz genüge getan werden, und der gesamte Bereich
wurde von Herrn Hellinger und seinen Schülern mit einem der sehr bewährten und stabilen
Holzzäunen auf Fundament umformt. Dies geschah 2008.
Das Ökosysthem See hat nun jedoch ganz andere Ansprüche als der Garten, und so mussten
die Schüler erneut von vorne beginnen – Planung und Informationsbeschaffung gingen hier
jedoch erstaunlich schnell von statten, da die Erfahrungen aus dem Garten-Teil sehr zugute
kamen. Schnell wurde klar, dass die Schüler nur die Voraussetzungen schaffen wollten,
soweit es hier möglich war, den Rest sollte die Natur selber schaffe. Der Teich wurde als
Kleinbiotop mit Tief- und Flachwasser-Bereich konzipiert. So dass am Ende 10 bis 60 cm tiefe
Bereiche entstehen sollten, um ein Überwintern der Organismen zu ermöglichen. Es wurde
auch beschlossen, die starre Plastikform durch flexiblere Folie zu ersetzen. Die Arbeiten
hierzu gestalten sich als teilweise kurzweilig, da aus dem Schlamm des alten Tümpels neben
Glasscherben auch allerlei belustigende Gegenstände – Anhänger, Kassetten vergangener
Popstars und auch ein kompletter Schlüsselbund – geborgen wurden. Nachdem der alte
Tümpel geleert und die Plastikform entfernt worden war, wurde der neue Umriss
ausgehoben, von Steinen und Scherben befreit und mit Sand ausgekleidet. Am Schluss
wurde die Folie ausgebracht und das Wasser eingefüllt. Alles weitere wurde der Natur
überlassen – was angesichts eines Hausmeisters mit der einem Biolehrer grundsätzlich
entgegengebrachten Ansicht von Gartengestaltung, nicht immer einfach ist.
Jährlich dokumentieren die Schüler den Fortschritt ihres Biotopes im Frühjahr und es haben
sich wunderbare Erfolge eingestellt. Rohrkolben, Tausendblatt und allerlei Sumpfpflanzen
haben sich angesiedelt, Bergmolche, Libellen und viele andere Insekten leben und
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vermehren sich hier, so dass das Biotop nicht nur ein Erfolg für die Schüler, sondern auch für
den Lebensraum Schule geworden ist.
Der letzte Teil unseres Projekts sind die Tiere. Da mir schnell klar wurde, dass eine Haltung
von Tieren im Schulhaus aus den oben genannten Gründen, nicht möglich sein würde, habe
ich mich dafür entschlossen, diese im Biogarten zu halten, natürlich in vollem Bewusstsein,
dass dieses nur unter strengen Auflagen möglich wäre. Dieser Teil des Projektes steht unter
Überwachung desFreudenstädter Veterinäramtes. Teile der ständigen Kosten übernahm die
Schule. Die Ferien Versorgung muss ich jedoch größtenteils selbständig übernehmen, da kein
Schlüssel der Schule an Schüler ausgegeben werden darf. Jedoch trotz alledem habe ich mich
hierfür entschlossen, und es war es wert, zumal mir auch hierbei die Unterstützung des
Kollegiums der Falkenrealschule sicher war.
Herr Hellinger fertigte mit seinen neuner Klassen einen Unterstand. Hierzu wurde von den
Schülern ein Beton-Boden verlegt und ein stabiler wetterabweisender Unterstand gebaut.
Dessen Frontseite wurde, um Besuch von Kleinraubtieren und Nagern abzuwehren, mit
Volierendraht verspannt, an dem auch noch eine solider Isolierung angebracht werden kann,
um ein weitgehend frostfreies Überwintern der Tiere zu ermöglichen.
Alle Schüler der Schule können in diesem Meerschweinchenprojekt mitmachen, und es tun
dies auch Schüler von Klasse 5 bis Klasse 10. Die Schüler suchen sich eines der 21 Tiere als
Paten aus und betreuen dies von nun an. Natürlich wurde einer Vermehrung der Tiere durch
Kastration vorgebeugt!! In den Pausen können die Tiere besucht und bespielt sowie
anderweitigverwöhnt werden. In regelmäßigen außerunterrichtlichen Treffen werden die
Tiere gepflegt, versorgt und gereinigt. Sollte ein Schüler aus irgendwelchen Gründen die
Schule verlassen müsse, Umzug, Schulwechsel oder Abschluss, so ist es ihm möglich sein
Patentier mitzunehmen um die entstandene Bindung nicht abreißen zu lassen. Diese wird
auch durch Minimierung der Elternkosten durch Käfig- und Partnertierspenden des Projektes
unterstützt.
Um den Bereich um den Meerschweinchenstall wohnlicher zu gestalten, hatte der Kollege
Herr Kohler die gute Idee, im Technik Unterricht stabile Parkbänke zu erstellen um diese hier
aufzustellen. Die Schüler arbeiten hier mit Beton und Holz. Diese Bänke haben sich
inzwischen zu einem richtigen Renner entwickelt, so dass sie nun im fünften Jahr gebaut
werden und das gesamte Schulgelände bereichern. Auch der Bereich Kunst hat diese Bänke
inzwischen entdeckt.
Da die Apfelbäume im Biogarten ein solcher Erfolg sind, entwickelten wir im Projekt 2010 die
Idee eines eigenen Apfelgartens auf einer ungenutzten Rasenmäher Region unseres
Schulgeländes am C-Bau. Um sie für die Schüler erreichbarer zu machen, wurden hier fünf
Niederstammbäume verschiedener Apfel-Sorten gepflanzt. Die Ernte ist noch recht dürftig,
wird jedoch besser und soll den Schülern in Biologie und in MUM ermöglichen neue,
unbekannte Apfel Sorten kennenzulernen.
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Es zeigt sich dass es manchmal nur einen Anstoß braucht, um Schüler ein kleinwenig
anzuregen und es kann sich eine wahre Evolution der Veränderung an einer Schule
entwickeln. Viele Fächer sind in der Lage in einem solchen langjährigen Projekt
fächerübergreifend zusammenzuarbeiten, wie hier seit nun mittlerweile elf Jahren. Es
schlummert ein Potential in jedem, das nur angeregt werden muss, um neue Wege frei zu
machen.
D.) Anhang, Bilder und Unterrichtsmaterialien
 Bewertungsbogen
 Bilder zum Projekt
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E.) Erklärung
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