Christoph Illy 1 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 Deutscher Lehrerpreis 2013 – Unterricht innovativ Projekt Unterricht der Falkenrealschule Freudenstadt „Natur konkret“ A.) Innovation und positive Wirkung Ein solches Projekt kann nur in Zusammenarbeit verschiedener Lehrer durchgeführt werden. Zahlreicht Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen zusammenkommen. Langfristige Betreuungsarbeiten müssen gemanagt werden – diese kann kein Einzelner ohne die Gruppe schaffen. Biologie, Technik und Hauswirtschaften ergänzen sich hier in den verschiedenen Teilbereichen in idealer Form. Technik leistet die Erschaffung solider Rahmenbedingungen und die Biologie gewährleistet die fortlaufende Betreuung - der Schwerpunkt liegt hierbei natürlich auf der Biologie – Hauswirtschaften verarbeitet die zwangsläufig entstehenden Produkte des Garten Teils des Projekts. Die Schüler erfahren hierbei eine ihnen neue Form des Lernens. Sie sind nicht mehr die Empfänger, die nur kognitiv verarbeiten müssen, sondern sie sind nun für alles zuständig. Sie müssen kognitiv, haptisch und sozial arbeiten. Das natürlich in ihnen liegende Interesse wird geweckt, und die Möglichkeit zur Anwendung wird geschaffen. Sie fertigen in teilweise sehr anstrengender Tätigkeit eine Leistung, die zu einem konkreten Produkt führt, dieses erschafft und zu anderen auch längerfristig erhalten bleibt. Jeden Tag können sie Garten, Biotop und Tiere sehen und begreifen. Die Identifizierung mit ihrer Schule als besonderer Ort ist teilweise sogar so stark, dass Schüler vergangener Jahrgänge, die schon lange ihren Abschluss in der Tasche haben, zu Besuch kommen und sehen wollen, wie es dem Garten und den Tieren so geht. Ihre Tätigkeit an der Schule entspricht der Stärkung ihrer Kompetenzen in allen Bereichen – personal, sozial, medial und fachwissenschaftlich –und stärkt ihre Identifizierung mit dem Lernort Schule wie sonst nur sehr selten. Ein solches Projekt kann grundsätzlich an jeder Schule durchgeführt werden – Ähnliches habe ich vorher an der Otto-Hahn Realschule Lahr auf einem asphaltierten Parkplatz entwickelt–. Voraussetzung sind Lehrer die bereit sind jede Menge Freizeit und Materialien sowie finanzieller Mittel bereitzustellen. Schule und Gemeinden können leider in Zeiten knapper Kassen nur anteilig an den Kosten teilhaben, wenn sie natürlich dies auch gerne umfassender tun würden. Alle Schüler haben dieses natürliche Interesse zur Natur und zum Arbeiten mit ihr in sich, man muss es nur wecken und fördern. In welchem Maße hierbei die Fähigkeiten zur Empathie und zum sozialen Interagieren in einer Zeit der medialen Isolierung geschaffen werden, kann meiner Meinung nach nicht hoch genug bemessen werden. In allen Bereichen des Lebens werden die Schüler diese Christoph Illy 2 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 Fähigkeiten benötigen. Vielleicht erinnert sie sich z.B. später einmal daran wie sie sich in schwierigeren Projektphasen gegenseitig geholfen haben, um Lösungen zu finden wenn sie in Alltag vor einem Problem in der Arbeitswelt oder Familie stehen. Vielleicht erinnern sie sich an die Freude ihres Patentieres bei ihren Besuchen wenn sie das Leid eines anderen Tiers oder sogar Menschen im Alltag sehen und reagieren verständnisvoll und helfend, anstatt ein Video zu erstellen und es mit dem Kommentar „LOL“ zu posten. B.) Aktueller Lehrplan, Alltag der Schülerinnen und Schüler, Überprüfung des Lernfortschritts, Dimensionen der Schüler Leistung, Gewinn für die beteiligten Schüler B1) Unterstützung des aktuellen Lehrplans für den eingereichten Unterricht Fachbereich Naturwissenschaftliches Arbeiten / Teilbereich Biologie Die Prinzipien des Lebendigen verstehen ( Stoffwechsel und Energiewandlungsprozesse erkennen und beschreiben) Ökologisch verantwortlich handeln ( typische tierische und pflanzliche Organismen der Lebensgemeinschaft erfassen, dokumentieren und deren Angepasstheit an ihren Lebensraum zu beschreiben; die wechselseitig Abhängigkeit von Arten aufzeigen; beeinflussende abiotische Faktoren erfassen und bewerten; den Stoffkreislauf am Beispiel von Kohlenstoff und Sauerstoff erfassen und beschreiben; Problematik der Eingriffe des Menschen in Ökosystheme erkennen und beschreiben) Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Ereignisse in der öffentlichen Diskussion wahrnehmen und bewerten. Kompetenzerwerb im themenorientierten Unterricht (Wie Tiere leben; Pflanzen leben anders; Erfassen eines Lebensraums; Luft; Wasser; Vom Rohstoff zum Produkt) Kompetenzerwerb im Projektunterricht Fachbereich Technik Objekte entwickeln und herstellen Gelegenheit bieten ihre eigenen persönlichen Möglichkeiten und Chancen zu finden. Versorgung und Entsorgung Bauen und Wohnen Fachkompetenz ( entwickeln, planen, herstellen; Funktionszusammenhänge erkennen; Objekte technographisch darstellen) Methodenkompetenz ( Projekte planen, durchführen und auswerten; Projektergebnisse dokumentieren und präsentieren; technische Objekte sachgerecht bedienen) Personale Kompetenz ( bei Widerständen und Schwierigkeiten durchhalten; selbständig und zuverlässig arbeiten; sich bezüglich der Berufswahl orientieren) Sozialkompetenz ( im Team arbeiten; hilfsbereit sein; Konflikte aushalten und sachlich austragen; sich und andere in eine Gruppe integrieren) Christoph Illy 3 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 Allgemein Punkt 5 der Inhalte „Bauen und Wohnen“ (Handlungsperspektive; Strukturperspektive; vorberufliche Orientierung) Fachbereich Mensch und Umwelt Gesellschaftlicher Bereich ( Einflüsse der Umwelt auf die eigene Gesundheit erkennen) Wirtschaft ( unterschiedliche Einkaufstätten des täglichen Bedarfs erkunden und bewerten) Ernährung ( mit Lebensmitteln sachgerecht umgehen; ausgewählte Lebensmittel bewerten; Qualität ausgewählter Lebensmittel beurteilen; Lebensmittelqualität) B2) Alltags und Praxisbezug des Unterrichts für die Schülerinnen und Schüler Der Umgang mit Lebewesen und die Fähigkeit zur Empathie genauso wie technische und alltäglich benötigte hauswirtschaftliche Fähigkeiten benötigen die Schülerinnen und Schüler in vielen Bereichen ihres Alltags. Sowohl im Umgang mit anderen Menschen, in ihrer Rolle als Verbraucher sowie auch bei der Berufswahl. Die erworbenen Kompetenzen können ihnen helfen, wichtige soziale genauso wie biologische Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglichen eine in diesen, geübten Teilbereich fundiertere Beurteilung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dies kann ihnen bei der Berufswahl helfen (kann ich gut mit Menschen / Tieren umgehen? bin ich gerne in der Natur? Interessiere ich mich für entwickelnde Abläufe? Etc.), und bei tägliche Entscheidungen unterstützen. B3) Überprüfung des Lernfortschritts in den verschiedenen Dimensionen der Schülerleistung. Inhaltlich, fachliche Dimension Bewertung der praktischen Ergebnisse ihrer Arbeit. Dies geschieht mit den üblichen Mitteln Methodische Dimension Bewertung gemäß dem beigefügten, einfachen Beurteilungsbogen. Sozial – kommunikative Dimension Überprüfung des täglichen Umgangs der Schüler mit Mitschülern. Sowohl im Projekt wie auch im „normalen“ Unterricht. Erstellung der sozialen Note. Persönliche Dimension Kommunikation mit den Schülern selber, ihren Eltern, ggf. dem Schulsozialarbeiter über ihre Entwicklung. In diesem Bereich kann natürlich keine Note erstellt werden. Nicht alle Lernfortschritte können hier mit Noten bewertet werden. Sie liegen im nicht benotbaren sozialen Bereich. Sind aber nicht weniger wichtig!!! Tatsächlich ist die personale Entwicklung der wichtigste Bereich des Projekts. Christoph Illy 4 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 B4) Größter Gewinn des eingereichten Unterrichts für die beteiligten Schülerinnen und Schüler Wertschätzung und Respekt gegenüber Lebewesen entwickeln Verantwortung für Lebewesen übernehmen Individuelle Stärken fördern und schätzen Sozialkompetenz entwickeln Bedürfnisse richtig einschätzen können C.) Planung und Verlauf des Unterrichtes Als ich im Schuljahr 2002 an die Falkenrealschule kam, fiel mir auf, dass der BiologieUnterricht leider sehr theoretisch und auf das Klassenzimmer bezogen war. Dies schien mir sehr gegen den Grundsatz des Biologie Unterrichts – „Achtung vor dem Lebendigen zu erzeugen“ – zu stehen. Daher suchte ich nach Möglichkeiten, um dieses zu ändern. An sich sollte dies für Biologie-Lehrer sehr einfach sein, da sich die Biologie und das Leben überall um uns befinden. Doch dieser einfache und wahre Satz muss erst einmal konkret umgesetzt werden. Auf dem Gelände unserer Schule waren einige Wiesen und ein kleines von Vorgängern angelegtes Tümpelchen, das leider nicht sehr gepflegt war, aber viele Möglichkeiten bot. Alleine war eine Grund-Renovierung von mir nicht zu schaffen, so dass ich im Jahr 2003 bei den Kollegen der FachbereicheTechnik und MUM um Hilfe nachfragte, welche diese auch gerne zur Verfügung zu stellen bereit waren. Auch unser damaliger Rektor – HerrKiefer – war der Sachegegenüber sehr aufgeschlossen und bereit, voll und ganz hinter der Sache zu stehen. Dies war auch dringend nötig, da der Mikrokosmos einer Schule so manche Hürden in sich trägt, an die man nicht denkt und die schnell zu Stolpersteinen werden könne. So war es etwa nicht möglich die Kinder in ihrem konkreten Klassenzimmern an Tiere und Pflanzenheranzuführen, da zum einen keine Betreuung in den Ferien gewährleistet werden konnte und zum anderen schon der kleinste Geruch oder die kleinste Emission, etwa von Haaren oder Einstreu, regen Protest wenn nicht sogar Allergien hervorrufen konnte. Tiere im Klassenzimmer, Brutversuche mit Hühnern, etc. habe ich mehrfach versucht und auch durchgeführt, doch dann wieder aufgegeben, da ich Herrn Kiefer die häufigen Gespräche mit „belästigten“ Kolleginnen und Kollegen nicht mehr zumuten konnte. Ich entschloss mich daher dazu, diesen Teil auf mein Klassenzimmer zu beschränken. Das Klassenzimmer formte ich zum „grünen Klassenzimmer“, mit vielen Pflanzen und Aquarien, Axolotln, Fischen, Rippenmolchen und Stabheuschrecke, deren Betreuung ich im Alleingang, natürlich zusammen mit den Schülern, gewährleisten und finanzieren konnte. - Der positive Effekt auf mich und meine Schülern der fünften und sechsten Klassen hinsichtlich Selbstständigkeit, Sozialverhalten und Identifikation mit dem Lernort Schule ist hierbei allerdings unbestritten und auch von Eltern und Kollegen bestätigt. Christoph Illy 5 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 Der Außenbereich war also der Teil in dem „Natur konkret“ stattfinden konnte. Der Bereich um den A-Bau war als Schulgarten angelegt worden und von meiner Vorgängerin als Ökoschutzbereich geführt worden. Es gab Wiese, Totholz und sandige Bereiche für Pilze. Zusammen mit den angesprochenen Kollegen machte ich mich daran, diesen Garten umzupflanzen. Es brauchte einen anständigen Zaun, um ständiges Durchlaufen zu verhindern, Wege, um die zu erstellenden Beete zu erreichen und natürlich die Beete. Die MUM Kolleginnen nannten mir die Gemüse-Sorten die sie im Unterricht gut verarbeiten und gebrauchen konnten. Herr Hellingermachte sich ans Werk, um im Technik Unterricht einen kompletten Gartenzaun mit Fundamenten für den zukünftigen Biogarten zu erstellen. 2004 war dieser auch fertig erstellt und ersetzte den alten wackeligen Drahtzaun, der nicht einmalFalllaub abgehalten hatte. Im Garten befanden sich schon zwei Apfelbäume und eine Birne, so dass Obsterst einmal nicht von uns angebaut werden musste. Die Beetemussten angelegt und Wege verlegt werden. Dies sollte alles zu den Festivitäten des 80ig jährigenJubiläums der Schule 2008 fertig sein. Die Schüler meiner damaligen sechsten Klasse bildeten Arbeitsgruppen, um das Projekt zu planen. Es gab zu bedenken, was wo wann wie besorgt werden müsste,wer was bauen konnte und welche Gemüsearten aus der MUMliste ihre Zustimmung fanden. Dieser theoretische Teil brauchte sehr lange, da es für die Schüler sehr schwierig war, sich in die natürlichen Begebenheiten hineinzudenken. Sachen wie etwa Standortfaktoren – Licht, Wärme, Niederschlag, Speicher Fähigkeit des Bodens, etc.- oder etwa Unverträglichkeiten – Tomaten nie neben Kartoffel, etc. – waren für sie völlig neu und sehr schwierig zu verstehen. Allerdings war auch sehr interessant zu erkennen, wie sehr sich die Kinder hier hineinarbeiten konnten und mit welchem Interesse sie sich ans Werk machte. Handy und Internet waren zwar damals noch nicht so sehr und heftig in ihren Köpfen, aber es gab auch damals schon genügend technische Ablenkung, so dass ich sehr erfreut war dieses natürliche Interesse zu sehen, was zudem immer stärker wurde. Nachdem diese Phase der theoretischen Evaluierung abgeschlossen war,musste vor Ort weitergeplant werden. Die Planung sollte so weit wie möglich von den Schülern erfolgen, die Hilfe durch Lehrer und / oder Eltern sollte sich auf das zur Verfügungstellen der Materialien beschränken. Die Schüler ermittelten selbständig die benötigten Mittel. D.h. wie viele Gehwegplatten, welche Menge an Humus, Mutterboden und Sandsowie Setzlingen wurde benötigt, und wo waren diese zu beschaffen? Sollte der Garten in einen völligen Nutzgarten umgewandelt werden, oder sollte ein Teil als Natur Schutzzone erhalten bleiben? Viele Fragen, die von den Schülern erkundet, besprochen und diskutiert werden mussten. Es war sehr erstaunlich zu sehen, wie diese Kinder der Fernsehgeneration in der Lage waren, selbständig und vernünftig zu handeln, wenn man sie nur – geringfügig gesteuert – lässt. In der praktischen Bauphasen war folgende Aufteilung der Garten-Bereiche das Ziel: drei große Beete sollten angelegt werden, die von einem biologischen Bereich mit Büschen – Flieder und Hasel – und Totholz Bereich sowie einer Felsenburg für Kleinlebewesen durch einen gepflasterten Weg getrennt waren. Die Beete wurden achtzig cm tief ausgehoben und Christoph Illy 6 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 dann mit neuem Mutterboden und Humus-Gemisch aufgefüllt. Diese sehr anstrengende Tätigkeit wurde von mir auch mit körperlicher Hilfe unterstützt, da wohl an die zweitausend Schubkarren Fahrten nötig waren, um alten Boden abzutransportieren und neuen Boden hinzutransportieren. Nach schier unendlich langer Zeit hatten wir es jedoch geschafft, und die Beete waren fertig. Den gepflasterten Weg legten die Schüler selbständig an, obwohl ich ihnen auch hier Hilfe anbot. Sie wollten es jedoch selber machen. Die Wegstrecke wurde 5 cm tief ausgehoben, dieser Graben wurde mit Kies unterfüllt, auf den dann weicher Sand kam, um den Gehwegplatten ein stabiles und trockenes Bett zu geben. Am Schluss wurden hierauf die Gehwegplatten verlegt. Als all dies geschafft war, wurden die Beete mit Gemüse – Salat, Kartoffel, Gurken und Kohlrabis - bepflanzt, in der von den Schülern gewählten Verteilung. Der Biogarten war nun fertig. Bis 2009 wurde der Biogarten von den Schülern bereut und gepflegt und entsprechende Ergebnisse bei der Ernte erzielt. 2009 wurde der Garten durch Bauarbeiten der Stadt zerstört. Um diesen Teil des Projekts nicht vollkommen sterben zu lassen, erstellten wir 2010 drei Hochbeete. Diese werden nun betreut und erbringen weiterhin gute Ernten. Der zweite große Bereich war der Tümpel. Bevor wir hier irgendwie renovieren konnten, musste natürlich dem Versicherungsschutz genüge getan werden, und der gesamte Bereich wurde von Herrn Hellinger und seinen Schülern mit einem der sehr bewährten und stabilen Holzzäunen auf Fundament umformt. Dies geschah 2008. Das Ökosysthem See hat nun jedoch ganz andere Ansprüche als der Garten, und so mussten die Schüler erneut von vorne beginnen – Planung und Informationsbeschaffung gingen hier jedoch erstaunlich schnell von statten, da die Erfahrungen aus dem Garten-Teil sehr zugute kamen. Schnell wurde klar, dass die Schüler nur die Voraussetzungen schaffen wollten, soweit es hier möglich war, den Rest sollte die Natur selber schaffe. Der Teich wurde als Kleinbiotop mit Tief- und Flachwasser-Bereich konzipiert. So dass am Ende 10 bis 60 cm tiefe Bereiche entstehen sollten, um ein Überwintern der Organismen zu ermöglichen. Es wurde auch beschlossen, die starre Plastikform durch flexiblere Folie zu ersetzen. Die Arbeiten hierzu gestalten sich als teilweise kurzweilig, da aus dem Schlamm des alten Tümpels neben Glasscherben auch allerlei belustigende Gegenstände – Anhänger, Kassetten vergangener Popstars und auch ein kompletter Schlüsselbund – geborgen wurden. Nachdem der alte Tümpel geleert und die Plastikform entfernt worden war, wurde der neue Umriss ausgehoben, von Steinen und Scherben befreit und mit Sand ausgekleidet. Am Schluss wurde die Folie ausgebracht und das Wasser eingefüllt. Alles weitere wurde der Natur überlassen – was angesichts eines Hausmeisters mit der einem Biolehrer grundsätzlich entgegengebrachten Ansicht von Gartengestaltung, nicht immer einfach ist. Jährlich dokumentieren die Schüler den Fortschritt ihres Biotopes im Frühjahr und es haben sich wunderbare Erfolge eingestellt. Rohrkolben, Tausendblatt und allerlei Sumpfpflanzen haben sich angesiedelt, Bergmolche, Libellen und viele andere Insekten leben und Christoph Illy 7 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 vermehren sich hier, so dass das Biotop nicht nur ein Erfolg für die Schüler, sondern auch für den Lebensraum Schule geworden ist. Der letzte Teil unseres Projekts sind die Tiere. Da mir schnell klar wurde, dass eine Haltung von Tieren im Schulhaus aus den oben genannten Gründen, nicht möglich sein würde, habe ich mich dafür entschlossen, diese im Biogarten zu halten, natürlich in vollem Bewusstsein, dass dieses nur unter strengen Auflagen möglich wäre. Dieser Teil des Projektes steht unter Überwachung desFreudenstädter Veterinäramtes. Teile der ständigen Kosten übernahm die Schule. Die Ferien Versorgung muss ich jedoch größtenteils selbständig übernehmen, da kein Schlüssel der Schule an Schüler ausgegeben werden darf. Jedoch trotz alledem habe ich mich hierfür entschlossen, und es war es wert, zumal mir auch hierbei die Unterstützung des Kollegiums der Falkenrealschule sicher war. Herr Hellinger fertigte mit seinen neuner Klassen einen Unterstand. Hierzu wurde von den Schülern ein Beton-Boden verlegt und ein stabiler wetterabweisender Unterstand gebaut. Dessen Frontseite wurde, um Besuch von Kleinraubtieren und Nagern abzuwehren, mit Volierendraht verspannt, an dem auch noch eine solider Isolierung angebracht werden kann, um ein weitgehend frostfreies Überwintern der Tiere zu ermöglichen. Alle Schüler der Schule können in diesem Meerschweinchenprojekt mitmachen, und es tun dies auch Schüler von Klasse 5 bis Klasse 10. Die Schüler suchen sich eines der 21 Tiere als Paten aus und betreuen dies von nun an. Natürlich wurde einer Vermehrung der Tiere durch Kastration vorgebeugt!! In den Pausen können die Tiere besucht und bespielt sowie anderweitigverwöhnt werden. In regelmäßigen außerunterrichtlichen Treffen werden die Tiere gepflegt, versorgt und gereinigt. Sollte ein Schüler aus irgendwelchen Gründen die Schule verlassen müsse, Umzug, Schulwechsel oder Abschluss, so ist es ihm möglich sein Patentier mitzunehmen um die entstandene Bindung nicht abreißen zu lassen. Diese wird auch durch Minimierung der Elternkosten durch Käfig- und Partnertierspenden des Projektes unterstützt. Um den Bereich um den Meerschweinchenstall wohnlicher zu gestalten, hatte der Kollege Herr Kohler die gute Idee, im Technik Unterricht stabile Parkbänke zu erstellen um diese hier aufzustellen. Die Schüler arbeiten hier mit Beton und Holz. Diese Bänke haben sich inzwischen zu einem richtigen Renner entwickelt, so dass sie nun im fünften Jahr gebaut werden und das gesamte Schulgelände bereichern. Auch der Bereich Kunst hat diese Bänke inzwischen entdeckt. Da die Apfelbäume im Biogarten ein solcher Erfolg sind, entwickelten wir im Projekt 2010 die Idee eines eigenen Apfelgartens auf einer ungenutzten Rasenmäher Region unseres Schulgeländes am C-Bau. Um sie für die Schüler erreichbarer zu machen, wurden hier fünf Niederstammbäume verschiedener Apfel-Sorten gepflanzt. Die Ernte ist noch recht dürftig, wird jedoch besser und soll den Schülern in Biologie und in MUM ermöglichen neue, unbekannte Apfel Sorten kennenzulernen. Christoph Illy 8 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 Es zeigt sich dass es manchmal nur einen Anstoß braucht, um Schüler ein kleinwenig anzuregen und es kann sich eine wahre Evolution der Veränderung an einer Schule entwickeln. Viele Fächer sind in der Lage in einem solchen langjährigen Projekt fächerübergreifend zusammenzuarbeiten, wie hier seit nun mittlerweile elf Jahren. Es schlummert ein Potential in jedem, das nur angeregt werden muss, um neue Wege frei zu machen. D.) Anhang, Bilder und Unterrichtsmaterialien Bewertungsbogen Bilder zum Projekt Christoph Illy 9 Natur konkret Nr.LP-2009-63- 44 E.) Erklärung Copyright-Erklärung 1.) Wir versichern, dass unser Wettbewerbsbeitrag eine eigene geistige Leistung ist und wir über die Autorenrechte verfügen. 2.) Wir sind damit einverstanden, dass er den Lehrkräften öffentlich zur persönlichen Verwendung im Unterricht angeboten wird. (Eine kommerzielle Verwendung durch andere Lehrkräfte ist dabei untersagt) 3.) Wir unterstützen die Veröffentlichung mit der Bereitstellung von auch internettauglichem Material. ----------------------------------------Ort, Datum -------------------------------------(Unterschrift)