Klausur Spieltheorie (SoSe 2004) -1- Prof. Dirk Bergemann Klausur Spieltheorie Die Klausur dauert 120 Minuten. Es gibt 4 Aufgaben, die alle bearbeitet werden sollen. Die Punkte, die jeder Aufgabe zugeordnet sind, beschreiben das Gewicht der Aufgabe für die Gesamtnote und können gleichzeitig als Indikation für Ihr Zeitbudget verwandt werden. Die Gesamtzahl der Punkte beträgt ebenfalls 120. Aufgabe 1 (Statische Spiele mit vollständiger Information) (25 Punkte) Betrachten Sie das folgende Spiel mit freiwilligen Beiträgen zu einem öffentlichen Gut. Es gibt I Agenten, von denen jeder Nutzen aus seinem privaten Vermögen und Nutzen aus einem öffentlichen Gut G zieht. Agent i ∈ {1, . . . , I} kann also entscheiden P welchen Betrag gi er von seinem Guthaben w > 0 zum öffentlichen Gut G = Ij=1 gj beitragen möchte (wobei 0 ≤ gi ≤ w). Der Nutzen von Agent i ergibt sich zu: ! I X ui (g1 , ..., gI ) = ln (w − gi ) + ln gj . j=1 und jeder Spieler muß sich unabhängig entscheiden, wie viel er zu dem öffentlichen Gut beitragen möchte. a) Definieren Sie die Situation als ein Spiel und definieren Sie ein reines NashGleichgewicht. b) Berechnen Sie das eindeutige symmetrische Nash Gleichgewicht (in reinen Strategien). c) Berechnen Sie die Psozial optimale Allokation für die Wohlfahrtsfunktion W (g1 , . . . , gI ) = Ii=1 ui (g1 , . . . , gI ). d) Brechnen Sie die Differenz zwischen den sozial optimalen Beiträgen und den Beiträgen im Nash-Gleichgewicht für eine gegebene Anzahl I von Agenten. Klausur Spieltheorie (SoSe 2004) Aufgabe 2 -2- (Wiederholte Spiele) Prof. Dirk Bergemann (40 Punkte) Zwei Pharmakonzerne kennen als einzige die Rezeptur eines neuen Medikamentes “Ressaw Run”, das besonders arm an Nebenwirkungen ist. Die Herstellung des Medikamentes verursache keine Kosten und die Nachfrage Q nach dem Medikament beträgt Q = K − P, wobei P der (niedrigere) Preis sei und K > 0 eine fixe Konstante. Die Firmen stehen im Preiswettbewerb, d.h. die gesamte Nachfrage geht an die Firma mit dem niedrigeren Preis. Bei identischen Preisen verteilt sich die Nachfrage zu gleichen Teilen auf die beiden Firmen. a) Berechnen Sie den Monopolpreis und den Monopolgewinn im statischen Fall. b) Welche Preise setzten die Firmen im Nash Gleichgewicht bei Preiswettbewerb im statischen Fall? c) Betrachten Sie das unendlich oft wiederholte Spiel mit einem Diskontfaktor von 0 < δ < 1. Geben Sie vollständige teilspielperfekte (Grimm-Trigger)Gleichgewichtsstrategien an, unter denen die zwei Firmen Kollusion aufrechterhalten, d.h. im Gleichgewicht teilen sich die Firmen den Monopolgewinn. Was ist der niedrigste Diskontfaktor δ bei dem sich perfekte Kollusion als teilspielperfektes Gleichgewicht stützen läßt? Nehmen Sie nun an, dass die Nachfrage mit der Konjunktur schwankt. Während eines Booms (KB = 4) ist die Nachfrage QB = 4 − P, und während einer Rezession (KR = 2) beträgt die Nachfrage QR = 2 − P. In jeder Periode gibt es mit gleicher Wahrscheinlich einen Boom oder eine Rezession und die Firmen erfahren dies, bevor sie ihre Preise setzen. (Mit anderen Worten kommt es in jeder Periode mit 50% Wahrscheinlichkeit zu einer Rezession oder mit 50% zu einem Boom. Die Wahrscheinlichkeiten sind unabhängig über die Perioden verteilt. Wenn z.B. heute eine Boomperiode ist, gibt es morgen mit gleicher Wahrscheinlickeit einen Boom oder eine Rezession.) d) Geben Sie Grimm-Trigger-Strategien an, die in dieser zufällig fluktuierenden Ökonomie beiden Firmen Kollusionsprofite (halbe Monopolgewinne) entlang des Gleichgewichtspfades sichern. e) Was ist der niedrigste Wert für δ bei dem eine Trigger-Preisstrategie den jeweiligen Monopolpreis sowohl in Rezessionen, als auch in Boomperioden als ein teilspielperfektes Gleichgewicht stützen kann? f) Wie sollten die Firmen die Trigger-Preisstrategien anpassen um möglichst profitable Kollusion zu stützen, wenn δ knapp unter den in der letzten Teilaufgabe berechneten Wert fällt? Sollten die Strategien unterschiedlich für Boomzeiten und für Rezessionen angepasst werden? (Sie sollten zunächst mit einer verbalen Diskussion beginnen und dann Ihre Intuition mit einer Rechnung untermauern.) Klausur Spieltheorie (SoSe 2004) -3- Aufgabe 3 (Statische Spiele mit unvollständiger Information) Prof. Dirk Bergemann (20 Punkte) Betrachten Sie die folgende strategische Situation. Zwei verfeindete Armeen sind bereit eine Insel anzugreifen. Der jeweilige General von jeder Armee hat die Wahl zwischen “angreifen”oder “nicht angreifen”. Zusätzlich ist jede Armee entweder “stark”oder “wankelmütig”mit gleicher Wahrscheinlichkeit (die Ziehungen für beide Armeen sind unabhängig), und jeder General kennt nur den Typ seiner eigenen Armee. Die Auszahlungen ergeben sich folgendermaßen: Die Insel hat einen Wert von M = 10 für denjenigen, der sie einnimmt. Eine Armee kann die Insel einnehmen, wenn entweder der Gegner nicht angreift, oder wenn die eigene Armee stark ist und der Gegner wankelmütig. Falls zwei Armeen gleicher Stärke die Insel angreifen, kann keiner die Insel einnehmen. Eine Armee hat “Kosten”, wenn es zum Kampf kommt, die s = 6 für eine starke Armee betragen und w = 8 für eine wankelmütige. Falls der Gegner nicht angreift, entstehen keine Kosten. Modellieren Sie diese Situation als ein Bayesianische Spiel und identifizieren Sie alle Bayesianischen Nash Gleichgewichte in reinen Strategien. Klausur Spieltheorie (SoSe 2004) -4- Aufgabe 4 (Statische Spiele mit vollständiger Information) Prof. Dirk Bergemann (35 Punkte) Betrachten Sie eine linienförmige Stadt der Länge 1. Entlang dieses Einheitsintervalls wohnen Konsumenten gleichverteilt mit einer Dichte von 1. Zwei Unternehemen sind an den Endpunkten dieses Intervalls positioniert, also bei 0 bzw. bei 1. Jedes Unternehemen i produziert eine Menge eines Gutes von Wert v > 0 zu konstanten Grenzkosten c = 0. Die Präferenzen der Konsumenten werden durch die Nutzenfunktion Ui = v − di − pi beschrieben, falls ein Konsument mit Abstand di zur Firma i eine Einheit (von Wert v) zum Preis von pi konsumiert. Der Konsumer kauft maximal eine Einheit des Gutes und, falls er nichts kauft, sei sein Nutzen 0. Die Firmen setzten jeweils unabhängig voneinander ihre Preise, stehen also im Preiswettbewerb (evtl. hilft es Ihnen, sich die Situation zu skizzieren). a) Definieren Sie für dieses Modell, was ein (symmetrisches) Nash Gleichgewicht in reinen Strategien ist. b) Betrachten Sie zunächst die Situation, in der der Wert v des Gutes für die Konsumenten so groß ist, dass Sie das Gut auf jeden Fall bei einer der beiden Firmen kaufen. (Sie können also zunächst vereinfachend annehmen, dass die Preise nur beinflussen, bei welcher Firma die Konsumenten einkaufen.) i) Welchen Preis P setzen beide Firmen im symmetrischen Nash Gleichgewicht in reinen Strategien? ii) Welchen Wert v muß das Gut mindestens für die Konsumenten haben, damit bei diesen Preistrategien auch tatsächlich alle Kunden das Gut kaufen (d.h. ihr Nettonutzen v − di − p ≥ 0 ist)? c) Betrachten Sie nun die entgegengesetzte Situation, in der der Wert v des Gutes für die Konsumenten so niedrig ist, dass einige Konsumenten sicher nicht kaufen. i) Welche Preise setzten beide Firmen im symmetrischen Nash Gleichgewicht in reinen Strategien? ii) Welchen Wert v darf das Gut maximal für die Konsumenten haben, damit tatsächlich einige Konsumenten bereit sind, bei diesen Preisstrategien nicht zu kaufen? d) Welche Preise setzten die Firmen im symmetrischen Nash Gleichgewicht in reinen Strategien, wenn der Wert v des Gutes zwischen diesen Schranken liegt, wenn also v < v < v ?