Seite 1 Gesäugetumore bei Hund und Katze Ihr Tier hat eine tastbare Veränderung im Gesäuge, bei der es sich um einen Tumor handeln könnte. Ihre eigene, tatkräftige Mithilfe und eine besonders sorgfältige Beobachtung sind notwendig, um die beste Behandlung für Ihre Hündin bzw. Ihre Kätzin zu finden. Dieses Informationsblatt soll Ihnen helfen, die vorgeschlagenen Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen und eventuelle Veränderungen am Gesäuge Ihres Tieres richtig einzuschätzen. Wie kommt es zu Gesäugetumore Genau wie beim Menschen, ist die Entstehung von "Krebs" auch beim Tier nicht genau geklärt. Speziell bei Gesäugetumoren gibt es jedoch gesicherte Erkenntnisse, dass bestimmte Hündinnen bzw. Kätzinnen besonders häufig daran erkranken. Es sind vor allem Muttertiere, welche die Welpen von einem oder mehreren Würfen gesäugt haben. Auch unkastrierte Hündinnen, die regelmäßig läufig geworden sind, haben, ebenso wie unkastrierte Kätzinnen, ein Risiko von ca. 40% an Gesäugekrebs zu erkranken. Bei Hündinnen, die dazu noch regelmäßig scheinschwanger werden, erhöht sich dieses Risiko auf ca. 60%. Warum ist das so? Man vermutet, dass die vermehrte Durchblutung des Gesäuges nach einer Läufigkeit oder Rolligkeit die Entwicklung und Ausbreitung von Krebszellen fördert. Zusätzlich unterliegt der Hormonhaushalt unkastrierter weiblicher Tiere ständigen Schwankungen, und jeder neue Hormonschub während eines neuen Zyklus erhöht das Risiko. Hündinnen und Kätzinnen bekommen dagegen fast nie Tumoren im Gesäuge, wenn ihnen frühzeitig, d.h. bei Kätzinnen innerhalb der ersten neun Lebensmonate, bei Hündinnen innerhalb der ersten zwei Läufigkeiten, beide Eierstöcke entfernt werden. Die Kastration ist also die wichtigste und effektivste Vorbeugemaßnahme gegen Gesäugetumoren beim Tier. Mein Tier hat schon einen Tumor, was kommt jetzt auf mich zu? Leider kann man einem Tumor nicht von außen ansehen, ob er gutartig oder bösartig ist. Oberstes Ziel einer Behandlung ist es, den schon entstandenen Schaden zu begrenzen. Um festzustellen, ob der Tumor schon Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat, ist eine Röntgenuntersuchung der Lunge und eine Untersuchung der vielleicht schon geschädigten inneren Organe mit Hilfe einer Blutuntersuchung dringend geboten. Wenn (hoffentlich) alle Werte weitgehend normal sind, stellen diese Untersuchungen auch eine wichtige Entscheidungshilfe für eine baldige Operation dar. Dies wird besonders schnell notwendig werden, wenn der, bzw. die Tumoren anfangen zu wachsen Bei fast jedem anderen Tumor kann man zusätzliche Erkenntnisse durch eine sogenannte "FeinnadelAspirations-Biopsie" gewinnen. (Hierbei wird mit einer Kanüle in den Tumor gestochen und versucht, etwas Material aus dessen Inneren zu gewinnen. Dieses Gewebe wird dann unter dem Mikroskop untersucht und man erhält so Anhaltspunkte, ob es sich eher um einen gut- oder um einen bösartigen Tumor handelt.) Tumoren des Gesäuges bestehen aber so häufig aus verschiedensten Geweben, die sowohl gutartig als auch bösartig sein können, so dass eine genaue Aussage über die Bösartigkeit mit Hilfe dieser Methode nicht möglich ist. Im Normalfall wird bei einer Operation von Gesäugetumoren auch ein großer Teil des gesund erscheinenden Gewebes, meist die gesamte Milchleiste der betroffenen Seite, mit entfernt, da es leider oft schon mit mikroskopisch kleinen Geschwülsten durchsetzt ist. Seite 2 Kann man nicht ertasten, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist? Nein, das ist nicht möglich, obwohl es leider immer wieder "hellseherisch begabte" Personen gibt, die so etwas behaupten! Letzte Sicherheit gibt nur die abschließende mikroskopische Untersuchung des im Ganzen entfernten Tumors, bzw. der Gesäugeleiste, die mehrere Umfangsvermehrungen enthält. Sie wird in speziell dafür ausgerüsteten Spezialpraxen oder -labors durchgeführt. Dort gibt es Tierpathologen, die sich in der Beurteilung veränderter Gewebe auskennen. Eine Tumoroperation ohne Untersuchung des entfernten Gewebes macht wenig Sinn, weil das Tier so eine wichtige Chance verliert. Welche? ...nämlich die, eine dem Tumor gemäße Weiterbehandlung zu erfahren und eine bessere Lebensqualität zu erlangen. Eine Altersgrenze für eine Operation gibt es nicht, da die modernen Narkoseformen auch in der Tiermedizin Chirurgie bis ins hohe Alter gestatten. Tiere, die schon massive Metastasenbildung in der Lunge aufweisen, oder solche, die stark veränderte Blutwerte haben, wird man aber eher von einer Operation ausschließen, da sie keinen wesentlich lebensverlängernden Effekt hätte. Mit ein wenig unterstützender Behandlung können aber auch solche Patienten noch einige Zeit schmerzfrei leben. Wie geht es weiter? Die wichtigste Untersuchung ist das regelmäßige Abtasten des Gesäuges. Kontrollieren Sie bitte unbedingt zu Hause, ob vorhandene Knoten gewachsen, oder ob neue Knoten hinzugekommen sind. Falls Sie unsicher sind, wie Sie Ihr Tier untersuchen sollen, fragen Sie bitte Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt - sie zeigen es Ihnen gern! Wenn ein bösartiger Gesäugetumor festgestellt wurde, sollte außerdem die Lunge regelmäßig mindestens alle sechs Monate auf eventuelle Metastasenbildung kontrolliert werden. An diesen Kontrollterminen kann auch die halbjährliche Blutuntersuchung durchgeführt werden. Bitte lassen Sie Ihr Tier dann nüchtern. Auch die Kontrolle des Gewichtes gibt Hinweise auf den Gesundheitszustand. Bitte wiegen Sie Ihr Tier regelmäßig einmal pro Monat bei sich zu Hause oder in der Tierarztpraxis und informieren Sie Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt, wenn es starke Veränderungen gibt. In unserer Klinik versuchen wir bei bösartigen Tumoren eine Mistel-Therapie, wie sie in der Humanmedizin inzwischen schon weit verbreitet ist. Die Mistelpräparate, die zum Teil in der Klinik und zum Teil zu Hause gespritzt werden, sollen das Abwehrsystem ihres Tieres stärken und damit das weitere Wachstum von eventuell vorhandenen Krebszellen verhindern. Über die zukünftige Lebenserwartung gibt es keine verlässlichen Prognosen. Ein Tier mit bösartigem Krebs hat aber sehr wahrscheinlich nach Stellung der Diagnose je nach Tumorart noch eine Chance auf (laut Statistik) drei Monate bis acht Jahre eines tiergerechten Lebens. Dies können Sie unterstützen, indem Sie durch genaue Beobachtung die Therapie unterstützen, die Termine für die Kontrolluntersuchungen genau einhalten und die verordneten Medikamente genau nach Anweisung verabreichen. Seite 3 Fazit - Nicht jeder Tumor im Gesäuge einer Hündin oder einer Kätzin ist bösartig - Niemand (!) kann von außen sehen oder ertasten, ob ein Tumor gutartig oder bösartig ist - Eine Operation ist notwendig und sinnvoll, um zu wissen, ob ein gutartiger oder bösartiger Tumor vorliegt - Auch bei alten Tieren ist eine Operation sinnvoll. Es gibt sehr schonende Narkoseverfahren mit sehr geringem Restrisiko - Hündinnen, die innerhalb der ersten zwei Läufigkeiten und Kätzinnen, die während der ersten neun Lebensmonate kastriert werden, bekommen so gut wie nie Gesäugetumoren Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung! Ihre Kleintierklinik am Landratsamt Dr. H. Scholl, J. Fritz, Dr. S. Dahnken