Aufgaben als 2-er Gruppenarbeit am Anfang des 1. Vorlesungsblocks (2. Semester) Aufgabe 1 a) Erörtern Sie die Rolle der Leistungsbilanz bei der Feststellung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts laut StabG von 1968. b) Nennen Sie die wichtigsten Positionen der Zahlungsbilanz und erläutern Sie sie jeweils anhand eines beispielhaften Transaktionsvorgangs. Aufgabe 2 Nennen Sie Bestimmungsfaktoren für das Nachfrageverhalten eines Haushalts. Erläutern Sie die für die Faktoren Nutzen und Bedarfsstruktur typischen Beeinflussungsformen. Gehen Sie dabei auf Folgendes besonders ein: a) das erstes und zweite Gossen’sche Gesetz b) atypisches oder anomales Verhalten. Lösung zur Aufgabe 1a) Es hat sich inzwischen durchgesetzt außenwirtschaftliches Gleichgewicht dann anzunehmen, wenn die Leistungsbilanz dauerhaft ausgeglichen ist. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht ist eine Situation, die dadurch gekennzeichnet ist, dass von den wirtschaftlichen Beziehungen des Inlands mit dem Ausland keine negativen Wirkungen auf die binnenwirtschaftliche Entwicklung ausgehen. dies heißt insbesondere möglichst keine importierte Inflation, importierte Arbeitslosigkeit importierte Wachstumsschwäche Tendenz zu importierter Inflation bei positivem Außenbeitrag (X-M) Leistungsexporte sind eine Nachfragekomponente. Die hohe Nachfrage des Auslandes nach heimischen Gütern heizt insbesondere bei festen Wechselkursen im Inland die Inflation an. Die Folge ist ein Prozess der importierten (Nachfrage-)Inflation. Tendenz zu importierter Unterbeschäftigung Ein Leistungsbilanzdefizit oder auch negativer Außenbeitrag bedeutet, dass die importierten Leistungen die Leistungsexporte übersteigen. Das Inland schafft also durch die Importe mehr Beschäftigung im Ausland, als das Ausland über seine Käufe Beschäftigung im Inland bewirkt. Per Saldo findet also ein Export von Arbeitsplätzen oder - was dasselbe ist - ein Import von Arbeitslosigkeit statt. Tendenz zu importierter Wachstumsschwäche Beim Rückgang der Exporte fehlt eine wichtige Absatzsenke für die inländische gesamtwirtschaftliche Produktion. Es kommt zur Wachstumsschwäche. Lösung zur Aufgabe 1b) Struktur der Zahlungsbilanz Leistungsbilanz Leistungsbilanz Kapitalverkehrsbilanz Devisenbilanz (Veränderung der Auslandsforderungen und Verbindlichkeiten [ohne Notenbank] (Veränderung der zentralen Währungsreserven) Die Leistungsbilanz verrechnet die Export/Import-umsätze in Form von Einnahme- und Ausgabeströmen einer Volkswirtschaft mit dem Rest der Welt Struktur der Leistungsbilanz Warenverkehrsbilanz ¾ Handel mit Sachgütern Dienstleistungsbilanz Übertragungsbilanz ¾ grenzüberschreitender Reiseverkehr ¾ Transport und Versicherungsdienstleistungen (grenzüberschreitend) ¾ Patente und Lizenzen ¾ Überweisungen in Heimatländer ¾ Entwicklungshilfe ¾ Beiträge zum Haushalt der EG ¾ Wiedergutmachungszahlungen Lösung zur Aufgabe 2 Bestimmungsfaktoren des Nachfrageverhaltens eines Haushaltes: • • • • • die Nutzeneinschätzung der Güter, die Bedarfsstruktur, die Preise der Güter, die Konsumsumme, die ihrerseits abhängt vom verfügbaren Einkommen und der geplanten Ersparnis bzw. den Kreditmöglichkeiten. Zur Nutzeneinschätzung ¾ Haushalt vergleicht den Nutzen, den der Verbrauch einer Gütereinheit stiftet, mit dem Aufwand, den der Erwerb der Gütereinheit verursacht und der die übrigen Kaufmöglichkeiten einschränkt. ¾ Normalerweise wird ein Haushalt ein Gut nur dann kaufen, wenn er den Nutzen der Gütereinheit höher einschätzt als den Aufwand. ¾ Zumindest jedoch müssen sich der Nutzen der zu erwerbenden Gütereinheit und der Nutzenentgang infolge des gezahlten Preises entsprechen. Nur auf diese Weise kann der Nachfrager durch Markttransaktionen seine Position verbessern. ¾ Der Nutzen ist eine subjektive Empfindungsgröße, d. h., für die Nutzenmessung existiert kein objektiver Maßstab wie z.B. eine Währungs-, Gewichts oder Längeneinheit. Der Nutzen hängt dabei insbesondere ab: • von der Art des Gutes, • vom Zeitpunkt des Verbrauchs und • von der Zahl der bereits verbrauchten Gütereinheiten Der Nutzen wird individuell geschätzt, er existiert, er kann mit dem Nutzen anderer Güterarten verglichen werden, aber in Zahlen kann man ihn nicht messen und ausdrücken. Es gibt nur eine ordinale bzw. relative Vergleichbarkeit: Man sich auf eine Beobachtung stützen, die der deutsche Nationalökonom Hermann Heinrich Gossen (1810-1859) im Jahr 1854 als „Sättigungsgesetz“ formulierte: Dieses erste Gossensche Gesetz bezeichnet man heute als „Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen“. Der Grenznutzen ist der Nutzen, den der Verbrauch einer zusätzlichen Gütereinheit stiftet. Obwohl man den Nutzen kardinal, d. h. mit absoluten Zahlen, nicht messen kann, lässt er sich graphisch veranschaulichen. Der Gesamtnutzen U steigt bis zu einem Maximum, der Grenznutzen u' sinkt auf Null und wird ab der Gütermenge Xo negativ. Weil die Bedingung Grenznutzen ≥ Preis gilt hat die Preis - Absatzkurve den gleichen fallenden Verlauf, wie die Grenznutzenkurve. Mit dem ersten Gossenschen Gesetz kann also das bekannte Nachfragegesetz: „Mit sinkendem Preis eines Gutes steigt die nachgefragte Menge nach diesem Gut und umgekehrt“ zutreffend erklärt werden. Die Nachfrage eines Haushalts nach Gut X hängt ceteris paribus von dessen Preis P ab. Typische Nachfragekurven verlaufen also wie die Grenznutzenkurve im Koordinatensystem von links oben nach rechts unten. Das Nachfragegesetz schließt nicht aus, dass auch untypisches Nachfrageverhalten möglich ist. ¾ Giffen Fall. Preiserhöhung dieses Gutes belastet das Einkommen so stark, dass der Kauf von höherwertigen (superioren) Gütern (z. B. Fleisch) zugunsten von geringerwertigen (inferioren) Gütern (z. B. Brot) eingeschränkt wird. ¾ Den anomalen Verlauf der Nachfragekurve kann man auch bei Gütern beobachten, mit denen man Wohlstand demonstrieren kann (Veblen-Effekt) ¾ oder durch die man sich von der Masse der Verbraucher besonders unterscheiden kann (Snob-Effekt). ¾ spekulatives Verhalten kann ebenfalls zu einer anomalen Nachfragekurve führen. (Erwartungen) Zur Bedarfsstruktur Auch die Tatsache, dass es mehrere Güter mit unterschiedlicher Präferenz gibt, kann das Nachfrageverhalten der Haushalte beeinflussen. Die These ist hier im so genannten „2. Gossenschen Gesetz“: Der Gesamtnutzen wird maximiert durch die Rangfolge der Güter. Die Güter, bei denen der Grenznutzen pro Geldeinheiten am größten ist, werden zuerst gekauft.