Programmheft - spielzeit 12/13

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Britten
Adès Brahms
1. SINFONIE- & 1. SOnderKONZERT
12/13
16.9.12 11.00 GROSSES HAUS
17.9.12 20.00 GROSSES HAUS
Einführung mit Künstlern jeweils
45 Minuten vor Beginn im UNTEREN FOYER
18.9.12 19.00 GROSSES HAUS
Mit Moderation und anschlieSSendem
Umtrunk mit Künstlern im MITTLEREN FOYER
Dauer ca. 2 Stunden
BRITTEN ADÈS BRAHMS
1. SINFONIEKONZERT & 1. SONDERKONZERT
Benjamin Britten (1913 – 1976)
Sinfonia da Requiem op. 2020’
Thomas Adès (*1971)
… but all shall be well10’
1.Lacrymosa (Andante ben misurato)
2.Dies irae (Allegro con fuoco)
3.Requiem aeternam (Andante molto tranquillo)
– Pause –
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 1547’
1.Maestoso
2.Adagio
3.Rondo: Allegro non troppo
BADISCHE STAATSKAPELLE
Boris Berezovsky Klavier
Justin Brown Dirigent
Die Konzerte am Montag und Dienstag werden von SWR2
mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt gesendet.
requiem
Wie der alte Richard Strauss hatte auch
der junge Benjamin Britten einen Kompositionsauftrag aus Japan erhalten, ein Stück
zur 2600-Jahr-Feier der kaiserlichen Dynastie im Jahr 1940 zu schreiben. Während
Strauss eine bombastische Ouvertüre verfasste, die zum Glück völlig vergessen ist,
wird die Sinfonia da requiem von Britten
noch heute gespielt. Die Japaner allerdings
fühlten sich von Brittens Werk beleidigt und
protestierten beim britischen Außenministerium: Ein christliches Werk der Trauer zu
einem so glanzvollen Jubiläum einer Nation,
die mitten im Krieg steht? Britten war Pazifist und hatte seine britische Heimat aus
Protest gegen den Krieg verlassen. Er lebte
mit seinem Mentor und Freund W. H. Auden
in den USA, als er durch die britische Regierung den Auftrag erhielt – zunächst ohne zu
wissen, um welches Land es ging.
Komponisten nutzen oft Aufträge, um das
realisieren zu können, was sie sowieso
gerade schreiben wollten, und Britten
2
wollte eben ein Werk schreiben, das all den
unzähligen Opfern nachweint, die der Krieg
forderte. Dass man einem Herrscherhaus
keine Trauermusik zum Jubiläum schenkt,
kümmerte ihn wenig – die Herrschenden
sind es ja, die den Krieg führen. So wurde
das Werk, die erste große Orchesterkomposition des 26-Jährigen, nicht in Tokio
uraufgeführt, sondern in Amerika. John
Barbirolli dirigierte am 30. März 1941 die
New Yorker Philharmoniker, und die Widmung in der Partitur lautete schlicht: „Dem
Gedächtnis meiner Eltern“.
Der Titel Sinfonia da requiem vertuscht
nicht, dass es sich um eine dreisätzige Sinfonie in D handelt, die frei ist von allen liturgischen Elementen. Die Satzüberschriften
Lacrymosa, Dies irae und Requiem aeternam zeigen lediglich an, dass der Komponist
an die Tradition anknüpfen wollte, um von
möglichst vielen Menschen verstanden zu
werden. Die drei Sätze folgen nahtlos aufeinander. „Lacrimosa dies ille“ lautet eine
Benjamin Britten
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Zeile des Requiem-Textes, „Jener tränenreiche Tag“, und so beginnt der erste Satz
denn im Fortissimo mit Paukenschlägen und
einem Orgelpunkt, dessen Grollen unmissverständlich ist. Sehrende Holzbläserklänge, Leidensfiguren in den Streichern tragen
zugleich den Charakter eines Trauermarsches wie eines Wiegenliedes – es ist der
Klang einer Pietà wie von Michelangelo,
einer Madonna, die ihren toten Sohn im
Schoße hält. Die Musik steigert sich zu
erschütternder, mitreißender Kraft und ist
offensichtlich von Mahlers Sinfonik beeinflusst. Auch die Anlage mit zwei langsamen
Sätzen, die um einen raschen gruppiert
sind, zeigt, dass Britten die späten Sinfonien von Gustav Mahler wichtig waren.
Besonders der Ton von dessen Zehnter, die
wegen seines frühen Todes unvollendet
blieb, ist deutlich zu vernehmen.
Mit Allegro con fuoco kommt das „Dies
irae“ („Tag des Zorns“) daher, als sei dies
der Galopp der Apokalyptischen Reiter.
Eher leise als laut, eher gefährlich als
spektakulär. Hier ist die Musiksprache von
Vaughan Williams nahe. Und auch die von
Schostakowitsch, allerdings ganz unbewusst, denn von ihm kannte er noch wenig
und von ihrer späteren Freundschaft konnte
er noch nichts ahnen. Würde man wieder
nach einer Parallele in der bildenden Kunst
suchen, würde man bei Otto Dix fündig.
Der abschließende Satz Requiem aeternam
(„ewigen Frieden“) ist ein sehr langsamer,
ruhiger Trauergesang, der nach Tröstung
sucht: Dolcissimo („so süß wie möglich“)
ist die Vortragsbezeichnung an einer
Stelle. Mit diesem Orchesterwerk brachte
Britten das Empfinden vieler Zeitgenossen
zum Ausdruck. Sein Dichterfreund Auden
schrieb Das Zeitalter der Angst, das Leonard Bernstein später in seiner 2. Sinfonie
The Age of Anxiety vertonte. Der Dirigent
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Sergej Koussevitzky war so von dem Stück
begeistert, dass er Britten das Stipendium
verschaffte, mit dem er seine Oper Peter
Grimes vollenden konnte, die er dann nach
England mitnahm, wo sie ihm 1945 zum
Weltruhm verhalf und die ab 6. Juli 2013
auf dem Spielplan des STAATSTHEATERS
steht.
Schon mit Neunzehn legte Thomas Adès
mit seiner Kammersinfonie op. 2 im Jahr
1990 ein erstaunlich reifes Werk vor:
Brillanter Klang, raffinierte Verarbeitung,
beherrschte Form. Bei der Uraufführung
dirigierte der selbstbewusste Komponist,
der auch ein großartiger Pianist ist – die
Parallelen zu den Talenten des Benjamin
Britten drängten sich auf. Und tatsächlich
wurde Adès dann von 1999 bis 2009 Leiter
des Britten-Pears-Festivals in Aldeburgh.
Für Kammerensemble schrieb er auch
seine erste Oper Powder Her Face, eine
sehr schrille Farce um eine sehr schrille
abgehalfterte Herzogin. Schon früh rissen
sich die bedeutenden Ensembles um die
Musik des begabten jungen Londoners, das
Ensemble Modern, die BBC-Orchester, das
Hallé Orchester – und sein früher Mentor
Simon Rattle, der das Werk Asyla gleich zu
Beginn seines neuen Postens bei den Berliner Philharmonikern vorstellte. Die Uraufführung der großen Oper The Tempest nach
Shakespeares Sturm an Covent Garden mit
prominentem Sängeraufgebot (Simon Keenlyside, Philip Langridge, Cynthia Sieden, Ian
Bostridge, Lawrence Zazzo ...) unter der
Leitung des Komponisten war im Februar
2004 ein viel beachtetes Ereignis – und die
Geburt einer großen und sehr interessanten
musikalischen Interpretation des bekannten
Stückes.
... but all shall be well war 1993 das erste
Werk des 23-Jährigen für großes Orchester.
Thomas Adès
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Die Musikgesellschaft der Cambridge University, an der Adès studiert hatte, bestellte
das Werk zur Feier ihres 150. Geburtstages.
Mit dreifachen Holzbläsern, sechs Hörnern
und sechs Schlagzeugern verlangt es sogar einen sehr hohen Aufwand. Es wurde
vom Orchester der Universität 1994 in der
Kathedrale von Ely uraufgeführt und schon
ein Jahr später vom Hallé Orchestra bei den
Londoner Proms präsentiert. Gewidmet ist
das Stück dem Großvater von Adès, Remy,
der kurz zuvor gestorben war.
Der Titel bezieht sich auf eine berühmte
Zeile aus den Offenbarungen der englischen
Mystikerin Juliana von Norwich (ca. 1342
bis 1413). Adès zitiert sie allerdings eingeschreint in einem Gedichtzyklus von T. S.
Eliot, den Four Quartets, wo es an einer
Stelle im dritten Abschnitt von Little Gidding heißt:
Sin is Behovely, but
All shall be well, and
All manner of thing shall be well.
Die Sünde ist unausweichlich, doch
alles wird gut, und
alle Dinge werden sich zum Guten wenden.
Diese Tröstung im Angesicht von Katastrophen und Untergang möchte ausdrücken,
dass auch das Böse Teil des menschlichen
Wesens ist, mit dem wir leben müssen,
dass es aber die Hoffnung gibt auf eine
Wendung zum Guten. Der Komponist behandelt dieses Thema aber nicht erzählerisch, er schreibt keine Programmmusik,
sondern gestaltet ein musikalisches Bild.
Seine Musik ist statisch, auch wenn sie
sich stellenweise zu kraftvollen Gesten
verdichtet. Sie ist verführerisch und zieht
den Zuhörer in eine geheimnisvolle Welt
hinein.
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Das Stück beginnt mit leisem GlöckchenKlingeln (Tintinnabuli) und endet auch mit
einem Glocken-Klang. Langsam schält sich
das Hauptmotiv heraus, ein Thema mit einer erst aufsteigenden, dann abfallenden
Tonfolge. Das 10-Minuten-Werk entwickelt
sich in drei Abschnitten, die sich in aller
Ruhe vor dem Zuhörer entfalten. Man könnte in ihnen einen persönlichen Gebrauch
der Sonatenform mit Exposition, Durchführung und Reprise sehen. Jeder Teil ist in
ebenfalls drei Abschnitte unterteilt, die mit
einer Art Kadenz mit reinen Quinten enden.
Dabei greift allmählich das Orchester ins
Geschehen ein. Die Instrumentierung basiert im Wesentlichen auf der von Britten’s
War Requiem, das die Instrumente in zwei
Gruppen teilt: eine konzertante Gruppe für
die Melodik und eine größere Gruppe für
die Harmonik, die die Melodik widerspiegelt. Die Melodik hat Adès sorgfältig nach
seinem eigenen Schema kontrapunktisch
ausgearbeitet. Instrumentale Soli und orchestrale Tupfer erinnern an die Atmosphäre von Mahlers Kindertotenlieder, die man
gleichsam durch einen Zerrspiegel erkennt.
Es geht in diesem Stück um Erwartungen
und wie sie enttäuscht werden. Scheinbar
bekannte musikalische Elemente werden
ahnbar und verschwinden wieder. Dazu
gehören die Anklänge an bekannte Musik
der Tradition bis hin zur Zweiten Wiener
Schule. Am Ende klingt ein Choral an, der
auf einer Consolation von Liszt beruht, auf
der Romance oubliée. Adès hat das ganze
Werk als eine Consolation entworfen, als
Tröstung. Schon allein die Tatsache, dass
es einen jungen Komponisten gibt, der
so faszinierende und qualitätvolle Musik
schreibt, ist ja ein Trost für jeden Musikfreund – wenn es eine Aussage gibt in diesem Stück, dann lautet sie: Wir leben heute
und wir haben auch unsere Musik.
Johannes Brahms
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Musik von heute musste sich schon immer
ihren Weg bahnen, häufig genug konnte
sie sich erst mit der Zeit durchsetzen. Auch
ein „Titan“ wie Johannes Brahms blieb von
solchen Erfahrungen nicht verschont, sein
1. Klavierkonzert fiel bei den ersten Aufführungen vollständig durch. Die Uraufführung
1859 in Hannover mit Brahms am Klavier rief
eher verhaltene Reaktionen hervor, im Leipziger Gewandhaus kurze Zeit später wurde
Brahms heftig ausgepfiffen, der Abend
geriet zum absoluten Fiasko. Ein Kritiker
meinte: „Das gegenwärtige Concert war
nun wieder ein solches, in dem eine neue
Composition zu Grabe getragen wurde –
das Concert des Herrn Johannes Brahms.“
Brahms war ob der Kritik getroffen, ironisch
schrieb er an seinen Freund und Uraufführungsdirigenten Joseph Joachim: „Noch
ganz berauscht von den erhebenden Genüssen, die meinen Augen und Ohren durch
den Anblick und das Gespräch der Weisen
unserer Musikstadt schon mehrere Tage
wurden, zwinge ich diese spitze und harte
Sahrsche Stahlfeder, Dir zu beschreiben,
wie es sich begab und glücklich zu Ende geführt ward, dass mein Konzert hier glänzend
und entschieden – durchfiel.“ Dies lag wohl
hauptsächlich daran, dass die Besucher
sein Talent als Pianist anerkannten, das
Stück jedoch nicht als „richtiges“ Klavierkonzert akzeptierten: Es schien eher eine
Sinfonie mit obligatem Klavierpart.
Eine Sinfonie sollte das Werk auch ursprünglich einmal werden, Brahms hatte
es erst später zum Klavierkonzert umgeschrieben. Die eigentlichen Ursprünge der
Komposition liegen noch weiter zurück:
Im Frühjahr 1854, kurz nach dem Selbstmordversuch Robert Schumanns, begann
Brahms mit der Konzeption einer dreisätzigen Sonate für zwei Klaviere in d-Moll.
8
Unzufrieden darüber, dass sich seine Ideen
mit zwei Klavieren nur unzulänglich umsetzen ließen, versuchte er, den Entwurf in
eine Sinfonie umzuarbeiten. Dieser Versuch
blieb jedoch in den Anfängen stecken, weil
der ewig selbstkritische und skrupulöse
Brahms meinte, mit der Orchestrierung
überfordert und noch nicht reif für die große sinfonische Form zu sein.
1855 schließlich hatte er die Idee, den Entwurf des Kopfsatzes der Klaviersonate zu
einem Klavierkonzert umzuarbeiten. Sie
kam ihm sozusagen über Nacht, berichtete
er doch Clara Schumann: „Denken Sie,
was ich die Nacht träumte. Ich hätte meine
verunglückte Symphonie zu meinem Klavierkonzert benutzt und spielte dieses. Vom
ersten Satz und Scherzo und einem Finale
furchtbar schwer und groß. Ich war ganz
begeistert.“ Bis zum Herbst 1856 entstand
der 1. Satz eines Concerts für das Pianoforte mit Begleitung des Orchesters, der
allerdings bis 1859 mehrmals überarbeitet
wurde. Das Adagio komponierte Brahms
im Winter 1856/57. Der Erstfassung des
Rondo-Finales, die er Mitte Dezember 1856
an Joseph Joachim, seinen Ratgeber für die
Instrumentierung der Orchesterstimmen
schickte, ließ er Ende April 1857 eine zweite, verbesserte Version folgen.
Doch nicht nur das Ringen mit der großen
Form war entscheidend in der Entstehungsgeschichte, mindestens ebenso wichtig und
damit verbunden ist die enge Beziehung
zu Robert Schumann, Brahms‘ Freund und
Mentor, und seiner Frau Clara. Robert Schumann war es, der den jungen Kollegen dazu
angeregt und öffentlich aufgefordert hatte,
sich der sinfonischen Musik zuzuwenden.
Außerdem widmete er ihm ein Orchesterwerk mit Klavier: Introduktion und Allegro
für Klavier und Orchester op. 134. Beides
beeinflusste Brahms bei der Komposition
seines Konzerts, entscheidend wurden
dann die beiden großen Schicksalsschläge
mit Schumanns Selbstmordversuch und
Einlieferung in die Nervenheilanstalt, sowie
seinem Tod im Jahre 1856.
Joseph Joachim berichtet, dass der erste
Satz der zugrundeliegenden Sonate direkt
unter dem Eindruck des Selbstmordversuchs Schumanns entstand, der Brahms zutiefst erschüttert hatte. Brahms übernahm
weiter einige direkte Zitate aus Schumanns
Introduktion und Allegro, auch die Tonart
d-Moll ist die gleiche. Was man jedoch
nicht direkt in den Noten finden kann: Die
große Emphase, den Habitus des jugend-
lichen Sturm und Drang, das Nicht-fertigwerden mit dem großen Einfall – all das sind
Ausdrücke für die große Leidenschaft, die
Brahms Clara Schumann entgegenbrachte.
Und diese Clara Schumann war es denn
auch, die dem Werk später als Interpretin
zum endgültigen Durchbruch verhelfen
sollte.
In Karlsruhe war es allerdings Brahms
selbst, der den Solopart im d-Moll-Konzert
übernahm. Im Abonnementkonzert der
Hofkapelle unter Hermann Levi am 3. November 1865 musste sich das Werk nicht
mehr durchsetzen. Nun hatte es sein Publikum gefunden – und bis heute nicht mehr
verloren.
NEUE ANGEBOTE,
NEUE ABONNEMENTS
NEU bei den Sonderkonzerten
Künftig werden die Sonderkonzerte bereichert um kurze Moderationen und die Möglichkeit zum anschließenden Kennenlernen
der beteiligten Künstlerinnen und Künstler
beim gemeinsamen Umtrunk im MITTLEREN
FOYER. Der frühere Beginn um 19 Uhr gibt
die Möglichkeit, leger und entspannt ins
Konzert zu kommen. Die fünf Sonderkonzerte sind auch im bis zu 30 % ermäßigten
Abonnement erhältlich, weitere ca. 50 %
Ermäßigung erhalten Jugendliche und
Studierende.
NEU BEI DEN KAMMERKONZERTEN
Ganz neu können Sie sich nach dem Kammermusik-Vormittag beim anschließenden
Sonntags-Brunch im MITTLEREN FOYER
kulinarisch verwöhnen lassen. Gutscheine
erhalten Sie im Vorverkauf oder an der Theaterkasse – Abonnenten zum ermäßigten
Preis von 14, Normalpreis 15 Euro. Die fünf
Kammerkonzerte am Sonntag um 11.00 Uhr
im KLEINEN HAUS sind auch im bis zu 30 %
ermäßigten Abonnement erhältlich, weitere
ca. 50 % Ermäßigung erhalten Jugendliche
und Studierende.
Unser Abonnementbüro berät Sie gerne:
ABONNEMENTBÜRO T 0721 3557 323 F 0721 3557 346
[email protected]
9
Boris berezovsky
Klavier
Boris Berezovsky hat sich einen bemerkenswerten Ruf erworben, zum einen als
der kraftvollste unter den virtuosen Pianisten, zum anderen als Musiker von einzigartiger Sensibilität. 1969 in Moskau geboren,
studierte er am dortigen Konservatorium
bei Elisso Wirssaladze und privat bei Alexander Satz. Nach seinem Debüt in London
1988 beschrieb ihn die Times als „einen außerordentlich vielversprechenden Künstler,
einen Pianisten von blendender Virtuosität
und gewaltiger Kraft“. Zwei Jahre später
erfüllte sich diese Voraussage, als er die
Goldmedaille beim Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb 1990 in Moskau gewann. Boris Berezovsky konzertiert regelmäßig als Solist mit Orchestern wie z. B.
Philharmonia London unter Leonard Slatkin,
10
New York Philharmonic unter Kurt Masur,
Danish National Radio Symphony Orchestra
unter Leif Segerstam, Radio Sinfonie Orchester Frankfurt unter Dmitri Kitajenko,
NDR Hamburg, New Japan Philharmonic,
Citiy of Birmingham Symphony Orchestra,
Münchner Philharmoniker, Orchestre National de France u. a. Weltweit spielt er Rezitals und tritt als Kammermusiker auf bei
Konzertreihen und Festivals, wie in der Berliner Philharmonie und im Concertgebouw
Amsterdam, dem Verbier Festival, La Roque
d’Anthéron u. a. Er arbeitet eng zusammen
mit Vadim Repin, Alexander Kniazev, Julian
Rachlin oder Boris Pergamenschikov. Seine
CD-Aufnahmen wurden mit zahlreichen
Preisen wie dem Diapason d’Or und dem
Echo Klassik ausgezeichnet.
JuSTIN BROWN
DIRIGENT
Justin Brown studierte an der Cambridge
University und in Tanglewood bei Seiji Ozawa und Leonard Bernstein und arbeitete
später als Assistent bei Leonard Bernstein
und Luciano Berio. Als Dirigent debütierte
er mit der gefeierten britischen Erstaufführung von Bernsteins Mass. Für seine Arbeit
beim Alabama Symphony Orchestra, wo er
fünf Spielzeiten als Chefdirigent wirkte, und
insbesondere für seine Programmgestaltung wurde er mit den ASCAP-Awards 2010,
11 und 12 ausgezeichnet. Auf Einladung des
renommierten „Spring for Music Festival“
dirigierte er 2012 das Orchester in der Carnegie Hall. Brown leitete zahlreiche Uraufführungen und dirigierte wichtige Stücke
bedeutender Zeitgenossen wie Elliott Carter
und George Crumb. Er musizierte zudem
mit namhaften Solisten wie Yo-Yo Ma, Leon
Fleisher und Joshua Bell. Zahlreiche Gastengagements führten ihn an renommierte
Opernhäuser und zu Orchestern weltweit,
in Deutschland u. a. an die Bayerische
Staatsoper München und zu den Dresdner
Philharmonikern. Komplettiert wird sein
Erfolg durch viele CD-Einspielungen, 2006
wurde er für einen Grammy nominiert. Als
Generalmusikdirektor am STAATSTHEATER
KARLSRUHE, der er seit 2008 ist, wird Justin
Brown v. a. für seine Dirigate von Wagners
Ring sowie den Werken Berlioz‘, Verdis
und Strauss’ gefeiert. Unter seiner Leitung
stehen auf dem facettenreichen Konzertspielplan Werke wie Amériques von Edgar
Varèse, Mahlers 9. Sinfonie oder die GurreLieder von Schönberg.
11
die
badische
staatskapelle
Als eines der ältesten Orchester Deutschlands und sogar weltweit kann die
BADISCHE STAATSKAPELLE auf eine überaus reiche und gleichzeitig gegenwärtige
Tradition zurückblicken. 1662 als Hofkapelle
des damals noch in Durlach residierenden
badischen Fürstenhofes gegründet, entwickelte sich aus dieser Keimzelle ein Klangkörper mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung. Berühmte Hofkapellmeister wie Franz Danzi, Hermann Levi,
Otto Dessoff und Felix Mottl leiteten zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, z. B. von
Hector Berlioz, Johannes Brahms und Béla
Bartók, und machten Karlsruhe zu einem
der Zentren des Musiklebens. Neben Brahms
standen Richard Wagner und Richard
Strauss gleich mehrfach am Pult der Hofkapelle; Niccolò Paganini, Clara Schumann
und viele andere herausragende Solisten
waren gern gehörte Gäste. Hermann Levi
führte in den 1860er Jahren die ersten
regelmäßigen Abonnementkonzerte des
damaligen Hoforchesters ein, die bis heute
als Sinfoniekonzerte der BADISCHEN
STAATSKAPELLE weiterleben.
Allen Rückschlägen durch Kriege und
Finanznöten zum Trotz konnte die Tradi12
tion des Orchesters bewahrt werden.
Generalmusikdirektoren wie Joseph Keilberth, Christof Prick, Günther Neuhold
und Kazushi Ono führten das Orchester in
die Neuzeit, ohne die Säulen des Repertoires zu vernachlässigen: regelmäßig
fanden sich zeitgenössische Werke auf
dem Programm; Komponisten wie Werner
Egk, Wolfgang Fortner oder Michael
Tippett standen sogar selbst vor dem
Orchester, um ihre Werke aufzuführen.
Die große Flexibilität der BADISCHEN
STAATSKAPELLE zeigt sich auch heute
noch in der kompletten Spannweite zwischen Repertoirepflege und der Präsentation zukunftsweisender Zeitgenossen,
exemplarisch hierfür der Name Wolfgang
Rihm. Der seit 2008 amtierende Generalmusikdirektor Justin Brown steht ganz
besonders für die Pflege der Werke Wagners, Berlioz’, Verdis und Strauss’ sowie
für einen abwechslungsreichen Konzertspielplan. Mit ihm geht das Orchester in
sein 350-jähriges Jubiläum 2012, in dem
sich die BADISCHE STAATSKAPELLE –
auf der reichen Aufführungstradition aufbauend – als lebendiges und leistungsfähiges Ensemble präsentiert.
besetzung
1. Violine
Janos Ecseghy
Yin Li
Kathrin Adelmann
Rosemarie Simmendinger-Kàtai
Susanne Ingwersen
Thomas Schröckert
Werner Mayerle
Herbert Pfau-von Kügelgen
Ayu Ideue
Juliane Anefeld
Judith Sauer
Claudia von Kopp-Ostrowski
Orlando Fellows
Kihye Seong
2. Violine
Annelie Groth
Shin Hamaguchi
Toni Reichl
Gregor Anger
Uwe Warné
Andrea Böhler
Christoph Wiebelitz
Diana Drechsler
Dominik Schneider
Birgit Laub
Steffen Hamm
Eva-Maria Vischi
Viola
Michael Fenton
Christoph Klein
Andreas Bartsch
Joachim Steinmann
Ortrun Riecke-Wieck
Kyoko Kudo
Akiko Sato
Sibylle Langmaack
Nicolas Clifford
Isidore Tillers
Violoncello
Thomas Gieron
Johann Ludwig
Alexander Kaschin
Norbert Ginthör
Wolfgang Kursawe
Benjamin Groocock
Alisa Bock
Domonkos Nagy
Kontrabass
Joachim Fleck
Peter Cerny
Monika Kinzler
Karl Walter Jackl
Roland Funk
Christoph Epremian
Harfe
Silke Wiesner
Claudia Karsch
Flöte
Georg Kapp
Dorota Imieninska
Rosemarie Moser
Oboe
Nobuhisa Arai
Katharina Jünemann
Dörthe Mandel
Klarinette
Daniel Bollinger
Martin Nitschmann
Jochen Weidner
Saxophon
Christian Elin
Fagott
Lydia Pantzier
Detlef Weiß
Ulrike Bertram
Horn
Dominik Zinsstag
Peter Bühl
Frank Bechtel
Jörg Dusemund
Susanna Wich-Weissteiner
Jürgen Danker
Trompete
Wolfram Lauel
Ulrich Dannenmaier
Ulrich Warratz
Posaune
Sandor Szabo
Angelika Frei
Holger Schinko
Tuba
Dirk Hirthe
Pauke & Schlagzeug
Helge Daferner
Raimund Schmitz
Hans-Joachim Göhler
Jürgen Heinrich
Rainer Engelhardt
Herbert Brandt
Klavier
Miho Uchida
Celesta
Paul Harris
13
14
15
bildnachweise
UMSCHLAG
S. 3
S. 5
S. 7
S. 10
S. 11
S. 14, 15
Arik Sokol
Unbekannter Fotograf
Brian Voice
Ölgemälde um 1860
Warner Classics
Jochen Klenk
Uli Deck
impressum
Herausgeber
BADISCHES STAATSTHEATER
Karlsruhe
Generalintendant
Peter Spuhler
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
TEXTNACHWEISE
S. 2 – 9
Originalbeitrag von
Bernd Feuchtner und
Axel Schlicksupp
Sollten wir Rechteinhaber übersehen
haben, bitten wir um Nachricht.
Chefdramaturg
Bernd Feuchtner
ORCHESTERDIREKTOR &
KONZERTDRAMATURG
Axel Schlicksupp
REDAKTION
Axel Schlicksupp
KONZEPT
DOUBLE STANDARDS Berlin
www.doublestandards.net
STAATSTHEATER KARLSRUHE
Saison 2012/13
Programmheft Nr. 1
www.staatstheater.karlsruhe.de
GESTALTUNG
Kristina Pernesch
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
100 NEUE ABOS FÜR SINFONIEKONZERTE
Für die beinahe ausabonnierten Sinfoniekonzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE
gibt es durch die Verlegung eines Kontingents ab sofort 100 neu Abonnements.
Sichern Sie sich noch heute Ihren Platz für
die nächste Saison!
16
Unser Abonnementbüro berät Sie gerne:
ABONNEMENTBÜRO
T 0721 3557 323
F 0721 3557 346
[email protected]
die nächsten
konzerte
1. KAMMERKONZERT
1. JUGENDKONZERT
Georg Kapp, Rosemarie Moser Flöte Kai
Bantelmann, Nobuhisa Arai Oboe Daniel
Bollinger, Martin Nitschmann Klarinette
Thomas Crome, Jörg Dusemund Horn Oscar
Bohórquez, Ulrike Bertram Fagott Joachim
Fleck Kontrabass
Christof Prick Dirigent
Werke von Johann Melchior Molter,
Josef Mysliveček & Ludwig van Beethoven
Die Kammerkonzertreihe beginnt im Zeichen
des Orchesterjubiläums mit Werken des
Hofkapellmeisters Molter. Es folgen u. a.
groß besetzte Bläserwerke Beethovens.
30.9. 11.00 KLEINES HAUS
NEU mit anschließenden Sonntags-Brunch
im MITTLEREN FOYER
2. SINFONIEKONZERT
HISTORISCHES KONZERT: STRAUSS IN
KARLSRUHE
Carl Maria von Weber Oberon-Ouvertüre
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll
Richard Wagner Karfreitagszauber aus
Parsifal Richard Strauss Tod und Verklärung
SCHICKSALS-SINFONIE
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll
Als Gast kommt im Oktober der ehemalige
Chefdirigent Christof Prick zur BADISCHEN
STAATSKAPELLE. Er dirigiert und erläutert
Beethovens Fünfte Sinfonie, deren erste Takte
mit dem „Anklopfen des Schicksals“ sich allen
Zuhörern seit der Uraufführung 1808 unvergesslich ins Gedächtnis brennen.
25.10. 19.00 KLEINES HAUS
NACHTKLÄNGE 1
AUS ITALIEN
Werke von Luigi Dallapiccola, Goffredo
Petrassi, Salvatore Sciarrino u. a.
Mitglieder der BADISCHEN STAATSKAPELLE
Ulrich Wagner Dirigent & Moderator
Der ehemalige GMD Christof Prick kommt
zurück mit einem Programm, das Strauss 1908
bei der Hofkapelle dirigierte. Natürlich hatte
dieser ein eigenes Werk im Gepäck, das er für
unsere Hörgewohnheiten untypisch an den
Schluss stellte.
In der Fortsetzung der Serie steht Italien im
Mittelpunkt des Länderportraits der NachtKlänge. Da italienische Komponisten nach
1945 großen Einfluss auf die Entwicklung der
zeitgenössischen Musik hatten, steht besonders die klassische Moderne im Zentrum.
Die dort entstandenen Werke zeichnen sich
durch die Verbindung sehr unterschiedlicher
Momente aus: Neben der Betonung des Konstruktiven stehen Klangsinn und Virtuosität
– aber häufig natürlich auch die aus dem Land
der Oper zu erwartende Kantabilität.
21.10. 11.00 & 21.10. 20.00 GROSSES HAUS
9.11. 21.00 INSEL
Christof Prick Dirigent
Herunterladen