Palliativtherapie durch den Hausarzt Anpassungsstörungen: Angst und Depression Dr. med. Manuela März Innere Medizin FMH Fachgebiet Psychosomatik Belegärztin Klinik St. Anna Definition Palliativtherapie WHO 1990 „…die aktive, ganzheitliche Behandlung … Behandlung der Schmerzen und weiterer Symptome sowie die Hilfe bei psychologischen, sozialen und spirituelle Problemen höchste Priorität besitzt.“ 2002 „…ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Familien, … und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“ Fakten depressive Störung 0 – 58 % 9 – 77 % im Terminalstadium Angststörung 1 – 49 % 50 – 80 % im Terminalstadium Anpassungsstörung 2 – 52 % 50 – 68 % im Terminalstadium Fakten • 60 % leiden unter einer psychischen Störung • jeder 3. Patient wird nicht erkannt und erhält eine unzureichende Behandlung • Die Symptome sind mit einem hohe subjektiven Leidensdruck verbunden – auch am Lebensende! Depressives Syndrom und Suizidalität • bei 30 - 45 % der präterminalen Patienten treten vorübergehend Todeswünsche auf • bei 5 - 15 % auch dauerhaft, incl. Wunsch nach aktiver Sterbehilfe • Kennzeichen der Depression: die Anhedonie = Verlust der individuellen Freud- und Genussfähigkeit Depressions-Screening Haben sie sich im letzten Monat oft niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos gefühlt? Hatten sie im letzten Monat deutlich weniger Interesse und Lust an Dingen, die sie sonst gern tun? Arrol B. et al.: Screening for depression in primary care with two verbally asked questions: cross sectional study. BMJ 2003; 327:1144 -6 Depressions-Screening Sensitivität 97 % Spezifität Depressions-Screening Sensitivität 97 % Spezifität 67 % Depressions-Screening Sensitivität 97 % Spezifität 67 % DD: Demoralisation Unterscheidung Demoralisation Depression • ausgelöst durch exogene Faktoren • Verstärkung durch exogene Faktoren • Gefühl der Wertlosigkeit, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Gefühl von Inkompetenz • Depressive Stimmungslage, Interesselosigkeit, Lustlosigkeit, Ermüdbarkeit • erhalt der Genussfähigkeit • Anhedonie • keine kognitiven Störungen • Konzentrationsstörungen • ungenügendes Ansprechen auf Antidepressiva • ansprechen auf Antidepressiva Angstzustände paroxysmale (Panikattacke) oder anhaltende Angst? • Panikattacke => Benzodiazepine bei Bedarf => Beginn z. B. SSRI • anhaltende Angst => Beginn z. B. SSRI Wo steht der Patienten ? • 55 % fühlen sich als Belastung für andere • 37% haben Angst vor Kontrollverlust • 27 % verneinen jegliche Interessen • 20 % fühlen sich ihrer Würde beraubt • 18 % verneinen jegliche Hoffnung Was kann der Hausarzt tun? Depression/Demoralisation/Angst Beginn SSRI (SNRI) bei Bedarf Benzodiazepin klinische Wirkung gut Wirkung unzureichend Spiegelkontrolle + Dosisanpassung Wirkung unzureichend Überweisung Psychotherapeut klinische Wirkung gut Was kann der Psychotherapeut tun? Was kann der Psychotherapeut tun? … sich Zeit nehmen, die der Hausarzt häufig nicht hat. Was kann der Psychotherapeut tun? Der Patient wird mit der Endlichkeit seiner Existenz konfrontiert und häufig Überfordert. • Therapie der Depression und Angst • Hilfe bei Auseinandersetzung mit Sterben und Tod • Herausfinden was der Patient benötigt • Förderung der eigenen Ressourcen • Information, um Selbstkontrolle zu erhöhen • vielleicht „nur“ zuhören • … aushalten • … Brücken schlagen • Loslassen ist nicht los werden, sondern sein lassen Zusammenfassung • Ziel: rasche und zuverlässige Verbesserung der subjektiven Lebensqualität, • aber das Problem muss erkannt werden. • … mit wenig kann häufig einiges erreicht werden. Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass eine Sache gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Vaclav Havel