Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 14. Drehung in drei Dimensionen, Drehimpulssatz, kinetische Energie und Arbeit bei einer Rotation um eine feste Achse. Literatur: Hauger, Schnell und Gross. Technische Mechanik III, 3.1, 3.2 Bezugspunkt bezeichnen wir mit r ′′ . I. Reine Rotation eines starren Körpers Bei einer Rotation um den ⇒ r = r ''+ a δϕ δ r P Winkel δϕ um die Achse r′′ r δϕ v = V + ω × (r ''+ a ) = verschiebt sich der Punkt θ r = V + ω × a + ω × r '' = O' senkrecht zur Ebene 0 a (Achse - Radiusvektor) O = V '+ ω '× r '', um den Betrag V ' = V + ω × a, δ r = r sin θ ⋅ δϕ . ω ' = ω ⇒ Die Winkelgeschwindigkeit hängt Wenn wir einen Vektor δϕ so definieren, dass nicht vom Bezugssystem ab! er entlang der Achse gerichtet ist und den BetIII. Eigenschaften des Vektorproduktes rag δϕ hat, so gilt: δ r = δϕ × r . (a) a × b = − b ×a δr (b) a × (b + c ) = a × b + a × c Für die Geschwindigkeit v = ergibt sich δt (α a ) × b = α (a × b) (c) v =ω×r (d) a ⋅ ( b × c ) = ( a × b ) ⋅ c = (c × a ) ⋅ b wobei ω = δϕ / δ t die Winkelgeschwindigkeit (e) a × (b × c ) = b (a ⋅ c ) − c ( a ⋅ b ) der Rotation des starren Körpers ist. a×a = 0 (f) II. Allgemeine Bewegung (d) a ⋅ (a × b ) = 0 Zur Beschreibung einer beliebigen Bewegung eines starren Körpers führen wir zwei KoordiVektorprodukt in Komponenten natensysteme ein: Ein "raumfestes" System ( i , j , k - sind Einheitsvektoren): k (x,y,z) und ein mit dem starren Körper fest a = ax i + a y j + az k , verbundenes System ( x1 , x2 , x3 ) . j Bezeichnunb = bx i + by j + bz k i gen: O ist ein A = a × b = a b ( i × i ) + a b ( i × j ) + a b ( i ×k) x 2 beliebiger x x x y x z P Referenz+ a y bx ( j × i ) + a y by ( j × j ) + a y bz ( j × k ) + r' punkt im R Körper, P ist + az bx (k × i ) + az by (k × j ) + az bz (k × k ) ⇒ ein beliebiger A = ( a b − a b ) k + ( a b − a b ) j + ( a b − a b ) i x y y x z x x z y z z y Punkt des Ax = a y bz − az by Körpers, r ist z x der Radiusvektor des Punktes P im bewegliAy = az bx − ax bz chen (in den Körper "eingefrorenen") System. y Az = ax by − a y bx r ′ ist der Radiusvektor desselben Punktes im raumfesten System, R ist der Radiusvektor des IV. Beschleunigung bei einer Rotation um Bezugspunktes O im raumfesten System. eine feste Achse Bei einer zusammengesetzten Bewegung Indem wir die Gleichung v = ω × r nach der (Translation des Punktes O und Rotation um Zeit ableiten, erhalten wir diesen Punkt): dr ' = dR + dϕ × r . vɺ = ωɺ × r + ω × rɺ = ωɺ × r + ω × (ω × r ) . Mit Bezeichnungen: Bei einer konstanten Winkelgeschwindigkeit: dr ′ dR dϕ vɺ = ω × (ω × r ) = ω (ω ⋅ r ) − r (ω ⋅ ω ) = = v, =V, =ω dt dt dt = ω (ω ⋅ r ) − r ω 2 erhält man: v = V + ω × r Es ist leicht zu sehen, dass dieser Vektor in der Wählen wir jetzt den Nullpunkt des mit dem gleichen Ebene liegt wie ω und r und immer Körper verbundenen Koordinatensystems im senkrecht zur Achse gerichtet ist: Punkt O ' im Abstand a von O. Den Radius(Skalarprodukt ω ⋅ vɺ = ω ⋅ (ω (ω ⋅ r ) − r ω 2 ) = vektor des Punktes P relativ zum neuen 1 = ω 2 (ω ⋅ r ) − ω 2 (ω ⋅ r ) ist Null). Dem Betrag nach ist dieser Vektor gleich vɺ = ρω 2 . Der Beschleunigungsvektor bei einer Rotation mit einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ist immer senkrecht zur Achse gerichtet und ist gleich ρω 2 , wobei ρ der kürzeste Abstand vom gegebenen Punkt zur Achse ist. V. Gleichzeitige Rotation um zwei Achsen dr ′(1) = dϕ1 × r , dr ′(2) = dϕ 2 × r ′ dr ′ = dϕ1 × r + dϕ2 × r ′ = dϕ1 × (r ′ − a ) + dϕ2 × r ′ = − dϕ1 × a + ( dϕ2 + dϕ1 ) × r ′ dϕ = dϕ 2 + dϕ1 . Dasselbe gilt für die Winkelgeschwindigkeiten: ω = ω1 + ω2 . Beispiel 1. Eine Scheibe dreht sich mit einer Winkelgeschwindigkeit ω1 um eine vertikale Achse, die sich ihrerseits mit einer Winkel geschwindigkeit ω2 um eine vertikale Achse dreht. Zu bestimmen ist die Winkelgeschwindigkeit der Scheibe. Lösung: ω = ω1 + ω2 . In diesem Fall ω = ω1 + ω2 . Beispiel 2: Eine Scheibe dreht sich mit einer Winkelgeschwindig keit ω1 um eine Achse, die sich ihrerseits mit einer Winkelgeschwindigkeit ω2 um eine horizontale Achse dreht. Zu bestimmen ist die momentane Winkelgeschwindigkeit der Scheibe in der gezeigten Lage. ω Lösung: ω1 ω2 VI. Dynamik der Rotation um eine feste Achse Betrachten wir die Rotation eines starren Körpers um eine feste Achse. ρi Wir teilen den Körper in kleine Elemente mi . ri Für die Projektion des Drehimpulses auf die Rotationsachse gilt Lɺ = M ext , (1). Der Drehimpuls ist gleich L = ∑ ri × mi vi = ∑ mi ri × (ω × ri ) = ∑ mi ω ( ri ⋅ ri ) − ri ( ri ⋅ ω ) Seine Projektion auf die Rotationsachse L = Le = ∑ mi (ω ⋅ e ) ( ri ⋅ ri ) − ( ri ⋅ e ) ( ri ⋅ ω ) = = ∑ mi ω ri 2 − ω ri 2 cos 2 θ = ω ∑ mi ρi2 = Θω Die Größe Θ = ∑ mi ρi2 nennt man Massenträgheitsmoment bezüglich der Rotationsachse. Der Drehimpulssatz (1) nimmt somit die folgende Form an Θωɺ = M ext , oder Θϕɺɺ = M ext , (Drallsatz) wobei M ext , Kraftmoment aller äußeren Kräfte bezüglich der Rotationsachse ist. VII. Kinetische Energie bei einer Rotation um eine feste Achse m (ρ ω) m v2 1 K =∑ i i =∑ i i = ∑ mi ρi2 ω 2 2 2 2 2 Θω K= 2 VIII. Arbeit bei einer Rotation um eine feste Achse. An einem Punkt P eines starδϕ δ r ren Körpers mit dem RadiusF vektor r greift eine Kraft θ r F an. Bei einer Rotation um die gezeigte Achse um den Winkel dϕ verschiebt sich 0 der Angriffspunkt der Kraft um den Vektor dr = dϕ × r . Die von der Kraft F geleistete Arbeit ist dA = F ⋅ dr = F ⋅ ( dϕ × r ) = dϕ ⋅ r × F zyklische Umstellung oder dA = dϕ ⋅ M . 2 ( ( ) ) 2