Fachrichtungen der Physik UNIVERSITÄT DES SAARLANDES Physikalisches Grundpraktikum für Physiker/innen Teil I Spez. Wärmekapazität und Phasenumwandlungen WWW-Adresse Grundpraktikum Physik: http://grundpraktikum.physik.uni-saarland.de/ 0 Kontaktadressen der Praktikumsleiter: Dr. Manfred Deicher Zimmer: 1.11, Gebäude E 2.6 e-mail: [email protected] Telefon: 0681/302-58198 1H Dr. Patrick Huber Zimmer: 3.23, Gebäude E2.6 e-mail: [email protected] Telefon: 0681/302-3944 2H SW 2 Spezifische Wärmekapazität 1 Stoffgebiet - Hauptsätze der Wärmelehre Wärmekapazität Kalorimeter Joule'sche Wärme Gleichverteilungssatz Spezifische Wärmekapazität von Gasen Spezifische Wärmekapazität von Festkörpern Dulong-Petit'sches Gesetz Phasenumwandlungen Gitterschwingungen Umwandlungswärme Clausius-Clapeyron'sche Gleichung Phasendiagramme Reale Gase Luftverflüssigung Kritischer Punkt Dampfdruck Verdunstung Absolute und relative Luftfeuchte Taupunkt Supraleitung Suprafluidität 2 Literatur - Gerthsen, C. Gerthsen Physik, zuvor bearbeitet von H. Vogel z.B. 21. Auflage, Springer-Verlag, 2002 - Bergmann, L. / Schaefer, C. Lehrbuch der Experimentalphysik, de Gruyter Band 1, Mechanik, Relativität, Wärme 1998 - Demtröder, W. Experimentalphysik 1, Mechanik und Wärme, Springer 2002 GP-Anleitung zu Versuchen mit Cassy und LabVIEW Saarbrücken, 2002 Spezifische Wärmekapazität SW 3 3 Fragen 1. Wie sind die spezifischen Wärmekapazitäten cv und cp definiert und was bedeuten sie? Warum ist cv = (dU/dT)v ? Warum ist bei idealen Gasen cp > cv ? Berechnen Sie die Differenz der Molwärmen c'p - c'v. 2. Was versteht man unter der Leerkapazität eines Kalorimeters und wie kann sie gemessen werden? Wie funktioniert ein Mischungskalorimeter ? 3. Erläutern Sie den Begriff Übergangsentropie. 4. Erklären Sie den Unterschied zwischen Phasenübergängen erster und zweiter Art. Welche Phasenübergänge treten typischerweise erst bei tiefen Temperaturen auf? 5. Was versteht man unter Dampfdruck; von welchen Zustandsgrößen ist er abhängig? Beschreiben Sie eine Methode zur Aufnahme eines Dampfdruckdiagramms. 6. Geben Sie in einer Schaltskizze an, wie man Strom und Spannung an einem Widerstand messen muss, wenn man die erzeugte Heizleistung bestimmen will. 7. Wie ist ein Festkörper aufgebaut? Was versteht man unter Gitterschwingungen? Wie lautet der Gleichverteilungssatz? Wie teilt sich die Zahl der bei Zimmertemperatur angeregten Freiheitsgrade in einem ein- oder zweiatomigen Gas auf, wie bei einem Festkörper? 8. Erklären Sie das Dulong-Petit'sche Gesetz mit Hilfe des Gleichverteilungssatzes. Erläutern Sie die Neumann-Kopp'sche Regel. Leiten Sie die Clausius-Clapeyron'sche Gleichung her. Leiten Sie unter Gültigkeit der elementaren Gastheorie die Molwärme von idealen Gasen her. 9. Skizzieren Sie die Maxwell'sche Geschwindigkeitsverteilung und erklären Sie mit ihrer Hilfe den Vorgang des Verdunstens. 10. Geben Sie eine Definition für die Umwandlungswärme. Erklären Sie anhand des 1. Hauptsatzes, wozu die Umwandlungswärme dient. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Umwandlungswärme und den molekularen Bindungskräften? SW 4 Spezifische Wärmekapazität 4 Grundlagen 4.1 Spezifische Wärmekapazität Führt man einem Körper eine Wärmemenge ΔQ zu, erhöht sich seine Temperatur um ΔT, wenn nicht gerade ein Phasenübergang 1. Ordnung vorliegt. In diesem Fall ist dann ΔT = 0, und zwar solange, bis die Umwandlung vollständig stattgefunden hat. Die Wärmezufuhr kann unter verschiedenen Randbedingungen erfolgen, z. B. bei konstant gehaltenem Volumen oder Druck. Dementsprechend wird ΔT verschieden groß werden, und man definiert als Wärmekapazität des Körpers bei konstantem Volumen: ⎛ ∂Q ⎞ (1a) CV := ⎜ ⎟ , ⎝ ∂T ⎠V bzw. als Wärmekapazität bei konstantem Druck: ⎛ ∂Q ⎞ (1b) CP := ⎜ ⎟ ⎝ ∂T ⎠ P Die Dimension der Wärmemenge ist J (Joule), die der Temperatur K (Kelvin - siehe auch Versuch "Temperaturmessung"). Oft findet man jedoch noch für die Wärmemenge die veraltete Dimension cal (Kalorie: Umrechnung: 1 cal ≡ 4.1868 J ). Die spezifische Wärmekapazität ist die Wärmemenge der Masse 1 g eines Stoffes, also: (2) cV , P := CV , P m (J/gK) m = Masse des Körpers. Unter Atom- oder Molwärme versteht man die Wärmekapazität eines Grammatoms oder Mols eines Stoffes: (3) cV′ , P := CV , P M (J/(Mol K)) . M = Atom- oder Molekulargewicht. Aus dem 1. Hauptsatz der Wärmelehre: (4) dU = dQ - pdV bzw. dQ = dU + pdV läßt sich abschätzen, daß stets gilt: (5) cp > c v . Spezifische Wärmekapazität SW 5 Betrachten wir z.B. den Fall des idealen Gases, wo U vom Volumen unabhängig ist, so finden wir, dass die bei konstantem Volumen (dV = 0) in das System gesteckte Wärmemenge nur der Erhöhung der inneren Energie U dient. Führt man dagegen die Wärme bei konstantem Druck p zu, dehnt sich das Gas mit steigender Temperatur aus, und ein Teil der Wärmemenge wird zum Verrichten der Ausdehnungsarbeit +pdV benötigt. Beim Festkörper unterscheiden sich cp und cv nur wenig, da die thermische Dehnung und der Kompressionsmodul klein sind. Atomistische Theorien Für die Thermodynamik ist vor allem die Atom- oder Molwärme von Interesse. Bezogen auf 1 Mol folgt aus Gl. (4): (6) ⎛ ∂Q ⎞ ⎛ ∂U ⎞ cV′ = ⎜ ⎟ = ⎜ Mol ⎟ ⎝ ∂T ⎠V ⎝ ∂T ⎠V Hier wird die messbare Größe c'v mit der molaren inneren Energie UMol verknüpft, die sich aus theoretischen Modellen errechnen lässt. Dadurch bietet sich eine wichtige Möglichkeit, atomistische Modelle experimentell zu überprüfen. Dazu zwei Beispiele: 1. Ideales Gas mit f Freiheitsgraden: nach dem Gleichverteilungssatz besitzt ein Gasteilchen im Mittel die Energie ε = (f/2) kT (k = Boltzmannkonstante): 1 Mol enthält N Teilchen (N = Avogadro-Konstante) und damit wird die innere Energie zu UMol = N (f/2)kT = (f/2)RT (R = Gaskonstante). Daher wird: c'v = (f/2) R , was auch für viele reale Gase gut erfüllt ist. 2. Einatomige Festkörper: In der harmonischen Näherung (Der Potentialansatz enthält Glieder bis zur quadratischen Ordnung) hängt die Schwingungsenergie der Gitterteilchen im Festkörper nur von der Temperatur ab. Da die Teilchen zu dreidimensionalen Gitterschwingungen (vgl. Phononenbegriff) angeregt werden können, entfällt nach dem Gleichverteilungssatz auf die mittlere kinetische Energie eines Teilchens der Anteil ε kin = 3 2 kT . Da die potentielle Energie im Mittel gleich der kinetischen Energie ist, wird die Gesamtenergie des Teilchens zu ε = 3kT . Dann ist UMol = 3RT, und (7) c'v = 3R ( Dulong-Petit'sches Gesetz ) . Dieses Gesetz ist jedoch nur für höhere Temperaturen und abseits von Phasenumwandlungen richtig; bei tieferen Temperaturen (< 250 K ) verliert der Gleichverteilungssatz seine Gültigkeit, da dann gewisse Schwingungstypen wegen der geringeren thermischen SW 6 Spezifische Wärmekapazität Anregungsenergie ausfallen (Quantentheorie des Festkörpers ). Die Atomwärme nimmt daher mit fallender Temperatur ab und geht nahe dem absoluten Nullpunkt mit T3 gegen 0 (Debye'sches T3-Gesetz). Bei Metallen ist außerdem der thermische Energieanteil der Elektronen zu berücksichtigen, der jedoch bei höheren Temperaturen vernachlässigt werden kann. Eine leicht abzuleitende Folge des Dulong-Petit'schen Gesetzes ist die Neumann-Kopp'sche Regel: Die Molwärme eines mehratomigen Festkörpers ist gleich der Summe der Atomwärmen der Einzelkomponenten. 4.2 Phasenumwandlungen Existieren von einem Stoff unter entsprechenden Voraussetzungen mehrere verschiedene Zustände (Phasen), so spricht man bei der Übergangsstelle von einem Phasenübergang (Phasenumwandlungspunkt). Solche Phasenübergänge treten z. B. zwischen den Zuständen fest - flüssig, flüssig - dampfförmig, normalleitend - supraleitend, paramagnetisch - ferromagnetisch, paraelektrisch - ferroelektrisch und zwischen Kristallstrukturen vieler Festkörper auf. Die Phasenübergänge sind stets mit Anomalien in charakteristischen Größen (wie spezifische Wärmekapazität, Kompressibilität, u. a.) verbunden. Meist lässt sich die Phasenumwandlung durch eine Anomalie in einer einzigen Größe, dem Ordnungsparameter, erklären. Durch den Einfluss des Ordnungsparameters lässt sich dann die gesamte Abweichung des thermodynamischen Verhaltens der Tieftemperaturphase im Vergleich zur Hochtemperaturphase beschreiben. Beim Phasenübergang flüssig - gasförmig ist der Ordnungsparameter die Dichte ρ, beim Übergang ferromagnetisch - paramagnetisch ist es die Magnetisierung M. Besitzt der Ordnungsparameter eine Sprungstelle an der Umwandlungstemperatur, spricht man von einem Phasenübergang erster Art. Erfolgt der Übergang von einem in den anderen Zustand stetig (aber nicht beliebig oft differenzierbar), so spricht man von einem Übergang höherer Ordnung. Wir beschränken uns nur auf die Phasenübergänge erster Ordnung, die am bekanntesten sind; z. B. fallen die Übergänge flüssig - gasförmig und flüssig - fest darunter. Da die Phase höherer Temperatur ungeordneter ist, muss am Phasenübergang eine charakteristische Wärmemenge, die "Umwandlungswärme" oder "latente Wärme", zugeführt werden, um diese Phase zu erreichen. Die Umwandlungswärme wird beim Abkühlen an der Umwandlungstemperatur wieder freigesetzt. Die Thermodynamik der Phasenumwandlung kann durch die Clausius-Clapeyron'sche Gleichung beschrieben werden, die z. B. für den Schmelzvorgang lautet: (8) λs Ts p vfl, vf λS = TS dp (v fl − v f ) dT T S ( Herleitung vgl. Lehrbücher der Experimentalphysik) = spezifische Schmelzwärme = Schmelztemperatur = Druck beider Aggregatzustände im Gleichgewicht = spezifisches Volumen der Flüssigkeit, bzw. des Festkörpers (= reziproke Dichte: 1/ρ fl, 1/ρf ) Spezifische Wärmekapazität SW 7 Für die Verdampfungswärme gilt die Clausius-Clapeyron'sche Gleichung in analoger Form (Gerthsen s. o.). Aus der Clausius-Clapeyron'schen Gleichung und der Definition der Entropie: (9) dS = dQ/T ergibt sich für die spezifische Schmelzentropie (10) S S = dp (v fl − v f ) = λs/ Ts. dT Die Gesamtentropie ist demnach mit c = dQ/dT (11) S = S 0 + TS ∫ cp f T0 T dT + S S + T0 ∫ TS c p fl T dT , wobei für die spezifische Schmelzentropie der einfache Ausdruck (12) Ss = λs / Ts steht (10). Im folgenden sollen die Wärmekapazitäten, Schmelzwärmen und Schmelzentropien einer Legierung aus 50 % Bi, 31 % Pb und 19 % Sn bestimmt werden. Erwärmt man ein Metall mit gleichbleibender Heizleistung, steigt die Temperatur bis zum Schmelzpunkt an, dann bleibt sie trotz weiterer Wärmezufuhr (in etwa) konstant, bis die gesamte Metallmenge geschmolzen ist. Die Wärmemenge, die benötigt wird, um 1g einer festen Substanz zu verflüssigen, wird Schmelzwärme λs genannt. Die Schmelzwärme wird dazu gebraucht, um die Gitterstruktur des Festkörpers aufzulösen und damit die Struktur zu verändern, bis hin zum flüssigen Aggregatzustand. Aus der Größe der Umwandlungswärme kann auf die Festigkeit der Bindung im Festkörper geschlossen werden. 4.3 Kalorimeter Ein Gerät zur Messung der Wärmekapazität heißt Kalorimeter. Eine ziemlich ungenaue aber einfache Bestimmung lässt sich mit dem Mischungskalorimeter durchführen: Wenn zwei Körper mit den annähernd temperaturunabhängigen Wärmekapazitäten C1 und C2 und den Anfangstemperaturen T1 und T2 (T1 > T2) in Wärmekontakt gebracht werden, gleichen sie nach dem 2. Hauptsatz ihre Temperatur einander an. Die entstehende Mischungstemperatur sei TM (siehe auch 1. Hauptsatz). Für sie gilt nach dem Energieerhaltungssatz: Abgegebene Wärmemenge = Aufgenommene Wärmemenge, SW 8 Spezifische Wärmekapazität also (13) C1 ( T1 - TM ) = C2 ( TM - T2 ) . Zur Messung der spezifischen Wärmekapazität cK eines wasserunlöslichen Körpers (Masse mK), den man auf die Temperatur TK gebracht hat, benutzt man als zweiten Körper zweckmäßig eine Wassermenge der bekannten spezifischen Wärmekapazität cW, der Masse mW und der Temperatur TW, die sich im Dewargefäß (Thermosflasche) befindet, damit die Wärmeverluste möglichst gering gehalten werden. Die Messung wird dadurch kompliziert, daß der das Wasser enthaltende Innenteil des Dewargefäßes sowie Rührer und Thermometer am Wärmeaustausch mitbeteiligt sind, und deren Gesamtwärmekapazität CKal berücksichtigt werden muß. Dann wird Gl. (13) zu: (14) c K m K (Tk − TM ) = (cW + c Kal )(TM − TW ) Eine genauere und direktere Methode, die Wärmekapazität zu messen, lehnt sich eng an die Definitionsgleichung (1a,b) an: Dieses Verfahren wird auch in dem hier durchzuführenden Experiment angewendet. Dem thermisch ideal isolierten Versuchskörper wird durch eine elektrische Heizung ( Spannung U und Strom I während der Zeit Δt ) die Wärmemenge (15) ΔQ = U I Δt zugeführt. Aus der Temperaturerhöhung des Körpers ergibt sich dann seine Wärmekapazität CK: (16) CK = ΔQ/ΔT . Analog ergibt sich dann auch die latente Wärme der Phasenumwandlung. Die zu vermessende Probe befindet sich in einem Gefäß, dessen Wärmekapazität CL bei der Messung .mit gemessen wird: CM = CK + CL Um die Wärmekapazität CL des Gefäßes von der interessierenden Wärmekapazität der Probe CK zu trennen, ist zunächst eine Bestimmung von CL des Probengefäßes erforderlich. Anschließend wäre das Gefäß dann mit der Probe zu befüllen, so dass CL bei der Messung berücksichtigt werden könnte. Um nicht ständig die Probentiegel neu leeren und füllen zu müssen, ist beim vorliegenden Experiment dies dadurch gelöst, dass zunächst ein zum Probentiegel identisches leeres Gefäß vermessen wird, dessen Wärmekapazität CL dann bei der Messung berücksichtigt wird. Spezifische Wärmekapazität SW 9 5 Versuchsdurchführung Abb. 1: Versuchsaufbau, bestehend aus zwei identischen Dewargefäßen mit einem leeren und einem identischen mit der Probe gefüllten Tiegel, einem Computer nebst Peripherie-Geräten, einem Digitalmultimeter mit Meßkanalumschalter ("Scanner") zur automatischen Meßwertaufnahme und einer Stromquelle. Die Daten werden mit Hilfe eines mit Labview erstellten Programms über die IEEE-Bus Schnittstelle ausgelesen. In dem am Meßplatz stehenden Holzkasten befinden sich zwei identische Dewargefäße. In beiden eingebaut ist jeweils ein Quarztiegel, der mit einer Konstantandrahtwicklung als Heizung, mit Deckel verschlossen und zur Messung der Temperatur mit einem Platinwiderstand ( Pt-100 bzw. Pt-50) versehen ist. Das mit "LEER" bezeichnete Dewargefäß dient zur Bestimmung der Wärmekapazität der Probenhalterung ("Leerkapazität" ). In dem mit "PROBE" gekennzeichneten Gefäß befinden sich ca. 60 g (genaue Werte sind jeweils auf dem Kasten angegeben) der erwähnten Legierung aus Pb, Bi und Sn. Geheizt wird mit einer Konstantstromquelle. Für die Heizleistung ergibt sich dann: PH = U Ic (17) IC = U/RH 2 PH = U /RH IC : Konstantstrom RH : Heizwiderstand SW 10 Spezifische Wärmekapazität Da IC und RH im zu messenden Temperaturbereich als nahezu konstant anzusehen sind, genügt es, den Spannungsabfall am Heizwiderstand zu messen, um die Leistung zu bestimmen. Zur Temperaturmessung steckt ein Platinwiderstand in der Probe, der bei 0 °C einen Widerstand von 100.0 Ω und bei 100 °C von 138.5 Ω (bzw. 50 Ω und 69.25 Ω) besitzt. Das Temperaturverhalten des Widerstandes gehorcht in diesem Temperaturbereich der Formel (Ausgleichsparabel): (18) R = A + B t + C t2 bzw. R = R0 (1 + a t + b t2) (t in °C) (Bei kleinen Temperaturintervallen bzw. weniger genauen Messungen kann der t2 - Term vernachlässigt werden.) Der Versuch soll fast vollautomatisch mit Hilfe eines Computers durchgeführt werden, dazu wird die Programmierumgebung Labview verwendet (vgl. entsprechende Kurzanleitung ). Zur Messung der Spannung und des Widerstandes steht ein Digitalmultimeter mit Scanner zur Verfügung, das über eine genormte IEEE-488Schnittstelle (IEC-Bus, 8-Bit parallel) durch einen PC ( Pentium 600 MHz) angesprochen wird. Der Versuchsablauf wird fast ausschließlich über den Computers gesteuert. Zur Dokumentation bzw. zur Auswertung stehen verschiedene Auswerteverfahren zur Verfügung. Spezifische Wärmekapazität SW 11 Versuche A, B, C, D, E Die Aufgaben 1 bis 5 sind als Vorbereitung zum Versuchsnachmittag durchzuführen und vor Versuchsbeginn dem Betreuer zur Kontrolle vorzulegen. Aufgabe 1: In der Abbildung 2 ist mit "L" die Kurve der Leermessung und mit "P" die Kurve der Probenmessung (Probe mit Tiegel!) bezeichnet. Das Ausgleichspolynom für "L" kann als Polynom 2. Grades ( T = A0 + A1 X + A2 X2 ) dargestellt werden. Geben Sie an wie Sie mathematisch vorgehen müssen um mit Hilfe des Ausgleichspolynoms der Leermessung die "wahre" Meßkurve zu erhalten. Abb. 2: Leermessung L und Probenmessung P Aufgabe 2: Bestimmen Sie theoretisch aus der Zusammensetzung der Probe mit Hilfe des DulongPetit´schen Gesetzes die spezifische Wärmekapazität im Bereich von ca. 30° C bis 36° C. Aufgabe 3: Arbeiten Sie einen denkbaren gesamten Programm- und Auswerteablaufplan vor dem Versuchsnachmittag aus. Einige Menüpunkte des Mess- und Auswerteprogramms in unsortierter Reihenfolge: 1 Widerstand Pt-100 (Pt-50) messen 2 Temperatur errechnen 3 Koordinatensystem darstellen 4 Bestimmung Polynomparameter 5 Ausgleichsfunktionen bestimmen 6 Wahl der Darstellung 7 Energie errechnen 8 Eingabe Parameter des Polynoms 9 Bestimmung der Umwandlungswärme SW 12 Spezifische Wärmekapazität 10 Wertepaare speichern (welche ?) 11 Berechnung Ausgleichspolynom 12 Spannung messen 13 Energie 2 berechnen 14 Spezifische Wärme errechnen 15 Netzgerät ausschalten 16 Umwandlungswärmen bestimmen 17 Umwandlungsentropien bestimmen Aufgabe 4: a) Skizzieren Sie allgemein den Verlauf der spezifischen Wärmekapazität in Abhängigkeit von der Temperatur irgendeines Festkörpers mit Phasenumwandlung (1. Ordnung). b) Skizzieren Sie das C - T - Diagramm eines allgemeinen Festkörpers ohne Phasenumwandlung von T=0 an. c) Zeichen Sie das Q - T - und das C - T - Diagramm von Wasser im Bereich von festem Eis bis hin zur Dampfphase. Erläutern Sie im Anschluß an den Versuch die Unterschiede zu Ihrer Messung. Hinweis: Bevor Sie nun die Messungen durchführen, beachten Sie bitte: Lassen Sie vom Betreuer die Verkabelung überprüfen. Schalten Sie dann das DigitalMultimeter mit Scanner, keinesfalls jedoch den Stromgeber ein. Als nächstes starten Sie den Computer. Achten Sie aber darauf, daß die Proben bzw. Leergefäße nicht schon irrtümlich geheizt werden. Laden Sie dann das Labview-Programm „Spez. Wärme“. Die Schalter an den Holzkästen mit den Dewargefäßen müssen auf "LEER" stehen. Nach dem Starten des Programms werden einige Maschinenhilfsroutinen nachgeladen. Es ist immer darauf zu achten, dass 1. die obere Grenze der Messtemperatur angegeben wird und dass 2. das korrekte Verzeichnis und ein sinnvoller Dateiname für jede Messung vor starten des Programms angegeben wurde. Folgen Sie nun bei den verschiedenen Messungen einfach den Anweisungen des Programms. Es ist möglichst einfach gehalten. Unterbrechen Sie auf keinen Fall das Programm, solange der Meßvorgang läuft! Die Bestimmung der Energie aus der Heizleistung geschieht mit Hilfe einer im Computer integrierten Uhr, und eine Unterbrechung würde dabei alle Werte verfälschen. Nach Beendigung des Programms werden die Meßdaten abgespeichert. Diese Daten können dann anschließend zur weiteren Verarbeitung in ein geeignetes Auswerteprogramm, etwa Origin, eingelesen, visualisiert und ausgewertet werden. Die Graphiken und Meßwerte werden dann ausgedruckt! Aufgabe 5: a) Führen Sie die Leermessung durch. Starten Sie das Programm und wählen Sie den Temperaturbereich bis etwa 40 ° C und geben Sie einen sinnvollen Dateinamem zur Speicherung der Messwerte an . Spezifische Wärmekapazität SW 13 b) Führen Sie nun die Probenmessung durch. Geben Sie auch hier einen Dateinamen incl. Pfad zur Speicherung der Messwerte an.. Notieren Sie sich die auf den Probenkästen angegebenen Massenwerte. Bestimmen Sie daraus unter Berücksichtigung der Leermessung, mit Hilfe des Computers (z.B. Origin oder Xmgrace), dann die spezifische Wärmekapazität der Probe und vergleichen Sie sie mit den in Aufgabe 2 errechneten Werten ( prozentuale Abweichung!). Aufgabe 6: a) Nach Abschluß der Messungen im unteren Temperaturbereich wählen Sie den Temperaturbereich zur Phasenumwandlung bis 115 ° C aus. Führen Sie auch hier zunächst die Leermessung durch und geben sie sinnvolle Dateinamen (incl. Pfad) an. b) Analog zu Aufgabe 5 b) messen Sie nun die Probe. Auch hier gelangen Sie zu den Probendaten durch geeignete Subtraktion der Wärmekapazitätsmessung des leeren Gefäßes. Nach Abschluß der Messung können Sie nun einen, bzw. zwei Bereiche erkennen, bei denen eine Phasenumwandlung vorliegt. Bestimmen Sie jeweils aus der ausgedruckten Graphik bzw. den Meßwertdateien folgende Größen: - spezifische Wärmekapazität kurz vor der Umwandlung - spezifische Wärmekapazität kurz nach der Umwandlung - Umwandlungstemperatur - Umwandlungswärme und spezifische Umwandlungswärme - Übergangsentropie. Hinweis: Die eigentliche Messaufgabe zu den Aufgaben 5 und 6 kann auch zu einem einzigen Programmablauf zusammengefasst werden, die Auswertung kann dann entsprechend den Teilen der Aufgabe 5, bzw. 6 erfolgen. Wählt man allerdings die hier vorgeschlagene Abfolge, so lässt sich während der Messung von Aufgabe 6 bereits die Auswertung von Aufgabe 5 durchführen. Aufgabe 7: Welcher Ordnung sind die beobachteten Phasenumwandlungen? Begründen Sie Ihre Aussage! Aufgabe 8: Die im Experiment einfließenden Betrachtungen gehen davon aus, dass man sich im thermodynamischen Gleichgewicht befindet. Wenn man dem System über eine längere Zeit ständig Wärme zuführt, ist dies natürlich nicht gewährleistet. Man überlege sich, wieso trotzdem sinnvolle Resultate erwartet werden und was man anstellen müsste, um das Messverfahren besser an die Voraussetzungen anzupassen. SW 14 Spezifische Wärmekapazität 6 Versuchsaustattung - 1 Holzkasten mit zwei Dewargefäßen und den Meßproben - 1 Rechner Pentium 600 MHz mit IEEE-488-Schnittstelle - 1 Netzwerk-Drucker (HP) - 1 PREMA 5000 DMM mit Scanner und IEEE-488-Schnittstelle - 1 Konstantstromquelle 2A, 15V - Labview, Mathlab, Zugang zu Origin, Standard-Software Anhang Bedienung des Computers (noch einmal): Überprüfen sie ob die Dewars auf „LEER“ geschaltet sind, ob die Heizung ausgeschaltet ist und das Digitalmultimeter eingeschaltet ist. Schalten Sie nun den Computer ein. Nach Einschalten des Computers erscheint das Win NT Anmeldefenster. Melden Sie sich mit dem Passwort und Login an, das sie von ihrem Betreuer erfahren. Es erscheint nun auf dem Desktop ein Labview-Symbol mit der Aufschrift „Spez. Wärme“. Durch einen Doppelklick führen Sie das Programm aus. Überprüfen Sie bei jeder Messung vor starten des Heizvorganges die Einstellungen bezüglich Temperatur und Dateiname bzw. Pfad. Vor Starten der ersten Messung lassen Sie bitte die Einstellung und die Verkabelung des Computers von ihrem Betreuer erklären. Zur Auswertung z.B. mit Origin: Die Messdaten können als ASCII-Dateien eingelesen werden. Mit dem Auswerteprogramm können die Ausgleichspolynome n-ten Grades an die Messkurven gelegt werden. Die „Leermessung“ CL lässt sich von der Messung der Probe abziehen. Durch geeignete Interbzw. Extrapolationen lassen sich die Phasenumwandlungscharakteristika bestimmen.