Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Handbuch Fallopia sp. Eine kurze Beschreibung der Pflanzen Inhalt: Beschreibung 2 Herkunft, Einfuhr und Verwilderung 5 Populationsdynamik 6 Wachstum und Entwicklung 12 Erkennungsmerkmale und Morphologie 14 Die ökol. und ökonomische Gefährdung 20 Eine Veröffentlichung von: Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Autor: Anschrift: Fred Duscha Marienstätter Weg 8 57627 Hachenburg 02662-5079405 [email protected] 1 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Vorbemerkung: In diesem Handbuch werden alle 3 in Mitteleuropa vorkommenden Arten der nichteinheimischen Knötericharten gemeinsam besprochen. Es handelt sich um die beiden ostasiatischen Arten Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis sowie den Hybriden aus beiden Arten Fallopia x bohemica. Die einzelnen Unterschiede werden in den jeweiligen Kapiteln beschrieben. Beschreibung: Fallopia japonica (HOUTT.) Ronse Decr., Japanischer Staudenknöterich Syn.: Reynoutria japonica (Houttuyn), Polygonum cuspidatum (Siebold et Zuccarini). In Europa setzt sich der Gattungsname Fallopia mittlerweile durch; in Japan herrscht die Bezeichnung Polygonum vor. Der Gattungsname Reynoutria verliert in Europa zunehmend an Bedeutung, einige (vorwiegend Schweizer) Autoren behalten ihn aber bei. Familie: Polygonaceae; Höhe: 2 – 3,5 m Spross: bogig und verzweigt (Seitensprossen); hohl; ø 3 – 30 mm; einjährig; Rot gesprenkelt; Blätter: Breit Ei-förmig; bis 18 cm lang, 12 cm breit; Blattspreite fast rechtwinklig zum Blattstiel, gerade; Blattspitze lanzettförmig spitz zulaufend; Blattunterseite und Nervatur unbehaart. Blütenstand: Kleine unscheinbare Blüten, weiß; zweihäusig, eingeschlechtlich; Blütezeit: Mitte Juli - September. Frucht: Da fast ausschließlich weibliche Pflanzen hier vorhanden sind, findet keine Befruchtung statt. Lebensform: Geophyt. Vorkommen: Vorwiegend an Gewässerläufen, Grünland, Waldränder, Ruderalstellen, Bodenaufschüttungen. Status: Etablierter invasiver Neophyt; Agriophyt. 2 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Fallopia sachalinensis (F. SCMIDT), Ronse Decr. Sachalin-Flügelknöterich, Syn.: Reynoutria sachalinensis (F. Schmidt); Polygonum sachalinense (Nakai); Familie: Polygonaceae; Höhe: 2 – 5 m; Spross: Bogig und verzweigt (Seitensprossen); hohl; ø 3 – 35 mm; einjährig; einfarbig grün; Blätter: Lang Herzförmig; bis 40 cm lang, bis 25 cm breit; Blattspreite stark Herzförmig eingebuchtet; Blattspitze spitz zulaufend; Blattunterseite an der Nervatur mit kleinen hellen Haaren besetzt; Nervatur sehr ausgeprägt. Blütenstand: Kleine unscheinbare Blüten, weiß; zweihäusig, eingeschlechtlich; Blütezeit: Ende August – Ende September. Frucht: Da fast ausschließlich weibliche Pflanzen hier vorhanden sind, findet keine Befruchtung statt. Lebensform: Geophyt. Vorkommen: Vorwiegend an Gewässerläufen, Grünland, Waldränder, Ruderalstellen, Bodenaufschüttungen. Vorkommen in D. wesentlich seltener als F. japonica. Status: Etablierter invasiver Neophyt; Agriophyt. 3 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Fallopia x bohemica (CHRTEK & CHRTKOVA, 1982), J.P.BAILEY; Böhmischer Staudenknöterich SYN.: Reynoutria x bohemica (CHRTEK & CHRTKOVA, 1982), Reynoutria japonica (HOUTT.) x Reynoutria sachalinensis (NAKAI) Familie: Polygonaceae; Höhe: 2 – 5 m; Spross: Bogig und verzweigt (Seitensprossen); hohl; ø 3 – 30 mm; einjährig; einfarbig grün; Blätter: Lang Herzförmig; bis 30 cm lang, bis 15 cm breit; Blattspreite leicht Herzförmig eingebuchtet; Blattspitze spitz zulaufend; Blütenstand: Kleine unscheinbare Blüten, weiß; zweihäusig, eingeschlechtlich; Blütezeit: Ende August – Ende September. Frucht: Da fast ausschließlich weibliche Pflanzen hier die Elternteile waren, findet keine Befruchtung statt. Lebensform: Geophyt. Vorkommen: Vorwiegend an Gewässerläufen, Grünland, Waldränder, Ruderalstellen, Bodenaufschüttungen. Vorkommen in D. auch wesentlich seltener als F. japonica und seltener als F. sachalinensis. Status: Etablierter invasiver Neophyt; Agriophyt. 4 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Herkunft, Einfuhr und Verwilderung: Herkunft: Fallopia japonica: F. japonica ist in China, Japan, Taiwan und Teilen von Korea beheimatet. Es sind vorwiegend die ozeanischen submeridionalen Gebiete, in denen F. j. heimisch ist. Standorte sind vorwiegend Ruderalflächen, Flussauen, Kiesbänke und sonstige nitrathaltige und nasse Standorte. Fallopia Sachalinensis: Das Verbreitungsgebiet reicht vom japanischem westlichen Mittel-Honshu über Hokkaido bis zum Süden der russischen Insel Sachalin und den westlichen Kurilen. Klimatisch ist es eine temperate Zone. F. sachalinensis präferiert die gleichen Standortbedingungen wie F. japonica. Fallopia x bohemica: F. x bohemica ist ein Klon aus F. japonica und F. sachalinensis. Er wurde zum ersten Mal 1982 in Tschechien entdeckt. Die Art ist wissenschaftlich abgesichert (Alberternst et al. (1995)). Einfuhr: Der japanische Staudenknöterich wurde 1825 als Zierpflanze nach Europa eingeführt und im Garten der Royal Horticultural Society (England) erstmalig gezogen. Erste Vorkommen in D. 1849 durch die Gärtnerei von Siebold in Leiden. Die anfangs sehr teure Art galt bald als ideal für den aufkommenden Gartenstil der „Wild Gardens“ und wurde u.a. von der berühmten Gartenarchitektin Gertrude Jekyll empfohlen. Später wurde sie auch als Futterpflanze angebaut. (Neobiota) Der Sachalin-Knöterich wurde 1863 erstmals in Europa eingeführt und in großen Parks und Gärten als Zierpflanze gezogen. Später ebenfalls als Futterpflanze angebaut. Der Böhmische Staudenknöterich ist 1982 erstmalig in Tschechien entdeckt worden und wurde eindeutig als Hybride der beiden Arten F. japonica X F. sachalinensis identifiziert. 5 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Es wurden allerdings Herbarbelege gefunden, die auf eine Datierung von 1942 zurückgehen (Pyšek et al.(2002)). Es steht aber fest, dass die Hybridisierung erst in Europa erfolgt ist. Verwilderung: In Deutschland verwilderte F. japonica wohl erstmals 1872 vom Gelände einer aufgelassenen Gärtnerei bei Zwickau. Sowohl der japanische Staudenknöterich, wie auch der Sachalin-Knöterich wurden in der Folge anthropogen in der Natur bewusst ausgebracht: Als Deckungspflanze, Trachtpflanze, Sichtschutz und Futterpflanze. So wurden die Pflanzen zu ‚Selbstläufern‘ und verbreiteten sich auf natürlichem Weg weiter. Populationsdynamik: Die räumliche Populationsdynamik: F. japonica ist mittlerweile in ganz Europa (Ausnahme Island) vertreten. Ebenso im Norden der USA und im Süden Kanadas. In D. ist die Art flächendeckend vorhanden. Wobei in den neuen Bundesländern die Verbreitung etwas geringer ist. TK25 mit Nachweis: 2468 von 3000; Viertel-TK25 mit Nachweis: 6525 von 11956; (Datenstand: 2013) F. sachalinensis ist in ganz Europa verbreitet, lediglich im mediterranen Raum kommt er nicht vor. Das liegt wahrscheinlich an seinen klimatischen Präferenzen. In D. liegt ebenfalls ein flächendeckender Befall vor, jedoch in einer deutlich geringeren Intensität. TK25 mit Nachweis: 1490 von 3000; Viertel-TK25 mit Nachweis: 2630 von 11956; (2013) F. x bohemica ist erst seit kurzer Zeit den Botanikern als eigenständige Art bekannt. Daher ist über den tatsächlichen Verbreitungsgrad relativ wenig gesichertes Material vorhanden. Es dürften lange Zeit die Hybriden zu den jeweiligen Elternpflanzen zugerechnet worden sein. In D. liegt ebenfalls keine gesicherte Erkenntnis über die tatsächliche Verbreitung vor. Die folgenden (gesicherten) Zahlen spiegeln lediglich Erfassungen neueren Datums wieder. TK25 mit Nachweis: 188 von 3000; Viertel-TK25 mit Nachweis: 265 von 11956; (2013) 6 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht 7 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht 8 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht 9 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Die zeitliche Populationsdynamik: Bei allen Knötericharten spielt die generative Vermehrung keine große Rolle; die Pflanzen vermehren sich vorwiegend vegetativ über Ausläufer und Rhizome. Das heißt eine Ausbreitung findet während der gesamten Vegetationsperiode statt. Die Rhizome wachsen von einem Basal-Teller aus sternförmig in alle Richtungen. Die Wachstumsgeschwindigkeit beträgt 50 – 200 cm/a. Das heißt, aus einer Fläche von 1 m² kann im nächsten Jahr eine Fläche von 9 (50) m² werden. Im 3. Jahr wären es schon 25 m². Und im 4. Jahr fast 50 ( 170) m². Aber ein wesentlich schnellerer Verbreitungseffekt ist die Verbreitung von Rhizom – und Sprossteilen, die durch Hochwasser, Wild, Fahrzeuge usw. ferntransportiert werden und an anderen Stellen neue Kolonien bilden. So genügt bereits ein Rhizomstück von 0,7 g Frischgewicht um eine neue Pflanze entstehen zu lassen. Auch Sprossteile, die mindestens 2 Knoten enthalten können neu austreiben und neue Pflanzen bilden. Eine Besiedlung neuer Flächen und Gebiete kann also in sehr kurzer Zeit über größere Distanzen erfolgen. Mir ist leider noch nicht bekannt, wie lange Rhizom- oder Sprossteile im Wasser driften können ohne ihre Reproduktionsfähigkeit zu verlieren. Die Literatur bietet dazu leider keine Hinweise und ich habe dazu auch noch keine Versuche durchführen können. Beispiel einer Ansiedlung: 10. Dezember 2015: Ein starkes Hochwasser an der Nister verursacht bei Nisterstein (Brücke) einen teilweisen Uferabbruch (ca. 1,5 m tief – gelbe Markierung) und eine Baumentwurzelung. In diesem Bereich hat sich wahrscheinlich ein sehr großes Stück Rhizom, das irgendwo anders herausgespült wurde, auf der Fläche abgelagert und neu verwurzelt. 09. 05. 2016: Nach fast genau 5 Monaten erste Triebe, hier ca. 80 cm hoch. 10 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht 27. 05. 2016: Die Pflanze hat eine Größe von 10 x 6 x 3m (Kasten) erreicht und ist etabliert. Fotos: Fred Duscha 11 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Wachstum und Entwicklung: Sämtliche asiatischen Knötericharten sind dauerhafte Pflanzen, deren Rhizom- und Wurzelteile im Boden überwintern. Die oberirdischen Sprosse und Zweige sterben im Herbst nach dem ersten Frost ab. Ende März bis Anfang April treiben fast alle Sprosse gleichzeitig aus den Rhizomknospen aus. Die Sprossen wachsen mit einer Längenzunahme von 10 – 15 cm/Tag (witterungsbedingt) in die Höhe. Dabei werden in der ersten Wachstumsphase (bis ca. 1m Wuchshöhe) kaum Blätter gebildet. Foto: Fred Duscha Die Blattbildung und der Austrieb von Seitenästen beginnt meist nach Abschluss des Längenwachstums. Der Deckungsgrad beträgt ab Ende Mai bereits 100%. S. Bilder Seite 10 und 11. Das Rhizomwachstum beginnt ebenfalls im Frühjahr und findet während der gesamten Vegetationsperiode statt. Dabei wachsen die Rhizome polyzentrisch in dichten Beständen ca 1 m/Jahr. An den Bestandsrändern können es auch 2 m/Jahr sein. Es muss nicht in jedem Jahr zu einer Sprossbildung kommen, das Rhizomwachstum kann auch einige Jahre ohne Sprossbildung fortgesetzt werden. So können z.B. Straßen und Deiche ‚unterwandert‘ werden. Je 50 cm Rhizomlänge können bis zu 6 Internodien gebildet werden. Der Rhizomdurchmesser kann von 10 cm (in Sprossnähe) bis zu unter 1 cm reichen. Die Blütenbildung erfolgt Mitte August bis September, ist aber für die Fortpflanzung von keiner Bedeutung. 12 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Nach dem ersten Frost sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab. Die verholzten Sprosse bleiben auf dem Boden liegen und bilden eine dicke (bis 50 cm) Schicht, durch die keine andere Pflanze im Frühjahr durchdringen kann. Foto: Fred Duscha Auch dieser Effekt zeigt die invasive Überlegenheit der Arten. So werden reine Dominazbestände geschaffen. Sogar die Herkulesstaude wird durch diesen Effekt unterdrückt. Es macht auch eine Gehölzneubildung unmöglich. D.h. wenn der Altbestand an Erlen, Weiden und anderen gewässernahen Bäumen abgestorben ist, werden die Auen baumlos sein – und bleiben. Eine Schädigung der Bäume durch Phenole, die aus den Wurzelspitzen abgesondert werden und Bäume massiv schädigen (wie Phytolacca americana bei Buchen), halte ich zwar für möglich, aber nicht für wahrscheinlich. Eher scheint es mir ein Nahrungswettbewerb zu sein – ich weiß aber noch nicht um die Stoffe. Ein natürliches Absterben oder eine Auflösung von sich heraus bei Knöterich- Beständen ist bisher noch nie beobachtet worden. (Kowarik (2010)) Allerdings beobachte ich seit einigen Jahren eine sehr stark zunehmende Dominanz des Sachalin-Knöterichs gegenüber dem Japanischem. 13 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Erkennungsmerkmale und Morphologie: Zunächst möchte ich auf die morphologischen Unterschiede bei den einzelnen Arten der Gattung Fallopia eingehen. Zu Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis liegt mir gesichertes Bildmaterial vor. Zu Fallopia x bohemica leider nicht. Blätter: F. japonica: Länge bis 20 cm; Breite bis 15 cm. Fotos: Fred Duscha 14 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht F. sachalinensis: Länge bis 50 cm; Breite bis 40 cm; Fotos: Fred Duscha 15 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht F. japonica: Spreitengrund fast rechtwinklig (trunkat) zum Blattstiel; F. sachalinensis: Spreitengrund herzförmig (cordat) zum Blattstiel; Fotos: Fred Duscha 16 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht F. japonica: Blattunterseite unbehaart (auch Mittelrippe unbehaart); F. sachalinensis: Blattunterseite ganz schwach behaart (besonders Mittelrippe); Fotos: Fred Duscha 17 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Spross: F. japonica: Grün, auffallend rot gesprenkelt; F. sachalinensis: Grün, nicht gesprenkelt; Fotos: Fred Duscha 18 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Morphologie: Die Fallopia-Arten sind mehrjährige klonal wachsende Pflanzen. Oberirdisch bilden sie jedes Jahr neue Sprosse. Die Sprosse wachsen auf sogenannten verdickten Basalteilen. Diese dienen vorrangig der Nährstoffspeicherung für die Sprossbildung. Unterirdisch bilden sie lange, horizontal wachsende Rhizome (Ausläufer) und Knollen zur Nährstoffspeicherung. Das Verhältnis von oberirdischer zu unterirdischer Biomasse beträgt ungefähr 1 : 2. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Oberirdische Biomasse 9 kg Frischgewicht/m² (Trockengewicht: 2,3 kg), unterirdische Biomasse Frischgewicht 16,4 kg/m² (Trockengewicht: 5,1 kg) (Adler (1993)). Versuche am Institut für Pflanzenanbau der Universität Bonn sollten Fallopia als Energiepflanze etablieren. Man erzielte nach 3 Jahren Anbau einen Ertrag von 24,2 t/ha Trockengewicht. Die Versuche mussten aber abgebrochen werden, da der Knöterich nicht mehr zu beherrschen war. (Pude, R. & Franken, H. (2000)). Beide Gewichtsangaben (Adler und Pude) korrelieren also sehr gut und scheinen somit gesichert. Das bedeutet, eine Biomasse von 25 kg/m² binden eine Menge Nährstoffe. Und das bis in einen Meter Tiefe. Für die (relativ kleine) Pflanze auf Seite 11 bedeutet das eine Biomasse von 1,5 to. Woraus setzt sich diese Biomasse im Einzelnen zusammen? Pflanzenteil Oberirdische Organe Blüten und Knospen Blätter Sprosse Gesamt oberirdische Organe: Unterirdische Organe Verdickte Basalteile Rhizome < 1 cm ø Rhizome 1 – 2 cm ø Rhizome > 2 cm ø Gesamt unterirdische Organe: Verhältnis oberirdische zu unterirdischen Organen: Tabelle (Adler (1993)) Gewichts-% 1% 11 % 23 % 35 % 21 % 21 % 19 % 4% 65 % 1 : 1,9 In 1 m³ Boden können bis zu 150 m Rhizome vorhanden sein (Adler (1993)). Auch die Rhizome sind wie die Sprosse in Knoten und Internodien unterteilt. In den Knoten liegen Knospen, die neu austreiben können, wenn das Rhizom von der Mutterpflanze getrennt wird. Der Nährstofftransport wird dann durch eine neue (oberirdische) Basalpflanze gesichert, die dann auch genetisch völlig identisch zur ‚alten‘ Mutterpflanze ist, aber biologisch eigenständig lebt. 19 Neophytex …bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht Wenn die oberirdischen Sprosse ihr Wachstum beenden, beginnt die Pflanze überschüssige Nährstoffe als Stärke in den Sprossen zu speichern. Wenn im Spätsommer die Nährstoffe für Spross- und Blattbildung nicht mehr benötigt werden, werden diese Nährstoffe durch das Phloem von den Sprossen in das unterirdische Rhizomsystem geleitet werden. Dort dienen sie zur Erweiterung der Rhizome. Die ökologische und ökonomische Gefährdung: An Orten, an denen Knötericharten bereits etabliert sind, sind ihnen andere Arten in der Licht- und Wurzelkonkurrenz unterlegen. Auch an mit anderen Arten besetzten Gebieten kann sich der Staudenknöterich durchsetzen, da die Rhizome sich zunächst in großem Maße im Boden ausbreiten und anschließend nach Ausbildung der schattenwerfenden oberirdischen Pflanzenteile alle anderen Pflanzenarten beschatten und unterdrücken. Selbst die Herkulesstauden werden vom Staudenknöterich verdrängt. Der Staudenknöterich verdrängt weiträumig einheimische Pflanzen und damit auch die assoziierten Tiere und Insekten. Des Weiteren Besteht die Gefahr von Ufererosion und Uferabbrüchen, da auf Flächen die mit Knöterich bewachsen sind, die ufersichernde Krautschicht gänzlich fehlt. Uferabbrüche können zu Freispülungen von Rhizomen und Verdriftungen an andere Orte führen, die dann für eine weitere Ausbreitung der Knötericharten führen (s. Beispiel S. 10). Zusätzlich kann keine Forstverjüngung stattfinden, da alle Neupflanzen zu stark beschattet werden (s.S. 13). Zudem kommen hohe Kosten bei der Unterhaltung von Verkehrswegen (Freischneiden von Böschungen an Straßen, Sicherungen von Deichen und Brücken) auf die Unterhaltspflichtigen zu. Durch die Wuchskraft der Rhizome werden Pflaster, Asphaltbeläge, Mauern etc. regelrecht gesprengt. In Großbritannien sind Pflanzen durch Keller bis in die Wohnräume gewachsen. Dort müssen auch Baugrundstücke vor dem Verkauf auf Kontaminationen mit Rhizomteilen untersucht werden, was mit einem sehr hohen Kostenaufwand verbunden ist. So werden in Großbritannien ca. 1,5 Mrd. Pfund jährlich für die Bekämpfung ausgegeben. Foto: BBC, UK Foto: F. Duscha 20