V090510 Dia- und Paramagnetismus 9.5.10 Dia- und Paramagnetismus ****** 1 Motivation Eine (paramagnetische) Aluminiumkugel wird im inhomogenen Magnetfeld angezogen, eine (diamagnetische) Wismutkugel dagegen abgestossen. 2 Experiment Abbildung 1: Detail: Probe zwischen den Magnetpolen Eine kleine Metallkugel aus Aluminium bzw. aus Wismut befindet sich im Spalt zwischen den Polschuhen zweier Elektromagneten, von denen der eine als ebene Kreisfläche, der andere konisch ausgebildet ist (siehe Abb. 1). Damit entsteht ein inhomogenes Magnetfeld, dessen Feldstärke in Richtung des konischen Polschuhs zunimmt. 2.1 Durchführung des Experiments a) Aluminiumkugel: Man hängt die (paramagnetische) Kugel an einem oberhalb der Magneten befindlichen Metallstab auf, so dass sie sich in der Mitte zwischen den beiden Polschuhen befindet. Nach Einschalten des Spulenstroms wird die Kugel vom konischen Polschuh angezogen (siehe Abb. 2). Anschliessend schaltet man die Stromrichtung um und stellt fest, dass die Kugel wiederum vom konischen Polschuh angezogen wird! Physikdepartement ETH Zürich 1 V090510 Dia- und Paramagnetismus Abbildung 2: Die paramagnetische Aluminiumkugel wird im inhomogenen Magnetfeld angezogen. b) Wismutkugel: Man wiederholt nun das Experiment mit der (diamagnetischen) Wismutkugel. In diesem Fall wird die Kugel unabhängig von der Polarität stets vom konischen Polschuh abgestossen! 3 Theorie 3.1 Magnetische Grössen Dia- und paramagnetische Stoffe werden in einem äusseren Magnetfeld B 0 schwach polarisiert. Dadurch ändert sich die magnetische Flussdichte B m im Material geringfügig: B m = µr B 0 = (1 + χm )B 0 (1) Dabei bedeuten µm die relative Permeabilitätszahl und χm die magnetische Suszeptilität des Materials. Die Magnetisierung M ist als Dipolmomentdichte das makroskopische magnetische Dipolmoment µm pro Volumen V des Materials und gegeben durch Physikdepartement ETH Zürich 2 V090510 Dia- und Paramagnetismus M= µm 1 X 1 χm B 0 , = µi = V V µ0 (2) i wobei µi das magnetische Dipolmoment des Atoms i, (i = 1, . . . , N ) und µ0 die magnetische Feldkonstante bedeuten. 3.2 Dipol im Magnetfeld Auf einen magnetischen Dipol µ im homogenen Magnetfeld B wirkt, analog zum elektrischen Dipol im homogenen elektrischen Feld, keine Kraft, aber ein Drehmoment MD = µ × B , (3) das bewirkt, dass sich das Moment parallel zum Feld einstellt. Die Wechselwirkungsenergie beträgt E = −µ · B , (4) was eine stabilen Zustand für µ k B ergibt. Im inhomogenen Feld wirkt auf den Dipol aber eine Kraft: F = −∇E = ∇ (µ · B) = (µ · ∇) B + µ × (∇ × B) (5) 3.3 Paramagnetismus Atome mit einem ungepaarten Elektron haben einen resultierenden Gesamtdrehimpuls j und damit verknüpft ein magnetisches Moment µ = −gµB j ~ (6) Es bedeuten dabei g den Landé-Faktor, µB das Bohrsche Magneton und ~ = h/(2π) die auf 2π normierte Heisenbergkonstante. Im feldlosen Zustand sind die einzelnen magnetischen Momente nicht korreliert, so dass ein makroskopisches Stück dieses Materials unpolarisiert ist. In einem äusseren Magnetfeld würden sich die einzelnen magnetischen Momente zwar gemäss Gl. (4) parallel zum Feld ausrichten, werden dabei aber immer wieder durch Stösse von Nachbaratomen daran gehindert. Es bildet sich dadurch ein Gleichgewichtszustand. Wir untersuchen hierzu den einfachen Fall für ein Spin-1/2-System. Das magnetische Moment des Elektrons beträgt √ 3 µB mit gs ≈ 2 (7) µ = gs 2 Der Spin kann nur einen der beiden Werte ms = ±1/2 annehmen. Der energetisch günstigere ist ms = −1/2, da der Spin bei einem negativen Teilchen entgegengesetzt zum magnetischen MoPhysikdepartement ETH Zürich 3 V090510 Dia- und Paramagnetismus Tabelle 1: Magnetische Suszeptibilität verschiedener Stoffe Paramagnetika Material 109 χm O2 (flüssig) 3 600 000 Pt 250 000 Al 24 000 O2 (Gas) 1 500 Diamagnetika Material 109 χm N2 (Gas) −6,75 Bi −150 000 Au −29 000 Cu −10 000 H2 O −7 000 ment ausgerichtet ist. Die Energie der beiden Zustände beträgt E± = ±µB (8) Bei konstanter Temperatur T ergibt sich aus der Boltzmannstatistik die Besetzungswahrscheinlichkeit des jeweiligen Zustands: E± p± = e− kT E + − kT e E − − kT (9) +e Mit der Teilchendichte dn/dV erhält man daraus die Magnetisierung M : Besetzungswahrscheinlichkeit des jeweiligen Zustands: M= gs µB dn (p− − p+ ) · 2 dV (p− + p+ ) (10) Für µB kT kann man die Reihenentwicklung der Exponentialfunktionen in Gl. (9) in 1. Ordnung abbrechen und erhält in dieser Näherung M= gs2 µ2B dn B · 4 dV kT (11) Die Magnetisierung ist damit proportional zum äusseren Feld und umgekehrt proportional zur Temperatur. Kehrt man die Feldrichtung um, so kehrt sich auch die Magnetisierung um, so dass die Wechselwirkungsenergie ihr Vorzeichen gemäss Gl. (4) nicht ändert. Deshalb wird das paramagnetische Material stets zum stärkeren Feld hingezogen. 3.4 Diamagnetismus Im Gegensatz zum Paramagnetismus tritt der Diamagnetismus in jedem Material auf. Er beruht auf der Bewegung der Hüllenelektronen im Magnetfeld, die als Kreisstrom eine dem äusseren Feld entgegengesetzte Magnetisierung hervorruft, so dass für die magnetische Suszeptibilität χm < 0 gilt. Gemäss Gl. (4) wird das Material aus dem starken Feld herausgedrängt. Wie beim Paramagnetismus ist dieser Effekt unabhängig von der Feldrichtung. Tabelle 1 gibt Werte von χm für verschiedene Materialien an. Physikdepartement ETH Zürich 4