Großer Wert – Kleiner Preis Leistungsbilanz des Schutzwaldes DI Kurt Ziegner, Landesforstdienst Tirol Innsbruck, 27.2.07 Inhaltsübersicht • Alles ist möglich! – oder doch nicht? • Fit genug für die Zukunft? • Der „Wert“ hat viele Seiten! • Großer Wert – kleiner Preis? • Ansichten und Aussichten Innsbruck, 27.2.07 Alles ist möglich – oder doch nicht? Innsbruck, 27.2.07 Alles ist möglich – oder doch nicht? Waldentwicklungsplan Schutzgebiete Gefahrenzonenplan Lawinenkataster Jagdkataster Mountainbikerouten Innsbruck, 27.2.07 Fit genug für die Zukunft? Lawinen-Schutzwirkung Ziel: dauerhafte Erhaltung von Waldstrukturen, die einen Lawinenanbruch verhindern. Die Vermeidung von Schäden an den Waldbeständen durch angebrochene Lawinen ist ein sekundäres Ziel, dass nur im Transit- und Auslaufbereich kanalisierter siedlungsgefährdender Großlawinen relevant und anzustreben ist. Strukturziele Schutzwirkung vor Lawinenanbruch: •>50 % Deckungsgrad mit wintergrünen Bäumen in regelmäßiger Verteilung. •Lückenlänge maximal 30 -50 m •bei längeren Lücken muss die Breite < 15 m sein Innsbruck, 27.2.07 Fit genug für die Zukunft? Strukturziele Schutzwirkung vor Lawinenschäden/Schadholzablagerung: Im Transit und Ablagerungsbereich von Großlawinen (Grabeneinhänge, Lawinenkegel) gilt: · · · diese Bereiche sind sekundäre Anbruchszonen; daher und zur Vermeidung von Schneemitnahmeeffekten sollte die wintergrüne Überschirmung über der effektiven Baumhöhe ebenfalls mindestens 50 % betragen in diesen Bereichen sollten niedrige Strauchflächen (Latschen, Erlen) oder plenterartige Dauerbestockungen ohne Baum- und Starkholz vorherrschen die Bestockungen sollten im Mittel maximal 5 (Nadelholz) bis 10 m (Laubholz bzw. Winterkahle) hoch sein. Innsbruck, 27.2.07 Fit genug für die Zukunft? Entscheidender Faktor für die nachhaltige Schutzerfüllung, ist die Verjüngbarkeit. Nur auf 19% der beurteilten Fläche wurde diese erreicht. Die Leistungsfähigkeit bezüglich der Parameter „Überschirmung“ und „Lücken in Falllinie“ ist auf über 80% der Fläche gegeben. Innsbruck, 27.2.07 Der „Wert“ hat viele Seiten! physikalischer Wert - Schutzfunktion Schutz vor Bodenabtrag Hochwasserschutz Lawinenschutz Innsbruck, 27.2.07 Der „Wert“ hat viele Seiten! emotionaler Wert Innsbruck, 27.2.07 Der „Wert“ hat viele Seiten! Wald(be)wert(ung): Gesamtbewertung mit gängigen Verfahren (Bestandeswert, Bodenwert, Ertragswert........) volkswirtschaftlicher Wert (Tschurtschentaler, 2004) Der Wald erbringt durch seine Funktionen eine Basisleistung für die Gesellschaft, die die Lebensqualität wesentlich mitbestimmt Im alpinen Raum kommt der Schutzfunktion eine herausragende Bedeutung zu. Sie bildet eine existentielle Grundlage für den alpinen Lebensraum Innsbruck, 27.2.07 Großer Wert – Kleiner Preis! WARUM regelt nicht der MARKT die Erhaltung der Schutzfunktion? Ökonomische Theorie: Markt stellt effiziente Verteilung von Ressourcen sicher. Private Güter stiften Nutzen und werden über den Marktprozess bereitgestellt. Verknappung der Produkte Ausschließbarkeit vom Konsum Allgemeines Marktversagen bei Schutzleistungen Die Schutzleistung des Waldes ist ein „öffentliches Gut“ Innsbruck, 27.2.07 Großer Wert – Kleiner Preis! Beschaffungskosten Erfassung der Mehraufwendungen und Mindererlöse Schadenskosten Schätzung der Schadenskosten die aufgetreten sind und Wiederaufbaukosten, sowie Ertragsausfälle Ersatz-/Vermeidungskosten Bewertung jener Kosten die für die Verhinderung der Schäden aufgewendet wurden (Bauwerke, Schutzbauten..) Versicherungskosten (Hedonic pricing) Wieviel sind bedrohte Menschen maximal bereit an Versicherung zu zahlen, um das Risiko zu übertragen Bedingte Bewertungsmethode (CVM) Interviewmethode, welche die Zahlungsbereitschaft bzw. die Kompensationsforderung bei Verlust feststellt Schwarzbauer/Sekot 'Methodische Ansätze zur Bewertung der infrastrukturellen Leistungen der Forstwirtschaft‚ 1995; Projektbericht für das BMLFUW Innsbruck, 27.2.07 Großer Wert – Kleiner Preis! Bewertungen der Schutzleistung des Waldes Jahr Autoren 1988 Schweiz Altwegg/Ersatzkosten permanent und temporär(50 J) Altwegg/Schadenskosten 1991 Bayern Bartelheimer/Baier Beschaffungskosten Löwenstein CVM-Methode Wert 2006 in €/Jahr/ha Schutzwald rd. 12.500 rd. 7.500 10 rd. 50 1992 Österreich Tartarotti Ersatzkosten (5 Jahre) rd 5.000 1991 Österreich Pruckner/Ersatzkosten permanent und temporär (50 J) rd.10.000 Pruckner/Beschaffungskosten Ö 2006 Tirol Wildauer/Ziegner Beschaffungskosten T 2005 Tirol Kreiner Abgeltungsmodell Telfs 15 rd. 80 100 Innsbruck, 27.2.07 Ansichten und Aussichten Folgerungen: Folgerungen aktive Schutzwaldpolitik von EU, Bund, Länder (z.B. FWP, VOLE, ISDW) ist notwendig Allianzen bilden zwischen Waldnutzern (Konfliktregelungen treffen; Kooperationen aufbauen) aktive Öffentlichkeitsarbeit betreiben (Allianzpartner zur Begriffs- und Symbolbildung) Diskussionsprozess mit den Nutznießern intensivieren (Argumentation mit wirtschaftlichen Zahlen) Allianzenbildung und Lobbying für den Schutzwald Professionalität bei der Vermittlung von Botschaften Innsbruck, 27.2.07 Schutzwald geht uns alle an! Innsbruck, 27.2.07