6. Dezember 2016 Sehr geehrte Damen und Herren, zu unseren nächsten Premieren am Schauspielhaus Bochum laden wir Sie herzlich ein. Hasko Weber, Intendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, inszeniert erstmalig am Schauspielhaus Bochum: Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“, Premiere ist am 21. Januar. Dass aus gut nicht zwangsläufig Güte oder Gutmütigkeit erwächst, ist eine Erkenntnis, die Gottlieb Biedermann in dem „Lehrstück ohne Lehre“ aus dem Jahre 1953 keineswegs in die Wiege gelegt wurde. Als Burleske den Gattungen Farce und Groteske nicht unverwandt, spielt Frisch alle nur denkbaren Zwangsläufigkeiten durch: Denkbar und unwahrscheinlich zugleich, scheinbar überzeichnend und in hohem Tempo erzählt, steuert die Handlung auf die vorgebliche Wendung zu. Hasko Weber rückt das absurd-komische Moment, das uns glauben lässt, eine Umkehrung sei möglich, ins Zentrum seiner Inszenierung. „Sie möchten mich los sein?“, weiß Brandstifter Schmitz, doch Babette Biedermann erwidert – und zwar ganz gegen ihre eigentlichen Absichten: „Nein, Herr Schmitz, nein! so würd ich es nicht sagen –“. Um gleich darauf noch nachzureichen: „Sie mißverstehen mich, ach Gott, Vollkommen.“ Was eben noch denkbar schien, gar einen Ausweg hätte bedeuten können, löst sich in Wohlgefallen auf und eine Folge von Ereignissen aus. Mit „Finnisch“ von Martin Heckmanns gibt Maren Watermann – seit 2013 Assistentin am Schauspielhaus Bochum – am 13. Januar ihr Regiedebüt im Theater Unten. Der Soloabend mit Dennis Herrmann wird musikalisch von Volker Kamp, dem virtuosen Multiinstrumentalisten begleitet, der bereits in zahlreichen Produktionen am Schauspielhaus als Musiker zu erleben war. Für das Stück über einen Mann, der sich ein Paket schickt, um die Postbotin kennen zu lernen, hat Bühnenbildnerin Dorothea Lütke Wöstmann einen Raum entworfen, der komplett aus Setzkästen besteht. In diesen befinden sich hunderte Schmetterlinge. Aus dieser Wohlfühlzone heißt es für den jungen, schüchternen Mann: mutig in die Welt hinaustreten und sich den eigenen Ängsten stellen. Denn was da draußen wartet, könnte sehr schön sein. Truck Tracks Ruhr #6 Album Bochum: Am 25. Januar kommt das von Rimini Protokoll kuratierte Projekt „Truck Tracks Ruhr“ nach Bochum. Im Zentrum der Koproduktion von Urbane Künste Ruhr und sieben großen Kulturorganisationen des Ruhrgebiets steht ein Lastwagen, der den Blick auf das Ruhrgebiet verändert. Der LKW ist zu einem fahrbaren Zuschauerraum umgebaut und auf einer Seite mit einem riesigen Fenster ausgestattet, durch das der Blick nach draußen gerahmt wird. Die Künstler fokussieren den Blick des Zuschauers auf markante, unbekannte, belebte oder entlegene Punkte des Ruhrgebiets. Auch in Bochum werden sieben Orte angesteuert, die zu einem Album zusammengefasst werden. Die beteiligten Künstler sind dorisdean, Gob Squad, kainkollektiv, Markus&Markus, Florian Neuner, Lotte van den Berg und Dries Verhoeven. Demokratie und Populismus: Am 20. Januar wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Seine Wahl hat in der politischen Landschaft der westlichen Welt ein Beben verursacht. Im Jahr der Bundestagswahl bestimmt die Frage den politischen Diskurs, wie wir selbst in Zukunft unser demokratisches Miteinander gestalten wollen. Wir wollen Sie daher am 21. Januar um 11:00 Uhr – am Morgen nach der Vereidigung – zu einem gemeinsamen Demokratie-Frühstück ins Foyer des Schauspielhauses einladen, um darüber zu diskutieren, welche Erwartungen wir an die Demokratie in unserem eigenen Land haben. Zu unserem Themenspecial „Demokratie und Populismus“ gehören außerdem die Premiere „Biedermann und die Brandstifter“ in der Regie von Hasko Weber am 21. Januar und ein Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung „Die unsichtbare Hand“ / „Am Boden“ am 20. Januar. Herzliche Grüße Anstalt des öffentlichen Rechts – Königsallee 15 – 44789 Bochum – www.schauspielhausbochum.de Christine Hoenmanns – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Tel.: 0234 / 33 33 55 23 oder – Fax: 0234 / 33 33 54 37 – [email protected] Das Schauspielhaus Bochum ist Mitglied der Union des Théâtres de l’Europe (UTE) DEMOKRATIE UND POPULISMUS NOT MY PRESIDENT? Ein Demokratie-Frühstück am Morgen nach der Vereidigung des 45. Präsidenten der USA Am 20. Januar wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Er ist eine der umstrittensten Personen, die dieses Amt je ausgeübt haben. Seine Wahl hat in der politischen Landschaft der westlichen Welt ein Beben verursacht. Fragen, Ängste aber auch trotzige Hoffnungen werden mit diesem neuen Präsidenten verbunden. Im Jahr der Bundestagswahl bestimmt die Frage den politischen Diskurs, wie wir selbst in Zukunft unser demokratisches Miteinander gestalten wollen. Wir wollen daher unser Publikum und alle Interessierten am Morgen nach der Vereidigung zu einem gemeinsamen Demokratie-Frühstück einladen, um darüber zu diskutieren, welche Erwartungen wir an die Demokratie in unserem eigenen Land haben. 21. Januar, 11:00 Uhr im Foyer des Schauspielhauses (Eintritt frei) Zu unserem Themenspecial „Demokratie und Populismus“ gehören außerdem die Premiere „Biedermann und die Brandstifter“ in der Regie von Hasko Weber am 21. Januar und das Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung „Die unsichtbare Hand“ / „Am Boden“ am 20. Januar. PREMIERE BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER von Max Frisch Gottlieb Biedermann und seine Frau Babette sind wirkliche Gutbürger. Bieten sie doch dem arbeits- und wohnungslosen Ringer Schmitz Obdach. Und als sich ein ungutes Gefühl einschleichen will, bleiben die Biedermanns tapfer. So findet sich auch für Schmitz’ Freund Eisenring eine Bleibe. Abwegig, dass die neuen, so verständnisvollen Mitbewohner etwas mit den jüngsten Bränden zu tun haben. Und Benzin und Holzwolle, gleichwohl sie so gut zündeln, kann schließlich jeder gut gebrauchen, der doch deshalb nicht gleich ein Brandstifter ist! Das „Lehrstück ohne Lehre“ von 1953, oft als Analogie zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelesen, entzieht sich bis heute einer monokausalen Lesart. Welches gleichsam totalitäre System – ob in Gestalt von scheinbar unbeirrter Rechtschaffenheit oder radikaler Impertinenz – um seine Glaubwürdigkeit ringt, liegt im Auge des Betrachters. Regisseur Hasko Weber zieht zudem das Nachspiel hinzu, um welches Max Frisch sein Stück 1958 ergänzte. Vorgeblich eine konkrete Analyse über Verdrängung und Verschleierung von Mittäterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, legt es als Vexierspiel die vielfache Umdeutung von Teilhabe und Widerstand offen. Hasko Weber (*1963) ist Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar und gehört zu den führenden Regisseuren im deutschsprachigen Raum. Er inszenierte sowohl zahlreiche Uraufführungen, u. a. von Martin Heckmanns und Sibylle Berg, als auch klassische Stoffe u. a. in Stuttgart, am Berliner Ensemble, in Karlsruhe, Mannheim und Weimar. Während seiner Intendanz am Schauspiel Stuttgart wurde das Haus 2006 von der Zeitschrift „Theater heute“ als Theater des Jahres ausgezeichnet. Regie: Hasko Weber / Bühne & Kostüme: Thilo Reuther / Dramaturgie: Eva Bormann Mit: Matthias Eberle (Wilhelm Eisenring, Figur), Jürgen Hartmann (Josef Schmitz, Beelzebub), Martin Horn (Gottlieb Biedermann), Veronika Nickl (Babette Biedermann), Kristina Peters (Anna), Daniel Stock (Polizist), Luana Velis (Witwe Knechtling), Klaus Weiss (Der Akademiker, Meerkatze) Matinee am 15. Januar im Tanas Premiere am 21. Januar im Schauspielhaus Die nächsten Vorstellungen: 26. & 28. Januar PREMIERE FINNISCH von Martin Heckmanns „Und dann steht sie da / in ihrer Postbotinnenschönheit / und ich sage schön / vielleicht / dass du da bist / schön.“ Er hat sie schon einmal gesehen, die Postbotin, in einem Altenheim. Dort brachte sie jemandem ein Päckchen und hat auf bezaubernde Weise gelächelt. Er wünscht sich, von ihr auch so angelächelt zu werden. Und deshalb hat er sich ein Paket geschickt. Bald, ganz bald wird sie da sein und es ihm bringen. Sie wird vor seiner Tür stehen, klingeln, das Paket übergeben – und dann? Es ist höchste Zeit diese erste, alles entscheidende Begegnung zu üben, denn auf den ersten Eindruck kommt es an. Sie könnte einen Neuanfang bedeuten, der alles in ein anderes Licht rückt. „Finnisch“ ist ein Stück über Sehnsucht und Einsamkeit sowie den Versuch, diese in Zweisamkeit zu überwinden. Gerade um die eigenen Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen, heißt es mutig in die Welt hinaustreten und sich den eigenen Ängsten stellen. Denn was da draußen wartet, könnte sehr schön sein. Maren Watermann inszeniert den 1999 entstandenen Soloabend von Martin Heckmanns mit Ensemblemitglied Dennis Herrmann und Musiker Volker Kamp. Martin Heckmanns (*1971) Stücke wurden u. a. am Schauspiel Frankfurt, Staatstheater Stuttgart, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatsschauspiel Dresden, Burgtheater Wien, Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Anselm Weber hat 2013 sein Stück „Es wird einmal“ am Schauspielhaus Bochum zur Uraufführung gebracht. Mit „Schieß doch, Kaufhaus!“ wurde Martin Heckmanns in der „Theater heute“ Kritikerumfrage zum Nachwuchsautor des Jahres 2002 gewählt und gewann bei den Mülheimer Theatertagen 2003 für „Schieß doch, Kaufhaus!“ und 2004 für „Kränk“ den Publikumspreis. 2012 wurde ihm der Margarete-SchraderLiteraturpreis der Universität Paderborn zugesprochen. 2015 war sein Kinderbuch „Konstantin im Wörterwald“ für den Jugendliteraturpreis nominiert. Maren Watermann (*1989) studierte Anglistik, Theater- und Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und ist nach diversen Hospitanzen und Gastassistenzen im Bereich Regie und Bühne seit 2013/2014 Regieassistentin am Schauspielhaus Bochum. Sie assistierte u. a. Christian Brey, Barbara Hauck, Eric de Vroedt und Hermann Schmidt-Rahmer und entwickelte erste eigene Arbeiten u. a. für die Reihe „Spätschicht“ im Theater Unten. Regie: Maren Watermann / Bühne: Dorothea Lütke Wöstmann / Kostüme: Frederike Coors / Musik: Maren Watermann, Volker Kamp / Dramaturgie: Annelie Mattheis Mit: Dennis Herrmann, Musiker: Volker Kamp Premiere am 13. Januar im Theater Unten Die nächsten Vorstellungen: 18., 22. & 28. Januar _________________________________________________________________________________________________ PREMIERE TRUCK TRACKS RUHR #6 ALBUM BOCHUM 49 Künstler vertonen 49 Orte des Ruhrgebiets Im Zentrum von Truck Tracks Ruhr steht ein Lastwagen, der den Blick auf das Ruhrgebiet verändert. Der LKW ist zu einem fahrbaren Zuschauerraum umgebaut und auf einer Seite mit einem riesigen Fenster ausgestattet, durch das der Blick nach draußen gerahmt wird. 49 Künstler vertonen 49 Orte und fokussieren den Blick des Zuschauers auf markante, unbekannte, belebte oder entlegene Punkte des Ruhrgebiets. Von April 2016 bis April 2017 ist der Truck in sieben Metropolenregionen unterwegs. In jeder Stadt werden sieben Orte angesteuert, die zu einem Album zusammengefasst werden. Etwa alle sieben Wochen präsentiert sich eine neue Region – ein neues Album – mit sieben neuen Orten – neuen Tracks – der Öffentlichkeit. Im Januar startet die Tour Truck Tracks Ruhr #6 Album Bochum, mit Tracks von dorisdean, Gob Squad, kainkollektiv, Markus&Markus, Florian Neuner, Lotte van den Berg und Dries Verhoeven. Kurator: Jörg Karrenbauer (Rimini Protokoll) / Musik: Frank Böhle, Rasmus Nordholt / Video: filmproduktion loekenfranke / Produktionsleitung: Christiane Holtschulte / Veranstaltungstechnik: Marcel Nascimento Premiere am 25. Januar in Bochum, Treffpunkt Theatervorplatz Die nächsten Touren: 26., 27., 28. Januar, 1., 2., 3., 4., 7., 9., 10., 11., 13., 16., 17., 18., 21., 22., 24. & 25. Februar Eine Produktion von Urbane Künste Ruhr In Koproduktion mit Theater Oberhausen, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Ruhrtriennale, Schauspiel Dortmund, Ringlokschuppen Ruhr, Schauspielhaus Bochum, PACT Zollverein Ein Konzept von Rimini Protokoll Gefördert durch die Kunststiftung NRW