Medienmitteilung vom 27. Oktober 2016 WELT IN CHUR / SCHAUSPIEL Fr 4. Nov. 2016 20 Uhr MITLEID. DIE GESCHICHTE DES MASCHINENGEWEHRS Von Milo Rau mit Ursina Lardi & Consolate Sipérius Die Grenzen des europäischen Humanismus Der Schweizer Theaterregisseur und Autor Milo Rau setzt sich mit Globalisierungsund Flüchtlingsfragen auseinander. Er kritisiert die eurozentrische Betroffenheitskultur, prägte in diesem Zusammenhang den Begriff «zynischen Humanismus» und fordert «globale Solidarität mit den Opfern der europäischen Wirtschaftspolitik». Das Theater Chur zeigt «Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs» mit Ursina Lardi in der Hauptrolle am Freitag, 4. November 2016 im Rahmen des Festivals «Welt in Chur». Das Stück der Schaubühne Berlin im Rahmen des Theaternetzwerks Prospero basiert auf Interviews mit Flüchtlingshelfern und NGO-Mitarbeitern, die Rau begleitete – und als «oft rassistisch und inkompetent» erlebt hat. Ursina Lardi, Bündner Schauspielerin von Weltrang und Ensemblemitglied der Schaubühne Berlin, spielt in dieser europäischen Inszenierung eine NGOMitarbeiterin im Kongo in einem Doppelmonolog mit der belgisch-burundischen Schauspielerin Consolate Sipérius. In «Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs» begibt sich der Autor und Regisseur Milo Rau gemeinsam mit seinem Team in die politischen Brennpunkte der heutigen Zeit: auf die Mittelmeerroute der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und ins kongolesische Bürgerkriegsgebiet. Der aus Interviews mit NGO-Mitarbeitern, Geistlichen und Kriegsopfern in Afrika und Europa gespeiste Doppel-Monolog betritt dabei bewusst widersprüchliches Gelände: Wie ertragen wir das Elend der anderen, warum schauen wir es uns an? Warum wiegt ein Toter an den Toren Europas mehr als 1000 Tote in den kongolesischen Bürgerkriegsgebieten? So ist «Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs» nicht nur ein Nachdenken über die Grenzen unseres Mitleids – sondern auch über die Grenzen des europäischen Humanismus. Ein Theatermacher, der provoziert Milo Rau unternahm zuletzt mit seinen international gefeierten Produktionen «The Civil Wars» und «The Dark Ages» eine «politische Psychoanalyse» Europas und inszenierte mit «Das Kongo Tribunal» einen Volksprozess im ostkongolesischen Bürgerkriegsgebiet gegen internationale Minenfirmen. 2007 gründete er das «International Institute of Political Murder (IIPM)». Mit der ganz eigenen theatralen Form des Reenactments wie «Die letzten Tage der Ceausescus» oder den «Moskauer Prozessen» erregte er grosses Aufsehen. Seine Produktion «Hate Radio» über den Völkermord in Ruanda wurde 2012 zum Theatertreffen Berlin eingeladen. 2014 wurde er mit dem Schweizer Theaterpreis ausgezeichnet. «Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs»: Von Milo Rau Freitag, 4. November 2016 um 20 Uhr Online-Ticketing www.theaterchur.ch Mit: Ursina Lardi, Consolate Sipérius Regie: Milo Rau Bühne / Kostüme: Anton Lukas Video / Sound: Marc Stephan Dramaturgie: Florian Borchmeyer Mitarbeit Recherche / Dramaturgie: Mirjam Knapp, Stefan Bläske Licht: Erich Schneider Produktion: Schaubühne Berlin (D), Théâtre National de Bretagne (F), Théâtre de Liège (B), Emilia Romagna Teatro Fondazione (I), Göteborgs Stadstheater (S), Croatian National Theatre / World Theatre Festival Zagreb (HR), Athens & Epidaurus Festival (GR) im Rahmen des europäischen Theaternetzwerks Prospero Preise: CHF 48.– / 24.– erm. Dauer: ca. 105 Min. (ohne Pause) Einführung: 19.30 Uhr Publikumsgespräch: im Anschluss an die Vorstellung Pressestimmen zur Uraufführung am 16. Januar 2016 «Das Faszinosum dieses Experiments zwischen Theatertheorie, Doku- und Erzähltheater ist Ursina Lardi selbst. Meist steht sie am Rednerpult. Aber wer spricht hier, und zu wem? Die Erinnerung ist’s, oder anders: eine Kunstfigur, welche minuziös einen Erinnerungsprozess vorführt, indem sie mit sich selbst spricht… Atemraubend.» NZZ «Als Autor und Regisseur bringt Rau seinen harten Stoff präzise und bewegend auf die Bühne. Wie diese kühle theatralische Lektion in Sachen Politik und Geschäft erteilt wird, ist eine unbequeme und dabei elektrisierende Herausforderung.» Frankfurter Allgemeine Zeitung «‚Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs‘ ist nicht nur eine beeindruckende Reflexion über den Umgang mit dem Leid der Anderen. Es ist zugleich eine kritische Selbstbefragung des Theaters… Der Text ist kunstvoll aus Interviews zusammenmontiert, die Milo Rau und sein Team mit NGO-Mitarbeitern geführt haben. Am Ende wird der Abend zur griechischen Tragödie… Es ist großartig, wie Ursina Lardi das spielt.» Süddeutsche Zeitung «‚Es war ein Ringen‘, sagt Lardi. ‚Aber ich ringe gern.‘ Und von diesem Ringen handelt auch das Stück: Man sieht, wie Ursina Lardi sich die Figur zuerst aneignet, wie sie sich mit ihr identifiziert, sich in sie hineinsteigert, bis sie schliesslich an der Rolle verzweifelt.» WOZ – Die Wochenzeitung «Rau ist eine Art Tausendsassa des politischen Theaters. In seinem neuen Stück stellt er den europäischen Humanismusbegriff und seine Verlogenheit zur Diskussion. Sehenswert.» 3Sat Kulturzeit Milo Rau 1977 in Bern geboren. Studium der Germanistik, Romanistik und Soziologie in Zürich, Berlin und Paris. Journalistische Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, seit 2000 für die Neue Zürcher Zeitung. Seit 2003 als freier Regisseur und Autor im In- und Ausland tätig. 2007 Gründung der Theater- und Filmgesellschaft International Institute of Political Murder (IIPM). Arbeiten u.a. am Hebbel am Ufer, Staatsschauspiel Dresden, am Maxim-Gorki-Theater Berlin, bei den Wiener Festwochen und am Theater Neumarkt in Zürich. Inszenierungen u.a. «Die letzten Tage der Ceausescus» (Regie: Milo Rau und Simone Eisenring, 2009), «Hate Radio» (Hebbel am Ufer, 2011) «The Civil Wars» (Zürcher Theaterspektakel, 2014), «The Dark Ages» (Residenztheater Münschen, 2015) und «Das Kongo Tribunal» (Collège Alfajiri/Sophiensaele Berlin, 2015). Einladungen zu den nationalen sowie internationalen Festivals, u.a. zum Festival d’Avignon (2010, 2013) und zum Berliner Theatertreffen 2012. Ursina Lardi 1970 in Samedan/Schweiz geboren. Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» Berlin. Es folgten Engagements am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Schaubühne und dem Berliner Ensemble. Seit 2012/13 festes Ensemblemitglied der Schaubühne Berlin, u.a. Martha Gräfin von Geschwitz in «Lulu» von Frank Wedekind (Regie: Thomas Ostermeier, 2004), Elvira in «Turista» von Marius von Mayenburg (Regie: Luk Perceval, 2005), Warwara Michailowna in «Sommergäste» von Maxim Gorki (Regie: Alvis Hermanis, 2012), «Die gelbe Tapete» nach Charlotte Perkins Gilman (Regie: Katie Mitchell, 2013), «For the Disconnected Child» von Falk Richter (Regie und Choreographie: Falk Richter, 2013), Birdie Hubbard in «Die kleinen Füchse – The Little Foxes» von Lillian Hellman (Regie: Thomas Ostermeier, 2014), «Die Ehe der Maria Braun» nach Rainer Werner Fassbinder (Regie: Thomas Ostermeier, 2014), «Ödipus der Tyrann» nach Sophokles/Friedrich Hölderlin (Regie: Romeo Castellucci, 2015). Ebenfalls in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen zu sehen, u.a. in «Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte» (Regie: Michael Haneke, 2008), «Lore» (Regie: Cate Shortland, 2011) und «Die Lügen der Sieger» (Regie: Christoph Hochhäusler, 2015). 2006 Preis des Eliette-von-Karajan-Kulturfonds und 2014 Schweizer Filmpreis in der Kategorie Beste Darstellerin für «Traumland» (Regie: Petra Volpe, 2012). Consolate Sipérius 1989 in Burundi geboren. Schauspielstudium am Conservatoire royal de Mons und Arbeit als freie Schauspielerin in Belgien. Zuletzt spielte sie die Hauptrolle in «Crever d’amour» (Regie: Frédéric Dussenne, 2015), einer Bearbeitung von Sophokles' Antigone am Théâtre du Rideau de Bruxelles. Diese Medienmitteilung sowie druckfähiges Bildmaterial finden Sie unter www.theaterchur.ch/medien KONTAKT Ute Haferburg, Direktion Theater Chur Kauffmannstrasse 6 CH-7000 Chur T +41 (0)81 254 12 90 M +41 (0)76 326 48 89 [email protected] Ann-Marie Arioli, Kodirektion / Dramaturgie Theater Chur Kauffmannstrasse 6 CH-7000 Chur T +41 (0)81 254 12 92 M +41 (0)78 781 12 24 [email protected] Anita Willi, Kommunikation / Medien Theater Chur PURPUR Kultur & Management GmbH Kornplatz 12 CH-7000 Chur T +41 (0)81 250 60 81 M +41 (0)79 662 38 00 [email protected] Vorverkauf Tickets & Abos Online-Ticketing www.theaterchur.ch Kasse Theater Chur Mo bis Fr 17 – 19 Uhr, T +41 (0)81 252 66 44 sowie bei Chur Tourismus im Bahnhof Chur, T +41 (0)81 254 50 60