conomics - DB Research

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Economics
Internet & „New Economy“
8. Januar 2002
Nr. 23
conomics
Internet-Revolution und “New Economy”
Virtuelle Marktplätze in der Chemie:
B2B-Umsätze sehr expansiv
• In der chemischen Industrie gewinnen neben dem Vertrieb über Online-Shops
der Unternehmen virtuelle Marktplätze zunehmend an Bedeutung. Damit verbunden ist die stärkere Vernetzung innerbetrieblicher Geschäftsprozesse sowie die Optimierung der Wertschöpfungskette von den Zulieferern bis zum Endabnehmer.
• Viele große Chemieunternehmen engagieren sich bereits heute auf mehreren
Marktplätzen, die sie selbst nach ihren Anforderungen mitgestalten können,
um sich somit Kostenvorteile und Wettbewerbsvorteile zu sichern.
• Mittelfristig erzwingt der Wettbewerb eine zunehmende Vernetzung auch der
kleinen und mittleren Firmen mit Kunden und Zulieferern. Dabei wird der Konkurrenzdruck vor allem in der Zulieferindustrie schärfer, die sich verstärkt auf
e-Business einstellen muss.
• In der deutschen Chemieindustrie dürfte der gesamte B2B-Handel von EUR
16 Mrd. im Jahr 2001 auf EUR 25 Mrd. 2005 zunehmen. Für 2010 erwarten wir
ein Volumen von EUR 57 Mrd. Das wären etwa zwei Fünftel des Chemieumsatzes insgesamt von EUR 142 Mrd. gegenüber nur 15% im Jahr 2001.
Editor:
Hans-Joachim Frank
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Publikationsassistenz:
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Deutsche Bank Research
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Managing Directors
Axel Siedenberg
Norbert Walter
• Von dem B2B-Umsatz wurde 2001 in der Chemie lediglich ein Fünftel über
virtuelle Marktplätze abgewickelt. Der überwiegende Teil des B2B-Chemiehandels findet derzeit also noch direkt zwischen den Herstellern und Kunden außerhalb solcher Marktplätze statt. Ab 2005 verschiebt sich diese Relation zugunsten der virtuellen Marktplätze; bis 2010 könnte sich dieser Anteil auf 60%
erhöhen.
• Für die EU erwarten wir zwar auch eine merkliche Zunahme des Chemie-Online-Handels, doch dürfte der Anteil am Gesamtumsatz deutlich unter der Quote für Deutschland bleiben, wo die Chemieriesen Vorreiter des Online-Geschäftes sind.
• Trotz der günstigen Umsatzperspektiven wird die Zahl der virtuellen Marktplätze in der Chemie erheblich zurückgehen und voraussichtlich nur ein Fünftel der
heutigen Plätze überleben. Dafür spricht zum einen, dass die Chemiekonzerne
lieber auf ihre eigenen Marktplätze zurückgreifen. Zum anderen schlossen sich
wegen hoher Investitionen in die Infrastruktur bereits viele virtuelle Marktplätze zusammen; andere schieden ganz aus dem Markt aus.
Uwe Perlitz, +49 69 910-31875 ([email protected])
conomics
Deutsch und Englisch
Virtuelle Marktplätze in der Chemie: B2B-Umsätze sehr expansiv
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8. Januar 2002
Internationale Kapitalmärkte der Zukunft - der Einfluss des Internet
7. Dezember 2001
E-Commerce und die WTO
4. Dezember 2001
UMTS - Chance zum Take-Off im mobilen Business
Virtuelle Marktplätze: Big is beautiful
Fokus: New Economy und Produktivität
Digital Divide - Das Beispiel Asiens
15. November 2001
12. Oktober 2001
19. September 2001
10. August 2001
Internet-Trends in Japan: Mobilfunk als Triebkraft
16. Juli 2001
Softwarehäuser und DV-Dienste - Wachstumsbereiche im IT-Biz
17. Mai 2001
Rechtliche Rahmenbedingungen für den e-Commerce: Viel Lärm um Nichts?
9. Mai 2001
e-Banking: Konkurrenz durch Non- und Near-Banks
Elektronisches Geld - die Zukunft des Zahlungsverkehrs?
Embedded Systems - Der (verdeckte) Siegeszug einer Schlüsseltechnologie
e-Immobilien: Immobilienwirtschaft im Internet-Zeitalter
Emerging Markets in Asien: Vom Hardware-Produktionsstandort zum
eCommerce-Eldorado?
mCommerce: Mega Business oder Mickey Mouse?
Schweden und Finnland: Vorreiter der „New Economy“ in Europa?
Finanzportale: Chancen für Kunden und Banken
Das Internet - eine neue Basistechnologie?
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12. April 2001
22. Februar 2001
30. Januar 2001
8. Januar 2001
3. November 2000
20. Oktober 2000
5. Oktober 2000
26. September 2000
9. August 2000
Deutsche Bank Research
conomics
Virtuelle Marktplätze in der Chemie: B2B-Umsätze sehr expansiv
Die Bedeutung des Electronic Business nimmt in den kommenden
Jahren weiter zu, weil sich die Unternehmen dadurch für die Zukunft
erhebliche Vorteile versprechen. Damit verbunden ist eine fundamentale Umstrukturierung innerbetrieblicher Geschäftsprozesse.
In Europa ist Deutschland der größte Markt, gefolgt von Großbritannien, Frankreich und Italien. Bis 2005 dürfte das Umsatzvolumen in diesen Ländern nach Jupiter Research von EUR 170 Mrd. auf rd.
2.300 Mrd. steigen. Der bei weitem größte Markt sind aber die USA
mit EUR 780 Mrd. Bis 2005 wächst das Volumen auf etwa EUR
6.300 Mrd. Die USA behaupten damit international ihre führende Stellung, doch holt Europa anteilsmäßig merklich auf. Nach einer Umfrage
von Cap Gemini Ernst & Young weiten im laufenden Jahr 54% der
deutschen Chemie-Unternehmen ihr Engagement im e-Business aus;
43% wollen gleich viel investieren wie im Jahr 2001 und nur 3% planen eine Drosselung ihrer Ausgaben.
Neben dem Vertrieb über Online-Shops der Unternehmen gewinnen
elektronische Marktplätze zunehmend an Bedeutung. Damit verbunden ist die stärkere Vernetzung innerbetrieblicher Geschäftsprozesse
(z.B. Auftragsabwicklung, Materialwirtschaft und Rechnungswesen),
die auch Enterprise-Resource-Planning-System (ERP) genannt wird,
sowie die Optimierung der Wertschöpfungsketten von den Zulieferern
bis zum Endabnehmer mit Hilfe von Supply Chain Management (SCM).
Große Unternehmen engagieren sich gleichzeitig auf mehreren Marktplätzen mit sehr unterschiedlichen Funktionen. Private Marktplätze
werden z.B. von einzelnen Unternehmen initiiert und sind ausschließlich für dessen Geschäftspartner zugänglich (in der Chemie z.B. Bayer). Dagegen stehen öffentliche Marktplätze für potenzielle Geschäftspartner zur Verfügung (z.B. cc-chemplorer). Dabei agieren horizontale
Marktplätze branchenübergreifend (Econia), während vertikale Marktplätze auf eine spezifische Branche spezialisiert sind (z.B. Omnexus).
Ein Problem besteht allerdings derzeit noch darin, dass die auf den
Marktplätzen verwendeten Standards oft divergieren.
Je nach Marktteilnehmer gibt es Marktplätze zwischen Unternehmen,
das sog. Business-to-Business (B2B), oder das Geschäft zwischen
Unternehmen und Konsumenten, das als Business-to-Consumer (B2C)
bezeichnet wird.
e-Commerce gewinnt an Bedeutung
Gegenwärtig ist die quantitative Bedeutung des e-Commerce, d.h. der
Handel mit Waren und Dienstleistungen über vernetzte Systeme, noch
gering. In den wenigsten Fällen erzielen die Betreiber damit Gewinne.
In Deutschland arbeitet bisher noch kein Marktplatz profitabel. Trotzdem ist es aus marktstrategischen Gründen für viele Firmen unerlässlich, sich hier zu engagieren. Die Hinwendung zahlreicher Unternehmen zu dieser Absatzschiene zeigt, dass in diesem Bereich ein erhebliches Wachstumspotenzial vermutet wird. Nur durch frühzeitigen Eintritt auf diesen Markt ist es ist möglich, „First Mover-Vorteile“ zu erschließen. In Deutschland gab es 2001 rd. 185 B2B-Marktplätze, gegenüber 163 im Jahr 2000 und lediglich 3 in 1995. Das Umsatzvolumen ist derzeit noch relativ niedrig; für die kommenden Jahre erwarten wir aber zweistellige Wachstumsraten. Am stärksten expandiert
das B2B-Geschäft. Für Deutschland erwartet Jupiter Research eine
Economics
e-Business-Investitionstätigkeit 2002
Mehr Gleich
viel
Weniger
%
Elektronik/
High Tech
67
33
0
Metallindustrie/
Maschinenbau
55
33
10*)
Chemie
54
43
3
Automobilind.
49
41
8*)
Handel
36
35
14*)
Unternehmen,
insgesamt
56
36
7*)
tierung
Investoren
dungsjahr
cc-chemplorer
vertikal
BASF,
Bayer,
Henkel
u.a.
2001*)
CheMatch
vertikal
Bayer,
DuPont
u.a.
1998
Econia
horizontal
Privatinvestoren
2001
Elemica
vertikal
BASF,
Bayer,
DOW,
DuPont
u.a.
2000
Omnexus
vertikal
BASF,
Bayer,
DOW,
DuPont
u.a.
2000
*) Rest keine Angaben
Quelle: Cap Gemini Ernst & Young
Chemie-Marktplätze
OrienName
Grün-
*) Zusammenschluss cc-markets
und chemplorer
Quellen: Accenture, Berlecon
3
Deutsche Bank Research
conomics
Zunahme des B2B-Handelsvolumens von rd. EUR 65 Mrd. im Jahr 2001
auf 950 Mrd. 2005. Der Anteil der Marktplätze am gesamten B2B-Transaktionsvolumen dürfte von derzeit knapp einem Zehntel auf ein Viertel
im Jahr 2005 zunehmen. Damit würde über die B2B-Marktplätze ein
Transaktionsvolumen von rd. EUR 235 Mrd. abgewickelt. Der Rest geht
über eigene Firmenportale. Demgegenüber liegt das Marktvolumen im
B2C-Geschäft weit darunter. Im Jahr 2000 kam es in Deutschland lediglich auf knapp EUR 2 Mrd. Für 2005 schätzt Jupiter das Volumen auf
gut EUR 10 Mrd. Die Konsumenten nutzen das World Wide Web (WWW)
bisher schon häufig als Informationsquelle; sie entschließen sich aber
weit weniger, auch Käufe über das Netz zu tätigen.
Mittlerweile finden sich im B2B-e-Commerce mehrere Formen virtueller Marktplätze: Einerseits sind dies die Hersteller selbst, die sich als
Betreiber von Marktplätzen engagieren (sog. branchenspezifische, in
der Chemie z.B. Elemica), zum anderen handelt es sich um sog. unabhängige Marktplätze (z.B. Econia).
Dass die Transaktionen über elektronische Marktplätze bisher so geringfügig sind, bedeutet für die Betreiber ein nicht unerhebliches Problem. Die Transaktionsgebühren sind für sie die wichtigste Einnahmequelle. Um sie zu erhöhen, versuchen die Marktplätze mit Zusatzleistungen (Fulfillment-Leistungen) möglichst viele Anbieter und Nachfrager zu gewinnen. Diese Funktionen wie Transport und Logistik, die über
externe Dienstleister bzw. Kooperationspartner realisiert werden, tragen wesentlich zum Erfolg der Marktplätze bei.
e-Commerce-Umsätze Deutschland
- B2B- und B2C-Anteile in % B2B
B2C
2000
92.2
7.8
2001
95.4
4.6
2002
97.0
3.0
2003
97.9
2.1
2004
98.3
1.7
2005
98.6
1.4
Quellen: Jupiter Research, eigene Berechnungen
Finanzierungsquellen
der B2B-Marktplätze
Entwicklungsphasen von Chemiemarktplätzen
Die chemische Industrie hat sich erst relativ spät in das e-Business
(Integration von e-Commerce mit dem im Unternehmen eingesetzten
ERP-System) eingeklinkt. In einer Studie von Roland Berger aus dem
Jahre 1999 rangierte die Branche im Vergleich wichtiger Wirtschaftssektoren wie Medien, Banken, Automobilindustrie noch am unteren
Ende der Skala. Grundlage der Bewertung waren sechs Erfolgsfaktoren: strategische Ausrichtung, Integration von e-Commerce-Aktivitäten
in Unternehmensprozesse, Partnerschaften, Inhalt und Funktionalität
der Web-Angebote sowie deren Vermarktung.
Insgesamt lassen sich in der Chemie drei große Phasen der Entwicklung von virtuellen Marktplätzen unterscheiden. In der ersten - von 1996
bis 1999 - kam es zu zahlreichen Gründungen, die aber meistens nur
als Spot-Märkte für den Verkauf von Produktionsüberschüssen fungierten; sie wurden durch Venture Capital gestützt. In einem zweiten Schub
nahmen die großen Chemieunternehmen das Heft selbst in die Hand.
Die seit etwa Mitte 2001 laufende dritte Welle stellt insgesamt eine
Konsolidierungsphase dar - zum einen weil die Transaktionsvolumina
der Marktplätze bei weitem überschätzt wurden, zum anderen weil der
Finanzbedarf bis zum Erreichen der Gewinnschwelle viel größer als ursprünglich erwartet war.
Transaktionsgebühren
Werbung
72
42
Mitgliedsgebühren
41
Zusatzdienstleistungen
41
Gebühren für Informationen
17
*) Mehrfachnennungen möglich
Quelle: Forrester Research
Weltweite Zahl von B2BMarktplätzen in wichtigen Branchen
- 2001 Elektronik
Erste Phase 1996 bis 1999
Viele Chemie-Marktplätze der ersten Generation, bei denen Teilprozesse noch traditionell gestaltet wurden (z.B. per Fax oder E-Mail), starteten vertikal, da der Handel mit Roh- und Zwischenprodukten hauptsächlich innerhalb der Chemieindustrie abgewickelt wird. Demgegenüber werden technische Chemikalien (z.B. Farbstoffe, Additive) auf horizontalen Marktplätzen gehandelt. Aufgrund der anfänglich günstigen
4
%*)
Economics
132
Fahrzeugbau
73
Chemie
63
Metallhandel
50
Textilien/Schuhe
46
Kunststoffe
31
Quelle: Berlecon
Deutsche Bank Research
conomics
Entwicklungsperspektiven beteiligten sich aber schon sehr früh große
Chemieunternehmen an diesen Marktplätzen, wie das Beispiel CheMatch (mit den Betreibern Bayer und DuPont) beweist. Insgesamt blieben die Umsätze aber gering.
Zweite Phase 2000
Im Jahr 2000 kam es in der Chemie zu einem enormen Schub von
Marktplatzgründungen, weil vor allem große Unternehmen die Möglichkeiten für eine weitere Vernetzung mit Kunden und Zulieferern erkannten. Aus diesem Grund schloss sich eine Reihe von Firmen zu
Konsortien zusammen. Damit verbunden war bei vielen Unternehmen
auch eine Änderung ihrer Strategie mit dem Ziel, einen möglichst großen Teil des Geschäfts über diese Marktplätze abzuwickeln. Beispiele
dafür sind Omnexus für den Verkauf thermoplastischer Kunststoffe,
cc-chemplorer für den technischen Bedarf und Elemica für den Handel
mit chemischen Rohstoffen.
B2B-Marktplätze mit Beteiligung
deutscher Unternehmen
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
Konsolidierungsphase seit 2001
Im Zuge der Internet-Euphorie wurde auch das Wachstumspotenzial
der Chemie-Marktplätze überschätzt. Vor allem fehlte bei vielen die
notwendige Zahl an Transaktionen, die Einnahmen bringen. Probleme
gab es bei der Schulung der Mitarbeiter und den erforderlichen Standardisierungen, z.B. bei Produkten und Preisen sowie bei der technischen Verknüpfung zwischen den Marktplätzen und der internen Software der Unternehmen. Notwendig sind vor allem Investitionen in die
Infrastruktur, die enorm viel Kapital erfordern. Ob dies bei allen virtuellen Marktplätzen in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, ist derzeit sehr fraglich. Accenture schätzt, dass höchstens 20% der Chemie-Marktplätze die Konsolidierungsphase überleben werden. Dabei
dürften branchenspezifische Marktplätze zunehmend unabhängige verdrängen, die in der Chemie derzeit immer noch einen Anteil von 82%
haben. Vor allem die Zukunft der 40 bis 50 unabhängigen Marktplätze
für Rohmaterial scheint gefährdet, da die Chemiekonzerne lieber auf
ihre eigenen Marktplätze zurückgreifen. Einige Marktplätze schlossen
sich zusammen, während andere ganz aus dem Markt ausschieden.
Weitere versuchen, ihr Geschäftsmodell in Richtung Internet Service
Provider oder Technologieanbieter zu ändern. Zudem kommt es zur
Bildung sog. e-Hubs, deren Aufgabe es ist, eigenständige Marktplätze
untereinander zu verbinden.
0
95
96
97
98
99
00
01
Quelle: Berlecon
B2B-Umsätze nach Branchen
in Deutschland
80
Mrd. EUR
70
60
50
2005
2001
40
30
20
10
Vorteile für die Unternehmen ...
Economics
Chemie
Fahrzeugbau
0
Elektrotechnik
Das Internet erleichtert den Unternehmen, weltweit neue Kunden und
Lieferanten, aber auch potenzielle Kooperationspartner zu finden. Dies
beschleunigt die Globalisierung der Märkte - mit z.T. erheblichen Vorteilen für die Unternehmen. Davon begünstigt sind sowohl große als
auch kleine Chemieunternehmen. Denn grundsätzlich kann sich jede
Firma in das WWW einklinken und dadurch Marktzugang auch ohne
ein flächendeckendes Vertriebsnetz gewinnen. Allerdings hat sich in
jüngster Zeit die Zielsetzung der e-Business-Aktivitäten deutlich verschoben. Bei den Unternehmen stehen derzeit die Ziele Effizienzsteigerung und Kostensenkung im Vordergrund, während 2000 noch Marktausdehnung und Kundenbeziehungen Priorität hatten. Insgesamt ist
aber die Mehrzahl der Unternehmen mit dem Ergebnis ihrer e-Business-Projekte noch nicht zufrieden, denn lediglich ein Drittel der Unternehmen hat bisher ihre operativen Ziele erreicht. In der Chemie- und
Pharmaindustrie wird vor allem der lange Zeitraum kritisch angeführt,
bis merkliche quantitative Ergebnisse des e-Business positiv in den
Bilanzen zu Buche schlagen.
Quellen: Forit, eigene Berechnungen
5
Deutsche Bank Research
conomics
Dank e-Procurement Kosteneinsparungen
Auf der Beschaffungsseite profitieren die Chemieunternehmen von der
Erhöhung der Markttransparenz. Diese macht es den Einkäufern leichter als bisher, ein günstigeres Angebot zu finden und dadurch Kosten
zu sparen. Nach einer Untersuchung von KPMG entfallen etwa 80%
des Zeitaufwandes beim Einkauf auf die Beschaffung von sog. C-Gütern, die für den unmittelbaren Produktionsprozess von geringerer Bedeutung sind (z.B. Büromaterial, Werkzeuge, Hygieneartikel). Am gesamten Beschaffungsvolumen eines Unternehmens haben diese aber
nur einen Anteil von einem Fünftel. Hier lassen sich durch eine technische Umstellung des Beschaffungsvorgangs die Kosten deutlich reduzieren. Demgegenüber machen Rohstoffe und Halbfertigerzeugnisse
(A-Güter), die direkt in den Produktionsprozess eingehen, etwa 70%
des Beschaffungsumsatzes aus. Sie verursachen aber nur ein Zehntel
des Beschaffungsaufwands. Einsparpotenzial gibt es für Chemiefirmen
hier durch eine optimale Auswahl der Zulieferer verbunden mit den
neuesten technischen Möglichkeiten.
Mit Hilfe eines Marktplatzes lässt sich z.B. bei Chemiefirmen mit geringen Einkaufsvolumina die Bestellung über sog. Pool-Buying-Options
bündeln, um dadurch bessere Konditionen auszuhandeln. Ferner kann
ein Unternehmen seinen Beschaffungsbedarf veröffentlichen, und interessierte Lieferanten können ihre Gebote anonym abgeben (sog.
Reverse Auctions). So ließen sich nach Angabe eines großen deutschen
Chemieunternehmens in einem Segment die Kosten für Verpackungen
um immerhin knapp 70% reduzieren. Bei weniger spektakulären Beispielen belaufen sich die Netto-Kosteneinsparungen im Schnitt auf durchschnittlich 2%.
Unternehmen profitieren von besserer Markttransparenz
Bündelung von Einkaufsvolumina
vorteilhaft
Andere Handelsformen auf den Chemie-Marktplätzen sind Ausschreibungen, Auktionen und Festpreise für Angebote. Bei Online-Auktionen
eines Chemie-Marktplatzanbieters mit deutscher Beteiligung erzielten
die Käufer z.B. Einsparungen von 5 bis 25% gegenüber den Marktpreisen. In Europa setzen im Bereich Rohstoffe bereits 35% der Unternehmen auf Online-Auktionen.
Mehr Möglichkeiten durch Enterprise-Resource-Planning
Neben dieser Transaktionsfunktion, die im Wesentlichen das Matching
umfasst (d.h. das Zusammenführen verschiedener Marktteilnehmer),
stellen viele Marktplätze auch Fulfillment-Dienste zur Verfügung. Die
Bedeutung dieser Systeme liegt vor allem darin, die Attraktivität der
Marktplätze zu erhöhen. Dabei handelt es sich z.B. um Dienstleistungen wie Bonitätsprüfung der Teilnehmer, Qualitätsprüfung der Produkte, Logistik und Transport. Im Jahr 2000 boten knapp 50% der Marktplätze mindestens eine zusätzliche Dienstleistung an, im Jahr 2001
waren es schon knapp 60%. Die größte Bedeutung hat dabei die Einbeziehung des ERP, über das interne Geschäftsprozessse im Unternehmen abgewickelt werden (u.a. Rechnungswesen, Materialwirtschaft). Die Integration dieser Systeme führt zu einer deutlichen Effizienzsteigerung, weil sich dadurch Beschaffungsvorgänge erheblich beschleunigen lassen. Vor allem bei ständig wiederkehrenden Einkäufen
erweist sich die Automatisierung des Beschaffungsvorgangs durch die
Anbindung von ERP als sehr vorteilhaft. Durch den Zugriff auf ERP lässt
sich mit wichtigen Geschäftspartnern ein Supply Chain Management
(SCM) aufbauen, d.h. eine Wertschöpfungskette vom Kunden zu den
Lieferanten.
6
Economics
Geschätzte Kosteneinsparungen
durch Internet nach Branchen in
Deutschland
Maschinenbau
Stahl
Luft- und
Raumfahrt
Papier
Chemie
%
0
Quelle: OECD, 2000
10
20
30
Deutsche Bank Research
conomics
Supply Chain Management
Mehr als 80% der von Boston Consulting befragten rd. 2.500 europäischen Unternehmen gaben Mitte 2001 an, ihre gesamte Wertschöpfungskette langfristig über SCM organisieren zu wollen. Dabei geht es
in der Chemie um die Abstimmung von Einkauf, Produktion, Logistik
und Vertrieb. Dadurch sind die Unternehmen in der Lage, den Produktionsprozess zu optimieren und die Lagerhaltung zu minimieren. Notwendig ist allerdings ein durchgängiger Informationsfluss entlang der
gesamten Wertschöpfungskette und die Einigung der Teilnehmer auf
gemeinsame Standards.
Ziel: Beschleunigung von Beschaffungsvorgängen
Customer Relationship Management
Als dynamischer Bereich dürfte sich das Customer Relationship Management (CRM) erweisen - ein System zur Unterstützung von Kundenbetreuung und -bindung. Für viele Chemie-Unternehmen ist die
Optimierung dieser Geschäftsprozesse von größerer Bedeutung als
die Gewinnung neuer Kunden. Bei einer Bestellung liefert dieses System zunächst den Status des Kunden. In einem nächsten Schritt prüft
das Vertriebssystem die Verfügbarkeit des bestellten Artikels. Ist dieser vorhanden, werden Transportkapazitäten gebucht, um die Lieferung unverzüglich zu übermitteln. Gleichzeitig wird der Fakturierungsprozess angestoßen.
Insgesamt lassen sich mit Hilfe dieser Systeme nach Schätzungen der
OECD die Einkaufspreise um bis zu einem Zehntel und die Prozesskosten um ein Fünftel reduzieren. Zudem ermöglicht die elektronische
Beschaffung eine schlankere Lagerhaltung.
CRM größere Bedeutung als Neukundengewinnung
Deutliche Reduzierung der Einkaufspreise möglich
... aber hohe Kosten
Die Vorteile der B2B-Marktplätze sind heute zwar unbestritten, doch
verhindern die ingesamt hohen Kosten - vor allem bei mittelständischen Unternehmen - ein noch größeres Engagement. Besonders die
e-Business
5
Marktplätze
Marktplätze
2
3
4
4
1
Supply Chain Management
3
Customer Relationship Management
2
e-Procurement
4
ERP-System
5
Kunde
1
Hersteller
Zulieferer
1
Direktverkauf
Quellen: Bayer, DB Research
Economics
7
Deutsche Bank Research
conomics
Investitionen in Technologie und Ausbildung schlagen stark zu Buche.
Ein großes deutsches Chemieunternehmen investiert z.B. jährlich EUR
40 Mio. in den Aufbau von e-Commerce-Anwendungen. Zudem muss
im Schnitt pro Transaktion eine Gebühr von bis zu 2% vom Umsatz
bezahlt werden. Andere Einnahmen der Marktplätze sind Mitgliedsbeiträge sowie kostenpflichtige, ergänzende Dienstleistungen. Vor allem
bei großen Bestellmengen ist eine Reihe von Chemie-Firmen nicht gewillt, lediglich für eine Vermittlung so viel Geld zu bezahlen. Viele Unternehmen lassen sich zwar auf den Marktplätzen registrieren, nehmen
aber ihre Dienste noch nicht in vollem Umfang in Anspruch. Denn ein
großer Teil der Rohstoffe wird in der Branche auf der Basis langfristiger
Verträge geliefert.
Voraussetzung für einen stärkeren B2B-Einsatz ist die Harmonisierung
der verschiedenen EDV-Programme der Unternehmen hin zu einem
weltweiten Computerverbund möglichst ohne Bruchstellen. Mit Hilfe
von Electronic Data Interchange (EDI) wird derzeit in vielen Unternehmen versucht, ältere Systeme und Datenbestände, die speziell für die
Bedürfnisse des Anwenders entwickelt wurden, so anzupassen, dass
ein Datenaustausch zwischen den EDV-Systemen von Unternehmen
überhaupt möglich ist. Dies ist mit einem hohen Aufwand verbunden.
Ein entscheidendes Hindernis für den stärkeren Einsatz von e-Business ist auch das fehlende Know-how der Mitarbeiter in den Unternehmen, da für eine stärkere Nutzung dieses Mediums zunächst Arbeitsabläufe standardisiert und automatisiert werden müssen (z.B. Produktbeschreibungen und Artikelnummern). Hinzu kommt, dass in vielen
Fällen der Wille des Managements fehlt, einschneidende Strukturänderungen in den Unternehmen vorzunehmen.
Umsatzvolumen über B2B weiter steigend
Trotz dieser Nachteile dürfte das Umsatzvolumen der Chemie über
Marktplätze weiter merklich zunehmen, weil die Vorteile bzw. der Nutzen für die beteiligten Unternehmen die Kosten bei weitem übersteigen. Das Wachstum könnte in Zukunft sogar noch stärker sein als im
Verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Nach einer Analyse von Forit entfallen in Deutschland derzeit etwa 15% des gesamten Chemieumsatzes von EUR 109 Mrd. auf das B2B-Geschäft - immerhin EUR 16 Mrd.
Davon wird 2001 etwa ein Fünftel über Marktplätze abgewickelt, was
einem Volumen von knapp EUR 3 Mrd. entspricht. Der überwiegende
Teil des B2B-Chemiehandels findet derzeit also direkt zwischen den
Herstellern und Kunden außerhalb von virtuellen Marktplätzen statt.
Für das Jahr 2005 rechnen wir mit einer Zunahme des B2B-Anteils am
Gesamtumsatz auf 20%. Das wären bei einem durchschnittlichen
Wachstum des Chemieumsatzes von 3% p.a. auf EUR 122 Mrd. etwa
EUR 25 Mrd. Davon dürfte dann etwa die Hälfte über Marktplätze gehen (EUR 12 Mrd.). Ab 2005 verschiebt sich die Relation zugunsten der
Marktplätze. Bis 2010 könnte sich nach unserer Prognose der Anteil
des B2B-Umsatzes auf 40% erhöhen. Das wäre - ein 3%-iges jährliches Wachstum in der Chemie unterstellt - ein Volumen von knapp EUR
60 Mrd., davon rd. EUR 34 Mrd. über Marktplätze.
Die Chemieindustrie in der EU erreicht einen Umsatzanteil am Weltmarkt ähnlich wie die USA von knapp 27%. In der EU sind die B2BAnteile am Chemieumsatz niedriger als in Deutschland. Für die kommenden Jahre rechnen wir zwar auch für die EU mit einer merklichen
Zunahme des Chemie-Online-Handels, doch dürfte der B2B-Anteil am
8
Economics
Dienste noch nicht voll genutzt
Harmonisierung der EDV-Programme
notwendig
Chemieindustrie Deutschland
2001
2005
2010
109
122
142
davon über:
B2B, Mrd. EUR
16
25
57
Anteil, %
15
20
40
3
12
34
20
50
60
Umsatz,
Mrd. EUR
davon über:
Marktplätze
Mrd. EUR
Anteil, %
Quellen: Forit, Schätzung DB Research
EU-Umsatzstruktur Chemie
Deutschland
24%
Sonstige
34%
Frankreich
18%
Italien
12%
Großbritannien
12 %
Quelle: Verband der Chemischen Industrie
conomics
Deutsche Bank Research
Business-to-Consumer (B2C): sehr geringe Bedeutung
Das B2C-Geschäft spielt in der Chemieindustrie insgesamt so gut wie keine Rolle. Von Bedeutung ist
lediglich der Pharmabereich zwischen Apotheken und Verbrauchern. Einen elektronischen Handel mit
Medikamenten gibt es bereits in den USA, der Schweiz und den Niederlanden, wo - trotz Online-Bestellung - nur gegen Rezept per Post an berechtigte Patienten geliefert wird. Die niederländische Internetapotheke DocMorris beziffert den Gesamtumsatz aller Apotheken in der EU auf etwa EUR 100 Mrd.; den
Online-Anteil schätzt das Unternehmen auf 5%. In Deutschland haben derzeit bereits rd. 40.000 Kunden
bei DocMorris eingekauft. Das Unternehmen umgeht das in Deutschland geltende Versandhandelsverbot mit Medikamenten, indem nicht die Firma, sondern der Kunde die Lieferung der Präparate mittels
eines Kurierdienstes organisiert. Nach Ansicht der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ist
diese Geschäftspraktik aber illegal. Uneinig sind sich die deutschen Gerichte: Während das Landgericht
Berlin unter Berufung auf die Warenverkehrsfreiheit innerhalb der EU eine Entscheidung zugunsten des
Internethändlers fällte, erteilte ihm das Landgericht Frankfurt am Main eine Absage. Als Begründung
führte das Frankfurter Gericht an, dass DocMorris gegen das deutsche Arzneimittelgesetz verstoße, das
einen gewerbsmäßigen Versandhandel mit Medikamenten verbietet. Aufgrund des Widerspruchs von
DocMorris wurde das Verfahren wieder aufgenommen, ist aber derzeit - bis zu einer endgültigen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs - ausgesetzt. Ein Urteil ist nicht vor 2003 zu erwarten.
Kosteneinsparungen durch Internetapotheken
Inzwischen befürworten in Deutschland immer mehr Institutionen des Gesundheitswesens den Internethandel mit Medikamenten, vor allem weil sich dadurch die Kosten für die Gesetzliche Krankenversicherung deutlich reduzieren lassen. Aus diesem Grund haben sich 31 Kassen zu einer „Initiative für den
Arzneimittelversandhandel“ zusammengeschlossen. Mit der Einführung von Internet-Apotheken, die ihre
Medikamente wie DocMorris um bis zu ein Fünftel günstiger verkaufen als stationäre deutsche Apotheken, ließe sich jährlich knapp EUR 1 Mrd. einsparen, was letztlich den Versicherten zugute käme. In
Deutschland kostet es derzeit nach Angabe des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen im europäischen Vergleich am meisten, ein Medikament vom Hersteller zum Patienten zu bringen. So entfallen
hier wegen der hohen gesetzlich festgelegten Zuschläge des Großhandels und der Apotheken in der
Arzneimittelpreisverordnung zwei Fünftel der gesamten Medikamentenkosten auf den Vertrieb, während
dieser Wert in Frankreich nur 30% und in Schweden lediglich 25% beträgt, was prima facie angesichts
der geringen Bevölkerungsdichte überrascht.
Zahl der Online-User steigend
Auch der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen und die Bundesgesundheitsministerin haben sich
kürzlich für die Zulassung von Versandapotheken ausgesprochen. Allerdings müssen dafür noch allgemein gültige Qualitäts- und Sicherheitsstandards geschaffen werden. Erst die Einführung eines elektronischen Rezepts dürfte einen voll funktionsfähigen e-Commerce-Handel mit Medikamenten schaffen. Nach
einer erwarteten Aufhebung des Versandhandelsverbotes in den nächsten Jahren dürfte der Handel mit
Medikamenten über das Internet die Apotheken unter erheblichen Margendruck setzen. Aus diesem
Grund lehnen die Apotheker einen Internet-Versandhandel ab. Sie fürchten damit auch einen Angriff auf
die Arzneimittelpreisverordnung, die ihnen feste Handelsspannen sichert. Auch die Pharmaindustrie möchte
diese Regeln erhalten, um beispielsweise Sonderangebote von Medikamenten zu verhindern.
Allerdings starteten in Deutschland sowohl die Apotheken (über ihren Verband) als auch der Pharmagroßhandel Anfang/Mitte 2001 Internet-Offensiven. Auf speziellen Portalen können die Kunden derzeit Arzneimittel bestellen. Die Patienten müssen die Präparate aber bislang noch in einer Apotheke ihrer Wahl
abholen und dabei das Rezept des Arztes vorlegen.
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Gesamtumsatz weiterhin nur unter der Quote für Deutschland liegen,
wo vor allem die Chemieriesen Vorreiter des Online-Geschäfts sind.
Ähnliches gilt auch für den Anteil, der über virtuelle Marktplätze geht.
Ausblick: Chemie setzt auf Verbundstrategie
Die wichtigsten Triebfedern für den Einsatz von e-Business-Systemen
in den Unternehmen sind die Effizienzgewinne z.B. durch Senkung der
Transaktionskosten, die durch eine Verlagerung von Geschäftsprozessen ins Internet erhofft werden. Allerdings erfolgt bei vielen Unternehmen der Einstieg in das WWW nicht in einem Schritt. Nach Angaben
der Unternehmensberatung A.T. Kearney durchläuft eine Firma fünf
Stufen, beginnend mit einer intensiven Nutzung von E-Mails, der Eröffnung einer eigenen Website, dem Einsatz von e-Commerce, e-Business bis zum hochintegrierten e-Business-Netzwerk.
Innerhalb des e-Business-Lebenszyklus befinden sich die virtuellen
Marktplätze derzeit in einer Konsolidierungsphase, die etwa noch bis
2004 anhalten dürfte. Es werden zwar von den Marktteilnehmern verstärkt die organisatorischen und infrastrukturellen Voraussetzungen
geschaffen. Die digital vernetzte Wirtschaft dürfte aber noch mindestens fünf Jahre auf sich warten lassen, bis viele Anbieter und Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen voll über das WWW vernetzt
sind. Der Wettbewerb wird vor allem in der Zulieferindustrie schärfer,
die sich wegen der veränderten Rahmenbedingungen verstärkt auf
e-Business vorbereiten muss. Unternehmen, die hier nicht mithalten,
können sich in Zukunft nur als Nischenanbieter behaupten oder scheiden aus dem Markt aus. Die heute existierenden Zulieferer befürchten, dass sich auf den Marktplätzen Einkaufsmacht zusammenballen
könnte. Allerdings beobachten die US-Kartellbehörde (Federal Trade
Commission) und die EU-Kartellbehörde die Entstehung und das Vorgehen von Marktplätzen sehr genau, um die Bildung wettbewerbsbeschränkender Marktmacht zu verhindern.
Triebfeder: Effizienzgewinne
Wettbewerbsbeschränkende Marktmacht verhindern
Großchemie gut gerüstet
In den großen Chemieunternehmen ist heute das Potenzial zur Nutzung von e-Business bereits vorhanden. Nicht nur Produktion, Logistik
und Vertrieb sind innerhalb eines Unternehmens vernetzt, sondern auch
die Anbindung an die ERP-Systeme von Kunden und Lieferanten ist
gewährleistet. Dies bedeutet, dass z.B. Bestellvorgänge rund um die
Uhr weltweit über das Internet abgewickelt werden können.
Strategie der Unternehmen
Viele große Chemieunternehmen engagieren sich bereits heute auf
mehreren Marktplätzen, die sie selbst nach ihren Anforderungen mitgestalten können. Insgesamt setzen die Chemieriesen aber auf eine
Verbundstrategie, die langfristig helfen soll, Kostenführerschaft und
somit Wettbewerbsvorteile zu sichern. Für jede Kunden- und Lieferantenbeziehung lässt sich somit leicht das optimale Instrument auswählen, so dass Effizienzgewinne auf beiden Seiten entstehen. Von großer Bedeutung sind in der Chemie nach wie vor System-to-SystemLösungen, d.h. automatische Verbindungen zwischen den Informationstechnologie-Einrichtungen von Geschäftspartnern. Diese Lösungen
geben z.B. Aufschluss über Lagerbestände der Kunden und lösen bei
Bedarf automatisch Nachlieferungssignale aus. Weiter stark ausgebaut
wird in den kommenden Jahren die Abwicklung von Geschäftsbeziehungen über virtuelle Marktplätze (wie die Geschäftsbeziehungen von
BASF und Bayer via Elemica zeigen), wobei sich auch System-to-Sys-
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Economics
Chemieunternehmen: Engagement
auf mehreren Marktplätzen
conomics
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tem-Lösungen mit einbeziehen lassen. Ein weiterer Bereich von Geschäftsbeziehungen umfasst den Online-Handel mit Produkten und
Dienstleistungen individueller Unternehmen über das firmeneigene
Extranet, d.h. über eine Website der Unternehmen, die ausschließlich
für ausgewählte Geschäftspartner zugänglich ist. Mit Hilfe des Extranets setzt ein deutsches Unternehmen z.B. in einem Segment chemischer Grundstoffe ein Fünftel seines Gesamtvolumens um. Dieses
System soll insbesondere für Großkunden in den kommenden Jahren
stärker genutzt werden. Auch das Extranet lässt sich leicht mit
System-to-System-Anwendungen verbinden.
Mittelfristig erzwingt der Wettbewerb eine zunehmende Vernetzung
auch der kleinen und mittleren Chemiefirmen mit Kunden und Zulieferern. Dadurch dürften sie ihre Marktposition gegenüber großen Unternehmen besser behaupten können. Für mittelständische Unternehmen ist es aber eher strategisch sinnvoller, sich an etablierte Marktplätze anzukoppeln, als eigene Wege zu gehen. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die technischen Potenziale, die sich für Unternehmen
mit Handelsplattformen im Internet ergeben, nur dann ausgeschöpft
werden können, wenn die Technologie vom Management konsequent
zur Umstrukturierung genutzt wird.
Zunehmende Vernetzung kleinerer
Chemiefirmen
Uwe Perlitz, +49 69 910-31875 ([email protected])
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Aktuelle Themen
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ISSN 1430-7421
In der Reihe Aktuelle Themen werden für die internationalen Finanzmärkte relevante wirtschaftliche und
politische Trends analysiert und kommentiert. Regionale Schwerpunkte der Artikel sind sowohl die wichtigsten Industriestaaten als auch die Schwellenländer in Asien, Lateinamerika und Osteuropa.
Thema
Nr.
Erschienen am
Die Tobin-Steuer: Kein überzeugendes Konzept für
globalisierte Finanzmärkte
224
17. Dezember 2001
Zur Reform der Finanzaufsicht in Deutschland
223
6. Dezember 2001
Werden Japans Anleger risikofreudiger?
222
28. November 2001
Handel mit Kyoto-Rechten
221
20. November 2001
Rentenreform 2001: Ende einer Illusion?
220
12. Oktober 2001
Produktivitätswunder in den alternden Industrieländern?
219
7. September 2001
Abschied von der Deutschland AG?
218
12. September 2001
Geldvermögen in Deutschland und Euroland
217
31. August 2001
Euro-Zahlungsverkehr: EU-Entgeltverordnung stört den Wettbewerb
216
1. August 2001
EWU-Staatsanleihen: Zinsdifferenzen und Ursachen
Thailand: Abkehr von bewährter Zentralbankpolitik
215
26. Juli 2001
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
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