Detailauswertung zum Wissenstest HIV/AIDS 1. Von AIDS spricht man erst dann, wenn bei einer HIV-Infektion bestimmte Erkrankungen wie schwere Infektionen und spezielle bösartige Tumoren auftreten oder die Patienten stark an Gewicht verlieren. Diese Aussage stimmt. Wichtig ist es, zwischen HIV Infektion und AIDS zu unterscheiden. HIV Infektion bedeutet, dass ein Mensch mit dem HI-Virus infiziert ist. AIDS dagegen ist durch das Auftreten bestimmter Erkrankungen definiert. Dazu gehören ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des Körpergewichts, das sogenannte Wasting Syndrom, oder schwere Infektionskrankheiten wie beispielsweise Lungenentzündungen durch den Pilz Pneumozystis jiroveci (früher carinii). Auch bestimmte bösartige Tumoren wie das Kaposi-Sarkom treten beim Vollbild-AIDS auf. 2. Weltweit ist fast die Hälfte aller Menschen, die mit HIV infiziert sind, weiblich. Diese Aussage stimmt. Weltweit lebten Ende 2007 rund 33 Millionen Menschen mit einer HIV Infektion, von denen sich ca. 2,7 Millionen in diesem Jahr neu angesteckt hatten. Etwa die Hälfte der Infizierten ist weiblich. 3. Ende der Achtzigerjahre war die große AIDS-Welle. Diese Zeiten sind vorbei, denn heute sind in Deutschland nur noch wenige Tausend Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Diese Aussage stimmt nicht. Ende des Jahres 2007 lebten in Deutschland etwa 59.000 Menschen mit einer HIV-Infektion, es gab alleine in diesem Jahr 2.752 Neuinfektionen. Seit dem zweiten Halbjahr 2002 stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder an. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. 4. HIV-Infektionen durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr bilden die zweitgrößte Gruppe der Neuinfektionen in Deutschland. Diese Aussage stimmt. Die größte Gruppe an Neuinfektionen mit HIV betrifft in Deutschland mit 65 Prozent Männer, die gleichgeschlechtliche Sexualpartner haben. Die zweitgrößte Gruppe bilden Menschen, die sich bei heterosexuellen Kontakten mit HIV infiziert haben. Diese Ansteckungsart hat im Jahr 2007 um 7,5 Prozent zugenommen. 5. Das HI-Virus wird über Blut bzw. Blutprodukte sowie bestimmte Körperflüssigkeiten übertragen. Diese Aussage stimmt. Das HI-Virus wird größtenteils durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, da hier winzigste Verletzungen entstehen können, über die es dann mittels der Körperflüssigkeiten in den Körper eindringt. Möglich sind auch Infektionen über Blut bzw. Blutprodukte, sei es im medizinischen Bereich, sei es durch gemeinsam benutzte Nadeln bei Drogenkonsumenten. Auch Verletzungen mit Nadeln oder anderen spitzen bzw. scharfen Gegenständen bei medizinischem Personal sind ein möglicher, wenn auch eher seltener Infektionsweg. Ansteckend sind darüber hinaus Körperflüssigkeiten wie Sperma, Scheidenflüssigkeit oder Muttermilch. Eine Infektion durch Tränen, Speichel oder Schweiß wurde bisher noch nicht beobachtet. 6. Mindestens 75 Prozent aller HIV-Infektionen in Deutschland sind die Folge von ungeschütztem Sex. Diese Aussage stimmt. Dabei betreffen 65 Prozent der Neuinfektionen in Deutschland Männer mit gleichgeschlechtlichem Partner, die weitaus größte Gruppe. Dies verdeutlicht, dass Safer Sex mit Kondomen nach wie vor der wirksamste Schutz vor einer Ansteckung ist. 7. Die Gefahr, sich mit HIV anzustecken, ist biologisch gesehen für Frauen höher als für Männer. Diese Aussage stimmt. Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Mann ist für Frauen etwa doppelt so gefährlich wie für Männer der Verkehr mit einer infizierten Frau – statistisch gesehen. Insgesamt infizieren sich in Deutschland aber etwa gleich viele Männer und Frauen durch heterosexuellen Kontakt. Schutz ist jedoch möglich: mit Kondomen. 8. Ein HIV-Test erkennt die Antikörper gegen das Virus erst einige Wochen nach der Infektion. Diese Aussage stimmt. Nach einer Infektion mit HIV dauert es einige Wochen, bis der Körper Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Diese Phase bezeichnet man auch als „diagnostische Lücke“. Ein Testergebnis wird in dieser Zeit negativ ausfallen, obwohl die getestete Person in Wirklichkeit infiziert ist. Besteht ein starker Verdacht auf eine HIV-Infektion, sollte nach einer Wartezeit ein erneuter Test durchgeführt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, das Virus oder einige seiner Bestandteile direkt im Blut nachzuweisen. 9. HIV-Patienten müssen jeden Tag zuverlässig eine Vielzahl von Tabletten einnehmen, wenn sie die Erkrankung überleben wollen. Diese Aussage stimmt nicht. Seitdem mit AZT (Azidothymidin) 1987 das erste Medikament gegen HIV auf den Markt kam, hat sich in der Therapie der Erkrankung einiges getan. Nach und nach wurden neue Medikamente entwickelt und es zeigte sich, dass eine Kombination mehrerer Substanzen zu besseren Ergebnissen führt als ein Medikament alleine. Heutzutage gibt es in Deutschland für die HIV-Therapie 29 Präparate, die sich fünf unterschiedlichen Wirkstoffklassen zuordnen lassen. Früher mussten HIV-Patienten bis zu 30 Tabletten am Tag einnehmen. Durch die modernen Kombinationspräparate, die in einer Pille mehrere Wirkstoffe enthalten, hat sich dies grundlegend geändert. Unter Umständen ist es sogar möglich, mit einer einzigen Tablette pro Tag auszukommen. Es ist aber unbedingt erforderlich, die Medikamente jeden Tag zuverlässig einzunehmen – daran hat sich nichts geändert. 10. Sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV sind mittlerweile sehr selten geworden. Diese Aussage stimmt nicht. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizieren sich weltweit jeden Tag rund eine Million Menschen mit den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, Tendenz steigend. Mit Abstand am häufigsten sind Chlamydieninfektionen mit etwa 89 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr. Allein in Deutschland infizieren sich jedes Jahr schätzungsweise 300.000 Menschen mit Chlamydien, der häufigsten Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen in den Industrienationen. Bei einer unbehandelten Geschlechtskrankheit ist aber auch das Risiko, sich mit HIV anzustecken, um ein Vielfaches erhöht. Der Grund dafür ist, dass die HI-Viren leichter in den Körper eindringen können, wenn Schleimhäute durch eine Infektion geschädigt sind. Gerade deshalb ist es wichtig, sich bei einer sexuell übertragbaren Erkrankung behandeln zu lassen. Den Arztbesuch aufzuschieben, weil einem das unangenehm ist, ist nicht der richtige Weg. Zur Vorbeugung bieten auch hier Kondome den besten Schutz.