WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Lösung zur Zentralübung 3 Aufgabe 1: a) Klassische Betrachtung (i) E = 1 eV und V0 = 2 eV => vollständige Reflexion R=1 (ii) E = 4 eV und V0 = 2 eV => Transmission über die Stufe hinweg, R = 0 Aber: im Experiment beobachtet man auch im zweiten Fall reflektierte Teilchen. Erklärung? b) Quantenmechanische Betrachtung Die Potentialstufe kann wie folgt dargestellt werden: V für x 0 V x 0 0 für x 0 Skizze: Bereich I: V x 0 Schrödinger-Gleichung 2m E 2 2 2 ( x ) E ( x ) ( x) 20 ( x) 2 2 2m0 x x Allgemeiner Lösungsansatz: x Ae jkx Be jkx WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Bestimmung des Wellenvektors Einsetzen in die Schrödingergleichung ergibt: 2 2 x 2 Ae jkx Be jkx k 2 Ae jkx Be jkx k 2 x 2 x x Für den Wellenvektor k folgt: k2 2m0 E 2 bzw. k 2m0 E 2 (mit E 0 ) Bestimmung der Wellenfunktion: x Ae jkx Be jkx R e jkx 1 e jkx (für x 0 ) Deutung: - Einfallender Teilchenstrom von links Amplitude von e jkx ist 1 - A bestimmt die Reflexionswahrscheinlichkeit an der Potentialstufe Amplitude von e jkx ist R Bereich II: V x V0 Schrödinger-Gleichung 2 2 2m E V 2 ( x) 0 2 0 ( x) V0 ( x) E ( x) 2 2 x 2m0 x Allgemeiner Lösungsansatz: x Ce jqx De jqx Bestimmung des Wellenvektors Einsetzen in die Schrödingergleichung ergibt: 2 2 x 2 Ce jqx De jqx q 2 Ce jqx De jqx q 2 x 2 x x Für den Wellenvektor folgt: 2m E V 2m0 E V0 q 2 0 2 0 bzw. q 2 WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Fallunterscheidung: E V0 q 2m0 E V0 2 E V0 q 2m0 V0 E 2m0 V0 E j j 2 2 Bestimmung der Wellenfunktion: E V0 E V0 x Ce jqx De jqx x Ce x De x C0 da kein einfallender Teilchenstrom von rechts vorhanden D T da T die Transmissionswahrscheinlichkeit bestimmt (reines Umbenennen!) D0 da die Wellenfunktion für x und D≠0 divergieren würde und damit nicht normierbar wäre. C T da T die Transmissionswahrscheinlichkeit bestimmt (reines Umbenennen!) x Te jqx x Te x (oszillatorisches Verhalten) (gedämpftes Verhalten) Mit den beiden obigen Funktionen ist die Lösung der Differentialgleichung für die beiden Bereiche x 0 und x 0 gegeben. WICHTIG: Die tatsächliche Lösung x muss aber auch bei x 0 lösen! WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Anschluss- und Stetigkeitsbedingungen Allgemein: I x 0 II x 0 Stetigkeit der Wellenfunktion 'I x 0 'II x 0 Stetigkeit der Ableitung der Wellenfunktion Stetigkeit der Wellenfunktion I x 0 II x 0 : E V0 E V0 R e jk 0 1 e jk 0 Te jq 0 R e jk 0 1 e jk 0 Te 0 1 R T 1 R T Stetigkeit der Ableitung der Wellenfunktion ' I x 0 'II x 0 : E V0 E V0 R jke jk 0 jke jk 0 jqTe jq 0 Rjke jk 0 jke jk 0 Te 0 jk 1 R jqT jk R 1 T einsetzen von T 1 R (siehe oben) einsetzen von T 1 R (siehe oben) jk 1 R jq 1 R k q R kq jk R 1 1 R jk R jk k j R k j T 1 R 2k k q T 1 R 2k k j WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Berechnung der Teilchenstromdichten für die Bereiche I und II: Klassische Definition: j n v n = Teilchendichte und v = Geschwindigkeit Quantenmechanische Definition: j * v * Wahrscheinlichkeitsdichte und v vT vGruppe k = Gruppengeschwindigkeit m0 Quantenmechanische Betrachtung: a) Einlaufende Teilchenstromdichte j0 : j0 k 2 k 2 k B 1 m0 m0 m0 c) Reflektierte Teilchenstromdichte jR : jR k 2 A j0 R m0 2 d) Transmittierte Teilchenstromdichte jT : E V0 jT E V0 q 2 q 2 T j0 T m0 k jT Te x 2 q Te x m0 2 q 0 für x 0; j0 k 0 für x Berechnung der Verhältnisse zwischen reflektierter und einfallender Teilchenstromdichte: E V0 E V0 2 k q jR 2 2.9% R kq j0 jR k j 2 R j0 k j 2 100% WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Berechnung der Verhältnisse zwischen transmittierter und einfallender Teilchenstromdichte: E V0 E V0 jT q 2 4kq T 97.1% j0 k k q 2 jT 0 für x j0 Obwohl im Fall E V0 die Energie höher ist als die Potentialstufe, wird ein Teil reflektiert. Dieses Phänomen ist eines der Besonderheiten in der Quantenmechanik. WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Aufgabe 2: a) Krypton ist ein Edelgas mit 36 Elektronen: Hauptquantenzahl n = 4 4 Schalen (K, L, M u. N) stehen für Verteilung der Elektronen zur Verfügung. Nur Übergänge zwischen Schalen können angeregt werden! (Spektralanalyse) Nebenquantenzahl l = n-l = 3, d.h. es stehen s-, p-, d- und f-Orbitale zur Verfügung. Die Gestalt dieser Orbitale, ob Kugel oder Kegel etc., wird durch l definiert. Wichtig für gerichtete Atombindungen wie kovalente Bindungen. Magnetische Quantenzahl m = -l,..,l definiert Orientierung der Orbitale. Für die Elektronenkonfiguration von Krypton gilt nun (siehe Bild 1.5 im Skript): 36Kr = 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d10 4s2 4p6 K, L, M Schale abgesättigt, s und p Orbital in N-Schale besetzt Stabile Elektronenkonfiguration (Oktett-Regel) Krypton ist ein reaktionsträges, inertes Gas, wie alle Edelgase. Die Spinquantenzahl s schließlich, durch die die Quantenzahlen eines jeden Elektrons eindeutig definiert sind (Pauli-Prinzip), ist mit der Richtung des magnetischen (Spin-) Moments eines Elektrons verknüpft. Zusammenfassen erhält man also: Elektronenkonfiguration Krypton: Durch die Besetzung der s- und p-Orbitale in der äußerten (4) Schale erhält Krypton eine besonders stabile Elektronenkonfiguration (Oktett-Regel). Daher ist Krypton ein inertes, reaktionsträges Edelgas. (K, L, M, N bezeichnen die jeweiligen Schalen) WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann Zur Erinnerung: Im Falle von nicht ganz gefüllten Schalen wird die Besetzung der Orbitale durch die Hundschen Regeln festgelegt. Wiederholung Hundsche Regeln (Skript S.22-25): Wendet man diese Regeln auf die Übergangsmetalle Vanadium, Mangan und Cobalt an, erhält man folgende Elektronenkonfigurationen: Insbesondere die 3. Hundsche Regel regelt also die Orientierung der Spins und die Besetzung auf die einzelnen Orbitale. Hier sollte immer auf den Gesamtspin und Gesamtbahndreh-implus geachtet werden. Hinweis: Statt halbvoller Elektronenschale sollte man von halbvollen Orbitalen in Regel 3 sprechen! WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann b) Elektronenkonfiguration der Gruppe-IV-Elemente: 6C = [He] 2s22p2 14Si = [Ne] 3s23p2 32Ge = [Ar] 3d104s24p2 50Sn = [Kr] 4d105s25p2 Jedes dieser Elemente kann 4 Elektronen aufnehmen, damit das jeweilige p-Orbital vollgefüllt ist und eine stabile Edelgaskonfiguration erreicht ist. Im Falle von reinen Elementen ist aus Symmetriegründen nur eine kovalente Bindung möglich, die durch eine sog. sp3 Hybridisierung (siehe S. 92 im Skript) erreicht wird. Bei Mischkristallen wie SiGe oder NaCl gibt die Differenz der Elektronegativität nach Pauling einen Anhaltspunkt über die Bindungsart, sprich ob ionisch oder kovalent (neben dieser Skala gibt es noch weitere, z.B. hat Milikan aus Ionisierungsenergie und Elektronenaffinität die Elektronegativitäten von Elementen abgeleitet): Beispiel: Si: E = 1,74 Ge: E = 2,02 E = 0,28 kovalente Bindung Na: E = 1,01 Cl: E = 2,83 E = 1,82 ionische Bindung Ab einer Differenz der Elektronegativität von ca. >1,7 kann also von einer ionischen Bindung gesprochen werden. Das Element mit der höheren Elektronegativität ist dabei stets das Anion. c) I) 26Fe = [Ar] 3d6 4s2 Abgeschlossene Schalen bzw. Orbitale liefern keinen Beitrag. 2 Elektronen im 4s-Orbital: n = 4, l = 0, m = 0, s = S s 0 1 2 WALTER SCHOTTKY INSTITUT Lehrstuhl für Halbleitertechnologie Prof. Dr.-Ing. M.-C. Amann 3d – Orbital nicht voll besetzt: 1. Hundsche Regel: S maximal (parallele Spins) s m -2 -1 0 1 2 n3 l2 2. Hundsche Regel: L maximal L m 2 3. Hundsche Regel: J L S 4 (mehr als halb voll) II) Anmerkung: Betrachtet man das Energieschema auf S. 23 des Skripts, so sieht man, dass zuerst die 4s und dann die 3d Elektronen besetzt werden (Ausnahmen: Cr u. Cu, da halb- bzw. vollgefüllte 3d-Schale besonders stabil). Man würde daher annehmen, dass zuerst aus der 3d-Schale Elektronen ionisiert werden. Da die 3d Elektronen jedoch stärker lokalisiert sind (näher am Kern) als die 4s Elektronen, werden zuerst diese ionisiert. Daraus folg: Fe2+ = [Ar] 3d6 Nur die 2 Elektronen des 4s-Orbitals fehlen (abgeschlossene Schale). Spin-Einstellungen und Drehimpulse sind bei Fe2+ identisch mit Fe. III) Fe4+ = [Ar] 3d4 3d6 3d4 s m -2 -1 S 0 1 2 4 2 L 2 J L S 0 (weniger als halb voll)