Versuch VIII Ohr und Nystagmus

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Aufgabe VIII: OHR und NYSTAGMUS
Teilversuche
A:
Ohr
Hörprüfung nach Weber und Rinne
Ermittlung der Laufzeitschwelle und des kleinsten Winkels für das Richtungshören
Bestimmung der Hörschwellenkurven beider Ohren für Luftleitung mit dem Schwellenaudiometer
B:
Nystagmus
Beobachtung eines optokinetischer Nystagmus
Beobachtung eines vestibulärer Nystagmus
Registrierung des Elektrookulogramms (EOG) bei verschiedenen Augenbewegungen
A:
Ohr
1. Hörprüfung nach Weber
Eine schwingende Stimmgabel wird auf den Vertex aufgesetzt und geprüft, ob der Ton auf
einer Seite lauter gehört wird. Gesunde bemerken keine Lateralisierung des Tones. Bei einseitiger Schwerhörigkeit ist eine Lateralisierung des Tones zu verzeichnen:
bei Schallempfindungsstörung zur gesunden Seite und
bei Schallleitungsstörung zur kranken Seite.
Allein mit dem Weber'schen Versuch kann somit nicht unterschieden werden, ob eine
Schallempfindungs- oder eine Schallleitungsstörung vorliegt.
Ergebnis des Weber-Versuches:
Ahmen Sie eine Schallleitungsstörung durch Verschluss eines Hörganges nach.
Erklären Sie warum
1. der Ton bei Schallempfindungsstörungen zur gesunden Seite lateralisiert
und 2. bei Schallleitungsstörungen zur kranken Seite lateralisiert?
2. Hörprüfung nach RINNE
Geprüft werden die Abklingzeiten für beide Ohren (Tab. 1). Um die Ergebnisse der beiden
Ohren vergleichen zu können muss die Stimmgabel gleich stark angeschlagen werden. Man
setzt eine schwingende Stimmgabel auf den Processus mastoideus und wartet, bis der Ton
gerade nicht mehr gehört wird (Knochenleitung - 1. Abklingzeit). Dann hält man die Stimmgabel vor den äußeren Gehörgang des entsprechenden Ohres (Luftleitung) und protokolliert
die 2. Abklingzeit (= Gesamtzeit). Man spricht von "Rinne positiv", wenn die Schwelle für
Luftleitung niedriger ist als für Knochenleitung.
Tabelle 1: Abklingzeiten nach Rinne
Testseite:
1. Abklingzeit [s]
(Knochenleitung)
2. Abklingzeit [s]
(Luftleitung)
linkes Ohr
rechtes Ohr
1
Befund
Erklären Sie, wie der Weber- und Rinne-Versuch bei einem rechtsseitigen Innenohrschaden ausfallen würde?
3. Ermittlung der Laufzeitdifferenz und des kleinsten Winkels für das Richtungshören
Ein ca. 2 m langer und an einem Kopfhörer befestigter Schlauch ist in seiner Mitte markiert.
Der Kopfhörer wird so aufgesetzt, dass der Schlauch um den Rücken herum reicht. Der
Schlauch wird mit der Mitte auf zwei Finger der Hand gelegt. Mit der anderen Hand wird mit
einem Lineal ein leichter Klopfschall ausgelöst. Die Richtungslokalisation ist nicht nur von
der Lage der Schallquelle abhängig, sondern auch von der Intensität des Schallreizes. Deshalb muss die Lautstärke des Klopfschalls möglichst konstant gehalten werden. Die Versuchsperson gibt an, ob der Ton von links oder rechts kommend gehört wird. Ermittelt werden jeweils die minimalen Abstände links (aL) und rechts (aR) von der Schlauchmitte, die gerade noch eindeutige Richtungseindrücke herbeiführen.
Berechnen Sie die minimale Laufzeitdifferenz tmin der Schallwellen zu beiden Ohren nach
der Beziehung:
Zeitliches Auflösungsvermögen tmin [s] = s / vL = aL +aR [m] / 330 [m/s] =
Mit der Strecke s = aL + aR und dem gemessenen Ohrenabstand d wird entsprechend Abb. 1
die kleinste Winkeldifferenz  für das Richtungshören berechnet:
Räumliches Auflösungsvermögen
sin  = s/d
 [°] = arcsin s/d =
Abb. 1: Zur Bestimmung des kleinsten Winkels  für das Richtungshören
d
β
β
Schallquelle
2
4. Audiometrie - Bestimmung der Hörschwellenkurven beider Ohren für Luftleitung
mit dem Schwellenaudiometer
Vorbereitung
Betriebsartenschalter in Stellung Ton.
Luft-/Knochenleitungs-Umschalter in Stellung Luftleitung.
Lautstärkeregler II (Verdeckungsrauschen) unhörbar in Stellung 10 dB SPL.
Auflegen des Audigrammformulars auf das Koordinatensystem des Audiometers.
Versuchsperson setzt Kopfhörer auf (GRÜN = rechtes Ohr, ROT = linkes Ohr) und ergreift
die Patiententaste.
Wenn bei den folgenden Einzelmessungen der Ton gehört wird, ist die Taste vom Probanden solange zu drücken bis der Ton wieder verschwindet. Für den Untersucher leuchtet
dann eine Anzeige auf.
Mit dem Schwellenaudiometer wird der Hörverlust gegenüber normal hörenden Personen in
dB gemessen. Im Audiometerformular ist deshalb die gemittelte Hörschwellenkurve normal
hörender Personen über alle Frequenzen als 0 dB-Bezugslinie (Gerade) des Gerätes aufgetragen. Das Audiometer realisiert bei verschiedenen Frequenzen Töne gleicher Lautstärke
(Isophone), aber unterschiedlicher Schalldruckpegel (dB SPL).
Abb. 2 zeigt die zugrundeliegende standardisierte Hörschwellenkurve (4 Phon).
Durchführung der Messung
Begonnen wird mit 1 kHz. Bei -10 dB SPL beginnend, wird die Lautstärke (Regler I) nun
langsam gesteigert, bis die Versuchsperson über die Patiententaste anzeigt, den Ton zu hören. Damit ist die Hörschwelle bereits überschritten. Deshalb wird die Lautstärke nun wieder
vermindert, bis das Verschwinden des Tones angezeigt wird. Diese Prozedur ist gegebenenfalls zu wiederholen, insbesondere dann, wenn die Umweltgeräusche zu laut waren (z.B.
Straßenbahn). Es ist zu bedenken, dass der Schalldruckpegel am Gerät nicht kontinuierlich,
sondern nur in Stufen von 5 dB SPL verändert werden kann. Während der Messung kann im
Bereich der Hörschwelle durch mehrmaliges kurzzeitiges Drücken der Unterbrechertaste 1
(TON AUS) die im Allgemeinen besser wahrnehmbare Intensitätsunterschiedsschwelle getestet werden.
Anschließend werden in gleicher Weise für beide Ohren die Schwellen für alle Frequenzen
unterhalb und oberhalb von 1 kHz in zufälliger Reihenfolge bestimmt.
Auswertung - individuelle Hörschwellenkurve
Aus den gemessenen Werten sind in Abb. 2 durch Auftragung der Hörverluste die individuellen Hörschwellenkurven (Isophone) für beide Ohren einzuzeichnen.
Beachten Sie, dass die 0 dB – Bezugslinie der Hörverlust-Darstellung, der normalen Hörschwelle eines Gesunden entspricht.
3
Abb. 2: Mittlere Hörschwellenkurve und Isophone zwischen 4 und 130 Phon
Interpretieren Sie Ihre individuelle Hörschwellenkurve durch Vergleich mit dem Verlauf der mittleren Hörschwelle (4 phonIsophone) des Diagramms:
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B:
Nystagmus
Alle Versuche am Drehstuhl dürfen nur in Anwesenheit des Praktikumsleiters durchgeführt werden!
1. Einführung
Als Nystagmus bezeichnet man charakteristische, ruckartige horizontale oder vertikale Augenbewegungen auf vestibuläre, visuelle oder kalorische Reize. Der Nystagmus besteht aus
einer langsamen Komponente (Deviation, Folgebewegung) und einer schnellen Rückstellbewegung (Sakkade). Nach der Richtung dieser schnellen Komponente wird die Richtung
des Nystagmus festgelegt. Die langsame Bewegungskomponente unterstützt das Festhalten
des Fixationspunktes bei Kopf- und Körperbewegungen, die schnelle Komponente ist eine
nicht vestibulär ausgelöste Korrekturbewegung.
Bei einer passiven Drehbewegung des Körpers wird zum einen ein vestibulärer Reiz verursacht, zum anderen wird die visuelle Umgebung verschoben (optokinetischer-„Eisenbahn“-)
Nystagmus. Es wirken also zwei Reize gleichzeitig.
Welcher Reiz dominiert dabei?
Der vestibuläre Nystagmus entsteht durch eine vestibulär bedingte Anpassbewegung der
Augen bei Winkelbeschleunigungen des Kopfes und kann nur unter Ausschluss der visuellen Reize bewertet werden. Es wird dabei eine anfängliche perrotatorische (Andreh-) Phase
des vestibulären Nystagmus von einer postrotatorischen Phase nach dem Abbremsen der
Drehbewegung unterschieden.
Optische Einflüsse zur Prüfung des Vestibularapparates können mit Hilfe einer Nystagmusbrille nach FRENZEL mit +20 Dioptrien (starke Myopie) weitgehend ausgeschlossen werden.
Mit dieser Frenzelbrille wird es praktisch unmöglich, Punkte der Umgebung zu fixieren.
2. Durchführung
2.1. Beobachtung des optokinetischen Nystagmus
Die Beobachtung dieses rotatorischen Nystagmus erfolgt ohne Frenzelbrille. Die Versuchsperson wird auf dem Stuhl mit gleichmäßiger Geschwindigkeit gedreht. Dabei werden die
Augen beobachtet.
Beschreiben Sie die Augenbewegungen und den optokinetischen Nystagmus!
2.2. Beobachtung des vestibulären Nystagmus
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Die Beobachtung des perrotatorischen und des postrotatorischen vestibulären Nystagmus
erfolgt mit Frenzelbrille. Die Versuchsperson wird auf dem Stuhl im Uhrzeigersinn mit allmählich zunehmender Geschwindigkeit gedreht (perrotatorische Andrehphase). Nachdem
der Stuhl einige freie Umdrehungen durchgeführt hat, wird die Drehung der Versuchsperson
plötzlich angehalten (postrotatorischer Nystagmus). Die Augenbewegungen sind zu beobachten.
Ergebnis – Perrotatorischer Nystagmus:
CupulaAuslenkung
RezeptorPotential
DeviationsRichtung
NystagmusRichtung
DeviationsRichtung
NystagmusRichtung
Rechtes
Labyrinth
Linkes
Labyrinth
Ergebnis – Postrotatorischer Nystagmus:
CupulaAuslenkung
RezeptorPotential
Rechtes
Labyrinth
Linkes
Labyrinth
2.3. Zeigeversuche
Die Versuchsperson wird wie unter Teilversuch 2.2. ohne Frenzelbrille aber mit geschlossenen Augen gedreht. Nach dem Abstoppen der Drehbewegung soll mit geschlossenen Augen
mit einem Zeigefinger . . .
1. bei ausgestrecktem Arm geradeaus nach vorn gezeigt werden (Zeigeversuch nach
BARANY) bzw.
2. die eigene Nasenspitze berührt werden.
Beschreiben und erklären Sie die Beobachtungen:
3. Registrierung des Elektrookulogramms (EOG)
3.1 Einführung
Die Bulbusbewegungen der Augen bei Nystagmen können mit Hilfe des Elektrookulogrammes (EOG) registriert werden. Die Messung des EOG beruht auf der Dipoleigenschaft des
Auges, die durch eine Potentialdifferenz von ca. 6 mV zwischen Cornea und elektrisch negativer Retina verursacht wird.
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3.2 Vorbereitung
Zur Registrierung des Elektrookulogramms (EOG) werden um ein Auge drei Oberflächenelektroden aufgeklebt. Die Hautareale unter den Elektroden sind zuvor gut zu säubern.
Vor Anschluß der Elektroden ist die Versuchsperson über eine Elektrode, die am Unterarm
mit einem Gummiband befestigt wird, an den Patienten-Erdkontakt (schwarz) anzuschließen.
Die drei Elektroden werden zur Registrierung mit einem EKG-Verstärker verbunden:
Elektrode oberhalb des Auges
- gelber EKG-Stecker
Elektrode temporal
- roter EKG-Stecker
Elektrode unterhalb des Auges
- grüner EKG-Stecker.
Damit erhält man die drei bipolaren EOG-Ableitungen:
I. Horizontal: gelb  rot, II. Horizontal: grün  rot,
III. Vertikal: grün  gelb.
3.3 Durchführung
a) Die Versuchsperson führt bei ruhig gehaltenem Kopf Augenfolgebewegungen auf wandernde Objekte auf einem sich langsam drehenden Zylinder aus: nacheinander nach rechts,
nach links, nach oben und nach unten.
Zeichnen Sie den typischen Verlauf dieser Augenbewegung nach. Um welchen Typ
von Augenbewegungen handelt es sich?
b) Die Versuchsperson beobachtet ein schwingendes Pendel. Registrieren Sie das EOG.
Anschließend soll die Versuchsperson sich die Pendelbewegung vorstellen und versucht
dieselbe gleichförmige Augenbewegung ohne Pendelunterstützung durchzuführen.
Zeichnen und interpretieren Sie die beiden Registrierungen.
mit Pendel :
ohne Pendel
c) Die Versuchsperson liest einen Text. Registrieren Sie dabei das EOG.
Zeichnen und interpretieren Sie die Registrierung:
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Zur Vorbereitung auf das Praktikum:
1. Beschreiben Sie den Aufbau und die Funktion des Mittelohrs.
2. Wie unterscheidet man eine Schallleitungs- von einer Schallempfindungsstörung mit Hilfe
der Versuche nach Weber und Rinne?
3. Beschreiben Sie den Aufbau des Innenohres!
4. Wie unterscheiden sich die verschiedenen Lymphräume im Innenohr?
5. Beschrieben Sie die Funktionen der inneren und äußeren Haarzellen im Innenohr!
6. Beschreiben Sie wie die Frequenzselektivität unseres Hörsinns zu erklären ist!
7. Definieren Sie die Begriffe: Schalldruck, Schalldruckpegel, Phon und Isophone.
8. Beschreiben Sie die Abhängigkeit des Schalldruckpegels von der Frequenz eines Tones!
9. Welche Faktoren bestimmen unser Richtungshören?
10. Beschreiben sie den Aufbau unseres Gleichgewichtsystems.
11. Beschreiben Sie die Deviations- und die Sakkadenrichtung beim per- und postrotatorischen Nystagmus.
12. Beschreiben Sie die Cupulaauslenkung und das Rezeptorpotenzial an beiden Labyrinthen beim per- und postrotatorischen Nystagmus.
13. Warum wird bei einem akuten einseitigen Ausfall eines Labyrinths ein Nystagmus ausgelöst?
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