4 FORUM Klimawandel bekämpfen – Schöpfung bewahren Umwelt

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Klimawandel bekämpfen – Schöpfung bewahren
In der Partnerschaft Bistum Trier – Bolivien
ist ein verabredeter Schwerpunkt die Stärkung der Schöpfungsverantwortung und die
Verdeutlichung der Folgen des Klimawandels, die gerade die benachteiligten Men-
schen im Süden, auch in Bolivien betreffen.
Partnerschaft ist immer auch politisch und
greift darum die damit verbundenen gesellschaftlichen, politischen Herausforderungen
auf.
Umwelt und Lebenschancen für alle gehören zusammen
Pastoralschreiben der bolivianischen Bischöfe: „Das Universum – Gabe Gottes für alle“
Die Bolivianische Bischofskonferenz hat in ihrem Ende März 2012 veröffentlichten Hirtenbrief zu einem „Bund für die Schöpfung“ aufgerufen. In dem Hirtenbrief „Das Universum,
Gabe Gottes für das Leben“ verweisen die Bischöfe auf die Bedrohung der Erde durch die
zunehmende Verschmutzung der Luft, des
Wassers und des Landes, die die natürlichen
Lebensgrundlagen der gesamten Menschheit
in Gefahr brächten. Als größte ökologische
Herausforderung der Gegenwart bezeichnen
sie den Klimawandel.
Die ökologische Krise sei eine wachsende
Sorge in Bolivien, besonders in den indigenen
Gemeinschaften, aber auch in weiten Teilen
der bolivianischen Bevölkerung. Die Bischöfe
weisen auf die Umweltverschmutzungen
durch rücksichtslose Ausbeutung von Erzmineralen und Erdgas, durch maßlose Anwendung von Pestiziden und Düngern, durch
Brandrodung und weitere Missbräuche hin.
Insbesondere nennen sie die Folgen in den sozialen Konflikten, die zu Leiden und Tod der
Menschen führen, wie etwa der kürzliche
Konflikt um die geplante Fernstraße durch das
Indigene Territorium im Nationalpark Isiboro
Secure (TIPNIS). Die Bewahrung des gemein-
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samen Lebensraums Erde ist, so die bolivianischen Bischöfe vor allem ein ethisches und
moralisches Problem.
Für die Bischöfe müsse wahre Entwikklung ein würdigeres Leben für alle anstreben. Dies werde nicht durch Wirtschaftswachstum und Förderung eines irrationalen
Konsums erreicht, sondern brauche die Suche nach Ausgewogenheit zwischen der Natur und der Verbesserung der Lebensbedingungen für die Ärmsten, ohne die Umwelt
und das Erbe der kommenden Generationen
zu zerstören.
Die Kirche will Vorreiter für den Schutz
des Planeten und des Ökosystems sein. Gerade
im Blick auf die internationalen und globalen
Zusammenhänge sehen sie die Partnerdiözesen Trier und Hildesheim in Deutschland als
Verbündete in dieser Kampagne für die Umwelt und zum Schutz der Lebenswelt.
Mit dem Pastoralbrief verpflichtet sich die
bolivianische Kirche zu konkreten Aktionen
in den Diözesen und Gemeinden. Die Bischöfe rufen zu einem „Bund für die Schöpfung“
auf, der die verschiedenen gesellschaftliche
Gruppen zu konkreten Aktionen des Umweltschutzes anregen soll.
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Erzbischof Tito Solari, Cochabamba
zum Pastoralbrief der Bischöfe
Der Brief besteht aus drei Teilen. Im ersten
Teil gibt es etwas sehr Interessantes: Es heißt,
dass die Bischöfe dieses Thema unter pastoralem Gesichtspunkt behandeln. Es geht darum,
dass Christen die rechte Beziehung zur Natur
einnehmen lernen, bei der das Projekt Gottes
geachtet wird. In dem Brief ist davon die Rede, dass immer mehr gravierende Geschehnisse das Leben im Universum beeinträchtigen: die globale Erwärmung, die sich vor allem
auf zwei Faktoren zurückführen lässt: zum einen auf den zu großen Ausstoß von CO2, zum
anderen auf die Abholzung. Das erstgenannte
Phänomen berührt Bolivien nicht so sehr,
denn Bolivien ist ein kleines Land, sein Ausstoß von Gas ist im globalen Kontext unbedeutend. Aber das zweite Phänomen, die
Waldabholzung, ist schwerwiegend, wenn
man den Blick auf das bolivianische Tiefland
richtet, nach Beni und Santa Cruz. Bolivien
gehört zu den fünf lateinamerikanischen Ländern, die bei der Entwaldung an erster Stelle
stehen. Viele tausend Hektar Wald sind schon
zerstört, Millionen Bäume abgeholzt worden,
was einen Klimawandel hervorgerufen hat.
Dies wird im ersten Teil des Briefes gesagt.
Dort werden detailliert die verschiedenen
Veränderungen beschrieben, die im Altiplano, im Tal von Cochabamba und im Tiefland
stattgefunden haben. Auf dem Altiplano sind
zum Beispiel bestimmte mit „ewigem Schnee“
bedeckte Berge verschwunden, die früher der
Stadt La Paz das Wasser geliefert haben. Und
im Tal von Cochabamba leidet man sehr unter dem Wassermangel. Früher gab es hier Gegenden, die man als den Kornspeicher Boliviens bezeichnet hat, sie lieferten den Bergbaugebieten Korn, und jetzt ist das Tal von
Erzbischof Tito Solari.
Foto: privat
Cochabamba im Begriff, zur Wüste zu werden.
Und das tropische Tiefland verliert alle Charakteristiken: Lunge nicht nur Boliviens, sondern Teil des Amazonas-Pflanzengebietes, der
wichtigsten Lunge der Erde, zu sein.
Wir haben anerkannte Nationalparks, die
aber nicht als solche geachtet werden. Sie sind
nur auf dem Papier anerkannt, wie es zum Beispiel der Fall bei dem zwischen Cochabamba
und Beni liegenden Gebiet des TIPNIS (Territorio Indígena del Parque Nacional Isiboré
Securé) ist.
Der zweite Teil des Briefes ist besonders
schön. Er ist eine Betrachtung des Universums
als Projekt Gottes. Gott, der das Universum
erschafft, erschafft nach und nach seine einzelnen Elemente. Er erschafft, gibt den Namen
und lehrt den Menschen als Erdenbürger,
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nicht nur die Energie zu nutzen, das heißt,
nicht nur das zu achten, was der Natur eigen
ist, sondern auch das Wesen des Menschen
selbst zu achten. Und hierbei werden vitale
Themen berührt, wie die Liebe, die Achtung
vor dem Leben, das Hungern von Kindern.
Natürlich gibt es da Fehler in der Natur. Auch
in diesem Teil geht es darum, innerhalb von
Gottes Normen zu leben.
Der letzte Teil des Briefes ist praktischer,
pastoraler. Es werden konkrete Hinweise dafür
gegeben, wie der Christ seine Kenntnis der
Natur auszuweiten und zu vertiefen und nach
ökologischen Normen zu handeln und zu leben lernt. Besonders die Pfarreien und Bildungsinstitutionen der Kirche werden dazu
aufgefordert, diese Aufgabe wahrzunehmen
und diesen Lernprozess in die Evangelisierung
einzubeziehen.
Das sind also die Intentionen des Briefes.
Das Gespräch führte Ludwig Kuhn
während des Aufenthalts von Erzbischof
Solari bei der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012
Auszug aus dem Pastoralbrief
Als Zusammenfassung unseres Engagements
als Kirche, schlagen wir einige konkrete
Schritte zur Bewahrung der Schöpfung vor:
• Jedes Jahr feiern wir die „Woche der
Schöpfung”.
• Wir suchen Allianzen mit anderen Kräften der Gesellschaft für eine neue Kultur zum
Schutz des Lebens.
• Wir bemühen uns um Bewusstseinsbildung in der Familie, in der Schule und am Arbeitsplatz für die notwendige Veränderung
unseres Lebensstiles.
• Wir nehmen Einfluss auf allen sozialen
und politischen Ebenen für einen besseren
Schutz unserer Umwelt.
• Wir vermeiden die Verschmutzung unserer Nachbarschaft und entsorgen den Müll
angemessen.
• Wir schützen und nutzen das Wasser mit
Bedacht entsprechend dem notwendigen Bedarf.
• Wir setzen und pflegen Bäume und
Pflanzen in unseren Häusern, Nachbarschaften, Schulen und anderen Einrichtungen.
• Wir sparen Energie und nutzen sie verantwortungsvoll.
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• Wir verwenden vorrangig ökologische
Lebensmittel und Produkte.
Pastoralbrief „Das Universum,
Gabe Gottes für das Leben“, Nr. 100
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Handeln in Partnerschaft
Die bolivianischen Bischöfe betonen in ihrem
Schreiben, dass die Zusammenarbeit mit den
Schwesterkirchen in Hildesheim und Trier in
der Klimaverantwortung gefordert ist. Ihr Aufruf zu einer „Allianz für die Schöpfung“ ist Impuls auch für jeden Einzelnen, durch sein
Handeln beizutragen: Ich mache mit!
Fünf Bereiche des persönlichen Handelns:
* Die Schöpfung ist Geschenk Gottes für
das Leben aller.
Ich erfreue mich am Reichtum der Natur und
danke im Gebet.
* Die Schöpfung braucht einen verträglichen Lebensstil.
Ich achte auf regionale und fair produzierte
Waren.
* Die Schöpfung braucht Wachstum / Initiative.
Ich werde Partner für einen bolivianischen
Baumsetzling und pflanze Zukunft.
* Die Schöpfung leidet unter der Klimaerwärmung.
Ich verringere meinen Energieverbrauch und
unterstütze Umweltprojekte in Bolivien.
* Die Bewahrung der Schöpfung braucht
Verbündete.
Ich spreche die Anliegen bei Freunden an und
gebe die Aktionskarte weiter.
Materialien zu dieser Aktion und die Anregungen zur Bolivien-Partnerschaftswoche
vom 30. September bis 7. Oktober im Internet unter www.weltkirche.bistum-trier.de.
Der Studientag „Schöpfung bewahren“
am 8. September lädt konkret ein, sich auf
den Weg zu machen und wird mit Stationen
in der Stadt Trier Informationen geben und
zum Handeln einladen.
Nähere Informationen bei der Diözesanstelle Weltkirche.
Arbeitshilfe „Nachhaltiger Lebensstil“
des Katholikenrats des Bistums Trier
Nach dem Beschluss dazu im März 2012 hat
der Katholikenrat eine Arbeitshilfe „Nachhaltiger Lebensstil“ herausgegeben, die eine
Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten vorstellt. Es geht darum, Alternativen aufzuzeigen und dazu anzuregen, den jeweils eigenen
Lebensstil zu überdenken. Es geht darum,
neue Wege in den täglichen Konsumentscheidungen auszuprobieren und dabei zu ent-
decken, wie Lebensqualität durch einen
maßvollen Lebensstil gewonnen werden
kann. Es geht um ein anderes Verständnis
von gutem Leben.
Felder der Handlungsanregungen sind neben weiteren Ernährung, Mobilität und Verkehr, Geld, Leben in Pfarrgemeinden.
Näheres im Internet unter www.katholikenrat.bistum-trier.de.
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Initiativen der Partner in Bolivien
In Bolivien wie in Deutschland werden Initiativen gestaltet, die die gemeinsame Schöpfungsverantwortung konkret machen. In allen
Diözesen Boliviens gibt es Projekte die mit der
Bolivienkollekte am 7. Oktober 2012 unterstützt werden. Die Diözese El Alto engagiert
sich für Umweltbildung, Begrünung und Aufforstung.
Projekt der Diözese El Alto:
Gottes Schöpfung
Gemeinden der Diözese El Alto bilden sich
weiter und schützen aktiv ihre Umwelt.
Das von Palliri entwickelte Projekt richtet
sich an drei Zielgruppen:
- Kinder und Jugendliche in der Stadt El
Alto über Pfarreien und Schulen
- Jugendliche und Erwachsene über Verbände, Nachbarschaftsvereine und Pfarreien
- Gemeinden auf dem Land
Insgesamt sollen 2300 Personen mit den
Veranstaltungen und Aktionen angesprochen
werden.
Die Vorhaben im Einzelnen:
1. Erarbeitung von Material und Bewusstseinsbildung von örtlichen Verantwortlichen,
Institutionen und Schulen.
2. Schaffung von Parzellen für die Anzucht
von Baumpflanzlingen; Reinigungskampagnen in Stadtvierteln und Gemeinden, Erlernen sachgemäßer Abfallentsorgung.
3. Durchführung von Recyclingkampagnen und besserer Nutzung natürlicher Rohstoffe; Aufforstungs- und Bodenverbesserungsmaßnahmen.
Inzwischen (Juni 2012) ist man dabei, das
erste Jahr des Projektes abzuschließen. In
sechs von zehn Pfarreien sind bereits Semina-
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re zur Bewusstseinsbildung durchgeführt worden. Sämtliche Materialien sind fertiggestellt
worden. Die Weiterbildung an Schulzentren
und sozialen Institutionen ist zu 70 Prozent
durchgeführt worden, das heißt in sieben
Schulen oder Institutionen. Man rechnet damit, mehr als die zehn geplanten Schulen zur
Beteiligung gewinnen zu können. Etwa die
Hälfte der Multiplikatoren für das Umweltthema sind in den verschiedenen Vikariaten
der Diözese ausgebildet worden. Zwei Baumschulen mit einer Kapazität zur Produktion
von 4000 Pflanzlingen pro Jahr sind angelegt
worden. Die Hälfte der für das ganze Projekt
notwendigen Samen ist eingekauft worden.
Eine von mindestens zwei angezielten Reinigungskampagnen in Stadtvierteln ist durchgeführt worden. Die erste Recycling-Kampagne
wird im Juli stattfinden. Die erste von zwei
Kampagnen zur Wiederaufforstung und Verbesserung der Bodenqualität ist durchgeführt
worden. Das Projekt ist besonders bei den jungen Menschen auf viel Interesse, Verantwortungsbewusstsein und Bereitschaft zum Engagement gestoßen.
Seit über 20 Jahren engagiert sich Palliri in
der Arbeit mit Kindern. Foto: Eugen Reiter
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