Ausgabe Mai 2016 BDSI im Dialog Der BDSI möchte mit diesem Service seine Rolle als kompetenter Gesprächspartner unterstreichen. Deutschlands Drittlandexport von Süßwaren 2005 – 2015 332.868 t 152.314 t Quelle: Statistisches Bundesamt, Grafik: BDSI „BDSI im Dialog“ ist ein Informationsservice des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI). Als bedeutender nationaler Fachverband der Ernährungsindustrie möchte der BDSI – über den ständigen Arbeitskontakt hinaus – mit Hilfe dieses Mediums den Dialog mit der Politik, wichtigen Behörden und Institutionen sowie der Wissenschaft ergänzen und verstärken. Der BDSI informiert darin über wichtige aktuelle Entwicklungen, die die Süßwarenbranche beschäftigen: von wirtschaftlichen Themen über Fragen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes bis hin zum großen Feld der Ernährungspolitik. Dabei werden nationale wie europäische Entwicklungen beleuchtet und die jeweiligen Positionen des BDSI zu den aktuellen Themen dargestellt. Der Name „BDSI im Dialog“ wurde auch gewählt, weil wir im ständigen Dialog mit Wissenschaftlern und anderen wichtigen Meinungsbildnern und -mittlern stehen. Denn die wissenschaftliche Basis ist die Grundlage unserer Arbeit. Leichter Dämpfer bei den Drittlandexporten Exportstarke deutsche Süßwarenindustrie – mit Produktvielfalt weltweit erfolgreich Im Jahr 2015 wurden weltweit 186 Länder mit Süßwaren aus Deutschland beliefert. Die Exportquote lag bei 49 % – gemessen an der gesamten Produktion in Deutschland. Rund 80 % der Süßwarenexporte gingen in die Mitgliedstaaten der EU. Nahezu jede fünfte Tonne gelangt über die europäischen Grenzen hinaus in die Welt. Die Ausfuhren von Süßwaren betrugen 1,99 Mio. t und lagen damit 0,6 % über dem Vorjahr. Im Wert erhöhten sich die Ausfuhren insbesondere rohstoffpreisgetrieben um 6,5 % auf 7,48 Mrd. €. Die Nachfrage in den Mitgliedstaaten der EU zeigte sich 2015 insgesamt stabil. Die Exporte in Drittstaaten erweisen sich hingegen als zunehmend schwieriger. Erhebliche Einbußen wies vor allem das Russland- geschäft auf als Folge des Kaufkraftverlustes durch die Rubelabwertung. Jedoch wurde auch bei den Exporten in den traditionell wichtigsten Drittlandsmarkt USA trotz günstigerer Wechselkursverhältnisse ein Rückgang verzeichnet. Die internationale Konkurrenz wächst, teilweise profitiert sie von einfacheren Zugängen zu bedeutenden Drittlandsmärkten. Deutsche Süßwarenhersteller punkten international noch mit ihrem breiten Produktangebot und überzeugen mit innovativen Ideen. Langfristig müssen jedoch politische Rahmenbedingungen verbessert und administrative Hürden abgebaut werden, damit sich der erfolgreiche Exportkurs der deutschen Süßwarenindustrie fortsetzen kann. Ausgabe Mai 2016 Lebensmittelrecht Foto: ©imagedirekt Süßwarenindustrie begrüßt Reform der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission Informierte Kaufentscheidung im Supermarkt Die Deutsche LebensmittelbuchKommission ermittelt seit mehr als 50 Jahren erfolgreich die so genannte „Verkehrsauffassung“ von über 2.000 Lebensmitteln und beschreibt diese in 21 Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches. Der BDSI begrüßt die für dieses Jahr geplante Reform dieser Kommission. Für die Süßwarenindustrie besonders relevant sind unter anderem die Leitsätze für Feine Backwaren, die Leitsätze für Speiseeis und Speiseeishalberzeugnisse, die Leitsätze für Ölsamen und daraus hergestellte Massen und Süßwaren sowie die Leitsätze für Kartoffelerzeugnisse. Die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches haben für die Süßwarenindustrie und die Lebensmittelwirtschaft insgesamt einen hohen Stellenwert, weil sie nach ständiger Rechtsprechung als „Sachverständigengutachten von besonderer Qualität“ eine Vermutungswirkung dafür haben, was die Verbraucher von einem nach Beschaffenheit und sonstigen Merkmalen in den Leitsätzen beschriebenen Lebensmittel erwarten. Als untergesetzliches Regelwerk helfen die Leitsätze auf nationaler Ebene die Vorgaben der europäischen Lebensmittelinformationsverordnung (Art. 17) auszulegen. Erwartung von mehr Aktualität, Effizienz und Transparenz Von der jetzt vom Deutschen Bundestag eingeleiteten Reform der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission erwarten der BDSI und die Süßwarenhersteller insbesondere, dass die Aktualität der Leitsätze erhöht wird. In diesem Zusammenhang sollten die Abstimmungsverfahren effizienter, das Berufungsverfahren für die Mitglieder der Lebensmittelbuch-Kommission transparenter und die Organisation der Lebensmittelbuch-Kommission durch Stärkung des Sekretariats effektiver gestaltet werden. Schließlich sollte auch darauf geachtet werden, dass die gesellschaftliche Akzeptanz durch Erhöhung der Transparenz sowie eine verständliche Verbraucherkommunikation verbessert wird. Nach Ansicht des BDSI werden die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geplante jährliche sys- tematische Überprüfung aller Leitsätze, eine erleichterte Antragstellung durch Verzicht auf förmliche Formulierungsvorschläge, die höhere Sitzungsfrequenz sowie die systematische Einbeziehung von wissenschaftlichen Erkenntnissen der Leitsatzarbeit wertvolle Impulse verschaffen. Auch der Grundsatz, dass die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission paritätisch aus Vertretern von Wissenschaft, Lebensmittelüberwachung, Verbraucherschaft und Lebensmittelwirtschaft zusammengesetzt bleiben wird, gewährleistet die Unabhängigkeit der Leitsatzarbeit. Redlicher Hersteller- und Handelsbrauch muss auch in der Zukunft Berücksichtigung finden; Prägung nur in Ausnahmefällen Ein zentrales Ziel der Reform der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission ist, die Verbraucher vor Täuschung und Irreführung zu schützen. Deshalb soll auch die Aufmachung der Lebensmittel in der Leitsatzarbeit Beachtung finden. In diesem Zusammenhang sollen unter anderem aktuelle Erkenntnisse aus Markt- und Verbrauchererhebungen einschließlich des Portals www.lebensmittelklarheit.de berücksichtigt werden. Dabei fordert die Süßwarenindustrie, dass bei der Ermittlung der – berechtigten – Verbrauchererwartung der redliche Herstellerbrauch genügend berücksichtigt wird und dass Abweichungen davon bei ausreichender Kenntlichmachung zur Gewährleistung von Innovationen möglich bleiben. Darüber hinaus fordert der BDSI, dass lediglich in besonderen Ausnahmefällen – nämlich für den Fall, dass sich noch keine gefestigte Verkehrsauffassung herausgebildet hat – vom Grundsatz der Leitsätze als Beschreibung der redlichen Herstellungspraxis abgewichen werden darf und mit den Leitsätzen eine „prägende Wirkung“ im Sinne einer Marktlenkungsfunktion vollzogen wird: In einen gefestigten Herstellungsund Handelsbrauch darf nicht im Nachhinein durch Leitsatzänderungen eingegriffen werden. Nachhaltigkeit Verantwortungsvoller Einsatz für nachhaltigere Lieferketten Quelle: Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) Süßwarenindustrie konnte Anteil an nachhaltigem Kakao deutlich steigern Die deutsche Süßwarenindustrie setzt sich aktiv für nachhaltigere Lieferketten von Importrohstoffen ein. Für ihr vielfältiges Angebot bezieht die Süßwarenindustrie wichtige Zutaten wie z.B. Kakao, Nüsse oder tropische Fette und Öle aus verschiedenen südlichen Ländern. Viele der Erzeugerländer sind gekennzeichnet durch ein hohes Bevölkerungswachstum, Subsistenzwirtschaft, Armutslagen und unkontrollierte Eingriffe des Menschen in die Natur mit teils empfindlichen sozialen und ökologischen Folgen. Die Branche fördert daher die Etablierung und Anhebung von Sozial- und Umweltstandards in den Anbauländern wichtiger Rohstoffe und wendet sich insbesondere entschieden gegen alle Formen missbräuchlicher Kinderarbeit. Dabei bestehen oft aufgrund von kleinbäuerlichen Anbaustrukturen, unterschiedlichen Vermarktungswegen, arbeitsteiligen Verarbeitungsprozessen und wechselnden Herkünften der Rohstoffe komplexe Wirtschaftsverflechtungen, die die Unternehmen der Süßwarenindustrie vor große Herausforderungen beim Aufbau nachhaltiger und rückverfolgbarer Lieferketten stellen. Dennoch investieren einzelne Unternehmen und die Branche als Ganzes in einen nachhaltigen Anbau vor Ort und in die Kontrolle der Einhaltung von Sozialstandards entlang der Lieferkette. Nachhaltigkeitsinitiative des BDSI Im Jahr 2012 hat der BDSI seine Nachhaltigkeitsinitiative im Bereich Kakao gestartet und empfahl seinen Mitgliedsunternehmen u.a. den Bezug nachhaltigen Kakaos. Bis zum Jahr 2015 konnte der Anteil nachweislich nachhaltigen Kakaos in den in Deutschland verkauften Süßwaren bereits auf 39 % gesteigert werden (2011: 3 %). Der nachhaltige Kakaoanbau hilft den Kleinbauern, umweltschonender zu produzieren und gleichzeitig aufgrund guter Anbaupraktiken höhere Erträge zu erwirtschaften. „Forum Nachhaltiger Kakao“ – Leuchtturmprojekt der Bundesregierung Einen übergeordneten strategischen Ansatz verfolgt die Süßwarenindustrie mit ihrem Engagement im „Forum Nachhaltiger Kakao“, das als Leuchtturmprojekt der Bundesregierung im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Akteuren der Kakao- BDSI im Dialog lieferkette sowie dem Handel, der Zivilgesellschaft und Politik werden Projekte realisiert und so langfristig eine nachhaltigere Lieferkette gefördert. Süßwarenindustrie setzt auf Roundtable on Sustainable Palm Oil Bereits im Jahr 2010 forderte der BDSI erfolgreich eine Ausweitung des nachhaltigen Palmölanbaus nach den Prinzipien des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO). Im Jahr 2013 lag der Anteil von nachhaltigem Palmöl in den in Deutschland verkauften Süßwaren bereits bei über 60 % und ist seitdem weiter gewachsen. Die deutsche Süßwarenindustrie gehört heute weltweit zu den führenden Branchen beim Einsatz von nachhaltigem zertifiziertem Palmöl. Sie trägt so ihren Teil dazu bei, der fortschreitenden Abholzung von Regenwäldern entgegen zu treten, um Treibhausgasemissionen etwa durch Brandrodung zu verringern und schützenswerte Naturräume für eine gesunde Artenvielfalt zu erhalten. Haselnüsse: Mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im Kampf für Kinderrechte Im Bereich Haselnüsse unterstützen Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie die gemeinsame Initiative des europäischen Süßwarenverbandes CAOBISCO und der ILO. In einem Projekt werden Kinder von Wanderarbeitern während der Haselnussernte in der Türkei von ausgebildeten Lehrern und Sozialarbeitern betreut. Darüber hinaus wird durch eine öffentliche Aufklärungskampagne auf die Situation der Familien der Wanderarbeiter aufmerksam gemacht und über die negativen Folgen missbräuchlicher Kinderarbeit aufgeklärt. Die Süßwarenindustrie kommt ihrer Verantwortung für nachhaltigere Lieferketten nach. Oftmals sind es jedoch die allgemeinen sozio-ökonomischen Verhältnisse, die die Ursachen für die Herausforderungen in den Erzeugerländern bilden. Ein Flankieren der privatwirtschaftlichen Bemühungen durch die Politik ist daher in allen Bereichen unerlässlich. Nachhaltigkeit Ausgabe Mai 2016 Foto: © Printemps Fotolia CEN/ISO-Standard für nachhaltigen Kakao geht in die öffentliche Konsultation Kakao: Der erste Lebensmittelrohstoff, für den es bald eine weltweit gültige Norm geben wird. Auf Ebene der europäischen und weltweiten Normungsorganisationen CEN und ISO wird seit 2012 im Rahmen eines aufwändigen Multistakeholderprozesses an einem internationalen Standard für „nachhaltigen und rückverfolgbaren Kakao“ gearbeitet. Akteure der Kakao- und Schokoladenwirtschaft, Organisationen der Zivilgesellschaft und Vertreter von Regierungen sowohl aus Erzeuger- als auch aus Abnehmerländern von Kakao sind gleichermaßen eingebunden. Nun befindet sich der Standard auf der Zielgeraden des Entstehungsprozesses. Wichtiger Beitrag zur Förderung eines nachhaltigen Kakaoanbaus Der neu entwickelte CEN/ISO-Standard soll die Etablierung eines nachhaltigen Kakaoanbaus in den Erzeugerländern weiter voranbringen. Die sozialen und ökologischen Anforderungen des Standards sowie die festgelegten guten Agrarpraktiken sollen den Farmern eine echte Hilfestellung bieten, ihre Ernteerträge zu steigern und so ihr Einkommen zu erhöhen und die Lebensbedingungen ihrer Familien aus eigener Kraft zu verbessern. So sollen etwa Farmerorganisationen mit den einzelnen Bauern die Entwicklungspotentiale im Anbau beraten, um eine effizientere Bewirtschaftung der Farmen zu erreichen. Für Verbraucher kann die Verwendung des CEN/ISO-Standards durch einen Hinweis auf den Produkten erkennbar gemacht werden. Erste weltweit gültige Norm für einen Lebensmittelrohstoff Mit dem CEN/ISO-Standard „Nachhaltiger und rückverfolgbarer Kakao“ wird erstmals für einen Lebensmittelrohstoff eine weltweit gültige Norm geschaffen. Durch den breit angelegten Multistakeholderprozess ist er weltweit anerkannt. Auch wird er zur Maßgabe für die bereits existierenden Standards etwa von Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ Certified. Rund 10 % der Weltkakaoernte von über 4 Millionen Tonnen werden allein von der deutschen Süßwarenindustrie verarbeitet. Als bedeutender Verarbeiter von Kakao ist Deutschland daher aktiv in den Normungsprozess eingebunden. Maßgeblich beteiligt ist hier die deutsche Süßwarenindustrie über den BDSI und einzelne Unternehmen. Im DINAusschuss arbeitet sie eng mit Vertretern von Bundesregierung, der Entwicklungszusammenarbeit und des DINVerbraucherrates zusammen. Im zweiten Halbjahr 2016 wird eine öffentliche Konsultation in den verschiedenen Mitgliedsländern der Normungsorganisationen gestartet. Dieser transparente Prozess gibt so allen interessierten Kreisen die Gelegenheit zum Inhalt des Standards Stellung zu nehmen. Der CEN/ISOStandard „Nachhaltiger und rückverfolgbarer Kakao“ wird voraussichtlich Ende 2017 veröffentlicht und steht dann den Wirtschaftsbeteiligten zur Anwendung zur Verfügung. Die Positionen des BDSI finden Sie in der Rubrik Positionen & Themen unter www.bdsi.de Über uns Der BDSI vertritt die wirtschaftlichen Interessen der überwiegend mittelständischen Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie. Er ist sowohl Wirtschafts- als auch Arbeitgeberverband. Die rund 200 Mitglieder des BDSI repräsentieren ca. 90 % des Wertes der Süßwarenproduktion in Deutschland. Zum BDSI gehören folgende Produktbereiche: Schokoladewaren, Feine Backwaren, Bonbons und Zuckerwaren, Markeneis, Knabberartikel, Kaugummi und Rohmassen. Die deutsche Süßwarenindustrie ist die viertgrößte Branche der deutschen Ernährungsindustrie. Ihr besonderes Kennzeichen ist ihre starke Exportorientierung. Die deutschen Süßwarenhersteller beschäftigen rund 50.000 Mitarbeiter. Impressum Herausgeber: BDSI Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. Schumannstraße 4–6 53113 Bonn Telefon: 0228 26007-0 Telefax: 0228 26007-89 [email protected] www.bdsi.de www.facebook.com/BDSI. naschenknabberngeniessen www.twitter.com/BDSI mineralölfrei gedruckt Redaktion: Beate Olzem