Übungsblatt 13 Elektrizitätslehre und Magnetismus Bachelor Physik Bachelor Wirtschaftsphysik Lehramt Physik 17.07.2008 Aufgaben 1. Die Dielektrizitätszahl von Wasser ist 81, die magnetische Suszeptibilität beträgt ≈ −10−5 . Ist diese Aussage auch richtig bei hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung wie z.B. sichtbarem Licht? 2. Zwei gleiche Ladungen Q = 10−3 C verschiedenen Vorzeichens im mittleren Abstand von 2d = 1 cm schwingen harmonisch und gegenphasig mit einer Frequenz von 10 MHz und einer Amplitude von ∆ = 5µm. Wie groß ist das elektrische und magnetische Feld im größeren Abstand (z.B. 1m) in der Ebene durch den Schwerpunkt der Ladungen mit Normalen parallel zur Ladungsverbindung? 3. (wird in Übungsgruppe ausgeteilt) 4. In unmittelbarer Nähe eines 50 kW-Rundfunksenders wird versucht, die großen Feldstärkegradienten (illegal) zum Betrieb von Glühlampen zu verwenden. Wie dicht muss man mit den von einander 10 m entfernten Enden der Anschlussleitung zur Glühlampe an den Sendemast herangehen, um eine effektive Spannung von 12V abgreifen zu können? 5. (freiwillig) Ein mit einem Lasergewehr ausgestatteter Astronaut (m=90kg) verliert seine mechanische Verbindung zum Raumschiff. Welche Leistung muss das Lasergewehr haben, um ihn - nach dem Rückstoßprinzip - eine Beschleunigung von a = 0, 01m/s2 (in Richtung des Raumschiffes) geben zu können? 6. Ein gedachter Quader (Kantenlängen a = 2e, b = 3e, c = 1e) (e sei eine Einheitslänge) befinde sich mit einer Ecke im Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems und seine Kanten seien parallel zu den Koordinatenachsen. Eine ebene elektromagnetische Welle (Wellenzahl k = 12 1e ) breitet sich parallel zur Raumdiagonalen durch den Quadereckpunkt (a,b,-c) des Quaders im Raum aus. Wie ist der Wellenvektor k dieser Welle beim Ort (5e, 0, -3e)? schwächt eine auf ihn fallende Welle (mit einer Intensität I0 und einer 7. Ein Polarisator (Durchlassrichtung d) Polarisationsrichtung p) ab gemäß d · p I = I0 K dp mit K ≤ 1 = allgemeiner Schwächungskoeffizient. Um die Polarisationsrichtung einer Welle um π4 zu drehen, werden nun N solcher Polarisatoren hintereinanπ dergestellt, jeder um 4N gegenüber den vorderen verdreht bzw. gegenüber der Einfallsrichtung p . Wie groß ist die ankommende Intensität? Bei welchem N ist diese Intensität maximal (für K = 0, 9; 0, 95; 0, 99; 0, 999)? 8. (wird in Übungsgruppe ausgeteilt) 9. (freiwillig) Welchen Winkel muss die Sonne mit dem Horizont bilden, damit das von der Oberfläche eines (ruhigen) Sees reflektierte Licht vollständig polarisiert ist? Brechzahl des Wassers n = 4/3. 1 Übungsblatt 13 Elektrizitätslehre und Magnetismus Bachelor Physik Bachelor Wirtschaftsphysik Lehramt Physik 17.07.2008 Lösungen 1. Aus den Angaben εr = 81 und χ = −10−5 ergäbe sich die Brechzahl von Wasser zu √ εr ε0 µr µ0 = εr · (1 + χ) = 9 n= √ ε0 µ0 Bekanntlich ist aber die Brechzahl von Wasser für sichtbares Licht n = 4/3. Die Dielektrizitätszahl ist also frequenzabhängig. 2. Laut Skript (Gleichung 6.49) ist das elektrische Feld im Abstand r von einer mit ω harmonisch schwingender Ladung Q (Amplitude z0 ) zur Zeit t und dem Winkel Θ zwischen Richtung der Schwingung und Ausbreitungsrichtung, also dem Ortsvektor r, E (r, Θ, t) = Qz0 ω 2 1 r sin ω/t − sin Θ 4πε0 c2 r c Der Winkel Θ ergibt sich (mit d = Abstand des Strahlers von der Mittelebene) zu Θ= π d + arcsin 2 r Eine schwingende Ladung Q würde im Abstand a von der Verbindungsgeraden der Ladungen (d.h. r2 = a2 + d2 ) ein Feld mit der Amplitude d V Q · zo ω 2 1 π √ E0 = + arctan ≈ 0, 4 sin 2 4πε0 c 2 a m a2 + d2 verursachen (Zahlenwert gilt für a = 1m). Da die zweite Ladung entgegengesetzt zur ersten schwingt, also um π phasenversetzt, heben sich in großer Entfernung die Felder, herrührend von den Schwingungen beider Ladungen, auf. Im Nahbereich allerdings bleibt ein Anteil bestehen, da die Ausbreitungsrichtungen der beiden Wellen verschieden ist. Der Restanteil wäre Erest = 2E0 d V = 0, 008 a m Ob allerdings die Voraussetzungen beim Berechnen von Gleichung (6,49) hier im Nahbereich noch erfüllt sind, muss extra geprüft werden. 3. Der Poyntingvektor der Sonnenstrahlung in Erdentfernung R zur Sonne ist - mit PS = 3, 82 · 1020 MW Strahlungsleistung der Sonne PS kW SR = = 1, 35 2 2 4πR m Daraus ergeben sich die mittleren (effektiven) Feldstärken zu E= V µ0 · c · S = 714 m 1 bzw. S = H= E S A = 1, 9 µ0 c m Am Frühjahrsanfang (und Herbstanfang) ist die Schrägstellung der Erdachse nicht zu berücksichtigen. Zum lokalen Mittag, der bei Frühjahrsanfang in Ulm 12:20 Uhr MEZ ist (MEZ 15◦ östliche Länge, 5◦ Differenz 20 min), ist dann, unter Beachtung der geographischen Breite ϕ = 48, 4◦ , die einfallende Sonneneinstrahlung W SU lm = SR · cos ϕ = 896 2 m 4. Die Strahlungsintensität der abgestrahlten Wellen nimmt quadratisch mit der Entfernung ab. S= P 4πr2 = 2 Eef f µ0 c . (P = Sendeleistung, Eef f = Feld am Ort r, c = Lichtgeschwindigkeit) also: Eef f = P µ0 c 1 4π r Zwischen zwei Punkten r und r + ∆r ist also der Potentialunterschied U = r+∆r E (r) dr = r P µ0 c ∆r 4π r . P µ0 c 4π ln r+∆r ≈ r Mit den angegebenen Zahlen ergibt sich hier r ≈ 1 km. 5. Der Strahlendruck (Rückstoßeffekt) ergibt sich aus dem Poyntingvektor durch dividieren mit der Lichtgeschwindigkeit S F PS = = c A Dieser ist gleich dem mechanischen Druck, also dem Quotient aus Kraft F und einer Fläche A. Der Poyntingvektor ist das Verhältnis von Leistung P auf die Fläche A, also S= Somit ergibt sich F = A · S c = P c P A = ma für die Kraft F , die die Masse m beschleunigt um a. Daraus folgt P = m · a · c = 270MW Das Lasergewehr hat wahrscheinlich nicht diese Leistung. Einfacher wäre es, das Lasergewehr als Ersatz für Raketentreibstoff zu verwenden und so wegzuwerfen, dass der Rückstoß die benötigte Driftgeschwindigkeit zum Raumschiff hin liefert. 6. Zuerst: Bei einer ebenen Welle ist der Wellenvektor unabhängig vom Ort. Die der angegebenen Ecke (a, b, −c) raumdiagonal gegenüberliegende Ecke des Quaders ist in (0, 0, 0), also im Ursprung. Damit ergibt sich der Wellenvektor (mit noch unbekanntem Längenfaktor f ) a 2e k = f b = f 3e . −c −e 1 = k, Die Wellenzahl sei k = 2e 2 also oder und damit √ 1 = f · 4e2 + 9e2 + 1e2 = e · f · 14 k = 2e 1 1 f= √ 2 14 e2 2 k = √1 1 3 2 14 e −1 7. Bei einem Polarisator, dessen Durchlassrichtung gegenüber dem einfallenden polarisierten Licht um ∆ϕ gedreht ist, berechnet sich die durchkommende Intensität in Richtung des Polarisators zu I = I0 · K · cos (∆ϕ) (mit K = Abschwächungskoeffizient, unabhängig von der Polarisationsrichtung). Sind N solcher Polarisatoren hintereinander gestellt mit jeweils gleichem ∆ϕ so ergibt sich die Intensität des polarisierten Lichtes nach dem letzten zu I = I0 (K · cos ∆ϕ)N π Hier ist ∆ϕ = 4N für N Polarisatoren zur Drehung der Richtung des polarisierten Lichtes um π4 . Wenn im Polarisator keine Dämpfung auftritt, also K = 1 gilt, kann die ganze Intenstität des einfallenden Lichtes in die gewünschte Richtung gebracht werden, wenn die Zahl der Polarisatoren gegen ∞ geht. Bei Dämpfung im Polarisator (K < 1) gibt es eine optimale Anzahl N zum Erreichen der größten Intensität. π N Diese ergibt sich aus I = I0 K · cos 4N Zum Bestimmen des Maximums dieser Funktion ist es einfacher, diese vorher zu logarithmieren (Maximum wird dabei erhalten): Die Ableitung nach N des Logarithmus der Funktion ist: π π d N ln K + ln cos 4N π N · π sin 4N = ln K cos + · π dN 4N 4N 2 cos 4N Der Logarithmus ist negativ, da K < 1 ist und der zweite Term ist immer positiv, die Ableitung kann also 0 π sein, d.h. es gibt eine optimale Anzahl N der Polaristoren. Mit x = 4N ist das Problem also, die Nullstelle der Funktion ln (K cos x) + x tan x zu finden. Eine algebraische Lösung scheint schwierig, deshalb ist wohl das Einfachste, die Lösung durch Ausprobieren zu finden. Dies kann dann aber auch schon bei der ursprünglichen Funktion geschehen. Dabei ist das Ergebnis. Bemerkung: In der Aufgabenstellung steht: I = I0 · K · cos ∆ϕ 3 (∆ϕ = Unterschied der Polarisationsrichtungen von einfallender Welle und Polarisator). Dies ist physikalisch falsch. Richtig wäre I = I0 · K · cos2 (∆ϕ) Als Ergebnis erhält man damit 8. Vollständige Reflexion existiert beim Übergang von einem Medium in das andere, wenn das Snellius’sche Brechungsgesetz keine Lösung mehr liefern kann: n2 · sin β = n1 · sin α, d.h. n2 sin β > 1 n1 Hier ist n2 = 1, 5...1, 7, β = π/4, n1 = 1. Damit ergibt sich n2 n1 sin β = 1, 061...1, 202. Somit tritt immer Totalreflexion auf, eine Verspiegelung ist also nicht nötig. 9. Das Sonnenlicht ist auf der Erde in guter Näherung eine ebene Welle. Wenn das reflektierte Licht vollständig polarisiert sein soll, erfolgt die Einstrahlung unter dem Brewsterwinkel, bei dem das reflektierte und gebrochene Licht einen Winkel von π2 einschließen. Für Wasser und Luft ist der Brechungsindex n = 4/3 und damit der Brewsterwinkel ϕB = arctan n = 53, 1◦ . Damit ist der Winkel gegenüber dem Horizont ϕp = π − ϕB = 36, 9◦ 2 4