In diesem Kapitel werden wichtige diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen vorgestellt, die als Modell für einige Zufallsexperimente dienen. Bernoulli-Experimente sind Zufallsexperimente mit nur zwei verschiedenen möglichen Ausgängen (Treffer und Niete). Diese Experimente haben weitere Eigenschaften wie folgt: Bei jeder n-fachen Wiederholung solcher Experimente, gibt es auch nur zwei verschiedenen Ausgängen Bei solchen Experimenten treten das Ereignis A (Treffer) mit der Wahrscheinlichkeit p und das komplementäre Ereignis A (Niete) mit der Wahrscheinlichkeit q = 1 – p ein. Bei einer n-fachen Ausführung des Mehrstufen-Experiments tritt das Ereignis A in jeder Stufe mit der gleichen konstanten Wahrscheinlichkeit p = P(A) = const. ein. Die n Stufen des Experiments sind von einander unabhängig. 1. Stufe p p A p q A q A A p A q A q p A A A A q p q p q A A A A In jeder Stufe sollte man für die Ereignisse verschiedene Buchstaben verwenden, da aber die Ereignisse in jeder Stufe unabhängig voneinander sind, werden hier in jeder Stufe die gleichen Buchstaben (hier A für Treffer und A für Niete) verwendet. Bei jeder Wiederholung des Zufallsexperiments „Wurf einer homogenen Münze“ sind nur die beiden sich gegenseitig ausschließende Ereignisse „A : Wappen“ bzw. „ A : Zahl“ möglich. Geben Sie die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten der jeweiligen Ereignisse an. p = P(A) = ½ und q = P( A ) = ½ 1 Das Zufallsexperiment „Wurf einer homogenen Münze“ wird 3-mal wiederholt. ! Tragen Sie alle möglichen Ausgänge (Elementarereignisse) in das folgende Diagramm ein. Bezeichnungen: W : Wappen Z : Zahl ! Geben Sie die Anzahl aller möglichen Ergebnisse (Ergebnismenge) an. "! Geben Sie die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass man bei 3-maligem Wurf der homogenen Münze 2-mal Wappen erhält, indem Sie diese Wahrscheinlichkeit mit Hilfe des Wahrscheinlichkeitsbaums bestimmen. #! Geben Sie die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass man bei 3-maligem Wurf der homogenen Münze 2-mal Wappen erhält, indem Sie diese Wahrscheinlichkeit mit Hilfe der klassischen Definition der Wahrscheinlichkeit nach Laplace bestimmen. 2. Wurf 1. Wurf 3. Wurf Elementarereignis WWW WWZ ½ ½ Eine inhomogene Münze wird 3-mal geworfen. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Wappen erscheint, beträgt P(W) = ¼ . Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, beim 3-maligen Wurf dieser Münze 2-mal Wappen zu erhalten? Können wir diese Frage mit Hilfe der klassischen Definition der Wahrscheinlichkeit nach Laplace lösen? Begründen Sie Ihre Antwort! 2 Wenn wir das Zufallsexperiment mit einer Münze (homogen oder inhomogen) sehr oft wiederholen, dann wird der Wahrscheinlichkeitsbaum sehr groß und unübersichtlich. Im folgenden Abschnitt werden wir eine Lösungsmethode herleiten, mit deren Hilfe wir solche Probleme leicht lösen können. $ In einer Urne befinden sich 4 blaue und 6 weiße Kugeln. Es werden 3 Kugeln nacheinander Mit Zurücklegen gezogen. Dabei bedeutet das Ereignis A „Ziehen einer blauen Kugel“ A 4/10 4/10 A 6/10 A A 4/10 6/10 A 4/10 A A 6/10 A A 4/10 6/10 A 4/10 A 6/10 A 6/10 A A 4/10 6/10 ! Handelt es sich beim diesem Zufallsexperiment um ein Bernoulli-Experiment? ! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis „A: Ziehung einer blauen Kugel“ bzw. „ A : Ziehung keiner blauen Kugel“ in jeder Stufe des 3-Stufen-Experiments? "! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis: E 2 : Zwei blaue Kugel bei 3 Ziehungen. Lösen Sie diese Teilaufgabe mit Hilfe des Wahrscheinlichkeitsbaums. ! Ja, es handelt sich um ein Bernoulli-Experiment, denn: Es gibt in jeder Stufe nur zwei sich gegenseitig ausschließende Ereignisse: „A: Ziehung einer blauen Kugel“ und A : Ziehung keiner blauen Kugel. Ferner bleibt durch das Zurücklegen der Kugeln nach jeder Ziehung die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A bzw. A konstant. ! p = P(A) = 4/10 q = P( A ) = 1 – p = 6/10 und "! Die Wahrscheinlichkeit ist: P (E 2 ) ( = P A = 4 A ⋅ 4 A ⋅ ) 6 10 10 10 + + ( P A 4 A ⋅ 6 A ⋅ ) 4 10 10 10 + + ( P A 6 A ⋅ 4 A ⋅ 4 10 10 10 ) = 288 1000 = 0 , 288 3 2a Beantworten Sie für das vorige Beispiel folgende Fragen, indem Sie die Formel aus der Kombinatorik verwenden. ! Wie viele Ziehungsmöglichkeiten gibt es für das Ereignis: E 0 : Keine blaue Kugel bei 3 Ziehungen. ! Wie viele Ziehungsmöglichkeiten gibt es für das Ereignis: E 1 : Eine blaue Kugel bei 3 Ziehungen. "! Wie viele Ziehungsmöglichkeiten gibt es für das Ereignis: E 2 : Zwei blaue Kugel bei 3 Ziehungen. #! Wie viele Ziehungsmöglichkeiten gibt es für das Ereignis: E 3 : Drei blaue Kugel bei 3 Ziehungen. ! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für die Ereignisse: E 0 ; E 1 ; E 2 bzw. E 3 X : Anzahl der gezogenen blauen Kugeln (mit Zurücklegen) x0 = 0 x1 = 1 x2 = 2 x3 = 3 X = xk P( X ) = f (x k ) = p k : Wahrscheinlichkeit für die Anzahl der gezogenen blauen Kugeln (mit Zurücklegen) P (X = x k) = f ( 0 ) = f(1) = f(2) = f(3) = 6 ⋅ 6 ⋅ 6 10 10 10 = n = 3 f (xk k = 0 ) 216 1000 216 1000 + = 0 , 216 = 432 1000 4 3⋅ + ⋅ 6 ⋅ 6 10 10 10 432 1000 288 1000 + = 0 , 432 64 1000 = 3⋅ 4 ⋅ 4 ⋅ 6 10 10 10 288 = = 0 , 288 1000 1000 1000 4 ⋅ 4 ⋅ 4 10 10 10 = 64 1000 = 0 , 064 = 1 ! Es gibt ein mögliches Ergebnis für das Ereignis: E 0 : Keine blaue Kugel bei 3 Ziehungen. n! 3! n 3 = = = = 1 k 0 ( n − k )! k ! ( 3 − 0 )! 0! 4 ! Es gibt 3 mögliche Ergebnisse für das Ereignis: E 1 : Eine blaue Kugel bei 3 Ziehungen. 3! 3 = = 3 1 ( 3 − 1 ) ! 1! "! Es gibt 3 mögliche Ergebnisse für das Ereignis: E 2 : Zwei blaue Kugel bei 3 Ziehungen. 3! 3 = = 3 2 ( 3 − 2 )! 2! #! Es gibt ein mögliches Ergebnis für das Ereignis: E 3 : Drei blaue Kugel bei 3 Ziehungen. 3! 3 = = 1 3 ( 3 − 3 )! 3! ! Die Wahrscheinlichkeiten für die jeweiligen Ereignisse lauten also: Für das Ereignis E 0 ist keine blaue Kugel vorhanden. Also gilt P (E 0 ) = P ( A A A ) = 6 6 6 ⋅ ⋅ 10 10 10 3 6 = 1⋅ 10 Für das Ereignis E 1 sind eine blaue Kugel und 2 weiße Kugeln vorhanden. Also gilt ( P E 1 ) = P (A A A ) = 4 6 + 6 ( ) P AAA 6 4 ( P AAA + 6 6 6 ) 4 3⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ = + + 10 10 10 10 10 10 10 10 10 4 10 6 ⋅ 2 10 Für das Ereignis E 2 sind 2 blaue Kugeln und eine weiße Kugel vorhanden. Also gilt ( P E 2 ) = P (A A A ) = 4 ⋅ 4 ⋅ 6 10 10 10 + + ( P AAA 4 ⋅ 6 ⋅ ) 4 10 10 10 + + ( P AAA 6 ⋅ 4 ⋅ ) 4 10 10 10 = 3⋅ 4 10 2 ⋅ 6 10 Für das Ereignis E 3 sind 3 blaue Kugeln vorhanden. Also gilt 3 4 4 4 4 P E 3 = P(AAA) = ⋅ ⋅ = 1⋅ 10 10 10 10 ( ) Hier wurden jeweils Abkürzungen verwendet, z.B. wurde P( A durch P(A A A) abgekürzt. A A) 5 % ! # $ Ein Bernoulli-Experiment mit den beiden sich gegenseitig ausschließenden Ereignissen A und A werde n-mal nacheinander ausgeführt. Seien weiter: p = P(A) die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis A bei einer einzelnen Stufe des Experiments eintritt. X die diskrete Zufallsvariable, die bezeichnet wie oft A bei den n Versuchen eintritt. Dabei kann X die Werte x k = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . n annehmen. ! Die n Versuche beeinflussen sich gegenseitig nicht, daher sind die Ereignisse A und A unabhängig von einander. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das A k-mal und A (n – k)-mal eintreten, gegeben durch: P(AA A AA k - mal A ) = p k q n−k = p k (1 − p ) n − k ( n − k ) - mal Nun gibt es n k = n! k ! ( n − k )! Möglichkeiten zur Anordnung von k identischen Ereignisse A und (n – k) identischen Ereignissen A aus insgesamt n Ereignissen. (siehe Kapitel „Kombinatorik“). Somit erhalten wir die sog. Binomialverteilung Binomialverteilung Gegeben ist ein n-stufiges Bernoulli-Experiment. Seien dabei p = P(A) bzw. q = P( A ) mit q = 1 – p die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten des Ereignisses „A“ bzw. des Gegen-Ereignisses „ A “ bei jeder einzelnen Stufe des Bernouli- Experiments. Und sei: X die diskrete Zufallsvariable, die die Anzahl der Versuche beizeichnet, in denen das Ereignis „A“ eintritt, und die Werte x k = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . n annehmen kann. Dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei einem n-stufigem Bernoulli-Experiment das Ereignis „A“ k-mal eintritt (und das komplementäre Ereignis „ A “ (n – k)-mal eintritt), gegeben durch die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Binomialverteilung f (xk ) = P ( X = k ) = f (k ) = n! ⋅p k ! ( n − k )! k ⋅q ⋅p i n−k = n k ⋅p k ⋅q n−k Die Verteilungsfunktion der Binomial-Verteilung ist: k F (xk ) = P ( X ≤ k ) = F (k ) = i = 0 n i ⋅q n−i 6 & # # ' ( "( "( $ P( X=k ) n=5 p = 0,5 x=k P( X=k ) n=8 p = 0,5 x=k P( X= k ) n = 10 p = 0,2 x=k P( X= k ) n = 10 p = 0,7 x=k Satz: Erwartungswert und Varianz der Binomialverteilung Der Erwartungswert der Binomialverteilung für ein n-Stufen-Bernoulli-Experiment lautet: n µ xk ⋅f (xk = ) k⋅ = k k n ⋅p k k ⋅q n−k = n⋅ p Die Varianz der Binomialverteilung für ein n-Stufen-Bernoulli-Experiment lautet: n σ 2 f (xk = k )⋅ (xk −µ )2 = k n ⋅ p k ⋅q n−k ⋅ (k − µ )2 = n ⋅ p ⋅ q k 7 Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeiten für folgende Teilaufgaben mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsfunktion der Binomilaverteilung. ! In einer Urne befinden sich 2 weiße und 8 schwarze Kugeln. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit bei 4 Ziehungen mit Zurücklegen 3 schwarze Kugeln zu ziehen? ! In einer Urne befinden sich 2 weiße und 8 schwarze Kugeln. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit bei 4 Ziehungen mit Zurücklegen 3 weiße Kugeln zu ziehen? "! In einer Urne befinden sich 2 weiße 3 schwarze und 5 blaue Kugeln. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit bei 4 Ziehungen mit Zurücklegen 3 blaue Kugeln zu ziehen? a) f (3 ) = 4! 8 ⋅ 3 ! (4 − 3 ) ! 10 3 8 ⋅ 1− 10 4−3 = 256 625 = 1 4 b) d) f (3 ) = 4! 5 ⋅ 3 ! (4 − 3 ) ! 10 3 5 ⋅ 1− 10 4−3 In einer Urne befinden sich 20 weiße und 30 schwarze Kugeln. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, bei 10 Ziehungen mit Zurücklegen ! höchstens 7 schwarze Kugeln (d.h. 7 Kugel oder weniger) zu ziehen? ! mindestens 8 Kugeln (d.h. 8 Kugel oder mehr) zu ziehen? % ) " ! 8 %* "( In einer Urne befinden sich 4 blaue und 6 weiße Kugeln. Es werden 3 Kugeln nacheinander Ohne Zurücklegen gezogen. ! Handelt es sich beim diesem Zufallsexperiment um ein Bernoulli-Experiment? ! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass unter den 3 gezogenen Kugeln 2 blaue Kugeln sind? Lösen Sie diese Teilaufgabe mit Hilfe des Wahrscheinlichkeitsbaums. C 2/8 A 4/10 3/9 B 6/9 B C 6/8 3/8 C C 5/8 C C 3/8 6/10 A 4/9 B 5/9 B 5/8 C C 4/8 4/8 ! Nein, es handelt sich um kein Bernoulli-Experiment, denn durch das Ziehen ohne Zurücklegen bleibt die Wahrscheinlichkeit für das Ziehen einer blauen Kugel in den Stufen nicht konstant. ! Die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis: E 2 : „Zwei blaue Kugel bei 3 Ziehungen ohne Zurücklegen“ ist: ( P E 2 )= = ( P A 4 10 B ⋅ 3 9 C ⋅ 6 8 ) + + ( P A 4 10 B ⋅ 6 9 A ⋅ 3 8 ) + + ( P A 6 10 B ⋅ 4 9 C ⋅ 3 8 ) = 216 720 = 0,3 2ba Bestimmen Sie für das vorige Beispiel die Wahrscheinlichkeit dafür, dass unter den 3 gezogenen Kugeln 2 blaue Kugeln sind, indem Sie die Formel aus der Kombinatorik und die Definition de Wahrscheinlichkeit nach Laplace verwenden. !++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Wir entnehmen der Urne mit 10 Kugeln nacheinander 3 Kugeln ohne Zurücklegen und 10 ! 10 = = 120 ohne Berücksichtigung der Reihenfolge. Dies ist auf 3 3 ! ( 10 − 3 ) ! verschieden Arten möglich. (s. Kapitel „Kombinatorik“). 9 N1 N2 T1 N4 N5 T4 N3 T2 T3 N6 Ziehung von 3 Kugeln ohne Zurücklegen N1 N1 N2 N2 T1 N3 . . . . . T4 . N5 N6 Anzahl der Möglichkeiten für die Ziehung ohne Zurücklegen von 3 Kugeln aus 10 Kugeln: 10 ! = 120 3! ( 10 − 3 ) ! ! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Unter den 3 gezogenen Kugeln sollen sich genau 2 blaue und 1 weiße befinden. Die zwei blauen müssen daher aus den 4 blauen Kugeln in der Urne stammen. Diese 4! 4 = = 6 verschieden Arten gezogen werden. können daher auf 2 2! ( 4 − 2 )! Die eine weiße muss dann aus den 6 weißen Kugeln in der Urne stammen. Diese 6! 6 = = 6 verschieden Arten gezogen werden. kann daher auf 1 1! ( 6 − 1 ) ! N2 N1 . N1 N3 N5 T1 N2 N4 N6 T2 . . N6 Anzahl der Möglichkeiten für die Ziehung ohne Zurücklegen von einer weißen Kugel aus 6 Kugeln: 6! = 6 1! ( 6 − 1 ) ! T3 T4 T1 T2 . . . T3 T4 Anzahl der Möglichkeiten für die Ziehung ohne Zurücklegen von 2 blauen Kugeln aus 4 Kugeln: 4! = 6 2 ! ( 4 − 1)! "!+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Da es 3 Kugeln gezogen werden, von denen zwei blau und eine weiß sind, gibt es also: 4! 2! ( 4 − 2 )! ⋅ 6! 1! ( 6 − 1 ) ! = 6 ⋅ 6 = 36 verschiedene Möglichkeiten diese Kugeln aus der Urne zu entnehmen. #!+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 10 ! 10 = = 120 Fälle bei der Ziehung ohne Da es insgesamt 3 3 ! ( 10 − 3 ) ! Zurücklegen von 3 Kugeln aus dieser Urne gibt und diese 120 Fälle alle gleich 10 wahrscheinlich sind, erhalten wir nach der Definition der Wahrscheinlichkeit nach Laplace folgende Wahrscheinlichkeit für das Ereignis: E 2 : Zwei blaue Kugel bei 3 Ziehungen ohne Zurücklegen. 4 P ( E2 ) = 2 ⋅ 6 1 10 3 = 6 ⋅ 6 = 0 ,3 120 Hypergeometrische Verteilung Gegeben sind N Objekte, darunter M Objekte mit der Eigenschaft A und [N – M ] Objekte mit der Eigenschaft. A (nicht-A) . Und sei: X die diskrete Zufallsvariable, die die Anzahl der Objekte mit der Eigenschaft A beizeichnet, und die Werte x k = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . n annehmen kann. Werden n Objekte zufällig ohne Zurücklegen gezogen (ausgewählt), so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es unter den n gezogenen Objekten k Objekte mit der Eigenschaft A vorhanden sind, gegeben durch die hypergeometrische Verteilung mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion: f (xk )= P ( X = k ) = f (k ) = M N−M ⋅ k n− k N n M! = k ! ( M − k )! ⋅ [ n − k ]! ⋅ [ N − M ]! ( [N − M ] − [ n − k ] )! N! n ! ( N − n )! Die Verteilungsfunktion der hypergeometrischen Verteilung ist: M k F (xk ) = P ( X ≤ k ) = F (k ) = i = 0 i ⋅ N−M n− i N n 11 # ' ( "( N = 20 M = 12 n=8 N = 20 M = 10 n=8 N = 20 M=8 n=8 "( (* N = 20 P(X=k ) # "( M = 12 n=8 x=k P(X=k ) & N = 20 M = 10 n=8 x=k P(X=k ) N = 20 M=8 n=8 x=k Satz: Erwartungswert und Varianz der hypergeometrischen Verteilung Der Erwartungswert der hypergeometrischen Verteilung lautet: n xk ⋅f (xk µ = ) k ⋅f (k = k k ) = n⋅ M N Die Varianz der hypergeometrischen Verteilung lautet: n σ 2 f (xk = k )⋅ (xk −µ ) 2 f (k )⋅ (k − µ = k )2 = n ⋅ M N 1 − M N − n N N −1 Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeiten für folgende Teilaufgaben mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsfunktion der hypergeometrischen Verteilung. In einer Urne befinden sich 4 blaue und 6 weiße Kugeln (s. voriges Bsp.). Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, bei 3 Ziehungen ohne Zurücklegen ! keine blaue Kugel zu ziehen? ! eine blaue Kugel zu ziehen? "! zwei blaue Kugeln zu ziehen? #! drei blaue Kugeln zu ziehen? 12 , , Poisson-Verteilung Die Verteilung einer diskreten Zufallsvariable X mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion: f (xk ) = P ( X = k ) = f (k ) = µ k k! ⋅e −µ heißt Poisson-Verteilung. X kann die Werte x k = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . annehmen. Dabei ist der Parameter der Erwartungswert dieser Verteilung. Die Varianz dieser Verteilung ist: ² = Die Wahrscheinlichkeitsfunktion ist unsymmetrisch. Sie wird dagegen für große symmetrisch. nahezu 13 & # # ' ( "( "( , P( X= k ) µ=2 x=k P( X= k ) µ = 1#4 x=k , # Satz: Übergang von der Binomial- zur Poisson-Verteilung Sei die Verteilung einer diskreten Zufallsvariable X durch die Binomialverteilung gegeben. Für n ∞ , p 0 , wobei vorausgesetzt wird, dass n p = const. ist, kann die Binomialverteilung in guter Näherung durch die Poisson-Verteilung ersetzt werden. f (xk ) = P ( X = k ) = f (k ) = Dabei ist der Erwartungswert: lim n → ∞ p → 0 n! k ! ( n − k )! ⋅p k ⋅ (1 − p ) n−k = µ k k! ⋅e −µ q =n p Tritt in einem Bernoulli-Experiment ein Ereignis A mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit p auf, so kann die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Ereignis A k-mal eintritt, durch die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Poisson-Verteilung gegeben werden, anstatt diese mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsfunktion der Binomialverteilung zu bestimmen. Numerische Analysen zeigen, dass die Binomilaverteilung näherungsweise durch die Poisson-Verteilung ersetzt werden darf, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: n > 10 UND p < 0,1 14 In einer Urne befinden sich 1 blaue und 499 weiße Kugeln. Es werden 1000 Kugeln nacheinander Mit Zurücklegen gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis „A: Ziehung einer blauen Kugel“ Berechnen Sie mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsfunktion der Binomialverteilung die Wahrscheinlichkeit für die Ereignisse E k, dass man in diesem 1000-stufigen Versuch: ! keine blaue Kugel zieht. ! eine blaue Kugel zieht. "! 2 blaue Kugeln zieht. #! 500 blaue Kugeln zieht. ! 1000 blaue Kugeln zieht. p = P(A) = 1 / 500 = 0,002 ! P (E 0 ) = f (0 ) = 1000 ! 1 ⋅ 0 ! (1000 − 0 ) ! 500 ! P(E 1) = f (1) = 0,2706 #! P(E 500) = f (500) = 3,251 0 1 ⋅ 1− 500 1000 − 0 = 0,135 "! P(E 2) = f (2) = 0,2709 10 – 1051 ! P(E 1000) = f (1000) = 1,071 10 – 2699 a Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeiten für die Aufg. 2 mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsfunktion der Poisson-Verteilung. Bestimmung von : = n p = 1000 (1 /500) = 2 Berechnung der Wahrscheinlichkeiten: 20 ⋅ e − 2 = 0,135 ! P (E 0 ) = f (0 ) = 0! ! P(E 1) = f (1) = 0,2706 #! P(E 500) = f (500) = 3,63 "! P(E 2) = f (2) = 0,2706 10 – 985 ! P(E 1000) = f (1000) = 3,603 10 – 2268 15 - , , . Poisson-Prozesse sind Zufallsexperimente, die über einen kontinuierlichen Zeitraum stattfinden. Um die Wahrscheinlichkeit für die Anzahl von Erfolgen (Treffer) innerhalb eines Zeitintervalls der Länge t zu finden, unterteilen wir das Intervall in n Teile mit den jeweiligen Breiten t , so dass gilt: t = n⋅ t ! Ein Poisson-Prozess hat folgende Eigenschaften: ! Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg innerhalb eines kleinen Teilintervalls t ist: α ⋅ t . Dabei ist α eine Konstante. Die Wahrscheinlichkeit für mehr als einen Erfolg innerhalb des kleinen Teilintervalls t ist sehr klein und vernachlässigbar. Die n Teile (Stufen) des Prozesses (Experiments) sind von einander unabhängig. Somit ist die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg in einer Stufe unabhängig von dem Ergebnis in der Stufe davor. Damit sind Poissonprozesse gedächtnislos. ! Diese Eigenschaften unterliegen auch denen von Bernoulli-Experimenten, die durch die Binomial-Verteilung mit n = t t und p = α ⋅ t beschrieben werden. Folglich gilt für den Mittelwert: µ = n⋅p = t ∆t ⋅ ( α⋅ ∆t ) = α ⋅t Da der Mittelwert der Poisson-Verteilung ist, gibt die konstante Rate α die durchschnittliche Anzahl von Erfolgen in der Zeiteinheit an. Poisson-Prozesse und Poisson-Verteilung Sei die Anzahl von Erfolgen in einem Poisson-Prozess gegeben durch die diskrete Zufallsvariable X . Die Wahrscheinlichkeitsverteilung ist dann gegeben durch die PoissonVerteilung: (α ⋅ t ) k P ( X = k ) = f (k ) = k! ⋅e − α ⋅ t = µ k k! ⋅e −µ mit X = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . Dabei ist der Parameter = α ⋅ t der Erwartungswert dieser Verteilung. Die konstante Rate α gibt die durchschnittliche Anzahl von Erfolgen in der Zeit-Einheit an und t ist das Zeit-Intervall für den Poisson-Prozess. 16 Der radioaktive Zerfall eines chemischen Elements, bei der die einzelnen Atomkerne mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit zerfallen kann durch einen Poisson-Prozess beschrieben werden. Denn die Anzahl der pro Zeiteinheit zerfallenden Atomkerne ist sehr gering im vergleich zur großen Anzahl der insgesamt vorhandenen Kerne. Bei einem speziellen Präparat zerfallen im Mittel pro Minute 3 Kerne. ! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, mit einem Zählgerät 5 Zerfälle pro Minute zu registrieren? ! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, mit einem Zählgerät mehr als 3 Zerfälle pro Minute zu registrieren? ! Die Rate α = 3 gibt dabei an, wie viel Atomkerne durchschnittlich in der Zeiteinheit (pro Minute) zerfallen. Das Zeit-Intervall hat die Länge t = 1 (Minute), so dass gilt: = α ⋅t= 3⋅1 = 3 P ( X = 5) = f (5) = 35 ⋅e 5! − 3 = 0 , 1008 ! P(X >3) = 1 − P (X ≤3) = 30 = 1 − = 1 − 0! [1 e −3 [ f (0 ) 1 − + 31 1! e −3 + 3 + 4,5 + 4,5 ]e + f ( 1) + f ( 2 ) + f ( 3 ) ] + −3 Stabdiagramm der Poisson-Verteilung für 32 2! e −3 + 33 3! e −3 = 0 , 352 =3 f(k) 0.2 0.15 0.1 0.05 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 k 17 / Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, mit einem Zählgerät beim radioaktiven Zerfall des speziellen Präparats aus dem vorigen Beispiel (Bsp. 4) 5 Zerfälle in 2 Minuten zu registrieren? Das Zeit-Intervall hat nun die Länge t = 2. Somit ist der Mittelwert P ( X = 5) = f (5) = 0 65 5! ⋅e − 6 = α ⋅t= 3⋅2 = 6 = 0 , 160 "( Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, erstmal nach 4 Würfen einer inhomogenen Münze mit der folgenden Eigenschaft einen „Wappen“ zu erhalten? A : Wappen bzw. A : Zahl p = P(A) = bzw. q = P( A ) = q·q·q·p = · · · = 0,098 Geometrische Verteilung Seien p bzw. q mit q = 1 – p die Wahrscheinlichkeiten für einen Erfolg (Treffer) bzw. einen Misserfolg der unabhängigen Versuchen (Stufen) in einem Bernouli-Experiment. Dann ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung der diskreten Zufallsvariable X für die Anzahl der Versuche bis zum Eintreten des ersten Erfolgs gegeben durch die Wahrscheinlichfunktion der geometrischen Verteilung: f (xk ) = P ( X = k ) = f (k ) = p ⋅ q k − 1 mit X = x k = k = 0 ; 1 ; 2 ; . . . . Der Erwartungswert dieser Verteilung ist: µ = Die Varianz dieser Verteilung ist: σ 2 = 1 p 1− p p2 18