Themengebiete III 1) Anpassungsreaktionen 2) Zell- und Gewebeschäden 3) Exogene Noxen 4) Immunpathologie 5) Entzündungen 6) Regeneration und Zellersatz 7) Tumoren 8) Kreislaufstörungen 9) Pathologie des Nervensystems 7. Tumoren Tumorvorstufen (Präkanzerosen / Präneoplasien) Echte Tumore (Neoplasie) gutartig bösartig Neoplasie (echter Tumor) Def.: Abnorme, funktionell nutzlose Masse, die durch autonome, progressive und überschießende Proliferation körpereigener Zellen entsteht und auch nach Wegfall des initialen Stimulus weiterbesteht Synonyme: Tumor, Geschwulst, Neoplasma, Krebs, cancer Onkologie: Lehre von den Geschwülsten Dignität = biologische Wertigkeit Bei Tumoren: benigne: Wachstum räumlich und zeitlich begrenzt, keine Metastasen maligne: Wachstum nicht begrenzt, loakal invasiv, destruktiv, Metastasierung semimaligne: lokal invasiv und destruktiv, aber keine Metastasierung Metastase = Tochtergeschwulst histologische Kriterien der Malignität: • erhöhte Proliferationsrate • Zell- und Kernvielgestaltigkeit • Kernhyperchromasie wegen Kernpolyploidie • Verschiebung der Kern-Plasma-Relation zu Gunsten des Kernes • Nukleolenvergrößerung • Entdifferenzierung der Zellen Präkanzerosen / Präneoplasien Def.: Noch gutartige (nicht invasive wachsend und nicht metastasierend) aber potentiell maligne Gewebeveränderungen (erhöhte Proliferation und Dysplasie) Einteilung nach Entartungsrisiko fakultative Präkanzerosen Entartung nur gelegentlich und nach längerer Zeit (> 5 Jahre) z.B. Leberzirrhose, CIN I und CIN II obligate Präkanzerosen Entartung häufig und in kurzer Zeit (< 5 Jahre) z.B. CIN III, CIS, kolorektale Adenome Klassifizierung in 3 Schweregrade je nach Ausprägung zytopathologischer Parameter: Schichtung des Epithels, Zell- und Kernpolymorphie, Zahl der Mitosen, atypische Mitosen Chemische Kanzerogene Direkt wirkende Kanzerogene direkt alkylierend / acetylierend, sie interagieren mit der DNA teilungsaktiver Zellen z.B. N-Nitrosoverbindungen z.B. Zytostatika (Cyclophosphamid, Cisplatin etc.), hier steht der therapeutische Nutzen im Vordergrund, allerdings auch iatrogene Tumorinduktion möglich Überwiegende Mehrzahl sind indirekt wirkende Kanzerogene alkylierende / acylierende Eigenschaften erst nach metabolischer Umsetzung z.B. aromatische Kohlenwasserstoffe (z.B. Benzol) z.B. aromatische Amine (z.B. Dimethylaminoazobenzol = Buttergelb) z.B. halogenierte Kohlenwasserstoffe (z.B. Venylchlorid) All das auch im Tabakrauch !!!! Virale Onkogenese – Beispiele HPV-assoziierte Tumore Hepatozelluläres Karzinom Hepatitis B- und C-Viren pathogenetisch relevante Faktoren, Onkogenaktivierung durch integrierte HBV-DNS Zirrhose wichtiger Kofaktor Tumorpathogenese Protoonkogen > Onkogen Gene, die durch Mutation oder Translokation dauerhaft aktiviert werden (cOnkogene) oder durch Viren in das Genom eingebracht werden (v-Onkogene) und deren Genprodukte (Onkoproteine) zu Tumorwachstum führen Amplifikationen Genamplifikationen können zu einer überschießenden Bildung von Onkoproteinen führen (z.B. Überexpression von Wachstumsfaktorrezeptoren wie c-erbB-2) Tumorausbreitung Invasion Gefäßeinbruch Metastasierung Destruktion Invasion: Tumor wächst Gewebegrenzen-überschreitend in vorbestehendes normales Wirtsgewebe ein Gefäßeinbruch als Voraussetzung der Metastasierung: Tumorzellen besiedeln Blut- oder Lymphgefäße (auch Nerven dienen als Leitschienen für die Tumorausbreitung) Metastasierung: Absiedelung von Tochtergeschwülsten, Bestimmt letztlich das Schicksal des Patienten Schicksal von Tumoren Tumorregression: spontane oder therapieinduzierte Tumorrückbildung Remission: Tumorrückbildung unter Chemo- und/oder Strahlentherapie Tumorprogression: Auftreten neuer Tumorherde, rapide Größenzunahme, zunehmende Dedifferenzierung Tumorrezidiv: Bei unvollständiger Entfernung eines Tumors wiederauftretendes lokales Tumorwachstum Schicksal des Patienten (Prognose) ist zumindest statistisch vorhersagbar Prognose wird bestimmt durch: Tumortyp Klinik: Tumorstadium (Staging, TNM-Klassifikation) Histopathologie: Tumordifferenzierung (Grading) TNM-Klassifikation (Staging) T1-3 N0-3 M0-3 R0-2 L0-1 V0-1 = Tumorgröße bzw. –ausbreitung = Tumorbefall von Lymphknoten = Tumorferne Organmetastasen = Radikalität der Operation = Lymphgefäßeinbrüche = Blutgefäßeinbrüche gut Tumordifferenzierung (Grading) Hochdifferenzierte Tumoren G1 hoher Grad an Übereinstimmung mit Ursprungsgewebe Mittelgradig differenzierte Tumoren G2 zunehmende Mitoserate und Zell- bzw. Kernveränderungen Gering differenzierte Tumoren G3 kaum noch Ähnlichkeit mit Ursprungsgewebe P R O G N O S E Anaplastische Tumoren vollständig „verwildert“, nicht mehr einzuordnen schlecht 8. Kreislaufstörungen Atherosklerose „Intimaveränderungen der Arterien, die aus einer fokalen Anhäufung von Lipiden, Kohlenhydraten, Blutprodukten, fibrösem Gewebe und Kalkablagerungen bestehen und mit Mediaveränderungen einhergehen“ Arterien = Arteriosklerose Arteriolen = Arteriolosklerose Merdiaverkalkung Alles was Spaß macht führt zu Atherosklerose! Risikofaktoren: Alter (>40) männl. Geschlecht genet. Faktoren Hyperlipoproteinämien Hypertonie Rauchen Diabetes Adipositas Bewegungsmangel Psychischer und emotionaler Stress Folgen: Gefäßstenose Gefäßverschluss Aneurisma Aneurismen Begrenzte, durch Wandveränderung bedingte, irreversible Ausweitung der Arterie. In 80% der Fälle durch Arteriosklerose und Hypertonie hervorgerufen. Folgen: arterielle Embolien, Ruptur Herzdurchblutungsstörungen Relative Koronarinsuffizienz: arterosklerotisch bedingte Verengung der Herzkranzarterien Folgen: Angina pectoris, plötzlicher Herztod Herzinfarkt: umschriebene Nekrose des Herzmuskels bei absoluter Koronarinsuffizienz Folgen: Herzrhythmusstörungen, Linksherzinsuffizienz, Herzwandaneurisma, Herzwandruptur Herzinsuffizienz Ventrikel sind nicht in der Lage, eine dem peripheren Blutbedarf entsprechende Blutmenge zu befördern. Ursachen: Myokardschwäche, Störungen der kardialen Mechanik, Erregungsbildung und Leitungsstörungen Folgen: Blutstauungen und Ödeme, Stauungsorgane Hypertonie = Bluthochdruck Chronische Erhöhung des arteriellen Blutdruckes >160mmHg systolisch und >95mmHg diastolisch. Primäre / essentielle Hypertonie (Ursachen nicht geklärt) Sekundäre / symptomatische Hypertonie renale Hypertonien kardiovaskuläre Hypertonien endokrine Hypertonien neurogene Hypertonien Komplikationen: Netzhautblutungen, Herzmuskelhypertrophie, intrazerebrale Blutungen Schock Definition: akutes einsetzendes, fortschreitendes generalisiertes Kreislaufversagen mit Störungen der Mikrozirkulation und Minderdurchblutung der Organe kardiogener Schock hypovolämischer Schock septischer Schock anaphylaktischer Schock Folge: Multiorganversagen, hypoxische Schädigungen vor allem in den Schockorganen Thrombose / Embolie Thrombose: intravitale Blutgerinnung innerhalb des kardiovaskulären Systems Embolie: hämatogene Verschleppung und periphere Einkeilung von körpereigenen oder körperfremden Substanzen (Thromben, Fett, Gase, Fremdkörper, Tumorzellen, Bakterienhaufen, Parasiten) Organ- und Extremitäteninfarkte Definition: Nekrose eines Organs, Organteils od. Gewebes durch Ischämie infolge eines akuten Arterienverschlusses anämischer Infarkt: bei Verschluss einer Endarterie und resultiert in einer Totalnekrose des Parenchyms (siehe auch Herzinfarkt) z.B. Anämischer Lungeninfarkt hämorrhagischer Infarkt: Nekrose des Parenchyms mit massiver Einblutung 9.) Pathologie des Nervensystems Besonderheiten • viele psychische Erkrankungen zeigen keine histomorphologischen Veränderungen • starr gekapseltes Organ • Pathomorphologie des gesteigerten intrakraniellen Druckes Tumore Neurogene Tumore Nichtneurogene Tumore Tumore der Hirnanhangsgebilde Metastasen Auf Grund der intrakraniellen Lokalisation andere Malignitätskriterien als die übrigen Tumore Intrakranielle Entzündungen Meningitis: Entzündungen der Hirnhäute Enzephalitis: Entzündungen des Hirnparenchyms können bakteriell, viral bzw. nicht erregerbedingt sein Übertragbare spongiforme Enzephalopathien Prionenkrankheiten / Slow-Virus-Infektionen: Creuzfeld-Jakob-Krankheit (CJD) Scrabie (Schafe) Kurukrankheit (Fore-Stamm in Neuguinea) Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) Hirnveränderungen durch pathologische proteaseresistente Form des Prionenproteins PrP, dieses scheint auf dem Nahrungsweg übertragbar: Kuru: Kannibalismus (Mensch auf Mensch) BSE : Verfütterung von Tierabfällen (Rind auf Rind) BSE : jugendliche Form der CJD (Rind auf Mensch) Histologisch: ausgeprägter Neuronenverlust, Hirn bekommt schwammiges Aussehen = spongiform Alterungsprozesse und degenerative Erkrankungen Parkinson: Degeneration der pigmenthaltigen Neurone der Substantia nigra, Ungleichgewicht zwischen dopaminerger und cholinerger Innervation: Akinese-Rigor-Tremor Alzheimer: Bildung von Alzheimer-Plaques aus Amyloidkern und Resten von Axonen und Gliafasern, Alzheimerfibrillen