Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 $Id: dreieck.tex,v 1.15 2015/04/20 08:57:49 hk Exp $ §1 Dreiecke 1.4 Dreiecksberechnung mit Seiten und Winkeln In der letzten Sitzung hatten wir begonnen die verschiedenen Konstruktionsprobleme für Dreiecke zu besprechen bei denen drei der Seiten und Winkel des Dreiecks gegeben sind. Eine der beiden Möglichkeiten bei zwei gegebenen Seiten ist dabei der SSW Fall bei dem in den Standardbezeichnungen etwa die Seiten b, c und der Winkel β vorgegeben sind. Hier treten zwei Unterfälle auf, entweder ist b ≤ c oder b > c, wobei es im ersteren der beiden passieren kann das das Konstruktionsproblem gar nicht oder nicht eindeutig lösbar ist. Man kann diese Situation vollständig analysieren was wir hier aber nicht tun wollen. Wir beschränken uns auf den Fall b > c, dass also der der größeren vorgegebenen Seite gegenüberliegende Winkel auch vorgegeben ist. C a b β A c B Satz 1.6 (Dreiecksberechnung bei zwei Seiten und einem äußeren Winkel) Seien b > c > 0 und ein Winkel 0 < β < π gegeben. Dann existiert ein bis auf Kongruenz eindeutiges Dreieck ∆ = ABC mit |AC| = b und |AB| = c dessen Winkel 3-1 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 bei B gleich β ist. In den Standardbezeichungen haben wir dann q a = c cos β + b2 − c2 sin2 β, ! p c sin2 β − cos β b2 − c2 sin2 β α = arccos , b ! p c sin2 β − cos β b2 − c2 sin2 β γ = π − β − arccos . b Beweis: Wir beginnen mit der Existenzaussage. Wähle einen Punkt A und bilde den Kreis K mit Mittelpunkt A und Radius b. Weiter trage eine Strecke AB der Länge |AB| = c ab. Wegen c < b liegt B innerhalb des Kreises K. Trage weiter eine von B ausgehende Halbgerade H im Winkel β zu AB ab. Da der Ausgangspunkt B von H innerhalb des Kreises K liegt, schneiden H und K sich in einem Punkt C. Dann ist ABC ein Dreieck mit |AB| = c und |AC| = b da b der Radius von K ist. Außerdem ist der Winkel dieses Dreiecks bei B gerade der Winkel zwischen AB und H also β. Sei jetzt umgekehrt ABC ein Dreieck mit |AB| = c, |AC| = b und Winkel β bei B. In den Standardbezeichnungen liefert der Cosinussatz Satz 4 b2 = a2 + c2 − 2ac cos β, also a2 − 2ac cos β + c2 − b2 = 0 Dies ist eine quadratische Gleichung für a und wir erhalten q p 2 2 2 2 a = c cos β ± c cos β + b − c = c cos β ± b2 − c2 sin2 β. Dass sin2 β + cos2 β = 1 gilt hatten wir dabei in der letzten Sitzung eingesehen da der Punkt (cos β, sin β) auf dem Kreis mit Radius 1 und Mittelpunkt in (0, 0) liegt. Wegen p 2 2 2 2 2 2 2 2 2 b > c ist auch b −c sin p β > c −c sin β = c cos β, also b − c2 sin2 β > c cos β und damit ist a = c cos β + b2 − c2 sin2 β. Dies beweist zum einen die Berechnungsformel für a und zum anderen ist a durch b, c, β festgelegt, also ist das Dreieck ABC bis auf Kongruenz eindeutig festgelegt. Weiter haben wir p b 2 + c 2 − a2 2c2 − 2ac cos β c − c cos2 β − cos β b2 − c2 sin2 β = = 2bc 2bc b p c sin2 β − cos β b2 − c2 sin2 β = , b und nach Satz 5 gelten α = arccos ! p c sin2 β − cos β b2 − c2 sin2 β b 3-2 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 und γ = π − α − β = π − β − arccos ! p c sin2 β − cos β b2 − c2 sin2 β . b Wir kommen zum nächsten der Konstruktionssätze bei dem zwei Seiten und der von ihnen eingeschlossene Winkel vorgegeben sind. In den Standardbezeichnungen seien etwa die beiden Seiten b, c > 0 und der von ihnen eingeschlossene Winkel 0 < α < π gegeben. Dass es dann ein zu diesen Vorgaben passendes Dreieck gibt ist klar, wir müssen ja nur eine Strecke AB der Länge c und eine Strecke AC der Länge b im Winkel α abtragen, und haben dann ein Dreieck ABC der gewünschten Art. Dafür müssen wir wieder eine Eindeutigkeitsaussage nachweisen, also zeigen das das Dreieck durch b, c, α bis auf Kongruenz eindeutig festgelegt ist, man spricht dann auch vom Kongruenzsatz SWS für Seite–Winkel–Seite. All dies läßt sich wieder bequem über den Cosinussatz durchführen. Satz 1.7 (Dreiecksberechnung bei zwei Seiten und dem eingeschlossenen Winkel) Seien b, c > 0 und 0 < α < π gegeben. Dann existiert ein bis auf Kongruenz eindeutiges Dreieck ABC mit |AC| = b und |AB| = c so, dass α der Winkel bei A ist. In den Standardbezeichnungen gelten weiter √ a = b2 + c2 − 2bc · cos α, c − b cos α β = arccos √ , b2 + c2 − 2bc cos α b − c cos α . γ = arccos √ b2 + c2 − 2bc cos α Beweis: Die Existenz eines Dreiecks ABC mit den verlangten Eigenschaften haben wir bereits eingesehen. Nach dem √ Cosinussatz Satz 4 gilt in jedem solchen Dreieck in den üblichen Bezeichnungen a = b2 + c2 − 2bc · cos α und insbesondere ist das Dreieck nach Satz 5 bis auf Kongruenz eindeutig bestimmt. Weiter haben wir a2 + c2 − b2 2c2 − 2bc cos α c − b cos α = =√ 2 2ac 2ac b + c2 − 2bc cos α und nach Satz 5 ist damit β = arccos c − b cos α √ 2 b + c2 − 2bc cos α . Die Gleichung für γ ergibt sich analog. Es verbleiben nur noch die Konstruktionsaufgaben mit einer vorgegebenen Seite und zwei vorgegebenen Winkeln. Da die Winkelsumme 180◦ ist, spielt es dabei keine Rolle 3-3 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 welche Winkel vorgegeben werden, sind zwei Winkel bekannt so stehen bereits alle drei Winkel fest. Der entstehende Satz ist dann der sogenannte Kongruenzsatz Seite– Winkel–Winkel, also SWW, und zur Berechnung der fehlenden Seitenlängen verwenden wir den sogenannten Sinussatz, den wir zunächst einmal beweisen wollen. Satz 1.8 (Der Sinussatz) Sei ∆ ein Dreieck mit Seiten a, b, c und Winkeln α, β, γ in der Standardbezeichnung. Dann gilt sin α sin β sin γ = = a b c und bezeichnet ha , hb , hc die Höhen auf den jeweiligen Seiten a, b, c so haben wir ha = c · sin β = b · sin γ, hb = c · sin α = a · sin γ, hc = b · sin α = a · sin β, Beweis: Wir beginnen mit der Aussage über die Höhen und dabei reicht es hc = b·sin α zu zeigen, die anderen Gleichungen gehen aus dieser durch Umbezeichnungen hervor. Wir schreiben h = hc . Im Fall α = π/2 fallen h und b zusammen und wegen sin(π/2) = 1 ist in diesem Fall sofort h = b · sin α. Wir können also α 6= π/2 annehmen und wie beim Cosinussatz treten drei mögliche Fälle auf. b α a h b h a α p c p h a b p α c Fall 1 c Fall 2 Fall 3 Im ersten Fall ist 0 < α < π/2 und h liegt im Dreieck. Dann lesen wir den Sinus von α im links auftauchenden rechtwinkligen Dreieck ab und haben sin α = h/b, also h = b · sin α. Im zweiten Fall ist 0 < α < π/2 weiterhin ein spitzer Winkel aber h liegt außerhalb des Dreiecks. Dann verlängern wir die Seite c wie gezeigt zu einem rechtwinkligen Dreieck und in diesem lesen wir den Sinus von α wieder als sin α = h/b ab, haben also wieder h = b·sin α. Im letzten Fall ist π/2 < α < π ein stumpfer Winkel. Betrachten wir dann das links auftauchende rechtwinklige Dreieck ACH wobei H der Fußpunkt von h = hc auf AB ist, so liegt in diesem bei A der Winkel π − α an, also ist sin α = sin(π − α) = h also erneut h = b · sin α. b Der eigentliche Sinussatz ist jetzt eine unmittelbare Folgerung, wegen c · sin β = b · sin γ ist 3-4 sin β sin γ = b c Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 und wegen c · sin α = a · sin γ haben wir auch sin α sin γ = . a c Damit kommen wir jetzt zum finalen Kongruenzsatz SWW: Satz 1.9 (Dreiecksberechnung bei einer Seite und zwei Winkeln) Seien c > 0 und 0 < α, β < π gegeben. Dann existiert genau dann ein Dreieck ∆ = ABC mit |AB| = c und Winkeln α bei A und β bei B wenn α + β < π ist. In diesem Fall ist ∆ bis auf Kongruenz eindeutig bestimmt und es gelten sin α · c, sin(α + β) sin β b = · c, sin(α + β) γ = π − α − β. a = Beweis: Da die Winkelsumme im Dreieck gleich π ist, ist die Bedingung α + β < π notwendig für die Existenz eines passenden Dreiecks. Nun nehme umgekehrt α + β < π an. A α c C β B Dann tragen wir eine Strecke AB der Länge c ab und bilden im Winkel α einen von A ausgehenden Halbstrahl und im Winkel β einen von B ausgehenden Halbstrahl. Diese beiden schneiden sich in einem Punkt C und dann ist ABC ein Dreieck mit |AB| = c 3-5 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 und Winkel α bei A und β bei B. Damit ist die Existenzaussage bewiesen, und wir kommen nun zur Eindeutigkeit. Sei also ein beliebiges Dreieck ∆ des gesuchten Typs gegeben. Dann ist γ = π−α−β und mit dem Sinussatz Satz 8 folgen a= sin α sin α sin α c= ·c= ·c sin γ sin(π − (α + β)) sin(α + β) und ebenso b= sin β sin β c= · c. sin γ sin(α + β) Insbesondere ist ∆ bis auf Kongruenz eindeutig bestimmt. Die obige Konstruktion des Punktes C verdient noch einen kleinen Kommentar. Wir hatten bereits ganz zu Beginn angemerkt das man die ebene Geometrie auch axiomatisch aufbauen kann, und das Urbeispiel eines solchen Aufbaus sind die Elemente des ” Euklid“. Diese sind im Zeitraum um 300 vor Christus entstanden und eines der dort verwendeten Axiome ist das sogenannte Parallelenaxiom Schneiden zwei Strecken eine Gerade in zwei gegenüberliegenden Winkeln die zusammen kleiner als zwei Rechte sind, so treffen sich diese Strecken bei Verlängerung ins Unendliche in einem Punkt der auf der Seite der Geraden liegt in der die beiden gegenüberliegenden Winkel sind die zusammen kleiner als zwei Rechte sind. Der Name Parallelenaxiom“ entsteht da diese Aussage unter Voraussetzung der übri” gen Axiome dazu äquivalent ist, dass es zu jeder Geraden und zu jedem Punkt außerhalb der Geraden stets genau eine Gerade durch den Punkt gibt welche die vorgegebene Gerade nicht trifft. Unser Beweis des SWW-Satzes zeigt das der Kongruenzsatz SWW im wesentlichen zum Parallelenaxiom äquivalent ist. Tatsächlich wird bei vielen Axiomensystemen für die ebene Geometrie die eine oder andere Form eines Kongruenzsatzes als Axiom verwendet. Zusammenfassend haben wir damit die folgenden Kongruenzaussagen eingesehen: Zwei Dreiecke sind genau dann kongruent wenn sie • in allen drei Seiten, • in zwei Seiten und dem von ihnen eingeschlossenen Winkel, • in zwei Seiten und dem der längeren Seite gegenüberliegenden Winkel, • in einer Seite und zwei Winkeln übereinstimmen. 3-6 Mathematische Probleme, SS 2015 1.5 Montag 20.4 Einige spezielle Punkte im Dreieck Mit den speziellen Punkten“ in einem Dreieck sind Punkte gemeint die in irgendeiner ” kanonischen Weise geometrisch aus dem Dreieck heraus konstruiert werden können, also beispielsweise der Schnittpunkt der Seitenhalbierenden oder der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten. Wir behandeln hier hauptsächlich die vier wichtigsten von diesen, und dies sind die jeweiligen Schnittpunkte der Seitenhalbierenden, der Winkelhalbierenden, der Mittelsenkrechten und der Höhen. Dies hängen eng mit dem Innkreis und dem Umkreis eines Dreiecks zusammen. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Diskussion dieser Punkte ist der Ähnlichkeitsbegriff für Dreiecke, man nennt zwei Dreiecke ∆, ∆0 ähnlich zueinander wenn in ihnen entsprechende Winkel gleich sind, wenn also in den Standardbezeichnungen α = α0 , β = β 0 und γ = γ 0 gelten. Mit den Kongruenzsätzen des vorigen Abschnitts ist es auch leicht einige Ähnlichkeitskriterien für Dreiecke anzugeben. Satz 1.10 (Charakterisierungen ähnlicher Dreiecke) Seien ∆, ∆0 zwei Dreiecke deren Seiten und Winkel gemäß der Standardbezeichnungen als a, b, c, α, β, γ beziehungsweise a0 , b0 , c0 , α0 , β 0 , γ 0 benannt sind. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent: (a) Die Dreieck ∆ und ∆0 sind ähnlich. (b) Entsprechende Seiten haben dieselben Verhältnisse, also a a0 a a0 b b0 = 0 , = 0 , = 0. b b c c c c (c) Ein Paar entsprechender Winkel und das Verhältniss der angrenzenden Seiten sind gleich. (d) Das Verhältniss zweier entsprechender Seiten und die der jeweiligen größeren Seite gegenüberliegenden Winkel sind gleich. (e) Zwei Paare entsprechender Winkel sind gleich. Beweis: (a)⇐⇒(e). Klar da die Winkelsumme im Dreieck immer 180◦ ist. (a)=⇒(b). Nach dem Sinussatz Satz 8 gilt sin α sin α0 a a0 = = = b sin β sin β 0 b0 und die Gleichheit der anderen Verhältnisse ergibt sich analog. (b)=⇒(a). Nach Satz 5 gilt 2 b + c 2 − a2 1 b c a a α = arccos = arccos + − · 2bc 2 c b b c 0 1 b c0 a0 a0 + − 0 · 0 = α0 , = arccos 2 c 0 b0 b c 3-7 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 und analog ergeben sich auch β = β 0 und γ = γ 0 . (a)=⇒(c). Klar da die Implikation von (a) nach (b) bereits gezeigt ist. (c)=⇒(b). Sei etwa b/c = b0 /c0 und α = α0 , die anderen beiden Fälle ergeben sich dann durch Umbezeichnungen. Nach Satz 7 gilt s r 0 2 c 2 c a c c0 a0 = 1+ − 2 · cos α = 1 + 0 − 2 0 · cos α0 = 0 , b b b b b b und analog folgt auch a/c = a0 /c0 . (a)=⇒(d). Klar da die Implikation von (a) nach (b) bereits gezeigt ist. (d)=⇒(c). Beachte das durch das Verhältnis zweier Seiten festgelegt ist welches die größere der beiden ist, daher entsprechen sich auch die der größeren Seite gegenüberliegenden Winkel in beiden Dreiecken. Bis auf Umbezeichnungen können wir b/c = b0 /c0 und β = β 0 annehmen. Mit Satz 6 folgt s s 2 2 a a0 b b0 0 2 0 2 β = − sin = cos β + − sin β = cos β + , c c c0 c0 und wir haben die Situation von (c) hergestellt. Der eben bewiesene Ähnlichkeitssatz hängt eng mit den Strahlensätzen zusammen, und um dies zu illustrieren wollen wir einmal den Strahlensatz aus dem Ähnlichkeitssatz herleiten. Diesmal schauen wir uns eine Version des Strahlensatzes über Kreuz“ an, ” bei dem also der Schnittpunkt des einen Geradenpaars zwischen den beiden parallelen Geraden liegt. A β B’ α γ γ C β α A’ B Gegeben seien also zwei kollineare Tripel ACA0 und BCB 0 bei dem die Geraden AB und A0 B 0 parallel sind. Nach dem Stufenwinkelsatz haben die beiden Dreiecke ABC und A0 B 0 C dann gleiche Winkel, sind also ähnlich. Mit dem Ähnlichkeitssatz folgt das auch entsprechende Seitenverhältnisse in den beiden Dreiecken gleich sind, dass also |AC| |A0 C| |AC| |A0 C| |AB| |A0 B 0 | = 0 , = 0 0 und = |BC| |B C| |AB| |A B | |BC| |B 0 C| 3-8 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 gelten, und diese Aussagen sind der Strahlensatz. Als zweites Hilfsmittel führen wir das sogenannte Mittendreieck ein. C B’ A’ Sm A C’ B Gegeben sei ein Dreick ∆ = ABC mit Seiten a, b, c und Winkeln α, β, γ. Dann bilden wir den Mittelpunkt A0 der Strecke BC, den Mittelpunkt B 0 der Strecke AC und schließlich den Mittelpunkt C 0 der Strecke AB, es gelten also b c a |A0 B| = |A0 C| = , |B 0 A| = |B 0 C| = und |C 0 A| = |C 0 B| = . 2 2 2 Mit diesen drei Mittelpunkten bilden wir dann das sogenannte Mittendreieck A0 B 0 C 0 und wir wollen einsehen das dieses zu ∆ ähnlich ist und halb so große Seitenlängen hat. Lemma 1.11 (Lemma über das Mittendreieck) Sei ∆ = ABC ein Dreieck mit Mittendreieck ∆0 = A0 B 0 C 0 . Dann sind die vier Dreiecke ∆0 , C 0 BA0 , B 0 A0 C und AC 0 B 0 alle zueinander kongruent und alle ähnlich zu ∆ mit halb so großen Seitenlängen. Weiter sind A0 B 0 parallel zu AB, A0 C 0 parallel zu AC und B 0 C 0 parallel zu BC. Beweis: Bezeichne die Seiten und Winkel in ∆ gemäß der Standardbezeichnungen. Im Dreieck C 0 BA0 ist der Winkel bei B gleich β und das Verhältniss der beiden anliegenden Seiten ist 1 a |A0 B| a 2 = , = 1 c |C 0 B| c 2 also sind ∆ und C 0 BA0 nach Satz 10 ähnlich. Wieder nach Satz 10 ist damit auch |A0 C 0 | 1 |A0 C 0 | b = = , also |A0 C 0 | = b, 1 0 |BC | c 2 c 2 3-9 Mathematische Probleme, SS 2015 Montag 20.4 das Dreieck C 0 BA0 hat also halb so große Seitenlängen wie ∆. Analog schließen wir für B 0 A0 C und AC 0 B 0 , und insbesondere sind diese drei Dreiecke zueinander kongruent. Damit hat das Mittendreieck ∆0 = A0 B 0 C 0 die Seitenlängen 1 1 1 a0 = |B 0 C 0 | = a, b0 = |A0 C 0 | = b und c0 = |A0 B 0 | = c, 2 2 2 ist also ebenfalls zu ∆ ähnlich mit halbierten Seitenlängen und zu den anderen drei Dreiecken kongruent. Die Aussagen über die Parallelität sind eine unmittelbare Folgerung, da B 0 A0 C ähnlich zu ABC ist stimmen die Winkel dieser Dreiecke bei A0 beziehungsweise B überein, die Gerade BC scheidet A0 B 0 und AB also im selben Winkel und somit sind A0 B 0 und AB parallel. Die beiden anderen Parallelitätsaussagen ergeben sich analog. Mit diesem Lemma ist es nun leicht zu sehen, dass die drei Seitenhalbierenden eines Dreiecks sich in einem Punkt Sm schneiden und dass dieser Punkt weiter die Strecken AA0 , BB 0 und CC 0 jeweils im Verhältnis 2 : 1 teilt. Tatsächlich ist die letztere Aussage der wesentliche Teil des folgenden Satzes, dass die drei Seitenhalbierenden sich schneiden folgt aus der Kenntnis dieses Teilungsverhältnisses. Satz 1.12 (Der Schnittpunkt der Seitenhalbierenden) Sei ABC ein Dreieck mit Mittendreieck A0 B 0 C 0 . Dann schneiden die drei Seitenhalbierenden AA0 , BB 0 und CC 0 sich in einem Punkt Sm und dieser zerlegt diese Strecken jeweils im Verhältnis 2 : 1, d.h. es gelten 2|Sm A0 | = |ASm |, 2|Sm B 0 | = |BSm | und 2|Sm C 0 | = |CSm |. Beweis: Wir zeigen zunächst das der Schnittpunkt je zweier der Strecken AA0 , BB 0 , CC 0 diese beiden im Verhältniss 2 : 1 teilt. Es reicht dies für die beiden Strecken AA0 und BB 0 zu tun, die anderen beiden Fälle sind dann analog. Sei also S der Schnittpunkt von AA0 und BB 0 . Nach Lemma 11 sind die beiden Geraden B 0 A0 und AB parallel. Damit können wir den Strahlensatz auf diese parallelen Geraden und das sich in S schneidende Geradenpaar AA0 , BB 0 anwenden und erhalten mit Lemma 11 |SA| |SA0 | = 1 , also |AS| = 2|SA0 |. c c 2 Da dann weiter auch der Schnittpunkt von AA0 und CC 0 die Strecke AA0 im Verhältnis 2 : 1 teilt ist dieser mit S identisch, alle drei Seitenhalbierenden gehen also durch einen Punkt. 3-10