08-Kooperation weiss

Werbung
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Kooperation
- die Ökologie des Sozialverhaltens Konkurrenz
Erhöhung der Fitness auf Kosten der Artgenossen
Kooperation
Erhöhung der eigenen Fitness und der des
Kooperationspartners
p
p
Warum sind nicht alle Tiere sozial?
Ökologische Bedingungen: Fitnesskosten des Zusammenlebens sind
höher als der daraus gezogene Nutzen
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Wodurch können die Fitnesskosten erhöht werden ?
zusätzlicher Wettbewerb um Nahrung und andere Ressourcen
Stö
Störung
der
d Fortpflanzung
F t fl
durch
d
h Konkurrenten
K k
t
erhöhte Anfälligkeit gegenüber Brutparasitismus („Kuckuckseier“)
Stress, Krankheiten, Parasiten
Infantizid, Ovizid
IIm Prinzip
P i i läßt
läß sich
i h unter den
d meisten
i
ökologischen
ök l i h RahmenR h
bedingungen feststellen, dass die Evolution einer solitären
Lebensweise begünstigt ist.
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Blaukiemen-Sonnenbarsch
Lepomis macrochirus
sozial
+ 50-100 %% bauen ihre Nester
Seite an Seite
- Nachbarn oder nicht nistende
Artgenossen fressen befruchtete Eier
- Störungen bei der Partnerwerbung und
beim Ablaichen durch Satelliten- %%
- Eier-zerstörende Pilze können sich
leicht von Nest zu Nest ausbreiten
Gemeiner Sonnenbarsch
Lepomis gibbosus
solitär
+ Besitzen kräftige Kiefer; damit können
sie eierliebende Schnecken einfach
auffressen und sogar eierfressende
Katzenwelse vertreiben
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Tierverbände (Sozietäten)
individualisierte
Verbände
Tierstaaten
Planktonschwärme
Wanderheuschrecken
Fischschwärme
Vogelzug
Tiere kennen sich
Rangordnung
Territorialität
Termiten
Bienen
Wespen
Ameisen
N kt ll
Nacktmulle
= offene Verbände
= halboffene Verbände
= geschlossene Verbände
anonyme
Verbände
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Kooperation im Sozialverband
• Vogeleltern
V
l lt
• Insektenstaat
• Rangkämpfe bei Primatenmännchen
• Signalsprünge bei Thomsongazellen („stotting“)
Warum kooperiert ein Tier, wenn es doch eigentlich seine eigene
Fitness maximieren und diejenige der Konkurrenten minimieren sollte?
Tiere kooperieren
1. mit Verwandten  indirekte Weitergabe ihrer eigenen Gene
((Verwandtenselektion,, kin selection))
2. weil ihre Interessen übereinstimmen (Prinzip des beiderseitigen
Vorteils)
3. weil sie vom Kooperationspartner getäuscht werden (Manipulation)
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Eltern diploider Tierarten tragen jeweils 50% zum Erbgut eines
Nachkommen bei.
Eltern und Nachkommen:
Brüder und Schwestern:
Großeltern, Enkel, Halbgeschwister:
Vettern und Cousinen:
r = 0.5
r = 0.5
r = 0.25
r = 0.125
Verwandtschaftskoeffizient r
r ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gen eines Individuums durch
Abstammung als identische Kopie in einem anderen Individuum vorliegt.
Altruismus = „Selbstlosigkeit“ oder uneigennütziges Verhalten
bringt anderen Tieren einen Nutzen, während es für das ausführende
Tier mit Kosten verbunden ist.
Gesamtfitness
G
tfit
(„inclusive
( i l i fitness“)
fit
“) hängt
hä t vom eigenen
i
FortpflanzungsF t fl
erfolg (direkte F.) und dem der näheren Verwandtschaft ab (indirekte F.).
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Graufischer (Ceryle rudis)
primäre Helfer: %% helfen Eltern
sekundäre Helfer: %% unterstützen fremde Paare
Aufschieber: %% setzen eine Brutsaison aus
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Rückkehrrate im 2. Jahr:
p
primärer
Helfer
sekundärer Helfer
Aufschieber
54%
74%
70%



w = 0.54
w = 0.74
w = 0.70
w = Überlebenswahrscheinlichkeit vom 1. zum 2. Jahr
Partnerfindungs-Wahrscheinlichkeit im 2. Jahr (p):
primärer Helfer
sekundärer Helfer
Aufschieber
60%
91%
33%



p = 0.60
p = 0.91
p = 0.33
0 33
Berechnung der Fitness (f) im 2. Jahr:
n x r x w x p = f2
primärer Helfer
2.5 x 0.5 x 0.54 x 0.60 = 0.41
sekundärer Helfer
2.5 x 0.5 x 0.74 x 0.91 = 0.84
Aufschieber
2.5 x 0.5 x 0.70 x 0.33 = 0.29
n = Nachwuchs
brütender Vögel
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Berechnung der Fitness (f) im 1. Jahr:
j x r
=
f1
f1 + f2 = Gesamt-f
primärer Helfer
1.8 x 0.32 = 0.58
0.58 + 0.41 = 0.99
sekundärer Helfer
1.3 x 0.00 = 0
0.00 + 0.84 = 0.84
Aufschieber
0.0 x 0.00 = 0
0.00 + 0.29 = 0.29
j = zusätzlich erzeugter Nachwuchs durch Helfer
3 Schlussfolgerungen:
1.
Altruistisches Verhalten primärer Helfer erhöht Fortpflanzungserfolg der Eltern
+ zusätzliche
ät li h Geschwister
G
h i t
 genetischer
ti h G
Gewinn
i
bzw.
b
höhere
höh
Gesamtfitness
G
tfit
2.
Gesamtfitness sekundärer Helfer liegt gar nicht so schlecht; ihre Chancen für eine
eigene Fortpflanzung steigen im 2. Jahr
3.
Untätigkeit („Aufschieber“) im 1. Jahr bringt den geringsten Ertrag aller möglichen
Optionen
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Prinzip des beiderseitigen Vorteils (Kooperation)
Paarpartner sind genetisch an den gemeinsamen Nachkommen zu 50% beteiligt.
Kooperatives Jagen: Löwen
Afrikanische Wildhunde, Hyänen
Wölfe
Mensch




Kaffernbüffel
Gnu, Zebra
Elch
Mammut
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Vaterschaft ungleichmäßig verteilt!
Größere Koalitionen  nur wenige Vaterschaften bei untergeordneten %%
Koalitionen >4: %% i.d.R. Brüder  Rangniedere erzielen nur eine indirekte
Fitness
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Süd-Zwergichneumon (Helogale parvula)
Ordnung Carnivora
Fam Viverridae
Fam.
(Schleichkatzen)
U.fam. Herpestinae
(M
(Mungos)
)
= Ost-Zwergichneumon (Helogale hirtula)
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
3 Strategien spiegeln die durch direkte und indirekte Fitnesskomponenten
beeinflusste Kosten-Nutzen-Gleichgewichte wider.
1. Warum helfen nicht verwandte Tiere?
" Tiere werden nach 5 Jahren von den ältesten subdominanten Tieren ersetzt
"-Tiere
a) Hilfeleistung hält Gruppe u. Territorium intakt
b) vom Helfer aufgezogene Jungtiere werden Unterstützung leisten, wenn dieser
sich selbst fortpflanzt
c)) Außenseiter
A ß
it könnte
kö t vertrieben
t i b werden,
d
da
d das
d "-Paar
P
keinen
k i
Vorteil
V t il von ihm
ih hat
h t
 Helferverhalten ist langfristige Investition für den eigenen Fortpflanzungserfolg
2 Subdominante Zuchttiere
2.
Älteren && wird manchmal die Fortpflanzung gewährt, damit diese nicht aus der
Gruppe abwandern
3. Pseudoträchtigkeit
Junge Helfer
Helfer-&
& werden manchmal scheinträchtig (keine Junge)  laktieren und säugen
die Jungen des "-Paares. Sie sind mit "-Paar nahe verwandt  indirekte Fitness
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Reziproker Altruismus (Reziprozität)
Hilfe-
Helfer
Nutznießer
leistung
Gefahr: Betrüger !
Handelt ein bestimmter Teil einer Population nach der „tit for tat“Strategie erzielen diese Tiere einen größeren Fitnessgewinn als
Strategie,
Betrüger
evolutionsstabile Strategie
Beispiele: Brutkolonien von Vögeln, Primatengesellschaften
Hirundo pyrrhonota
Cercopithecus aethiops
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
3. Manipulationen
Manipulationshypothese: Verhalten, das von der Seite eines
D
Donors
wie
i Alt
Altruismus
i
aussieht,
i ht iistt iin Wi
Wirklichkeit
kli hk it d
durch
h eine
i
Manipulation des Empfängers zustandegekommen
(
Vögeln)
g )
= „„Kuckuckseier“ (bei
(zwischen 2 Arten oder innerhalb einer Art)
z.B. Schmarotzerhummel (Psithyrus)
 Hummeln (Bombus)
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Nacktmull (Heterocephalus glaber)
Ordnung Rodentia
U.ordn. Hystricognathi (Stachelschweinverwandte)
Fam Bathyergidae (Sandgräber)
Fam.
-12 cm, haarlos, rosafarben, walzenförmig, Ohrmuscheln fehlen fast
völlig, Augen winzig, kräftige Schneidezähne
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Kolonie: durchschnittlich 80 Tiere,, aber auch bis 300
1 ♀ dominant → pflanzt sich alleine fort; Begattung von bis zu 3 ♂♂
andere Tiere reproduzieren sich nicht
2 Typen: Größere Arbeiter → im Nest
Kleine Arbeiter → graben Erdhöhlen, suchen Futter
ausgesprochen xenophob (fremdenfeindlich)
Wurf: 12 - 28 Jungtiere
g
Zusammenhalt offensichtlich über stressähnliches Verhalten
stirbt die Königin → das am schnellsten in Geschlechtsreife gelangende
Weibchen wird zur neuen Königin
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Graumull (Cryptomys)
Ökologische Rahmenbedingungen: überlebenswichtiges, aber aufwendiges Gangsystem → Überleben in ariden Gebieten nur in sozialer
Zusammenarbeit möglich
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Schöne Feiertage
Nächste Vorlesung am 14. Januar 2009
Herunterladen