02-Habitat- und Nahrungswahl Neu 2016

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ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Habitat- und Nahrungswahl
warum Nahrung?
Energetische Grundlagen für Wachstum
Aufrechterhaltung der Grundfunktionen
Reproduktion
Suche – Auswahl – Verteidigung u. Aufnahme von Nahrung
Prädationsrisiko - Nahrungskonkurrenz
Interaktionen
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Habitatwahl
Heterogenität in potentiellen Lebensräumen: Vegetationstyp
Nahrungsverfügbarkeit
Feuchtigkeit
Temperatur
Anzahl und Qualität von Nistplätzen
Einnischung
enge Spezialisten
breite Generalisten
spezifische Habitatansprüche
Habitatverlust → ökologische und genetische Konsequenzen
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Roland Gerstmeier
Aber: Nachweis von Habitatvariabeln und Nischentrennung im Freiland meist
schwierig (↔ Labor); evt. bestimmte sympatrische Primatenarten, übersichtliche Gemeinschaften von Finkenvögeln
Hunderte von ökologisch ähnlichen Insektenarten in einem Tropenbaum
Innerartliche Konkurrenz: optimale Bereiche werden zuerst besiedelt
z.B. Mönchsgrasmücke; Territorienbesetzung bei Rückkehr von Zugvögeln
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im Laufe der Evolution → Lern- und Prägungsmuster
Verhaltensmechanismen der Habitatwahl werden genetisch verankert
Beispiel: Schwirrammer
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Nahrungspyramide
Energieverlust bei jedem Transfer
Lichtenergie → Zucker = Photosynthese
herbivore Verwertung durch Tiere
Karnivore
98%
90%
85%
Die meisten Tierarten sind Herbivore
Was tatsächlich gefressen wird, hängt ab von:
Hungerzustand – individuellen Erfahrungen und Vorlieben – Geschlecht und Fortpflanzungszustand – Nährwert – andere Inhaltsstoffe
Nahrungsspezialisten
-
Nahrungsgeneralisten
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Nahrungsspezialisten
Schmetterlingsraupen, z.B. Monarchfalter (Danaus plexippus) → Wolfsmilchgewächse
Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne) → Lerchensporn
Koala → Eucalyptus (allerdings viele Arten)
Bambuslemuren (Hapalemur) → Bambus
Afrikanische Eierschlangen (Dasypeltis) → Eier
Nahrungsgeneralisten
die meisten;
z.B. auch Vögel auf Inseln → breitere Nahrungsnische als Artgenossen auf dem Festland
Mechanismen der Nahrungssuche
artspezifische sensorische Fähigkeiten
• visuell
• akustisch
• olfaktorisch
+
welche??
• elektrische Potenziale
• Infrarot
• kombinierter Tast- und Geschmacksapparat
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Kognitive Aspekte
Gedächtnisleistungen - territoriale Tiere, blütenbesuchende Insekten
Langzeit-Gedächtnisleistungen - Hummeln, Vögel, wandernde Huftiere
Räuber: spezifische Suchmuster → rasch erlernbar
Blaubuschhäher
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Nahrungsvorräte: Orientierungsleistungen + Gedächtnisleistungen
Soziale Aspekte
Kommunikation: Bienentanz, Duftstoffe bei Ameisen
Ökologische Aspekte
Prädationsrisiko:
Wachsamkeit ↔ Nahrungssuche
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Spezielle Anpassungen
Ansitz-, Lauerjäger
Werkzeuggebrauch
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Optimale Nahrungswahl
Kosten - Nutzen - Abwägung
Suchzeit für optimale Beute
Bearbeitungszeit
Wildhunde jagen leicht zu überwältigende Beute
Bergpieper bevorzugen langsam
fliegende Insekten
bei geringer Beutedichte → auch suboptimale Beute
Bären beim Lachsfang:
bei hoher Verfügbarkeit Spezialisierung
auf Ovarien und Gehirne
aber auch andere Kriterien: Nährstoffe,
Geschmack, individuelle Vorlieben
Figure 2. Schematic of the apparatus used in Experiment 1 (seen from above).
10 cm
20 cm
6 cm
TA = tabletop tool
2
1
3
am tiefsten
Wimpenny JH, Weir AAS, Clayton L, Rutz C, et al. (2009) Cognitive Processes Associated with Sequential Tool Use in New
Caledonian Crows. PLoS ONE 4(8): e6471. doi:10.1371/journal.pone.0006471
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0006471
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Nahrungsqualität
Nahrungswahl von Herbivoren - Mindestbedarf an Nährstoffen
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Ideal freie Verteilung
aber, in freier Natur: Komplizierung durch Wettbewerbsfähigkeit, Erneuerungsrate
der Ressource und Prädationsrisiko
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Territorialität
Verteidigung benachbarter Gebiete
Ursachen
Streifgebiet (home range)
- Kosten-Nutzen-Abwägung
1.
Qualität der Ressource
2.
Ressourcenquantität
3.
Räumliche Ressourcenverteilung
4.
Zeitliche Verteilung der Nahrungsquellen
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Roland Gerstmeier
Beispiel: Kolibris und Nektarvögel
- Zahl der Blüten
- darin enthaltene Nektarmenge
- Energiegehalt
im Labor: energetische Kosten für verschiedene Aktivitäten
- Sitzen
- Nahrungssuche
- territoriale Kämpfe
(in Kalorien)
Nahrungssuche ist energetisch sehr viel teurer als Sitzen
→ Territoriale Individuen sparen durch Revierverteidigung Energie!
ETHOLOGIE
Roland Gerstmeier
Reagieren flexibel auf räumliche und zeitliche Schwankungen ihrer Nahrung
- bei gleichmäßiger Verteilung der Nahrungspflanzen sollte sich eine negative
Beziehung zwischen der Anzahl verteidigter Blüten und der Territoriumsgröße
ergeben
- bei heterogener Verteilung der Blüten sollte die Territoriumsgröße an die
Verteilung der Blüten angepasst sein
- Territorien von Tieren derselben Population können um mehr als das 100-fache
in der Größe variieren, aber nur um das 2-3-fache in der Zahl der Blüten
unterscheiden
- Ist eine Pflanze mit besonders viel Nektar verfügbar, wird die Territoriumsgröße
schnell reduziert
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Roland Gerstmeier
Mechanismen der Territorialität
Tier von einem schlechteren Platz
oder "floater" (Vagabund)
Entfernungsexperiment
Konfrontation des Nachfolgers mit dem Revierinhaber
Waldbrettspiel
Austernfischer
arbiträre Konvention:
"der Revierinhaber gewinnt
immer"
alternative Erklärung:
Revierinhaber ist im Lichtfleck aufgewärmt, daher
physiologisch im Vorteil
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