Prüfungsvorbereitung KK Vergleichende Politik FS 2016 Rafaela Catena Ablauf • • • • • Einführung Modul 1: Polity Modul 2: Politics Modul 3: Policy Schluss Einführung Das politische System (Easton) • Input Repräsentatives System Output (Outcome = Feedback) • Input: Unterstützung und Forderungen, Gatekeepers • Output: Entscheidungen und Handlungen • Feedback: beeinflusst Input Perspektive • Vergleichend: Raum: Ebene, Systeme, Teilsysteme, Unterschiede/Ähnlichkeiten, Beschreibung/ Erklärung/Vorhersage • Historisch: Zeit • Multi-theoretisch: Strukturalismus, Institutionalismus, Politische Kulturforschung, Rational Choice Theorien stehen im Wettbewerb bezüglich ihrer Erklärungskraft, ergänzen sich aber auch! Der Vergleich • Ähnlichkeiten/Unterschiede beobachten (deskriptiv) und erklären (explikativ) • Hypothesen theoretisch aufstellen und empirisch überprüfen • Effekte voraussagen: Generalisierbarkeit Fälle, Variablen, Werte • Fälle = Verschiedene Objekte: nationale, sub-/supranationale, Typen von Systemen und Teilsysteme (Organisationen, Institutionen, Gruppen, Zeitperioden) • Variablen = Merkmale/Attribute • Werte = Ausprägungen von Variablen Vergleichbarkeit • Regel: alles ist vergleichbar, wenn die verglichenen Objekte ein gemeinsames Merkmal besitzen! • Abstraktionsleiter (Sartori): Je genereller ein Merkmal, desto grösser die Vergleichbarkeit. • Je genereller ein Merkmal, desto höher ist meistens auch die Anzahl der untersuchbaren Fälle. Forschungsstrategien • Extensiv: Viele Fälle, wenige Variablen variablen-orientierte Forschung • Intensiv: Wenige Fälle, viele Variablen fall-orientierte Forschung • Diachronisch: Fälle über mehrere Zeitpunkte zeit-orientierte Forschung Werte Drei Typen von Variablen (Merkmale) • Nominal: Dichotomien, Kategorien oder Typen keine Ordnung • Ordinal: Ordnungen, Sequenzen, Ranking Ordnung zwischen den Werten • Skaliert: Kontinuierliche Variablen "Ordnung" zwischen den Werten UND die Distanz zwischen Werten kann quantifiziert werden Vergleich und Erklärung • «Ursache» (UV) Effekt (AV) • Bi- und multivariate Analyse 1. Empirischer Test: Zusammenhangsmass (Korrelation, Kovarianz) 2. Scheinzusammenhänge: Kontrolle von intervenierenden Drittvariablen (konstant halten) Methoden • Experimentell: Künstliche Manipulation von Variablen und Kontrollvariablen • Statistisch: Kovarianz von Werten mit vielen Fällen • Vergleichend: Kovarianz von Werten mit wenigen Fällen • Einzelfallanalyse? Theoretische Begründung, Bestätigung bzw. Falsifizierung einer Theorie • Wahl der Methode aufgrund der gegebenen Variablen, Fällen, Art von Kausalität etc. Experiment • Laborbedingungen: Starke Kontrolle, Statistische Überprüfbarkeit/Signifikanz • Untersuchungs- und Kontrollgruppe, Zuteilung durch Randomisierung • Oft nicht möglich in den Sozialwissenschaften Quasi-Experimente Statistik • Viele Fälle mit hoher Varianz • Randomisierte Stichprobe, Inferenzstatistik: Rückschluss von Stichprobe auf Gesamtbevölkerung • Kein Beweis der Ursache: Richtung des kausalen Zusammenhangs und zeitliche Sequenz Interpretation durch theoretische Argumentation • Unterschiedliche Methoden anwendbar je nach Skalenniveau der Variablen Vergleichende Methode • Forschungsdesign: grosses Spektrum, von variablen- bis fallorientiert • Viele Variablen und wenige Fälle Überdeterminierung = zu viele mögliche Erklärungen • Dichotome Variablen • Notwendige und hinreichende Bedingungen (Mill) • MSSD und MDSD: Kontrolle der Drittvariablen Modul 1 Der Nationalstaat und seine Institutionen Nationale Revolution • Sozialer Wandel: Herausbildung des Nationalstaats, Liberalisierung und Demokratisierung • Ideologien: Nationalismus und Liberalismus, Massenmobilisierung • «Kritische Phasen» des Wandels: Ereignisse/Prozesse (ähnlich in allen Ländern) und Antwort darauf (unterschiedlich) • Staatsherausbildung: verbinden von Gebiet und Identität Die Karte Europas (Rokkan) • Städte-/Handelsroutengürtel und Peripherie: Spätere Staatsbildung in den Kerngebieten, da mehrere Zentren in Konkurrenz standen • Kulturelle (Norden protestantisch – Süden katholisch) und wirtschaftliche Dimension (Westen maritime Reiche – Osten landgebunden) • Frühe Staatsbildung: starke Zentren, Kontrolle über Territorium, Standardisierung durch Verwaltung Formen der Staatsherausbildung • • • • • • • • Ältere/frühere Herausbildung Unabhängigkeit, Sezession: religiös oder sprachlich-kulturell Vereinigung (evt. mit Unabhängigkeit verknüpft) Ende multi-nationaler Reiche (auch Ende des Kolonialismus) Britisches Commonwealth: multi-nationaler Staat oder Commonwealth Doktrin der Selbstbestimmung nach Wilson: Ende 1. WK Die dritte Welle der Demokratisierung Sowjetunion und Europäische Union: Osteuropa Nationalismus: Übereinstimmung von Staat und Nation City Belt Modell • Staatsstrukturen: verspätete Zentralisierung oder Dezentralisierung/Föderalismus • Demokratie: Konsens, Verhältnissysteme • Parteiensystem: Ideologischer Raum multidimensional, Mehrparteiensystem, Koalitionsregierungen überdimensional • Nationale Wirtschaft: Korporatismus Konstruktion der Nation • Diffusion nationalistischer Ideologie durch Eliten • Nationalisierung von Sprache und Religion (national protestantisch: Allianz Staat-Kirche vs. supranational katholisch: Gegensatz StaatsKirche) • Sozialisierungsmechanismen: Schulpflicht und Wehrpflicht Begriff «Nationalismus» • Entstehung im späten 18. Jh. • Multidimensional: politische Bewegung mit Ideologie und Bilder, Nation muss autonom und vereinigt sein Definition von Nation • Miller: historische Gemeinschaft, gemeinsamer Glauben und gegenseitige Verpflichtungen, territoriales Gebiet, eigene Kultur • Smith: Autonomie, Einigkeit, Identität • Gellner: Kongruenz von politischer und nationaler Einheit • Connor: Geteilter Glauben an Zusammengehörigkeit • Staat (Loyalität) Nation Ethnie (Verwandtschaft) Typen von Nationen • Organisch = Kulturnation Abstammung, Sprache, emotionale Bindung, Kultur, Gemeinschaft, ethnisch, ethnokultureller Nationalismus, jus sanguinis, Ethno-symbolismus • Voluntaristisch = Willensnation politisch, rational, Gesetz, Territorium, Gesellschaft, zivil, Republikanischer Patriotismus, jus solis, Modernismus Erklärung des Nationalismus Modernismus, Funktionalismus: • Produkt der Industrialisierung (Gellner) • Kapitalismus und Imperialismus in den Kolonien (Nairn/Hechter) • Konstrukt als Kompensation für Religion und Monarchie (Hobsbawm/Anderson) • Stärkung des Staats für internationalen Wettbewerb (Breuilly/Mann/Giddens/Tilly) Ethnosymbolismus: • Ethnische Basis, Geschichte, Territorium (Smith/Connor) • Re-Interpretation der Vergangenheit: Mythen, Erinnerung, Emotionen, Ewigkeit Liberaler Staat • Rationalisierung von Staatsstrukturen: Zentralisierung, Aufbau einer Verwaltung • Säkularisierung von Institutionen • Drei Elemente der Demokratisierung der politischen Partizipation/Bürgerschaft (Liberalismus): Zivile/ökonomische, politische und soziale Rechte (Marshall) Industrielle Revolution • Soziale und politische Mobilisierung • Wohlfahrtsstaat: soziale Rechte zur Umverteilung, Chancengleichheit, Versicherung von Risiken • Arbeiterklasse Klassenkonflikt: funktional (transregional) mobilisierend (soziale Bewegungen) integrierende Antwort (Sozialpolitik) Funktionen des Staates • • • • • Minimaler Staat Liberaler Nationalstaat Industrieller Staat Wohlfahrtsstaat Regulierendender Staat Demokratie • Regierungsform • Minimale prozedurale Definition: kollektive Entscheidungen durch das Volk, basierend auf Wettbewerb (Schumpeter, Dahl). Mehrheitsprinzip, aber Respekt von Minderheit • Elitäre Definition: Wettbewerb um populäre Unterstützung • Voraussetzungen: Parlament (repräsentativ), zivile Rechte (Vereinigungs- und Meinungsfreiheit, passives Wahlrecht), aktives Wahlrecht, faire Wahlen, Rechtstaatlichkeit Repräsentative Demokratie • Wahlen als zentrale Institution • Gründe: Grosses Territorium, Spezialisierung und Arbeitsteilung, Debatte • Deskriptive (Darstellung) und aktive (Vertretung) Repräsentation: responsiveness, responsibility, accountability Die Wellen der Demokratisierung • Drei Wellen mit Gegenwellen (Huntington) • Erste Welle: Absolutismus/Monarchien Ständevertretung: funktional Ständevertretung Generelle Vertretung: individuell • Inklusion: Ausdehnung des aktiven Wahlrechts • Egalisierung: eine Person, eine Stimme • Wahlsystem: Wahlkreis und Wahlformel Schwellen der Demokratisierung (Rokkan) • Legitimierung: zivile Rechte • Inklusion: politische Rechte • Vertretung: Senkung der institutionellen Hürden für Minderheiten Verhältniswahlsystem • Exekutive: parlamentarische Kontrolle Regierungssysteme • Legislative: Herstellung von Gesetzen im Parlament • Exekutive: Umsetzung von Gesetzen in der Regierung • Parlamentarisches vs. präsidentielles System, gemischte Systeme • Exekutive durch Wähler oder Parlament bestimmt, Amtszeit begrenzt oder unbegrenzt verschiedene Typen von demokratischen Systemen Typen demokratischer Systeme • • • • Parlamentarisches System Präsidentielles System Semi-präsidentielles System Kollegiales System Typologie demokratischer Regime (Lijphart) • «Westminster»-Demokratien vs. KonkordanzDemokratien • Vergleich von Institutionen: Mehrheitssysteme Stabilität, Proporz Instabilität • Wende in den 60ern und «neue Entdeckungen»: Demokratie Stabilität, Friedliches Zusammenleben von Minderheiten, Wohlstand, soziale Gerechtigkeit • Konkordanz: Anderer Typ von Demokratie als USA/GB: Funktioniert trotz kultureller Fragmentierung Dimensionen der Typologie: Westminster vs. Konkordanz • Exekutive: Einparteienregierungen oder minimale Gewinnkoalitionen vs. überdimensionale Koalitionsregierungen • Legislative: Einkammersystem ohne territoriale Vertretung oder asymmetrischer Bikameralismus vs. symmetrischer Bikameralismus mit Vertretung territorialer Minderheiten • Wahlsystem: Mehrheits- vs. Verhältniswahlsystem • Struktur des Staates: Einheitsstaat vs. Föderalismus • Spaltungssystem: dominante Klassendimension (linksrechts) vs. komplexere Konstellationen • Parteiensystem: Zwei- vs. Mehrparteiensystem Vorteile der Systeme • Westminster: historisch positiv ohne Zusammenbruch der Demokratie, effektiv: schnelle und stabile Regierungsbildung, klare Verantwortungszuweisung, hoher Einfluss der Wähler auf Regierungsbildung, Mässigung • Konkordanz: Kontinuität der Politikgestaltung, repräsentativ 2. und 3. Welle der Demokratisierung • 2. Welle: Re-Demokratisierung des Westens aus Totalitarismus, Dekolonialisierung • 3. Welle: Ausdehnung der Wahldemokratien ausserhalb des Westens Erster Ausbruch 70er-80er (Diamond) Zweiter Ausbruch 90er-2000er (Diamond) • Drei Hauptpfade der Transition in der 3. Welle (Linz): Transformation, Ersetzung und Transplatzierung Ende Realsozialismus • Mitteleuropa (ex-Satellitenstaaten): relativ stabile Demokratisierung. Historisch wenige kurzfristige Erfahrungen von Selbstregierung durch den Einfluss multi-nationaler Reiche. • Osteuropa (ex-Sowjetunion): keine oder inkomplette Demokratisierung. Autoritär, illiberal oder instabil aber mit Fortschritt. Historisch keine demokratische Erfahrung. • Ausnahme: baltische Staaten haben sich wie in Mitteleuropa entwickelt Transitionen Aus Militärregime • Militär-Establishment ergreift Initiative Verhandlung von Garantien: Keine Verfolgung und weiterhin wichtige Rolle im neuen System • Opposition ergreift Initiative Keine Garantien Aus persönlicher Herrschaft • Selten wird Initiative von der Elite ergriffen, häufig gewalttätig Ersetzung Transitionen Aus Einparteiensystem • Problematisch, da Fusion zwischen Staat und Partei • Institutioneller Wandel • Ideologischer Prozess • Politische Landschaft: Partei bleibt wichtiger Akteur im neuen Regime und hat so organisatorische Vorteile Transitionen in Gegenrichtung • Nach der 1. Welle: totalitäre Mobilisierung, Anti-Parlamentarismus • Nach der 2. Welle: Militärdiktaturen, Dekolonisierung führt in Afrika zu 30 neuen nicht-demokratischen Staaten • Während der 3. Welle: Zerfall des Transitionsprozesses, autoritärer Rückschlag, einige Staaten finden später zur Demokratie zurück Demokratisierungstheorien • Ökonomische und soziale Modernisierung, Klassenstrukturen • Politische Kultur, Religion und Gewalt • Zivile Gesellschaft, Institutionen und internationale Faktoren • Welche Faktoren beeinflussen den Demokratisierungsprozess und die Konsolidierung? Modernisierung • Lipset: Positive und starke Korrelation von Wohlstand und Demokratie (19. Jh, und nach 2. WK) • Wohlstand bedeutet: hohes Bildungsniveau und Kommunikation, Wirtschaftsstrukturen ausserhalb des Staats, veränderte soziale Strukturen (Mittelschicht) • Problem der Ungleichheit trotz Wachstum: Klassenstrukturen • Fluch der Ressourcen (Öl) Qualität der Demokratie Beispiele für Indikatoren • Zwei Dimensionen: Partizipation und Wettbewerb (Vanhanen) • Skala von 1-10 basierend auf 4 Indikatoren: Wettbewerb, Partizipation, Elitebeschaffung, Exklusivität von Regierungspositionen (Jaggers und Gurr) • Freedom House: civil liberties und political rights democracy index Input-Seite des politischen Systems • Unterstützung: Kultur was wird weshalb unterstützt? • Forderungen: Partizipation wie und wie stark wird partizipiert? • Vertikale Dimension: zwischen BürgerInnen und Institutionen • Horizontale Dimension: zwischen BürgerInnen Unterstützungsobjekte • die Gemeinschaft • das Regime/die Struktur • die Autoritäten = Inhaber von politischen Rollen • diffuse oder spezifische Unterstützung aufgrund kognitiver, affektiver und evaluativer Orientierungen Typen politischer Kulturen • • • • Parochial Subject Participant Civic Culture: Mischtyp einer stabilen Demokratie Partizipation und Forderungen • Wertewandel: vom allegiant (treu) zum assertive (bestimmend, durchsetzungsfähig) citizen • Unterschiedlich intensive Partizipation über verschiedene Kanäle: gesellschaftlich, politisch oder illegal Determinanten der Partizipation • Makro-Faktoren: - viele legale Möglichkeiten in Demokratien vs. aufgezwungene Möglichkeiten oder illegale Aktionen in autoritären Regimen - Variation zwischen Demokratien: z.B: Wahlsystem, Wirtschaftskonjunktur etc. • Mikro-Faktoren (Individuen): Ressourcen, Sozialisierung «Audienzdemokratie»? • Gegentrend zu emanzipativ-partizipativen Werten: weniger Engagement • Technokratie • Populismus Modul 2 Spaltungen, Parteiensysteme und Repräsentation Parteien und Demokratie • Verbindung von Wählern und Institutionen: Kommunikation von Präferenzen, Kontrolle der Vertreter • Nationale Revolution Intraparlamentarischer Ursprung der Parteien • Industrielle Revolution Extraparlamentarischer Ursprung der Parteien • Massendemokratie und Inklusion: Repräsentation durch Parteien Funktionen von Parteien • Umwelt: Legitimation durch Mobilisierung von Bürgern, Steuerung der öffentlichen Diskussion • Input: Repräsentation durch Vertretung der Präferenzen der Bürger, Strukturierung der Wahlen durch Programme • Output: Regieren durch Aggregation von Anliegen, Rekrutierung von politischem Personal, responsibility, accountability Doppelte Natur der Parteien • Artikulierung von partikularistischen Interessen (Faktion) vs. • Definition des gesamtgesellschaftlichen Interesses (Alternativen) Typen von Parteien • • • • Programmatische/ideologische Parteien Kulturelle Parteien Personalistische Parteien Ein-Themenparteien Modelle von Parteien • • • • • Elitepartei Massenpartei Volkspartei (catch-all) Kartellparte Populistische Partei Organisation von Parteien • Struktur: Mitgliedschaft und Identifikation nehmen ab • Führung: interne Demokratie zur Wahl von Parteiführung und Kandidaten Tendenz zu breiterer Auswählerschaft für stärkere Legitimation • Finanzierung: privat, öffentlich ( Vor- und Nachteile), illegal Spaltung der Gesellschaft • Dimensionen von cleavages (Bartolini & Mair): sozial, kulturell, organisatorisch • Revolutionen und Spaltungen - national: Zentrum-Peripherie, Staat-Kirche - industriell: Stadt-Land, Unternehmer-Arbeiter - international: Kommunismus-Sozialismus (Spaltung der Arbeiterbewegung) - post-industriell: MaterialismusPostmaterialismus, offene-geschlossene Gesellschaften Cleavages und Parteiensystem • «Freezing hypothesis»: nach 1. WK vollendete Mobilisierung der Wähler, Verhältniswahlsysteme, Massenparteien Parteiensysteme frieren ein, geringe Wahlvolatilität • «Re-alignment»: Wertewandel (neue Linke) und Globalisierung (neue Rechte) durch postindustrielle Revolution neue cleavages und Parteien entstehen und lösen alte ab Generationeller Wertewandel (Inglehart) • Materialismus vs. Postmaterialismus • Physische Bedürfnisse = materialistisch Psychologische Bedürfnisse = postmaterialistisch • Sozialisierungsprozess, Unterschiede in Alterskohorten • Neue soziale Bewegungen, neue Linke, nichtkonventionelle Partizipation, grüne und neue linke Parteien Globalisierung • Wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle und internationale Unsicherheit führen zurück zu materialistischer Politik • Spaltung zwischen Gewinner und Verlierer der Globalisierung • Defensive Reaktion: gegen Establishment, gegen Immigration, protektionistisch neue Rechte • Gesellschaft in Volk und Elite gespalten, Verkörperung des Volkswillen durch starke Führerschaft Zuschauer-Demokratie Wahlsysteme • Übersetzung der Präferenzen von Bürgerinnen in Parlamentsmandate: Präferenzen Stimmen Sitze • Verschiedene Mehrheitstypen • Listenform = Inhalt des Wahlzettels • Möglichkeiten der Stimmabgabe Wahlkreise • Apportionment = Verhältnis Anzahl Wähler/Sitze • Ziehung der Wahlkreisgrenzen (Gerrymandering) • Magnitude = Zahl der zu vergebenden Mandate pro Wahlkreis • Wahlkreise auf mehreren Ebenen möglich Wahlformel • Majorz Relatives Mehr: first-past-the-post, winnertakes-all Absolutes Mehr: 50% + 1 • Proporz Wahlzahlverfahren, Höchstzahlverfahren • Übertragsysteme: Bsp. alternative vote Proportionalität • Klassifizierung eines Wahlsystems basierend auf Ergebnis statt auf Prinzip • Verzerrung = Unterschied % Stimmen und % Sitze Über- und Unterrepräsentation • Messung durch LSQ-index of disproportionality • Sperrklauseln: Mindestanzahl Stimmen zur Teilnahme an Mandatsvergabe Auswirkungen von Wahlsystemen • «Gesetze» von Duverger 1. Majorzwahl reduziert die Anzahl Parteien. 2. Proporzwahl erhöht die Anzahl Parteien. • Mechanische Effekte: Hohe Sperrklausel benachteiligt kleine Parteien. Kommt auch auf die Grösse der Wahlkreise bzw. die Anzahl zu vergebender Sitze an. • Psychologische Effekte auf Wähler und Parteien: Strategisches Wählen und Bündnisbildung (Majorz) oder ehrliches Wählen und weniger Anreiz zu Bündnisbildung (Proporz) Auswirkungen von Wahlsystemen • Effekt des Wahlsystems abhängig von territorialer Unterstützung der Parteien: - territoriale Konzentration Majorz kann die Anzahl Parteien schwieriger reduzieren - homogene Verteilung notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung, dass Majorz die Anzahl Parteien reduzieren kann Typologie der Parteiensystem • Dominante Parteiensysteme • Zweiparteiensysteme • Mehrparteiensysteme − Zentrifugal (moderat) − Zentripetal (polarisiert) • Bipolare Parteiensysteme Numerische Indikatoren • Messung der Anzahl Parteien und der Fragmentierung von Parteiensystemen • Basierend auf Stimmen- oder Sitzanteil • Fraktionalisierungs-Index (Rae), Effective Number of Parties (Laasko und Taagepera) Leistung der beiden Typen • Majorz-Systeme sind verantwortlicher (Entscheidungsträger klar identifizierbar) und zurechenbarer (Sanktionen) • Proporz-Systeme sind repräsentativer (Abbildung von sozialen Gruppen), reaktionsfähiger und kongruenter (Einstellungen) • Das institutionelle Design muss der Gesellschaft (Spaltungen, Parteiensysteme) angepasst sein Dynamik von Parteiensystemen • Wettbewerbsmodelle: Wahlen als Marktanalogie, An Economic Theory of Voting (Downs) • Rational Choice Ansätze: Parteien maximieren Stimmen/Sitze/Macht, Wähler maximieren Präferenzen, räumliche Analogie (Hotteling) Das Modell von Downs • Ideologischer Raum: Rechts – Links • Verteilung von Wähler: bei Normalverteilung zentripetaler Wettbewerb • Medianwählertheorem: Konvergenz in Richtung Medianwähler (teilt alle Wähler in zwei Hälften), ähnliche Parteiprogramme • Empirische Analyse: Umfragen, Textanalysen von Parteiprogrammen etc. (links-rechts) Kritik am «rational choice» Ansatz • Irrationale Beziehungen zwischen Parteien und Wählern vorhanden • Wähler haben meist keine volle Information • Andere Ziele der Parteien als Maximierung: Policy-Inhalt, Ideologie • Es gibt mehr Dimensionen als nur Rechts-Links • Konvergenz: Anpassung statt Partei-Strategie Modul 3 Wohlfahrtstaat, Kapitalismus und Politikfelder Policies • Typen: (re)distributiv, regulativ, konstituierend • Prozess 1. Problem-Identifizierung: Agenda-Setzung 2. Formulierung: Analyse und Alternativen 3. Entscheidung: Transparenz und Kontrolle 4. Umsetzung: Idealerweise top-down, Feedback 5. Evaluation: Effekt und Wirkung (≠Output) Wohlfahrtsstaat • Staatsintervention in einem neuen Bereich • Soziale Policies: Arbeit, Alter, Gesundheit, Wohnen, Familie, Bildung • Ziel der Wohlfahrt: Schutz vor sozialen Risiken, Korrektur von Ungleichheiten, Idee einer gerechten Gesellschaft • Zusammen mit Zivilgesellschaft und Familienstrukturen ein Regime Wohlfahrtsstaat • Zunahme des Wohlfahrtstaats über die Zeit • Zeitliche Variation: Funktionalismus, Klassenmobilisierung, Institutionalismus • Räumliche Variation: liberal (anglo-sächsisch), sozialistisch (skandinavisch), konservativ (kontinental) Erklärung des Wohlfahrtstaats (generell) • Funktionalismus: Antwort auf nationale und industrielle Revolution, Wandel der sozialen/ politischen/wirtschaftlichen Struktur • Klassenmobilisierung: Produkt von spezifischen Ideologien der Arbeiterschicht, Antwort auf Nachfrage von Wählern während starkem Wachstum • Institutionalismus: bürokratische Logik, Bedürfnisse der ganzen Gesellschaft, Unruhen verhindern, auch in Nicht-Demokratien, Ziel nicht Arbeiter Räumliche Dimension • Komponenten des Vergleichs: Deckung, Prinzip, Finanzierung, Uniformität • Anglo-sächsisch: Liberal, minimale Leistungen, uniform, je nach Bedarf, Steuer-finanziert, zusätzlicher privater Schutz • Südeuropäisch: katholisch, minimale Leistungen, uniform, Recht für alle aber Privilegierung des öffentlichen Diensts, Steuer-finanziert, unterschiedliche Leistungen je nach Bereich, Familie wichtig Räumliche Dimension • Kontinental: konservativ, hohe Leistungen, proportional gegenüber vorheriger Situation, Status-gebunden, Beitrags-finanziert, fragmentierter Schutz, zusätzliche Versicherungskassen abhängig von Arbeitskategorie • Skandinavisch: sozial, hohe Leistungen, uniform, Recht für alle, Steuer-finanziert, privater Schutz nicht notwendig Quantitative Messung • Vergleich durch Operationalisierung: Index der De-Kommodifizierung (Esping-Anderson) • Skala von 1-3 je nach Grosszügigkeit der Leistungen in Alter, Gesundheit, Arbeitslosigkeit • Gewichtung durch Anteil Bevölkerungsdeckung Heutiger Wandel • Rückgang? Sozio-ökonomischer und politischer Wandel neue Rolle: Schutz vor Bedrohungen durch globalisierte Arbeitsmärkte • Wandel? Anpassung an neue soziale Strukturen: Frauen im Arbeitsmarkt, internationale Arbeitsmobilität, Alterung. Anpassung an neue wirtschaftliche Strukturen: Regulierung statt direkte Intervention Supranationale Wohlfahrt • Durch Globalisierung und supranationale Integration wird die Gemeinschaft von der territorialen Grenze entkoppelt. • Territoriale Dimension: Beseitigung von internen Grenzen durch EU • Membership Dimension: Einführung von zusätzlicher privater Vorsorge durch EU Reformieren des Wohlfahrtstaats • Retrenchment (Einsparung): Starker Widerstand, politische Risiken für Parteien • Privilegien und Leistungen: Widerstand von bestimmten Berufen • Neue soziale Risiken • Wirkung auf Bürger: Legitimierung des politischen Systems? Historische Entwicklung von Volkswirtschaften • Nach 2. WK: Wachstum, Vollbeschäftigung, mehr internationaler Handel, Sicherheit • Krise in den 70ern: Arbeitslosigkeit, Scheitern des Keynesianismus • 80er: globaler Wettbewerb, Wohlfahrt als Bremse für Wachstum, unerwünschte Konsequenzen • PolÖk untersucht Spannungsfeld zwischen Politik und Märkten: Gleichheit vs. Wachstum Varieties of Capitalism • Argument: positive Wirkung von Umverteilung auf die Wirtschaft durch kompetitiven Vorteil • Zwei Haupttypen Liberale Marktwirtschaft (LME): Generalisierte Skills, Innovation, Markt-Koordination, flexibel Westminster Soziale/Koordinierte Marktwirtschaft (S/CME): Spezialisierte Skills, Qualität, Staatliche Regulierung, Arbeitsschutz Konkordanz Verwandte Argumente • Flexicurity: Liberale Beschäftigungsregulierung (flexibility), Jobsicherheit und Arbeitslosenversicherung (security), Arbeitsmarktpolitik (matching) • Klein-Staat-Theorie: offene Volkswirtschaften, verwundbar in internationalem Wettbewerb Kooperation, Konsens, Neo-Korporatismus Empirische Analyse • • • • Grössere Ungleichheit in LME Höheres BIP pro Kopf in LME Höhere Produktivität in S/CME Kein grosser Unterschied bezüglich Arbeitslosigkeit • Höheres Wachstum in S/CME Zusammenfassung • Keine Verzerrung des Markts und Verringerung der Effizienz durch Umverteilung in SME • Zentrale Rolle des öffentlichen Bildungssystems: Investition in Humankapital Kein Trade-Off zwischen Gleichheit und Effizienz S/CME • Schutz der Arbeit: Investitionen in spezialisierte Skills • Schutz der Arbeitslosigkeit: Investitionen in Weiterbildung • Investitionen in Skills führt zu mehr Gleichheit • Sozialer Vertrag zum Schutz vor zukünftigen Risiken Umverteilung/Versicherung: wie viel und für wen? Konklusive Diskussion • Demokratie jenseits des Nationalstaats • Partizipation: Recht oder Pflicht • Markt und/gegen Staat Herausforderungen an die Demokratie