Kapitel XIV - Grenzwertsätze - am Lehrstuhl für Ökonometrie

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Universität Karlsruhe (TH)
Institut für Statistik und Mathematische Wirtschaftstheorie
Wahrscheinlichkeitstheorie
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
Markus Höchstötter
Lehrstuhl für Statistik, Ökonometrie und Mathematische Finanzwirtschaft, Universität
Karlsruhe (TH)
Karlsruhe, SS 2008
Grenzwertsätze
Aufgabe der Wahrscheinlichkeitstheorie:
Math. Modellierung von Zufallsvorgängen
Ziel: Berechenbarkeit von Zufallsvorgängen soweit möglich.
Ansatz:
Ereignisse und ihren beobachtbaren Ergebnissen in sinnvoller
Weise Wahrscheinlichkeiten zuordnen.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
2
Grenzwertsätze
Vorgaben:
Wahrscheinlichkeiten entsprechen nach vielen Wiederholungen
rel. Häufigkeiten.
Folgerung daraus (nach vielen Wiederholungen)
a) relative Häufigkeit des Eintretens eines Ereignisses ≈
Wahrscheinlichkeit des Ereignisses
b) arithm. Mittel ≈ Erwartungswert;
c) empirische Verteilungsfunktion ≈ theoretische
Verteilungsfunktion
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
3
Grenzwertsätze
Zufallsvorgang modelliert durch Wahrscheinlichkeitsraum
(Ω, A(Ω), P)
Wahrscheinlichkeitsraum der n- fachen unabhängigen
Wiederholung:
(Ωn , An (Ω), P (n) ) mit Grundgesamtheit:
Ωn = {(ω1 , . . . , ωn )|ωi ∈ Ω}
Für P (n) gilt:
P (n) (A1 × . . . × An ) = P(A1 ) · . . . · P(An )
wobei (A1 , . . . , An ) - Ereignisse in (Ωn , An (Ω), P (n) )
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
4
Grenzwertsätze
Wahrscheinlichkeitsraum der unendlichfachen unabhängigen
Wiederholung:
Grundgesamtheit:
ΩN : Menge der Folgen (ω1 , ω2 , . . .) = (ωi ); i = 1, 2, . . .
Gesucht: Wahrscheinlichkeitsmaß P N auf ΩN
Für das Wahrscheinlichkeitsmaß P N gilt:
Q∞
P N (A1 × A2 × . . .) = i=1 P(Ai )
(6= 0 nur, wenn P(Ai ) = 1 für fast alle i)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
5
Grenzwertsätze
Relative Häufigkeit eines Ereignisses konvergiert gegen die
Wahrscheinlichkeit des Ereignisses
(Ω, A(Ω), P)
Wahrscheinlichkeitsraum (Modell eines
Zufallsprozesses)
A ∈ A(Ω)
Ereignis (A ⊂ Ω)
Zu A gehört
die
Zufallsvariable:
1A : Ω → R
1 ω∈A
1A (ω) =
( „Indikatorfunktion zu A „ )
0 ω∈
/A
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
6
Grenzwertsätze
1A Bernoulli - verteilt
P(1A = 1) = P({ω|1A (ω) = 1}) = P(A)
n - fache unabhängige Wiederholung von 1A :
Y1 , . . . , Yn unabhängig identisch verteilt wie 1A
(Yi = 1 Ereignis A tritt bei i - ter Wiederholung ein.)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
7
Grenzwertsätze
Relative Häufigkeit des Ereignisses A bei n unabhängigen
Wiederholungen:
zufällig, da abhängig vom zufälligen Verlauf.
n
P
Yi
absolute Häufigkeit des Ereignisses A
i=1
1
n
n
P
Yi
relative Häufigkeit des Ereignisses A
i=1
n
1 X n→∞
Yi =⇒ P(A) ∈ R
n
i=1
| {z }
ZV
Was bedeutet in diesem Zusammenhang Konvergenz ?
Wie kann Konvergenz hier mathematisch präzisiert werden ?
Was bedeutet
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
8
Grenzwertsätze
Ansatz:
n
1X
Yi − P(A) ist Zufallsvariable.
n
i=1
Idee: Für wachsendes n sollte die Zufallsvariable mit hoher
Wahrscheinlichkeit Werte in einem Bereich um 0 annehmen.
Bereich um 0 : (−ε, ε) für ε > 0
Falls also gilt:
!
n
1X
(n)
lim P
−ε <
Yi − P(A) < ε
n→∞
n
i=1
!
n
X
(n) 1
= lim P
Yi − P(A) < ε = 1
für alle ε > 0
n→∞
n
i=1
“Stochastische Konvergenz”
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
9
Grenzwertsätze
Hilfssatz:Tschebyscheffsche Ungleichung
Sei X : (Ω, A(Ω), P) → R Zufallsvariable mit existierendem
Erwartungswert E(X ) und Varianz Var (X )
Für c > 0 gilt:
P(|X − E(X )| ≥ c) ≤
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
Var (X )
c2
10
Grenzwertsätze
Beweis:
Setze zu ω ∈ Ω
Z (ω) =
c2
0
|X (ω) − E(X )| ≥ c
sonst
Z (ω) ≤ (X (ω) − E(X ))2 für alle ω
⇒ E(Z ) ≤ E((X − E(X ))2 ) = Var (X )
2
E(Z ) = c P(Z = c 2 ) + 0 · P(Z = 0) = c 2 P(|X − E(X )| ≥ c) ≤
Var (X )
)
⇒ P(|X − E(X )| ≥ c) ≤ Varc(X
2
c>0:
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
11
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Behauptung aus der deskriptiven Statistik:
x1 , . . . , xn Urliste; x arithm. Mittel;
s Standardabweichung
3
4 aller Werte liegen in [x − 2s, x + 2s]
8
9 aller Werte liegen in [x − 3s, x + 3s]
Ω Grundgesamtheit (Statistische Masse) vom Umfang
n : Ω = {ω1 , . . . , ωn } b : Ω → R quantitatives Merkmal
b(ωi ) = xi für i = 1, . . . , n;
xi Merkmalswert beim Merkmalsträger ωi
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
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Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Laplacescher Wahrscheinlichkeitsraum über Ω :
(Ω, A(Ω), P) mit:
P(ωi ) =
E(b)
1
#A
#A
; b(ωi ) = xi ; P(A) =
=
für A ⊂ Ω
n
#Ω
n
=
n
P
i=1
1
n xi
=x
Var (b) = E((b − E(b))2 ) =
n
P
i=1
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
1
n (xi
− x)2 = s2
13
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Tschebyscheffsche Ungleichung
P(|b − E(b)| < c) ≥ 1 −
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
Var (b)
s2
=
1
−
c2
c2
14
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
P(|b − E(b)| < c)
c = 2s :
=
=
=
P(|b − x| < c)
1
#{ω||b(ω) − x| < c}
n
1
#{ω|x − c < b(ω) < x + c}
n
=
Anteil der Werte im Bereich (x − c, x + c) ≥ 1 −
Anteil der Werte im Bereich
2
c = 3s :
s
(x − 2s, x + 2s) ≥ 1 − 4s
2 =
Anteil der Werte im Bereich
(x − 3s, x + 3s) ≥ 1 −
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
s2
9s2
=
s2
c2
3
4
8
9
15
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Aufgabe 2.42* (Bamberg, G. “Statistik-Arbeitsbuch")
Aufgrund der technischen Gegebenheiten und der
einschlägigen Vorschriften errechnet man für eine projektierte
Ski-Seilbahn eine zulässige Zuladung von 12.900[kg] pro
Gondel. Für die Umsetzung in eine zulässige Personenzahl
gehe man davon aus, dass für das Personengewicht X und das
Gewicht Y der Skiausrüstung gelte:
E(X ) = 75, Var (X ) = 80, E(Y ) = 15, Var (Y ) = 4,
„Bruttogewicht“G = X + Y
Die zulässige Personenzahl n muss die Eigenschaft haben,
dass die Wahrscheinlichkeit für eine Überschreitung der
zulässigen Zuladung höchstens 1% beträgt.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
16
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
a) Bestimmen Sie n unter den Prämissen, dass X und Y
unabhängig sind und das Gesamtgewicht der Skifahrer als
normalverteilt angenommen werden kann.
b) Bestimmen Sie n unter den Prämissen, dass X und Y
unabhängig sind, aufgrund der Tschebyscheffschen
Ungleichung.
c) Wie ändern sich obige Ergebnisse, wenn man die
Erfahrungstatsache, dass schwerere Personen i.a. auch
eine schwerere Skiausrüstung benötigen, durch die
Prämisse berücksichtigt, dass der Korrelationskoeffizient
zwischen X und Y den Wert 0,9 besitzt ?
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
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Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Zulässige Zuladung pro Gondel: 12900 kg.
Aufgabe: Umsetzung in zulässige Personenzahl
X Personengewicht
Y Gewicht von Skiausrüstung
X , Y Zufallsvariable mit
E(X ) = 75
Var (X ) = 80
E(Y ) = 15
Var (Y ) = 4
G =X +Y
“BruttogewichtE(G) = E(X ) + E(Y ) = 90
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
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Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
n Skifahrer
Gi Bruttogewicht von Skifahrer(in) i
G1 , . . . , Gn unabhängig, identisch verteilt wie G
n
P
Gi Gesamtgewicht
G(n) =
i=1
Gesucht: n maximal mit
P(G(n) > 12900) ≤ 0.01
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
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Grenzwertsätze
zu a)
X , Y unabhängig, normalverteilt, G = X + Y (normalverteilt)
⇒ Var (G)
⇒ E(G(n) )
Var (G(n)
G(n)
P(G(n) > 12900)
= Var (X ) + Var (Y ) = 84
= 90n
= 84n
normalverteilt
= 1 − P(G(n) ≤ 12900)
(n)
−90n
√
= 1 − P( G √84n
≤ 12900−90n
Forderung:
84n
12900−90n
√
) ≤ 0.01
= 1 − φ(
84n
√
φ( 12900−90n
) ≥ 0.99
84n
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
20
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Aus der Tabelle von φ liest man ab:
12900−90n
√
84n
= φ−1 (0.99) = 2.326 ,
√
so dass man zur quadratischen Gleichung (für n)
√ √
−90n − 2.326 84 n + 12900 = 0
√
kommt. Die (positive) Lösung n = 11.85 liefert n = 140.42
Unter den Prämissen von a) ist deshalb n = 140 die Höchstzahl
der Personen pro Gondel.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
21
Grenzwertsätze
zu b)
1
Aus der Gleichungs- bzw. Ungleichungskette
P(G(n) > 12900)
= P(G(n) − 90n > 12900 − 90n)
)
≤ P(|G(n) − 90n| ≥ 12900 − 90n)
84n
≤ (12900−90n)
2
≤ 0, 01
ergibt sich durch Gleichsetzen der beiden letzten Ausdrücke wiederum
eine quadratische Gleichung.
Die relevante Lösung ist n = 131, 65 und damit die Antwort n = 131.
(Die rechnerisch zu ermittelnde zweite Lösung n = 156 ist irrelevant, da
90 n hierbei größer als 12900 ausfällt).
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
22
Grenzwertsätze
zu c)
c) Nun ist die Varianz von G größer, nämlich: X und Y positiv
korreliert mit
%(X , Y ) = 0.9
Var (G)
Var (X ) + Var (Y ) + 2Cov (X , Y )
Cov (X , Y )
%(X , Y ) = p
Var (X )Var (Y )
p
p
⇒ Cov (X , Y ) = %(X√
, Y )√ Var (X ) Var (Y )
= 0.9 80 4
√
√
Var (G) = 80 + 4 + 2 · 0.9 · 80 · 4 = 116, 2
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
=
23
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Der Lösungsvorgang aus a) und b) bleibt im Prinzip
unverändert.
Die größere Varianz führt zu folgenden modifizierten (und wie
zu erwarten war, kleineren) Lösungen
n = 139 unter Verwendung der Normalverteilung
n = 129 unter Verwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
24
Grenzwertsätze
Anwendung der Tschebyscheffschen Ungleichung
Anmerkung zur Normalverteilungsannahme:
In der Realität: G ≥ 0, d.h. P(G < 0) = 0
Bei Normalverteilungsannahme: P(G < 0) > 0
Annahme: G normalverteilt nicht korrekt
aber: E(G) = 90 Var (G) = 84
G − 90
−90
√
<√
P(G < 0) = P
84
84
−90
= ϕ √
= ϕ(−9, 8) < 10−16
84
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
25
Grenzwertsätze
Anwendung auf Fragestellung a)
n
P
Yi = relative Häufigkeit (yi ∈ {0, 1})
X = n1
i=1
Behauptung:
n
P
1
Yi konvergiert stochastisch gegen P(A), d.h. für jedes
n
i=1
ε > 0 gilt:
lim P
n→∞
⇔ lim P
n→∞
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
!
n
1 X
Yi − P(A) ≥ ε = 0
n
i=1
!
n
1 X
Yi − P(A) < ε = 1
n
i=1
26
Grenzwertsätze
Anwendung auf Fragestellung a)
E(X ) = E
=
1
n
1
n
n
P
n
P
Yi
i=1
E(Yi ) = E(1A )
i=1
= 1P(1A = 1) + 0 · P(1A = 0)
= P(A)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
27
Grenzwertsätze
Anwendung auf Fragestellung a)
P (n)
!
n
X
1
Yi − P(A) ≥ ε
n
Var ( n1
n
P
i=1
ε2
≤
i=1
1
n2
Yi )
=
n
P
Var (Yi )
i=1
ε2
(Yi unnabhängig)
1
n2
=
⇒ relative Häufigkeit
1
n
n
P
n
P
Var (1A )
i=1
ε2
=
1
Var (1A ) n→∞
n
=⇒
ε2
0
Yi konvergiert stochastisch gegen P(A)
i=1
“Bernoullis Gesetz der großen Zahlen”
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
28
Grenzwertsätze
Anwendung auf Fragestellung a)
Bemerkung: Xk , X0 sind Funktionen:
e→R
Xk , X0 : Ω
(punktweise) Konvergenz von Funktionen: lim Xk = X0 heißt:
k →∞
e gilt:
Für jedes ω
e∈Ω
lim Xk (e
ω ) = X0 (e
ω)
k →∞
“punktweise Konvergenz"
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
29
Grenzwertsätze
Definition: Stochastische Konvergenz
Xk , k = 1, 2, 3, . . . , und X0 Zufallsvariable auf einem
Wahrscheinlichkeitsraum
Man sagt:
Die Folge (Xk ) konvergiert stochastisch gegen X0 wenn (für alle
ε > 0)
lim P(|Xn − X0 | ≥ ε) = 0
x→∞
gilt.
(Schreibweise: X0 = p lim Xk ) Man kann zeigen :
k →∞
Aus punktweiser Konvergenz folgt stochastische Konvergenz
und Umkehrung gilt nicht.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
30
Grenzwertsätze
Phänomen b):
Arithmetisches Mittel der Beobachtungen ≈ Erwartungswert
Sei X Zufallsvariable
Y1 , Y2 , . . . Folge von unabhängigen Wiederholungen zu X
mit:
n
P
(n)
Y = n1
Yi arithmetisches Mittel nach n Wiederholungen
i=1
E(Y
(n)
Var (Y
=E
)
(n)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
)
= Var
1
n
n
P
Yi
i=1 n
P
1
n
i=1
=
Yi
=
1
n
n
P
E(Yi )
i=1
n
P
1
n2
i=1
Var (Yi )
= E(X )
=
Var (X )
n
31
Grenzwertsätze
Phänomen b):
Tschebyscheffsche Ungleichung:
P |Y
Y
(n)
(n)
− E(X )| ≥ ε ≤
(n) Var Y
ε2
=
Var (X ) n→∞
→
nε2
0
konvergiert stochastisch gegen E(X )
“Schwaches Gesetz der großen Zahlen"
Schreibweise: E(X ) = p lim Y
(n)
n→∞
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
32
Grenzwertsätze
Aber: Stochastische Konvergenz bedeutet nicht punktweise
Konvergenz
Beispiel: Wiederholtes Werfen eines Würfels
Elementarereignis: Bei unendlichfacher Wiederholung ist die
Folge
∼
ω= (ω1 , ω2 , . . .) mit ωi ∈ {1, 2, 3, 4, 5, 6} für i = 1, 2, 3, . . .
Bernoullis “Gesetz der Großen Zahlen" bewirkt
relative Häufigkeit der Augenzahlen 1,2,3,4,5,6 nach n
Versuchen
stochastisch
(P (n) (1), . . . , P (n) (6)) =⇒ ( 16 , . . . , 61 )
Aber: z.B. relative Häufigkeit von 1,2,3,4,5,6 nach n Variablen bei der
speziellen Folge (4, 4, 4, . . .) :
(P (n) (1), . . . , P (n) (6)) = (0, 0, 0, 1, 0, 0) 6= (p1 , . . . , p6 )
⇒ keine punktweise Konvergenz der relativen Häufigkeiten
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
33
Grenzwertsätze
Bemerkung zur Konvergenz von Zufallsvariablen:
Abschwächung der punktweisen Konvergenz:
X1 , X2 , . . . Folge von
Zufallsvariablen auf (Ω, A(Ω), P)
X0
Zufallsvariablen auf (Ω, A(Ω), P)
o
n
Sei ω ∈ Ω lim Xn (ω) = X0 (ω) Teilmenge in Ω eine
n→∞
Wahrscheinlichkeit derart zugeordnet:
P {ω ∈ Ω| lim Xn (ω) = X0 (ω)}
n→∞
Im wahrscheinlichkeitstheoretischen Sinn ist es ausreichend, dass
diese Wahrscheinlichkeit 1 ist, da wir dann davon ausgehen, dass
dieses Ereignis sicher ist. Also nicht notwendig für alle ω ∈ Ω
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
34
Grenzwertsätze
Also: (Xn ) konvergiert “fast sicher"(punktweise) gegen X0 , falls
P {ω ∈ Ω| lim Xn (ω) = X0 (ω)} = 1
n→∞
ist.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
35
Konvergenz
Bemerkung zur Konvergenz von Zufallsvariablen:
punktweise ⇒ fast sichere ⇒ stochastische
punktweise : fast sichere : stochastische
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
36
Grenzwertsätze
Phänomen c):
Erwartung: Nach vielen Versuchen
⇒ empirische Verteilungsfunktion ≈ theoretische
Verteilungsfunktion
Seien X1 , . . . , Xn Ergebnisse der ersten n Versuche
(Realisationen von X )
Empirische Verteilungsfunktion:
F emp,n (α) = n1 #{i = 1, . . . , n : xi ≤ α}
Versuchsergebnisse zufallsbehaftet ⇒ emp. Verteilungsfunktion
zufallsbehaftet
(X1 , . . . Xn kann auch durch Elementarereignisse ω1 , . . . , ωn
beschrieben werden mit X1 = X (ω1 ), . . . , Xn = X (ωn ))
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
37
Grenzwertsätze
Sei A das Ereignis “X ≤ t”, dann gilt
P(A) = P(X ≤ t) = FX (t).
FXemp,n (t) - relative Häufigkeit des Eintretens von A bei n
Versuchen. Also nach Bernoullis Gesetz der großen Zahlen :
FXemp,n (t) ≈ P(A) = FX (t)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
38
Grenzwertsätze
Genauer :
mit Yi ((ωj )j=1,2,3... ) = 1A (ωi ),
1 A tritt beim i − ten Versuch ein
also Yi ((ωj )j=1,2,3... ) =
0 A tritt nicht ein
gilt nach Bernoullis Gesetz der großen Zahlen:
!
n
X
(n) 1
lim P
Yi − P(A) < ε = 1
n→∞
n
i=1
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
39
Grenzwertsätze
Dabei ist
lim P
(n)
n→∞
= PN
!
n
1 X
Yi − P(A) < ε
n
i=1
emp,n
|FX
(t) − FX (t)| < ε
mit P N Wahrscheinlichkeitsmaß auf der Menge ΩN der Folgen
(ωi )i=1,2,... .
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
40
Grenzwertsätze
Eine Verschärfung ist der Hauptsatz der Statistik
lim P (n) sup |FXemp,n (α) − F (α)| < ε = 1
n→∞
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
α
41
Grenzwertsätze
Eine Anwendung des Hauptsatzes der Statistik:
Anpassungstests nach Kolmogoroff-Smirnow
Hypothese: Es liegt eine bestimmte
Wahrscheinlichkeitsverteilung mit einer
Verteilungsfunktion F vor
Test: Abweichung von empirischer Verteilungsfunktion
bei n Versuchen größer als eine Testschranke
⇒ Ablehnung der Hypothese
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
42
Grenzwertsätze
weiteres Phänomen
m Versuchsreihen mit jeweils n Versuchen
n Messwerte bei jeder Versuchsreihe
Auswertung jeder Versuchsreihe durch
arithmetisches Mittel
Beobachtet wird: Histogramm der arithmetischen Mittel bei
vielen Versuchsreihen
(und großem n)
≈ Dichtefunktion einer Normalverteilung
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
43
Grenzwertsätze
Beispiel Sei m = n = 1000, X ∈ Rm×n aus der Stichprobe.
Berechnung der m arithmetischen Mittel Xi , i = 1, . . . , m.
Gruppierung der Xi in ca. 70 Klassen (werteabhängig).
Berechnung des Gesamtmittels:
m
1 X
X =
Xi
m
i=1
und der mittleren quadratischen Abweichung
V =
m
1 X
(xi − x)2 .
m
i=1
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
44
Grenzwertsätze
Betrachtung einer Versuchsreihe
Ausgangspunkt: Xi ZV des i-ten Versuchs, i = 1, . . . , n.
Angenommen Xi normalverteilt mit µi und σi also X1 , . . . , Xn
n
P
Xi ist N(µ, σ 2 )- verteilt mit
unabhängig N(µi , σi2 )- verteilt
µ=
n
P
µi , σ 2 =
i=1
n
P
i=1
i=1
n
P
Xi − µi
i=1
i=1
s
n
P
σi2
n
P
σi2 ⇒
N(0, 1)-verteilt.
i=1
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
45
Grenzwertsätze
Die Verteilungsfunktion von
n
P
Xi −
µi
Zn = i=1s i=1
n
P
σi2
n
P
i=1
konvergiert gegen die Verteilungsfunktion der
Standardnormalverteilung.
Zt
lim FZn (t) = Φ(t) =
n→∞
−∞
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
x2
1
√ e− 2 dx
2π
46
Grenzwertsätze
Dies gilt beim Grenzübergang n → ∞ auch allgemeiner: Seien
X1 , . . . , Xn ,. . . unabhängig
mit existierenden Erwartungswerten µi
und Varianzen σi2
(ohne die Voraussetzung der Normalverteilung) und erfüllen
Lindeberg-Bedingung (siehe nächste Seite).
Dann gilt der zentrale Grenzwertsatz (Satz 14.9)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
47
Grenzwertsätze
Anmerkung: Lindeberg-Bedinung (speziell: n = rn ) Seien
µi = E(Xi ) und
σi2 = Var (Xi ) < ∞, i = 1, . . . , n, Sn := x1 + . . . + xn
2
und sei σ(n)
= σ12 + . . . + σn2 dann gilt, falls
n
1 X
E((Xk − µk )2 ) · 1{|Xk −µk |>σ(n) } = 0
n→∞ σ 2
(n) k =1
lim
für > 0 beliebig,
Sn −E[Sn ]
√
V (Sn )
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
d
−→ N(0, 1)
48
Grenzwertsätze
Spezialfall des Satz 14.9: Zentralen Grenzwertsatzes
Lindeberg-Bedingung ist erfüllt, wenn
X1 , . . . , Xn ,. . . unabhängig
identischverteilt mit Erwartungswert µ0 und Varianz σ 2 . Dann ist
zu gegebenem n mit µ = nµ0 , σ 2 = nσ02 ,
n
P
Xi − nµ0
Zn = i=1 √
=
nσ0
und
1
n
n
P
Xi − µ0
i=1
σ0
√
n
lim FZn (t) = Φ(t)
n→∞
d.h. das arithmetische Mittel ist näherungsweise normalverteilt
2
mit µ0 und σn .
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
49
Grenzwertsätze
Anwendungen:
n
P
Xi , X1 , . . . , Xn unabhängig
Y =
i=1
⇒ Y näherungsweise normalverteilt. Begründung dafür, bei
Anwendungen in der Praxis bei Beobachtungen einer
Zufallsvariable von einer normalverteilten Zufallsvariablen
auszugehen:
Messwert wird beeinflusst von vielen unabhängigen
Faktoren, z.B. Messfehler, Luftfeuchtigkeit, Temperatur,
Erschütterungen, Spannungsschwankungen, . . .
⇒ Abweichungen von einem mittleren Wert ist Summe
vieler zufälliger Größen
⇒ Abweichung unterliegt zumindest näherungsweise
einer Normalverteilung
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
50
Grenzwertsätze
Anwendungen:
1. Näherung der Binomialverteilung durch die Normalverteilung
Binomialverteilung B(n, p) mit
Erwartungswert : np
Varianz
np(1 − p)
Sei Y B(n, p)-verteilt, dann Y = X1 + . . . + Xn
mit: Xi unabhängig und Bernoulliverteilt mit Parameter p.
Zentraler Grenzwertsatz:
n groß ⇒ Y näherungsweise, N (np, np(1 − p))- verteilt.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
51
Grenzwertsätze
Gesucht: P(Y ≤ y )
P(Y ≤ y ) = P
Damit
Y − np
p
np(1 − p)
≤p
y − np
np(1 − p)
!
≈Φ
y − np
!
p
np(1 − p)
P
Xi − np
p
=p
np · (1 − p)
np · (1 − p)
Y − np
ist näherungsweise standardnormalverteilt, d.h.
!
Y − np
≤ x ≈ Φ(x)
P p
np · (1 − p)
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
52
Grenzwertsätze
bzw. mit x = √ y −np
np·(1−p)
Y − np
p
np(1 − p)
P(Y ≤ y ) ≈ Φ
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
y − np
≤p
⇐⇒ Y ≤ y
np(1 − p)
y − np
p
np · (1 − p)
!
für alle y ∈ R ~
53
Grenzwertsätze
Y diskret mit Werten 0, 1, 2, 3, . . . , n ⇒ y = k mit
k = 0, 1, 2, . . . , n
linke Seite von ~ ändert sich nur bei ganzzahligem y (= k )
Bessere Annäherung:
!
k
X
k + 12 − np
P(Y = m) = P(Y ≤ k ) ≈ Φ p
np · (1 − p)
m=0
1
2
ist Stetigkeitskorrektur.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
54
Grenzwertsätze
1
0.9
0.8
0.7
0.6
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
0
0
P(Y ≤ k ) =
10
k
P
20
30
40
50
60
70
80
90
100
P(Y = m) kumulierte Binomialverteilung für n=100
m=0
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
55
Grenzwertsätze
Anwendungen:
2. Erzeugung von Zufallszahlen zur Normalverteilung. Tabellen
von Zufallszahlen und computererzeugte Zufallszahlen sind
Zufallszahlen zur Gleichverteilung auf [0, 1]
Erwartungswert 12
Varianz
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
1
12
56
Grenzwertsätze
Xi unabhängig, identisch gleichverteilt auf [0, 1]
12
P
Xi (−6)
hat Erwartungswert 6 (0)
und ist
i=1
und Varianz 1
näherungsweise normalverteilt.
Je 12 Zufallszahlen zur Gleichverteilung auf [0,1] werden
addiert und von der Summe die Zahl 6 abgezogen.
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
57
Grenzwertsätze
Daraus: Zufallszahlen zur Normalverteilung mit Mittelwert µ und
Varianz σ 2 :
z Zufallszahl zu N (0, 1)
dann µ + σz Zufallszahl zu N (µ, σ 2 ) .
Kapitel XIV - Grenzwertsätze
58
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