Seite 206 GET-Skript 10 Lineare Zweipole und Zweitore 10.1 Grundüberlegung Bisher: Beliebige Zusammenschaltung von R, L, C ; individuelle Betrachtungsweise; keine für alle Schaltungen allgemeingültige Aussagen. Hier: Nur zwei Klassen von Schaltungen betrachten; allgemeine Betrachtungsweise durch allgemeine Kenngrößen; damit für beide Klassen allgemeingültige Aussagen. I I1 U I2 U1 I Eintor (Zweipol) 1 lineare Gleichung U2 I3 I4 Zweitor (allgemein Vierpol) 2 lineare Gleichungen (Matrix) Wie betrachten also die Zweipole (Eintore), die durch zwei Koeffizienten einer linearen Gleichung beschrieben sind und eine spezielle Klasse der Vierpole (die Zweitore), die durch die Koeffizientenmatrix eines Systems von zwei linearen Gleichungen beschrieben werden. Alle weiteren Betrachtungen erfolgen für - den quasistationären Zustand - den eingeschwungenen Zustand und für - lineare Zweipole bzw. Vierpole Beispiele für Zweipole: Impedanzen, Ersatzspannungsquellen, Ersatzstromquellen Beispiele für Vierpole: Spannungsteiler, Filter, Übertrager, Transformatoren usw. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 207 10.2 Leistungsberechnung an linearen Zweipolen Lineare Zweipole wurden bereits bei den Gleichstromschaltungen behandelt. Bei Zweipolen im Wechselstromkreis gibt es lediglich zur Leistungsberechnung einige Nachträge: Passive Zweipole: Es ist U L = U K = 0 , d.h. passive Zweipole werden beschrieben durch U = Z ⋅ I oder I = Y ⋅ U , also durch eine einzige Konstante Z oder Y . Bei physikalisch realisierbaren passiven Zweipolen, darf die Leistung P nicht negativ sein, also 1 * * P = --- ( I ⋅ U + U ⋅ I ) > 0 2 * * * und mit U = Z ⋅ I bzw. U = Z ⋅ I wird * Z+Z 1 2 2 P = I ⋅ I ⋅ ---------------- = --- I ⋅ Re ( Z ) = I ⋅ Re ( Z ) ≥ 0 2 2 * Für passive Zweipole ist also Re ( Z ) > 0 und damit auch Re ( Y ) > 0 Aktive Zweipole: Die aufgenommene Leistung ist * * P = Re ( U ⋅ I ) = Re { ( U L + Z ⋅ I ) ⋅ I } * * = Re { U L ⋅ I } + I ⋅ I ⋅ Re { Z } P kann also je nach Größe von U , I positiv oder negativ werden. Seite 208 GET-Skript 10.3 Leistungsanpassung bei Zweipolen Die Leistungsabgabe von einem aktiven Zweipol an einen passiven Zweipol muß ebenfalls noch für den Wechselstromkreis untersucht werden. Ia Zi Ul Ua Za Dazu muß untersucht werden, wie die Leistung Pa an der Last Z a = R a + jX a bei gegebenem Z i = R i + jX i von Ra und Xa abhängt. Allgemein war 2 2 P a = I a ⋅ R a = I a ⋅ Re ( Z a ) wobei UL UL - = ------------------------------------------------- und I a = ---------------Zi + Za Ra + Ri + j ( X a + X i ) 2 Ia 2 UL = --------------------------------------------------------. 2 2 ( Ra + Ri ) + ( X a + X i ) Somit ist also 1 2 P a = U L ⋅ --------------------------------------------------------------------1 2 2 ------ [ ( R i + R a ) + ( X i + X a ) ] Ra Leistungsanpassung heißt: die von Z a aufgenommene Leistung soll ein Maximum sein. ∂P ∂P also: --------a- = 0 und --------a- = 0 ∂R a ∂X a Da die Variablen Ra und Xa nur im Nenner vorkommen, genügt es, dessen Ableitung nach Ra und Xa zu bilden und die Nullstellen zu suchen. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 209 2 2 ( Xi + Xa) Ri ∂ 1 2 2 ------ [ ( R i + R a ) + ( X i + X a ) ] = 1 – -------2 – ------------------------=0 2 ∂ Ra Ra R R a a 2( X i + X a) ∂ 1 2 2 ------ [ ( R i + R a ) + ( X i + X a ) ] = -------------------------=0 Ra ∂ X a Ra Beide Ableitungen werden gleichzeitig Null für X a = – X i und R i = R a . Damit erfolgt Leistungsanpassung bei Z a = Z i* und die Leistung wird dann 2 P max 1 Ue = --- -----------4 Ra 10.4 Beschreibung von Vierpolen durch Matrizen I1 U1 U4 I2 U2 Schaltung I3 U3 I4 An dem gezeigten Vierpol sind zugänglich: - 4 Klemmenspannungen - 4 Klemmenströme und es gilt nach den Kirchhoff‘schen Regeln I1 + I2 – I3 – I4 = 0 U1 + U4 – U2 – U3 = 0 Von diesem allgemeinen Fall des Vierpols unterscheidet man den Spezialfall Zweitor. Als Tore bezeichnet man Klemmenpaare, bei denen der einfließende und ausfließende Strom gleich ist. In den beiden „Toren“ ist also I 1 = I 3 und I 2 = I 4 . Seite 210 GET-Skript Das gilt immer wenn Vierpol Zwischenglied zwischen Sender und Empfänger ist, also z. B. Zweitor aktiv passiv Ab jetzt sollen ausschließlich Zweitore betrachtet werden, die wie bereits vereinbart linear und passiv sein sollen. Dann gilt allgemein: a 11 U 1 + a 12 U 2 + b 11 I 1 + b 12 I 2 = 0 a 21 U 1 + a 22 U 2 + b 21 I 1 + b 22 I 2 = 0 und es muß entweder a 11 a 12 ≠ 0 oder a 21 a 22 b 11 b 12 ≠ 0 sein. b 21 b 22 Mit det a nn ≠ 0 kann man nach U 1 bzw. U 2 auflösen und erhält die Beschreibung durch dieWiderstandsmatrix. 10.4.1 Die Widerstandsmatrix U 1 = Z 11 I 1 + Z 12 I 2 U 2 = Z 21 I 1 + Z 22 I 2 oder U 1 Z 11 Z 12 I 1 = ⋅ U 2 Z 21 Z 22 I 2 und mit den Spaltenmatrizen von Spannung und Strom U 1 I 1 [ U ] = und [ I ] = U 2 I 2 lautet die Beschreibung des Zweitors [U ] = [Z ] ⋅ [I ] Lineare Zweipole und Zweitore Dabei ist [ Z ] = Z 11 Z 12 Z 21 Z 22 die Widerstandsmatrix des Zweitores. Die Elemente Z nn der Widerstandsmatrix haben die Dimension einer Impedanz. Bei der Betrachtung eines Zweitors als „black box“ müssen diese Elemente durch Messungen an den Klemmen bestimmbar sein. Messung der Widerstandsmatrix [ Z ] Zur Bestimmung der vier Elemente Z mn der Widerstandsmatrix sind vier Messungen erforderlich. Am einfachsten wählt man folgende Leerlauf-Fälle I2 = 0 : Z 11 = U 1 ⁄ I 1 = Z 1l Z 1l am Tor 1 bei leerlaufendem Tor 2 gemessene Impedanz = Eingangs-Leerlaufimpedanz. I1 = 0 : Z 22 = U 2 ⁄ I 2 = Z 2l Z 2l am Tor 2 bei leerlaufendem Tor 1 gemessene Impedanz = Ausgangs-Leerlaufimpedanz. I2 = 0 : Z 21 = U 2 ⁄ I 1 Z 21 Quotient aus Leerlaufspannung an Tor 2 und Strom an Tor 1 = Leerlauf-Kernimpedanz vorwärts. I1 = 0 : Z 12 = U 1 ⁄ I 2 Z 12 Quotient aus Leerlaufspannung an Tor 1 uns Strom an Tor 2 = Leerlauf-Kernimpedanz rückwärts. Z 12, Z 21 bilden ein Maß für die Kopplung zwischen Tor 1 und Tor 2. Z 12 = Z 21 bedeutet: das Zweitor ist kopplungssymmetrisch oder übertragungssymmetrisch. Z 11 = Z 22 bedeutet: das Zweitor ist widerstandssymmetrisch. Seite 211 Seite 212 GET-Skript Beispiel 1: I1 U1 U 1 = R( I 1 + I 2) I2 U2 R also Z = RR RR U 2 = R( I 1 + I 2) Beispiel 2: I1 U1 I2 R1 U 1 = R1 I 1 also Z = U 2 = R2 I 2 R2 U2 R1 0 0R 2 10.4.2 Die Leitwertmatrix Bei Auflösung der beiden linearen Gleichungen nach I 1 bzw. I 2 erhält man I 1 = Y 11 ⋅ U 1 + Y 12 U 2 oder I 2 = Y 11 ⋅ U 1 + Y 22 U 2 I 1 Y 11 Y 12 U 1 = ⋅ bzw. [ I ] = [ Y ] [ U ] I 2 Y 21 Y 22 U 2 Y 11 Y 12 Dabei ist [ Y ] = die Leitwertmatrix des Zweitors mit Y 21 Y 22 Dimension einer Admittanz. Lineare Zweipole und Zweitore Messung der Leitwertmatrix Es sind vier Messungen erforderlich, am einfachsten für folgende Kurzschluß-Fälle. U2 = 0 : Y 11 = I 1 ⁄ U 1 = Y 1k Y 1k am Tor 1 bei kurzgeschlossenem Tor 2 gemessene Admittanz = Eingangs-Kurzschlußadmittanz. U1 = 0 : Y 22 = I 2 ⁄ U 2 = Y 2k Y 2k am Tor 2 bei kurzgeschlossenem Tor 1 gemessene Admittanz = Ausgangs-Kurschlußadmittanz. U2 = 0 : Y 21 = I 2 ⁄ U 1 Y 21 Quotient aus Kurzschlußstrom an Tor 2 und Spannung an Tor 1 = Kurzschluß-Kernadmittanz vorwärts. U1 = 0 : Y 12 = I 1 ⁄ U 2 Y 12 Quotient aus Kurzschlußstrom an Tor 1 und Spannung an Tor 2 = Kurzschluß-Kernadmittanz rückwärts. Y 12, Y 21 bilden ein Maß für die Kopplung zwischen Tor 1 und Tor 2. Y 12 = Y 21 heißt: Zweitor ist kopplungssymmetrisch oder übertragungssymmetrisch. Y 11 = Y 22 heißt: Zweitor ist widerstandssymmetrisch. Seite 213 Seite 214 GET-Skript Beispiel 1: I1 I2 G U1 I 1 = G(U 1 – U 2) U2 also Y = G – G –G G I 2 = G(U 2 – U 1) Beispiel 2: I1 U1 I2 G1 U2 G2 I 1 = G1 U 1 also Y = I 2 = G2 U 2 G1 0 0 G2 10.4.3 Die Kettenmatrix Bei Auflösung der linearen Gleichungen nach U 1 abhängig von U 2, – I 2 und nach I 1 abhängig von U 2, – I 2 erhält man U 1 = A 11 U 2 + A 12 ⋅ ( – I 2 ) oder I 1 = A 21 U 2 + A 22 ⋅ ( – I 2 ) U 1 A 11 A 12 U 2 U 2 = = [ A] ⋅ I1 A 21 A 22 – I 2 – I 2 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 215 [ A ] wird verwendet bei der Berechnung von Kettenschaltung von Zweitoren und heißt daher Kettenmatrix. Die Elemente von [ A ] haben unterschiedliche Dimension. Bei der Verkettung von Zweitoren ist der Ausgangsstrom – I 2 des ersten Zweitors gleich dem Eingangsstrom I' 1 des folgenden (siehe Bild) und deshalb ist es vorteilhaft, U 1 und I 1 abhängig von U 2, – I 2 zu beschreiben. – I' 2 = I'' 1 I 1 I' 1 U1 U' 1 [ A' ] U' 2= U'' 1 [ A'' ] – I'' 2 = I''' 1 – I''' 2– I 2 U'' 2= U''' 1 [ A''' ] U''' 2 U 2 [ A' ] Messung der Elemente der Kettenmatrix Es sind wieder vier Messungen erforderlich. Sind jedoch die Elemente von [ Y ] und [ Z ] bereits bekannt, so ist A 12 = – 1 ⁄ Y 21 A 21 = 1 ⁄ Z 21 ebenfalls bekannt. A 11 und A 22 ergeben sich dann aus folgenden Messungen: I2 = 0 : A 11 = U 1 ⁄ U 2 A 11 = Leerlauf-Spannungsübersetzung vorwärts. U2 = 0 : A 22 = I 1 ⁄ ( – I 2 ) A 22 = Kurzschluß-Stromübersetzung vorwärts. Seite 216 GET-Skript Beispiel 1: I1 I2 G U1 U2 1 U 1 = 1 ⋅ U 2 + ---- ( – I 2 ) G also [ A ] = 1 1 ⁄ G 0 1 I 1 = 0 ⋅ U 2 + 1 ⋅ ( –I 2 ) Beispiel 2: I1 U1 U 1 = 1 ⋅ U 2 + 0 ⋅ ( –I 2 ) I 1 = U 2 ⁄ R + 1 ⋅ ( –I 2 ) I2 R U2 also [ A ] = 1 0 1⁄R 1 10.4.4 Die Reihen-Parallelmatrix Auflösung der Gleichungen nach U 1 und nach I 2 abhängig von I 1, U 2 U 1 = H 11 I 1 + H 12 U 2 I 2 = H 21 I 1 + H 22 U 2 oder U 1 H 11 H 12 I 1 I1 = ⋅ = [H ] ⋅ I2 H 21 H 22 U 2 U 2 [ H ] wird verwendet bei der Beschreibung von Reihen-Parallelschaltung von Zweitoren und heißt deshalb Reihen-Parallel-Matrix. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 217 Beispiel: [H ] [ H' ] [ H'' ] [ H ] läßt sich leicht durch [ H' ] und [ H'' ] ausdrücken. 10.4.5 Die Parallel-Reihenmatrix Auflösung der Gleichungen nach [ I 1 ] und [ U 2 ] in Abhängigkeit von [ I 2 ] und [ U 1 ] ergibt I 1 = P 11 U 1 + P 12 I 2 oder I1 P 11 P 12 U 1 U 1 = = ( P ) U 2 P 21 P 22 I 2 I2 U 2 = P 21 U 1 + P 22 I 2 [ P ] wird verwendet bei der Beschreibung von Parallel-Reihenschaltungen von Zweitoren und heißt deshalb Parallel-ReihenMatrix. Beispiel: [P] [ P' ] [ P'' ] [ P ] läßt sich leicht durch [ P′ ] und [ P′′ ] ausdrücken. Seite 218 GET-Skript 10.4.6 Umrechnung der Matrizen [ Z ], [ Y ], [ A ], [ H ] und [ P ] Bei Kettenmatrix [ A ] wurden nur zwei Elemente gemessen, zwei weitere durch Elemente von [ Y ] bzw. [ Z ] dargestellt. Bei [ H ] und [ P ] wurde keine Meßvorschrift genannt. Aber eine Meßvorschrift genügt, weil alle Matrizen ineinander umgerechnet werden können. Denn: Alle Matrizen beschreiben die Zweitoreigenschaften gleichwertig. (Ein Gleichungssystem wurde nach verschiedenen Variablen aufgelöst!) Zur Umrechnung siehe Hilfsblatt oder [Bosse III, S. 73] Wegen der Gleichwertigkeit der Matrizen läßt sich auch die Kopplungssymmetrie auf verschiedene Weise gleichwertig beschreiben: Z 12 = Z 21 ; Y 12 = Y 21 H 12 = – H 21 ; P 12 = – P 21 det ( A ) = 1 und ähnliche gleichwertige Bedingungen erhält man für die Widerstandssymmetrie Z 11 = Z 22 ; Y 11 = Y 22 det ( H ) = 1 ; det ( P ) = 1 A 11 = A 22 , Einige Umrechnungen (Hilfsblatt) ergeben sich durch Berechnung der Kehrmatrix. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 219 Beispiel: [ U ] = [ Z ] ⋅ [ I ] von links ⋅ [ Z ] [Z ] –1 ⋅ [U ] = [Z ] –1 weil aber auch –1 [Z ] = [Y ] –1 ⋅ [Z ] ⋅ [I ] = [I ] [Y ] ⋅ [U ] = [I ] → [Y ] = [Z ] –1 und –1 kann wie folgt berechnet werden (vgl. Hilfsblatt und [Z ] Mathe): [Z ] –1 Z 22 – Z 12 1 = ----------------- ⋅ det ( Z ) – Z 21 Z 11 Ähnlich erhält man [H ] = [P] –1 und [ P ] = [ H ] –1 –1 Bedeutung von [ A ] : U1 I1 = A ⋅ U2 –I 2 → –1 A U1 I1 = U2 –I 2 –1 d.h. [ A ] beschreibt Verhalten des Zweitores in umgekehrter Betriebsrichtung. Davon zu unterscheiden ist das „umgedrehte“ Zweitor. Normale Betriebsrichtung, aber Tor 1 mit Tor 2 vertauscht: Also U2 abhängig von U1 I2 –I 1 mern 1 → 2 bzw. 2 → 1 U2 –I 2 = A –1 U1 I1 und Vertauschung der Tor-Num- Seite 220 GET-Skript U2 –I 2 U2 I2 U1 I1 A – A 12 U 1 1 = ----------------- 22 det ( A ) – A I1 21 A 11 (2. Spalte und 2. Zeile jeweils ⋅ ( – 1 ) ) U1 A A 1 = ----------------- 22 12 (jetzt 1 → 2 ; 2 → 1 ) det ( A ) A A 21 11 – I 1 1 = ----------------- ⋅ A det [ A ] t U2 –I 2 wobei A t = transponierte Matrix D. h. bis auf Vorzeichen bei A 12 und A 21 sind sowohl die umgekehrte Betriebsrichtung als auch das umgedrehte Zweitor durch die –t gleiche Matrix [ A ] beschrieben. Im Spezialfall einer kopplungssymmetrischen Kettenmatrix [ A ] ist det [ A ] = A 11 A 22 – A 12 A 21 = 1 Dann bedeutet „Umdrehen“ des Zweitores Transponieren also Vertauschen von A 11 und A 22 der Matrix [ A ] . Lineare Zweipole und Zweitore Seite 221 10.5 Zusammenschaltung von Zweitoren 10.5.1 Reihenschaltung Reihenschaltung von Zweitoren heißt: sowohl Eingangstore als Ausgangstore der Zweipole in Reihe. Dann ist I1 I' 1 I' 2 U' 1 [ Z' ] U1 I'' 1 I2 U' 2 I'' 2 U2 U'' 1 [ Z'' ] U'' 2 [Z ] U 1 = U' 1 + U'' 1 und U 2 = U' 2 + U'' 2 I 1 = I' 1 = I'' 1 und I 2 = I' 2 = I'' 2 Alle Ströme sind bekannt. Deshalb Bestimmung von U aus [U ] = [Z ] ⋅ [I ] Gegeben: U' = Z' ⋅ I' = Z' ⋅ I und U'' = Z'' ⋅ I'' = Z'' ⋅ I Aber weil U = U' + U'' , ist U = Z' ⋅ I + Z'' ⋅ I = Z' + Z'' ⋅ I Durch Vergleich mit dem Gesamtzweitor U = Z ⋅ I ergibt sich Z = Z' + Z'' oder Z = Z' 11 + Z'' 11 Z' 12 + Z'' 12 Z' 21 + Z'' 21 Z' 22 + Z'' 22 Bei Reihenschaltung von Zweitoren addieren sich die Z -Matrizen der beteiligten Zweitore zur Z -Matrix des Gesamt-Zweitors Seite 222 GET-Skript 10.5.2 Parallelschaltung Parallelschaltung von Zweitoren heißt: sowohl die Eigangstore als die Ausgangstore der beteiligten Zweitore sind parallel geschaltet. Dann ist: I' 1 I' 2 I1 U1 U' 1 [ Y' ] U' 2 I'' 1 I2 U2 I'' 2 U'' 1 [ Y'' ] U'' 2 [Y ] I 1 = I' 1 + I'' 1 und I 2 = I' 2 + I'' 2 U 1 = U' 1 = U'' 1 und U 2 = U' 2 = U'' 2 Alle Spannungen I = Y ⋅ U . sind bekannt, deshalb auflösen nach Gegeben ist: I' = Y' ⋅ U' = Y' ⋅ U und I'' = Y'' ⋅ U'' = Y'' ⋅ U aber weil I = I' + I'' ist I = Y' ⋅ U + Y'' ⋅ U = Y' + Y'' ⋅ U Durch Vergleich mit der Gleichung für das Gesamtzweitor I = Y ⋅ U ergibt sich Y = Y' + Y'' oder Y = Y 11 + Y'' 11 Y' 12 + Y'' 12 Y' 21 + Y'' 21 Y' 22 + Y'' 22 Bei Parallelschaltung von Zweitoren addieren sich die Y -Matrizen der beteiligten Zweitore zur Y -Matrix des Gesamtzweitors. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 223 10.5.3 Reihen-Parallelschaltung Reihen-Parallelschaltung bei Zweitoren heißt: die Eigangstore sind in Reihe, die Ausgangstore sind parallel geschaltet. dann ist: I1 I' 1 I' 2 U' 1 [ H' ] U' 2 U1 I2 U2 I'' 2 I'' 1 U'' 1 [ H'' ] U'' 2 [H ] U 1 = U' 1 + U'' 1 und I 2 = I' 2 + I'' 2 I 1 = I' 1 = I'' 1 und U 2 = U' 2 = U'' 2 oder vektoriell geschrieben U1 = I2 U' 1 U'' 1 + I' 2 und I1 I' 1 = U2 I'' 2 + U' 2 I'' 1 U'' 2 Alle Eingangsströme und Ausgangsspannungen bekannt, deshalb Auflösung des Gleichungssystems nach Eingangsspannungen und Ausgangsströmen: U' 1 I' 2 U'' 1 I'' 2 = H' ⋅ = H'' ⋅ Weil aber U1 I' 1 U' 2 I'' 1 I' 2 I2 U1 I2 = H' ⋅ U' 1 I1 U2 + und U2 I1 = H'' ⋅ U'' 2 = I1 = H' ⋅ U'' 1 U2 , ergibt sich I'' 2 + H'' ⋅ I1 U2 I = H' + H'' ⋅ 1 U2 Seite 224 GET-Skript Durch Vergleich mit der Gleichung für das Gesamtzweitor U1 I = H ⋅ 1 erhält man U2 I2 H = H' + H'' oder H = H' 11 + H'' 11 H' 12 + H'' 12 H' 21 + H'' 21 H' 22 + H'' 22 Bei Reihen-Parallelschaltung addieren sich die H -Matrizen der beteiligten Zweitore. 10.5.4 Parallel-Reihenschaltung Parallel-Reihenschaltung von Zweitoren heißt: die Eingangstore sind parallel, die Ausgangstore in Reihe geschaltet. Die Betrachtungen erfolgen analog zu 10.5.3, mit dem Ergebnis P = P' 11 + P'' 11 P' 12 + P'' 12 P' 21 + P'' 21 P' 22 + P'' 22 Es addieren sich die [ P ] -Matrizen der beteiligten Zweitore. 10.5.5 Kettenschaltung Kettenschaltung von Zweitoren heißt: das Ausgangstor des ersten Zweitors ist mit dem Eingangstor des zweiten verbunden. Dann gilt: I 1 I' 1 U1 U' 1 – I' 2 I'' 1 [ A' ] U' 2 U'' 1 – I'' 2 – I 2 [ A'' ] U'' 2 [ A] U' 2 = U'' 1 und – I' 2 = I' 1 oder in vektorieller Schreibweise U' 2 – I' 2 = U'' 1 I'' 1 U2 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 225 Gegeben ist für beide Zweitore U' 1 I' 1 U1 = A' ⋅ = I1 U' 1 I' 1 U' 2 und U'' 1 – I' 2 I'' 2 = A' ⋅ A'' ⋅ = A'' ⋅ U'' 2 – I'' 2 U'' 2 , also – I'' 2 = A' ⋅ A'' ⋅ U2 –I 2 Durch Vergleich mit der Gleichung für das Gesamtzweitor ergibt sich A = A' ⋅ A'' (Achtung! Reihenfolge) Bei Kettenschaltung berechnet sich die [ A ] -Matrix des Gesamtzweitors durch Multiplikation der [ A ] -Matrizen der Teilschaltungen in der Reihenfolge der Tore. 10.5.6 Beispiele und Anwendungsgrenzen Beispiel: Bekannt ist: R1 mit Z' = R2 R1 0 0 R2 und R mit Z'' = R R R R Seite 226 GET-Skript Bei Reihenschaltung der beiden Zweitore ergibt sich R1 [Z ] R2 R1 oder R2 R R beschrieben durch die Matrix [ Z ] = [ Z' ] + [ Z'' ] = R1 + R R R R2 + R [ Z ] beschreibt das häufig verwendete T-Glied. Beispiel: Bekannt ist: G mit [ Y' ] = G –G –G G und G1 mit [ Y'' ] = G1 0 0 G G2 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 227 Durch Parallelschaltung ergibt sich G G oder G1 G1 G2 G2 beschrieben durch die Matrix [ Y ] = [ Y' ] + [ Y'' ] = G1 + G –G –G G2 + G [ Y ] beschreibt das häufig verwendete π -Glied. Beachte: Diese Regeln für Zusammenschaltung gelten unter Annahme, daß die Teilzweitore auch nach Zusammenschaltung Zweitore bleiben, daß also I' 1 = I' 3 ; I' 2 = I' 4 ; I'' 1 = I'' 3 ; I'' 2 = I'' 4 ist. Das ist nur bei der Kettenschaltung selbstverständlich. Bei allen anderen Zusammenschaltungen muß geprüft werden, ob die Zweitorbedingungen für kein Teilzweitor verletzt werden. Allgemeines Prüfkriterium: Keine Kreisströme bei mindestens zwei beliebigen Betriebsbedinungen. Wegen Linearität gibt es dann unter keiner Bedingung Kreisströme. Beispiel: Reihenschaltung I1 I2 = 0 I U1 I I1 I2 = 0 Seite 228 GET-Skript Prüfung rechts: Ist im Leerlauf der Kreisstrom I = 0 ? I1 = 0 I2 I U2 I I1 = 0 I2 Prüfung links: Ist im Leerlauf Kreisstrom I = 0 ? Beispiel: Parallelschaltung I U1 I Prüfung rechts: Ist im Kurzschluß I = 0 ? Ähnlich Prüfung links auf I = 0 im Kurzschluß. 10.6 Der Übertrager (Transformator) 10.6.1 Beschreibung durch [ Z ] und [ A ] Beschreibung des Transformators als Zweitor i1 u1 di 2 di u 1 = L 1 ------1- + M ------- und dt dt di 2 di u 2 = M ------1- + L 2 ------dt dt i2 u2 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 229 Die entsprechenden komplexen Amplituden bei sinusförmigen Strömen und Spannungen sind dann U 1 = jωL 1 I 1 + jωM I 2 U 2 = jωM I 1 + jωL 2 I 2 oder als Zweitor beschrieben: U1 = U2 jωL 1 jωM jωM jωL 2 ⋅ I1 I2 = Z ⋅ I1 I2 [ Z ] ist Widerstandsmatrix des verlustfreien Übertragers. Bei dem verlustfreien Übertrager geht man von der Annahme aus, daß der magnetische Fluß zum Strom proportional ist und daß die Wicklung keinen ohm‘schen Widerstand aufweist, also φ ∼ i und R ( Wicklung ) = 0 . Da der Übertrager häufig mit anderen Zweipolen oder Zweitoren verkettet ist, interessiert auch die Kettenmatrix [ A ] . Mit dem Hilfsblatt ergibt sich [ A ] aus [ Z ] zu A = L 1 ⁄ M jω ( L 1 ⋅ L 2 ⁄ M – M ) L2 ⁄ M 1 ⁄ jωM In Kapitel 7.4.2 "Energie mehrerer (gekoppelter) Spulen" war definiert: M = k ⋅ L 1 L 2 mit 0 ≤ k ≤ 1 , wobei gegolten hatte - kleiner gemeinsamer Fluß (lose Kopplung): k ≈ 0 - großer gemeinsamer Fluß (feste Kopplung): k ≈ 1 . Der Koppelfaktor k beschreibt also, ob das Streufeld, das die jeweils andere Spule nicht durchsetzt, groß oder klein ist. Dieses Streufeld beschreibt man oft auch mit dem Streufaktor σ 2 2 σ = 1 – k = 1 – M ⁄ ( L 1 L 2 ) und es gilt - kleine Streufelder: σ ≈ 0 - große Streufelder: σ ≈ 1 In der Kettenmatrix wird häufig M durch den Streufaktor σ bzw. Seite 230 GET-Skript die Koppelkonstante k ersetzt und man schreibt [ A] = L 1 ⁄ M jωσL 1 L 2 ⁄ M L2 ⁄ M 1 ⁄ jωM 1 = --- ⋅ k L1 ⁄ L2 jωσ L 1 L 2 1 ⁄ jω L 1 L 2 L2 ⁄ L1 Mit σ → 0 , d. h. für einen idealen Übertrager ohne Streuung wird k = 1 . Weiterhin nimmt man an, daß beim idealenÜbertrager die Induktivitäten L 1 und L 2 zwar gegen Unendlich gehen, daß dabei aber das Verhältnis L 1 ⁄ L 2 = ü , konstant bleibt. Dann erhält man [ A ] ideal = L1 ⁄ L2 L2 ⁄ L1 0 Man nennt ü = tragers. 0 = ü 0 0 1⁄ü L 1 ⁄ L 2 das Übersetzungsverhältnis des Über- 10.6.2 Ersatzschaltbild des verlustfreien Übertragers Das einfachste Ersatzschaltbild, das einen Übertragers beschreibt, ist ein T -Glied. I2 I1 U1 L1-M L2-M M U2 Man sieht anschaulich die Verkopplung der Primär - und Sekundärspule über die mittlere Spule mit Induktivität M . Der Nachteil bei diesem sehr einfachen Ersatzschaltbild besteht darin, daß nicht alle Betriebszustände beschrieben werden, bzw. daß es Betriebszustände gibt, bei denen Induktivitäten der Ersatzschaltung negativ würden. Dieses Ersatzschaltbild ist also nur brauchbar unter der Einschränkung, daß L 1 – M > 0 , L 2 – M > 0 und M > 0 . Lineare Zweipole und Zweitore Nun ist L1 – M = Seite 231 L1 ⋅ L1 – L1 L2 ⋅ k = L 1 ( L 1 – L 2 ⋅ k ) , also 2 L 1 – M > 0 nur für L 1 > L 2 ⋅ k und ähnlich L 2 – M > 0 nur für L 2 > L 1 ⋅ k 2 Außerdem würde dieses Ersatzschaltbild das Umpolen einer Wicklung nicht beschreiben, weil dazu M negativ werden müßte. Ausweg: Das Ersatzschaltbild wird derart ergänzt, daß die obigen Bedingungen erfüllt sind. Neues Ersatzschaltbild Reale Eigenschaften des Übertragers Überstz./Umpolen durch ideal. Übertr. oder I1 ü2L2-üM L1-üM U1 U2 üM [ A' ] I2 ü/1 [ A'' ] [A] Für die Verkettung des Ersatzschaltbildes mit dem idealen Übertrager gilt [ A ] = [ A' ] ⋅ [ A'' ] von rechts ⋅ [ A'' ] [ A' ] = [ A ] ⋅ [ A'' ] –1 –1 –1 Mit [ A'' ] = ü 0 und [ A'' ] = 1 ⁄ ü 0 wird 0 ü 0 1⁄ü [ A' ] = L1 ⁄ M jωσL 1 L 2 ⁄ M 1 ⁄ ( jωM ) L2 ⁄ M ⋅ 1⁄ü 0 0 ü 2 = L 1 ⁄ ( üM ) jωσL 1 ( ü L 2 ) ⁄ ( üM ) 1 ⁄ jω ( üM ) 2 ( ü L 2 ) ⁄ ( üM ) Seite 232 GET-Skript Vergleicht man [ A' ] mit [ A ] , so sieht man, daß M durch ( ü ⋅ M ) 2 und L 2 durch ( ü ⋅ L 2 ) ersetzt ist. Gegenüber dem ursprünglichen Schaltbild haben sich also die Induktivitäten in Abhängigkeit vom Übersetzungsverhältnis ü des idealen Übertragers geändert. L1-üM ü2L2-üM üM [ A' ] Man kann also die realen Eigenschaften wie vorher mit einem T Glied und den Induktivitäten L 1, L 2 und M des gegebenen Übertragers beschreiben, nun aber im idealen Übertrager ü so anpassen, daß keine der Induktivitäten im T -Glied negativ wird. Man wählt ü also so, daß 2 L 1 – üM ≥ 0 , ü L 2 – üM ≥ 0 und üM ≥ 0 bleiben und ü das Vorzeichen von M hat. Diese drei Ungleichungen lassen sich zusammenfassen zur Bedingung M ⁄ L2 ≤ ü ≤ L1 ⁄ M Zwischen den obigen Grenzen kann nun ü beliebige Werte annehmen. Besonders gebräuchlich sind aber folgende drei Festlegungen von ü. 1. Spezialfall: L 1 – üM = 0 : d. h. die linke Längsspule verschwindet. Es wird L1 ⋅ L1 ⋅ L2 - = ü = L 1 ⁄ M = -------------------------------------L2 ⋅ M L1 L2 L -----1 ⋅ ---------------M L2 2 und mit 1 – σ = M ⁄ ( L 1 L 2 ) → wird das Übersetzungsverhältnis ü = L 1 -----1 ⋅ ---------------L2 1 – σ Somit wird die Querspule üM = L 1 und die rechte Längsspule wird 2 L1 L2 σ 2 ü L 2 – üM = ------------- – L 1 = L 1 ( ( L 1 L 2 ) ⁄ M – 1 ) = L 1 -----------2 1–σ M 2 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 233 Man nennt dieses spezielle Ersatzschaltbild : Γ -Ersatzschaltbild L1 σ L 1 ⋅ -----------1–σ ü --- = 1 L L1 L2 -----1 ---------------L2 M 2. Spezialfall: L – üM = ü 2 L – üM 1 2 2 Dann wird L 1 = ü L 2 und das Übersetzungsverhältnis ü = L1 ⁄ L2 Die Induktivitäten der Längsspulen sind dann gleich und betragen L 1 ⁄ L 2 ⋅ M M L 1 – üM = L 1 1 – ---------------------------- = L 1 1 – ---------------- L1 L1 L2 2 oder mit σ = ( 1 + M ⁄ ( L 1 L 2 ) ) L 1 – üM = L 1 ( 1 – 1 – σ ) Die Induktivität der Querspule ist L1 ⁄ L2 ⋅ M ⋅ L1 L1 M üM = --------------------------------------- = --------------- oder L1 L1 L2 üM = L 1 1 – σ Man nennt dieses spezielle Ersatzschaltbild T -Ersatzschaltbild L1 ( 1 – 1 – σ ) L1 ( 1 – 1 – σ ) L1 1 – σ ü⁄1 = L1 ⁄ L2 Seite 234 GET-Skript 2 3. Spezialfall: ü L 2 – üM = 0 d.h. die rechte Längsspule verschwindet. Dann wird M ü = ----- = L2 L M -----1 ---------------- = L2 L L 1 2 L -----1 ⋅ 1 – σ L2 und die linke Längsspule 2 M L 1 – üM = L 1 1 – ------------ = L 1 σ L 1 L 2 sowie die Querspule 2 M M ⋅ M L1 ---------------------------- = L1 ( 1 – σ ) ⋅ üM = = L1 L1 L1 L2 L2 L Man nennt diese Schaltung -Ersatzschaltbild des Übertragers. L1 σ L1 ( 1 – σ ) ü --- = 1 L -----1 1 – σ L2 Unter Benutzung dieser Ersatzschaltung kann man bereits einige Aussagen zur Eingangsimpedanz eines verlustfreien Übertragers machen: Zunächst kann der nachgeschaltete ideale Übertrager nur die Übersetzung ü bzw. Klemmenvertauschung bescheiben. Die Eingangsimpedanz des idealen Übertragers für sich allein ist gegeben durch Z 11 bzw. Y 11 und man erhält bei - leerlaufendem Ausgang: (es fließt kein Eingangsstrom) A 11 ü Z 1ideal = Z 11 = ------- = --- → ∞ 0 A 21 - kurzgeschlossenem Ausgang: (es fließt ein unendlich großer Eingangsstrom) A 12 1 0 Z 1ideal = -------- = ------- = ---------- = 0 1⁄ü Y 11 A 22 Lineare Zweipole und Zweitore Seite 235 Für die Eigangsimpedanz des gesamten verlustfreien Übertragers erhält man dann: - Leerlaufender Ausgang: der ideale Übertrager entfällt im Ersatzschaltbild, weil Z 1ideal → ∞ und es wird Z 1 = jωL 1 , d.h. es fließt Magnetisierungsstrom. - Kurzgeschlossener Ausgang: der ideale Übertrager wird im Ersatzschaltbild durch einen Kurzschluß ersetzt ( Z 1ideal = 0 ) Z 1 = jωσL 1 wird also nicht Null wie beim idealen Übertrager. Bei Streuung σ → 0 sind alle drei Spezialfälle gleich, nämlich L1 ü --- = 1 L -----1 L2 10.6.3 Der Übertrager mit Eisenkern Vorteile des Eisenkerns - Es läuft praktisch der gesamte Fluß zwangsläufig durch beide Spulen (großer Koppelfaktor k , kleiner Streuung σ ). - Mit wachsender Permeabilität wird L 1 und damit Z 1 größer, d. h. der Magnetisierungsstrom nimmt ab. Symmetrisches T -Ersatzschaltbild: L1 σ ⁄ 2 L1 ( 1 – σ ⁄ 2 ) L1 σ ⁄ 2 ü = L -----1 L2 Seite 236 GET-Skript Bei sehr kleinem σ gilt näherungsweise: 1 – σ ≈ 1 – σ ⁄ 2 und die Induktivitäten werden L 1 ( 1 – 1 – σ ) = L 1 σ ⁄ 2 für die Längsspulen Querspulen: L 1 1 – σ = L 1 ( 1 – σ ⁄ 2 ) Anschaulich: L 1 σ ⁄ 2 in den Längsspulen entspricht den Streuflüssen, die nur mit jeweils einer Wicklung verkettet sind und außerhalb des Eisens verlaufen. L 1 ( 1 – σ ⁄ 2 ) entspricht dem gemeinsamen Fluß durch beide Spulen, im wesentlichen innerhalb des Eisenkerns. Mit wachsender Permeabilität nimmt die Induktivität der Querspule zu, die der Längsspulen nicht (Streufluß!), d.h. σ wird bei großer Permeabilität kleiner. 10.6.4 Übertrager mit Verlusten Bisherige Betrachtungen galten für verlustfreien Transformator. Jetzt: Versuch, die Verluste zu berücksichtigen. - Ohm‘scher Widerstand Widerstand R 1 der Primärwicklung in Reihe mit der linken Längsspule. Widerstand R 2 der Sekundärspule in Reihe mit der 2 Ausgangswicklung des idealen Übertragers oder ü R 2 in Reihe mit der rechten Längsspule des T -Gliedes. - Wirbelströme 2 2 Sie entziehen eine Leistung P w ∼ ω B̂ . Diese Leistung P w wird richtig dargestellt durch einen Widerstand R w parallel zur Querspule; denn die Spannung an der Querspule ist u = Z ⋅ i ∼ ω ⋅ B̂ und die Leistung in R w ist 2 2 2 P Rw ∼ u ⁄ R ∼ ω ⋅ B̂ Die Leistung P Rw am Widerstand Rw verhält sich also wie die von Wirbelströmen entzogene Leistung Pw - Hystereseverluste Diese kommen mit jeder Ummagnetisierungs zustande und sind proportional zu ω . Die Abhängigkeit von B̂ ist nicht linear. Hystereseverluste können also nicht allgemein durch einen Widerstand beschrieben werden. Aber: Für festes ω und festes B̂ (wie in der Energietechnik) sind Hystereseverluste konstant und können dann auch durch einen Widerstand parallel zu R w beschrieben werden. Lineare Zweipole und Zweitore Seite 237 So ergibt sich das Ersatzschaltbild für einen verlustbehafteten Trafo: I1 U1 R1 L 1 σ ⁄ 2 L1 ( 1 – σ ⁄ 2 ) L1 σ ⁄ 2 R2 RW ü = I2 L -----1 L2 U2 ü/1 10.6.5 Die Transformationseigenschaften des Übertragers Wir betrachten ab jetzt wieder den verlustfreien Übertrager. Es interessieren die Zusammenhänge zwischen Eingangs- und Ausgangsimpedanz Z 1 und Z 2 . L1 σ Z1 L1 ( 1 – σ ) L Wir verwenden das einfache -Ersatzsschaltbild. I' 2 ü/1 I2 U' 2 Z2 U2 Durch Vergleich der Ströme und Spannungen am Ein- und Ausgang des idealen Übertragers im Ersatzschaltbild sieht man, daß man die Last Z 2 am Ausgang des idealen Übertragers durch die 2 Last Z' 2 = ü Z 2 am Eingang ersetzen und den idealen Übertrager ganz weglassen kann. Es ist nämlich U ′ 2 ⁄ U 2 = ü oder U ′ 2 = üU 2 Weil die Ausgangs- und Eingangsleistung am idealen Übertrager gleich sein müssen, ist bzw. U ′2 ⋅ I ′2 = U 2 ⋅ I 2 I ′ 2 ⁄ I 2 = U 2 ⁄ U ′ 2 = 1 ⁄ ü , also I ′ 2 = I 2 ⁄ ü . Dann ist aber üU 2 Z ′ 2 = U ′ 2 ⁄ I ′ 2 = -----------2 = ü ⋅ Z 2 I2 ⁄ ü Seite 238 GET-Skript 2 L Mit Z' 2 = ü Z 2 auf Ausgangsseite des -Glieds und nach Weglassen des idealen Übertragers erhält man dann folgendes gleichwertiges Ersatzschaltbild, aus dem der Zusammenhang zwischen Ausgangs- und Eingangsimpedanz sofort ersichtlich ist. L1 σ Z1 2 L1 ( 1 – σ ) ü Z2 Zu einer Ausgangsimpedanz (Abschlußwiderstand) Z 2 gehört also die Eingangsimpedanz Z 1 , wobei allgemein gilt: 1 Z 1 = jωσL 1 + ------------------------------------------------1 1 ----------+ -----------------------------2 jωL ( 1 1 – σ) ü Z2 Natürlich sind die bereits betrachteten Fälle Leerlauf bzw. Kurzschluß am Ausgang Spezialfälle dieses allgemeinen Zusammenhangs: Kurzschluß ( Z 2 = 0 ) → Z 1 = jωσL 1 Leerlauf ( Z 2 → ∞ ) → Z 1 = jωL 1 Z 1 = f ( Z 2 ) kann man mit einer Ortskurve darstellen. Im jωL1 Z2 → ∞ belieb.Z2 jωσL1 Z2=0 Re