Innovationen bei Geschäftsmodellen gewinnen stärker an Bedeutung

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Wirtschaft
IHK-Infoveranstaltung
weist neue Wege
zum Geschäftserfolg
S
ie stellt in einer sich permanent wandelnden Welt einen fortwährenden und wichtigen Prozess dar: die Entwicklung neuer
Wege beziehungsweise zusätzlicher Strategien, die zum Kunden führen. Unter dem Motto „Neue Geschäftsmodelle und Marketinginstrumente als Wettbewerbsvorteile für Unternehmen“ offerierte ein Vortragsnachmittag im
Marburger Software-Center den anwesenden
Mitarbeitern, Geschäftsführern und Firmeninhabern ein breites Spektrum an Ideen, Denkanstößen und Praxisbeispielen. Die von der
IHK Kassel-Marburg, der ITB Hessen und des
Sehr gut besucht:
Viele Unternehmensvertreter erhielten Denkanstöße und neue Ideen.
(Fotos: Richard Kiefer)
TTN Hessen organisierte Veranstaltung stieß
auf großes Interesse.
Professor Dr. Alexander Haas (Justus-Liebig-Universität, Gießen) stellte Innovationen
im Marketing vor (lesen Sie dazu den Artikel
rechts auf S. 23). Professor Dr. Thomas Clauß
(Philipps Universität Marburg) referierte über
den Zusammenhang von Geschäftsmodellen
und Innovationen. Tobias Kirchhoff, Consultant der BCNP Consultants in Frankfurt, stellte
ein Förderprogramm des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie vor.
RKi
fördert
Innovationen bei Geschäftsmodellen BMWi-Programm
Innovationen in Betrieben
nnovationen sind entscheidend im Wettbegewinnen stärker an Bedeutung
I
werb von Unternehmen. Schließlich sind sie
für ein Drittel des Wirtschaftswachstums verirmen müssen ständig innovativ sein. Neue
F
Produkte und Prozesse optimieren und verschlanken – das ist heute Tagesgeschäft. Da es
aber alle machen, hat am Ende keines der Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Deutliche Unterschiede sind selten zu erkennen. Der große Profiteur ist der Kunde, der immer mehr Leistung für weniger Geld bekommt.
Eine Option ist, das Geschäftsmodell als Ansatz einer Innovationsstrategie zu sehen.
Schließlich sei es ein wichtiger Treiber von Innovationen geworden, da es erlaubt, aus innovativen Ideen und Produkten Gewinn zu erzielen, sagte Professor Dr. Thomas Clauß von der
Marburger Philipps Universität. „Geschäftsmodelle sind zu einem wichtigen Bestandteil
von Innovationen geworden, um auf gestiegene Marktvolatilität reagieren zu können.“
Die meisten Geschäftsmodelle von Unternehmen sind historisch entstanden und nicht
unbedingt durch eine klare Managemententscheidung. Der Begriff „Geschäftsmodell“ hatte bis Mitte, Ende der 90er-Jahre keine Relevanz. „Erst mit dem Aufkommen des E-Commerce-Booms stieg das Interesse, um die neuen Formen der Wertschöpfungskette zu erklären“, sagte Clauß. Der Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich mit Geschäftsmodellen, um sie theoretisch einzuordnen.
Geschäftsmodelle dienen zur Kommerzialisierung von Ideen und Produkten, repräsentieren die wirtschaftliche Logik des Unternehmens und beschreiben Geschichten, die erklären, wie ein Unternehmen funktioniert. „Und
sie können Märkte grundlegend verändern“,
erklärte Clauß und nannte als Beispiele Discounter, Billigflieger und Internetdienste, die
durch Werbung ihren Umsatz generieren.
Ein Geschäftsmodell lässt sich vereinfacht
aus einem neuem Leistungsversprechen (Value
Proposition), einer neuen Wertschöpfungskonzeption und einem neuen Ertragsmodell
erklären. Die einzelnen Teile eines Geschäftsmodells stehen in enger Verbindung zueinan-
22
Wirtschaft Nordhessen 3.2014
Im Gespräch: Ulrike André und Prof. Dr. Thomas
Clauß von der Philipps Universität Marburg.
der, sodass Veränderungen einer Komponente
Veränderungen anderer Bestandteile nach sich
ziehen.
Detaillierter betrachtet, lässt sich das Geschäftsmodell in neun eng vernetzte Elemente
unterteilen: Kernaktivitäten, Kundenbeziehungen, Schlüsselpartner, Schlüsselressourcen, Umsätze, Kanäle, Leistungsversprechen,
Kundensegmente, Kostenstruktur. Insgesamt
gewinnen Geschäftsmodellinnovationen in
der Praxis heute immer mehr an Bedeutung.
33 Prozent der CEOs sehen Geschäftsmodellinnovationen als primäre Quelle für nachhaltigen finanziellen Nutzen. Damit rangieren diese noch vor den Technologien.
Zusammenfassend konnte Clauß sagen,
dass es fünf Typen von Unternehmen gibt, die
unterschiedlich mit der Geschäftsmodellinnovation umgehen. Neben den Verweigerern und
ganzheitlichen Innovatoren gibt es drei Typen:
den klassischen Innovator, der neue Leistungen einführt und interne Prozesse und Strukturen den Anforderungen an die Leistungserstellung anpasst, den Strategen, der sein Geschäftsmodell durch gezielte strategische Vorstöße – neue Ertragsmodelle oder neue Partner – verändert und den Diversifizierer, der
versucht, neue Märkte und Kundengruppen
durch kommunikations- oder produktpolitische Maßnahmen zu adressieren.
RKi
antwortlich. Etwa 110.000 kleine und mittlere
Unternehmen gehen jährlich mit neuen Produkten oder Prozessen an den Markt. Doch es
könnten mehr sein.
Gerade kleinen Unternehmen fehlt es an
Wissen, ihre Ideen und Produkte umzusetzen.
Innovationsgutscheine des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi),
auch go-Inno genannt, sollen helfen, diese Lücke zu schließen. Durch diese Initiative können
kleine Unternehmen qualifizierte externe Beratung bei der Vorbereitung und Umsetzung
der Ideen bekommen.
„50 Prozent der Ausgaben für externe Beratungsleistungen werden durch die Gutscheine
gedeckt“, sagte Tobias Kirchhoff, Consultant
des autorisierten Beratungsunternehmens
BCNP Consultants, beim Infonachmittag im
Marburger Software-Center (s. oben). Voraussetzungen seien, dass das
Unternehmen mit Sitz in
Deutschland weniger als
100 Beschäftigte habe
und der Jahresumsatz
unter der Grenze von 20
Millionen Euro liege.
Beraten werde in zwei
Leistungsstufen. Die PoTobias Kirchhoff
tenzialanalyse bezieht
unter anderem das Stärken-Schwächen-Profil
des Unternehmens mit ein, die Erfolgsaussichten werden geprüft. Das Realisierungskonzept
oder Projektmanagement wirkt vertiefend. Die
Förderung erfolgt ohne thematische Einschränkung auf bestimmte Technologien, Produkte, Branchen oder Wirtschaftszweige.
„Für einen Beratertag sind Ausgaben bis zu
1100 Euro oder zu 50 Prozent förderfähig“, erklärte Kirchhoff. Die geförderten Beratertage
liegen je nach Leistungsstufe zwischen zehn
und 25 Tagen.
Richard Kiefer
• Weitere Informationen online unter
www.bmwi-innovationsgutscheine.de
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