Psyche und Schlaf Eine unzertrennliche Allianz? Dr.med.Marjella Spindler Psychiatrie/Psychotherapie FMH Schlafspezialistin in Meggen Unzertrennliche Allianz? Psyche + ‐‐ Schlaf Psych. Erkrankungen assoziiert mit Schlafstörungen • • • • • • • • Anpassungsstörungen Unipolare und bipolare Depressionen Angststörungen Somatoforme Störungen (u.a. Schmerzstörung) Psychosen Zwangsstörungen Abhängigkeitssyndrom Demenz Schlafstörungen bei psychiatrischen Erkrankungen Störungsbild Störungsbild Störung der Tiefschlaf‐ Störung der Tiefschlaf‐ Schlaf‐ Schlafkontinuität reduktion reduktion kontinuität Affektive Affektive Erkrankungen Erkrankungen Angst‐ Angsterkrankungen erkrankungen Alkohol‐ Alkoholabhängigkeit abhängigkeit ++++++ ++++ ++++ ++ ++ ++++ +++ +++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ ++ ++ Borderline‐ Borderline‐ ++ Persönlichkeitsstörungen Persönlichkeitstörungen Demenzen Demenzen Essstörungen Essstörungen Schizophrenien Schizophrenien bisher nicht berichtet bisher nicht berichtet + bei ca. 10‐ 20 % aller Patienten vorhanden + bei ca. 10‐ 20 % aller Patienten vorhanden nach Benca et al., 1992 nach Benca et al., 1992 REM‐Schlaf‐ REM‐Schlaf‐ Hypersomnie Hypersomnie Enthemmung Enthemmung ++ ++ bei ca. 50% aller Patienten vorhanden bei ca. 50% aller Patienten vorhanden +++ fast bei allen Patienten vorhanden +++ fast bei allen Patienten vorhanden Symptome einer depressiven Episode im Alter Ängste (vor Krankheiten, Alleinsein, Verlust der Selbstständigkeit Vergesslichkeit (Pseudodemenz) Körperliche Beschwerden (Somatisierung) Sozialer Rückzug Keine Energie, Muskelschwäche Schuldgefühle Antriebslosigkeit insbes. morgens Freud‐ und Interessenlosigkeit Innere Unruhe, Agitiertheit Schlafstörungen (Insomnie, Apnoe, RLS) GDS Geriatrische Depressionsskala Yesavage JA, Brink TL, Rose TL, Lum O, Huang V, Adey M, Leirer O. Development and validation of a geriatric depression screening scale: a preliminary report. J of Psych Res 1983; 17: 37‐49. 1.Sind Sie grundsätzlich mit Ihrem Leben zufrieden? 2.Haben Sie viele von Ihren Tätigkeiten und Interessen aufgegeben? 3.Haben Sie das Gefühl, Ihr Leben sei leer? 4.Ist Ihnen oft langweilig? 5.Sind Sie meistens guter Laune? 6.Befürchten Sie, dass Ihnen etwas Schlechtes zustossen wird? 7.Sind Sie meistens zufrieden? 8.Fühlen Sie sich oft hilflos? 9.Sind Sie lieber zu Hause, statt auszugehen und etwas zu unternehmen? 10. Glauben Sie, dass Sie mit dem Gedächtnis mehr Schwierigkeiten haben als andere Leute? 11. Finden Sie, es sei wunderbar, jetzt zu leben? 12. Fühlen Sie sich so, wie Sie jetzt sind eher wertlos? 13. Fühlen Sie sich energiegeladen? 14. Finden Sie, Ihre Lage sei hoffnungslos? 15. Glauben Sie, die meisten anderen Leute haben es besser wie Sie? Total GDS JA/NEIN Gezählt wird die Anzahl Kreuze. Das Maximum beträgt somit 15 Punkte. Von den Autoren wurden zur Bedeutung der Punktezahlen folgende Angaben gemacht (Yesavage, 1987): 0 – 10, 11 – 15Punkte: normal Punkte: leichte bis mässige Depression Punkte: schwere Depression Zusammenhang zwischen Depression und Insomnie Chron. Schlafstörungen sind ein Risikofaktor für Depression Depressive Symptome sind häufig bei chron. Insomnie 80% der Patienten mit schwerer Depression leiden an Schlafstörungen Schlafstörungen sind häufig das 1. Symptom der Depression Schlafstörungen sind das häufigste Residualsymptom nach Remission nach Riemann et al, 2003 Schlafstörungen bei Depression • • • • • • • Einschlafstörungen (Grübelzwang) Durchschlafstörungen Früherwachen Tagesschläfrigkeit o. Tagesmüdigkeit Schlechte Träume Unerholsamen Schlaf Lange Bettzeiten mit häufigen Wachphasen (inadäquate Schlafhygiene) Charakteristische Schlafstrukturen Gesunder Erwachsener Depressiver Patient Modifiziert nach: Pace‐Schott & Hobson, Nat Rev Neurosci. 2002 Riemann D. & Voderholzer U., „Der gestörte Schlaf: Via regia zum Verständnis depressiver Erkrankungen“,UNIMED Verlag 2003 • • • • • • Die häufigsten Schlafstörungen bei älteren Patienten, die mit psych. Erkrankungen assoziiert sind Primär: Insomnie (20‐40%) RLS (10‐20%) Schlafapnoe (10‐40%) REM‐Verhaltensstörung (0.5 – 1%) Sekundär: Medikamenten induzierte Schlafstörungen Schmerzbedingte Schlafstörungen Schlafmitteleinnahme (Backhaus 2002) Medikamenten‐induzierte Insomnie • • • • • • • • • Beta‐Blocker (Propranolol, Atenolol) Antiarrhythmica (Amiodaron u.a.) Lipidsenker (Atorvastatin u.a.) Broncholytika (Theophyllin, b2‐Sympathometika) Glukokortikale (Dexamethason, Prednisolon) Antidepressiva (SSRI, SNRI, Mao‐Hemmer) DA‐Agonisten Immunmodulatoren (Interferon) Rheologika Schlafapnoe – Depression im Alter Bei Menschen über 65J. steigt die Prävalenz einer obstruktiven Schlafapnoe auf 33,3%, bei 80jährigen auf 39,6% 26% davon leiden an einer Depression Konsequenz: Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem zunehmenden Risiko an einer Schlafapnoe zu leiden Obstruktives Schlafapnoe‐Syndrom assoziiert mit Depression Schlafapnoe Depression • • • • • • • • • • • • • • • Unerholsamen Schlaf Tagesschläfrigkeit Kraftlosigkeit Kein Antrieb, keine Energie Vergesslichkeit Unruhiger Schlaf Nächtliches Schwitzen Nykturie Schnarchen, Atempausen Unerholsamen Schlaf Tagesschläfrigkeit Kraftlosigkeit Kein Antrieb, keine Energie Konzentrationsstörung Vergesslichkeit Schlafapnoe und Demenz ‐ Bisherige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe, Tagesschläfrigkeit und Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit (gemessen mit Minimental‐Test u. PG) Cohen‐Zion et al 2001 ‐ Studien weisen darauf hin, dass das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, sich durch eine Schlafapnoe innert ca. 4Jahren verdoppelt Frohnhofen ‐ klin. Studien zeigen Verbesserung der Gedächtnisleistung bei Demenz‐Patienten durch CPAP‐Therapie Ancoli‐Israel et al. 2008 Primäre RLS o. medikamenten‐induzierte assoziiert mit Depression RLS Depression • Kribbeln, Brennen, Schmerzen in den Füssen mit Bewegungsdrang • Einschlafstörungen • Einschlafstörungen • Tagesmüdigkeit • unerholsamen Schlaf • Energielosigkeit • Tagesmüdigkeit • Unerholsamen Schlaf Fallbeispiel von Schlafapnoe u. Insomnie, Depression und Angst 60‐jähriger Patient mit Angst und depressiven Symptomen sowie Durchschlaf‐ Störungen mit Essen in der Nacht und Früherwachen bei langer Bettzeit (9h) Früher Alkoholprobleme wegen Sozialphobie Früher mit Antidepressiva behandelt worden, aktuell Schlafmittel Nie voll remittiert, verstärkt mit Angst und Kontrollzwang Befunde: Adipositas (BMI 31), Hypertonie, COPD, Asthma bronchiale Schlafbefunde: Insomnie, inadäquate Schlafhygiene, Tagesschläfrigkeit (ESS 12), obstr. Schlafapnoe (AHI 26/h, O2 88%) mit COPD = overlap Syndrom Wg Insomnie vorbehandelt mit Entumin (macht hungrig), daher Medi.umstellung auf Trittico, wg Angst Wechsel auf Quetiapin. Apnoe‐Behandlung: CPAP‐Therapie Resultat: ESS 3, O2 91%. Schlaf nur noch 1x Aufwachen, kein Essen mehr in der Nacht, morgens erholt, keine Kopfschmerzen mehr Depression remittiert, Angst deutlich weniger Zusammenfassung • Psych. Erkrankungen sind häufig mit Schlafstörungen assoziiert • Schlafstörungen können zu psych. Erkrankungen führen • Alleinige Behandlung der psych. Erkrankung ohne Behandlung der zusätzl. vorhandenen Schlafstörungen führt meist zum unvollständigen Abklingen d. psych. Symptome • Im Alter nehmen zahlreiche Schlafstörungen zu, wovon viele jedoch gut behandelbar sind. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !