MENDELSSOHN BARTHOLDY SUK 5. SINFONIEKONZERT 13/14 Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Mendelssohn Bartholdy Suk 5. SINFONIEKONZERT Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op. 64 (1809 – 1847) I. Allegro molto appassionato II. Andante III. Allegretto non troppo – Allegro molto vivace 27’ – Pause – Josef Suk (1874 – 1935) Sinfonie c-Moll „Asrael” op. 27 Dem Andenken Antonín Dvořáks und seiner Tochter, meiner Gattin Ottilie I. II. III. IV. V. Andante sostenuto Andante Vivace Adagio Adagio e maestoso Chloë Hanslip Violine Tomáš Hanus Dirigent BADISCHE STAATSKAPELLE 9.3.14 11.00 GROSSES HAUS 10.3.14 20.00 GROSSES HAUS Dauer ca. 2 Stunden, Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn 60’ ENGELS- MUSIK Ohne einschneidende persönliche Erlebnisse des jeweiligen Komponisten sähe die Gestalt der beiden Werke des heutigen Konzerts völlig anders aus; Mendelssohns Violinkonzert e-Moll gäbe es womöglich gar nicht. Beide Male markiert der Tod eines nahestehenden Menschen den entscheidenden Impuls für das Werk. Beim Begräbnis seines Vaters im November 1835 traf Felix Mendelssohn Bartholdy den Geiger Ferdinand David wieder, der als Waisenkind in seiner Familie aufgewachsen war. Erst wenige Monate zuvor war Mendelssohn der Berufung nach Leipzig zum Leiter der Gewandhauskonzerte gefolgt, wohin er nun David als Konzertmeister holte. Einige Jahre später versprach er ihm ein Solokonzert, das dann bis 1844 auf sich warten ließ, aber seitdem weltweit die Konzertsäle füllt. Der tschechische Komponist Josef Suk widmete sich 1904 nach dem Tod seines Lehrers und Schwiegervaters Antonín Dvořák einer Sinfonie, als seine Frau Otilie, genannt Otilka, mit gerade ein2 mal 27 Jahren starb. So wurde Suks große Sinfonie zu einem doppelten Requiem, dem er den Namen Asrael gab. Als Engel ist diese Figur in verschiedenen Religionen zu finden, im Islam führt er die gestorbenen Seelen zu Gott. Musikalisch verbinden die beiden Werke die Solo-Violine und das Changieren der Tonarten zwischen Dur und Moll. Innerhalb des Rahmens dreier Sätze in e-Moll, C-Dur und E-Dur verschleiert Mendelssohn immer wieder die harmonischen Richtungen. Suks Asrael beginnt in düsterem c-Moll und verhallt in stillem C-Dur. „Weißt du, was ich durchmachen musste, bis ich dieses letzte C-Dur erreichte?“, schrieb der Komponist nach der Vollendung einem Freund. Suk meinte hier sicherlich die komplexen inhaltlichen Prozesse seiner Sinfonie, bildet das finale C-Dur doch einen Ausdruck des innigen Friedens. Vergleiche zu Ludwig van Beethovens Fünfter Sinfonie, die den Beinamen „Schicksalssinfonie“ erhielt, und Felix Mendelssohn Bartholdy 3 Johannes Brahms‘ Erster Sinfonie, die beide dem Verlauf von c-Moll zu C-Dur folgen, liegen nahe. Derartig inhaltlich aufgeladen ist Mendelssohns Andante in C-Dur sicher nicht zu sehen; eine friedvolle Stimmung liegt dem Satz dennoch zugrunde, die an Christian Friedrich Daniel Schubarts 1784 getroffene Beschreibung eines „ganz rein[en]“ Charakters dieser Tonart erinnert. Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op. 64 Mag die Tonartencharakterisierung des Schriftstellers und Musikers Schubart zutreffen, an anderen Stellen seines Violinkonzerts weicht Mendelssohn ganz offensichtlich von der Konvention ab. Er verzichtet auf die orchestrale Einleitung zu Beginn des Konzerts und lässt die Solostimme bereits ab dem zweiten Takt das elegisch anmutende Thema exponieren. Die Kadenz der Solo-Violine steht nicht – wie bis dato üblich – zwischen der Reprise und der Coda im ersten Satz, sondern als Höhepunkt der Durchführung vor der Reprise. Zudem schreibt Mendelssohn „Cadenza ad libitum“ in die Partitur – wohl kaum ein Solist wird auf die Kadenz verzichten wollen, von der Komposition her wäre es aber möglich. Schließlich gehen die drei Sätze ineinander über und stellen so einen geschlossenen Zusammenhang her. Am Ende des ersten Satzes klingt der Ton h des Fagotts in das folgende Andante hinüber, das erst nach Modulationen die Haupttonart C-Dur erreicht. Vor dem dritten Satz fügt Mendelssohn sogar ein überleitendes Allegretto non troppo ein, ehe das abschließende RondoThema vorgestellt wird. Der lange Gärungsprozess des Werks mag diese Neuerungen in einen Rahmen gebracht haben, der das Publikum bei der 4 Uraufführung am 13. März 1845 unter der Leitung des dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade im Leipziger Gewandhaus nicht verschreckte. Außerdem hatte Mendelssohn die Anmerkungen seines Solisten sehr beachtet und in intensiver Korrespondenz mit dem Verlag Breitkopf & Härtel deren Berücksichtigung im Erstdruck verfolgt. Der Geiger Ferdinand David versprach dem Komponisten nach der Fertigstellung, „es so einzuüben, dass sich die Engel im Himmel freuen sollen.“ Die beiden vertrauten sich seit der Kindheit. Nach dem frühen Tod von Ferdinands Eltern übernahm Felix’ Vater, Abraham Mendelssohn, der Sohn des Philosophen Moses Mendelssohn, die Vormundschaft. Komponist und Geiger wuchsen im selben Haus auf und erprobten schon bei Mendelssohns frühreifen Werken die Kooperation. Der Gedanke an ein Solokonzert verwundert daher nicht, zumal die beiden in Leipzig zusammenarbeiteten, als Mendelssohn 1838 in einem Brief schrieb: „Ich hab mirs die Zeit über hier ausgedacht, dass es doch eigentlich gar zu schön ist, dass wir beide zusammengekommen sind [...] als ich aber weiter dachte, fand ich heraus, dass es doch nicht viel solche Musiker giebt, wie Du bist und dass ich mir am Ende doch keinen zweiten ausdenken könnte, mit dem ich so einig wäre in der Kunst [...] an dessen Thun und Treiben ich solch innige Freude haben könnte, wie an dem Deinigen. Ich möchte Dir wohl auch ein Violinkonzert machen für nächsten Winter; eins in e-moll steckt mir im Kopfe; dessen Anfang mir keine Ruhe lässt.“ Der nächste Winter verging ohne Violinkonzert, im folgenden Sommer verkündete Mendelssohn die „allergrößte Lust“ auf diese Komposition: „Ein paar gutgelaunte Tage, so bringe ich Dir etwas der Art mit.“ Den Grund für den abermaligen Aufschub um mehrere Jahre nahm der Komponist gleich vorweg, der Schatten von Beethovens epochalem Violinkonzert D-Dur mag eine Rolle gespielt haben: „Aber leicht ist die Aufgabe freilich nicht; brillant willst Du’s haben, und wie fängt unsereins das an? Das ganze erste Solo soll aus dem hohen E bestehen.“ Diese Idee wurde nicht realisiert, das hohe E ist erst am Höhepunkt der Durchführung zu hören, dem das gesamte Orchester mit Tremoli und Trillern im Fortissimo antwortet. Umso wirkungsvoller klingt dann das innige erste Thema des Andante, das nur von zarten Streichern begleitet wird. Erst allmählich mischen sich Holzbläser und schließlich Blechbläser und Pauke dazu. Wie eines von Mendelssohns Liedern ohne Worte singt die Solo-Violine eine mollgefärbte Melodie. Pittoresk mutet dann der Finalsatz an, immer wieder erinnern die Figuren der Holzbläser an die SommernachtstraumMusik, die ihm das Attribut der „Elfenmusik“ einbrachte. Solche Wörter trafen nach Mendelssohns Einschätzung wohl kaum den Kern der Musik. In einem Brief an Marc-André Souchay beschäftigte sich der Komponist 1842 mit der Frage nach Musik und Sprache: „Es wird so viel über Musik gesprochen und so wenig gesagt. Ich glaube überhaupt, die Worte reichen nicht hin dazu, und fände ich, dass sie hinreichten, so würde ich am Ende gar keine Musik mehr machen. Die Leute beklagen sich gewöhnlich, die Musik sei so vieldeutig; es sei so zweifelhaft, was sie sich dabei zu denken hätten, und die Worte verstände doch ein jeder. Mir geht es gerade umgekehrt. [...] Das, was mir eine Musik ausspricht, die ich liebe, sind mir nicht zu unbestimmte Gedanken, sondern zu bestimmte.“ Josef Suk Sinfonie c-Moll „Asrael” op. 27 Sein kompositorisches Handwerk erlernte der 1874 im böhmischen Křečovice geborene Josef Suk bei keinem geringerem als Antonín Dvořák, der 1891 die Professur für Komposition und Instrumentation am Prager Konservatorium übernommen hatte. Obwohl Dvořák als launisch und wechselhaft in seinen Beurteilungen beschrieben wird, bekam Suk von ihm die entscheidenden Impulse für sein Schaffen. Künstlerische Originalität war ein wichtiges Kriterium, wie aus Suks Erinnerung an Dvořáks Worte im Unterricht hervorgeht: „Etwas Ähnliches habe ich schon gehört; suchen Sie und denken Sie nach“. Suk beendete sein Studium 1892 mit der Dramatischen Ouvertüre op. 4 und prägte in den folgenden Jahren seinen eigenen Stil, was mit der Beschäftigung mit der Musik Gustav Mahlers, Richard Strauss’ und Claude Debussys einherging. Die Suite Pohádka aus der Bühnenmusik zu Julius Zeyers Schauspiel Radúz und Mahulena (1897/98), deren Liebesmelodie in der Symphonischen Dichtung Praga (1904) wiederkehrt, die Fantasie g-Moll für Violine und Orchester und das Fantastische Scherzo für großes Orchester zeugen von Suks artifizieller Polyphonie, seiner komplexen Harmonik und Ausdrucksvielfalt, die das Fantastische, Tänzerische, Humorvolle und Lyrische einschließt. Außerdem machte sich Suk als jahrelanger Geiger im berühmten Böhmischen Streichquartett einen Namen. Der Lehrer Dvořák war zu einem Freund geworden, dessen Tochter Otilie, die auf die im Tschechischen übliche Endung hörte und Otilka genannt wurde, Suk 1898 heiratete, exakt am Tag der Silberhochzeit Dvořáks und seiner Frau. 1904 und im 5 darauffolgenden Jahr verlor Suk zunächst den Schwiegervater und dann die Gattin, die mit 27 Jahren einem Herzleiden erlag. „Ein solcher Schlag vernichtet den Menschen entweder oder treibt alle Kraft an die Oberfläche, die in ihm ruht. Mich schien das Erste zu treffen, aber die Musik rettete mich“, erinnerte sich Suk später. Er führte die Arbeit an seinem sinfonischen Unternehmen fort, womit er Dvořák gedenken wollte. Drei Sätze waren komponiert, ein vierter und ein Finalsatz entworfen. Nach Otilkas Tod verwarf er diese Entwürfe und schrieb zwei neue Sätze. Die Sinfonie beginnt in der Stille. Im ersten und zweiten Takt erklingen lediglich je einmal der Ton c, geschlagen von der Pauke und gezupft vom Kontrabass. Die tiefen Instrumente Bassklarinette, Bratsche, Violoncello und Kontrabass stellen ein Motiv vor, das schon in den nächsten Takten abgewandelt wird, durch die Instrumente wandert und zu einer Art Keimzelle der Sinfonie wird. Suk lässt das Orchester bis zu einem ersten Höhepunkt anschwellen, von dem nur ein Paukenwirbel übrigbleibt, der in einem Crescendo von Pianissimo zum dreifachen Forte die Aufmerksamkeit herausfordert. Hätte die kleine Trommel gewirbelt, käme im Zirkus nun das atemraubende Kunststück; hier war es die dunkle Pauke, die das bedeutendste Motiv der Sinfonie ankündigt: Unisono im Fortissimo spielen die Streicher das sogenannte Schicksalsmotiv, das die Bläser mit kurzen Einwürfen bestätigen. Aus der Keimzelle des Anfangs stammend, wird es sich durch das gesamte Werk ziehen und in verschiedenen Instrumenten und Ausdrucksweisen auftauchen. In der Mitte des ersten Satzes lässt Suk ein weiteres Mal aufhorchen: „Perdendosi“ und „morendo“ – zwei häufige Vortragsbezeichnungen in der Partitur – verliert sich 6 die Musik in der Stille, um eine weitere Besonderheit anzukündigen. „Sempre molto tranquillo“ und „espressivo“ erhebt sich die zarte Melodie des Englischhorns – eine Verneigung des Komponisten vor seinem Lehrer und Schwiegervater? In dessen Neunter Sinfonie ist eine der bekanntesten Stellen für dieses eigenwillig entrückt klingende Instrument zu hören. Begleitet vom Fagott verhallt der Klang des Englischhorns, schnellen die hohen Streicher in einer Skala nach oben und machen Platz für das erneut auftauchende Schicksalsmotiv, diesmal „misterioso“ von der Tuba gespielt, nur begleitet vom umgekehrten Motiv der tremolierenden Geigen. Etwas später kehrt das Motiv wieder, diesmal fortissimo vom gesamten Orchester gespielt. Und am Ende des Satzes verstärkt Suk dieses Motiv durch hämmernde Schläge der großen Trommel. Doch nicht in aufwühlender Lautstärke endet dieser Satz, vielmehr verklingt die Musik erneut „perdendosi“ – übrig bleibt ein leeres C als Paukenwirbel und gestrichener Ton der Celli und Kontrabässe, fast wie im Anfang. Der zweite Satz wird vom ausgehaltenen hohen Orgelpunkt auf dem Ton des dominiert. Suk war der Eindruck eines durchgehenden Legato sehr wichtig, weshalb er in der Partitur den Musikern sogar vorschreibt, auf keinen Fall gleichzeitig zu atmen, um den kontinuierlichen Klang nicht zu unterbrechen. Die gedämpften Geigen spielen quasi ein übermäßiges Seufzermotiv und tragen so zum insgesamt klagenden Charakter dieses Satzes bei. Lebhaft beginnt der dritte Satz, dessen tänzerische Elemente aber eher auf der Stelle treten als sich wirklich zu bewegen, spukhaft ist die Atmosphäre. Wieder lässt Suk in der Mitte des Satzes die Musik sich Josef Suk 7 verlieren, mehrere Generalpausen folgen aufeinander. Die neu etablierte Tonart H-Dur hält genau eine halbe Note an und rutscht dann in die parallele Tonart g-Moll. Wie schon im ersten Satz beansprucht Suk mit dieser perdendosi-Stelle die Aufmerksamkeit besonders: Die Solo-Violine tritt hervor, aber nicht als Teufelsgeiger, wie es in diesem Zusammenhang zu vermuten wäre, sondern „er tröstet, er beschwichtigt, er umschmeichelt – auf einmal befinden wir uns in der Stimmung aus Radúz und Mahulena, schreibt der Musikwissenschaftler Eckhardt van den Hoogen. Dieses Liebesdrama führt in die Katastrophe, denn kurze Zeit später ist das Todesmotiv aus Suks Schauspielmusik zu hören. Verstanden werden kann es aus sich heraus: Die gedämpften Hörner spielen hintereinander eine aufsteigende und fallende übermäßige Quarte, jenes Tritonus-Intervall, das als „diabolus in musica“ jahrhundertelang von den Komponisten nur an sehr expliziten Stellen des Schreckens eingesetzt wurde. Kaum ein Zweifel, dass Suk hier den Schmerz über Dvořáks Tod in Noten gesetzt hat. Für die tschechische Bevölkerung erhielt diese Tonfolge später eine besondere Bedeutung, wie Hans-Klaus Jungheinrich erklärt: „Diese Melodie war 1937 mehrfach vom Prager Rundfunk auch als Trauermusik für den verstorbenen [ersten Staatspräsidenten] Tomáš G. Masaryk ausgestrahlt worden und wurde in den Jahren der Okkupation als eine Chiffre des nationalkulturellen tschechischen Widerstandes allgemein verstanden.“ In Suks Sinfonie beginnt nun ein gespenstischer Totentanz, in dem die Schläge der großen Trommel wiederkehren. Der Satz endet in lautem c-Moll, darauf soll laut Partitur eine lange Pause folgen, als wolle der Komponist nach den drei Sätzen im Gedenken Dvořáks eine Zäsur setzen. 8 Die beiden letzten Sätze, die Suk nach Otilies Tod neu schrieb, beginnen mit einer leidenschaftlichen Streicherpassage in As, jene Tonart, in der sich bei Richard Wagner Tristan und Isolde im zweiten Akt ihre Liebe in der ewigen Nacht, bestimmt aber nicht im Diesseits versichern. Die Solo-Violine bekommt auch im vierten Satz ausgedehnte Passagen, die van den Hoogen mit folgender Frage betrachtet: „Könnte Suk selbst zum Asrael dieser großen Tragödie geworden sein oder sich als solcher verstanden haben? Er, der da sieht, wie um ihn her geliebte Menschen sterben, und der selbst nichts anderes tun kann als sie zur Ruhe zu betten – sollte das die (zumindest zeitweilige) Rolle gewesen sein, die er glaubte spielen zu müssen?“ Mit markanten Paukenschlägen beginnt der fünfte Satz, die melodisch an das Todesmotiv angelehnt sind, das die Pauke wenige Takte später fortissimo wiederholt. Klang der Tod im dritten Satz noch gedämpft in den Hörnern, pocht er nun lautstark. Zu einem wahrhaften Höllenritt wird der folgende Satz, jaulend die Solo-Klarinette, donnernd Pauke und Große Trommel. Doch dann wird das Schicksalsmotiv besänftigt und in zartem C-Dur von den Blechbläsern vorgetragen, friedlich endet die Sinfonie. Ohne große Verklärungsgeste, wie sie Richard Strauss geschrieben hätte, eher in sich ruhend. In einem Frieden, wie er am Ende von Dvořáks Oper Rusalka zu hören ist, wenn die Bläser das Jägermotiv, mit dem die triebhafte Welt des Prinzen die verletzliche Seejungfrau im ersten Akt eroberte, im choralartigen Ton vortragen wird. Der erlittene Schmerz ist nicht vergessen, doch ein Engel hat ihn aus dem Körper gelöst. Olaf A. Schmitt Josef Suk mit Ehefrau Otilie 9 Chloë Hanslip VIOLINE Chloë Hanslip, geboren 1987, gab bereits 2002 ihr Debüt bei den BBC Proms, das USA Debüt folgte ein Jahr später. Seit dieser Zeit ist sie gern gesehener Gast in den internationalen großen Häusern, u. a. in der Royal Festival Hall und der Wigmore Hall, dem Musikverein Wien, der Laeizhalle Hamburg, dem Pariser Louvre, der Carnegie Hall in New York oder der Eremitage in St. Petersburg. Als Solistin spielte sie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Philharmonia Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem City of Birmingham Symphony, dem London Philharmonic sowie den Symphonieorchestern in Detroit, Houston, Singapur und Tokio. Sie hat bereits mit Dirigenten wie Mariss Jansons, Sir Andrew Davis, Charles Dutoit, Leonard 10 Slatkin, Michail Jurowski oder Jeffrey Tate musiziert. Ihre erste CD bei Hyperion mit den Vieuxtemps Violinkonzerten erschien 2012 und wurde von der Kritik hochgelobt, die Aufnahme mit Bruchs Violinkonzert und dem London Symphony Orchestra wurde mit dem Echo Klassik in der Kategorie „Best Newcomer“ und „Young British Classical Performer“ belohnt. Als begeisterte Kammermusikerin arbeitet Hanslip regelmässig u. a. mit Steven Isserlis und Gerhard Schultz. In dieser Saison ist sie Kuratorin der International Chamber Music in Leeds, wo sie eine Serie Amerikanischer Musik einführt. Sie studierte bei Zakhar Bron und arbeitete mit Christian Tetzlaff, Robert Masters, Ida Haendel und Salvatore Accardo. Chloë Hanslip spielt eine 1737 Guarneri del Gesù. Tomáš Hanus Dirigent Der 1970 geborene Tscheche Tomáš Hanus studierte bei Jiří Bĕlohlávek an der Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn. Nach seinem Gewinn des Dirigentenwettbewerbs von Kattowitz 1999 startete er eine beeindruckende internationale Karriere. Seit seinem Debüt am Nationaltheater Prag im Jahr 2001 ist er regelmäßig dort zu Gast, 2007 – 2009 war er Musikdirektor des Nationaltheaters in seiner Heimatstadt Brünn. Weitere Opernengagements führten und führen ihn u. a. mehrfach an die polnische und finnische Nationaloper, an die Opéra national de Paris und an die Dresdner Semperoper. Mehrfach war er zu Gast an der Bayerischen Staatsoper, wo er neben Akademiekonzerten die Premieren von Dvóřaks Rusalka sowie Humperdincks Hänsel und Gretel leitete. Am Theater Basel dirigierte er die Uraufführung von Lorenzo Scartazzinis Der Sandmann, gastierte an der Deutschen Oper Berlin sowie an die Opera de Lyon, jeweils mit Janáčeks Schlauem Füchslein. Auch im Konzertbereich ist Tomáš Hanus sehr erfolgreich, hier leitete er neben anderen das Prager Rundfunkorchester, das BBC Symphony Orchestra, die Tschechische Philharmonie, das Pariser Ensemble Intercontemporain, die Camerata Salzburg und das Staatsorchester Stuttgart. Zukünftige Engagements führen an die Königliche Dänische Oper, das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, das Teatro Real Madrid sowie zu Konzerten mit dem Russischen Nationalorchester. 11 die badische staatskapelle Als sechstältestes Orchester der Welt kann die BADISCHE STAATSKAPELLE auf eine überaus reiche und gleichzeitig gegenwärtige Tradition zurückblicken. 1662 als Hofkapelle des damals noch in Durlach residierenden badischen Fürstenhofes gegründet, entwickelte sich aus dieser Keimzelle ein Klangkörper mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung. Berühmte Hofkapellmeister wie Franz Danzi, Hermann Levi, Otto Dessoff und Felix Mottl leiteten zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, z. B. von Hector Berlioz, Johannes Brahms und Béla Bartók, und machten Karlsruhe zu einem der Zentren des Musiklebens. Neben Brahms standen Richard Wagner und Richard Strauss gleich mehrfach am Pult der Hofkapelle; Niccolò Paganini, Clara Schumann und viele andere herausragende Solisten waren gern gehörte Gäste. Hermann Levi führte 1856 die regelmäßigen Abonnementkonzerte ein, die bis heute als Sinfoniekonzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE weiterleben. Allen Rückschlägen durch Kriege und Finanznöten zum Trotz konnte die Tradition des Orchesters bewahrt werden. Generalmusikdirektoren wie Joseph Keil12 berth, Christof Prick, Günther Neuhold und Kazushi Ono führten das Orchester in die Neuzeit, ohne die Säulen des Repertoires zu vernachlässigen. Regelmäßig fanden sich zeitgenössische Werke auf dem Programm; Komponisten wie Werner Egk, Wolfgang Fortner oder Michael Tippett standen sogar selbst vor dem Orchester, um ihre Werke aufzuführen. Die große Flexibilität der BADISCHEN STAATSKAPELLE zeigt sich auch heute noch in der kompletten Spannweite zwischen Repertoirepflege und der Präsentation zukunftsweisender Zeitgenossen, exemplarisch hierfür der Name Wolfgang Rihm. Der seit 2008 amtierende Generalmusikdirektor Justin Brown steht ganz besonders für die Pflege der Werke Wagners, Berlioz’, Verdis und Strauss’ sowie für einen abwechslungsreichen Konzertspielplan, der vom Deutschen Musikverleger-Verband als „Bestes Konzertprogramm 2012/13“ ausgezeichnet wurde. Auch nach dem 350-jährigen Jubiläum 2012 präsentiert sich die BADISCHE STAATSKAPELLE – auf der reichen Aufführungstradition aufbauend – als lebendiges und leistungsfähiges Ensemble. besetzung 1. Violine Janos Ecseghy Yin Li Lutz Bartberger Rosemarie SimmendingerKàtai Susanne Ingwersen Thomas Schröckert Werner Mayerle Ayu Ideue Judith Sauer Bettina Knauer Claudia Schmidt Yana Luzman Sandra Huber Clara Bergius-Bühl* 2. Violine Annelie Groth Km. Toni Reichl Gregor Anger Km. Uwe Warné Andrea Böhler Christoph Wiebelitz Diana Drechsler Dominik Schneider Steffen Hamm Tamara Polakovičová Moritz von Bülow Jefferson Schoepflin* Viola Michael Fenton Christoph Klein Anna Pelczer Joachim Steinmann Ortrun Riecke-Wieck Sibylle Langmaack Akiko Sato Nicholas Clifford Emilia Renner Stefanie Bühler Violoncello Thomas Gieron Johann Ludwig Km. Norbert Ginthör Wolfgang Kursawe Alisa Bock Hanna Gieron Iftach Czitron Akiko Hasegawa Kontrabass Km. Joachim Fleck Xiaoyin Feng Monika Kinzler Karl Walter Jackl Roland Funk Christoph Epremian Harfe Claudia Karsch* Flöte Georg Kapp Km. Rosemarie Moser Jihae Lee Horn Susanna Wich-Weißsteiner Frank Bechtel Km. Thomas Crome Km. Jürgen Danker Trompete Wolfram Lauel Km. Peter Heckle Ulrich Warratz Posaune Sandor Szabo Lennart Fries Holger Schinko Tuba Dirk Hirthe Pauke & Schlagzeug Helge Daferner Hans-Joachim Göhler Raoul Nies Oboe Kai Bantelmann Nobuhisa Arai Km. Ilona Steinheimer Klarinette Günter Schraml* Claudia Sautter* Leonie Gerlach Fagott Km. Oscar Bohórquez Martin Drescher Ulrike Bertram Km. = Kammermusiker/in * Gast der STAATSKAPELLE 13 14 15 bildnachweise UMSCHLAG S. 3 S. 7 S. 9 S. 10 S. 11 S. 14, 15 Marc Ealovega Gemälde von Theodor Hildebrandt akg-images Unbekannte Fotografie Marc Ealovega IMG Artists Uli Deck TEXTNACHWEISE S. 2 – 8 Originalbeitrag von Olaf A. Schmitt Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht. WIR DANKEN Eventfloristik für die Blumen STAATSTHEATER KARLSRUHE Saison 2013/14 Programmheft Nr. 172 www.staatstheater.karlsruhe.de impressum Herausgeber BADISCHES STAATSTHEATER Karlsruhe Generalintendant Peter Spuhler VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier Chefdramaturg Bernd Feuchtner ORCHESTERDIREKTOR & KONZERTDRAMATURG Axel Schlicksupp REDAKTION Axel Schlicksupp KONZEPT DOUBLE STANDARDS Berlin www.doublestandards.net GESTALTUNG Kristina Pernesch DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe Unser Abonnementbüro berät Sie gerne! Ab 10,00 bzw. 5,00 Euro PRO Konzert 16 ABONNEMENTBÜRO T 0721 3557 323 F 0721 3557 346 [email protected] DIE nächsten Konzerte 3. Kammerkonzert 6. SINFONIEKonzert Das ein ungarische Kammerkonzert mit GMD Justin Brown präsentiert Musik von Béla Bartók und Zoltán Kodály, die sich von Volksliedern und Folklore inspirieren ließen. Das Programm kulminiert in der brillanten und vielfarbigen Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug mit spannenden Gegenüberstellungen von Rhythmik und Melodik. Dreifache Frauen-Power: Bridget Kibbey spielt das Harfenkonzert der kanadischen Komponistin Vivian Fung, kombiniert mit dem impressionistisch-perlenden Concertino der Französin Germaine Tailleferre. Das Konzert unter dem stellv. GMD Johannes Willig schließt mit Schumanns beschwingter Frühlingssinfonie. Jochen Weidner Klarinette Janos Ecseghy Violine Thomas Gieron Violoncello Raimund Schmitz & Malte Rettberg Schlagzeug Justin Brown & John Parr Klavier Bridget Kibbey Harfe Johannes Willig Dirigent Zoltán Kodály Sonatina für Violoncello und Klavier & Duo für Violine und Violoncello Béla Bartók Kontraste für Klarinette, Violine und Klavier& Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug 23.3. 11.00 KLEINES HAUS Anschließend Brunch im MITTLEREN FOYER 3. KINDERKonzert – PROF. FLORESTAN & MAESTRO 6+ EUSEBIUS PACKEN AUS: FRANZ SCHUBERT Werke von Franz Schubert Wenn der Erlkönig und die Schöne Müllerin ein Unvollendete(s) Impromptu tanzen und dann auf Winterreise gehen – dann kann es nur um Schubert gehen. Prof. Florestan und Maestro Eusebius spüren wieder spannende Begebenheiten und wunderbare Musik auf. Toru Takemitsu Spirit Garden Germaine Tailleferre Concertino für Harfe & Orchester Vivian Fung Harfenkonzert EUR. ERSTAUFFÜHRUNG Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 „Frühling“ 30.3. 11.00 & 31.3. 20.00 GROSSES HAUS 7. SINFONIEKonzert Johann Sebastian Bach / Anton Webern Ricercata aus „Das musikalische Opfer“ Arnold Schönberg Ein Überlebender aus Warschau Alban Berg Drei Stücke für Orchester op. 6 Henryk Górecki Sinfonie der Klagelieder Ein Konzert zu den EUROPÄISCHEN KULTURTAGEN 2014 – FRIEDEN UND KRIEG: Bergs Drei Orchesterstücke waren ein Vorhall des 1. Weltkrieges. Der kurz nach Ende des 2. Weltkriegs erschossene Weber orchestrierte Bachs Ricercata.Schönbergs aufwühlendem Überlebenden aus Warschau folgt die tröstliche Sinfonie des Polen Henryk Górecki. Christian Firmbach als Professor Florestan Ulrich Wagner als Maestro Eusebius Ks. Barbara Dobrzanska Sopran Renatus Meszar Sprecher Ulrich Wagner Choreinstudierung Justin Brown Dirigent BADISCHER STAATSOPERNCHOR & EXTRACHOR 23.3. 11.00 & 15.00 GROSSES HAUS 18.5. 11.00 & 19.5. 20.00 GROSSES HAUS