Depressionen und Angst

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Depression und Angst bei HIV und AIDS
HIV im Dialog, Berlin 12.09. – 13.09.2008
Andreas Mertens, Facharzt für Psychiatrie, www.praxiscityost.de
Der Text des Vortrags ist auf
www.hiv-im-dialog.de im Internet abrufbar
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MVZ BERLIN-FRIEDRICHSHAIN
Depression und Angst bei HIV und AIDS: Zusammenfassung
•
Ein Vorwort zu Psychischen Störungen
•
Risiken für die seelische Gesundheit bei Menschen mit HIV
•
Psychiatrische Probleme: Depression und Angst
•
Behandlungsmöglichkeiten (Referat Elmar Fleischer)
•
Ein Wort zum Schluß
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Ein Vorwort zu Psychischen Störungen
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Ein Vorwort zu Psychischen Störungen
•
Psychische Störungen: Veränderung von Erleben, Empfinden, Denken, Verhalten.
Störung der Beziehung zu sich selbst und anderen (veränderte Realität)
•
Psychische Störungen: mit Angst besetzt, aus Scham verschwiegen, stigmatisiert,
als persönliches Versagen und nicht als Krankheit gewertet: Wenn der Patient nicht
um Hilfe bittet kann dies ein Symptom der Krankheit sein
•
Psychische Störungen transportieren Sinn: Durcharbeiten führt in eine Reifung und
Entwicklung (neue Beziehung zu sich selbst und anderen)
•
Psychiatrie und Psychotherapie: Diagnostik und Behandlung von Störungen der
Seelischen Gesundheit
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Risiken für die seelische Gesundheit bei HIV und AIDS
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Risiken für die Seelische Gesundheit im Kontext von HIV: Überblick
•
HIV ist akuter und chronischer Stressor: dauerhafte und akute Belastungen (Krisen)
•
Belastungen bei HIV betreffen alle wichtigen Kernbereiche des Lebens:
Äußere Stressoren:
Medizinische Behandlung
Umwelt, Arbeit und Soziale Beziehungen
Psychische Stressoren:
Selbstverständnis, Identität
Psyche, Verhalten, Sexualität, Partnerschaft
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HIV – Infektion: Äußere Stressoren
Medizinische Behandlung:
•
Chronische (lebensbedrohliche) Erkrankung. Aufwendige Therapie-Regimes und
Untersuchungen. Beginn, Pause oder Wechsel einer (lebenslangen) Behandlung
•
Nebenwirkung von Medikamenten, Opportunistische Krankheiten, Co-Infektionen
(Hepatitis), leichtere gesundheitliche Störungen
•
Psychiatrische Begleiterkrankung (Sucht, Depression) als Problem der
Gesundheitssorge (soziale Desintegration, kein Arztbesuch, Therapieabbruch)
•
Fortgeschrittene Erkrankung: Verlust von Selbständigkeit, Betreuungs- oder
Pflegebedürftigkeit.
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HIV – Infektion: Äußere Stressoren
Umwelt, Arbeit und Soziale Beziehungen:
•
Kumulative Stigmatisierung: HIV-Infektion, Homosexualität, Drogenabhängigkeit,
Psychiatrische Erkrankung. Stichworte: Infektionskrankheit, Sexualfeindlichkeit,
Homophobie, Vorwürfe von Unzurechnungsfähigkeit oder Schuld, „Sozialer Tod“
•
Veränderungen des sozialen Gefüges (Wohnort, Familie, Beruf, Freunde, Partner)
•
Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Probleme (Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit,
Rente). Fehlen sinnvoller Beschäftigung. Selbstwertkrisen und Sinnfragen (zu
schnelle Berentung)
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HIV – Infektion: Psychische Stressoren
Selbstverständnis, Identität:
•
Erstdiagnose als „life-event“ (lebensveränderndes Ereignis, Krise). Konfrontation mit
Krankheit und Endlichkeit in einer frühen Lebensphase („Ende der Jugend“, Wert- und
Zielvorstellungen, Definition von Lebenszielen)
•
Zusammenhang: Umgang mit HIV-Infektion und Persönlichkeit / soziale Umwelt
(gelungenes oder problematisches Coming Out): Einflüsse für das Risiko seelischer
Störungen
•
Veränderung des Selbstbildes: Leistungsfähigkeit, Lebensführung, körperliche
Attraktivität (Lipodystrophie, Wasting), Fremdheit des eigenen Körpers, Alterung und
survivor-syndrome: Risiken für die Entwicklung einer Depression
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HIV – Infektion: Psychische Stressoren
Psyche, Verhalten, Sexualität, Partnerschaft:
•
HIV als STD: Sexualität im Konflikt mit sozialen Normvorstellungen (eigene/fremde,
gültige/ungültige Normen). Risiko der Moralisierung von Krankheit
•
Seelischer Konflikt: Sexualität als Objekt von Angst (Krankheit, Isolation, Tod).
Gefühle von Trauer, Wut, Angst, Schuld und Ohnmacht. Seelisches Trauma
•
Konfliktregulation: Abwehr und Auseinandersetzung. Umgang mit aktuellen
Problemen (Infektionsrisiko, erfolgte HIV-Infektion) und Umgang mit früheren
Konflikten (Coming-Out) hängen zusammen (Aktuelle und reaktivierte Angst)
•
Beispiele von Angstabwehr: Verdrängung / Vermeidung (einfache Abwehr), riskantes
Verhalten (kontraphobische Abwehr), widersprüchliches Verhalten (Überkontrolle /
Kontrollverlust) spielen (im sexuellen Verhalten) eine Rolle
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HIV – Infektion: Psychische Stressoren
Psyche, Verhalten, Sexualität, Partnerschaft:
•
Stärkste Motive von Konfliktabwehr sind Ich-Entlastung und soziale Zugehörigkeit.
Abwehr ist stabilisierend und pathogen. Mögliche Probleme:
>
Entlastung durch Alkohol / Drogen (Kontrollverlust, Infektionsrisiko).
>
Sexualität / Promiskuität und Selbstwertgefühl: Kompensation negativer
Gefühle oder Ersatz für emotionale Bedürfnisse
>
Überkontrollierte Sexualität, Abnahme sexueller Erlebnisfähigkeit, sexuelle
Abstinenz, Isolation. Verschweigen einer Infektion in der Partnerschaft
>
Entlastung mit selbstschädigendem Verhalten: Verzicht auf Safer Sex
(Erektionsprobleme), zu späte Behandlung bei Krankheit, Suizidversuche
(Erstdiagnose / Zurückweisung), Provozierte HIV-Infektion („Posen“)
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Psychiatrische Probleme im Kontext von HIV und AIDS
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Psychiatrische Probleme: Überblick
•
Anpassungsstörungen und Belastungsreaktionen
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Depression
•
Angst
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Drogengebrauch und Abhängigkeit
•
Psychosen
•
Organische Psychische Störungen
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Psychiatrische Probleme: Anpassungsstörungen / Belastungsreaktionen
•
Beschwerden im Kontext einer Belastung. Verlauf abhängig von: Art der Belastung,
Streßtoleranz, verfügbare Konfliktlösungsstrategien (Coping)
•
Symptome: Depressivität, Angst, zwanghaftes Erinnern und Durcharbeiten,
vegetative Symptome (körperliche Beschwerden), Verhaltensänderungen, emotionale
Instabilität. Rückbildung der Symptome durch Neuorientierung nach einer Krise
•
Übergang in Depression / Angst: ängstlich-depressive Verarbeitung von inneren
Konflikten und äußerer Belastung. Suboptimale Konfliktlösung (z. B. dauernde
Vermeidung) kann in Zustand von Erschöpfung führen (Burn-Out)
•
Schwelle zur Behandlungsbedürftigkeit: Intensität der Symptome, zeitlicher Verlauf,
Beeinträchtigung der Lebensführung. Heilung vollzieht sich im Erkennen und
Umsetzen eigener Bedürfnisse
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Psychiatrische Probleme: Depression
Depression - Leitsymptome:
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Depressive Verstimmung, Niedergeschlagenheit, Pessimismus
Antriebsmangel, Verlust an Energie und Vitalität, Passivität und Erschöpfbarkeit
„Gefühl der Gefühllosigkeit“: Gefühl der Leblosigkeit, Innere Leere
Verlust von Tagesstruktur, Interessen und sozialer Rückzug
Vermindertes Selbstwertgefühl, Versagensgefühle und Schuldgefühle
Erlebnisse von Sinnlosigkeit, Entwertung, Ausweglosigkeit und Lebensmüdigkeit
ernstzunehmende Komplikation: Suizidalität
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Psychiatrische Probleme: Depression
Depression - weitere Symptome:
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Schlafstörungen, Früherwachen, zu geringes / hohes Schlafbedürfnis
Appetitstörungen, Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
Angst, vor allem soziale Ängste und Versagensängste (soziale Phobie)
Psychomotorische Verlangsamung oder Unruhe
Abnahme von Aufmerksamkeit und Konzentration, Grübeln und
Entscheidungsunfähigkeit
Verlust an sexuellem Interesse
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Psychiatrische Probleme: Depression
•
Körperliche Beschwerden können eine Depression maskieren, wenn seelische
Probleme aus Scham nicht ausgesprochen werden
•
Depressive Symptome können in episodischen Zyklen auftreten, im
Tagesverlauf schwanken und von Phasen ausgeglichener Stimmung oder
Euphorie abgelöst werden
•
Aufrechterhaltung der Depression: Depressive Kognition, Depressiver Affekt,
Depressives Verhalten, Depressive Erfahrung, Depressive Kognition ….
•
Depressive Symptome können von einer anhaltenden Mißstimmung, Reizbarkeit
oder Aggressivität maskiert werden (Kultur- und geschlechtsspezifische
Unterschiede)
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Psychiatrische Probleme: Depression
•
Häufigste, oft unerkannte seelische Störung bei HIV-Infektion (geschätzte
Häufigkeit 20% bis 50%)
•
Ernstzunehmende Erkrankung, kann chronisch oder lebensbedrohlich verlaufen
(Suizidrisiko) und den körperlichen Zustand und das Immunsystem belasten
•
Nicht nur ein Grund für eine Behandlung, sondern auch dafür, daß sie unterbleibt.
Betroffene werten eine Depression als persönliches Versagen und nicht als
Krankheit
•
Verursacht bei Angehörigen, Freunden oder Partnern häufig eine Überforderung so
daß auch sie Unterstützung benötigen
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Psychiatrische Probleme: Angststörungen
•
Phobien:
Angst gebunden an bestimmte Situationen, die typischerweise vermieden werden
(U-Bahn, aus dem Haus gehen, Behörden, Menschen). Beispiele: Soziale Phobie,
Agoraphobie.
•
Panik:
Angstanfälle, die spontan auftreten, sich nicht auf bestimmte Situationen
beschränken, deshalb nicht vermeidbar sind und die Intensität einer vitalen Angst
(Todesangst oder Panik) besitzen.
•
Generalisierte Angst:
Frei flottierende, d. h. weder anfallsartige noch situationsgebundene Angst. Äußert
sich durch viele Befürchtungen („katastrophisierendes Denken“), Besorgtheit,
Anspannung, Reizbarkeit, Störung v. Aufmerksamkeit und Konzentration.
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Psychiatrische Probleme: Angststörungen
Körperliche Symptome von Angst
•
Herzklopfen /-rasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Übelkeit, Schwächegefühl,
Luftnot, Engegefühl, Brustdruck, Muskuläre Verspannungen, Taubheit oder
Kribbeln der Haut, Mundtrockenheit, Zittern, Diarrhoe, häufiger Harndrang,
Schlaflosigkeit Rücken- u. Kopfschmerzen u.a.
•
Wegen ihrer körperlichen Symptome wird eine Angststörung häufig erst spät
erkannt. Oft unterbleibt eine psychiatrische Behandlung: Gefahr der Chronifizierung
•
Körperliche Untersuchungen werden im Kontext von Angst vielfach wiederholt: Für
den Patienten ist es wichtig, den Ausschluss einer organischen Ursache zu
akzeptieren und zu lernen, die Angst vor der Angst zu überwinden (Reproduktion
bzw. Selbstverstärkung von Angst, Angstkreislauf)
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote
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Depression und Angst bei HIV und AIDS: Behandlung und Hilfen
Psychiatrische / Psychotherapeutische Behandlung – was ist das?
•
Seelische Probleme hängen zusammen mit Beziehung zu sich selbst und anderen.
Seelische Symptome verweisen auf Schwellensituationen (Entwicklung der
Persönlichkeit und Bezug zur sozialen Umwelt)
•
Heilung geschieht indirekt: Unter der Realität der Krankheit wird eine heilsame
(therapeutische) Beziehung gestiftet (Akzeptanz, Begleitung, Durcharbeiten)
•
Hilfe zur Selbsthilfe: Unter Begleitung arbeitet sich der Betroffene selbst aus der
Krankheit heraus. Symptomfreiheit bedeutet Erkennen und Umsetzen eigener
Bedürfnisse
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Referat von Elmar Fleischer
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Ein Wort zum Schluß
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Depression und Angst bei HIV und AIDS: Ein Wort zum Schluß
•
HIV ist ein Problem von Leib und Seele. Seelische Probleme sind eine Realität
für viele Betroffene
•
Seelische Störungen und Stigmatisierung hängen zusammen. Öffentlichkeit,
Information und Austausch kann helfen, Probleme bei Seelischen Störungen
und ihrer Behandlung zu erkennen und zu überwinden
•
Körperliche und Seelische Gesundheit hängen zusammen. Seelische Faktoren
beeinflussen den Verlauf medizinischer Behandlung. Ein aufgeklärter Umgang
mit seelischer Gesundheit kann eine Hilfe sein HIV zu überleben
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Depression und Angst bei HIV und AIDS
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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