Mukor und Aspergillose Jürgen Becker Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Aufnahme Westdeutsche Kieferklinik Universitätsklinikum Düsseldorf Pilze (Fungi, Mycetes) • Pilze haben gewisse Ähnlichkeit mit Pflanzen. Sie besitzen eine feste Zellwand. Allerdings können sie im Gegensatz zu den Pflanzen keine Photosynthese betreiben. Obgleich nur etwa 100 Arten beim Menschen Erkrankungen auslösen können, ist das Reich der Pilze mit mehr als 120.000 Arten sehr umfangreich. • Pilze werden dem Menschen normalerweise nur gefährlich, wenn dessen Immunsystem geschwächt ist. • Es gibt Pilze, die Bestandteil der normalen Flora des Menschen sind. Diese Kommensalen leben zwar als Parasiten, schädigen ihren Wirt, der ihre Lebensgrundlage darstellt aber nicht. Wird das Gleichgewicht zwischen Wirt und Kommensale gestört, kann es zu einer Erkrankung kommen. Das Ungleichgewicht wird durch einen andere Erkrankung verursacht, die mit einer Abwehrschwäche einhergeht. Die Infektion ist in diesem Falle endogen. Pilze, die von außen eindringen müssen und nicht Bestandteil der Normalflora sind, verursachen eine exogene Infektion. • Für die Zwecke der Humanmedizin ist die biologische Klassifizierung der Pilze von nachgeordneter Bedeutung. Hier spielt die Art der Erkrankungen eine wichtigere Rolle. • tiefe Mykosen, Systemmykosen: Die Pilze werden über die Atemluft aufgenommen und vermehren sich in der Lunge. • kutane Mykosen: Die Pilze können nur in den oberen Hautschichten, den Haare oder den Nägeln leben. Sie heißen deshalb auch Dermatophyten. • subkutane Mykosen: Die Pilze dringen durch die verletze Haut oder Schleimhaut in den Körper ein. Dort siedeln und vermehren sie sich in der Haut, den Faszien, im Bindegewebe und den Knochen. • opportunistische Mykosen: Die Pilze sind normalerweise nicht gefährlich (apathogen). Treffen sie allerdings auf einen z.B. durch einen konsumierende Erkrankung geschwächten Organismus, können sie doch pathogen werden. Das Angehen einer opportunistischen Mykose kompliziert den Verlauf der Grunderkrankung erheblich und hat meist eine schlechte Prognose. Mucoraceae (Mucor, Absidia, Rhizopus) • Morphologie und Kultur • Mucoraceae sind Schimmelpilze. Sie lassen sie auf Nährböden für Pilze leicht anzüchten. Sie bilden eine hohes, wollige Myzel. • Feinstruktur: Das Luftmyzel der Schimmelpilze bildet große runde Sporangien aus. Diese sind mit Sporangiosporen gefüllt. • Krankheiten: Für Erkrankungen des Menschen sind die Gattungen Mucor, Absidia und Rhizopus von Bedeutung. Die Erreger gelangen mit dem Staub in den Organismus. Eintrittspforte ist der Atemtrakt oder verletzte Haut. • Zum Angehen einer Infektion ist eine Schädigung des Immunsystems Voraussetzung. Die rhinozerebrale Mucormykose greift vom Nasen-RachenRaum auf die Nasennebenhöhlen über. • Sie können die teilweise sehr zarten Knochenlamellen, die diesen Raum vom Gehirn trennen, überwinden und das Gehirn infizieren. Gefährdet sind besonders Diabetiker. Mucoraceae (Mucor, Absidia, Rhizopus) • • • • Bei der pulmonalen Mucormykose gelangen die Erreger in die Lungenbläschen (Alveolen). Dort dringen sie in die Gefäße ein, wo sie sich vermehren. Es kommt zur Thrombose der Gefäße und anschließenden Lungeninfarkten. Eine Leukämie als Grunderkrankung begünstigt die pulmonalen Muormykosen. Die kutane Mucormykose entsteht auf der verletzten Haut bei Verbrennungen. Über das Blut können sich die Pilze im gesamten Organismus verbreiten und zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Die Prognose ist schlecht. Epidemiologie und Prophylaxe Diese Erreger kommen überall in der Umwelt vor. Besonders häufig finden sie sich auf verrottendem pflanzlichen Material. Eine spezifische Prophylaxe existiert nicht. Mucor der linken Kieferhöhle bei einer 22 jährigen Patientin (Hobby: Reiten) Aspergillus • • • • • • Aspergillen sind Schimmelpilze. Für den Menschen sind A. fumigatus, A. niger, A. flavus und A. nidulans von Bedeutung. Krankheiten Auch beider Aspergillose spielt eine mangelnde Immunkompetenz des Organismus eine wichtige Rolle. Es gibt je nach befallenem Organ verschiedene Erkrankungstypen. Besonders häufig ist die Infektion der Lunge. Durch Inhalation gelangen die Pilze in die Lunge. Es bildet sich eine nekrotisierende Pneumonie aus. Es bilden sich Hohlräume, die mit einem Pilzmyzel ausgekleidet sind, sogenannte Aspergillome. Eine allergische Reaktion auf den Pilz als Antigen ist die allergische Bronchopneumo-pathie, die zu Asthma bronchiale führt. Es sind ferner Infektionen des Ohres, der Haut und der Nasennebenhöhlen möglich. Über das Blut kann sich die Infektion auf den ganzen Körper ausbreiten, was zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führt. Die Pilze breiten sich dann auch auf innere Organe wie Hirn, Herz und Nieren aus. Dieses Erkrankung der Stadium endet meist tödlich. Aspergillus • • • Eines Sonderstellung nimmt Aspergillus flavus ein. Er produziert ein Toxin, Aflatoxin B1. Dieses Gift ist ein Abkömmling von Difuran und Cumarin. Beide gelten als starke Kanzerogene. Eine chronische Belastung mit Aflatoxin soll bei der Entstehung des hepatozellulären Karzinoms eine Rolle spielen. Es tritt in Afrika und Südostasien gehäuft auf. Epidemiologie und Prophylaxe Aspergillen kommen überall im Boden und auf faulenden Pflanzen vor. Aspergillus flavus tritt in tropischen Gebieten häufig in verdorbenen Lebensmitteln aber auch bei unsachgemäß gelagerten Erdnüssen, Reis oder Mais auf. Aspergillose der rechten Kieferhöhle