feStiVAl der beSten JuGendorCheSter der Welt 17. AuG biS 3. SePt 2016 KonzerthAuS berlin Herzlich WILLKOMMEN bei YOUNG EURO CLASSIC 2016! Als das „Olympia der Jugendorchester“ hat DIE WELT Young Euro Classic gefeiert. Die 1500 überaus talentierten jungen Musiker aus aller Welt sind die Besten ihrer „Disziplinen“. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt treten sie nicht gegen-, sondern miteinander an. Sie bringen Höchstleistungen und machen YOUNG EURO CLASSIC, das Festival der besten Jugendorchester der Welt, 18 Tage lang zu einem Fest der Verständigung. Die jungen Künstler beweisen, dass die klassische symphonische Musik viel Zukunft hat. Denn sie passt wunderbar zusammen mit Zeitgenössischem, mit Jazz, mit Tanz. Mit dem Fremden, dem Exotischen, dem Unbekannten. Und mit Ihnen, unserem weltoffenen, neugierigen, einzigartigen Publikum. Ohne Sie wäre unser Festival nicht zu dem geworden, was es ist: ein Ort der Hoffnung für den musikalischen Nachwuchs in Europa und aller Welt. Ein Zukunftsversprechen. Und ein Highlight des Berliner Kultursommers. Dafür möchten wir uns bei Ihnen, unserem Publikum, unseren Freunden, Unterstützern, Spendern und Partnern von Herzen bedanken. Für Ihre offenen und interessierten Ohren, Ihr Engagement, Ihre Begeisterungsfähigkeit und Ihre Freundschaft. Wir wünschen Ihnen inspirierende Konzertabende, spannende Begegnungen und packende Erlebnisse. Und jene unverwechselbare Young Euro Classic-Atmosphäre, zu der Sie in diesem Sommer wieder entscheidend beitragen. Zum 17. Mal YOUNG EURO CLASSIC – Hier spielt die Zukunft! dr. Gabriele minz Gesamtleitung Young Euro Classic dr. dieter rexroth Künstlerischer Leiter Young Euro Classic di 30 ArAb Youth PhilhArmoniC orCheStrA International Pate des Abends Constantin Schreiber TV Nahostexperte und Grimme-Preisträger 19 uhr dr. Willi Steul 1. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. ulrich deppendorf 2. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. YounG euro ClASSiC feStiVAlhYmne «Bitte, nehmen Sie meine kurze Fanfare nicht zu seriös! Vor allem sollen die jungen Musiker es nicht zu perfekt spielen! Es ist ein musikalischer Spaß, man muss Freude daran haben. Der Anfang ist ein etwas melancholischer Marsch (weil junge Leute so oft melancholisch sind), dann folgt ein tänzerisches Trio (weil Jugendorchester von langen Partys immer unausgeschlafen sind), endlich eine Reprise vom Marsch mit einer jazzartigen Improvisation, damit der Trompeter oder Geiger den Kollegen imponieren kann. Einige Gickser gehören dazu.» iván fischer Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, Komponist der Festivalhymne 20 uhr Konzerteinführung mit Anne Kussmaul im Werner-Otto-Saal — Einlass mit Konzertticket heiner buhlmann Dirigent Gala el hadidi Mezzosopran AMIR KHALAF (*1981) – „Sacrifice for Orchestra“ (Uraufführung) Initiation – Opfer – Unreinheit – Die ambivalente Natur – Verfall GEORGES BIZET (1838-1875) – „Habanera“ und „Seguidilla“ aus „Carmen“ (1875) ALI OSMAN (*1958) – „Fusion“ (2007, Deutsche Erstaufführung) CAMILLE SAINT-SAËN (1835-1921) – „Mon cœur s’ouvre à ta voix” aus „Samson et Delilah” (1877) PAUSE JOHANNES BRAHMS (1833-1897) – Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 (1877) Allegro non troppo – Adagio non troppo – Allegretto grazioso (quasi Andantino) – Allegro con spirito Constantin Schreiber © Urbschat TV Nahostexperte und GrimmePreisträger Constantin Schreiber, geboren 1979, hat eines der außergewöhnlichsten journalistischen Profile in Deutschland. Neben seiner Arbeit als Moderator und Korrespondent für die Sender n-tv und RTL moderiert und produziert er mehrere erfolgreiche TV-Formate auf Arabisch im Nahen Osten. Er ist Herausgeber des internationalen Bestsellers 1000 Peitschenhiebe mit den Texten des saudischen Bloggers Raif Badawi. Seine Sendung Marhaba – Ankommen in Deutschland, die sich auf Arabisch an Flüchtlinge bei uns wendet, erregte großes Aufsehen im In- und Ausland. Für die Moderation der Sendung wurde er 2016 mit dem Grimmepreis ausgezeichnet. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn daraufhin als den „deutschen Integrationsminister“. Constantin Schreiber ist Jurist, volontierte bei der Deutschen Welle und war Reuters-Stipendiat an der Uni Oxford. Drei Jahre arbeitete er als TV-Journalist in Dubai und von 2009 bis 2011 im Auswärtigen Amt. Er spricht fließend Arabisch. Arab Youth Philharmonic Orchestra International Das Arab Youth Philharmonic Orchestra (AYPO) ist nach langjährigen Planungen 2006 von Dr. Fawzy El-Shamy, dem damaligen Dekan des Konservatoriums Kairo, ins Leben gerufen worden. Für Dr. Fawzy El-Shamy ist neben seiner ägyptischen Heimat auch Deutschland zu einem Fixpunkt in seinem Leben geworden, da er sowohl Fagott an der Hochschule für Musik in Frankfurt am Main studierte als auch im Fach Musikwissenschaft in Marburg promovierte. Als einzigartiges Projekt in der arabischen Welt hat das AYPO das erklärte Ziel, die technischen und künstlerischen Fähigkeiten der beteiligten jungen Musiker zu verbessern. Ein gleichwertiges Anliegen ist dem Projekt aber, eine Begegnung durch Musik zu schaffen – und damit einen Dialog junger Menschen über territoriale und religiöse Grenzen hinweg zu entwickeln. Bereits 2007 kam das AYPO zu seiner ersten Konzertreise nach Deutschland; 2013 trat das Orchester zum ersten Mal bei Young Euro Classic auf. 2016 setzt sich das Orchester aus acht arabischen Ländern zusammen (Ägypten, Algerien, Syrien, Tunesien, Irak, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate und Palästinensische Gebiete). In diesem Jahr absolvieren die Musiker ihre Probenphase in Kooperation mit Young Euro Classic in Berlin. Das Projekt wird durch das Auswärtige Amt gefördert. Dieses Konzert wird von EuroArts in Koproduktion mit Arte / ZDF aufgezeichnet und auf concert.arte.tv live gestreamt. Heiner Buhlmann Gala El Hadidi Der gebürtige Bremer Heiner Buhlmann, Jahrgang 1947, hat sich nach seinem Studium in den Fächern Klavier, Orgel, Oboe, Komposition und Dirigieren ganz der Förderung junger Musiker verschrieben. 1980 gründete er als Direktor der Bremer Musikschule das Jugendsinfonieorchester Bremen, das er 32 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung 2012, leitete. 1982 folgten das Universitätsorchester Oldenburg und die Jugendsinfonietta Bremen, 1999 das Internationale Jugendsinfonieorchester Bremen mit 200 jungen Musikern aus 23 Ländern. Mit diesen Ensembles unternahm Buhlmann zahlreiche Konzertreisen ins europäische und nichteuropäische Ausland. Seit vielen Jahren pflegt der Dirigent freundschaftliche Beziehungen zu Dr. Fawzy El-Shamy und dem Arab Youth Philharmonic Orchestra. Des weiteren gab er Schul- und Familienkonzerte mit den Bremer Philharmonikern und, gemeinsam mit seiner Frau Helga Warner-Buhlmann, Schulkonzerte mit dem Tonhalle-Orchester Zürich. Die in Kairo geborene Mezzosopranistin Gala El Hadidi besuchte dort die deutsche Schule. Direkt nach dem Abitur erhielt sie ein Engagement am Opernhaus Kairo, wo sie in kleineren Rollen u.a. in Mascagnis Cavalleria rusticana, Menottis The Medium und Weills Dreigroschenoper auftrat. Parallel zum Gesang studierte sie Philosophie, Englisch und Vergleichende Literatur an der Amerikanischen Universität in Kairo. Später wechselte sie an die Yale University in den USA und absolvierte außerdem Meisterkurse bei Marilyn Horne, Teresa Berganza und Francisco Araiza. Inzwischen kann die erst 33-jährige Sängerin bereits auf eine sehr erfolgreiche Laufbahn zurückblicken: Seit 2010 ist sie an der Semperoper Dresden engagiert, zuerst im Jungen Ensemble, inzwischen im Festen Ensemble. Hier hat Gala El Hadidi bereits sehr unterschiedliche Rollen wie die Rosina im Barbier von Sevilla, den Prinzen Orlofsky in der Fledermaus und den Cherubino in Figaros Hochzeit gesungen. Besonderen Erfolg erzielte mit Bizets Carmen, einer Rolle, über die sie auch ihre Magisterarbeit geschrieben hat. Dirigent Mezzosopran Verführung aus Frankreich, Melancholie aus Österreich und neue Musik aus Ägypten Amir Khalaf Komponist Der 1981 in Kairo geborene Amir Khalaf erhielt schon mit zehn Jahren ersten Unterricht in den Fächern Klavier, Gitarre und Komposition. Nach der Ausbildung an der Helwan University in seiner Heimatstadt setzte er seine Studien an der Kingston University London und später am Berklee College of Music in Boston (USA) fort. Seitdem hat Amir Khalaf vielseitige Aktivitäten sowohl in Ägypten als auch in Großbritannien entwickelt. So schrieb er Musik für Theater und Film (Arabian Voyage, Heliopolis) und trat als Pianist und Gitarrist mit verschiedensten Musikern und Bands auf. Außerdem arbeitet der 35-Jährige als Musikproduzent und Arrangeur. Ali Osman Komponist Der gebürtige Sudanese Ali Osman lebt seit 1978 in Kairo, wo er am dortigen Konservatorium und am Arabischen Musikinstitut die Fächer Komposition, Harmonielehre und Analyse unterrichtet. Er hat Orchesterwerke sowie Kammermusik und Vokalmusik geschrieben, die auch in Italien, der Schweiz, Spanien und den USA aufgeführt wurden. 2000 erhielt er ein Stipendium für einen viermonatigen Studienaufenthalt in der Schweiz. Ali Osman wurde auch zum Afrika Festival in Würzburg eingeladen, Europas ältestem Festival für afrikanische Musik und Kultur, wo er von dem Komponisten Bertold Hummel unterrichtet wurde. Größer könnten die musikalischen Kontraste im Konzert des Arab Youth Philharmonic Orchestra bei Young Euro Classic kaum sein. Selbstverständlich bringen die jungen Araber Werke zeitgenössischer Komponisten aus ihrer Heimat – genauer gesagt: aus Ägypten – mit. Dazu jedoch wagen sie sich in die Gefilde der großen deutsch-österreichischen Symphonie, die mit Johannes Brahms in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren unbestritten kunstfertigsten Meister gefunden hat. Und darüber hinaus machen sie einen musikalischen Ausflug nach Frankreich, wo genau zur gleichen Zeit jene beiden Opern Carmen und Samson et Dalila komponiert wurden, deren Arien bis heute zum geliebten Standardrepertoire einer jeden Mezzosopranistin gehören. Werkkommentar Amir Khalaf: „Sacrifice for Orchestra“ „Weil das Opfer heilig ist, ist es kriminell, es zu töten – aber das Opfer ist nur heilig, weil es getötet werden soll.“ (Henri Hubert & Marcel Mauss) „Sacrifice for Orchestra ist eine musikalische Interpretation der Intimität zwischen der ambivalenten Natur des Opfervorgangs und der mimetischen Theorie, die von René Girard entwickelt wurde. Wir tendieren dazu, nicht nur das Verhalten, sondern auch die Wünsche anderer Menschen zu imitieren. Die zentrale Rolle des Opfers ist es, Gewalt in einen heiligen rituellen Akt zu verwandeln. Das Orchester zu ritualisieren und der Zustand des Imitierens sind die Hauptfaktoren, die die Komposition beeinflusst haben, genau wie die Aufführung. Musiker führen ebenfalls rituelle und nachahmende Handlungen aus; die Blechbläser klopfen auf die Schalltrichter ihrer Instrumente, blasen ohne Tonhöhe in ihre Instrumente, die Streicher klopfen mit der Hand und dem Bogen auf ihre Instrumente. Während all die musikalischen Instrumente die Klänge der Natur imitieren, entsteht ein generelles Muster musikalischer Gesten, so zum Beispiel die Klänge des Windes und der Vögel. Wir sind Geschöpfe der Nachahmung. Der letzte Teil der Komposition, überschrieben Decay (Verfall), wurde inspiriert von Qui Habitat für 24 Stimmen von Josquin des Préz.“ G eorges Bizets Carmen kam 1875 in Paris an der Opéra comique zur Uraufführung. Den Siegeszug, den sie sehr schnell an den Opernhäusern in aller Welt antrat, hat der Komponist nicht mehr erlebt; er starb wenig später mit nur 36 Jahren. Die Geschichte einer Frau, die ihre Freiheit nicht von den Männern einschränken lassen will und dafür von dem eifersüchtigen Don José erstochen wird, erzählt Bizet schnörkellos und mit spanisch angehauchten Melodien und Rhythmen, so in der „Habanera“ aus dem 1. Akt, in der Carmen ihre Vorstellungen von Liebe und Treue klipp und klar ausspricht: „L’amour est un oiseau rebelle“ (Die Liebe ist ein rebellischer Vogel) – Treue kann man nicht erzwingen! Nicht weniger berühmt ist die „Seguidilla“, eine Hymne auf die Schenke des Lillas Pastia, wo sich Carmen am Abend vergnügen will, allerdings noch nicht weiß, mit wem... Bizets Musik tanzt im 3/8-Takt voller Raffinesse zu den französischen Worten. Und noch einmal französische Oper, wenn auch in Weimar uraufgeführt: Camille SaintSaëns vertonte in seiner Oper Samson et Dalila die biblische Geschichte aus dem Alten Testament (Buch der Richter), wonach Dalila den übermenschlich starken Samson verführte und seiner Kräfte beraubte, indem sie ihm die Haare abschnitt. Ihre Arie „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ (Mein Herz öffnet sich deiner Stimme) ist musikalische Verführung pur: Die Stimme gleitet sinnlich auf und ab, eingehüllt vom Orchester mit seinen zärtlichen Bläserklängen und seidigen Streichern. Zweimal wiederholt Dalila ihren Gesang, zu den Worten „Réponds à ma tendresse“ (Antworte auf meine Zärtlichkeiten) schlängelt sich die Melodie chromatisch abwärts – eine Aufforderung, der Samson ohne Wenn und Aber erliegt. Werkkommentar Ali Osman: „Fusion“ „Dieses Werk, ursprünglich für Streichquartett konzipiert, wurde geschrieben für ein Symposium, das 2007 in Salzburg zum Thema ‚Oriental Occidental Accord‘ (‚Morgen- und Abendländische Übereinstimmung‘) stattfand. Daher handelt es sich auch um eine Fusion arabischer Musikelemente. Im ersten Teil kommt ein rhythmisches Muster namens ‚Mohagger‘ im 14/4 Takt vor. Im Mittelteil benutze ich eine sudanesische pentatonische Tonleiter und ebenfalls einen sudanesischen Rhythmus. Der dritte Teil wiederholt den ersten Teil, hinzu kommen ägyptische Schlaginstrumente. Ich habe all diese Elemente zusammengefügt mit westlichen Kompositionstechniken – daher der Titel Fusion.“ see in Kärnten vollständig zu konzipieren. Im Oktober erfolgte die Reinschrift, und bereits am 30. Dezember 1877 fand die vielbejubelte Uraufführung in Wien statt. Luftiges D-Dur, ein sanfter Dreiertakt und voller Hörnerklang zu Anfang signalisieren romantische Naturstimmung und inniges Behagen. Oder vielleicht doch nicht? Brahms selbst warnte seinen Verleger Simrock, die neue Symphonie sei so melancholisch, dass er es kaum aushalte: „Sie müssen an die Partitur einen Trauerrand wenden, dass sie auch äußerlich ihre Melancholie zeigt.“ Nun ist Brahms durchaus bekannt dafür, dass er gerne Nebelkerzen warf, wenn es um seine eigenen Werke ging – so melancholisch ist ihm die Zweite dann doch wieder nicht geraten. Allerdings lassen manche Klänge aufhorchen: So zieht sich die Musik nach dem idyllischen Anfang plötzlich ganz in sich zurück, hält in einem Paukensolo und einem düsteren, von Posaunen geprägten Bläserakkord inne. Doch aus diesem „Loch“ findet die Musik schnell wieder heraus, es dominieren warme Holzbläser und tiefe Streicher, musikalische Kämpfe werden nicht lautstark, sondern eher dezent ausgetragen. Nur das ausgiebige Hornsolo gegen Ende des ersten Satzes, das motivisch wie fast alles in dieser Symphonie aus den Anfangstakten hergeleitet ist, kündet von Abschied und Trauer. Doch das letzte Wort haben die wispernden Holzbläser, die den Satz schlicht und in sich ruhend zu Ende bringen. Alle Register seiner kompositorischen Vielseitigkeit zieht Brahms im Adagio-Satz, dem einzigen wirklich langsamen Satz all seiner Symphonien. Eine wehmütige Kantilene der Celli gibt die Stimmung vor, doch völlig zwanglos fügen sich wieder die Holzbläser mit lichten Farben ein. Das musikalische Gewebe ist dicht gestrickt, aber nie wird es zum Dickicht. Ein beschwingterer Abschnitt, nicht zufällig mit Brahms’ Lieblingsbezeichnung „grazioso“ (lieblich) überschrieben, wird abgelöst von einem Mollteil, in dem die Streicher mächtig für Unruhe sorgen. Aber auch dieser Sturm legt sich schnell wieder, und indem er das Anfangsthema mit immer neuen Neben- und Gegenstimmen kunstvoll verändert, lässt Brahms das Adagio ausklingen. Gänzlich „grazioso“, einer Serenade ähnlich, ist das Scherzo angelegt, das von seinem rhythmischen Ping-Pong-Spiel zwischen behaglichem Ländler, flottem Zweiertakt (mit kernigen Synkopen) und einem noch energischeren Presto-Teil lebt. Am unkompliziertesten hat Brahms das Finale konzipiert. Nachdem die Streicher das Anfangsthema, wieder aus dem bereits bekannten Motivmaterial abgeleitet, noch sehr verhalten vorstellt haben, zielt der Satz fast geradlinig seine Bahn Richtung Ende. Bisweilen nimmt Brahms ein wenig Tempo aus der zügigen Fahrt, vor allem mit einer leicht schwingenden Triolenbewegung in der zweiten Hälfte – umso mehr Wirkung zeigt der Schlussspurt, zu dem das fortissimo aufspielende Orchester mit vollem Blechbläsereinsatz auch den letzten Gedanken an Trauerränder endgültig verscheucht. M it seinen vier Symphonien hat sich Johannes Brahms ein für allemal einen festen Platz im Olymp der größten Symphoniker gesichert. Dabei hatte er selbst die größten Zweifel, ob er es schaffen könnte, aus dem übergroßen Schatten Beethovens herauszutreten. Doch nach der schwierigen Geburt der ersten Symphonie c-Moll, die sich über nicht weniger als 20 Jahre hinzog, schien der Knoten geplatzt. Schon ein Jahr später, 1877, nahm Brahms das zweite Werk in Angriff, und es reichte ihm ein einziger Sommer, um die Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 in seinem sommerlichen Domizil am Wörther- Michael Horst Young Euro Classic bei Arte concert: Die Konzerte vom 28. August bis 03. September 2016 werden auf arte concert live gestreamt. Weitere Informationen unter: concert.arte.tv Eine Produktion von und in Kooperation mit Camille Saint-Saëns: “Mon coeur s’ouvre à ta voix” Aus der Oper “Samson et Delilah” (1877) Text: Ferdinand Lemaire Mon cœur s‘ouvre à ta voix, comme s‘ouvrent les fleurs aux baisers de l‘aurore! Mais, ô mon bienaimé, pour mieux sécher mes pleurs, que ta voix parle encore! Dis-moi qu‘à Dalila tu reviens pour jamais. Redis à ma tendresse les serments d‘autrefois, ces serments que j‘aimais! Ah! réponds à ma tendresse! Verse-moi, verse-moi l‘ivresse! Ainsi qu‘on voit des blés les épis onduler sous la brise légère, ainsi frémit mon coeur, prêt à se consoler, à ta voix qui m‘est chère! La flèche est moins rapide à porter le trépas, que ne l‘est ton amante à voler dans tes bras! Ah! réponds à ma tendresse! Verse-moi, verse-moi l‘ivresse! Mein Herz erschließt sich deiner Stimme wie die Blumen sich dem Kuss der Morgenröte öffnen! Aber, oh mein Geliebter, um meine Tränen besser zu trocknen, lass deine Stimme weiter sprechen! Sag mir, dass du für immer zu Delilah zurückkehrst. Wiederhole meinen Zärtlichkeiten die Versprechen von ehedem, die Versprechen, die ich liebte! Ah! Antworte meiner Zärtlichkeit! Erfülle mich mit deinem Liebesrausch! Wie man die Ähren im Kornfeld wogen sieht im leichten Wind, so zittert mein Herz, bereit zum Trost durch deine geliebte Stimme! Der todbringende Pfeil ist langsamer als deine Geliebte, die in Deine Arme fliegt. Ah! Antworte meiner Zärtlichkeit! Erfülle mich mit deinem Liebesrausch! Georges Bizet: “Habanera” aus der Oper “Carmen” (1875) Text: Henri Meilhac und Ludovic Halévy L’amour est un oiseau rebelle Que nul ne peut apprivoiser, Et c’est bien en vain qu’on l’appelle S’il lui convient de refuser. Rien n’y fait, menace ou prière. l’un parle bien, l’autre se tait; et c’est l’autre que je préfère: il n’a rien dit, mais il me plaît. L’amour! L’amour est enfant de Bohème, il n’a jamais connu de loi: Si tu ne m’aimes pas, je t’aime; si je t’aime, prends garde à toi! Ja, die Liebe hat bunte Flügel, solch einen Vogel zähmt man schwer; haltet fest sie mit Band und Zügel, wenn sie nicht will, kommt sie nicht her. Ob ihr bittet, ob ihr befehlet und ob ihr sprecht und ob ihr schweigt, nach Laune sie den erwählet, und heftig liebt, der stumm sich zeigt. Die Liebe! Die Liebe von Zigeunern stammet, fragt nach Rechten nicht, Gesetz und Macht; liebst du mich nicht, bin ich entflammet, und wenn ich lieb, nimm dich in acht! L’oiseau que tu croyais surprendere battit d’aile et s’envola l’amour est loin, tu peux l’attendre; tu ne l’attends plus, il est là! Tout atour de toi, vite, vite, il vient, s’en va, puis il revient tu crois le tenir, il t’evite, tu crois l’eviter, il te tient. L’amour! L’amour est enfant de Bohème, il n’a jamais connu de loi: Si tu ne m’aimes pas, je t’aime; si je t’aime, prends garde à toi! Glaubst den Vogel du schon gefangen, ein Flügelschlag, ein Augenblick, er ist fort und du harrst mit Bangen, eh du‘s versiehst, ist er zurück. Weit im Kreise siehst du ihn ziehen, halt ihn fest und er wird entfliehen, weichst du ihm aus, flugs ist er da! Ja, die Liebe! Die Liebe von Zigeunern stammet, fragt nach Rechten nicht, Gesetz und Macht; liebst du mich nicht, bin ich entflammet, und wenn ich lieb, nimm dich in acht! Georges Bizet: „Seguidilla“ Aus der Oper „Carmen“ (1875) Text: Henri Meilhac und Ludovic Halévy Près des remparts de Séville, chez mon ami Lillas Pastia, j‘irai danser la séguedille, et boire du manzanilla. J‘irai chez mon ami Lillas Pastia! Oui, mais toute seule on s‘ennuie, et les vrais plaisirs sont à deux. Donc, pour me tenir compagnie, j‘emmènerai mon amoureux! Mon amoureux... il est au diable: je l‘ai mis à la porte hier. Mon pauvre cœur très consolable, mon cœur est libre comme l‘air. Draußen am Wall von Sevilla wohnet mein Freund Lillas Pastia, dort tanze ich die Seguidilla und trink Manzanilla! Dort bei meinem Freunde Lillas Pastia. Ach, besser ist es doch zu zweien, langweilig ist‘s allein zu sein, so soll mir, seinen Arm zu leihen, der Liebste mein Begleiter sein. Der Liebste mein? Ach, wenn ich ihn hätte! Ich jagt‘ ihn gestern erst davon! Mein armes Herz ist ohne Zweifel, frei, wie der Vogel in der Luft! J‘ai des galants à la douzaine, mais ils ne sont pas à mon gré. Voici la fin de la semaine, qui veut m‘aimer ? je l‘aimerai. Qui veut mon âme ? Elle est à prendre! Vous arrivez au bon moment! Je n‘ai guère le temps d‘attendre, car avec mon nouvel amant... Ich zähl die Liebsten dutzendweise, aber sie gefallen mir nicht. So schließt die Woche, und wer mich liebt, den liebe ich. Wer kommt mir denn helfend entgegen, wer findet wohl das rechte Wort? ´s ist nicht Zeit das zu überlegen, mit dem Liebsten muss schnell ich fort!