Elektrotechnik: Kurzer geschichtlicher Rückblick

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Elektrotechnik: Kurzer geschichtlicher Rückblick
In der Natur kann Elektrizität wohl am Besten bei Gewittern beobachtet
werden. Es war wohl für unsere Uhreinwohner genauso faszinierend wie auch
beängstigend, die Blitze zu beobachten. Doch diese ungebändigte Kraft konnte
natürlich kaum zur Erforschung der Elektrizität verwendet werden.
Erste elektrostatische Phänomene wurden von den Griechen am Bernstein
(gelbbraune Steine, erstarrtes Harz) entdeckt werden. Diese nannten den
geheimnisvollen Stoff "Elektron". Mit Wolle gerieben zeigte der Bernstein die
Eigenschaft, kleine Teile wie Flaum oder Staub anzuziehen. Es konnten sogar
blitzende Funken mit ihm gezogen werden.
Im 18. Jahrhundert wurde von Wissenschaftlern vor allem Reibungselektrizität
untersucht. Kurz vor 1800 wurde die galvanische Säule vom italienischen
Physiker Volta konstruiert. Damit war eine erste Gleichspannungsquelle
verfügbar, die auch über längere Zeit elektrischen Strom liefern konnte. So
konnten viele weitere Phänomene wie z.B. der Elektromagnetismus entdeckt
und untersucht werden. Mit der Entdeckeung der Dynamoelektrischen
Maschine war der Begriff Elektrotechnik geboren und der Siegeszug dieser
faszinierenden Technologie konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Wir haben zusammen Elektrotechnik, wo wir im Unterricht viele dieser
elektrotechnischen Phänomene kennen lernen werden. Wir werden diese teils
selber erforschen können, andererseits gibt es aber auch, viele bereits
existierende Notationen und Normen kennen zu lernen. Elektrotechnik hat
auch viel mit Berechnungen zu tun, wo Eure mathematischen Vorkenntnisse
gefordert sein werden. Aber keine Angst, wir müssen nicht alles schon im
ersten Moment können. Wir werden Schritt für Schritt vorwärtsgehen und so
immer mehr Details der Elektrotechnik beherrschen.
In diesem Zusammenhang ist wohl die erste Frage: Was ist eigentlich ein
elektrischer Stromkreis, und was braucht es alles, damit ein elektrischer Strom
fliessen kann? Im folgenden Kapitel werden wir uns an dieses Thema
herantasten.
Doch zuerst noch ein paar Vorabinformationen zu diesen Unterlagen: Ich
fasse mit diesem Skript Erkenntnisse aus verschiedenen
Arbeitsblättersammlungen und Fachbüchern zusammen und versuche damit,
möglichst gezielt auf Eure Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Meldet also
ungeniert, wenn Ihr hier etwas vermisst oder noch besser erklärt haben
möchtet.
Für vertiefte Informationen empfehle ich Euch aber auch, die Fachbücher zu
studieren, die Ihr noch bekommen werdet.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 1
Der elektrische Stromkreis
Die meisten von Euch werden elektrische Stromkreise bereits kennen.
Trotzdem schadet es nichts, das Thema hier etwas grundlegender zu
betrachten. Wissenschaftler arbeiten viel mit Modellen. Sie beschreiben
beobachtete Vorgänge mit Modellen, damit die Vorgänge voraussagbar und
berechenbar werden. Wenn nun etwas neues, noch unbekanntes untersucht
wird versuchen sie ein bereits bekanntes Modell mit ähnlichen Eigenschaften
herbeizuziehen und damit das neue Phänomen zu beschreiben.
Selbstverständlich muss ein Modell in diesem Fall dem neuen Thema
angepasst werden.
Genau so möchten wir nun die Eigenschaften von elektrischen Stromkreisen
untersuchen.
Zur ersten Beschreibung des Stromkreises ziehen wir das Modell von einem
Fluss herbei. Irgendwo in den Bergen ist seine Quelle, und er wird nach einer
mehr oder weniger langen Strecke im Meer enden:
Ein anderes, ähnliches Modell ist der abgebildete Wasserkreislauf:
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Nun ist es aber an der Zeit, dass wir aus diesen Kenntnissen einen einfachen
elektrischen Stromkreis zusammenstellen. Wir zur Darstellung von
Stromkreisen ein Schema, d.h. eine Darstellung des Stromkreises mit
Symbolen:
Im Vergleich mit den vorherigen Modellen finden wir zu diesem Stromkreis
heraus:
Der Strom ist in jedem Teil des gezeichneten
Stromkreises gleich gross.
Schaltsymbole
Symbole sind genormte Zeichen für ein bestimmtes Bauteil. Solche Symbole
sind genormt, d.h. es ist festgelegt, was für ein Aussehen sie haben. Dies ist
sehr vorteilhaft, denn Dank der Normung können wir auch Schemas aus
anderen Ländern lesen, selbst wenn wir die Sprache der Umschreibungen
nicht verstehen. Etwas philosophisch: Symbole sind eigentlich die Wörter
unseres Schemas. Wenn wir die Wörter einer Sprache nicht verstehen,
verstehen wir auch den Sinn nicht von einem Satz. Genau so verhält es sich
mit den Symbolen im Schema…
Übrigens: Es wäre ja zu einfach, wenn auf der ganzen Welt nur eine Norm
bestehen würde. Immerhin sind aber viele Zeichen in verschiedenen
Normenausführungen ähnlich. Die hier betrachteten Zeichen dürften überall
gleich sein.
Einige Normierungsinstitutionen sind hier aufgelistet:
• CEI (Commission Electrotechnique Internationale)
• SEV (Schweizerischer Elektrotechnischer Verein)
• DIN (Deutsche Industrienorm)
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Wir sehen im Schema uns mehr oder weniger bekannt vorkommende
Symbole. Diese Symbole möchten wir hier beschreiben. Es werden mit der
Zeit natürlich noch weitere Symbole dazukommen.
Benennung
Bild
Symbol
Leitung
Leitungskreuzung
leitende
Verbindung
Batterie
(1 Element)
Glühlampe
Schalter
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Spannungserzeugung
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Seite 5
Wirkungen des elektrischen Stromes
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Der Aufbau des Atoms
Wir haben uns zum Verständnis des elektrischen Stromkreises das Modell
vom Wasserkreislauf betrachtet. Vieles ist im Wasserkreislauf ähnlich wie im
Stromkreis, einiges aber eben auch ganz anders. Um zu verstehen, was sich
denn im Leiter eines Stromkreises genau bewegt und weshalb, müssen wir zu
den kleinsten chemischen Bausteinen der Materie hinabtauchen, zu den
Atomen.
Wir sehen in der Mitte eine
Anhäufung von Kugeln, die
dicht aneinander sind. Es
handelt sich um den Atomkern,
dessen Teile offenbar gut
zusammenhalten.
Viel weiter draussen fliegen um
den Atomkern herum weitere
Teile, die Elektronen, ähnlich
wie im Sonnensystem die
Planeten um die Sonne kreisen.
Wir können uns nun fragen:
Weshalb können die Bausteine
des Kerns so kompakt
beieinander sein, während die Elektronen ganz offensichtlich viel Platz
brauchen? Und was für eine Kraft veranlasst die Elektronen, um den Kern
herum zu fliegen? Um diese Fragen zu beantworten, sehen wir uns doch mal
die einzelnen Bausteine des Atoms an:
Benennung
Proton
Durchmesser Masse
Art der Ladung
-15
-24
10 m
1.7⋅10 g positiv
Neutron
10-15 m
Elektron
10
-17
m
Atomkern
10
-14
m
ganzes Atom
10-10 m
1.7⋅10-24 g
9.1⋅10
-28
g
neutral
negativ
positiv
neutral
Nun, für die Frage des Zusammenhalts vom Kern müssen wir annehmen, dass
es zwischen den Kernbauteilen eine sehr starke Kraft geben muss. In der Tat
wurde herausgefunden, dass zwischen den Teilchen eine starke
Wechselwirkung besteht, die aber nur über sehr geringe Reichweiten wirkt. Im
Kern befinden sich die positiv geladenen Protonen und die Neutronen. Die
elektrische Abstossungskraft ist etwa 100 Mal kleiner wie diese
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Wechselwirkung1, zudem werden die Protonen durch zusätzliche Bausteine,
die Neutronen auf Distanz gehalten. So überwiegt die Kraft der starken
Wechselwirkung im Kern, die ihn kompakt zusammenhält. Der Atomkern
besteht also aus Protonen und Neutronen!
Die Elektronen hingegen sind für die starke Wechselwirkung viel zu weit vom
Kern entfernt, es wirken also die elektrischen Anziehungskräfte, die das
Elektron daran hindern, den Atomkern unter normalen Bedingungen zu
verlassen.
Wie wir in der Tabelle der Atombausteine sehen, besitzen Protonen eine
positive Ladung, Elektronen eine negative.
Zwischen Elektronen und Protonen besteht eine elektrische Anziehungskraft,
wie wir aus obiger Schilderung sehen. Andererseits bleiben die Elektronen
untereinander auf Distanz, sie stossen sich ab. Wir können daraus folgende für
die Elektrotechnik sehr wichtigen Sätze ableiten:
• Ungleichartige Ladungen ziehen sich an
• Gleichartige Ladungen stossen sich ab
Der Betrag der elektrischen Ladung ist für Protonen und Elektronen gleich
gross. Wenn gleich viele Elektronen wie Protonen vorhanden sind wirkt der
Stoff gegen Aussen elektrisch neutral. Auch ein Atom als Ganzes ist elektrisch
neutral. Das Atom besitzt also gleich viele Elektronen wie Protonen.
Mit chemischen und physikalischen Vorgängen können wir dieses
Gleichgewicht allerdings stören. Chemische Verbindungen entstehen teilweise
durch Teilchen mit Elektronen oder Protonenüberschuss. Wir werden in der
Elektrotechnik nur im Zusammenhang der elektrischen Leiterarten darauf
eingehen.
Die Ladung, die ein Elektron bzw. ein Proton besitzt, nennen wir
Elementarladung. Sie ist sehr klein, nämlich qe = 1.60219⋅10-19 As, aber in
einem Stromkreis befinden sich dafür sehr viele elektrische
Elementarladungen in Bewegung.
Lasst uns nun aus diesen Erkenntnissen über Atome, deren Grundbausteine
und die Eigenschaften der Ladungen weitere elektrische Grundbegriffe
erarbeiten.
1
Physik für Ingenieure, 1989, S. 608
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Elektrische Grundbegriffe
Die elektrische Ladung Q
Die Ladung begegnete uns schon bei der Betrachtung des Atoms. Wir haben
dort die Elementarladung von den Elektronen und Protonen betrachtet. Die
Elementarladung beträgt |qe| = |qp| = 1.60219⋅10-19 As.
Wir könnten nun darauf kommen, dass mit Ladung die gesamte Anzahl von
solchen Elementarladungsteilchen in einem Stoff gemeint ist. Ein Stoff mit
gleich vielen positiven und negativen Ladungsträgern (Protonen und
Elektronen) ist aber nach aussen elektrisch neutral. Mit elektrischer Ladung
bezeichnen wir stets den Mangel oder Überschuss von der einen
Ladungsträgerart. In Metallen sind die beweglichen Ladungsträger die
Elektronen. Wir können also sagen:
• Negativ geladen = Elektronenüberschuss
• Positiv geladen = Elektronenmangel
In der Elektrotechnik haben wir mit viel grösseren Ladungsmengen als mit
einzelnen Elementarladungen zu tun. Interessant dabei aber ist, dass wir
eigentlich zählen könnten, wie viele Elektronen oder Protonen zu viel auf
einem Körper sind, und damit die Ladung bestimmen. Die elektrische Ladung
besteht also eigentlich aus abzählbaren Elementen. Betrachten wir eine
gängige Ladungsmenge von Q = 1 As und berechnen, wie vielen
Elementarladungsteilchen diese entspricht:
ne = Q / qe = 1 As / 1.60219⋅10-19 As = 6.24⋅1018
Eine wahrlich riesige Zahl von Elementarladungsteilchen. Es gibt aber
durchaus noch grössere Ladungsmengen wie 1 As.
Wie erhalten wir überhaupt einen geladenen Körper? Das Stichwort hierfür
heisst: Durch Ladungstrennung.
Ich muss also z.B. auf einen elektrisch neutralen Körper negative Ladung
aufbringen (=Elektronenüberschuss). Doch woher bekomme ich diese
Ladung? Ich entnehme sie einem zweiten Stoff, d.h. dort wird nachher im
gleichen Masse Elektronenmangel herrschen wie es auf dem ersten Stoff
Überschuss hat. Es entsteht also ein positiv und ein negativ geladener Körper.
Wie trenne ich Ladungen? Hierzu kann ich aufs Blatt Spannungserzeugung
verweisen. Offensichtlich hat elektrische Ladung etwas mit Spannung zu tun,
ja es hängt direkt voneinander ab! Weshalb dies?
Wir sahen soeben dass eine Ladung von 1 As einer Anzahl von 6.24⋅1018
Elementarladungsteilchen entspricht.
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Es ist einfach festzustellen, wie eine so riesige Menge von überschüssigen
Ladungsteilchen auch aufeinander Kräfte ausüben. Wir kennen bereits den
Sachverhalt: Gleichartige Ladungen stossen sich ab. Das heisst, dass die
überschüssigen Ladungsträger sich gerne weiter voneinander entfernen
würden, wenn sie könnten. Diese Tatsache erzeugt Druck auf die
Ladungsteilchen! Was heisst dies nun?
Nehmen wir an, ich hätte einen positiv geladenen Körper. Schliesse ich an ihn
eine Leitung an, bewegt sich ein Teil dieser positiven Ladung dort hinein.
Mache ich eine Verbindung bis zum entsprechend negativ geladenen Körper,
so fliessen die positiven Ladungsträger über die Leitung zum negativen Pol
ab, es beginnt ein Strom zu fliessen.
Nun, diese Beschreibung stimmt, wenn sich die positiven Ladungsträger
tatsächlich verschieben können. Dies tun sie aber eben in vielen Stoffen nicht!
Wenn wir annehmen, dass sich nur die Elektronen bewegen können, müssen
wir unsere Überlegung ein wenig revidieren:
Der positiv geladene Körper hätte in diesem Fall Elektronenmangel, da ich die
Protonen von ihm ja auch bei der Ladungstrennung nicht bewegen konnte.
Aus dem angeschlossenen Leiter würde nach dem Satz "Ungleichartige
Ladungen ziehen sich an" ein Teil der freien Elektronen zum positiven Pol
gezogen. Es herrscht nun auch auf dem Draht Elektronenmangel. Wenn ich
die Leitung zum entsprechenden negativ geladenen Pol führe, werden die dort
überschüssigen Elektronen, die sich ja übrigens untereinander abstossen, und
mehr Raum ausfüllen möchten, über den Leiter zum positiven Pol fliessen und
zwar solange, bis die Ladungsmengen wieder ausgeglichen sind.
Diese Ausgleichsbewegung von Ladungsträgern nennen wir Strom.
Der elektrische Strom I
Der elektrische Strom ist Strömung von Ladungsteilchen. Die Masseinheit für
den Strom I ist 1 Ampere = 1 A
Ich sage mit dem Strom aus, wieviel Ladung pro Sekunde einen
Leiterquerschneitt passieren. Wir können also sagen, dass bei I = 1 A pro
Sekunde 6.24⋅1018 Ladungsträger den Querschnitt passieren. Die Rechnung
hierzu:
ne/t = I / qe = 1 A / 1.60219⋅10-19 As = 6.24⋅1018 / s
Strom und Ladung sind also miteinander verknüpft:
Ladung Q = n⋅qe
Strom
I =Q/t
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Q = I⋅t
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Q = Ladung [As]
I = Strom [A]
t = Zeit [s]
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Beispiel: Wir wollen einen Körper auf Q = 50 mAs aufladen. Wie lange muss
ein Strom von 5 A fliessen, um diese Ladung zu realisieren?
Weitere Beispiele: Westermann: Technische Mathematik S. 35 Nr. 3 - 6
Wir sahen bei den Ladungen, dass positive Ladungsträger vom positiven zum
negativen Pol fliessen. Haben wir aber negative Ladungsträger, so fliessen
diese vom negativen zum positiven Pol, also gerade umgekehrt herum. Es ist
deswegen notwendig die Stromrichtung zu definieren. Wir nennen diese
Definition die technische Stromrichtung:
Ausserhalb der Spannungsquelle fliesst der Strom vom
Plus- zum Minuspol
Wir wissen nun schon einiges über die Atome, das Wirken von
elektrostatischen Kräften und das Verhalten von Ladungsträgern! Wir werden
nun einige Leiterarten betrachten und herausfinden, wie der Strom dort fliesst.
Stromleitung in Metallen
In (festen) Metallen sind die Atome fest im Stoff eingebunden, sie können sich
also nicht bewegen. Die Elektronen bewegen sich um die Atomkerne, können
ihr Mutteratom aber nicht einfach so verlassen. In Metallen sitzen die Atome
an einem festen Platz in einer bestimmten Anordnung zueinander. Sie
kommen sich dabei so nahe, dass sie die äussersten Elektronen untereinander
austauschen können. Wir sprechen von sogenannten Valenzelektronen. Bei
Kupfer gibt es ein solches Valenzelektron pro Kupferatom. Die restlichen
Elektronen bleiben an den Kern gebunden.
Dies führt uns zur vereinfachten Ansicht, ein Metallatom bestehe aus einem
positiv geladenen Atomrumpf
und den negativen
Valenzelektronen. Lasst uns dies
in einer Skizze verdeutlichen:
Wir sehen einen möglichen Weg,
den ein Elektron zurücklegen
kann. Wenn ich nun durch einen
positiven oder negativen Pol
elektrostatische Kräfte mit ins
Spiel bringe, beginnen sich die
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freien Elektronen in eine Richtung zu bewegen, es fliesst ein Strom:
Wir können aus diesem Bild interpretieren, dass sich das positiv geladene
Metallion jeweils in Gegenrichtung der Elektronenbewegung verschiebt.
Wichtig ist zu sehen, dass es sich dabei aber nur um die Ladung handelt, das
Atom selbst bleibt ja fest an seinem Platz.
Wie viele Valenzelektronen haben wir in einem Leiter?
1 mm3 Kupfer besitzt ca. 85⋅1018 Atome und damit ebenso viele
Valenzelektronen. Es dauert also mehrere Sekunden bis 1 mm3
Valenzelektronen von einem Strom von 1 A durch den Leiter gedrückt
werden.
Genau von dieser Feststellung her kommen wir zur Unterscheidung der
Impuls- oder Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Stromes und der eigentlichen
Elektronengeschwindigkeit.
Die Impulsgeschwindigkeit des Stromes in metallischen Leitern ist sehr, sehr
gross, sie beträgt annähernd Lichtgeschwindigkeit:
vImpuls = 300‘000 km/s
Dies führt zur praktisch verzögerungsfreien Wirkung des elektrischen Stromes
am Ende einer Leitung, wenn am Anfang der Strom eingeschaltet wird.
Die Wandergeschwindigkeit der Elektronen im Leiter selbst ist hingegen sehr
klein. Sie beträgt bei einem Leiter mit Querschnitt A = 1 mm2 und einem
Strom I =10 A etwa 0.74 mm/s.
Wir können also sagen: vWander
< 1 mm/s
Strom in Metallen entsteht durch Elektronenfluss.
Stromleitung in Flüssigkeiten (Elektrolyten)
In Flüssigkeiten können sich die Teilchen frei bewegen. Gewisse chemische
Verbindungen entstehen durch die Übertragung von einem Valenzelektron an
ein anderes Atom erzeugt. Es entstehen dadurch positive und negative Ionen.
Durch die Wirkung elektrostatischer Kräfte können wir diese Ionen in
Bewegung setzen. Dies könnte in etwa so aussehen:
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Ionen sind vieltausendfach schwerer als Elektronen, und sind
dementsprechend träge. Elektrolyte sind deshalb auch schlechtere Leiter wie
Metalle.
Dass übrigens tatsächlich Ionen durch den Strom bewegt werden sehen wir
z.B. an folgenden Effekten:
• Bildung von Gasblasen an den Elektroden
(Elektrolyse)
• Metallablagerung an einem Pol (Galvanisieren)
Schlussfolgerung:
Stom in Elektrolyten kommt durch positive und
negative Ionen zustande
Stromleitung in Gasen
Gase sind unter normalen Bedingungen Nichtleiter, da Gasmoleküle gleich
viele Elektronen wie Protonen besitzen.
Durch Energiezufuhr können wir Gase hingegen ionisieren. Die Ionisation
kann zustande kommen durch hohe Spannungen (z.B. bei Gewittern), hohe
Temperaturen, durch Radioaktivität oder kurzwellige Strahlung.
Bei der Ionisation entreissen wir dem Gasmolekül Elektronen, es wird deshalb
zum positiven Ion.
Die Ladungsträger beim Stromfluss in Gasen sind
Ionen und Elektronen.
Beispiele von Gasentladungen sind:
•
•
•
•
Blitze
Koronaentladungen (Glimm und Sprühentladungen)
Lichterzeugung in Gasentladungslampen
Lichtbogen
Nichtleiter
Nichtleiter sind eigentlich ganz einfach erklärt. Sie besitzen keine freien
Ladungsträger, auf Nichtleiter als Ganzes wirken keine elektrostatischen
Kräfte. Auf die einzelnen Atome wirken diese Kräfte aber sehr wohl.
Isolierstoffe können unter gewissen Bedingungen auch leitend werden,
nämlich wenn sie entweder partiell zerstört/umgewandelt werden, oder z.B.
durch grosse Hitze (zäh)flüssig werden.
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Die elektrische Spannung U
Die Spannung hängt mehr oder weniger direkt mit der Ladung zusammen.
Wenn wir einen positiv und einen negativ geladenen Körper miteinander
verbinden, fliesst ein "Ladungsausgleichsstrom" wobei die Ladung auf den
Körpern abgebaut resp. ausgeglichen wird.
Nun sprechen wir in der Elektrotechnik nicht von Ladungsquellen, sondern
von Spannungsquellen. Spannungsquellen besitzen idealerweise eine
konstante Ausgangsspannung unabhängig von der Strombelastung. Sie wirken
ähnlich wie eine Pumpe im Wasserkreislauf, sind also imstande stets die für
den Stromfluss erforderliche Ladungsmenge in den angeschlossenen
Stromkreis zu "pumpen". Die ideale Spannungsquelle gibt es allerdings nicht.
Eine Batterie ist irgendwann erschöpft, und vielleicht habt ihr schon
beobachtet, wie das Licht einer Glühbirne leicht dunkler wird, wenn z.B. ein
elektrischer Heizofen an derselben Steckdose angeschlossen wird. In diesem
Fall sinkt die Spannung bei grosser Belastung.
Die elektrische Spannung bewirkt einen Stromfluss in einem Widerstand,
kann also als Ursache des elektrischen Stromes betrachtet werden. In anderen
Worten: Ist keine Spannung vorhanden, kann auch kein Strom fliessen.
Die Einheit der Spannung ist U
= 1 Volt = 1 V
Im Zusammenhang mit der Spannung soll hier noch folgendes angemerkt sein:
Eine Spannung kann immer nur zwischen zwei Punkten
herrschen.
Dieser Satz kann gut eingeprägt werden durch die Tatsache, dass eine
Spannung zwischen einem positiv und einem negativ geladenen Körper
herrschen kann, oder bei einer Batterie zwischen dem Plus- und dem
Minuspol. Wenn immer ich eine Spannung bezeichne oder messe, muss ich
auch sagen, zwischen welchen zwei Punkten sie herrscht.
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Die Stromdichte J
Mit Strom meinen wir bekanntlich die Anzahl Ladungsträger pro Zeiteinheit,
die einen Leiterquerschnitt passieren. In einem Leiter ist die Stromstärke
überall gleich. Doch was passiert, wenn wir den Leiterquerschnitt verengen?
Ziehen wir unser Wasserleitungsmodell zur Betrachtung herbei, würden wir
feststellen, dass die Geschwindigkeit des Wassers im engen Teil höher wird.
Genau so verhält es sich auch beim elektrischen Stromkreis. Allerdings
rechnen wir bei Leitern in der Regel nicht mit einzelnen Ladungsträgern,
sondern mit der Stromstärke.
Deshalb wird anstelle der Elektronengeschwindigkeit die Stromdichte im
Leiter definiert:
J = Stromdichte [A/mm2]
I = Stromstärke [A]
J=I/A
A = Leiterquerschnitt [mm2]
Betrachten wir uns folgendes Bild und kontrollieren die Berechnungen der
Stromdichte, die darin stecken:
Was bedeutet nun eine hohe Stromdichte, und was für Auswirkungen hat sie?
Lasst uns dies an folgender Berechnung auskundschaften:
Durch eine Glühlampe fliesst ein Strom von 4 A.
Die Hin- und Rückleitung besitzt einen
Querschnitt von 1.5 mm2, der Glühwendel selber
besitzt ein Querschnitt von 0.006 mm2.
Berechne die Stromdichte in Leiter und
Glühwendel.
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Die grosse Stromdichte im Glühwendel bringt diesen zum Glühen, die Lampe
gibt Licht ab. Die Zuleitung hingegen erwärmt sich kaum, denn dort ist die
Stromdichte gering.
Die Stromdichte sagt also etwas über die thermische Belastung des Leiters
aus.
Elektrische Leitungen müssen so bemessen sein, dass sie thermisch nicht
überlastet werden. Gefährlich wird es insbesondere, wenn die
Isolationsschicht zu schmelzen beginnt oder die zu grosse Hitze des Leiters
ein Feuer verursachen würde.
Um dies zu verhindern, gibt es die Bestimmungen der NiederspannungsInstallationsnormen, NIN. Dort ist für verschiedene Einbaunormen festgelegt,
welche maximale Stromstärken durch ein Leiter eines bestimmten
Querschnitts fliessen darf. Ein Auszug davon gibt uns folgende Tabelle:
A [mm2] I [A] J [A/mm2]
1.5
16
10.7
2.5
20
4
25
10
40
16
63
25
80
95
200
8.0
6.3
4.0
3.9
3.2
2.1
Welchen Durchmesser besitzt ein runder Leiter mit einem Querschnitt von 95
mm2?
A = r2π r = √(A/π)
d = 2r = 2⋅√(A/π) = 2⋅√(95 mm2/π) = 11 mm
Dieser Leiter ist also schon ganz schön dick!
Übungen zum Thema:
• Elektroniker: Westermann S. 36 Nr. 1, 3, 4
• Automatiker: Europa Rechenbuch S. 45 Nr. 1, 3, 7
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Stromarten
Prinzipiell unterscheiden wir zwei Stromarten:
• Gleichstrom oder DC (direct current)
Beim Gleichstrom fliesst der Strom immer in der
gleichen Richtung, er ist zudem konstant, ist also
über eine längere Zeitdauer konstant.
Beispiele von Gleichstromquellen: Batterie,
Akkumulator, Gleichstrom-Netzgerät
• Wechselstrom oder AC
(Alterneting
Current)
Wechselstrom ändert dauernd seien Richtung. Die
Elektronen fliessen also nicht mehr gleichmässig
entlang des Leiters, sondern schwingen sozusagen
um ihre Ursprungslage.
Beispiele von Wechselstromquellen: Stromnetz,
Wechselstromgeneratoren,
Mikrofone. Transformatoren.
• Mischstrom: Der Mischstrom weist einen Gleich- und
einen Wechselspannungsanteil auf, er setzt sich also
aus DC und AC zusammen. Falls keine negativen
Ströme vorkommen, sprechen wir von einem
pulsierenden Gleichstrom, so wie er z.B. aus einem
Gleichrichter kommt, bevor er geglättet ist.
Eine typische Anwendung von Mischstromist das
Telefon: Die Sprachinformation wird dem
Gleichstrom überlagert. Der Gleichstrom wird von den
Telefonapparaten als Stromversorgung benötigt, denn
normale Telefonapparate besitzen keinen zusätzlichen
Stromanschluss.
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Der elektrische Widerstand R
Jeder Leiter setzt dem elektrischen Strom einen Widerstand entgegen. Bei
einer bestimmten elektrischen Spannung kann also nur ein begrenzter Strom
fliessen. Der Widerstand behindert also den ungehinderten Fluss der
Ladungsträger.
Der Widerstand besitzt das Formelzeichen R (wie Resistance) und hat die
Einheit [Ω = Ohm]. Beispiel: R
=1Ω
Ein hoher Widerstandswert bedeutet auch eine hohe Behinderung des
elektrischen Stromes. Anstelle von der Behinderung könnten wir aber auch
von der Ermöglichung des elektrischen Stromes in einem bestimmten Leiter
sprechen. Wir kommen dann zum Begriff vom elektrischen Leitwert.
Der elektrische Leitwert G
Je höher der elektrische Leitwert eines Leiters ist, desto besser leitet er den
elektrischen Strom! Die Einheit des Leitwertes ist 1 Siemens = 1 S
Beispiel: G
=1S
Leitwert und Widerstand hängen direkt zusammen. Es ist
G=1/R
G = elektrischer Leitwert [S]
R = elektrischer Widerstand [Ω]
Machen wir zum Abschluss dieser beiden neuen Begriffe noch eine
Einheitenumrechnung: Was ist ein Siemens, ausgedrückt in Ohm?
S = 1/Ω = Ω-1
Übungen:
Berechne den Leitwert folgender Widerstände:
R1 = 12Ω, R2 = 0.45 Ω, R3 = 1.25 kΩ
Berechne den Widerstand von folgenden Leitwerten:
G1 = 2.18 mS, G2 = 30.3 S, G3 = 2300 mS
Weitere Übung für Automatiker: Europa Rechenbuch S. 43 oben Nr. 2
Elektrotechnik
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Berechnung von Leiterwiderständen
Jeder Leiter hat ein bestimmter Widerstand. Dies gilt sowohl für
Leitermaterialien in Widerständen als auch für normale Leiter aus Kupfer.
Von was hängt der Widerstand eines elektrischen Leiters ab und wie können
wir ihn berechnen?
Folgendes Bild soll uns einen ersten Aufschluss ermöglichen:
Der Widerstand eines elektrischen Leiters hängt also ab von der
Materialkonstante, von der Leiterlänge und vom Querschnitt des Leiters. Lasst
uns nun versuchen, die Berechnungsformel herauszufinden:
R = ρ⋅l/A
R = Leiterwiderstand [Ω]
l = Länge des Leiters [m]
A = Querschnitt des Leiters [mm2]
ρ = spezifischer Widerstand [Ω⋅mm
2
/m]
Der spezifische Widerstand ρ ist also die Materialkonstante und sagt aus, wie
gross der Widerstand eines Drahtes mit 1 m Länge und 1 mm2
Querschnittsfläche ist.
Analog zu den Betrachtungen bei der Widerstandseinführung gibt es auch hier
einen zweiten Begriff: Die Leitfähigkeit γ sagt aus wie gross der Leitwert
eines Leiters mit 1 m Länge und 1 mm2 Querschnittsfläche ist.
Anders gesagt: Die Leitfähigkeit ist der Kehrwert des spezifischen
Widerstandes:
γ=1/ρ
Wir können die Widerstandsberechnung auch direkt mit der Leitfähigkeit
durchführen. Die Formel lautet dann:
R = l/(γ⋅A)
γ
= Leitfähigkeit [m/(Ω⋅mm
2
)]
Hier sind einige Werte für spezifische Widerstände und Leitfähigkeiten
aufgeführt. Aufgabe: Überprüfe, ob spez. Widerstände und deren Leitfähigkeit
übereinstimmen.
Elektrotechnik
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Seite 19
Material
Aluminium (Al)
Kupfer (Cu)
Silber (Ag)
Gold (Au)
spezifischer Widerstand Leitfähigkeit
ρ [Ω⋅mm2/m]
γ [m/(Ω⋅mm2)]
0.0278
36
0.0178
56
0.0167
60
0.022
45.7
Beispiel: Wie gross ist der Widerstand eines Kupferleiters von 20 m Länge
und 1.5 mm2 Querschnitt?
Übungen zum Thema:
• Elektroniker: Westermann S. 46 Nr. 2, 3, 7, 11
• Automatiker: Europa Rechenbuch S. 46 Nr. 2, 3, 5, 6
Elektrotechnik
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Seite 20
Das Ohmsche Gesetz
Das Ohmsche Gesetz ist eine der wichtigsten Erkenntnisse in der
Elektrotechnik, denn es sagt aus, in welcher Beziehung zueinander
Spannungen, Ströme und Widerstände stehen. Lasst uns dieses Gesetz also
messtechnisch erforschen.
Aufgabe: Baue folgende Messschaltung auf und messe den Strom in Funktion
der Spannung im Bereich von 0..10V für die Widerstände
R = 1 kΩ und R = 2 kΩ
Spannung U [V] Strom I [mA] für R = 1 kΩ Strom I [mA] für R = 2 kΩ
0
2
4
6
8
10
• Zeichne das Liniendiagramm für die Spannung als Funktion des Stromes U
= f(I) für die beiden Widerstände, d.h. der Strom I ist in der x-Achse
einzutragen, die Spannung in der y-Achse.
• Welche Form weisen die Kurven auf?
• Bestimme die Steigung der Kurven mit Hilfe vom Ansatz Steigung =
∆U/∆I. Beachte dabei die korrekte Verrechnung der Einheiten inklusive
Massvorsätze. Was fällt Dir bei Betrachtung des Ergebnisses auf?
• Konstruiere nun aus Deinen Entdeckungen das Ohm'sche Gesetz!
Schlussfolgerung: Das Ohmsche Gesetz
lautet
U = I⋅R
U = Spannung [V]
I = Strom [A]
R = Widerstand [Ω = V/A]
Übungen zum Ohmschen Gesetz:
• Elektroniker: Westermann S. 40 Nr. 4, 5, 10, 11, 13, 16, 17, 21
• Automatiker: Europa Rechenbuch S. 43 unten Nr. 1, 2, 4, 5, 7, 9, 11, 14-16
Elektrotechnik
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Seite 21
Arbeit, Leistung Wirkungsgrad
Wir kennen nun eine der wichtigsten elektrischen Beziehung, das Ohmsche
Gesetz. Mit ihm wird Spannung, Strom und Widerstand in eine Beziehung
gebracht.
Doch wenn wir mit Elektrizität etwas antreiben wollen, kommt plötzlich die
Frage auf: Was für eine Leistung kann ich mit einer bestimmten Stromstärke
und Spannung realisieren? Da ich mit Elektromotoren elektrische Energie in
mechanische umwandlen kann, interessiert uns die Leistung nicht nur auf der
elektrischen Seite, sondern auch die mechanische Leistung. Schauen wir uns
deshalb kurz die Mechanische Seite an, um dann Parallelen zur Elektrizität zu
ziehen.
Mechanische Arbeit
Mechanische Arbeit wird verrichtet, wenn wir mit einer Kraft auf einen
Körper einwirken und diesen damit eine bestimmte Strecke bewegen können.
W: Arbeit [Nm]
F: Kraft [N]
s: Strecke oder Weg [m]
W = F⋅s
Die mechanische Arbeit besitzt die Einheit Nm. Das genormte
Einheitensystem macht eine Verbindung zwischen mechanischer, thermischer
und elektrischer Arbeit:
1 Nm = 1 J = 1 Ws
Häufig haben wir die Kraft nicht direkt gegeben, wohl aber die Masse eines
Körpers. Die Kraft ergibt sich in diesem Fall aus
F: Kraft [N]
m: Masse [kg]
a: Beschleunigung [m/s2]
F = m⋅a
Die so berechnete Kraft entspricht z.B. der Antriebskraft auf ein Fahrzeug, das
eine bestimmte Beschleunigung erfährt.
Aber auch Massen erfahren eine bestimmte Anziehungskraft. So funktioniert
überhaupt erst unser Sonnensystem: Die Erde wird von der Sonne angezogen.
Auch wir Menschen bleiben nur auf dem Erdboden stehen, weil auf uns die
Erdanziehungskraft wirkt. Diese Kraft können wir auch mit obiger Formel
berechnen, wenn wir die Erdbeschleunigung kennen. Da die Erbeschleunigung
eine wichtige Konstante ist, erhielt sie ein spezielles Formelzeichen:
FG = m⋅g
Elektrotechnik
mit g = 9.81 m/s2
FG: Gewichtskraft [N]
g: Erdbeschleunigung
Alexander Wenk
Seite 22
Beispiel: Ein Radfahrer besitzt zusammen mit seinem Fahrrad eine Masse von
85 kg. Wie gross ist die verrichtete Arbeit, wenn er von Innertkirchen (625
m.ü.M) zum Sustenpass (2'224 m.ü.M) hochfährt? Die Verluste können
vernachlässigt werden.
Mechanische Leistung
Bei der Verrichtung mechanischer Arbeit spielte der Zeitfaktor keine Rolle.
Nehmen wir das obige Beispiel: Es wird also gleich viel Arbeit verrichtet, egal
ob wir die Passhöhe in 2 oder erst in 4 Stunden erreichen.
Was sich in diesem Fall aber sehr wohl unterscheidet, ist die Leistung:
Je schneller eine bestimmte Arbeit verrichtet wird, desto grösser ist die
Leistung.
P: Leistung [W]
W: Arbeit [Ws]
t: benötigte Zeit zum Verrichten der
Arbeit [s]
P = W/t
Beispiel: Obiger Radfahrer benötigt 3h 41 min, um den Sustenpass zu
erreichen. Wie gross ist die durchschnittlich verrichtete Leistung des
Radfahrers? (Ohne Reibungsverluste)
Wir können natürlich auch ohne zuerst die Arbeit zu bestimmen die Leistung
berechnen. Dies gelingt uns im Prinzip, wenn wir in die Leistungsformel W =
F⋅s einsetzen. Wir erhalten dann:
P = F⋅s / t
Der Quotient s/t kommt uns wahrscheinlich auch bekannt vor: s/t
Daraus ergibt sich P
=v
P: Leistung [W]
F: Kraft [N]
v: Geschwindigkeit [m/s]
= F⋅v
Wir können also Leistung auch direkt aus Kraft
und Geschwindigkeit berechnen!
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 23
Beispiele:
Welche Leistung liefert ein Kleinkraftwerk, auf das pro Minute 12'000 l
Wasser aus 15 m Höhe geleitet werden?
Welche Leistung erbringt eine Lokomotive bei einer Geschwindigkeit von
72 km/h und einer Kraft am Zughaken von 120 kN?
Weitere Übungen: Westermann S. 30 Nr. 2, 4, 5, 6
Die elektrische Leistung
Von der Formel P = F⋅v ausgehend können wir gut Analogien zum Strom
ziehen, um die Leistungsformel zu erraten:
• Die Kraft kann mit Spannung verglichen werden
• Die Geschwindigkeit entspricht dem Strom
Daraus finden wir die Formel für die
elektrische Leistung: P
= U⋅I
P: Leistung [W]
U: Spannung [V]
I: Strom [A]
Beispiel: Eine elektrische Anlage liefert 230 V und ist mit einer 13 A
Sicherung versehen. Wie gross ist die maximale Leistung, die abgegeben
werden kann, ohne dass die Sicherung auslöst?
Weitere Übungen: Westermann S. 43/44 Nr. 1, 3, 4, 6, 9, 12, 19, 21
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 24
Wie können wir elektrische Leistung messen? Mit
einem Wattmeter
Das Schaltbild zeigt, wie ein Wattmeter in den Stromkreis einzubauen ist:
Die elektrische Arbeit resp. Energie
Die Beziehung zwischen Arbeit
und Leistung ist genau gleich wie
bei der Mechanik. Es folgt daraus:
W = P⋅t
Je länger eine bestimmte Leistung
wirkt, desto grösser ist die
verrichtete Arbeit.
Prinzipiell gilt für die elektrische
Arbeit/Energie dieselbe Einheit
wie bei der mechanischen: 1 Ws =
1 J = 1 Nm. Allerdings wird zur
Bestimmung des elektrischen Energieverbrauchs meist das handlichere Mass
kWh genommen:
1 kWh = 1 kW⋅3600s = 3'600'000 Ws = 3.6 MJ
Die Beschaltung eines Energiezählers ist genau gleich wie die des
Leistungsmessers. Wo werden elektrische Energiezähler eingesetzt?
In jeder Haushaltung (Elektroanschluss)
Energie hat seinen Preis: So wie wir an der Tankstelle für Treibstoffe bezahlen
müssen, wird auch der elektrische Energieverbrauch verrechnet Der
Strompreis wird in der Regel in Fr. / kWh angegeben. Die bezogene Energie
wird periodisch (halbjährlich) vom Zähler abgelesen und die Energiekosten
dem Kunden verrechnet:
Kosten = Energie ⋅ Preis
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 25
Frage: Wie gross ist der elektrische Energieverbrauch in Deinem Haushalt in
einem Jahr, und wie hoch ist der Energiepreis bei Euch? Nehme zur Klärung
dieser Fragen wenn möglich aufs nächste Mal eine Stromrechnung Deines
Haushalts mit.
Übungsaufgaben: Westermann S. 43 Nr. 1, 3, 4
Kombination Ohmsches Gesetz und Leistungberechnung
Wir haben die Leistung bis jetzt mit dem Produkt aus Spannung und Strom
berechnet. Doch häufig kommt es auch vor, dass wir z.B. die Leistung eines
Widerstandes an einer bestimmten Spannung berechnen wollen. Wir werden
deshalb hier einige dieser Rechnungen betrachten:
Strom und Widerstand
Spannung und Widerstand
Leistung bei Spannungsänderung
Wenn wir die Leistungsänderung bei Spannungsschwankungen betrachten
wollen, gehen wir immer davon aus, dass der Widerstand R konstant bleibt:
Übungen: Westermann S. 44 Nr. 14, 15, 16, 18
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 26
Wirkungsgrad
Ein ganz wichtiger Satz über Energie sagt aus, dass Energie nicht vernichtet,
sondern nur umgewandelt werden kann. Allerdings gelingt es uns nie die
ganze Energie in die gewünschte
Wirkungsform zu verwandeln.
Beispiel: Ein Elektromotor erzeugt
aus der elektrischen Energie nicht
nur mechanische, sondern erzeugt
leider auch immer Abwärme.
Der Wirkungsgrad sagt aus, wieviel
der aufgewendeten Leistung wir
nutzbar machen können.
Zeichnen wir den Motor zunächst
einmal als Funktionsblock:
Pab: Nutzleistung [W]
Pzu: zugeführte Leistung [W]
η: Wirkungsgrad (Einheitenlos)
Pv: Verlustleistung [W]
Pab = Pzu⋅η
Pv = Pzu - Pab
Der Wirkungsgrad η ist stets kleiner als 1, was nichts anderes besagt, als dass
nie mehr Leistung aus einem System gezogen werden kann, wie
hereingebracht wurde.
Wirkungsgrad von Energiesystemen.
Ganze Systeme weisen mehrere hintereinander geschaltete Funktionsblöcke
auf. Es gelingt uns in diesem Fall, aus den Teilwirkungsgraden den
Gesamtwirkungsgrad zu berechnen. Das Funktionsdiagramm hilft uns dabei:
ηges = η1⋅η2⋅….
Übungen: Westermann S. 30 Nr. 7 - 10
Elektrotechnik
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Seite 27
Zusatzaufgaben zu Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad
1. Das Kraftwerk Laufenburg staut den Rhein auf 11 m Höhe auf und kann
eine maximale Wassermenge von 1'400 m3/s verarbeiten.
a) Wie gross ist die hydraulische Leistung der Kraftwerksanlage?
b) Welche elektrische Leistung steht zur Verfügung, wenn die Turbine einen
Wirkungsgrad ηT = 0.85 und der Generator einen Wirkungsgrad von ηG =
0.91 besitzt?
c) Wie gross wäre Strom in der 110 kV Hochspannungsleitung, wenn wir
annehmen dass der Strom nur über einen Strang abgeführt wird?
2. a) Wie gross ist die jährliche elektrische Energieabgabe vom Kraftwerk
Laufenburg, wenn der Rhein im Durchschnitt 800 m3/s Wasser führt?
(Fallhöhe und Wirkungsgrade wie oben)
b) Wie hoch sind die Einnahmen aus dem Stromverkauf, wenn das Kraftwerk
den Strom zu 5 Rp/kWh verkaufen kann?
Elektrotechnik
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Seite 28
Temperaturabhängigkeit von Widerständen
Der Widerstand eines Leiters wird nicht nur durch die geometrischen
Abmessungen und die Materialkonstante beeinflusst. Er ändert sich auch mehr
oder weniger stark bei Erwärmung oder Abkühlung. So ist der spezifische
Widerstand ρ eines Materials meist bei 20 °C definiert.
Was ist eigentlich Temperatur? Temperatur ist verknüpft mit der Schwingung
der Atome in einem Stoff. Je heisser er ist, desto grösser sind die
Schwingungen. Die thermischen Schwingungen können so gross werden, dass
ein fester Körper sich auflöst, d.h. er wird flüssig oder sogar Gasförmig. Ihr
werdet diese Phänomene in der Physik kennen lernen.
Wenn wir einen Stoff abkühlen, so wird die thermische Bewegung
irgendwann still stehen. Aus dieser Erkenntnis ist der absolute Nullpunkt der
Temperatur gefunden worden. Er beträgt -273.15 °C. Bei solch tiefen
Temperaturen kann in vielen Metallen der Strom ungehindert fliessen, das
Material wird supraleitend. Spezielle Legierungen zeigen dieses Phänomen
auch noch bei viel "höheren" Temperaturen. Bis heute benötigen wir aber
immer noch flüssigen Stickstoff zur Kühlung eines Supraleiters, was der
Einsatz solcher Leiter im Alltag verunmöglicht.
Wie beeinflusst die Temperatur den Widerstand eines Leiters? Prinzipiell
können wir zwei Varianten unterscheiden:
• Erhöhte Temperatur behindert durch stärkere
Schwingungen der Atome die Bewegung der
Elektronen.
• Durch erhöhte Temperatur bilden sich mehr freie
Ladungsträger
Lasst und diese Phänomene in einem
Bild betrachten:
Bei metallischen Leitern sind sehr
viele Valenzelektronen vorhanden (Cu
1 pro Atom) Die Rumpfatome sind
aber sehr nahe zusammen und
behindern durch grössere Schwingungen die Bewegungsfreiheit der
Valenzelektronen.
Halbleiter besitzen vergleichsweise
wenig freie Ladungsträger. Je grösser
die Temperatur wird, desto mehr
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 29
solche Ladungsträger entstehen, die Leitfähigkeit nimmt also zu. Da die
Atome relativ weit voneinander sind wird die Bewegungsfreiheit durch die
zunehmende Schwingung nur wenig eingeschränkt, der Effekt der zahlreichen
neuen Ladungsträger überwiegt.
Die obigen Effekte können auch kombiniert vorkommen. So gibt es Leiter, die
bei höherer Temperatur schlechter, besser oder annähernd gleich gut leiten wie
bei 20 °C!
Versuchen wir nun die Widerstandsänderung graphisch zu betrachten und eine
Berechnungsformel dazu zu finden:
In der Grafik sehen wir Leiter mit negativem, neutralem und positivem
Temperaturkoeffizienten. Lasst uns diese drei Varianten etwas genauer
unterscheiden.
Kaltleiter PTC
Bei Kaltleitern steigt der Widerstand mit der Temperatur. Sie leiten also gut,
wenn sie kalt sind. Beispiele für Kaltleiter sind:
Metalle: Cu, Al, Eisen, Platin etc.
Bei ihnen ist die Temperaturabhängigkeit resp. der Temperaturkoeffizient
klein, dafür annähernd linear.
Bestimmte Halbleitermaterialien
Hier ist der Temperaturkoeffizient viel grösser als bei Metallen. Das
Temperaturverhalten ist aber nicht mehr linear.
Temperaturunabhängiger Leiter
Widerstände wie wir sie in der Elektronik einsetzen sollen ein annähernd
temperaturunabhängiges Verhalten zeigen, denn ein Widerstand von z.B. 1 kΩ
soll sich ja in unserer Schaltung möglichst nicht ändern. Spezielle
Legierungen (Widerstandsmaterialien) erfüllen diese Anforderung mehr oder
weniger perfekt. Es sind dies Cu-Ni-Mn-Legierungen, z.B. Konstantan.
Elektrotechnik
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Seite 30
Heissleiter NTC
Der Widerstand von Heissleitern nimmt mit der Temperatur ab. Sie leiten im
heissen Zustand also besser wie im kalten. Es ist aber selbsterklärend, dass der
Widerstand nie kleiner als 0 Ω werden kann. Deshalb ist ihr Verhalten vor
allem bei grösseren Temperaturen nicht mehr linear.
Einige Beispiele von Heissleitern:
Halbleiter, Kohle, Elektrolyte und einige Isolierstoffe
Berechnung der Widerstandsänderung
Bei Leitermaterialien mit linearem Temperaturverhalten lässt sich die
Widerstandsänderung mit dem Temperaturkoeffizeinten α berechnen:
∆R = R20⋅α20⋅∆T
∆T = T - T20 = T - 20 °C
∆R: Widerstandsänderung
R20: Widerstand bei 20°C
α20:⋅Temperaturkoeffizient bei 20°C
[1/K]
∆T: Temperaturänderung (hier in
Bezug auf 20 °C)
T: Aktuelle Temperatur vom Leiter
R: Widerstand bei der Temperatur T
Häufig interessiert uns nicht die
Widerstandsänderung, sondern der neue
Widerstand bei einer bestimmten Temperatur. Es ist
R = R20 + ∆R = R20 + R20⋅α20⋅∆T
R = R20⋅(1 + α20⋅∆T)
Merke: α20 bezieht sich stets auf R20. Ist der Widerstand des Leiters bei einer
anderen Temperatur wie 20 °C gemessen, müssen wir R20 durch Umstellen der
Formel berechnen, oder wir müssen den Temperaturkoeffizienten α
umrechnen.
Einige Temperaturkoeffizenten (bei 20 °C) findest Du in dieser Liste:
Material
α20 [1/K] Material
α20 [1/K]
Aluminium
0.0040 Kohle
-0.00045
Blei
0.0042 Kupfer
0.0039
Eisen
0.00657 Manganin
0.00001
Konstantan
0.00004 Wolfram
0.0051
Der Effekt der Temperaturabhängigkeit von Widerständen ist in ElektronikSchaltungen meist unerwünscht. Wir können uns dieses Phänomen aber in
Form von Widerstands-Temperaturmessgeräten zu Nutze machen.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 31
Beispiele zum Temperatureinfluss auf Widerstände
1. Eine Spule hat bei 20 °C einen Widerstand von 50 Ω. Wie gross ist der
Widerstand bei der Betriebstemperatur 80 °C?
2. Eine Motorwicklung hat im kalten Zustand (10 °C) einen Widerstand von
3.45 Ω, bei Betriebstemperatur 4.55 Ω. Wie hoch ist die Betriebstemperatur
der Kupferwicklung?
3. Eine Kupferspule hat bei 80 °C den Widerstand 130 Ω. Wie gross ist der
Kaltwiderstand?
Weitere Übungen:
• Für Automatiker Europa-Rechenbuch S. 47/48 Nr. 1, 3a, 6, 8, 10, 11
• Für Elektroniker Westermann S. 48 Nr. 12 -14, 17, 18, 22
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 32
Berechnung von α für eine andere Bezugstemperatur
Es gibt Aufgabenstellungen, wo der Widerstand R20 nicht bekannt ist. In
diesem Fall gibt es zur Lösung zwei Möglichkeiten:
• Wir berechnen aus den gegebenen Daten R20, um anschliessend die
gesuchten Grössen zu finden.
• Wir rechnen den Temperaturkoeffizienten α auf die neue
Bezugstemperatur um.
Wie dies gerechnet wird, möchten wir auf diesem Blatt festhalten.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 33
Zusatzaufgabe zur Temperaturabhängigkeit von
Widerständen.
Als Abgastemperatursensor wird ein Widerstandswickel aus Eisen verwendet
(α20 = 0.0061 K-1 ). Dieser Widerstand wurde so konzipiert, dass er bei 100 °C
ein Widerstand von R100 = 100 Ω besitzt.
a) Wie gross ist sein Widerstand R20 bei 20 °C?
b) Wie gross ist α100 wenn wir direkt von R100 aus die Widerstände für andere
Temperaturen berechnen möchten.
c) Kontrolliere Dein Ergebnis, indem Du mit dem Ergebnis aus b) den
Widerstand bei 20 °C berechnest.
d) Wie gross ist der Widerstand bei einer Temperatur von 250 °C (Annahme:
die Widerstandsänderung verhalte sich bis ca. 350 °C linear zur
Temperaturänderung)
e) Wie gross ist die Temperatur des Drahtes, wenn dieser einen Widerstand
von 150 Ω besitzt? (Rechnen nach Arbeitsblatt und mit unserer auf 100 °C
bezogene Formel.)
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 34
Nichtlineare Widerstände
Wir haben bis jetzt fast ausschliesslich über lineare Widerstände gesprochen,
d.h. Widerstände, die unabhängig der angelegten Spannung und anderer
Umwelteinflüsse konstant bleiben. Wir haben bis auf einen Messversuch auch
noch keine Widerstandsbauteile in der Hand gehabt. Wir wollen dies nun
in einer Gruppenarbeit nachholen. Die Wahlthemen umfassen
Festwiderstände, Potentiometer und einige nicht lineare Widerstände.
Das Ziel dieser Gruppenarbeit ist:
• Studium des zugeteilten Kapitels
• Kurze Präsentation des Widerstandes
• Kurzzusammenfassung bestehend aus Schaltsymbol, Kennlinie,
Anwendungsgebiet sowie kurze Beschreibung.
Als Grundlage dient das Europa Buch Fachkunde Elektrotechnik
(Seitenzahlen siehe Gruppeneinteilung)
Gruppe
(3 Personen)
Thema
Festwiderstände und Potentiometer:
Normreihen, Farbkennungen,
Bauformen (S. 38-39)
Heissleiterwiderstände NTC S. 191
Kaltleiterwiderstände S. 192
Spannungsabhängige Widerstände
(VDR) S. 190
Fotowiderstände S. 216
(Magnet)Feldplatten S. 194
Vorbereitungszeit: 30 Minuten, anschliessend Kurzpräsentationen.
Viel Spass!
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 35
Repetitionsfragen nichtlineare Widerstände
1. Heissleiterwiderstände
a) Zeichne das Widerstands-Temperatur-Diagramm und das Schaltzeichen von
einem Heissleiterwiderstand auf.
b) Wie wird der Heissleiterwiderstand abgekürzt bezeichnet?
2. Kaltleiterwiderstand
a) Zeichne das Widerstands-Temperatur-Diagramm und das Schaltzeichen von
einem Kaltleiterwiderstand auf.
b) Wie wird der Kaltleiterwiderstand abgekürzt bezeichnet?
3. Spannungsabhängiger Widerstand
a) Wozu können spannungsabhängige Widerstände eingesetzt werden?
b) Wie lautet die Abkürzung für den spannungsabhängigen Widerstand?
c) Zeichne das Strom- Spannungsdiagramm und das Schaltsymbol zu diesem
Widerstand.
4. Fotowiderstand
a) Wie ändert sich der Widerstand in Funktion der Beleuchtungsstärke?
b) Zeichne das Schaltsymbol zum Fotowiderstand.
5. Feldplatten
a) Zeichne das Schaltsymbol.
b) Wie ändert sich der Widerstand in Funktion des Magnetfeldes?
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 36
Wichtige Schaltsymbole
Wir kennen nun das Ohmsche Gesetz und sind kurz davor, auch
kompliziertere Schaltungen berechnen zu können. Bevor wir starten, fassen
wir hier die Schaltsymbole zusammen, die wir in den nächsten Stunden
brauchen werden:
Spannungsquelle: Zu ihr gehört immer eine
Spannungsangabe, also z.B.
U1 = 12 V
Der durchgezogene Strich bedeutet: Der Innenwiderstand der
Quelle ist 0 (Kurzschluss)
Stromquelle: Auch sie wird mit der
Stromangabe spezifiziert.
I1 = 15 mA.
Der Pfeil gibt die Fliessrichtung des Stromes an. Die nicht durchgezogene
Der Innenwiderstand der Stromquelle ist ∞
(Unterbruch).
Linie bedeutet:
Widerstand, z.B.
R1 = 1.2 kΩ
Verzweigungspunkt oder Knotenpunkt
V
Voltmeter: Mit seiner Hilfe können wir die Spannung zwischen zwei
Punkten messen.
Amperemeter dienen zur Messung von Strömen. Um einen Strom in
A
einer Leitung messen zu können muss die Leitung aufgetrennt und
das Amperemeter dazwischen geschaltet werden
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 37
Strom- und Spannungspfeile
Ein elektrischer Strom kann in einem Leiter in zwei Richtungen fliessen,
ebenso kann eine elektrische Spannung in der einen wie in der anderen
Richtung gepolt sein. Zur Angabe dieser Richtungen wurden Bezugspfeile
eingeführt, die wir hier kennenlernen werden. Schauen wir uns dies gleich an
einem Widerstand an:
Srom-Bezugspfeile zeigen
in die Richtung, in der
die Stromstärke positiv gerechnet wird.
Er wird meistens auf die Leitung gezeichnet.
Spannungs-Bezugspfeile zeigen in die Richtung, in
der die Spannung
einen positiven Strom durch den Verbraucher treibt,
also von + nach -.
Spannungspfeile werden zwischen zwei Punkten, zwei Leitungen oder neben
das Bauelement gezeichnet.
Merke: Bezugspfeile
geben die Richtung an, in der eine
elektrische Grösse positiv gerechnet wird.
Die hier dargestellte Bezugsrichtung für Strom und Spannungspfeile nennen
wir Verbraucher-Pfeilsystem resp. Verbraucher-Zählsystem.
Es gibt auch noch das Erzeuger-Pfeilsystem, das aber seltener verwendet wird.
Wir sehen beim Erzeuger-Zählsystem, dass
der Strom- und
Spannungspfeil in die entgegengesetzte Richtung
zeigen:
Wir werden beim Thema elektrische Leistung und Energiefluss den
Unterschied noch genauer kennenlernen. Im Moment merken wir uns: Wir
arbeiten ja meist mit Verbrauchern und benutzen also das Verbraucher-
Zählsystem!
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 38
Serieschaltung von Widerständen
Elektrotechnik wäre nicht sehr interessant, wenn wir immer nur ein
Widerstand in einer Schaltung hätten. Wir analysierten bereits verzweigte
Schaltungen, ohne jedoch die Gesetzmässigkeiten genauer zu betrachten. Wir
berechneten auch schon der Widerstand eines Leiters, und fanden dabei
heraus, dass sich der Widerstand bei doppelter Leiterlänge ebenfalls
verdoppelt. Die Vermutung liegt nahe, dass bei der Serie- oder
Reihenschaltung von Widerständen folgendes gilt:
Der Gesamtwiderstand entspricht der Summe der
Teilwiderstände.
Lasst uns nun diesen Satz beweisen!
U1 = I⋅R1
U2 = I⋅R2
U3 = I⋅R3
R3 1k
I = 1mA
R2 2.7k
R1 3.3k
Betrachten wir folgende Schaltung,
fällt auf, dass der Strom in allen
Widerständen gleich gross ist. Die
Spannungen an den Widerständen
berechnen sich mit
Wie gross ist nun die Gesamtspannung?
U = U1 + U2 + U3 = I⋅R1 + I⋅R2 + I⋅R3
U = I⋅(R1 + R2 + R3)
Der Gesamtwiderstand ergibt sich aus
U/I = Rges = R1 + R2 + R3
Wir können also die Serieschaltung von Widerständen ersetzen mit einem
einzigen Widerstand, der R = R1 + R2 + .... + Rn ist.
Übungen:
• Automatiker: Europa Rechenbuch S. 49 Nr. 1, 3 - 5, 9, 13
• Elektroniker: Westermann S. 53/54 Nr. 1, 3, 5, 6, (8 - 10)
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 39
Maschenregel: 1. Kirchhoffsches Gesetz
Die Summe der Teilspannungen ergibt die Gesamtspannung. So fanden wir es
oben heraus. Wir wollen diesen Satz verallgemeinern und werden in Kürze in
der Lage sein, diesen Satz auch in komplizierten Schaltungen anzuwenden.
Lasst uns die Spannung zunächst in unserem Höhenmodell betrachten, das wir
zu Beginn der Elektrotechnik einmal gezeichnet haben. Dort entsprach die
Spannung der Höhendifferenz. Wenn wir nun eine Rundwanderung in den
Bergen durchführen, sind wir am Schluss der Wanderung wieder auf der
gleichen Höhe wie am Anfang.
Wenn wir nun alle Steigungen positiv rechnen und davon alle Gefällstrecken
abziehen, so ergibt sich die Summe Null! Ich bin ja wieder auf der gleichen
Höhe, also weder tiefer noch höher als zu Beginn der Wanderung. (Rein
rechnerisch hätte ich also am Ausgangspunkt bleiben können)
+
Diese Betrachtung lässt auf die Summe der Spannungen übertragen. Gehe ich
einen beliebigen Weg im Schema (Masche genannt), zähle dabei alle
Spannungen, deren Pfeil in Richtung meines Weges zeigen positiv und alle
Spannungen, deren Pfeil gegen meine Richtung zeigen negativ, so ist die
Summe der Spannungen 0. Beispiel:
Wie gross ist in nebenstehender Schaltung
UR1 und der Strom im Widerstand R1?
U2 10V
R1 1k
+
U1 5V
+
U3 3V
Elektrotechnik
UR1
U1 + U2 - U3 - UR1 = 0
U1 + U2 - U3 = UR1
UR1 = 5V + 10 V - 3 V = 12 V
IR1 = UR1 / R1 = …. = 12 mA
Alexander Wenk
Seite 40
Elektrisches Potential
Nachdem wir die Maschenregel kennen, sind wir in der Lage den Begriff des
elektrischen Potentials zu verstehen.
Eine Spannung messen wir zwischen zwei Punkten in einer Schaltung. Dies
gilt auch bei der Bestimmung des Potentials. Wir beziehen uns aber auf einen
speziellen Punkt, Masse oder im Stromnetz auch Erde genannt, wenn wir vom
Potential sprechen.
In Fachliteratur ist das Potential mit dem Formelzeichen V abgekürzt. Damit
wir aber kein Durcheinander mit der Einheit V(olt) bekommen, wenden wir
das auch vorkommende griechische ϕ (Phi) an:
Betrachten wir doch das Potential anhand eines Schemas:
+
ϕ3 = - U03 = -3 V
ϕ2 = U23+ ϕ3 = 7 V
ϕ1 = U12+ ϕ2 = 12 V
+
U12 5V
U23 10V
V1
V2
U03 3V
+
V3
Umgekehrt können wir auch die Spannung zwischen zwei Potentialen
berechnen. Wenn wir einen Spannungspfeil in die Schaltung einfügen und mit
der Bezeichnung U12 andeuten, dass der Spannungspfeil von Punkt 1 zu Punkt
2 zeigt, gilt
U12 = ϕ1 - ϕ2
Übung:
• Entwerfe eigene Schaltungen mit mehreren in Serie geschalteten
Spannungsquellen und ev. ein oder zwei Lastwiderständen.
• Berechne die Lösung für Deine Aufgabe auf einem separaten Blatt.
• Tausche Deine Aufgabe mit jemandem aus und berechne die Aufgabe
Deines Kollegen.
• Einige Schaltungen können wir als Klassensatz kopieren und als Übung
lösen.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 41
Der Vorwiderstand
Eine Anwendung der Serieschaltung ist der Vorwiderstand. Er dient dazu,
einem Bauteil eine kleinere Spannung als die Versorgungsspannung
zuzuführen. Die Spannung am Verbraucher wird durch den Vorwiderstand
reduziert.
Lasst uns dazu ein Beispiel lösen:
Ein Handscheinwerfer mit U = 6 V, P = 24 W soll an eine 24 V
Lastwagenbatterie angeschlossen werden. Wie gross muss der Vorwiderstand
sein, und welche Verlustleistung muss er aushalten können?
Merke: Ein Vorwiderstand ist die einfachste Art, einem Bauteil eine kleinere
Spannung als die Versorgungsspannung zuzuführen. Er hat aber auch
Nachteile:
• Wenn das zu versorgende Bauteil entfernt wird, liegt
an den Klemmen die volle Spannung an.
• Der Vorwiderstand erzeugt eine grosse
Verlustleistung (Je grösser der Spannungsabfall am
Vorwiderstand, desto grösser ist die Verlustleistung)
Weitere Übungen:
Westermann S. 54 Nr. 4, S. 68 Nr. 1, 2
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 42
Der unbelastete Spannungsteiler
U 10V
R2 6.8k
+
R1 3.3k
Die Serieschaltung von Widerständen führt zum Spannungsteiler. Von dem
her ist er für uns nichts neues. Wir möchten hier aber eine direkte Formel zur
Spannungsberechnung herleiten. Lasst uns den Spannungsteiler gemäss
gegebenem Schema berechnen:
U2
I = U / (R1 + R2)
U2 = I⋅R2
U2 = U⋅R2/(R1 + R2)
U2 = 10V⋅6.8kΩ/(3.3kΩ+6.8kΩ)
U2 = 6.733 V
Das Verhältnis der Spannungen
ist gleich dem Verhältnis der Widerstände.
Weitere Übungen: Westermann S. 54 Nr. 7, S. 68 Nr. 3, 4
Zusatzaufgabe Potential
2
SW1
4
SW1
6
5
R5 6.8k
UE2 18V
R4 4.7k
+
0
3
R3 3.3k
UE1 18V
R2 2.2k
+
R1 1k
1
Gegeben ist folgende Schaltung:
a) Berechne dazu den Strom durch die Schaltung und die Potentiale aller
Knotenpunkte, wenn beide Schalter geöffnet sind.
b) Rechne die Potentiale und die auftretenden Ströme in der Schaltung für alle
übrigen Schalterstellungen.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 43
Parallelschaltung von Widerständen
Bei der Parallelschaltung liegen alle Bauteile an derselben Spannung.
Allerdings haben wir nun verschiedene Strompfade. Wir werden deshalb
zuerst betrachten, wie sich die Ströme in einem Knotenpunkt verhalten.
Knotenregel: 2. Kirchhoffsches Gesetz
Für die Erklärung der Knotenregel bedienen wir uns am besten dem
Wassermodell. Es gilt sowohl bei Flussläufen wie auch bei
Wasserleitungsverzweigungen:
Die Summe der zufliessenden Ströme ist gleich der
Summe der abfliessenden Ströme.
Dieser Satz ist einleuchtend, weil im gezeichneten Knoten nirgendwo eine
nicht deklarierte Menge zu- oder abfliessen kann.
Für die gezeichnete Parallelschaltung gilt also: I
= I1 + I2 + I3
Berechnung der Parallelschaltung
Wir können die Teilströme mit dem Ohmschen Gesetz berechnen:
R3 8.2k I3
R2 4.7k I2
U 10V
R1 1k
+
I1
I
I1 = U / R1
I2 = U / R2
I3 = U / R3
I = I1 + I2 + I3
I = U⋅(1/R1 + 1/R2 + 1/R3)
I/U = 1/R = 1/R1 + 1/R2 + 1/R3
Wenn wir diese Formel noch umstellen gilt:
Übung: Westermann S. 58 Nr. 1- 3, 5, 6, 9, 11, 12, 13
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 44
Gemischte Schaltungen
Unter gemischten Schaltungen verstehen wir eigentlich alle komplexeren
Schaltungen, die nicht nur reine Serie- oder Parallelschaltungen sind.
Wir können solche Schaltungen aber problemlos mit den bereits bekannten
Gesetzen berechnen. Wenn möglich versuchen wir in der Schaltung reine
Serie- oder Parallelschaltungen zu identifizieren und so schrittweise den
Ersatzwiderstand der Schaltung zu bestimmen.
Ist dies nicht möglich, so helfen Maschen- und Knotenpunktregel weiter.
Allerdings können so auch Gleichungen mit mehreren Unbekannten entstehen.
Lasst uns an zwei Beispielen genauer erläutern, wie wir den Ersatzwiderstand
bestimmen:
Belasteter Spannungsteiler:
I
RL 2.2k
R2 3.3k
UB 10V
R1 8.2k
+
Wir erkennen, dass der Lastwiderstand mit einen Widerstand des
Spannungsteilers eine Parallelschaltung bildet. Davon können wir den
Ersatzwiderstand bestimmen und haben anschliessend wieder eine reine
Serieschaltung.
So ganz nebenbei stellen wir übrigens fest, dass die Ausgangsspannung mit
zunehmender Belastung sinkt.
U
Übungen: Westermann S. 69 Nr. 5, 6, 8, 9, 11, 13
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 45
Widerstandsnetzwerk:
Auch ein komplizierteres Widerstandsnetzwerk kann schrittweise vereinfacht
werden:
U 100V
Berechne zu diesem Netzwerk den
Ersatzwiderstand wie auch alle
Spannungen und Ströme.
+
R1 70
R3 10
R4 9
R6 26
R2 30
R5 60
Übungen:
• Westermann S. 62 Nr. 1, 3, 4, 9, 10, 13, 16, 17, 19, 23
• Zeichne ein eigenes Widerstandsnetzwerk und versuche Deine Aufgabe auf
einem separaten Blatt zu lösen. Wenn Du das Resultat berechnet hast,
simuliere die Schaltung auf TINA und kontrolliere, ob Dein Resultat und
die Simulation übereinstimmt.
• Stelle in einem zweiten Schritt die Aufgabe Deinen Kollegen zur
Verfügung, damit sie sie ebenfalls lösen können. Am einfachsten
speicherst Du ein Word-Dokument mit einem Bild der Schaltung und einer
kurzen Beschreibung im Educanet. Im TINA können Bilder mit
DateiExportWindows Metafile exportiert werden.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 46
Laborversuch: belasteter Spannungsteiler
Nachdem wir einige theoretische Grundlagen gesammelt haben, ist es an der
Zeit, einige der Grundschaltungen im Laborversuch auszumessen.
Wichtig: Halte die Ergebnisse in einem Laborbericht fest und stelle Deine
rechnerisch ermittelten Erwartungen den gemessenen Werten gegenüber
Spannungsteiler 1:
Baue einen Spannungsteiler gemäss Schaltschema 1 auf.
Wie lautet die Formel, welche die Spannung U2 = f(U) beschreibt?
Messe für einige Spannungen (z.B. U = 0 .. 15 V) die Spannung U2
SW1
U2
RL 10k
R2= 4.7k
UB 10V
R1= 10k
+
Was verändert sich an der Spannung U2, wenn wir einen Lastwiderstand RL
von 10 kΩ anhängen? Um wieviel Prozent sinkt die Ausgangsspannung U2 im
Vergleich zum unbelasteten Spannungsteiler? Beantworte diese Fragen
sowohl rechnerisch wie auch messtechnisch.
Spannungsteiler 2:
Baue den Spannungsteiler wie oben auf, jedoch mit
R1 = 1 kΩ und R2 = 470 Ω
Was verändert sich beim unbelasteten Spannungsteiler im Vergleich zum 1.
Spannungsteiler?
Belaste den Ausgang U2 ebenfalls wieder mit RL = 10 kΩ und beantworte die
Fragen wie unter 1.
Was stellst Du fest, wenn Du die beiden belasteten Spannungsteiler
miteinander vergleichst?
Viel Spass beim Experimentieren!
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 47
Die Brückenschaltung
R3= 15k
U5
R4= 2.7k
R2= 4.7k
UB 10V
R1= 10k
+
Die Brückenschaltung besteht im Prinzip aus zwei parallel geschalteten
Spannungsteilern. Uns interessiert nun die Spannung zwischen den beiden
Spannungsteilern.
Die unbelastete Brücke kann einfach berechnet werden:
Ist die Spannung U5 = 0 V, sprechen wir von einer abgeglichenen Brücke. Das
Verhältnis der Widerstände R1/R2 entspricht dann genau dem Verhältnis
R3/R4. Abgeglichene Brücke: R1/R2 = R3/R4
Dieser Spezialfall wird messtechnisch verwendet, um Widerstände genau
auszumessen. Die eine Seite ist dann ein Präzisions-Potentiometer, auf der
anderen Seite haben wir einen Referenzwiderstand in Serie mit dem
unbekannten Widerstand. Zwischen den beiden Spannungsteiler befindet sich
ein Galvanometer, d.h. ein sehr empfindlicher Spannungsmesser. Mit dem
Potentiometer wird nun solange abgeglichen, bis das Galvanometer 0 anzeigt.
Diese Messart hat den Vorteil, dass das Ergebnis nicht von der
Betriebsspannung der Brücke abhängt. Das Messresultat beinhaltet also nur
den Fehler der anderen beteiligten Widerstände.
Wir haben bis jetzt von der unbelasteten Brücke gesprochen. Schwieriger wird
es, wenn wir in die nicht abgeglichene Brücke noch einen Widerstand R5
einsetzen. Wie gross wird die Brückenspannung U5 in diesem Fall?
Übungen Westermann S. 97 Nr. 6, 8, 9, 11, 12
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 48
Belastetes Potentiometer
Wir haben bereits gesehen, dass bei einem belasteten Spannungsteiler die
Ausgangsspannung sinkt, wenn wir ein Lastwiderstand anhängen. Bis jetzt
haben wir einen aus zwei Widerständen zusammengebauter Spannungsteiler
belastet. Wenn wir mit einem Potentiometer einen justierbaren
Spannungsteiler erstellen, können wir uns die Fragen stellen:
• Wie sieht die Ausgangsspannung des Potentiometers in Funktion der
Potentiometerstellung aus?
• Wie sieht die Ausgangsspannung in Funktion der Poti-Stellung aus, wenn
wir den Potentiometerausgang mit ein Lastwiderstand belasten?
Die Bezeichnung vom Potentiometer definiert den Gesamtwiderstand. Wir
gehen davon aus, dass die Potentiometerstellung mit der Variablen
0 < k < 1 definiert ist, wobei k aussagt, wie gross R2 ist: R2 = k⋅R
Aufgaben:
Messe ein 10 kΩ Potentiometer aus für k = 0, 0.1, 0.3, 0.5, 0.7, 0.9, 1.
Führe diese Messung durch für das
• Unbelastete Poti
• 10 kΩ Lastwiderstand
• 1 kΩ Lastwiderstand
Tip: Um das Poti möglichst wenig verstellen zu müssen, messe für jedes k
nacheinander den unbelasteten und die beiden belasteten Fälle!
Erstelle eine sauber strukturierte Tabelle für diese Messung mit Excel.
Zeichne die entstehenden Kurven für die Ausgangsspannungen auf. In der xAchse soll die Poti-Stellung k aufgetragen werden, in der y-Achse die
Ausgangsspannung für die verschiedenen Belastungsfälle.
R1 = 2k
Versuche nun, eine allgemein gültige Formel für das belastete Potentiometer
zu finden, erstelle ein zweites Excel-Formular mit der berechneten
Ausgangskurve und vergleiche Berechnung und Messung!
Rpot = 10k
Elektrotechnik
R2 = 8k
U = 10V
Alexander Wenk
U2
RL = 10k
RL = 10k
+
U2
SW1
+
zum Besipiel
SW1
U = 10V
Seite 49
Der Innenwiderstand von Messgeräten
Ideale Messgeräte haben wir in der Zwischenzeit schon mehrfach in Schemas
eingezeichnet. Im übertragenen Sinn können wir Spannungs- und Strompfeile
ebenfalls als Messgeräte betrachten, denn an den eingezeichneten Orten
könnte ja tatsächlich der ermittelte Strom oder die Spannung gemessen
werden.
Was haben denn ideale Messgeräte für Kennwerte?
Das Voltmeter wird zur Spannungsmessung eingesetzt, dabei soll
idealerweise kein Strom durchs Messgerät fliessen:
Voltmeter haben hohe Innenwiderstände
Amperemeter werden zur Strommessung in einen Stromkreis gehängt. Dabei
soll es idealerweise wie eine Zuleitung trotz Stromfluss keinen
Spannungsabfall verursachen.
Amperemeter haben kleine Innenwiderstände
Vor dem Experimentieren möchte ich auf eine wichtige Regel im Umgang mit
Messgeräten hinweisen. Messgeräte sind sehr empfindliche Werkzeuge. Bei
fehlerhafter Bedienung können sie zerstört werden. Bevor ein Messgerät zum
Einsatz kommt, ist sicherzustellen, dass die Messgrösse das Messgerät nicht
überlastet. (z.B. durch eine Überschlagsrechung Was für einen Strom, was
für eine Spannung erwarte ich?)
Zu Beginn der Messung wird das Messgerät immer auf
den höchsten Bereich geschaltet (z.B. 500 V oder 5A).
Danach können wir stufenweise in empfindlichere Bereiche schalten, nachdem
wir uns vergewissert haben, dass der momentane Messwert kleiner ist als die
nächst tiefere Empfindlichkeitsstufe.
Nachdem wir die Anforderungen an ideale Messgeräte kennengelernt haben,
wollen wir den tatsächlichen Innenwiderstand von Messgeräten experimentell
bestimmen.
Voltmeter
Beim Voltmeter erwarten wir einen hohen Innenwiderstand. Wir können ihn
mit folgender Schaltung messen:
Elektrotechnik
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Seite 50
Versuch:
Messe mit obiger Schaltung den Innenwiderstand eines analogen Voltmeters
(Zeigerinstrument ohne Vorverstärker).
Messe den Innenwiderstand für mindestens zwei Spannungsbereiche (5 V und
15 V Bereich)
Was kannst Du beobachten? Tip: Messe jeweils den Strom durch das
Voltmeter bei Vollausschlag. (Aber bitte Messgerät nicht überlasten!)
Versuche ebenfalls mit dieser Schaltung den Innenwiderstand eines
Digitalvoltmeters zu messen.
Als Amperemeter kann auch ein Digitalmultimeter verwendet werden.
Merke: Je
nach Messbereich kann ein Multimeter einen
unterschiedlichen Innenwiderstand haben!
Digitalmultimeter haben in der Regel sehr hohe Innenwiderstände, wenn sie
als Voltmeter eingesetzt werden. Wir werden kaum ein Amperemeter finden,
das so kleine Ströme anzeigen kann. Ein Trick ist die Anwendung folgender
Schaltung
Diese Schaltung zur Innenwiderstandsbestimmung hat
auch den Vorteil, dass wir kein zusätzliches Messgerät
benötigen.
Elektrotechnik
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Seite 51
Laborversuch: Innenwiderstand des Digitalmultimeters im
Betrieb als Voltmeter.
Das Ziel dieses Versuches ist es, die Messanordnung mit dem Vorwiderstand
praktisch anzuwenden.
Anleitung:
• Nehme einen sehr grossen Vorwiderstand (z.B. 1 MΩ)
• Stelle die Versorgungsspannung auf 10 V ein und messe diese ohne
Vorwiderstand mit dem Multimeter.
• Schalte nun den Vorwiderstand zwischen Spannungsquelle und Messgerät.
Was für eine Spannung misst Du jetzt?
• Berechne aus diesen zwei Spannungen (mit und ohne Vorwiderstand) den
Innenwiderstand des Multimeters.
Amperemeter
Amperemeter sollen einen kleinen Innenwiderstand haben. Wir können ihn
mit folgender Schaltung messen:
Achtung: Amperemeter dürfen wegen dem kleinen Innenwiderstand nie
direkt an eine Spannungsquelle gehängt werden.
Der hohe Strom würde das Messwerk oder die Sicherung zerstören!
Versuch: Messe unter Beachtung obiger Warnung den Innenwiderstand eines
Analogen Amperemeters in zwei Bereichen. Verwende als Vorwiderstand
mindestens 1 kΩ oder mehr. Messe ebenfalls den Innenwiderstand eines
Digitalen Amperemeters.
Elektrotechnik
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Seite 52
Die reale Spannungsquelle
+
Im Gegensatz zur idealen Spannungsquelle sinkt bei jeder realen
Spannungsquelle die Klemmenspannung mit steigendem Laststrom.
Um diese Tatsache schaltungstechnisch erfassen zu können, bedienen wir uns
des folgenden Schaltbildes:
Die Konstanten bedeuten
Ri = 10
I
U0
Leerlaufspannung
Ri
Innenwiderstand der Quelle
U
Klemmenspannung
Uo = 10V
U
I
Laststrom
Die Klemmenspannung können wir berechnen, wenn die Leerlaufspannung,
der Innenwiderstand und der Laststrom bekannt sind. Sie ist
U = U0-URi
U = U0 - I⋅Ri
Lasst uns mit dieser Formel die Belastungskennlinie der gegebenen realen
Spannungsquelle aufzeichnen
Aus dieser Kurve lassen sich weitere wichtige Formeln für die reale
Spannungsquelle ableiten:
Innenwiderstand Ri = ∆U/∆I
Kurzschlussstrom Ik = U0/Ri
Übungen: Westermann S. 72 Nr. 2, 3, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 16
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 53
Ersatzspannungsquelle für den Spannungsteiler
I
U+
Ri =
I
+
R2 = 1k
UB 10V
R1 = 1k
+
Wir haben kürzlich die reale Spannungsquelle betrachtet und dabei den
Innenwiderstand einer Spannungsquelle bestimmt.
Ferner untersuchten wir bereits einmal den belasteten Spannungsteiler und
stellten dabei fest, dass die Ausgangsspannung sinkt, wenn wir den
Lastwiderstand anhängen. Genau dasselbe betrachteten wir auch bei der
belasteten Spannungsquelle. Die Vermutung liegt nahe, dass wir den
Spannungsteiler mit der Ersatzschaltung von der realen Spannungsquelle
beschreiben können. Wie gross sind aber die Komponenten U0 und Ri der
Ersatzschaltung?
Uo =
U
U
U-
Wir wollen diese Werte in einem Versuch messen und den Zusammenhang
erkennen. Dazu messen wir die Schaltung aus:
Messtabelle:
U
[V]
Kennlinie des Spannungsteilers
6
I
[mA]
5
U [V]
4
3
2
1
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
I [mA]
Diese Strom-Spannungsfunktion erinnert uns an die kürzlich besprochene
reale Spannungsquelle. Von dieser kennen wir bereits das Ersatzschaltbild und
die Berechnungsformel
U = U 0 − I ⋅ Ri
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 54
Wenn der Verlauf unserer Messung identisch mit der Messung einer realen
Spannungsquelle ist, können wir sicher die Ersatzgrössen U0 und Ri aus
unserer Messung bestimmen:
Folgende Entdeckung können wir aus diesem Experiment ziehen:
• Wir können das Verhalten eines Spannungsteilers mit
der Ersatzschaltung der realen Spannungsquelle
beschreiben.
• Die Leerlaufspannung entspricht der
Ausgangsspannung des unbelasteten
Spannungsteilers (ILast = 0)
• Der Innenwiderstand entspricht der Parallelschaltung
der beiden Widerstände vom Spannungsteiler.
Nachdem wir diese Beziehungen herausgefunden haben, dürfte es uns möglich
sein, den Kurzschlusstrom des Spannungsteilers zu berechnen:
Die Messung des Kurzschlussstromes ergibt IK =
R1
Wir versuchen nun, die Formel unserer Spannungsteilerschaltung rein
rechnerisch zu ermitteln. Folgende Ersatzschaltung ermöglicht uns, dies
relativ einfach zu tun. Wie lautet die Formel, die unsere reale Quelle
beschreibt? Wir berechnen zunächst I = f(U) und stellen dann um.
+
I
R2
+
UB
U
Übungen: Westermann S. 76/77 Nr. 22, 23, 27 a - c
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 55
Der Superpositions- oder Überlagerungssatz
Nach einigen mathematischen Umformungen haben wir aus dem
Spannungsteiler gemäss Laborversuch eine Ersatzspannungsquelle bilden
können, die am Ausgang dasselbe Verhalten wie die tatsächliche Schaltung
zeigte. Als Nebenprodukt fanden wir folgendes heraus:
Die Gesamtwirkung aller Strom- und Spannungsquellen auf ein
bestimmtes Element der Schaltung ist gleich der Summe der
Einzelwirkungen.
Was bedeutet dieser Satz? Und was müssen wir dabei beachten?
Zur Bedeutung des Satzes: Wir stellen uns vor, dass wir zur Bestimmung der
Einzelwirkung einer Quelle alle anderen Quellen ausschalten. So können wir
der Anteil der einzelnen Quellen an der Gesamtwirkung herausfinden.
Was ist zu beachten?
• Ausgeschaltete Spannungsquellen sind im Schema
als Kurzschluss zu betrachten. (UQuelle = 0 V)
• Ausgeschaltete Stromquellen sind als Unterbruch zu
betrachten ( IQuelle = 0 A)
R2 = 4.7k
UB 10V
R1 = 3.3k
+
Beispiel 1: Gesucht ist die Spannung an R2 in Abhängigkeit der Strom- und
Spannungsquelle gemäss Schema:
IL 1mA
U2 3.94V
U2 = U2,U1 + U2,IL
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 56
IL 1.48mA
R2 = 4.7k
+
UB 10V
R1 = 3.3k
+
Beispiel 2: Wie gross ist der Strom IL, der in die Quelle UL hineinfliesst?
U 3V
IL = IL,U1 + IL,UL
Übungen: Aufgabenblatt aus Mathematik für Elektroniker
S. 59 Nr. 5 - 9
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 57
Die reale Stromquelle
Analog zur realen Spannungsquelle, gibt es auch eine Ersatzschaltung für
reale Stromquellen. Lasst uns die Eigenschaften realer Stromquellen
zusammen erarbeiten:
Der Strom einer realen Stromquelle bleibt nicht unabhängig von der
Klemmenspannung konstant, sondern verringert sich, je höher die Spannung
ist.
Folgende Schaltung erfüllt diese Bedingung:
Io = 1A
Ri = 10
I
U
Wie verhält sich nun der Klemmenstrom I in Funktion der vorhandenen
Klemmenspannung U?
Aus dieser Formel lassen sich folgende Kennwerte der Kurve ableiten:
Kurzschlussstrom IK =
Leerlaufspannung U0 =
Übung Stromquellen: Westermann S. 75 Nr. 18 - 21
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 58
Laborversuch Stromquelle
Betrachten wir den Kollektor eines Transistors, so stellen wir fest, dass dieser
Ausgang Stromquellencharakteristik aufweist. Ohne hier direkt auf den
Transistor einzugehen, wollen wir in diesem Versuch eine solche Schaltung
ausmessen.
Aufgabe:
Baue die Messchaltung gemäss Schema auf.
R1 = 3.3k
IL
RL = z.B 100
UL
+
T1 BD135
RE = 47
R2 = 1k
UB 15
Messe den Ausgansstrom in Funktion von der Ausgangsspannung im Bereich
UL = 0 V bis 11 V, indem Du mit der Widerstandsdekade verschiedene
Lastwiderstände anschliesst. Achtung: Bitte den IL und UL jeweils nur
kurz messen und den Stromkreis danach wieder unterbrechen, da sich
sonst der Transistor erhitzt und sich die Messdaten dadurch verfälschen.
Bestimme aus den Messdaten I0 und Ri der Stromquelle.
Berechne aus diesen Messresultaten die Leerlaufspannung U0
Messe die Leerlaufspannung in der Schaltung. Stimmt sie mit den
Erwartungen überein?
Begründe Deine Feststellung und versuche herauszufinden an was das liegt
Messe dazu noch einige Messpunkte im Bereich UL = 11 V bis 15 V
Viel Spass beim Experimentieren.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 59
Laborversuch Brückenschaltung
R2= 470
UB 10V
U5
R3= 15k
R5 = 10k
R4= 22k
+
R1= 1k
Wir haben die belastete Brückenschaltung Mithilfe der Ersatzspannungsquelle
für die beiden Spannungsteilerpfade berechnet. Mit folgender Schaltung
können wir unsere Erkenntnisse nochmals üben und messtechnisch
überprüfen:
Aufgaben:
• Berechne die Spannung U5, wenn die Brückenschaltung a) unbelastet und
b) mit R5 belastet wird
• Baue die Schaltung auf und messe die Spannung U5 mit und ohne
Widerstand R5 nach.
• Berechne für die Schaltung mit eingesetztem R5 die Ströme I1, I2, I3, I4 und
I5 und messe diese Ströme nach.
• Berechne und messe auch den Gesamtstrom I.
Viel Spass beim Experimentieren!
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 60
Die Umwandlung von Quellen
Wir haben zwei reale Quellen kennengelernt: Die reale Strom- und
Spannungsquelle. Dieses Blatt soll uns zeigen, wie wir die eine in die andere
Quelle umwandeln können. Lasst uns zuerst nochmals die beiden
Quellentypen auflisten:
Reale Spannungsquelle
Umwandlung der Quelle
Die Umwandlung gelingt uns durch
Umstellen der Formel:
Reale Stromquelle
Umwandlungsregeln
• Aus vorhandener Quelle Leerlaufspannung,
Innenwiderstand und Kurzschlussstrom bestimmen.
• Ri bleibt bei der Umwandlung unverändert.
• Wandlung von Spannungs- in Stromquelle:
IKurzschluss I0
• Wandlung von Strom- in Spannungsquelle:
ULeerlauf U0
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 61
Aufgabe Umwandlung von Quellen
Ein Batterieladegerät soll Batterien mit einem konstanten Strom laden.
Die Stromquelle soll bei einer Ausgangsspannung von 6 V einen Strom von
100 mA liefern. Bei 12 V gibt sie einen Strom von 90 mA ab.
a) Berechne den Kurzschlusstrom I0 und Ri dieser Stromquelle.
b) Wir möchten diese Stromquelle mit einer Spannungsquelle realisieren.
Bestimme die Leerlaufspannung U0 und Ri dieser Ersatzquelle.
Weitere Übungen: Westermann S. 77 Nr. 25, 26
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 62
Die Leistungsanpassung
Je nach Einsatzgebiet werden die Quellen den zu betreibenden Lasten
angeglichen. Wir unterscheiden drei Arten von Anpassung:
• Spannungsanpassung: Die Spannung soll möglichst hoch sein und stabil
bleiben, wenn der Lastwiderstand variiert. Dies ist der Fall, wenn RL >> Ri
• Stromanpassung: Der Strom soll möglichst gross sein und stabil bleiben, ,
wenn sich der Lastwiderstand ändert. Dies ist der Fall, wenn RL << Ri
• Leistungsanpassung: Die abgegebene Leistung soll möglichst gross sein.
Wir wollen nun herausfinden, in welchem Verhältnis RL zu Ri sein muss,
damit die Quelle die maximale Leistung abgibt. Um diese Rechnung zu
vereinfachen interessieren wir uns zunächst für die Klemmenspannung der
Quelle bei maximaler Leistungsabgabe:
I
+
+
Ri 10
U0 10
U 10
Die herausgefundene Formel sagt noch nicht sehr viel aus, wir müssen einige
Punkte der Leistungskurve in Funktion der Klemmspannung U über dem
Lastwiderstand RL aufzeichnen.
Aufgabe: Eine Quelle hat U0 = 10 V und Ri = 10 Ω. Zeichne mit Excel die
Leistungskurve im Bereich von U = 0 .. 10 V auf.
Folgerung: Eine
Quelle gibt die höchste Leistung ab, wenn
der Lastwiderstand gleich gross wie der
Innenwiderstand ist: Ri = RL
Der Wirkungsgrad der Quelle mit Leistungsanpassung beträgt aber lediglich
50 %
Anwendung der Leistungsanpassung:
• Maximale Leistungsübertragung in der
Nachrichtentechnik: Funksender, Anpassen von
Lautsprechern an Verstärkerausgang.
• Sensorik, z.B. Anpassung Vorverstärker an Mikrofon.
Übungen Westermann S. 83/84 Nr. 1, 2, 4, 8, 15
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 63
Spannungs- und Stromfunktionen
Bis jetzt haben wir uns in der Elektrotechnik ausschliesslich mit
Gleichspannung beschäftigt. Am Rande lernten wir jedoch bereits kennen,
dass wir in der Realität Gleichspannung, Wechselspannung und die
Kombination von beidem, die Mischspannung vorfinden. In diesem Kapitel
möchten wir uns deshalb der Wechselspannung widmen.
Wir werden zunächst einige neue Begriffe kennen lernen, aber auch
feststellen, dass wir alles bereits bekannte über Elektrotechnik auch weiterhin
anwenden können. Allerdings müssen wir bei
Wechselspannungsberechnungen einige Details beachten, die wir bei
Gleichspannungsberechnungen nicht benötigten.
Wechselstrombegriffe
Die Grundform jeder periodischen Schwingung ist die Sinusform. Alle
anderen Wechselstromfunktionen (Dreieck, Rechteck, Sägezahn etc.) können
im Prinzip durch Überlagerung von Sinusschwingungen erzeugt werden.
Sinusförmige Spannungen und Ströme werden in der Energietechnik auch
deshalb angestrebt, weil nur die Sinusform durch Spulen und Kondensatoren
nicht verändert wird. Schauen wir uns doch einmal die Sinusschwingung an,
und definieren die Begriffe, die wir in deren Zusammenhang verwenden:
15
10
10
5
5
u [V]
15
0
-15
-10
-5
0
5
10
0
0
15
-5
-5
-10
-10
-15
-15
45
90
135
180
225
270
315
360
φ [°]
Die beiden Diagramme zeigen uns, wie wir die Sinusschwingung konstruieren
können. Wir zeichnen einen Kreis und einen Radius in einem bestimmten
Winkel φ in diesen Kreis hinein. Anschliessend übertragen wir den Winkel
und die Höhe des Schnittpunktes vom Radius mit der Kreislinie in das rechte
Diagramm. Wiederholen wir dies in regelmässigen Abständen, entsteht die
Sinuslinie. Wir können die Linie natürlich auch in Excel generieren.
Wir haben die Sinuskurve in Funktion des Winkels vor uns. Das Diagramm
gibt noch keine Auskunft darüber wie schnell dieser Winkel verändert wird.
Wechselstromsignale werden nämlich durch deren Frequenz gekennzeichnet.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 64
Die Frequenz sagt aus, wie viele Male unserer Zeiger im Kreisdiagramm pro
Sekunde herum dreht.
Die Frequenz kennzeichnet also die Anzahl Schwingungen pro Sekunde.
Formelzeichen und Masseinheit für die Frequenz ist:
f = 1 Hz
1 Hz = 1 Hertz = 1/s
Umgekehrt können wir wenn die Frequenz f bekannt ist sagen, wie lange eine
Schwingung (= eine Zeigerbewegung um 360°) dauert. Die Zeit für eine
Schwingung nennen wir die Periodendauer T.
T = 1/f
Übungen: Westermann S. 37 Nr. 3, 4
Jetzt wo uns die Begriffe Periodendauer und Frequenz vertraut sind, können
wir die Sinusfunktion nochmals neu überdenken. Wenn wir mit dem
Oszilloskop eine Sinusspannung betrachten, ist die x-Achse die Zeitachse.
Vorher haben wir aber den Winkel auf der x-Achse aufgetragen.
Wir können dies ganz einfach bewerkstelligen: Während der Periodendauer T
legen wir 360° zurück. Es sei bereits jetzt darauf hingewiesen, dass wir bei
Winkelfunktionen oft in Radianten rechnen: 360 ° ≡ 2⋅π
u(t) = Û*sin(2*pi*f*t)
6
4
u [V]
2
0
0
0.02
0.04
0.06
0.08
0.1
0.12
-2
-4
-6
t [s]
Weitere Begriffe:
Momentanwert: Der zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandene
Spannungs- /Stromwert. Formelzeichen: u(t) Sprich u in
Funktion der Zeit oder des Winkels.
Scheitelwert:
Die maximal vorkommende Spannung resp. die
Vektorlänge im Kreisdiagramm. Formelzeichen Û.
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 65
Die Kreisfrequenz
Ein wichtiger Begriff in Zusammenhang mit Frequenz und Periodendauer ist
die Kreisfrequenz. Die Kreisfrequenz sagt aus, wie schnell sich der Vektor
resp. Zeiger dreht. Wir sprechen auch von der Winkelgeschwindigkeit, also
der Geschwindigkeit, mit der der Winkel φ zunimmt.
Kreisfrequenz ω = 2⋅π⋅f
In Worten ausgedrückt: Wie viel Mal pro Sekunde überstreicht der Vektor
einen Vollkreis (= 2⋅π im Bogenmass resp. in Radianten)?
Die Sinusfunktion
Wie sind die oben dargestellten Diagramme entstanden? Natürlich habe ich sie
nicht von Hand gezeichnet, sondern mit EXCEL generiert. Um dies selber
machen zu können, müssen wir aber die Formel kennen die dies ermöglicht.
Die Funktion ist bereits im Titel erwähnt. Die Sinus-Funktion liefert als
Ergebnis das Verhältnis Gegenkathete/Hypothenuse für einen bestimmten
Winkel:
u(t): Momentanwert
Û:
Scheitelwert
u(t)/Û = sin(ϕ) u(t) = Û⋅sin(ϕ)
ω:
Kreisfrequenz
Nun haben wir noch das Problem, dass wir im
Argument vom Sinus den Winkel anstatt die gewünschte Zeit vorfinden. Wir
wissen aber:
ϕ/2π = t / T ϕ = 2π⋅t/T
Wenn wir diesen Ausdruck in die obige Formel einsetzen erhalten wir die
gewünschte Funktion:
u(t) = Û⋅sin(2π⋅t/T)
Wenn wir zum Schluss die Periodendauer mit der Frequenz ausdrücken
erhalten wir:
u(t) = Û⋅sin(2π⋅f⋅t)
u(t) = Û⋅sin(ω⋅t) mit ω = 2⋅π⋅f
Wir sind nun in der Lage, mit Excel selber eine Sinusfunktion zu bilden:
Erstelle ein Diagramm eines 50 Hz Signals mit Û = 14.1 V
Weitere Übungen: Westermann S. 127 Nr. 3, 4, 5
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 66
Kennwerte von Wechselgrössen
Damit Wechselgrössen in ihrer Wirkung beurteilt und mit zeitlich konstanten
Grössen verglichen werden können sind verschiedene Kennwerte definiert
worden.
Arithmetischer Mittelwert einer Wechselgrösse
In der Einleitung zur Elektrotechnik haben wir gesehen, dass gemischte
Quellen in eine Gleich- und eine Wechselspannungsquelle aufgeteilt werden
können. Der konstante Anteil (Gleichspannung) einer Wechselgrösse nennen
wir auch den arithmetischen Mittelwert:
Der Halbwellen-Mittelwert oder Gleichrichtwert UAV
Konventionelle Drehspulmessgeräte müssen Wechselspannungen
gleichrichten, bevor sie zur Anzeige kommen können. Der Zeigerausschlag
eines Analogmessgerätes ist proportional zur angelegten Spannung. Legen wir
einen gleichgerichteten Wechselstrom ans Messwerk, kann dieses den rasch
ändernden Spannungswerten nicht mehr folgen, er wird einen Mittelwert
anzeigen: Den Halbwellen-Mittelwert.
Für sinusförmige Wechselströme beträgt der Halbwellen-Mittelwert:
Elektrotechnik
Alexander Wenk
Seite 67
Wie können wir den Halbwellen-Mittelwert berechnen? Bei einfachen
Signalformen sind wir bereits heute in der Lage, dies zu tun.
Betrachten wir uns zunächst das dargestellte Rechtecksignal:
Wir müssen zunächst die Fläche berechnen,
die durch die Signalliniedes und die
Nulllinie gebildet wird. Flächen, die ins
Negative gehen, sind dabei auch negativ zu
zählen. Diese Fläche verteilen wir
gleichmässig auf eine Periodendauer. Es
entsteht ein Rechteck, dessen Breite der
Periodendauer und dessen Höhe dem
gesuchten Halbwellen-Mittelwert entspricht.
Übungsbeispiel zum Halbwellen-Mittelwert
Gegeben ist eine symmetrische Dreiecksspannung mit Û = 10 V und
f = 100 Hz. Berechne den Halbwellen Mittelwert dieser Dreiecksspannung für
Einweg wie auch für Zweiweggleichrichtung.
Weitere Übungen: Westermann S. 92 Nr. 3, 4
Elektrotechnik
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Seite 68
Der Effektivwert
Der Effektivwert ist definiert als Gleichstromwert mit der gleichen
Wärmewirkung wie der betrachtete Wechselstrom. Er beträgt bei
sinusförmigem Wechselstrom U =
1 ˆ
⋅U
2
Die Herleitung des Effektivwertes bei Wechselstrom ist zwar machbar, aber
auf unserer Stufe recht komplex. Einfacher ist das Ganze, wenn wir ein
allgemeines, nicht symmetrisches Rechtecksignal betrachten:
Zur Berechnung des Effektivwertes suchen wir die
Gleichspannung, die dieselbe Wärmewirkung
erzeugt. Wir müssen also den Mittelwert der
abgegebenen Leistung berechnen:
Wir haben nun die mittlere Leistung berechnet. Uns interessiert aber der
Effektivwert der Spannung, also müssen wir zurückrechnen:
Übungsbeispiel zum Effektivwert bei Rechteckpulsen:
Ein Rechteckpuls hat Û = 10 V, f = 50 Hz und ti = 10 ms. Wie gross ist
a) der arithmetische Mittelwert und
b) der Effektivwert dieser Rechteckspannung?
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Seite 69
Der Scheitelfaktor SF
Der Scheitelfaktor einer Wechselfunktion ist definiert als das Verhältnis ihres
Scheitelwertes zu ihrem Effektivwert: SF =
Uˆ
Er beträgt also bei der
U
Sinusfunktion:
Der Formfaktor FF
Der Formfaktor ist das Verhältnis des Effektivwertes zum Halbwellen- oder
Gleichricht-Mittelwert: FF =
U
Er berägt bei unserer Sinusfunktion:
U
Was sagt uns der Formfaktor in Bezug auf die Messtechnik aus?
Drehspulmessgeräte können nur den HalbwellenMittelwert messen, zeigen aber den Effektivwert an
(Wegen der entsprechenden Eichung der Skala).
Messen wir einen nicht sinusförmigen Wert, so erhalten
wir falsche Messwerte. Mithilfe des Formfaktors
könnten wir unseren Messwert trotzdem richtig
interpretieren.
Übungsbeispiel: Bestimme Halbwellen-Mittelwert, Effektivwert, Formfaktor
sowie Scheitelfaktor von einer symmetrischen Rechteckspannung.
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Seite 70
Labor Elektrotechnik: Wechselspannungsmessung
Sicher habt ihr in der Praxis schon von folgenden Messgeräten gehört:
Oszilloskop, Analogmessgerät, Digitalmultimeter und True RMS-Meter.
Dieser Versuch soll die Eigenschaften dieser Geräte verdeutlichen.
Folgende Messgeräte werden für diesen Versuch benötigt:
• Funktionsgenerator
• Oszilloskop
• Analogmultimeter
• True RMS Digitalmultimeter
Führe folgende Versuche durch und halte sie in einem Laborbericht so fest,
dass sie jedermann mit unserem Fachwissen nachvollziehen kann.
1. Sinusspannung
Stelle den Funktionsgenerator auf Sinusspannung mit einer Frequenz von 50 –
100 Hz und eine Scheitelspannung Û = 10 V ein.
• Berechne den Effektivwert der eingestellten Wechselspannung?
• Messe diesen Wert mit den oben aufgezählten Multimetern und vergleiche
die Messergebnisse mit Deiner Berechnung.
2. Dreiecksspannung
Stelle den Funktionsgenerator nun auf Dreiecksspannung um (Frequenz und
Scheitelspannung wie in Versuch 1)
• Berechne den Effektivwert der eingestellten Wechselspannung?
• Messe diesen Wert mit den oben aufgezählten Multimetern und vergleiche
die Messergebnisse mit Deiner Berechnung.
3. Rechteckspannung
Stelle den Funktionsgenerator nun auf Rechteckspannung um (Frequenz und
Scheitelspannung wie in Versuch 1)
• Berechne den Effektivwert der eingestellten Wechselspannung?
• Messe diesen Wert mit den oben aufgezählten Multimetern und vergleiche
die Messergebnisse mit Deiner Berechnung.
Beilage: Tabelle mit Kenndaten für Sinus-, Dreieck- und Rechtecksignal.
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Seite 71
Zeigerdarstellung von Wechselgrössen
In der Einleitung zur Wechselstromlehre sahen wir bereits, dass die Sinusform
aus der Rotation von einem Zeiger mit der Länge Û abgeleitet werden kann.
Nehmen wir an, zwei verschiedene Wechselgrössen seien zeitlich verschoben
15
15
10
10
5
u [V]
5
0
-15
-10
-5
0
5
-5
10
0
0
15
45
90
135
180
225
270
315
360
-5
-10
-10
-15
φ [°]
-15
Beim angegebenen Drehsinn der Zeiger eilt die Grösse 2 dem Ablauf von
Grösse 1 mit einer zeitlichen Verschiebung nach.
Dies wird Phasenverschiebung genannt
Merkpunkte zur Phasenverschiebung:
• Die Zeitverschiebung ∆t bedeutet, dass die Grösse 2 z.B. ihren positiven
Maximalwert um diese Zeit später erreicht als Grösse 1
• Diese tatsächliche Zeitverschiebung ∆t wird meist auf die Periodendauer T
oder den vollen Winkel (360° resp 2π) bezogen und als Bruchteil von T
oder als Phasenverschiebungswinkel ϕ angegeben
• Die Zeigerdarstellung erlaubt eine einfache Angabe der Beziehung von
Grösse 2 zu Grösse 1 zu. Dabei ist der Umlaufsinn zu beachten!
• Die Phasenverschiebung kann nur gegenüber einer anderen Grösse
(=Referenzgrösse) angegeben werden. Wir müssen also jeweils ein Zeiger
als Referenz- oder Bezugsgrösse definieren.
• Wenn wir das Zeigerdiagramm fürs Erstellen eines Zeitdiagramms
verwenden, ist es nahe liegend, als Zeigerlänge Û zu verwenden. Wenn wir
jedoch nur das Zeigerdiagramm zeichnen, ist es häufig einfacher, den
Effektivwert für die Zeigerlänge zu verwenden.
Übung: Zeichne ein Zeigerdiagramm für U1 = 10 V und U2 = 15V, wobei U2
der Spannung U1 um 60 ° vorauseilt.
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Repetitionsaufgaben
1. Gegeben sei eine Sinusspannung U=10V und f=100 Hz
a) Zu welchem Zeitpunkt (nach dem positiven Nulldurchgang) erreicht diese
den Momentanwert u=6.2 V und welchem Winkel ϕ entspricht dies?
b) Welcher Momentanwert erreicht die Sinusspannung 6,5 ms nach dem
positiven Nulldurchgang?
2. Berechne den Effektivwert von folgendem Rechtecksignal:
3. Gegeben sei eine Dreieckspannung gemäss folgendem Diagramm.
Berechne den Arithmetischen Mittelwert sowie den Halbwellenmittelwert für
Einweg sowie Zweiweggleichrichtung.
4. Ein Radarsignal hat eine Frequenz f = 9 GHz (1 GHz = 109 Hz) Welche
Periodendauer hat das Signal und was für eine Wellenlänge weist es auf
(Lichtgeschwindigkeit c = 300'000 km/s)
5. Ich möchte eine Sägezahnspannung mit U=35V erzeugen. Welchen Wert
Uss muss ich am KO ablesen, damit dieser Wert erreicht wird?
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Seite 73
Addition von zwei Signalen
Wir werden die Summe von zwei Wechselstromsignalen bei den
Berechnungen von Schaltungen mit Spulen und Kondensatoren noch häufig
praktisch anwenden. Deshalb möchten wir hier keine grosse Übung
durchführen, sondern vor allem den Zusammenhang zwischen Vektor- und
Signaladdition im Liniendiagramm kennen lernen.
Betrachten wir hierzu das Vektor- und Liniendiagramm von der Addition
zweier Signale:
40
30
30
20
20
10
10
u [V]
40
0
-40
-20
0
20
0
40
0
-10
-10
-20
-20
-30
-30
-40
-40
45
90
135
180
225
270
315
360
φ [°]
Wenn wir im Liniendiagramm aus den zwei Signalen die Summenkurve
bilden, müssten wir Punkt für Punkt die zwei Signale zusammenzählen und so
die neue Sinuskurve konstruieren.
Einfacher geht dies im Vektordiagramm. Wir reihen die Vektoren einfach
aneinander, so wie ihr dies schon in der Physik geübt habt. So können wir wie
dargestellt den Summenvektor bilden, und mit diesem direkt eine Aussage
über Signalamplitude und Phasenverschiebung des neuen Signals machen.
U2
Uges
U1
Fürs Zeichnen des summierten Sinussignales lassen wir nun den Vektor Uges
im Kreis drehen, und konstruieren so die Sinuslinie.
Zur Übung können wir mit der Excel Simulation einige Situationen
ausprobieren und auf Plausibilität hin kontrollieren.
Elektrotechnik
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Seite 74
Ein Dreiecksignal mit Û=5V und T=1.5 ms wird auf dem KO angezeigt. Der
Nullpunkt für Spannung und Winkel ist der positive Nulldurchgang.
a) Welcher Momentanwert weist das Signal bei t1 = 0,1 ms und bei t2 = 0.9 ms
auf? Welchem Winkel ϕ entsprechen diese beiden Zeiten?
b) Bei welchem Winkel ϕ erreicht der Momentanwert 3.5 V und welcher Zeit
t entspricht dies?
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Nichtlineare Widerstände nach Fachkunde Eltech:
Als Grundlage dient das Europa Buch Fachkunde Elektrotechnik S. 30 sowie
das Vogel Fachbuch Elektronik 2: Bauelemente (Seitenzahlen siehe
Gruppeneinteilung)
Gruppe
Thema
Heissleiterwiderstände NTC S. 37 38
Kaltleiterwiderstände S. 39 - 41
Spannungsabhängige Widerstände
(VDR) S. 41 - 44
Fotowiderstände S. 284 - 286
(Magnet)Feldplatten S. 305 - 307
3. Zur Anpassung der Spannung an einen Verbraucher soll ein
Spannungsteiler gemäss folgendem Schema verwendet werden. Wie gross ist
der Wirkungsgrad dieser Spannungsanpassung, wenn wir die Leistung in RL
als Nutzleistung betrachten?
4. Ein Lötkolben hat 30 W Leistung an 220 V. Mit einem Vorwiderstand soll
er während der Standby-Zeiten auf eine Leistung von 15 W gedrosselt werden.
a) Wie gross muss der Vorwiderstand RV gewählt werden?
b) Für welche Verlustleistung muss der Vorwiderstand dimensioniert sein?
c) Wie gross ist die vom Netz aufgenommene Leistung?
d) Wieviel beträgt der Wirkungsgrad der Vorwiderstandsschaltung?
Aufgabe Hochspannungsleitung
Eine 220 kV Hochspannungsleitung soll elektrische Energie über eine Distanz
von 100 km übertragen. Wir nehmen an, dass die Leitung nur aus zwei
Aluminium Drahtseilen mit 30 mm Durchmesser besteht.
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Seite 76
a) Wie hoch darf der Strom im Kabel sein, wenn ein maximaler
Spannungsverlust von 5 % toleriert ist?
b) Welche Nennleistung kann über diese Hochspannungsleitung übertragen
werden?
c) Wie hoch ist in diesem Fall die Verlustleistung in der Leitung?
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Laborversuch
Der Spannungsteiler als reale Spannungsquelle
Wir haben den Spannungsteiler bereits bei den Widerstandsschaltungen
kennengelernt. Seine Aufgabe ist es, wie das Wort schon sagt, eine
vorhandene Spannung in Teilspannungen aufzuteilen. Vom ersten
Spannungsteilerversuch wissen wir bereits, dass diese Teilspannung bei
Belastung abnimmt, was der Eigenart einer belasteten Spannungsquelle
entspricht. Wir wollen in diesem Versuch eine Lastkennlinie für folgenden
Spannungsteiler aufnehmen:
Aufgaben: Dokumentiere folgende Teilaufgaben in einem Laborbericht.
• Baue die obige Schaltung auf und stelle die Versorgungsspannung
U auf 10 V ein.
• Messe die Leerlaufspannung des (unbelasteten) Spannungsteilers.
• Messe die Klemmspannung für mindestens 4 verschiedene Lastwiderstände
und halte die gemessenen Strom und Spannungswerte in einer Tabelle und
in einem Diagramm fest.
• Bestimme aus diesen Werten den Innenwiderstand der Quelle.
• Berechne aus Leerlaufspannung und Innenwiderstand den
Kurzschlussstrom und messe nach.
• Versuche nun, den Innenwiderstand unserer Spannungsteilerschaltung rein
rechnerisch zu ermitteln. Wie gross wird der Innenwiderstand für den
Spannungsteiler allgemein ausgedrückt? Entspricht dies unseren
Messergebnissen?
• Wie lautet die Formel, die unsere reale Quelle beschreibt?
Für die mathematischen Berechnungen kann folgende Ersatzschaltung
beigezogen werden. Sie vereinfacht den Rechenaufwand erheblich.
Elektrotechnik
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