1. Ökonomisches Denken: Erste Ideen Aufgabe 1 Welche Rolle spielt Knappheit in einer Volkswirtschaft? Wodurch entsteht sie, und welche ökonomischen Folgen hat sie? Lösung Ohne Knappheit wäre es unnötig, sich mit Wirtschaftswissenschaften zu beschäftigen, denn das Ziel dieser Disziplin ist es, aus knappen Mitteln das Beste zu machen. Knappheit entsteht dann, wenn die Nachfrage nach Gütern, Dienstleistungen oder sonstigen Dingen größer ist als das dazugehörige Angebot. Dinge, nach denen keine Nachfrage besteht, sind auch nicht knapp. Eine unmittelbare Folge von Knappheit ist die Knappheitsrente: Bei jedem Tauschgeschäft fällt stets ein Vorteil für alle daran Beteiligten an, eine so genannte Rente (es muss ein Vorteil für alle am Tausch Beteiligten vorhanden sein, sonst würden sie ja nicht tauschen). Dabei geht dieser Vorteil die Rente, zu einem größeren Teil an denjenigen, der im Besitz des knappen Gutes ist, er eignet sich diese Rente an. Warum ist klar: Wer das knappe Gut besitzt, das Gut, das alle wollen, hat Macht und kann Geschäfte (einen Tausch) zu seinem Vorteil gestalten. Aufgabe 2 Erläutern Sie das ökonomische Prinzip. Lösung Das ökonomische Prinzip fordert, ein Maximum an Effizienz zu erreichen und das Verhältnis von Ergebnis zum Aufwand zu optimieren. Das Prinzip gibt es in zwei Ausprägungen: Entweder man versucht mit möglichst wenig Aufwand ein gegebenes Ziel erreichen (Minimalprinzip) oder man versucht mit einem gegebenen Aufwand den größtmöglichen Ertrag zu erreichen (Maximalprinzip). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 3 Politiker schlagen immer wieder vor, eine allgemeine Dienstpflicht einzuführen, bei der alle Jugendlichen – also auch die Frauen – einen einjährigen Zwangsdienst ableisten sollen. Was halten Sie aus ökonomischer Sicht von diesem Vorschlag? Lösung Mit Blick auf die Opportunitätskosten einer solchen Maßnahme ist dieser Vorschlag negativ zu beurteilen: Jeder, der diesen Dienst leistet, verzichtet darauf, ein Jahr lang mit einer anderen Tätigkeit Geld zu verdienen – damit entpuppt sich die Dienstpflicht für ihn als teurer Spaß. Die Dienstpflichtigen bezahlen Ihren Wehrdienst mit einem Jahreseinkommen, das sie ansonsten in ihrem angestammten Beruf erwirtschaftet hätten. Auch für die Volkswirtschaft als Ganzes wird das teuer: sie verzichtet auf die Leistungen welche die Wehrpflichtigen erbracht hätten, wenn Sie nicht der Fahne gedient hätten. Die Opportunitätskosten dieser Maßnahme sind also immens. Wer verstanden hat, dass die Wehrpflicht teuer ist, versteht sofort, warum die Dienstpflicht noch teurer ist: Neben den jungen Männern werden nun auch die jungen Frauen zwangsweise zum Dienst herangezogen, das verdoppelt die Opportunitätskosten der Wehrpflicht. Aufgabe 4 In der Presse wird das Verhalten der Banken scharf kritisiert, die ihren Angestellten zu hohe Boni zahlen und gefordert, dass die Politik eingreifen muss. Welche grundsätzlichen Möglichkeiten hat die Politik, das Verhalten der Banken zu beeinflussen? Lösung Apelle: Die Politik kann natürlich an die Banken appellieren, ihr Verhalten zu ändern – über die Wirksamkeit dieser Maßnahme muss man nicht weiter nachdenken. Gutes Zureden ist zwar billig, hilft aber in der Regel wenig. Ge- und Verbote: Hier macht die Politik den Banken direkte Vorschriften, wie sie ihre Angestellten entlohnen dürfen. Das ist sicherlich effektiv in dem Sinne, dass man sofort das Gehaltsniveau erreichen würde, das man für angemessen hält – man legt einfach gesetzlich die Höhe der Gehälter fest. Allerdings wird dieser Zwang erstens zu Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Ausweichreaktionen führen (man zahlt zwar weniger Gehalt, legt aber bei anderen Gelegenheiten mehr Geld drauf), zweitens ist diese Politik insofern nicht effizient, als sie alle Banken zum gleichen Gehaltsniveau zwingt – wenn eine Bank besonders guten Mitarbeitern (die es vielleicht wirklich verdient haben) dennoch mehr zahlen will, kann sie das nicht, während andere Banken durchaus mit den niedrigeren Gehältern leben könnten. Hier werden alle Banken über den gleichen Kamm geschert – das kann nicht sonderlich effizient sein. Anreize: Steuern beispielsweise beeinflussen das Verhalten der Banken im Sinne der Politik, lassen aber den Banken, denen hohe Gehälter für besonders wichtige Mitarbeiter wichtig sind, aber die Freiheit, sich zu entscheiden. Aufgabe 5 Nennen und erläutern Sie die wichtigsten Elemente von Märkten. Lösung Spezialisierung: jeder spezialisiert sich auf das, was er am besten kann; man betreibt also Arbeitsteilung. Freiheit: um die Vorteile der Arbeitsteilung zu nutzen, muss man tauschen können: Man spezialisiert sich auf die Herstellung eines Gutes, das man dann gegen andere Güter, die man benötigt, eintauscht. Dazu braucht man Vertragsfreiheit (ich darf meine Güter tauschen, mit wem ich will und zu welchem Preis ich will); Koalitionsfreiheit; Freiheit der Berufswahl (ich darf selbst entscheiden, worauf ich mich spezialisiere). Verteilung: Die Verteilung der Spezialisierungsgewinne richtet sich nach den Knappheitsverhältnissen und den daraus resultierenden Machtverhältnissen. Wer sich auf etwas spezialisiert, was knapp ist, hat dementsprechend ein höheres Einkommen. Einkommen werden in Märkten also nur danach bezahlt, wie hoch der Beitrag einer Leistung zur Beseitigung von Knappheit ist. Anreize: Ich tausche nur, wenn ich auch die Vorteile aus diesem Tausch selbst genießen kann und die Vorteile aus dem Tausch die Mühen der Produktion überwiegen. Diesen Anreiz garantiert Eigentum (Art. 14 GG) Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 6 Welche Rolle spielt Freiheit in einem marktwirtschaftlichen System? Und wo muss der Staat eingreifen, um zu verhindern, dass die Freiheit Einzelner zu negativen Ergebnissen führt? Lösung Freiheit ist zum einen für viele Menschen ein eigener Wert – der Mensch soll so wenig als möglich unter Zwängen leiden. Das ist ein wohl anerkannter Grundsatz, den man aber nicht teilen muss – Freiheit ist also eine Norm. Viele Freiheiten sind aber auch nötig, damit ein Markt funktionieren kann: Freiheit der Berufswahl, Freiheit im Abschluss von Verträgen, Freiheit, Vereinigungen zu bilden – ohne diese Freiheiten funktionieren Märkte nicht (wieso?). Eingreifen muss der Staat allerdings dort, wo ein Mensch seine Freiheit zu Lasten der Freiheit anderer Menschen auslebt – oft ein heikler Balanceakt. Ein Mensch, der im alleinigen Besitz eines überlebenswichtigen Gutes ist, muss wohl im Sinne der Freiheit der anderen hinnehmen, dass man seine Freiheiten einschränkt. In weniger eindeutigen Fällen wie diesem geht es dann darum, die Einschränkung der Freiheit des einzelnen gegen die Freiheit der anderen abzuwägen. Aufgabe 7 Welche Möglichkeiten sehen Sie, einen Arzt zu bezahlen und welche Folgen hat die jeweilige Entlohnungsform? Lösung Festgehalt: Der Arzt tut so wenig wie möglich; mit möglicherweise entsprechenden Folgen für Ihre Gesundheit. Jede Leistung wird einzeln bezahlt: Der Arzt wird alles verschreiben und untersuchen; mit entsprechenden Folgen für die Kosten der Behandlung. Erfolgsabhängig (der Arzt wird bezahlt, wenn Sie gesund werden): Grundsätzlich gut, allerdings bleibt die Frage, wie stark ist der Erfolg vom Arzt abhängig und nicht dem Zufall geschuldet, und es besteht die Gefahr, dass der Arzt die kurzfristige Gesundheit herstellt auf Kosten langfristiger Folgen. Zudem wird sich in einigen Fällen nicht ohne Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck weiteres feststellen lassen, wann ein Mensch wieder gesund ist; was also macht man bei unheilbaren Krankheiten oder Folgeschäden (vermeidbar oder unvermeidbar)?) Aufgabe 8 Queen-Gitarrist Brian May hat im vergangenen Jahr sein Studium der Astrophysik wieder aufgenommen und seinen Doktortitel gemacht. Würdigen Sie diese Entscheidung aus ökonomischer Perspektive. Lösung Eine gute Entscheidung mit Blick auf die Opportunitätskosten: Als er mit Queen viel Geld verdiente; wären die Opportunitätskosten des Studiums (die Einnahmen aus dem Musikgeschäft) sehr hoch gewesen; jetzt, gegen Ende seiner Laufbahn, sinken diese; zumal er nun so reich ist, dass der Grenznutzen seines Einkommens sinkt (2. Gossensches Gesetz) und andere Sachen wichtiger werden; beispielsweise der Doktortitel. Die Opportunitätskosten des Doktortitels sind also zum Ende seiner Laufbahn deutlich gesunken. Aufgabe 9 In welchen Bereichen besteht Bedarf an staatlichen Eingriffen in Märkte? Nennen Sie Beispiele. Lösung - Schutz vor übermäßigen Machtpositionen. Hier geht es darum, für genügend Konkurrenz auf dem Markt zu sorgen und Machtpositionen Einzelner zu verhindern, die zu Ausbeutung und politischer Macht führen könnten. Beispiele dafür sind Unternehmen, die im Besitz wichtiger Ressourcen oder Patente sind; die den Zugang zu bestimmten Märkten kontrollieren. Microsoft wird oft al Standardbeispiel genannt, aber auch Google dürfte mittlerweile eine übermäßige Machtposition haben; möglicherweise auch Facebook. - Schutz Schwächerer. Der Schutz vor übermäßiger Marktmacht muss auch darauf abstellen, Schwächere zu schützen. Knappheit darf nicht zu Ausbeutung oder Missbrauch führen. Ein Beispiel können Vermieter sein, wenn es Wohnraumknappheit gibt, oder Arbeitgeber, wenn sie die einzige Beschäftigungsalternative in einer Region Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck darstellen. Allerdings machen diese Beispiele deutlich, dass die einzig sinnvolle Politik in solchen Fällen darin besteht, Alternativen zu schaffen: Wenn die Mieter oder Arbeitnehmer Ausweichmöglichkeiten haben, besteht für die Vermieter und Arbeitgeber keine Möglichkeiten zur Ausbeutung mehr. Die Antwort kann also nicht lauten, den Vermietern Vorschriften zu machen, sondern für mehr Wohnraum zu sorgen. - Konsumentenschutz. Hier geht es darum, Konsumenten zu schützen, beispielsweise bei Informationsasymmetrien (der Anbieter weiß Dinge, die der Konsument nicht weiß), bei unverantwortlichem, irrationalem Verhalten (beispielsweise Drogensucht). - Schutz Dritter. Hier geht es darum, Geschäfte auf dem Markt zu Lasten Dritter zu verhindern. Das wichtigste Beispiel hierfür ist der Umweltschutz. Aufgabe 10 Sie tragen sich mit dem Gedanken, ein Geschäft zu eröffnen. Den jährlichen Verdienst schätzen Sie auf 60.000 Euro; ihr derzeitiges Gehalt liegt bei 70.000 Euro. a) Wie hoch sind Ihre Opportunitätskosten? Sollten Sie das Geschäft eröffnen? b) Suchen Sie nach weiteren Gründen, das Geschäft dennoch zu eröffnen. Begründen Sie Ihre Entscheidung mit den Opportunitätskosten. c) Sollten Sie das Geschäft eröffnen, wenn Ihr derzeitiges Gehalt 50.000 Euro beträgt? Lösung a) Ihre Opportunitätskosten betragen 70.000 Euro, das ist der Ertrag der nächstbesten Alternative, auf die Sie verzichten müssten. Klarer Fall: Aus Perspektive der Opportunitätskosten sollten Sie das Geschäft nicht eröffnen. b) Aber Halt, das war jetzt nur der Verdienst im alten Job, das ist aber vielleicht nicht alles: Vielleicht bietet Ihnen das neue Geschäft mehr Raum zur Selbstverwirklichung, Sie werden Ihren Chef los, Sie sind Ihr eigener Herr – das alles spricht dafür, das Geschäft zu eröffnen. Das ist aber kein Widerspruch zur Idee der Opportunitätskosten: Die hier genannten Vorteile sind das, was man nicht-monetäre Vorteile des Geschäfts nennen kann, das ist letztlich auch ein Bestandteil des jährlichen Verdienstes, auch wenn er nicht in Euro ausgezahlt Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck wird. Wenn die Summe dieser Vorteile für Sie mehr wert ist als 10.000 Euro, dann sollten Sie das Geschäft eröffnen. c) Ja und nein: Betrachtet man nur das monetäre Einkommen, dann sind jetzt die Opportunitätskosten Ihres jetzigen Jobs niedriger als die Erträge aus dem Geschäft. Aber auch hier sollte man die nicht-monetären Vorteile berücksichtigen: Vielleicht schätzen Sie an Ihrem jetzigen Job die Sicherheit, während das Geschäft unsicher ist, der aktuelle Job bietet ein gutes Arbeitsklima – alles Faktoren, die in die Entscheidung natürlich mit einfließen. Wenn Ihnen die aktuellen nicht-monetären Vorteile Ihres aktuellen Jobs mehr als 10.000 Euro wert sind, dann sollten Sie das Geschäft nicht gründen. Aufgabe 11 Sie sind der Inhaber eines Unternehmens, das seine Mitarbeiter viel auf Reisen schickt, um Kunden zu binden. Ein stetes Ärgernis ist dabei die Abrechnung der Spesen der Mitarbeiter – Ihre Buchhaltung beklagt, dass viel zu viele Spesen abgerechnet werden. Mit welchen Methoden könnte man die Mitarbeiter dazu bringen, sorgfältiger mit dem Spesenkonto umzugehen? Lösung a) Möglichkeit Nummer eins besteht darin, den Mitarbeitern einen festen Betrag anzuweisen – mehr dürfen sie dann für Spesen nicht ausgeben. Klingt gut, ist aber unflexibel: Wenn die Reise eigentlich billiger wäre, hat der Mitarbeiter keinen Anreiz, Geld zu sparen, wenn es doch unverschuldet etwas teurer wird, kann er das nicht bezahlen. b) Möglichkeit Nummer zwei: man beteiligt den Mitarbeiter an den Einsparungen. Wenn er mit seinem Spesenkonto unter einem bestimmten Betrag bleibt, bekommt er eine Prämie. Klingt auch gut, führt aber dazu, dass der Mitarbeiter seine Kunden zu McDonalds einladen wird, um sich die Prämie zu sichern – egal, ob das die Kunden mögen oder nicht. Schlecht für die Geschäftsabschlüsse. c) Besser wäre es, den Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen: Wenn das Unternehmen hohe Gewinne macht, dann bekommt er eine Erfolgsbeteiligung. Das führt dazu, dass er die Kunden angemessen bewirten wird, um den Vertragsabschluss nicht zu gefährden, zugleich wird er aber auch nicht über Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck die Stränge schlagen, weil hohe Spesenrechnungen den Gewinn des Unternehmens – und damit die Prämie – schmälern. Der Haken an dieser Lösung: Sie wird vermutlich nur in kleinen Unternehmen oder eng abgegrenzten Bereichen eines Unternehmens funktionieren (warum?). 2. Ökonomisches Denken: Erste Ideen Aufgabe 12 Erläutern Sie die verschiedenen Aufgaben, die wir bei der Organisation einer Volkswirtschaft zu erledigen sind. Wie werden diese Aufgaben a) von Zentralverwaltungswirtschaften (Planwirtschaften) und b) Marktwirtschaften gelöst? Welche Probleme haben die beiden Lösungsansätze? Lösung a) Planwirtschaft Der Staat bestimmt, was Steuerungsfunktion Welche Güter sollen produziert werden soll produziert werden? Wünsche der Bürger werden nicht hinreichend berücksichtigt Der Staat legt auch fest, wie Allokation Wer stellt die Produktion und womit produziert werden mit welchen Mitteln und wie soll her? Das führt nicht zwangsläufig zur kostengünstigsten Produktion Der Staat entscheidet Verteilung Wie wird die Produktion darüber, was wie verteilt entlohnt; an wen wird sie wird. verteilt Politisch attraktiv, aber Anreize zu Leistung entfallen dadurch b) Marktwirtschaft Die Konsumenten bestimmen, was produziert werden soll, indem sie Ihre Zahlungsbereitschaft über die Preise anzeigen. Die Unternehmen entscheiden anhand der Preise, was sie produzieren und wie. Hohe Anreize zur kostengünstigen Produktion. Die Einkommen und Erträge aus der Arbeit und dem Handel werden nur nach Leistung verteilt. Der Markt kennt keine soziale Gerechtigkeit, es wird nur streng nach Leistung entlohnt; Bedürfnisse werden nicht berücksichtigt Staat entscheidet, wann und Anreiz auf Gewinne beflügelt Anpassung Wie passen sich die wie ein Unternehmen sich Forscherdrang und den Unternehmen an veränderte anpasst. Willen, sich an eine Wünsche oder Erfolgt Anpassung richtig wandelnde Welt anzupassen. Produktionsbedingungen und rechtzeitig? Wer sich nicht anpasst, an? verdient nichts. Problem: Strukturwandel; Unternehmen müssen sich immer wieder neu ausrichten, Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Keine Anreize zu Innovationsfunktion Wie werden Erfindungen Innovationen; eher Anreize, und Innovationen stimuliert diese zu unterlassen, wenn durch Innovationen die Plananforderungen steigen Private Macht existiert nicht; Kontrolle Wie werden wirtschaftliche politische Macht wird nicht und politische Macht kontrolliert kontrolliert? Arbeitnehmer immer wieder neue Techniken und Fertigkeiten lernen Gewinne geben Anreiz zu Innovationen. Aber durch bahnbrechende Erfindungen können Machtpositionen entstehen. Staatliche Macht wird teilweise durch wirtschaftliche Freiheit begrenzt. Wirtschaftliche Macht kann entstehen, aktive Wettbewerbspolitik nötig. Tabelle 1 Planwirtschaft versus Marktwirtschaft Aufgabe 13 Warum sagen Ökonomen immer, dass staatliche Stellen nicht sparsam mit Geld umgehen? Welche Anreize könnte man setzen, damit Staatsbedienstete sorgfältiger mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen? Lösung Da das Geld, das die Beamten ausgeben, nicht ihres ist, sind die Anreize zu einer sparsamen Verwendung gering. Hinzu kommt, dass sie das Geld in der Regel nicht für sich ausgeben, sondern für Dritte, das fördert die Anreize nicht gerade. Wie kann man die Anreize verbessern? Da gäbe es: eine Beteiligung bei sparsamer Mittelverwendung am eingesparten Betrag; Prämien für Verbesserungs- und Einsparvorschläge; Strafen bei nachgewiesener Verschwendung. Wenn Sie ein wenig darüber erfahren wollen, wie leichtfertig der Staat bisweilen mit Ihren Steuern umgeht, dann schauen Sie einmal hier: http://schwarzbuch10.steuerzahler.de/start.php Aufgabe 14 Welche Funktionen erfüllt der Preis in einer Marktwirtschaft? Lösung Es sind vor allem die Preise, die Märkte funktionsfähig machen: Sie erfüllen insgesamt vier wichtige Funktionen: Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck - Signalfunktion: Der Preis zeigt die Knappheit eines Gutes und damit die Intensität der Bedürfnisse der Konsumenten an. Je mehr sich die Konsumenten etwas wünschen, umso höher ist ihre Zahlungsbereitschaft, umso höher ist der Preis, den sie bereit sind, zu zahlen. - Anreizfunktion: Preise setzen für die Produzenten Anreize, das zu produzieren, was die Konsumenten wollen. Und je dringender sich die Konsumenten etwas wünschen, umso höher ist ihre Zahlungsbereitschaft, umso höher ist der Preis, umso höher ist der Anreiz für die Produzenten, genau das zu produzieren. - Lenkungsfunktion: Der Preis sorgt dafür, dass dort produziert wird, wo der höchste Ertrag zu erwarten ist. Ändern sich die Preise, so passt sich das Angebot an. - Marktausgleichsfunktion: Der Preis sorgt für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Markt; er ändert sich solange ein Angebots- oder Nachfrageüberschuss existiert. Ist die Nachfrage größer (geringer) als das Angebot, so zeigt dies der steigende (sinkende) Preis an, der zu steigendem (sinkendem) Angebot führt. Aufgabe 15 Warum sinkt (steigt) die Nachfrage bei steigenden (sinkenden) Preisen? Gibt es auch Fälle, in denen das nicht der Fall ist? Lösung Zwei Effekte sind dafür verantwortlich: Der Einkommenseffekt besagt, dass mit sinkenden Preisen die Kaufkraft des Einkommens zunimmt. Klarer Fall: wenn ein Produkt billiger wird, dann kann man mit dem gleichen Einkommen mehr davon kaufen. Das muss aber nicht zwingend mehr von dem Produkt sein, das billiger geworden ist (wenn die Nachfrage nach diesem Produkt preisunelastisch ist, wird man trotz Preissenkung nicht mehr nachfragen). Effekt Nummer zwei ist der Substitutionseffekt: Wird ein Gut billiger, dann kauft man eventuell mehr davon und verzichtet auf ein anderes Gut. Also: Wird Bier billiger, trinkt man mehr Bier und weniger Wein. Auch hier gilt: Das wird nicht der Fall sein, wenn die Nachfrage nach dem Gut preisunelastisch ist. Theoretisch möglich, wenngleich schwer vorstellbar ist es, dass mit steigendem Preis die Nachfrage steigt, beispielsweise, weil man mit einem teuren Gut angeben will (Markenkleidung o.ä.). Das könnte auch erklären, warum teure Modefirmen keine Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Billig-Edition anbieten – weil das den teuren Markennamen ruinieren könnte. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, dass mit steigenden Preisen von Wertpapieren deren Nachfrage steigt, weil man weitere Preissteigerungen erwartet. Dann kauft man in Erwartung steigender Preise (Kurse) dieser Wertpapiere in der Hoffnung, diese dann mit Gewinn weiter zu verkaufen. Aufgabe 16 Erläutern Sie den Unterschied zwischen einer endogenen und einer exogenen Variable. Suchen Sie Beispiele für das einfache Angebots-Nachfrage-Modell. Lösung Eine endogene Variable ist durch das Modell bestimmt, im Angebots-NachfrageModell sind das der Preis und die verkaufte Menge. Steigt der Preis, so sinkt (steigt) die Nachfrage (das Angebot) – dieser Zusammenhang wird durch das Modell erklärt. Eine exogene Variable wird nicht durch das Modell erklärt, ändert sich diese, so ändert sich auch das Modell. Ändert sich beispielsweise das Wetter, so ändert sich die Nachfrage nach Eis, das wird durch das Modell nicht mehr erklärt; jetzt muss man das Modell anpassen (indem man die Nachfragekurve verschiebt). Aufgabe 17 Ein Freund hält Ihnen entgegen, dass das fundamentale Gesetz der Nachfrage nicht stimme – obwohl nach der Wiedervereinigung die Preise für Gebrauchtwagen gestiegen seien, sei die Nachfrage nach Gebrauchten ebenfalls gestiegen. Was antworten Sie? Lösung Ein klassischer Fall der Verwechslung von Ursache und Wirkung: Nach dem Mauerfall ist zunächst einmal die Nachfrage gestiegen, weil viele Ostedeutsche nun einen Wagen wollten. Das war eine Veränderung einer exogenen Variablen, die Nachfragekurve verschiebt sich daraufhin nach außen, die Preise steigen. Das Gesetz der Nachfrage gilt nur bei konstanten Umweltbedingungen, also ceteris paribus, wenn es eben keinen Mauerfall gibt. Das Gesetz der Nachfrage stellt also eine Bewegung auf der Nachfragekurve dar (steigt der Preis, sinkt die Nachfrage), Ihr Freund hat aber Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck die Nachfragekurve verschoben, also die ceteris-paribus-Regel verletzt. Zuerst war also der Anstieg der Nachfrage da, daraufhin sind die Preise gestiegen. Aufgabe 18 Suchen Sie Erklärungen dafür, wie es zu einem Ingenieursmangel kommen kann. Lösung Hier könnte es sich um den klassischen Schweinezyklus handeln: Wenn ein Überangebot an Ingenieuren besteht, werden viele Studienanfänger vor einem Ingenieursstudium zurückschrecken, weil sie Arbeitslosigkeit fürchten. Das macht sich mit einer Verzögerung (die in etwa die Länge der Ausbildung dauert) auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar – es fehlen nun zu viele Studienanfänger. Eine weitere Möglichkeit kann darin bestehen, dass der Ingenieursberuf zu schlecht bezahlt wird – deshalb werden entsprechend talentierte Studenten auf andere Fächer ausweichen, die besser bezahlt werden (beispielsweise in die Finanzbranche gehen). Auch dann könnte sich dieser Mangel erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar machen, die durch die Länge der Studiendauer entsteht. Eine andere Erklärung wäre es allerdings, auf einen strukturellen Mangel an Ingenieuren zu verweisen – zu wenig junge Leute wollen dieses Fach studieren, es gibt zu wenig Nachwuchs. Das wäre dann eher ein struktureller Mangel, der zu steigenden Gehältern in der Branche führen sollte und damit höhere Anreize für dieses Studium gibt (zugleich dürften damit die Anreize steigen, aus einem fremden Land einzuwandern). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 19 Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten die Nachfrage nach Rohstoffen beständig gestiegen ist, sind die Preise für die meisten Rohstoffe auf lange Sicht preisbereinigt kaum gestiegen oder sogar gesunken. Suchen Sie nach einer Erklärung; verwenden Sie dazu das Angebots-Nachfrage-Diagramm. Lösung Ein Anstieg der Nachfrage bedeutet, dass sich die Nachfragekurve nach rechts verschiebt (von N nach N`) – was tendenziell den Preis erhöht. Allerdings sind zugleich auch die technischen Möglichkeiten zur Förderung von Rohstoffen und Ausbeutung von Rohstoffvorkommen immer besser geworden – es ist immer billiger geworden, Rohstoffe zu fördern. Das wiederum hat die Angebotskurve nach unten verschoben (von A nach A`), was tendenziell preissenkend wirkt. Verschiebt sich – wie in der untenstehenden Abbildung angenommen – die Angebotskurve stärker als die Nachfragekurve, so kann es unter dem Strich dazu kommen, dass der Preis sinkt. Allerdings kann man nicht auf Ewigkeit auf diesen Effekt bauen; der technische Fortschritt (der die Ausbeutung von Rohstoffen billiger macht) ist nicht garantiert (zudem werden die Rohstoffvorkommen immer schwerer zugänglich, weil man zuerst diejenigen abbaut, die leicht zu fördern sind), und die Industrialisierung Chinas und Indiens wird die Nachfragekurve weiter nach rechts verschieben. Prei s N N‘ A A‘ Menge Abbildung 1 Sinkende Rohstoffpreise trotz steigender Nachfrage Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 20 Was passiert mit den Preisen für Hotels in Italien und Spanien, wenn für Deutschland ein Rekordsommer angekündigt wird? Lösung Man kann unterstellen, dass Urlaub in Deutschland und in Italien bis zu einem gewissen Grad substitutive Güter sind – je attraktiver Urlaub in Deutschland durch das warme Wetter wird, um so mehr verschiebt sich die Nachfrage nach italienischen Hotels hin zu deutschen Hotels. Die Nachfragekurve nach italienischen (deutschen) Hotels verschiebt sich nach links (rechts), die Preise italienischer (deutscher) Hotels sinken (steigen). Dieser Prozess setzt sich solange fort, bis die gesunkene (gestiegene) Attraktivität italienischer (deutscher) Hotels sich in den neuen Preisen wieder findet. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 3. Der ökonomische Werkzeugkasten: Elastizitäten, Konsumenten- und Produzentenrente Aufgabe 21 Suchen Sie nach Gütern mit a) Sehr hoher Preiselastizität b) Sehr geringer Preiselastizität c) Sehr hoher Einkommenselastizität d) Sehr niedriger Einkommenselastizität Begründen Sie Ihre Wahl Lösung a) Viele Luxusgüter werden eine hohe Nachfrageelastizität aufweisen – Luxus ist das erste, worauf man verzichten kann. Also: Schmuck, teure Autos, Yachten. b) Güter des täglichen Bedarfs, die sich nur schwer durch andere Güter ersetzen lassen, dürften eher eine geringe Nachfrageelastizität aufweisen. Benzin ist dafür ein gutes Beispiel. Viele Menschen tun sich auch schwer, auf Alkohol oder Tabak zu verzichten, das hat schon Suchtcharakter, dementsprechend gering dürfte die Nachfrageelastizität sein. c) Das dürfte ebenfalls für die Luxusgüter gelten d) Hier geht es um die Notwendigkeiten des Lebens: Margarine, Brot, Reis – solche Lebensmittel werden erst langsam mit steigendem Einkommen durch andere Lebensmittel (Weißbrot, Butter, Fleisch) ersetzt. Aufgabe 22 Eine Investmentgesellschaft macht Reklame für eine Investmentidee: Man solle in Aktien von Unternehmen investieren, die Luxusartikel herstellen. Mit welchen Argumenten vertreten sie diese Idee? Welche Gefahr hat diese Investmentidee? Lösung Dazu ein Auszug aus der Reklamebroschüre: „Luxusgüterindustrie profitiert davon, dass Vermögende weltweit immer reicher werden. Steigende Einkommen generieren Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck wachsende Nachfrage nach Luxusgütern (hohe Einkommenselastizität)“. Das ist auf den Punkt gebracht: Steigen weltweit die Einkommen, so steigt die Nachfrage nach Gütern mit hoher Einkommenselastizität; also steigen auch die Umsätze der Unternehmen, die diese Güter herstellen. Die Gefahr liegt natürlich darin, dass diese Einkommen auch schwanken: Gibt es eine Wirtschaftskrise und die Einkommen sinken, dann sinkt auch dementsprechend wieder die Nachfrage nach diesen Gütern. In der Broschüre der Investmentgesellschaft heißt das so: „Nachfrage nach Luxusgütern ist zyklisch“. Aufgabe 23 Ist die Preiselastizität des Angebots üblicherweise auf kurze oder auf lange Sicht größer? Erläutern Sie ihre Antwort. Lösung Auf lange Sicht dürfte die Preiselastizität des Angebots größer werden. das liegt daran, dass es möglich ist, langfristig seine Produktion umzustellen, also mehr oder weniger zu produzieren. Kurzfristig sind solche Reaktionen schwieriger, auf kurze Frist wird also ein Anbieter wenige Möglichkeiten haben, sein Angebot zu steigern oder zu reduzieren (er kann natürlich Überstunden oder Kurzarbeit ansetzen oder die Maschinen länger bzw. kürzer laufen lassen). Auf lange Frist sieht das anders aus, da es langfristig mehr Möglichkeiten gibt, die Produktion umzustellen (z.B. Kapazitäten stilllegen, Arbeiter entlassen, zur Erhöhung des Angebot neue Maschinen kaufen, Arbeiter einstellen). Aufgabe 24 Vervollständigen Sie folgende Tabelle: Preis Nachfrage 12 30 13 20 15 15 17 10 Einführung VWL Preiselastizität der Nachfrage Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 19 8 25 3 Tabelle 2 Elastizitäten Lösungstabelle: Preis Nachfrage prozentuale Änderung Preis prozentuale Änderung Menge Preiselastizität 12 30 13 20 (13-12)/ ((13+12)/2) *100= 8 (20-30)/(30+20)/2*100= -40 -5 15 15 (15-13)/(15+13)/2*100= 14,28 (15-20)/(15+20)/2*100= -28,57 -2 17 10 (17-15)/(17+15)/2*100= 12,5 (10-15)/(10+15)/2*100= -40 -3,2 19 8 (19-17)/(19+17)/2*100= 11,11 (8-10)/(8+10)/2*100= -22,22 -2 25 3 (25-19)/(25+19)/2*100= 27,27 Tabelle 3 Lösung zu Tabelle 2 (3-8)/(3+8)/2*100= -90,90 -3,333333333 Aufgabe 25 Wie unterscheiden sich – ökonomisch gesehen – Alkohol und Zigaretten von harten Drogen? Wie beurteilen sie die Tatsache, dass Alkohol und Zigaretten legal sind, harte Drogen hingegen illegal? Lösung Der ökonomisch entscheidende Unterschied ist die Preiselastizität der Nachfrage – diese ist bei Alkohol und Zigaretten höher als bei harten Drogen, wo sie mehr oder weniger komplett unelastisch ist. Die unelastische Nachfrage ist auch der entscheidende Punkt, warum man hier ein staatliches Eingreifen befürworten kann: Wer eine vollständig unelastische Nachfrage hat, der ist nicht mehr frei in seinen Entscheidungen und deswegen leicht ausbeutbar. Wer allerdings gegen staatliche Eingriffe ist, kann auch argumentieren, dass ja auch die Nachfrage nach anderen Gütern – Brot, Wasser – mehr oder weniger unelastisch ist. Nach dieser Auffassung würde es reichen, wenn nur genügend Auswahl an Angebot zur Verfügung steht – bei Wettbewerb kann ein einzelner Anbieter seine Kunden nicht ausbeuten. Bliebe noch das Argument von der Gesundheitsschädlichkeit – auch hier muss man vorsichtig argumentieren: Auch Alkohol und Zigaretten sind extrem gesundheitsschädlich, viele der Elendserscheinungen bei harten Drogen sind nicht den Drogen selbst, sondern ihrer Illegalität geschuldet. Beim letzten Argument wird es normativ: Wie weit darf oder muss der Staat seine Bürger davor bewahren, sich selbst Schaden zuzufügen? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 26 Empirische Studien deuten darauf hin, dass die Preiselastizität von Zigaretten geringer ist als die von Marihuana. Was schließen Sie daraus, was müsste die politische Konsequenz sein? Lösung Stimmt diese Einschätzung, so muss man aus ökonomischer Sicht konstatieren, dass Zigaretten härtere Drogen sind als Marihuana. Das ließe sich dann nur recht schwer in Einklang bringen mit der Tatsache, dass Zigaretten legal sind, während Marihuana illegal ist. Zumindest ökonomisch bestehen die größeren Gefahren beim Zigarettenrauchen, Rauchern fällt es offenbar schwerer, auf eine Zigarette zu verzichten als Kiffern, auf ihren Joint zu verzichten. Bliebe noch das Argument des Rausches: Rechtfertigt die Tatsache, dass man von Zigaretten nicht high wird, dass man diese legal belässt? Und was ist dann aber mit Alkohol? Zumindest das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt, dass der deutsche Bürger ein Recht auf Rausch hat. Na denn mal Prost. Aufgabe 27 Welche Möglichkeiten gibt es, um gegen den Konsum von Zigaretten vorzugehen und wie bewerten Sie diese Möglichkeiten aus ökonomischer Sicht? Lösung Da wären zunächst Verbote – man könnte das Rauchen komplett verbieten. Das würde zu Ausweichbewegungen in die Illegalität führen, die umso größer wären, je unelastischer die Nachfrage nach Zigaretten ist – und die ist recht unelastisch. Die Erfahrungen der Amerikaner mit der Prohibition (dem totalen Verbot von Alkohol) zeigen, dass das nicht gut funktioniert, am Ende der Prohibition hatte man statt nüchterner Bürger kriminelle Organisationen (die Mafia), die von diesem Verbot recht gut lebten. Die Prohibition hat das organisierte Verbrechen belebt. Nicht zuletzt ist das auch eine normative Frage: Darf oder soll der Staat seinen Bürgern vorschreiben, ob sie rauchen dürfen oder nicht? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Dann wäre da die Aufklärungspolitik: Ist diese erfolgreich, so verschiebt sich die Nachfragekurve langfristig nach links, der Konsum von Zigaretten sinkt. Über den Erfolg dieser Maßnahme entscheidet jetzt wieder die Elastizität der Nachfrage – je elastischer die Nachfrage, um so mehr geht der Preis aufgrund der gesunkenen Nachfrage zurück, was rauchen dann wieder attraktiver macht und den Erfolg der Aufklärungspolitik untergräbt. Bleiben noch die Steuern: Man verschiebt die Nachfragekurve nach unten (oder die Angebotskurve nach oben) und reduziert auf diesem Weg die Nachfrage. Das funktioniert um so besser, je elastischer die Nachfrage ist; je unelastischer sie ist, umso mehr steigen nur die Steuereinnahmen, wären die Menschen weiter rauchen (oder Schmuggelware rauchen). Aufgabe 28 Welche Rolle spielt die Angebotselastizität bei Kampagnen gegen das Rauchen? Lösung Eine Kampagne gegen das Rauchen verschiebt – wenn sie funktioniert – die Nachfragekurve nach links (von N auf N`), das senkt den Preis und die konsumierte Menge (Im Ausgangsgleichgewicht sind das m0 und p0). Jetzt ist die Steigung der Angebotskurve (und damit auch die Angebotselastizität) entscheidend: Je elastischer das Angebot ist (je flacher die Angebotskurve), umso mehr wird der Rückgang der Nachfrage dazu führen, dass Anbieter aus dem Markt ausscheiden – die konsumierte Menge an Zigaretten sinkt damit tatsächlich (blaue Angebotskurve, P1 und m1). Anders hingegen ist das bei einem eher unelastischem Angebot (rote Angebotskurve), m2 und p2: In diesem Fall wird der Rückgang der Nachfrage mit einer Reduktion des Preises beantwortet (weil das Angebot unelastisch ist, nehmen die Produzenten den Rückgang des Preises in Kauf), und je mehr der Preis fällt, um so mehr wird der Erfolg der Kampagne gefährdet, weil der sinkende Preis wieder mehr Raucher anlockt. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Preis N´ A‘ A p0 p1 p2 N m0 Menge m1 m2 Abbildung 2 Die Rolle der Angebotselastizität bei einer Nichtraucherkampagne Aufgabe 29 Erläutern Sie, wie die Preiselastizität der Nachfrage für Benzin auf kurze und auf lange Frist sich unterscheiden. Welches Vorzeichen hat die Kreuzpreiselastizität zwischen Benzin und Autos? Welche langfristigen Folgen könnte ein Anstieg des Benzinpreises haben? Lösung Auf kurze Frist dürfte die Nachfrage recht unelastisch sein, weil die Menschen nach wie vor zur Arbeit fahren müssen, ihre gewohnten Wege fahren müssen etc. Langfristig allerdings werden viele Menschen ihre Lebensgewohnheiten umstellen, auf Bahn oder Fahrrad oder Fahrgemeinschaften umsteigen, so dass die Nachfrage dann deutlicher zurückgehen wird – langfristig ist die Nachfrage nach Benzin preiselastischer als auf kurze Frist. Eine bemerkenswerte Studie hat die langfristigen Folgen eines Anstiegs des realen Benzinpreises um 10 Prozent untersucht. Die Ergebnisse: a. kurzfristig (ein Jahr) fällt das Verkehrsaufkommen um ein Prozent, langfristig sinkt es um drei Prozent (fünf Jahre) b. der Benzinverbrauch fällt kurzfristig um 2,5 Prozent, längerfristig um sechs Prozent Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck c. die Verbrauchseffizienz steigt innerhalb eines Jahres um 1,5 Prozent, langfristig um vier Prozent. d. Die Anzahl der Fahrzeuge sinkt um weniger als ein Prozent auf ein Jahr; langfristig um 2,5 Prozent. Die Kreuzpreiselastizität zwischen Benzin und Autos ist also negativ. Quelle: Phil Goodwin, Joyce Dargay and Mark Hanly: Elasticities of Road Traffic and Fuel Consumption with Respect to Price and Income: A Review, Transport Reviews, Vol. 24, No. 3, 275–292, May 2004 Aufgabe 30 Untersuchen Sie die folgenden Maßnahmen auf dem Markt für Zigaretten und Tabak: a) Eine Aufklärungskampagne über die Gefahren des Rauchens b) Spezielle Beihilfen für die Tabakbauern in der Europäischen Union (diese gab es tatsächlich bis 2010) c) Nach Ablauf einer Übergangsfrist werden ab 2010 die Subventionen für Tabakbauern in Höhe von knapp einer Milliarde Euro im Jahr, vollständig von der Tabakproduktion entkoppelt. Lösung a) Ist die Kampagne erfolgreich, so verschiebt sich die Nachfragekurve nach links; die insgesamt konsumierte Menge sinkt; allerdings sinkt auch der Preis, was – je nach Steigung der beiden Kurven dazu führt, dass Rauchen wieder attraktiver wird. b) Diese Beihilfen führen dazu, dass sich die Angebotskurve nach unten verschiebt – zu jedem Preis sind die Anbieter nun in der Lage, mehr anzubieten. Folge: Der Preis sinkt, die konsumierte Menge steigt. Das passt nicht wirklich zu den Absichten der Anti-Raucher-Kampagne. c) Letzteres haben offenbar auch die verantwortlichen Politiker gemerkt, weswegen sie das Programm dann umgestellt haben auf direkte Einkommensbeihilfen. Die Angebotskurve verschiebt sich damit wieder nach oben; der Preis steigt, die konsumierte Menge sinkt. Dazu die damalige Verbraucherministerin: "Das entspricht unserem gesundheitspolitischen Ziel, den Nikotin-Missbrauch zu Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck bekämpfen". Genau so ist es. Bleibt nur noch die Frage, warum man den Tabakbauern einfach so Geld zuschiebt, das der Steuerzahler blechen muss. Aufgabe 31 Erklären Sie folgende Begriffe und grenzen Sie diese gegeneinander ab: Zahlungsbereitschaft, Konsumentenrente und Nachfragekurve. Lösung Die Zahlungsbereitschaft ist die Fläche unter der Nachfragekurve; das, was der Konsument insgesamt bereit ist, für ein Produkt zu zahlen. Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem Preis, den der Konsument bezahlt; das ist die Fläche zwischen dem Preis und der Nachfragekurve. Die Nachfragekurve zeigt die Zahlungsbereitschaft aller Konsumenten, geordnet nach der Höhe ihrer Zahlungsbereitschaft (die höchste Zahlungsbereitschaft ist links). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 4. Anwendungen: Mindestlöhne, Höchstmieten und Jeans 2. Wahl Aufgabe 32 Die große Koalition hat sich dafür ausgesprochen, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen: jede Finanztransaktion soll, ähnlich einer Mehrwertsteuer, mit einer Steuer belegt werden. Ziel der Steuer ist es laut Koalition, die Finanzmärkte an den Kosten der vergangenen Finanzkrise zu beteiligen. Untersuchen Sie die Folgen dieser Steuer mit Hilfe eines Angebot- Nachfrage-Diagramms und des Konzeptes der Konsumenten- und Produzentenrente. Wer trägt die Last dieser Steuer? Welche Rolle spielt dabei die Elastizität der Nachfrage und des Angebots? Gelingt es, die Banken zur Kasse zu bitten? Untenstehende Grafik zeigt den Sachverhalt: Im Ausgangsgleichgewicht ohne Steuer gilt der Preis p, zu dem die Menge m0 umgesetzt wird. Die Konsumentenrente beträgt B+C+E; die Produzentenrente A+D+F. Die Steuer verschiebt die Angebotskurve nach oben (um den Betrag des Steuersatzes); jetzt entstehen zwei Preise: Der Bruttopreis pb, den die Konsumenten zahlen müssen und der Nettopreis pn, den die Produzenten erhalten, die Differenz entspricht genau dem Steuersatz und geht an den Fiskus. Die Konsumentenrente sinkt um B+C auf E; die Produzentenrente sinkt um A+D auf F. B+A sind das Steueraufkommen, wobei die Konsumenten B an Steuern zahlen, die Produzenten A. C+D repräsentiert den Wohlfahrtsverlust dieser Steuer, das sind die Konsumenten, die nun keine Bankdienstleistungen mehr in Anspruch nehmen, weil es ihnen zu teuer ist (Fläche C); Fläche D sind alle Banken, die nun aus dem Geschäft ausscheiden, weil es sich nicht mehr für sie lohnt. Ergebnis: Einen Teil der Steuer werden die Konsumenten tragen (Fläche B), und einige Konsumenten werden nun keine Bankdienstleistungen mehr nachfragen. Damit kann man nicht mehr ohne weiteres sagen, dass man die Banken an den Kosten der Krisenbewältigung beteiligt; zumindest einen Teil werden die Konsumenten tragen (nämlich B). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Abbildung 3 Eine Steuer auf Bankdienstleistungen Noch schlimmer werden diese Überlegungen, wenn man sich klar macht, dass wir alle Bankdienstleistungen benötigen – dann wird die Nachfragekurve nämlich steiler, weil die Nachfrage unelastisch wird. Nehmen wir einmal an, die Nachfrage ist komplett unelastisch, die Nachfragekurve also eine Senkrechte. In der Ausgangslage ohne Steuern gilt dann der Preis p, zu dem die Menge m0 umgesetzt wird. Die Produzentenrente ist die blaue Fläche A, die Konsumentenrente ist die gesamte Fläche oberhalb des Preises p; begrenzt durch die Nachfragekurve. Erhebt der Staat nun eine Steuer, so schlagen die Produzenten diese einfach auf den ursprünglichen Preis drauf, ihr Nettopreis ist gleich dem alten Preis, ihre Produzentenrente verändert sich nicht. Die Konsumenten hingegen zahlen jetzt den höheren Bruttopreis, verlieren die gelbe Fläche B, konsumieren aber nach wie vor die gleiche Menge an Bankdienstleistungen. Die Steuer ist komplett auf die Kunden überwälzt worden; sie zahlen die Zeche der Bankenkrise. Ein unangenehmes Ergebnis: Je unelastischer die Nachfrage nach Bankdienstleistungen, um so mehr tragen die Kunden der Bank die Last der Steuer, die eigentlich die Banken bestrafen soll. Wer hingegen ohne Girokonto, private Altersvorsorge und andere Finanzdienstleistungen auskommt, kann sich dieser Steuer entziehen. (Wie viele werden das wohl sein?) Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Abbildung 4 Unelastische Nachfrage nach Bankdienstleistungen Aufgabe 33 Höchstmieten werden oft als Ausweg aus der Wohnungskrise genannt, da sie – so die Idee – dafür sorgen, dass jeder Mieter eine bezahlbare Wohnung erhält. Nehmen Sie kritisch Stellung zu dieser These. Untersuchen Sie mit Hilfe der Konsumenten- und Produzentenrente die Folgen einer Höchstmiete für die Gesamtwohlfahrt einer Volkswirtschaft und die Wohlfahrt der Mieter und der Vermieter. Lösung Der Höchstpreis ist nur wirksam, wenn er unterhalb des Gleichgewichtspreises p* angesetzt wird –oberhalb ist er wirkungslos (warum?). Die Nachfrage steigt auf m2, das Angebot sinkt auf m1; das Resultat ist ein Nachfrageüberhang. Dieser wird zu Schwarzmärkten und Zahlungen unter der Hand führen – man bezahlt dem Vermieter offiziell die Höchstmiete, und dann schwarz, unter der Hand einen Aufpreis. Die Produzenten verlieren von ihrer Rente die Flächen A und C: A geht an die Konsumenten, die trotz des gesunkenen Angebotes noch die Produkte zum Höchstpreis erwerben können – sie bekommen das gleiche Produkt jetzt billiger (das ist die Menge m1). Diejenigen Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Produzenten, die nun nicht produzieren, weil ihnen die Miete zu gering ist, verlieren die Fläche C. (m0 minus m1 Menschen bieten nun keine Wohnung mehr an) Die Konsumenten gewinnen A hinzu (das ist die ehemalige Produzentenrente, die an die Konsumenten umverteilt wird – wer immer noch eine Wohnung hat, bekommt diese jetzt billiger, nämlich zur Höchstmiete) und verlieren B (das sind die Konsumenten, die nun keine Wohnung mehr bekommen und deswegen ihre Konsumentenrente verlieren). Der Nettowohlfahrtsverlust beträgt damit B+C – Höchstpreise sind wohlfahrtsschädlich. Hinzu kommt, dass diese Maßnahme nicht unbedingt zielsicher ist, nämlich dann nicht, wenn auch wohlhabende Menschen in den Genuss einer Wohnung zur Höchstmiete kommen. (Wem vermieten Sie bei Wohnungsknappheit lieber – dem wohlhabenden Beamten oder dem Studenten mit wenig Geld?) p A N B p* A A C Höchstpreis m1 m0 m2 Abbildung 5 Höchstmieten und ihre Folgen Aufgabe 34 Als im vergangenen Jahr die Lebensmittelpreise anstiegen, haben einige Staaten Exportbeschränkungen erlassen – den exportierenden Unternehmen im Inland wurde untersagt, Lebensmittel ins Ausland zu Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck exportieren. Stellen Sie die Konsequenzen einer solchen Maßnahme im Angebots- Nachfragediagramm dar. Welche Folgen hat das für die Konsumenten- und Produzentenrente? Lösung Dazu nehmen wir in der Ausgangslage an, dass die einheimischen Produzenten einen Teil ihrer Produktion ins Ausland exportieren. Das bedeutet, dass der Preis p1 im Inland gilt; zu diesem Preis produzieren die Unternehmen die Menge m3, die inländischen Konsumenten konsumieren die Menge m1; die Different m3 minus m1 exportieren die Unternehmen ins Ausland. Die Konsumentenrente ist dann die Fläche E (Fläche zwischen Preis p1 und Nachfragekurve), die Produzentenrente besteht aus den Flächen A+B+C (Fläche zwischen Preis p1 und der Angebotskurve). Abbildung 6 Exportbeschränkungen Jetzt verbietet der Staat den Unternehmen, Produkte ins Ausland zu exportieren. Was passiert? Die Produzenten werden nur noch so viel produzieren, wie sie im Inland absetzen können, und das ist die Menge m2, die sie dann zum Preis p2 im Inland absetzen können. Die neue Konsumentenrente besteht aus den Flächen E+C; die Konsumenten gewinnen also C dazu – sie können nun mehr Produkte zu einem geringeren Preis kaufen. Die Produzenten verlieren die Flächen C + B, da sie nun weniger Produkte zu einem niedrigerem Preis absetzen. Die Fläche C ist eine Umverteilung von Rente von den Produzenten an die Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Konsumenten, die Fläche B ist ein reiner Wohlfahrtsverlust, weil die Produzenten nun weniger produzieren. Die Exportbeschränkungen helfen also zwar den Konsumenten, schaden aber den Produzenten, und das sind im Falle der Entwicklungsländer oftmals keine Großkonzerne, sondern eher Kleinbauern. Und die Regierung macht sich bei den Konsumenten auf Kosten der Produzenten beliebt. Aufgabe 35 Angesichts der steigenden Preise für Energie und Benzin werden Stimmen laut, die Höchstpreise für diese Produkte fordern. Stellen Sie in einem einfachen Angebots-Nachfrage-Diagramm die Folgen einer solchen Politik dar – wann sind solche Höchstpreise wirksam und welche Folgen haben Sie am Markt? Untersuchen Sie unter Verwendung des Konzepts der Konsumenten- und Produzentenrente die Folgen dieser Politik für die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt. Lösung p A N B p* A A C Höchstpreis m1 m0 m2 Abbildung 7 Höchstpreise für Energie Der Höchstpreis ist nur wirksam, wenn er unterhalb des Gleichgewichtspreises p* angesetzt wird –oberhalb ist er wirkungslos. Die Nachfrage steigt auf m2, das Angebot sinkt auf m1; das Resultat ist ein Nachfrageüberhang. Dieser wird zu Schwarzmärkten und Zahlungen unter der Hand führen. Die Konsumenten gewinnen A und verlieren B: A geht an die Konsumenten, die trotz des gesunkenen Angebotes noch Benzin zum Höchstpreis erwerben Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck können – sie bekommen das gleiche Produkt jetzt billiger. Diejenigen Konsumenten, die nicht mehr zum Zuge kommen, verlieren allerdings die Konsumentenrente B. Die Produzenten verlieren A (das ist die Produzentenrente, die an die Konsumenten umverteilt wird) und C (das ist der Verlust an Produzentenrente aufgrund gesunkener Produktion); der Nettowohlfahrtsverlust beträgt damit B+C. Aufgabe 36 Der ehemalige Vorsitzende der SPD, Kurt Beck, hat einen Höchstlohn für Manager vorgeschlagen. Analysieren Sie diesen Vorschlag im Hinblick auf seine Folgen für den Markt für Manager und die Wohlfahrt auf diesem Markt. Lösung Auch das ist ein einfacher Höchstpreis – das funktioniert also wie im Falle der Höchstmieten und der Höchstpreise für Benzin; der Preis ist der Arbeitslohn, die Anbieter sind die Manager, die ihre eigene Arbeitskraft anbieten, die Nachfrager die Unternehmen, die Manager suchen. Abgesehen von den Wohlfahrtsverlusten werden Managertalente Deutschland den Rücken kehren, und die Unternehmen werden ihre Manager auf Umwegen höher entlohnen, um diese Höchstlohnregelung zu unterlaufen. Aufgabe 37 Um Jugendliche vor dem Alkoholismus zu bewahren, wurde eine Steuer auf alkoholische Mischgetränke, so genannte Alcopops eingeführt. Analysieren Sie diese Steuer. Wer trägt die Last der Steuer? Lösung Das ist eine ganz normale Steuer, wie wir sie bereits kennen gelernt haben: Auf die alte Angebotskurve A wird nun der Steuersatz t draufgeschlagen, weswegen sich die Angebotskurve nach A` verschiebt. Wir kriegen ein neues Marktgleichgewicht zum Preis PB (das ist der Bruttopreis inklusive Steuern) und der verkauften Menge m1. Das alte Gleichgewicht war die Menge M0 zum Preis p. Die alte Konsumentenrente war die Flächen E+B+C, die Neue Konsumentenrente ist nur noch E. B ist der Verlust der Konsumentenrente für alle Jugendlichen, die nach wie vor Alcopops konsumieren, aber dafür nun einen höheren Preis bezahlen; C ist der Verlust an Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Konsumentenrente, den alle Jugendlichen hinnehmen müssen, die aufgrund des gestiegenen Preises nun keine Alcopops mehr trinken. Abbildung 8 Eine Steuer auf Alcopops Die alte Produzentenrente ist die Fläche A+D+F, die neue Produzentenrente ist die Fläche F, da die Produzenten ja nur den Nettopreis Pn bekommen, die Differenz zwischen dem Bruttound dem Nettopreis geht ja als Steuer an den Staat. D ist der Teil der Produzentenrente, auf den alle Anbieter verzichten, die nun keine Alcopops mehr herstellen, weil der Preis, den sie erhalten (der Nettopreis), ihnen zu gering ist. A ist der Teil der Produzentenrente, auf den alle Produzenten verzichten, die nach wie vor Alcopops verkaufen, aber einen geringeren Preis mehr bekommen; A ist der Teil der Produzentenrente, der als Steuer an den Fiskus geht. C+D sind der Nettowohlfahrtsverlust dieser Steuer. Was passiert? Ganz einfach: die Nachfrage dürfte sehr elastisch sein (die Nachfragekurve also recht flach), weil die Jugendlichen einfach keine Alcopops mehr kaufen, sondern sich ihre eigenen Alcopops mischen werden. Das macht diese Steuer recht unergiebig und wenig wirksam, die Unternehmen werden dabei am meisten draufzahlen. Aufgabe 38 Zur Steuerung der Konjunktur hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr eine Abwrackprämie beschlossen; wer sein altes Auto verschrottete, bekam beim Kauf des neuen Autos eine Subvention. Analysieren Sie die Folgen dieser Maßnahme für Konsumenten- und Produzentenrente; wie verändert sich die Gesamtwohlfahrt? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Das funktioniert wie bei der Steuer – nur anders herum. Also: In der Ausgangslage gibt es keine Subvention, zum Preis p werden m0 Autos verkauft. Nun bekommt jeder Bürger beim Kauf eines neuen Autos (und wenn er zugleich sein altes Auto verschrottet) vom Staat 2500 Euro – das verschiebt die Nachfragekurve um genau diesen Betrag (S=2500) von N nach N`. Wie man sieht, kommt ein neuer Preis Pb zustande, das Angebot steigt, es werden nun m1 Autos verkauft. Pb ist allerdings der Bruttopreis, also der Preis inklusive der Subvention; die Konsumenten zahlen tatsächlich aus eigener Tasche nur Pn, die Produzenten aber bekommen den Preis Pb also Nettopreis plus Abwrackprämie. Abbildung 9 Die Abwrackprämie Die Konsumentenrente steigt um das Feld A, zum einen, weil einige Konsumenten nun weniger für ihr Auto bezahlen müssen und nun noch weitere Konsumenten hinzukommen, die zuvor kein Auto gekauft haben (Vorsicht: der Nutzen den die Bürger aus dem Auto beziehen, bestimmt sich nach wie vor über die alte Nachfragefunktion; die verschobene Nachfragefunktion kommt ja nur dadurch zustande, indem der Staat dieses Produkt für die Kunden künstlich billiger macht). Die Produzentenrente steigt um die Fläche B, weil die Produzenten nun mehr Autos herstellen und dafür einen höheren Preis bekommen. Konsumenten und Produzenten gewinnen also beide an Rente hinzu. Damit ist auch klar, dass ein Teil der Abwrackprämie in den Taschen der Automobilhersteller landet, weil diese Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck aufgrund der gestiegenen Nachfrage die Preise erhöhen. Wer sich dabei mehr von diesem Kuchen in die Tasche steckt, hängt von den Steigungen der beiden Kurven nach, also den Elastizitäten des Angebots und der Nachfrage. Doch das ist nicht das Ende – die Subvention muss ja auch finanziert werden, und das macht der Staat, indem er Steuern erhebt. Die Kosten der Subvention kann man in der Abbildung zeigen, das ist die Menge der verkauften Autos m1, multipliziert mit der Höhe der Abwrackprämie (Bruttopreis, den die Verkäufer bekommen, minus Nettopreis, den die Kunden zahlen); das ist das Rechteck, das sich aus den Flächen A, B und C zusammensetzt. Damit ist klar, dass der Zuwachs der Konsumenten- und Produzentenrente kein Wohlfahrtsgewinn ist, sondern nur eine Umverteilung von Wohlfahrt von den Steuerzahlern zu den Käufern und Verkäufern der Autos. Und nicht nur das: Die Flächen A und B sind also Steuergelder, die umverteilt werden, aber die Fläche C sind auch Steuergelder, die aber weder den Konsumenten noch den Produzenten zugutekommen – das ist ein echter Wohlfahrtsverlust. Der lässt sich auch recht einfach erklären: Auf der Strecke zwischen m0 und m1 stellen wir Autos her, deren Herstellkosten (dargestellt durch die Höhe der Angebotskurve) über dem Nutzen liegen, den diese Autos den Käufern stiften (das ist die Höhe der Nachfragefunktion, da diese ja die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten repräsentiert). Mit anderen Worten: Wir stellen m1 minus m0 Autos her, deren Nutzen für die Konsumenten geringer ist als die Herstellkosten. Und wenn man etwas herstellt, das mehr kostet, als es den Käufern wert ist, dann ist das ein Wohlfahrtsverlust, das ist die Fläche C. wir verwenden also Steuergelder, damit sich Menschen ein Auto kaufen, das sie sich zum Marktpreis nie kaufen würden, weil es ihnen das nicht wert ist. Aufgabe 39 Warum gibt es Kinotage und Jeans zweiter Wahl? Argumentieren Sie unter Zuhilfenahme des Konzepts der Konsumenten- und Produzentenrente grafisch und verbal. Lösung Hierbei handelt es sich um Preisdiskriminierung: Man trennt den Markt, indem man aus einem Produkt zwei (scheinbar) verschiedene Produkte macht und so die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft der Konsumenten ausnutzen kann. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck p N A A pt B C pb E D qM q Abbildung 10 Kinotage und Jeans zweiter Wahl Man verlangt nun zwei Preise; einen hohen Preis pt (für Jeans erster Wahl und Kino an den Wochenenden) und einen niedrigen Preis pb (für Jeans zweiter Wahl und Kinotage), und macht damit aus Konsumentenrente Produzentenrente: Alte KR: A+B+C Neue KR: A+C; die Konsumenten mit hoher Zahlunsgbereitschaft zahlen pt (kaufen erste Wahl oder gehen am Wochenende ins Kino) und verlieren dadurch B an Konsumentenrente; die Sparbrötchen gehen an den Kinotagen ins Kino oder kaufen zweite Wahl und zahlen weiterhin pb. Und behalten ihre Konsumentenrente C. Alte PR: D+E. Neue PR: D+E+ B; die Produzenten verkaufen jetzt die erste Wahl (die KinoSamstage) zum hohen Preis und können damit den Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft das Rechteck B an Konsumentenrente entreißen; die Sparbrötchen bekommen weiterhin das Produkt zum billigen Preis, allerdings zweite Wahl respektive an Kinotagen. Aufgabe 40 In der Zeitung lesen Sie folgende Meldung: „Hollywood boykottiert Indonesien: Da die Regierung in Jakarta neue Steuern auf den Filmverleih erhebt, liefern die US-Studios kaum neue Filme. Statt "Harry Potter" oder "Fluch der Karibik" müssen die Kinogänger mit indonesischen Billigfilmen Vorlieb nehmen.“ Erklären Sie, was hier passiert. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Die Angebotskurve wird durch die neue Steuer nach oben verschoben, das führt zu steigenden Preisen und sinkender konsumierter Menge. Die Tatsache, dass die inländischen Anbieter diese Filme nun nicht mehr anbieten, deutet darauf hin, dass die Nachfrage sehr elastisch ist – das führt dann zu einem starken Rückgang der auf dem Markt gehandelten Menge. Die Produzenten der amerikanischen Filme tragen damit die Hauptlast der Steuer, weil sie auf einen großen Teil ihrer Produzentenrente verzichten müssen. Offenbar sind die Indonesier nicht so heiß auf amerikanische Filme: Wäre das der Fall, dann wäre ihre Nachfrage sehr unelastisch, das würde dazu führen, dass sie anstandslos die Steuer tragen und die Menge der konsumierten Filme kaum zurück geht. Oder aber die Steuer ist unverschämt hoch, dass auch unelastische Nachfrage das nicht mehr rettet. Aufgabe 41 In der Süddeutschen Zeitung vom 9.06.2001 lesen Sie unter der Überschrift „Und die Gewerbesteuer bleibt“ folgendes: „Hinzu kommt, dass die Gegner (der Gewerbesteuer, H.B.) in eineinhalb Jahrzehnten kein einziges Alternativmodell präsentieren konnten, bei dem nicht ein Teil der Steuerlast, die heute allein bei der Wirtschaft liegt, auf die Bürger verschoben wird“. Der Verfasser des Kommentars unterstellt also, dass die Gewerbesteuer alleine von den Unternehmen getragen wird. Nehmen Sie dazu Stellung. Lösung Das ist eine recht unrealistische Vorstellung: Die Unternehmen werden versuchen, die Last der Gewerbesteuer auf die Käufer Ihrer Produkte zu überwälzen, und je mehr ihnen das gelingt, umso mehr werden die Kunden die Last der Gewerbesteuer tragen. Die Grafik dazu kennen Sie hinlänglich: Die Gewerbesteuer verschiebt die Angebotskurve nach oben, es entsteht ein Bruttopreis (inklusive der Gewerbesteuer), den die Konsumenten zahlen sowie ein Nettopreis (den die Unternehmen einbehalten), und jetzt kommt es auf die Steigung der Kurven an, wer die größere Last dieser Steuer tatsächlich trägt. Je unelastische die Nachfrage (das Angebot) ist, umso mehr werden die Kunden der Unternehmen (die Unternehmen) die Gewerbesteuer tragen. Der Verfasser des Artikels unterliegt vermutlich der Illusion, dass die Unternehmen die Steuer tragen, weil sie diese direkt zahlen. Würde das stimmen, dann würde der Tankwart auch für uns die Mineralölsteuer zahlen. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 5. So funktionieren Unternehmen Aufgabe 42 Erläutern Sie kurz das Ertragsgesetz. Beschreiben Sie dazu eine typische Produktionsfunktion und erläutern Sie deren Verlauf. Erläutern Sie, warum diese Kurve so verläuft. Lösung Das Ertragsgesetz erklärt den Zusammenhang zwischen der Menge der Produktionsfaktoren und dem daraus resultierenden Produktionsertrag; beschrieben wird dieser Zusammenhang durch die Produktionsfunktion. Dabei unterstellt man, dass zunächst bei geringen Mengen von Produktionsfaktoren die Grenzerträge steigen; d.h. jede weitere zusätzliche Einheit eines Produktionsfaktors führt zu einem überproportionalen Anstieg der Ertragsmenge. Also: Wenn ein Sack Dünger die Ernte um eine Tonne steigert und zwei Sack Dünger die Ernte um zwei Tonnen, dann führt ein dritter Sack Dünger zu einem Anstieg der Ernte um mehr als eine Tonne, beispielsweise um zwei Tonnen. Ein zusätzlicher Sack Dünger hat also die Ernte um mehr gesteigert als der zuvor zusätzlich eingesetzte Sack. Der Zuwachs an Ertrag steigt also mit steigender Menge von Produktionsfaktoren. Die Steigung der Produktionsfunktion ist also zunächst positiv, d.h. sie wird mit zunehmendem Einsatz des Produktionsfaktors steiler. Ab einem bestimmten Punkt sinken aber die Grenzerträge, d.h. beispielsweise, dass der vierte Sack Dünger die Ernte nur noch um eine Tonne steigert; der Zuwachs an Ernte durch einen weiteren Sack sinkt also. Aber Vorsicht: Die Ernte steigt insgesamt immer noch, nur die Zuwachsraten sinken wieder. Die Steigung der Produktionsfunktion sinkt dann wieder, wird zunehmend flacher. Zusammengenommen ergibt das die klassische Produktionsfunktion nach dem Ertragsgesetz: Zunächst steigende, dann sinkende Grenzerträge. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 43 Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Produktionsfunktion und Kostenfunktion. Lösung Die Kostenfunktion wird aus der Produktionsfunktion abgeleitet. Die Produktionsfunktion fragt danach, welchen Ertrag man mit einer vorgegebenen Menge an Produktionsfaktoren erzielen kann. Damit ist die Menge der Produktionsfaktoren die frei wählbare Variable, deswegen steht sie auf der waagrechten Achse. Die Kostenfunktion fragt hingegen nach den Kosten, die entstehen, wenn man einen bestimmten Ertrag möchte. Hier ist der Ertrag frei wählbar, weswegen er nun auf der horizontalen Achse steht (bei der Produktionsfunktion steht er auf der vertikalen Achse). Der Zusammenhang zwischen den Kosten und der Menge der Produktionsfaktoren in der Produktionsfunktion ist einfach: Die Kosten sind die Menge der eingesetzten Produktionsfaktoren, multipliziert mit ihrem Preis. Dieser Wert steht bei der Kostenfunktion auf der vertikalen Achse. Also: Um von der Produktionsfunktion zur Kostenfunktion zu kommen, wandert der Ertrag von der vertikalen Achse auf die horizontale Achse, und die Produktionsfaktoren werden mit ihrem Preis multipliziert und wandern von der horizontalen Achse auf die vertikale Achse – und schon ist aus der Produktionsfunktion eine Kostenfunktion geworden. Aufgabe 44 Nennen und erläutern Sie die verschiedenen Kostenarten und erläutern Sie den Verlauf der Grenzkostenkurve und der Durchschnittskostenkurve. Lösung Die Fixkosten sind die Kosten die immer anfallen, unabhängig davon, wie viel das Unternehmen produziert. Bei einem Zeitungsunternehmen beispielsweise sind das die Kosten für die Druckmaschinen – die fallen stets an, egal, wie hoch die gedruckte Auflage ist. Langfristig allerdings können auch diese Kosten sich verändern: Wenn die Zeitung ihre Auflage erhöht und kann diese Auflage nicht mehr mit Hilfe der bisherigen Druckmaschinen Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck drucken, dann muss eine weitere Maschine her – damit werden die Maschinenkosten sprungfix, wie man das nennt. Die variablen Kosten hängen direkt von der Produktion. Das sind beispielsweise die direkten Bestandteile des Produktes; bei einem Zeitungsunternehmen steigen die Kosten für Papier immer, wenn die produzierte Auflage steigt. Die Summe aus variablen und fixen Kosten sind die Gesamtkosten. Dann gibt es noch die Durchschnittskosten das sind die Kosten je produzierter Einheit, also die gesamten Kosten (also fixe Kosten plus variable Kosten) dividiert durch die Anzahl der produzierten Stücke. Die Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten die anfallen, wenn Sie eine weitere Einheit herstellen. Also: Sie haben bisher eine Million Zeitungen gedruckt, das hat sagen wir eine Million Euro gekostet. Jetzt drucken Sie eine Million und eine Zeitungen, und die Kosten steigen auf eine Million und 60 Cents – dann betragen die Grenzkosten dieser Zeitung 60 Cents. Aufgabe 45 In Ihrem Betrieb stellen Sie jeden Tag sechs Tische her, in einem einfachen Produktionszusammenhang: für jeden Tisch benötigen Sie vier Meter Holz, sonst nichts. (Ihre Arbeitskraft setzen Sie mit Null an, Nägel brauchen Sie keine, da der Tisch mit Holzkeilen zusammengehalten wird) a) Zeichnen Sie die Produktionsfunktion. Welche Besonderheit hat sie, verglichen mit Produktionsfunktionen, die dem Ertragsgesetz unterliegen? Bestimmen Sie Grenzertrag und Durchschnittsertrag. b) Zeichnen Sie die Kostenfunktion. Nehmen Sie dazu an, dass ein Meter Holz drei Euro kostet. Bestimmen Sie Grenzkosten und Durchschnittskosten. c) Wenn Sie mehr als sechs Tische am Tag herstellen, benötigen Sie allerdings einen Gehilfen, dem Sie 30 Euro pro Tag zahlen müssen. Bestimmen Sie Grenzkosten und Durchschnittskosten. Was passiert mit der Kostenfunktion aus Aufgabe b)? a) Die Produktionsfunktion ist das, was man linear nennt: die Grenzerträge sind konstant, jeder weitere Meter Holz erbringt einen viertel Tisch. Die Produktionsfunktion ist eine Gerade. Das Grenzprodukt ist dann ein viertel Tisch je Meter Holz; der Durchschnittsertrag ist ebenfalls konstant, er beträgt ein viertel (pro Meter Holz stellen wir ein viertel Tisch her). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 7 6 Tische 5 4 3 2 1 0 0 5 10 15 20 25 30 Holz Abbildung 11 Eine lineare Produktionsfunktion Im Gegensatz zu Produktionsfunktionen, die dem Ertragsgesetz unterliegen, sind hier also Grenzertrag und Durchschnittsertrag konstant. b) Wenn die Grenzerträge konstant sind, dann sind es auch die Grenzkosten, auch die Kostenfunktion ist eine Gerade. Die Grenzkosten betragen jetzt 12 Euro; jeder weitere Tisch verursacht zusätzliche Kosten von drei Euro mal vier Meter Holz, macht zwölf Euro. Die Durchschnittskosten sind nun ebenfalls konstant, sie betragen ebenfalls 12 Euro (jeder Tisch kostet im Durchschnitt in der Herstellung 12 Euro. Kosten 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 Tische Abbildung 12 Die Kostenfunktion zu Abbildung 11 c) Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Ab den sechsten Tisch weist die Kostenfunktion nun einen Knick auf – das sind die zusätzlichen 30 Euro, die Sie dem Gehilfen zahlen müssen. Allerdings ist dieser Knick nur an dieser Stelle, ab dem siebten Tisch hat die Kurve wieder die gleiche Steigung, die Grenzkosten pro Tag betragen nun wieder 12 Euro. Wenn Sie statt sieben Tischen nun acht Tische pro Tag herstellen, dann entstehen Ihnen nur die zusätzlichen Kosten für das Holz, den Gehilfen haben Sie ja für diesen Tag schon bezahlt. Kosten 160 140 120 100 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 Tische Abbildung 13 Sprungfixe Kosten Die Durchschnittskosten allerdings verändern sich: ab den siebten Stück verändern sie sich jetzt, sie steigen zunächst sprunghaft an, sinken dann im weiteren Verlauf wieder (hier findet eine Fixkostendegression statt – ob der Gehilfe nun einen Tische oder vier Tische mit herstellt, verändert nicht die Personalkosten, das führt zu sinkenden Durchschnittskosten). Man nennt diese Form der Kosten auch sprungfixe Kosten; so etwas gibt es beispielsweise bei Tageszeitungen: ab einer gewissen Auflagenzahl benötigt man weitere Druckkapazitäten, mit denen man dann wieder eine Weile auskommt; die (Durchschnittskosten steigen sprunghaft an und sinken danach wieder mit weiter steigender Auflage. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Durchschnittskosten 17 16 15 14 13 12 11 10 0 2 4 6 8 10 Tische Abbildung 14 Durchschnittskosten und sprungfixe Kosten Aufgabe 46 Sie haben aus der Beobachtung Ihrer vergangenen Semester einen klaren Zusammenhang ermittelt zwischen Ihrem Lernaufwand und der Note, die Sie mit diesem Lernaufwand erzielen und diesen Zusammenhang in der untenstehenden Tabelle festgehalten. a) zeichnen Sie die Produktionsfunktion b) Unterliegt ihre Produktion guter Noten dem Ertragsgesetz? Begründen Sie Ihre Antwort. Lernstunden Note 0 6 5 5 7 4 8 3 11 2 15 1 Tabelle 4 Lernaufwand und Notenertrag Lösung a) So sieht die Produktionsfunktion aus: Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lernaufwand 0 2 4 6 8 10 12 14 16 0 1 Note 2 3 4 5 6 7 Abbildung 15 Lernaufwand und Notenertrag als Produktionsfunktion Man muss nur an einer Stelle aufpassen: Die absoluten Werte der Noten selbst verwirren – eine Eins ist natürlich als Ergebnis des Produktionsprozesses mehr als eine sechs oder eine fünf, lassen Sie sich also nicht von den Zahlen verwirren, eine bessere Note ist ein höherer Ertrag. b) Die Produktionsfunktion hat in der Tat die klassische Form: Steigende Grenzerträge zu Beginn (wer statt 5 Stunden 7 Stunden lernt, verbesserte sich um eine Note, lernt man noch eine Stunde zusätzlich, dann verbessert man sich nochmals um eine Note); gegen Ende sinken die Grenzerträge aber wieder (wer statt 8 Stunden 11 Stunden lernt, verbessert sich von einer drei auf eine zwei; doch um auf eine Eins zu kommen, muss man nun noch einmal 4 Stunden zulegen). Warum ist klar: Um von einer fünf auf eine vier zu kommen, ist wenig zusätzlicher Aufwand nötig – ein paar Definitionen gelernt, etwas mehr mit der Materie beschäftigen, und schon verbessert man sich. Genau das sind steigende Grenzerträge. Ganz oben wird es dann schon enger: Es ist wesentlich leichter, von einer 5 auf eine 4 zu kommen, als von einer 2 auf eine Eins, im letzteren Fall ist schon mehr Aufwand nötig; hier sinken die Grenzerträge des Lernens wieder. Aufgabe 47 Welche Möglichkeiten kennen Sie, um Manager zu entlohnen? Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Lohnformen? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Das ist im Grunde genommen so ähnlich wie das Taxifahrerproblem, die Lösungen dafür kennen Sie bereits: Festgehalt. Das sorgt für ein sorgenfreies Leben des Managers, man muss befürchten, dass er sich dann nicht sonderlich anstrengen wird. Dann gibt es den Shareholder value: Die Entlohnung des Managers orientiert sich am Wert des Unternehmens; je mehr Gewinne das Unternehmen macht, um so wertvoller wird es, und an diesem Wert des Unternehmens – gemessen an seinem Aktienkurs – orientiert sich dann die Entlohnung des Managers. Die Idee ist grundsätzlich richtig, aber der Teufel steckt wie so oft im Detail: - - da wäre die Definition von Erfolg: ab welchem Aktienkurs war der Manager denn erfolgreich? In vielen Fällen haben Manager viel zu geringe Kurszuwächse als Erfolg definiert und sich dann dafür belohnt. Es kommt hinzu, dass der Aktienkurs ja auch ohne Zutun des Managers steigen kann – er wird aber dafür belohnt dann ist die Frage, welchen Zeitraum man als Erfolgsmaßstab nimmt. In vielen Fällen haben Manager recht kurze Zeiträume als Maßstab angelegt, dann den Aktienkurs kurzfristig nach oben getrieben und kassiert. Das ist nicht im Sinne des Erfinders. Also: über welchen Zeitraum muss der Aktienkurs steigen? Zu kurz – die Manager kassieren zu viel und zu schnell. Zu lang – der Anreiz für die Manager entfällt. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 6. So funktioniert das Angebot Aufgabe 48 Erläutern Sie die Gewinnmaximierung eines Unternehmens bei vollkommenem Wettbewerb (im Polypol). Lösung Das Unternehmen stellt ein klassisches Marginalkalkül an: Es fragt sich, ob die Kosten einer zusätzlich produzierten Einheit geringer sind als der damit verbundene zusätzliche Erlös – solange das der Fall ist, wird es die Produktion steigern. Solange die zusätzlichen Erlöse der nächsten produzierten Einheit (die Grenzerlöse) größer sind als die mit der Produktion dieses Stückes verbundenen zusätzlichen Kosten (die Grenzkosten), wird das Unternehmen die Produktion und seinen Gewinn steigern. Liegen hingegen die Grenzkosten über den Grenzerlösen, so wird das Unternehmen die Produktion reduzieren. Das Gewinnmaximum liegt dort, wo die Grenzerlöse gleich den Grenzkosten sind. Da der Grenzerlös im Falle vollkommener Konkurrenz stets gleich dem Preis ist – es sind so viele Unternehmen am Markt, dass das einzelne Unternehmen keinen Einfluss auf den Preis hat, egal, wie viel es produziert; zugleich sind die Produkte absolut identisch (homogen), so dass es keine Möglichkeit gibt, den Verkauf durch Marketing oder Produktvariationen zu steigern. Aufgabe 49 Im Internet finden Sie folgendes Angebot: Abonnieren Sie eine Zeitschrift für ein Jahr, so kostet das 49,90 Euro, zugleich aber bekommen Sie beim Abschluss der Barprämie 40 Euro geschenkt. Auch andere Zeitschriften locken mit Prämien – Radios, Tankgutscheine –, die oftmals so viel wert sind wie das Ganze Jahresabonnement. Nach einem Jahr können Sie unverbindlich kündigen, so dass Sie unter dem Strich einen guten Fang gemacht haben. Was ist die produktionstechnische Begründung für diese scheinbar teure Strategie der Zeitschriften? Lösung Zwei Argumente für diese Strategie haben nicht mit der Produktionstechnik zu tun: Argument Nummer eins ist die Behäbigkeit der Leute, die Verlage hoffen, dass die Leute das Abonnement nach einem Jahr nicht abbestellen oder vergessen, es abzubestellen. Nummer Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck zwei: Je mehr Leser man hat, desto attraktiver wird die Zeitschrift für die Unternehmen, die in der Zeitschrift inserieren. Aber was ist mit der produktionstechnischen Seite? Der entscheidende Grund, der diese Strategie möglich macht, sind die hohen Fixkosten: Der Druck, die Redaktion – das alles muss man bezahlen, egal, ob man nun 100 oder 10.000 Exemplare seiner Zeitschrift verkauft. Mit anderen Worten: Die Grenzkosten einer weiteren verkauften Zeitschrift sind extrem gering (etwas Druckerschwärze, das Papier und der Transport), so dass man weitere Exemplare zu geringen Preisen verkaufen kann; und jedes weitere verkaufte Exemplar senkt dann noch die Durchschnittskosten. Kurzum – es kostet fast nichts, ein paar Exemplare zu verschenken, was einige Verlage denn auch zur Genüge tun, auch wenn sie das nicht gerne offen zugeben. Aufgabe 50 Gegeben ist folgende Kostenfunktion für ein Unternehmen, das sich in vollkommener Konkurrenz befindet: Ertrag 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Kosten 13 17 20 22 23 25 28 32 37 43 Tabelle 5 Eine Kostenfunktion bei vollkommener Konkurrenz Bestimmen Sie die Angebotsfunktion. Ab welchem Punkt wird das Unternehmen überhaupt anbieten? Zeigen Sie Ihre Lösung grafisch. Lösung Da im vollkommenen Wettbewerb die Preis-Grenzkosten-Regel gilt, müssen wir zunächst die Grenzkosten bestimmen. Ebenfalls bestimmen müssen wir die Durchschnittskosten, da das Betriebsminimum, also der Punkt, ab dem ein Anbieter bei vollkommenen Wettbewerb das Angebot beginnt, im Durchschnittskostenminimum liegt, also dort, wo sich Grenzkostenkurve Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck und Angebotskurve schneiden. Also brauchen wir zunächst folgende Arbeitstabelle, bei der wir der Einfachheit halber gleich den Gewinn mit ausweisen: Menge 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Kosten 13 17 20 22 23 25 28 32 37 43 Durchschnittskosten Grenzkosten 13 13 8,5 4 6,666666667 3 5,5 2 4,6 1 4,166666667 2 4 3 4 4 4,111111111 5 4,3 6 Gewinn 0 -9 -11 -14 -18 -13 -7 0 8 17 Tabelle 6 Lösungstabelle zu Aufgabe 50 Der Gewinn ergibt sich wie folgt: produzierte Menge mal dem Preis (der ja gleich den Grenzkosten sein muss) minus der Gesamtkosten. Also bei sieben Stück beispielsweise: (7 Stück * 3 Euro) minus 28 macht minus 7. Aus der Tabelle können wir dann rasch die Grafiken entwickeln: 14 13,00 13 Grenzkosten, Durchschnittskosten 12 10 Durchschnittskosten Grenzkosten 8,50 8 6,67 6 5,50 4 4 3 2 2 6 4,60 4,00 4 4,17 3 2 1 5 4,30 4,11 0 0 2 4 6 8 10 12 Ertrag Damit sind wir auch schon fertig: bei einer Ausbringungsmenge von 8 sind die Grenzkosten gleich den Durchschnittskosten, hier liegt das Betriebsminimum, ab diesem Punkt beginnt die Angebotskurve (in der Tat zeigt uns die Berechnung des Gewinns in der Tabelle, dass bei jedem Preis vor diesem Punkt der Gewinn negativ ist. Die Angebotskurve ist nun also der Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck aufsteigende Ast der Grenzkostenkurve, beginnend ab dem Stückkostenminimum, also ab der Menge von 8 Stück. Aufgabe 51 Erläutern Sie die Preisbildung im Monopol. Zeigen Sie mit Hilfe von Konsumenten- und Produzentenrente, welche Folgen ein Monopol für Produzenten, Konsumenten und Gesamtwohlfahrt hat. Lösung Es gilt nach wie vor Grenzkosten gleich Grenzerlöse für die Gewinnmaximierung, nur mit dem Unterschied, dass der Preis nun nicht mehr konstant ist, sondern sich mit steigender Produktionsmenge ändert – da der Monopolist der einzige Anbieter ist, steigt das Gesamtangebot am Markt, wenn er sein Angebot erhöht, und dieses Mehrangebot wird er nur los, wenn er den Preis senkt. Wir zeichnen nun also in die Grafik die Grenzerlöskurve ein, die anzeigt, dass der Grenzerlös mit steigender Menge fällt, und bestimmen den Schnittpunkt zwischen Grenzerlöskurve und Grenzkostenkurve – bei dieser produzierten Menge sind die Grenzkosten gleich dem Grenzerlös. Nun geht man von dieser Menge hoch auf die Nachfragekurve und erhält den zugehörigen Preis, den man dazu verlangen kann. Abbildung 16 Preisbildung im Monopol Die Folgen für die Wohlfahrt zeigen sich, wenn man die Produzenten- und Konsumentenrente im Monopol mit derjenigen bei vollkommenem Wettbewerb vergleicht. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Dazu muss man das obige Schaubild nur ein wenig umdeuten: Die Nachfragekurve bleibt die Nachfragekurve, bei vollkommenen Wettbewerb aber würde sich das Angebot durch den Schnittpunkt von Nachfragekurve und Angebotskurve bestimmen, und wir wissen, dass bei vollkommenen Wettbewerb die Angebotskurve gleich dem aufsteigenden Ast der Grenzkostenkurve ist. Preis und Menge im Gleichgewicht bestimmen sich dann durch den Schnittpunkt der Nachfragekurve und der Angebotskurve (also der Grenzkostenkurve), die Konsumentenrente beträgt A+B + C, die Produzentenrente D+ E. Im Monopol beträgt die Konsumentenrente A; die Konsumenten verlieren also B + C. B ist der Teil der Rente, der wegen des höheren Preises an den Monopolisten geht; C sind alle jene Konsumenten, die ihre Rente verlieren, weil das Produkt ihnen nun zu teuer geworden ist und sie es gar nicht mehr konsumieren. Die neue Produzentenrente beträgt B + D; die Produzenten gewinnen also B dazu (das ist der Teil der Rente, den sie den Konsumenten wegen des höheren Preises abknöpfen können), verlieren aber E (das ist der Teil der Produzentenrente, den sie verlieren, weil sie jetzt statt der Menge MW nur noch die Menge MM herstellen; der Teil der Produzentenrente, den sie mit der Herstellung der größeren Menge erzielt haben, geht natürlich verloren). C und E sind der Nettowohlfahrtsverlust, der dann entsteht, wenn aus vollkommenem Wettbewerb ein Monopol wird. Abbildung 17 Wohlfahrtseffekte des Monopols Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 52 Wovon hängt die Höhe des Wohlfahrtsverlustes im Monopol ab? Lösung Schaut man auf Abbildung 17, so wird klar, dass die Höhe des Wohlfahrtsverlustes C + E von der Steigung der Angebots- und Nachfragekurve abhängt. Die Nachfragekurve ist umso flacher, je elastischer die Nachfrage ist, und umso kleiner wird der Wohlfahrtsverlust, umso kleiner wird auch der Wohlfahrtsverlust der Konsumenten. Warum ist klar: Je elastischer die Nachfrage ist, um so eher werden die Konsumenten eine Preissteigerung mit einem Rückgang der Nachfrage beantworten – umso weniger kann der Monopolist den Preis auch erhöhen. Im Extremfall bei vollkommen elastischer Nachfrage – jede kleinste Preissteigerung beantworten die Konsumenten mit Kaufstreik – kann der Monopolist seinen Preis gar nicht erhöhen, eigentlich ist er dann auch kein Monopolist mehr, sondern befindet sich im vollkommenen Wettbewerb. Auf der Angebotsseite gilt: Je unelastischer das Angebot ist – je steiler also die Angebotskurve – umso geringer wird der Wohlfahrtsverlust, weil der Produzent sein Angebot nicht genügend verändern kann. Dazu untenstehende Grafik: Abbildung 18 Wohlfahrtseffekte des Monopols bei unelastischem Angebot Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Wenn statt der normalen Grenzkostenfunktion GK eine vollkommen unelastische Grenzkostenfunktion (GK unelastisch) existiert, das Angebot also vollkommen unelastisch wäre, dann würde bei vollkommenem Wettbewerb nun PM und MM als Gleichgewicht zustande kommen; wie im Monopol. A wäre dann die Konsumentenrente, B + D die Produzentenrente – wie im Monopol. Jetzt gibt es keinen Wohlfahrtsverlust, weil die Produktionsmenge nicht durch die Marktform, sondern durch andere Umstände (Produktionsumstände, Knappheit) begrenzt ist. Aufgabe 53 Erläutern Sie, was Ökonomen unter einem natürlichen Monopol verstehen. Wodurch entsteht es? Nennen Sie zwei Beispiele für natürliche Monopole. Wie geht die Wettbewerbspolitik damit um? Lösung Natürliche Monopole entstehen durch zu hohe Fixkosten – je höher der Kostenblock ist, der unabhängig von der Ausbringungsmenge entsteht, umso lohnender wird es, die Produktion auszuweiten, da bei steigender Produktion die durchschnittlichen Kosten je Stück sinken. Beispiele dafür sind die Telekommunikation, die Eisenbahn oder die Energiebranche, also vor allem leitungsgebundene Industrien. Wettbewerbspolitisch lässt sich mit diesem Problem umgehen, indem man einen Wettbewerb um das Netz zulässt; so wie man es beispielsweise in der Telekommunikationsbranche macht: Der Besitzer des Netzes muss anderen Anbietern gegen Entgelt seine Leitungskapazitäten zur Verfügung stellen. Aufgabe 54 Ihnen gehört die einzige Eisdiele im Ort, doch Sie werden von einem Konkurrenten bedroht. Sie können im Falle eines Eintrittes des Konkurrenten ihre Preise senken – dann sinken Ihre Gewinne von 200 vor Eintritt des Konkurrenten auf 70. Oder Sie fordern gemeinsam mit dem neuen Konkurrenten einen hohen Preis – ihre Gewinne sinken dann auf 100, da Sie diese nun teilen müssen. Bleibt ihr Konkurrent dem Markt fern, so sind seine Gewinne Null. Im Falle eines Preiskampfes macht er Verluste von 10; im Falle eines weiterhin hohen Preises macht er Gewinne in Höhe von 20. Bleibt er dem Markt fern und Sie senken die Preise dennoch, so betragen Ihre Gewinne 130. Ist die Drohung eines Preiskampfes glaubwürdig? Wird dieser den Markteintritt wagen? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Die Drohung eines Preiskriegs ist nicht glaubwürdig, da „hoher Preis“ eine dominante Strategie ist, wie Sie in der untenstehenden Tabelle sehen. Handelt es sich um ein einmaliges Spiel, so wird Ihr Konkurrent den Eintritt wagen. Aber: rechnen Sie mit weiteren potentiellen Konkurrenten, so könnte sich ein kurzfristiger Preiskrieg langfristig lohnen – mit einer Reputation als unnachgiebiger Preiskrieger können Sie Ihr Monopol dauerhaft verteidigen. Jetzt wird das Spiel also als wiederholtes Spiel mit einer unbekannten Anzahl an Wiederholungen aufgefasst (man weiß ja nicht, wie viele weitere Spieler einen Markteintritt erwägen), und nun sind viele Ergebnisse möglich. Gelingt es Ihnen, allen potentiellen Wettbewerbern klar zu machen, dass Sie jeden Markteintritt mit einer Kampfpreisstrategie beantworten werden, dann halten Sie diese auf Distanz – also könnte es sich lohnen, ein oder zwei mal „Preiskampf“ als Strategie zu spielen. Aber: Haben Sie auch die Mittel, diese Drohung durchzuhalten und wissen das potentielle Konkurrenten? Wenn Ihre Konkurrenten ausrechnen können, dass Ihre Mittel nicht ausreichen, um diese Strategie durchzuhalten, so werden sie doch in den Markt eintreten. Tabelle 7 Der Krieg der Eisdielen Aufgabe 55 Sie sind Teilnehmer einer Quizshow; vor der letzten Frage liegen Sie einen Punkt vor Ihrem Mitspieler. Die letzte Frage, die der Moderator stellt, lautet: „Wie heißt die Hauptstadt der Bundesrepublik?“. Ihr Mitwettbewerber antwortet zuerst, er antwortet „Mainz“. Bevor der Moderator aber die richtige Lösung nennt, müssen Sie ebenfalls Ihre Antwort abgeben – wie sollte diese lauten? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Natürlich wissen wir alle, wie die Hauptstadt der Bundesrepublik heißt – doch spieltheoretisch betrachtet sollten Sie ebenfalls „Mainz“ antworten. Warum ist klar: Liegt Ihr Konkurrent falsch, dann bekommt er keinen Punkt, Sie auch nicht – und Sie gewinnen das Quiz. Aber wer weiß? Vielleicht ist gestern Nacht etwas passiert, was Sie verpasst haben, vielleicht ist es eine trickreiche Scherzfrage – warum ein Risiko eingehen? Wenn Ihr Konkurrent nämlich doch richtig liegt, dann bekommt er einen Punkt, Sie aber auch, und Sie gewinnen ebenfalls. Ihr Mitspieler hat einen first-moverdisadvantage, wenn Sie seine Strategie kopieren, gewinnen Sie auf jeden Fall. Aufgabe 56 Das Spiel Schere, Stein, Papier, auch Schnick, Schnack, Schnuck genannt, funktioniert wie folgt: Zwei Spieler zeigen auf Kommando beide eine (mit den Fingern geformte) Figur, eine der beiden Figuren schlägt jeweils die andere. Dabei gibt es drei Figuren: Schere, Stein und Papier. Die Schere gewinnt gegen das Papier, das Papier gewinnt gegen den Stein, und der Stein gewinnt gegen die Schere. Entscheiden sich beide Spieler für dasselbe Symbol, wird das Spiel als Unentschieden gewertet und wiederholt. Zeichnen Sie Spielmatrix zu diesem Spiel und überlegen Sie, welche Strategie Sie wählen sollten. Lösung Die Spielmatrix besteht jetzt aus drei Zeilen und Spalten, sonst ändert sich nichts. Wer verliert, macht 0 Punkte, der Gewinner bekommt einen Punkt. Also sieht die Matrix so aus: Stein Schere Papier Stein 0, 0 1, 0 0, 1 Schere 0, 1 0, 0 1, 0 Papier 1, 0 0, 1 0, 0 Tabelle 8 Schnick, Schnack, Schnuck Wie Sie sehen, gibt es keine dominante Strategie und auch kein eindeutiges Gleichgewicht. Spielt der Spaltenspieler „Stein“, so sollte der Zeilenspieler „Papier“ spielen; spielt der Spaltenspieler „Schere“, so sollte der Zeilenspieler „Stein“ spielen, und spielt der Spaltenspieler „Papier“, so sollte der Zeilenspieler „Schere“ spielen. Die gleichen Überlegungen gelten auch für den Spaltenspieler, so dass es kein eindeutiges Gleichgewicht Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck gibt. Eigentlich logisch: Gäbe es ein solches Gleichgewicht, würde das Spiel ja nicht mehr funktionieren. Also spielen Sie besser eine gemischte Strategie: Zu jeweils 33 Prozent spielen Sie zufällig eine der drei Figuren und machen es Ihrem Mitspieler dadurch unmöglich, vorauszuahnen, welche Figur Sie wählen werden. Sobald Sie aber ein Muster in der Wahl Ihrer Figuren erkennen lassen, und Ihr Mitspieler dieses Muster erkennt, kann er dementsprechend seine Figur wählen und wird Sie dann schlagen. (schwerer wird das Spiel, wenn noch „Echse“ und „Spock“ hinzukommen wie in der TV-Serie „The Big Bang Theory“) Aufgabe 57 Sie treffen die Frau (oder den Mann) Ihrer Träume, es funkt direkt, Sie verstehen sich – doch leider sind Sie beide zu feige, nach der Telefonnummer zu fragen, als Sie sich trennen müssen. Aber immerhin: Sie haben sich darüber unterhalten, was Sie am Samstag machen. Sie wollen ins Kino, Ihr Gegenüber in einen angesagten Underground-Schuppen. Wie verhalten Sie sich? Lösung Ein delikates spieltheoretisches Problem, schauen wir uns einmal die Lage an (Sie sind der Zeilenspieler). Wenn Sie ins Kino gehen, und Ihr(e) Angebetete(r) auch, dann gewinnen Sie doppelt: Sie gehen ins Kino (was sie ja wollten, und Ihr(e) Angebetete(r) ist auch da – ein doppelter Gewinn, deswegen bekommen Sie zwei Punkte). Ihr(e) Angebetete(r) gewinnt zwar in diesem Fall auch – weil er (sie) Sie sieht, muss aber dafür in Kauf nehmen, dass er (sie) auf seine (ihre) Lieblingswochenend-Beschäftigung verzichten muss, deswegen gibt es nur einen Punkt. Gehen Sie aber in den Underground-Schuppen, er (sie) aber ins Kino, verlieren Sie beide, macht für beide einen Minuspunkt. Für Ihr Gegenüber stellt sich die Situation genau so dar, nur mit umgekehrten Örtlichkeiten. Kino Underground-Schuppen Kino Underground-Schuppen 2, 1 -1,-1 -1, -1 1,2 Tabelle 9 Der Krieg der Geschlechter Wenn Sie nun nachschauen, stellen Sie fest, dass es zwei Gleichgewichte gibt, nämlich (Kino, Kino) und (Underground-Schuppen, Underground-Schuppen) – wir wissen aber ohne weitere Informationen nicht, welches Gleichgewicht zustande kommen wird. Ein echtes Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Koordinationsproblem. Eine mögliche Lösung sind Konventionen: In den westlichen Gesellschaften gilt nach wie vor, dass der Herr der Dame die Tür aufhält, den Platz anbietet, also der Kavalier ist (na ja, zumindest war das einmal so), also kann die Dame darauf vertrauen, dass der Herr dorthin gehen wird, wo sie hingeht – andernfalls wäre er kein Kavalier und kennt nicht die wichtigsten Konventionen, und so einen will man sich nicht nach Hause holen, oder? Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 7. Kartelle, Halsabschneider und Firmenkäufer: Dem Wettbewerb auf die Beine helfen Aufgabe 58 Warum ist Marktmacht ein Problem in einer Marktwirtschaft? Lösung Die Allokationsfunktion funktioniert nur noch eingeschränkt: Zwar hat der Monopolist (oder das marktmächtige Unternehmen) immer noch Interesse daran, möglichst kostengünstig zu produzieren, doch ohne die Konkurrenz, die ihn bedroht, wird es nicht mehr so dringend, so effizient und günstig wie möglich zu sein. Im Zweifelsfall reicht man die Kosten des Schlendrians einfach an die Kunden weiter, die ja nicht auf andere Anbieter ausweichen können. Die Verteilungsfunktion des Marktes wird durch Marktmacht verzerrt: Das Einkommen des Monopolisten oder marktmächtigen Unternehmens beruht dann (unter Umständen) nicht mehr auf Leistung und Verdienst, sondern auf Macht. Die Anpassungsfunktion und die Innovationsfunktion des Marktes werden bei Marktmacht tendenziell ausgehebelt: Wer den Markt beherrscht, muss sich nicht um Innovationen, Verbesserungen oder Kundenwünsche kümmern – zum Nachteil aller Konsumenten. Die Ruhmeshalle der Wirtschaftsgeschichte ist voll von ehemaligen Großunternehmen, die aufgrund ihrer eigenen Arroganz und Überheblichkeit neue Trends in ihrem Geschäft verschlafen haben und untergegangen sind. Die Kontrollfunktion versagt bei zu großer Marktmacht – das kann zum gesellschaftlichen und politischen Problem werden. Ein Unternehmen, das zu groß und mächtig ist, kann der Politik seine Wünsche diktieren. Und droht ein solches Unternehmen zu scheitern, dann muss die Politik möglicherweise eingreifen – wie kompliziert das ist, hat die Bankenkrise des Jahres 2007 und die Debatte um Banken, die zu groß sind, um unterzugehen, gezeigt. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 59 Nennen und erläutern Sie die drei Strategien, mit deren Hilfe Unternehmen den Wettbewerb stören oder gefährden. Geben und erläutern Sie jeweils ein Beispiel zu jeder dieser Strategien. Welche Probleme hat der Gesetzgeber, wenn er diese Strategien bekämpfen will? Lösung Verhandlungsstrategien: Kartelle oder Absprachen; Unternehmen sprechen sich untereinander ab, um den Wettbewerb zu beschränken. Das können sowohl Verträge (Kartelle) oder auch abgestimmtes Verhalten sein. Das Problem der Wettbewerbspolitik besteht darin, erstens Absprachen nachzuweisen und es zweitens zu spontan-solidarischen Verhalten abzugrenzen. Behinderungsstrategien: Unternehmen missbrauchen Ihre Marktmacht, indem sie Konkurrenten in ihren Wettbewerbsmöglichkeiten beeinträchtigen (beispielsweise Kampfpreisstrategien) oder vor- und nachgelagerte Wirtschaftsstufen ausbeuten (Boykott, Lieferverweigerung, Preisdiskriminierung, Kopplungsbindungen). Das Problem der Wettbewerbspolitik besteht darin, dass man erstens Marktmacht feststellen muss (welches ist der relevante Markt, ab welchen Marktanteilen herrscht Marktmacht) und zweitens gefragt werden muss, ob missbräuchliches Verhalten vorliegt oder aber ein Unternehmen nur berechtigte wirtschaftliche Interessen wahrnimmt. Konzentration: Konzentration von Marktmacht kann auch durch internes und externes Wachstum entstehen; man kauft andere Unternehmen (oder fusioniert) oder wächst so stark, dass man marktbeherrschend wird. Auch hier besteht das Problem darin festzulegen, welches der relevante Markt ist und ab welcher Schwelle man von einem marktbeherrschenden Unternehmen sprechen kann. Aufgabe 60 Wann funktioniert ein Kartell nicht? Was können die Kartellbehörden tun, um die Instabilität von Kartellen zu fördern? Lösung Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Tabelle 10 zeigt, dass Kartelle instabil werden, wenn „billig“ zu einer dominanten Strategie wird – dann hat man immer einen Anreiz, das Kartell zu betrügen. Eral. Asso teuer teuer billig billig 10, 10 5, 20 20, 5 7, 7 Tabelle 10 Instabile Kartelle Allerdings ist so ein Kartell ein wiederholtes Spiel, weswegen sich die Ergebnisse ändern können: Hat man einmal die Reputation aufgebaut, dass man sich an die Kartellvereinbarungen halten wird, kann das Kartell zustande kommen. Die Kartellbehörden können aber die Instabilität der Kartelle fördern, indem sie den Unternehmen, die als erste gestehen, Straffreiheit oder –reduktion zusichern (Bonusregelung). Das ändert die Auszahlungen in Tabelle 10. Ein Bestandteil der Auszahlungen in dieser Tabelle ist ja das Risiko, von den Kartellbehörden erwischt zu werden und eine Strafe aufgebrummt zu bekommen. Bietet das Kartellamt nun eine Bonusregelung an, so passieren in den Auszahlungen zwei Dinge: Das Risiko, aufzufliegen, steigt, weil die Bonusregelung ja die Anreize steigert, zu gestehen. Also wird es für jedes Unternehmen attraktiver, zu gestehen, das macht es für jedes Unternehmen unattraktiver, sich auf ein Kartell einzulassen. Aufgabe 61 Immer vor den Ferien oder Feiertagen steigen die Benzinpreise gleichzeitig an den deutschen Tankstellen – warum kann das Kartellamt keine Geldbußen wegen illegaler Absprachen verhängen? Was kann das Kartellamt stattdessen tun? Lösung Ein Bußgeld kann das Bundeskartellamt nur verhängen, wenn sich Kartellabsprachen oder ein Missbrauch von Marktmacht beweisen lassen. Das Bundeskartellamt hat die Preissetzung an den Tankstellen ausführlich untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es für Preisabsprachen keine Belege gibt. Damit kann es keine Bußgelder wegen illegaler Absprachen verhängen. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Das Problem am Benzinmarkt ist die Marktstruktur: Fünf große Mineralölkonzerne beherrschen den Tankstellenmarkt, das führt dazu, dass die Tankstellen ihre Preise parallel ändern – ändert eine Tankstelle ihre Preise, so zieht die andere gleich nach. In der Tat haben die Mineralölkonzerne alle Tankstellenbetreiber verpflichtet, täglich die Preise ihrer Nachbartankstellen an die Konzernzentrale zu melden. Und nicht nur das: Die Preise an den Kennzeichnungstafeln und Zapfsäulen der Tankstellen werden von der Konzernzentrale gesteuert, nicht vor Ort von den Tankstellen. Damit können die Mineralölkonzerne in kürzester Zeit ihre Preise an die der Wettbewerber anpassen – kartellrechtlich ist das nicht zu beanstanden. Das Kartellamt kann nun versuchen, wegen Machtmissbrauch gegen die Konzerne vorzugehen, oder aber man versucht, mehr Wettbewerb zu schaffen, indem man mehr freie Tankstellen fördert (oder zumindest eine weitere Konzentration der Branche zu verhindern). Dazu der Präsident des Bundeskartellamtes: „Aufgrund unserer Erkenntnisse werden wir eine weitere Konzentration der Tankstellenmärkte verhindern und darauf achten, dass die Oligopolisten ihre Marktmacht nicht missbräuchlich ausnutzen“. (Lesen Sie dazu auch: http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Stellungnahmen/110526_FAQ_end g.pdf) Aufgabe 62 Die Unternehmen Kraft Foods Deutschland AG, Bremen, die Unilever Deutschland Holding AG, Hamburg, und die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Bielefeld haben sich über mehrere Jahre in einem regelmäßig stattfindenden Gesprächskreis getroffen. Hochrangige Vertriebsmitarbeiter haben sich in diesem Rahmen gegenseitig über den Stand und den Verlauf von Verhandlungen ihres Unternehmens mit verschiedenen großen Einzelhändlern informiert. Für einige der betroffenen Produktbereiche tauschten sich einige der Teilnehmer auch über beabsichtigte Preiserhöhungen gegenüber dem Einzelhandel aus. Würdigen Sie diese Tatsache aus wettbewerbsrechtlicher Perspektive. Lösung Das lassen wir das Bundeskartellamt für uns erledigen: vgl. http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/aktuelles/presse/2011_03_17.php. Das Bundeskartellamt hat Geldbußen in Höhe von 38 Millionen Euro gegen drei der Unternehmen wegen des unzulässigen Austauschs über wettbewerbsrelevante Informationen verhängt. “Bestimmte Arten des Informationsaustauschs zwischen Wettbewerbern sind Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck kartellrechtlich unzulässig. Der Wettbewerb wird durch solche Verhaltensweisen beeinträchtigt, auch wenn es sich nicht um klassische Hardcore-Absprachen über Preise, Gebiete, Kunden oder Quoten handelt.“, erklärt dazu der Präsident des Bundeskartellamtes. Ein Unternehmen - Mars GmbH, Viersen – bekam allerdings keine Geldstrafe, weil Mars von der Bonusregelung profitierte, Mars hatte einen Kronzeugenantrag gestellt. Aufgabe 63 Vier Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen haben jahrelang ihre Verkaufsanteile untereinander abgesprochen. Die Unternehmen meldeten ihre Auftragseingänge an einen Wirtschaftsprüfer, der Listen erstellte, auf deren Basis Quoten vereinbart wurden; diese wurden bei regelmäßigen Treffen am Züricher Flughafen überprüft. Darüber hinaus haben die Unternehmen ihre Angebotspreise abgesprochen. Würdigen Sie diesen Tatbestand wettbewerbsrechtlich. Lösung Auch das hat das Kartellamt für uns erledigt (http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/aktuelles/presse/2011_02_10.php): Das Bundeskartellamt hat heute Bußgelder in einer Gesamthöhe von 20,5 Millionen Euro wegen illegaler Preis- und Quotenabsprachen verhängt. Aufgabe 64 Erläutern Sie, was Ökonomen unter Netzwerkexternalitäten verstehen. Nennen Sie Beispiele für Netzwerkgüter. Welche Probleme können Netzwerkexternalitäten aufwerfen? Lösung Netzwerkeffekte treten auf, wenn der Nutzen eines Gutes für den einzelnen steigt, wenn die Anzahl der Nutzer des Gutes zunimmt. Das lässt sich am Beispiel eines Telefons erörtern: Wenn es nur ein Telefon auf der Welt gäbe, so wäre es für seinen Besitzer ohne Wert. Kauft nun eine weitere Person ein Telefon, so bringt der Besitz eines Apparates einen wesentlich höheren Nutzen für beide Besitzer eines Apparates. Das ist eine Externalität. Und eine Netzwerkexternalität bezieht sich dann auf spezielle Güter: Je mehr Personen das Netzwerkgut besitzen, umso höher wird der Nutzen des Gutes für alle anderen Besitzer dieses Gutes. Beispiele dafür sind Auktionsplattformen, Standards, Software, Telefone. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Netzwerkexternalitäten können vor allem zwei Probleme aufwerfen: Lock-in inferiorer Technologien: Nicht die beste Technologie, der beste Standard, setzt sich möglicherweise durch, sondern derjenige, der am schnellsten am Markt war. Und bei zu hohen Wechselkosten könnte es sein, dass man in diesem Standard gefangen bleibt, obwohl es mittlerweile bessere Alternativen gibt (beispielsweise Linux statt Windows) Es bleibt nur ein Anbieter übrig, der den Markt ausbeuten kann. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 8. Leuchttürme und Umweltschutz: Ökonomisches Marktversagen Aufgabe 65 Was ist ein öffentliches Gut; und welche Probleme treten bei öffentlichen Gütern auf? Nennen Sie zwei Beispiele. Lösung Ein öffentliches Gut definiert sich durch zwei Kriterien: Nicht-Rivalität im Konsum (wenn eine Person das Gut nutzt, so beeinträchtigt das nicht eine andere Person in der Nutzung dieses Gutes) und Nichtausschliesbarkeit vom Konsum (man kann niemanden daran hindern, das Gut zu konsumieren). Nur wenn beide Punkte erfüllt sind, handelt es sich um ein öffentliches Gut. Beispiele sind Landesverteidigung, Leuchttürme, Dämme. Das Problem bei öffentlichen Gütern ist, dass der Preismechanismus nicht mehr funktioniert, damit ist ein privates Angebot solcher Güter kaum noch möglich (Trittbrettfahrer-Problem). Aufgabe 66 Welche der folgenden Güter sind öffentliche Güter? Erläutern Sie Ihre Antwort. a) Autobahn b) Weide c) Konzert d) Polizei e) Rundfunk Lösung Im Einzelnen: a) Bei der Autobahn ist ein Ausschluss vom Konsum definitiv möglich – fahren Sie einmal in die Schweiz. Auch Rivalität im Konsum kann vorliegen, jedenfalls dann, wenn es zu einem Stau kommt. Damit ist die Autobahn definitiv kein öffentliches Gut. b) Dieser Fall ist schwieriger: Wenn wir davon ausgehen, dass man die Weide mit einem Zaun eingrenzen kann, ist ein Ausschluss vom Konsum möglich, das muss aber nicht Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck immer der Fall sein. Ähnliches gilt für die Rivalität im Konsum – je nachdem, wie viele Menschen diese Weide nutzen und wie groß diese ist, kann es zu Rivalität im Konsum kommen. c) Findet das Konzert in der Halle statt, ist ein Ausschluss vom Konsum möglich. Das gilt wohl auch bei Open-Air-Konzerten, jedenfalls dann, wenn man das Gelände, auf dem das Konzert stattfindet, gut abschirmen kann. Möglicherweise aber können Menschen weiter weg die Musik noch hören, aber unter dem Strich ist wohl der Ausschluss technisch möglich. Rivalität im Konsum liegt nur dann vor, wenn die Halle überfüllt wird, aber grundsätzlich leidet mein Hörgenuss nicht, wenn auch eine andere Person das Konzert hört. d) Ein klassisches öffentliches Gut – man kann niemanden von der Sicherheit, welche die Polizei verbreitet, ausschließen. Mit der Rivalität im Konsum ist das so eine Sache: Je mehr eine Person die Polizei beschäftigt, um so weniger kann sie sich um andere Dinge kümmern – hier kann es also schon zu Rivalität im Konsum kommen, e) Eine oft gehörte Ansicht ist, dass Rundfunk ein öffentliches Gut sei; bisweilen wird als Beweis dafür angeführt, dass ja in Deutschland Rundfunk kostenlos angeboten wird oder dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ja frei sendet (aber nicht kostenlos, Sie zahlen ja GEZ dafür). Das ist so falsch, denn entscheidend ist, dass ein Ausschluss vom Konsum technisch ohne weiteres möglich ist – siehe Pay-TV im Ausland oder Sky in Deutschland. Dass die privaten Fernsehsender frei senden, liegt daran, dass die Grenzkosten jedes weiteren Zuschauers gleich Null sind (weil hier nämlich NichtRivalität im Konsum vorliegt; denken Sie an die Preis-Grenzkosten-Regel). Dennoch ist der Konsum dieser Sender nicht kostenlos, Sie bezahlen mit Ihrer Aufmerksamkeit für die Werbung, die diese Sender ausstrahlen. Aufgabe 67 Auf der Konferenz von Kopenhagen versuchen die Staaten der Welt, sich auf ein Klimaschutzabkommen zu einigen. a. Warum ist Umweltschutz ein Problem, das Märkte ohne staatliche Eingriffe nicht lösen können? Erläutern Sie dazu die Idee externer Effekte b. Ein Lösungsvorschlag zur Lösung des Umweltproblems ist der Handel mit Verschmutzungsrechten. Erläutern Sie diese Idee und ihre Vor- und Nachteile. Lösung Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck a) Externe Effekte sind wie folgt definiert: 1. Eine Person A schädigt eine andere Person B. Der Umweltverschmutzer schädigt also die Umwelt (und damit seine Mitbürger). 2. Wichtig ist, dass der Schaden der zweiten Person B – wenn wir keine gesetzlichen Maßnahmen ergreifen – vom Schädiger (Person A) nicht berücksichtigt wird. Der Umweltverschmutzer berücksichtigt bei seinem Handeln nicht den Schaden, den er der Umwelt und seinen Mitmenschen zufügt. 3. Zudem wird der Geschädigte – Person B – nicht vom Schädiger in irgendeiner Weise entschädigt. Der Umweltverschmutzer zahlt nichts für die Verschmutzung der Umwelt. Aus dieser Konstellation folgt, dass Unternehmen oder Menschen, welche die Umwelt verschmutzen, bei ihren Entscheidungen nicht die Kosten der Umweltverschmutzung, die Kosten dessen, was sie Dritten antun, berücksichtigen. Also treffen sie ihre Entscheidungen unter falschen Annahmen, was die Kosten ihrer Handlung angeht – sie vernachlässigen die gesamtgesellschaftlichen Kosten ihres Tuns, das führt zu Wohlfahrtsverlusten. b) Die Grundidee ist recht einfach: Man definiert zunächst eine vorgegebene Menge an Emissionen, die man zulassen will. Dann verteilt man die Rechte an diesen Emissionen an diejenigen Akteure, die diese Emissionen ausstoßen wollen und erlaubt ihnen, diese Rechte untereinander zu handeln. Also: Fabrik A will mehr Emissionen ausstoßen, also kauft sie von Fabrik B das Recht, mehr Emissionen auszustoßen; dafür muss B dann entsprechend der verkauften Rechte seine Emissionen reduzieren. Der Clou an dieser Lösung ist, dass sie zum einen effektiv ist (wir erreichen definitiv genau die Menge an Emissionen, die wir zulassen wollen) und auch effizient: Wer leicht und billig vermeiden kann, vermeidet viele Emissionen und verkauft diese, macht also ein Geschäft damit. Wer nur mit hohen Kosten Emissionen vermeiden kann, kauft Emissionsrechte hinzu und emittiert weiter. Der Umwelt ist es egal, wer Emissionen vermeidet oder nicht, Hauptsache, die Gesamtmenge an Emissionen sinkt. Die Probleme dieser Lösung sind zum einen die Frage danach, wie man die Rechte zuteilt, dann ist es nach wie vor schwer, wie hoch man die zugelassene Menge an Emissionen festlegen will, dann muss man sich darauf einigen, wie lange die Laufzeit der Rechte ist (je kürzer, desto rascher kann die Politik Fehler korrigieren, je länger, desto mehr Planungssicherheit haben die Unternehmen). Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 68 Die Grundidee der sogenannten Öko-Steuer lässt sich wie folgt umschreiben: Energie soll besteuert werden mit dem Ziel die Effizienz des Energieeinsatzes zu steigern, zugleich soll diese Steuer Mehreinnahmen zur Finanzierung der sozialen Sicherung erwirtschaften. Sehen Sie bei diesem Konzept ein Problem? Lösung Das Problem bei dieser Idee ist, dass sich die beiden Ziele etwas widersprechen: Wenn die Menschen sparsamer mit Energie umgehen und weniger verbrauchen, dann sinken die Steuereinnahmen – das aber passt nicht zu dem Ziel, mehr Einnahmen für die Sozialversicherungen zu generieren. Man kann nur argumentieren, dass die Steuer zu mehr Effizienz in der Energieverwendung führt, aber dann bleibt immer noch das Problem, dass die Einnahmen dann weniger sprudeln werden. Aufgabe 69 Ärger im Haus der Maus: Donald und Daisy sind verheiratet; Micky und Minnie ebenfalls. Die Damen haben von ihren Gatten die Nase voll und wollen sich scheiden lassen, die Herren sind dagegen. Donald (Micky) ist bereit, 20 (10) Taler zu zahlen, um die Scheidung zu verhindern. Daisy (Minnie) ist willens, 5 (15) Taler für die Scheidung zu zahlen. Werden sich Donald und Daisy (Micky und Minnie) scheiden lassen, wenn die Scheidung einvernehmlich sein muss und innereheliche Kompensationszahlungen möglich sind (Minni / Daisy kann Micky / Donald dafür bezahlen, dass er in die Scheidung einwilligt)? Wie ändert sich das Blatt, wenn nur ein Partner die Scheidung einreichen kann und der andere Partner ihn dafür bezahlen kann, dass er die Scheidung zurückzieht? Lösung Das ist ein Fall für das Coase-Theorem, dazu verwenden wir untenstehende Tabelle 11 Ducks Mausens Sie zahlt für die Scheidung 5 15 Er zahlt, um die Scheidung zu verhindern 20 10 Tabelle 11 Ärger im Haus der Maus Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Schauen wir uns die beiden Familien an: Familie Duck: Ist eine einseitige Scheidung möglich, so stellt sich die Sache wie folgt dar: Donald zahlt bis zu 20 Taler, um Daisy zu halten, sie willigt ein (sie wollte mindestens 5 Taler haben, also trifft man sich irgendwo zwischen 5 und 20). Die Ducks werden nicht geschieden. Ist bei der Scheidung beiderseitiges Einvernehmen nötig, zahlt Daisy Donald maximal 5 Taler, damit er in die Scheidung einwilligt, er lehnt ab. Die Ducks werden also nicht geschieden. Familie Maus: Einseitige Scheidung : Micky zahlt bis zu 10 Taler, um Minnie zu halten, sie lehnt ab (Sie will mindestens 15). Die Mausens werden geschieden. Scheidung im beiderseitigen Einvernehmen: Minnie zahlt Micky 15 Taler, damit er in die Scheidung einwilligt, er nimmt an. Die Mausens werden geschieden. Unabhängig von der Art des Scheidungsrechtes werden also die Mausens immer geschieden, die Ducks nie – ganz, wie man es beim Coase-Theorem erwarten würde, denn das Scheidungsrecht verteilt lediglich die Rechte an der Ehe – bei einer einseitigen Scheidung hat der Scheidungswillige das Recht an der Ehe, bei der einvernehmlichen Scheidung hat derjenige das Recht, der die Scheidung verhindern will. Aufgabe 70 Mit bisweilen ungewöhnlichen Methoden, so berichtet der Spiegel, gewinnt der Münchner Abo-Sender Sky neue Kunden. Häufig setzt Sky nach SPIEGEL-Informationen verdeckte Ermittler ein, die zuletzt vorwiegend samstagnachmittags in Café-Bars und kleinen Gaststätten kontrollierten, etwa ob den Gästen mit geborgter Sky-Code-Karte eine Fernsehübertragung der Bundesliga präsentiert wird. Würdigen Sie diesen Tatbestand ökonomisch. Lösung Von neuer Kundengewinnung kann da nicht die Rede sein – das Problem, das Sky hat, ist das der Nicht-Rivalität im Konsum – wenn ein Zuschauer Sky schaut, dann beeinträchtigt das nicht den Sky-Konsum anderer Zuschauer. Da aber Sky sein Produkt – Bundesliga live – gegen Bezahlung verkauft, kann der Sender nicht zulassen, dass ein Zuschauer das Produkt kauft und es dann anderen Zuschauern unentgeltlich zur Verfügung stellt – dieses Verhalten zerstört das Geschäftsmodell des Senders. Das ist das gleiche Problem, vor dem die Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Musikindustrie steht, deren Produkt – die Musik – von den Kunden kopiert und an Dritte weitergegeben wird. Im Falle Sky kommt erschwerend dazu, dass die Wirte der Gaststätten, die sich die Code-Karte borgen, mit diesem geborgten (eigentlich geklauten) Produkt selbst Geschäfte machen, sich also zulasten des Senders bereichern. Lässt Sky dieses Verhalten zu, dann kann der Sender Insolvenz anmelden. Hier werden nicht mit merkwürdigen Methoden Kunden gewonnen, hier wird der Diebstahl von Firmeneigentum verhindert. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 9. Rauchen, Alkohol und Umverteilung: politisches Marktversagen Aufgabe 71 Der öffentlich-rechtliche Rundfunk treibt pro Jahr mehr als 7 Milliarden Euro von den Gebührenzahlern ein. Begründet wird dies auch mit dem Argument, dass es sich bei Rundfunk um ein meritorisches Gut handele. Erläutern Sie, was meritorische und demeritorische Güter sind. Welche Probleme sehen Sie bei dieser Art von Gütern? Lösung Meritorische (demeritorische) Güter sind Güter, von denen der Staat annimmt, dass sie von den Bürgern zu wenig (zu viel) konsumiert werden. Meritorik ist eine politische Kategorie; keine ökonomische Rechtfertigung; der Staat tritt als wohlmeinender Patriarch auf, der entscheidet, was gut ist für seine Bürger. Demeritorische Güter werden besteuert; meritorische Güter subventioniert. Probleme solcher Güter: wer definiert, was meritorisch / demeritorisch ist? das ist letztlich eine normative Entscheidung, es gibt keine objektiven Rechtfertigungsgründe Verteilungsfragen werden ignoriert (beispielsweise bei der Rundfunkgebühr) Das Konzept der Meritorik bedeutet einen massiven Eingriff in die Freiheit des Einzelnen – in seinem eigenen Interesse? Weiß der Staat besser als seine Bürger, was gut für sie ist? Letztlich ist dieses Konzept ein Einfallstor für interessengetriebene Klientelpolitik: wer staatliche Unterstützung will, stellt die gesellschaftlichen Verdienste seiner Produktion in den Vordergrund und versucht, sein Produkt zu einem förderwürdigen Tatbestand zu machen. Aufgabe 72 Als erstes Land der Welt plante Rumänien 2011, eine Steuer auf ungesunde Lebensmittel einzuführen. Die „Junk Food-Steuer“ soll unter anderem auf Süßigkeiten und Kekse, Snacks, Hamburger, Chips und zuckerhaltige Getränke erhoben werden. Auch in Deutschland gibt es Rufe nach einer Steuer auf Junk-Food und Süßigkeiten. Nehmen Sie dazu aus ökonomischer Perspektive Stellung. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Lösung Diese Steuer bringt einige Probleme mit sich: Wer entscheidet, was „Junk food“ ist, was ungesund ist? Alles, was man übermäßig genießt, ist ungesund. Mit diesem Argument müsste man neben Süßem und Junk Food auch Kalbshaxen und andere gutbürgerliche Küche besteuern, ebenso wie Kaffee, Kekse, Fernbedienungen für den Fernseher oder Petersilie (die ist nämlich giftig, wenn man große Mengen verzehrt). Wie mündig ist der Bürger – darf er sich auch ungesund verhalten, weil es gut schmeckt oder Spaß macht? Ich weiß, dass ich nicht so viel Schokolade essen sollte, weil ich dann zu dick werde, aber was, wenn ich mir dieses Zusammenhangs bewusst bin und mir einfach sage „das ist es mir wert?“. Weiß der Staat also besser als ich, was gut für mich ist? Natürlich zahlt man später vielleicht für seine Ernährungssünden, man lebt also sozusagen heute auf Kosten des zukünftigen Seins. Aber das kann auch zu weit führen, wenn ich mir heute alles, was ich liebe, verkneife, damit es meinem zukünftigen Sein später besser geht. Dann lebt also sozusagen das zukünftige Sein auf Kosten des heutigen Seins. Diese Debatte um das heutige und morgige Sein wird in der Literatur unter dem Stichwort „Internalitäten“ geführt. Bleibt noch das Gesundheitsargument – fallen Menschen, die zu viel Junk Food essen, der Krankenversicherung zur Last? Schwer zu sagen, aber eines kann man aus ökonomischer Perspektive sagen: Wenn dem so ist, dann sollten Menschen mit Übergewicht eben höhere Beiträge an die Krankenkasse zahlen, das stellt sicher, dass auch nur die zahlen müssen, die wirklich zu einem Problem für die Kassen werden. Der arme Asket, der sich dann und wann eine Schokolade oder einen Burger gönnt, muss dann nicht dafür zahlen. Das Problem dabei ist aber offensichtlich: Warum gibt es keine Rückerstattungen für Menschen, die gesund leben? Aufgabe 73 Welches sind die Hauptursachen von Armut in der Bundesrepublik? Lösung Da gibt es insgesamt mehrere Faktoren, die man nennen kann: Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Arbeitslosigkeit, vor allem Langzeitarbeitslosigkeit ist eine der wichtigsten Ursachen für Armut – wer kein Einkommen hat, schliddert in die Armut. Scheidung: wer alleine, oder noch schlimmer: alleinerziehend – in einer Wohnung wohnt, hat höhere Kosten als eine Familie, die alle Kosten der Lebensführung auf mehrere Personen umlegen kann (und möglicherweise auch mehrere Einkommen hat). Hinzu kommt, dass Zerrüttungen im Familienleben oft nicht ohne Folgen für die Psyche und das Arbeitsleben bleiben, mit entsprechenden Folgen für das Einkommen. Krankheit: Wer aufgrund seiner Krankheit nicht oder nur eingeschränkt arbeiten kann, hat ein entsprechend geringes Einkommen. Gleiches gilt auch für mangelnde Ausbildung: Wer Schulabbrecher ist oder eine Ausbildung hat, die wenig gefragt ist oder nur geringe Qualifikationen hat, erzielt kein hohes Einkommen. Unter dem Strich sind es die Employability und die earnings capacity, die entscheiden. Wer beschäftigt werden kann, verdient. Es gibt – aus welchem Grund auch immer, Pech, Krankheit, Lebensumstände – Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen können. Möglicherweise sind sie körperlich oder geistig krank oder aber ihre Gemütsverfassung oder Sozialisation lassen das nicht zu. Das ist tragisch, und keine Frage, diesen Menschen wollen wir helfen; auch wenn wir die Frage, wie wir dies tun, noch einen Moment zurückstellen wollen. Bei der „earnings capacity“ geht es um die Einkommenserzielungsmöglichkeiten eines Menschen. Die Fähigkeit eines Menschen, am Markt Einkommen zu erzielen, bestimmt sich in marktwirtschaftlichen Systemen nach dem Beitrag, den seine Fähigkeiten zur Überwindung von Knappheit leisten. Und wer keinen Beitrag zur Überwindung von Knappheit leisten kann, hat dementsprechend kein Einkommen Aufgabe 74 Wie kann man Armut definieren? Lösung Hier kann man vier Ansätze unterscheiden: Absolute Armut: Hier geht es um das physische Existenzminimum, ein Minimalstandard, der zum körperlichen Überleben unabdingbar ist und Güter wie Nahrung, Kleidung oder Unterkunft umfasst. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck In der Bundesrepublik geht es eher um das soziokulturell Existenzminimum, also die Möglichkeit, einen gewissen gesellschaftlich notwendigen Mindeststandard zu gewährleisten. Beim relativen Armutsansatz geht es um die Frage, wie viel Wohlstand ein Mensch im Vergleich zum Rest der Gesellschaft hat – streng genommen ist das also eher eine Frage nach der Verteilung in einer Gesellschaft. Dann wäre da noch die Armut als Mangel an Verwirklichungschancen; arm ist, wer nicht die individuellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten hat, das Leben zu führen, das er gerne führen möchte. Aufgabe 75 Die Einkommensverteilung eines Landes ist durch folgende Tabelle charakterisiert: Anteil an der Bevölkerungsgruppe Anteil am Gesamtvermögen 0,1 0,05 0,2 0,05 0,4 0,4 0,2 0,2 0,1 0,3 Zeichnen Sie die Lorenzkurve. Lösung Dazu brauchen wir folgende Arbeitstabelle: Anteil an der Anteil am Bevölkerungsgruppe Gesamtvermögen 0,1 0,05 0,2 0,05 0,4 0,4 0,2 0,2 0,1 0,3 kumulierte Bevölkerungsanteile 0,1 0,3 0,7 0,9 1 kumulierte Anteile am Gesamtvermögen 0,05 0,1 0,5 0,7 1 Daraus folgt dann folgende Lorenz-Kurve: Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Anteil am Gesamtvermögen 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Anteil an der Gesamtbevölkerung Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck 10. Die Achillesferse der Marktwirtschaft: Sozialpolitik Aufgabe 76 Erläutern Sie kurz die wichtigsten Grundgedanken der Sozialen Marktwirtschaft. Lösung Die Grundidee der Sozialen Marktwirtschaft: eine reine Marktwirtschaft ist ergänzungsbedürftig, aber auch ergänzungsfähig. Märkte sind kein Selbstläufer, sondern brauchen ergänzende Eingriffe des Staates. Allerdings, und das ist die zweite wichtige Botschaft der Sozialen Marktwirtschaft, dürfen diese Eingriffe des Staates nicht die grundsätzliche Funktionsweise der Märkte zerstören. Die Hauptaufgabe des Staates sehen die Ökonomen dabei darin, einen geeigneten Ordnungsrahmen zu setzen, der die Kräfte des Marktes nicht lähmen, sondern nur bändigen soll. Folgende grundsätzlichen Rahmenbedingungen muss der Staat sichern: - Sicherung eines funktionsfähigen Preismechanismus und die Verhinderung von Marktmacht. - Stabilität des Geldes. Nur eine stabile Währung kann auch einen funktionierenden Preismechanismus gewährleisten - Privateigentum und Vertragsfreiheit. - Übereinstimmung von Entscheidungsbefugnis und Haftung. - Offene Grenzen: Offene Grenzen sorgen für mehr Wettbewerb und verhindern das Entstehen nationaler Machtpositionen oder Monopole. - Konstanz der Wirtschaftspolitik. Ein hektischer Wechsel der staatlichen Politik erschwert Unternehmen ebenso wie Konsumenten die Entscheidungen darüber, was investiert, gespart oder konsumiert werden soll. Der Clou an diesen Prinzipien besteht darin, dass sie alleine durch die staatliche Rahmenordnung umgesetzt werden sollen: Indem der Staat also nur die Spielregeln vorgibt, sorgt er für ein Maximum an Wettbewerb, ohne dass dieser sich dabei selbst zerstören könnte. Im Falle der Mindestlöhne funktioniert diese Idee wie folgt: Statt direkt in den Preismechanismus einzugreifen (also die Löhne zu verändern), überlässt man die Löhne dem Marktmechanismus. Da allerdings dieser Marktmechanismus dazu führt, Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck dass einige Menschen nicht genug verdienen, um zu überleben, schreitet jetzt in einem zweiten Schritt der Staat ein und unterstützt diese Menschen direkt mit Transfers – das ist der soziale Ausgleich, den der Markt nicht leisten kann. Aufgabe 77 Eines der beliebten politischen Streitthemen ist immer wieder die Gesetzliche Krankenversicherung. Erläutern Sie kurz, warum wir eine gesetzliche Krankenversicherung benötigen. Welche Probleme treten bei einer solchen Versicherung auf? Lösung Warum brauchen wir eine Krankenversicherung? - Gesundheit ist ein lebenswichtiges Gut; wir wollen nicht, dass der Konsum dieses Gutes vom Einkommen abhängt, beispielsweise bei unbezahlbaren Therapien - Minderschätzung zukünftigen Bedarfs: Man unterschätzt die zukünftigen Kosten einer Krankheit und sorgt nicht vor. Tritt der Krankheitsfall ein, will man den Kranken deswegen aber nicht ohne Hilfe lassen - „weakness of will“: man möchte gerne vorsorgen, ist aber zu schwach dafür. Tritt der Krankheitsfall ein, will man den Kranken deswegen aber nicht ohne Hilfe lassen - Trittbrettfahrer spekulieren auf Hilfe des Staates – ist man krank und hat keine Versicherung, dann wird der Staat einen schon nicht im Stich lassen, so das Kalkül. Um das zu vermeiden, muss man jeden Bürger zu einer Mindestvorsorge zwingen Welche Probleme treten auf? - moral hazard: die Existenz der Versicherung ändert das Verhalten der Versicherten, man wird unvorsichtiger, weil man versichert ist; ist man krank, beansprucht man alle Leistungen (Lösung: Selbstbeteiligung) - Informationsmängel der Versicherten: Der Patient weiß nicht, was ihm fehlt, was man dagegen machen kann und was das kosten könnte. - Der Arzt kann sein Einkommen aufgrund der Unkenntnis des Patienten maximieren (Taxifahrerproblem) - adverse Selektion: nur diejenigen, die eine Versicherung brauchen, schließen auch eine ab Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 78 Diskutieren Sie anhand der elementaren Finanzierungsgleichung der Rentenversicherung deren Probleme sowie mögliche Reformoptionen. Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Reformvorschläge? Lösung Um die Probleme der Rentenversicherung zu überschauen, empfiehlt sich, auf die elementare Gleichung Einnahmen = Ausgaben zurückzugreifen: Anzahl der Versicherten * Lohn * Beitragssatz = Anzahl Rentner * Höhe der Rente Daraus kann man nun die verschiedenen Reformoptionen ableiten (a) Man kann die Zahl der Versicherten erhöhen (Erhöhung der Lebensarbeitszeit; Einbeziehung weiterer Personenkreise in die GRV): Das erhöht unmittelbar die Zahl der Versicherten, da die gleiche Zahl von Versicherten nun länger arbeitet und schafft auf der linken Seite der Gleichung zusätzliche Einnahmen. Auf der rechten Seite der Gleichung kommt es allerdings ebenfalls zu Belastungen, weil jeder Beitragszahler auch später ein Rentner wird. Anders allerdings bei der Erhöhung der Lebensarbeitszeit: Hier sinkt die Zahl der Rentner respektive der Zeitraum, in dem diese Rente beziehen. Die Maßnahme ist also mit Blick auf die Finanzen der Rentenkasse als sehr positiv zu beurteilen. (b) Eine Erhöhung der Löhne oder der Beitragssätze würde die Einnahmen erhöhen, ist aber erstens aus beschäftigungspolitischer Perspektive nicht wünschenswert und führt eigentlich auch zu höheren Rentenansprüchen auf der rechten Seite. (c) Kürzung der Ausgaben über eine Kürzung der Rente wäre möglich; die Anzahl der Rentner lässt sich kaum reduzieren. (d) Vereinfachend kann man feststellen, dass Erhöhungen auf der linken Seite der Gleichung stets zu Lasten der aktuellen Beitragszahlergeneration gehen, während Kürzungen auf der rechten Seite der Gleichung zu Lasten der jetzigen Rentnergeneration gehen. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 79 In der Debatte um die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung sind vor allem zwei Prinzipien heiß debattiert worden: Aus dem konservativen Lager kam die Idee einer Kopfpauschale – jeder Bürger zahlt einen einheitlichen Beitrag zur Krankenversicherung. Aus der linken politischen Ecke hingegen kam die Idee des Bürgergeldes: Jeder Versicherte solle einen prozentualen Aufschlag auf sein Einkommen als Beitrag zur Krankenversicherung zahlen. Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile dieser Lösungsansätze. Welchen Ansatz würde man in einer Sozialen Marktwirtschaft favorisieren? Lösung Das Bürgergeld fußt auf dem Leistungsfähigkeitsprinzip – wer viel verdient, zahlt viel; von Äquivalenz ist hier keine Spur. Im Gegenteil muss man vermuten, dass hier sogar teilweise die Äquivalenz auf den Kopf gestellt wird: Im Schnitt haben wohlhabendere Menschen die bessere Gesundheit, weil sie besser leben, sich gesünder ernähren können – aus dieser Perspektive betrachtet müssten sie eher weniger zahlen. Der Vorteil des Bürgergeldes ist der Nachteil der Kopfpauschale: Das Bürgergeld berücksichtigt die Einkommensverhältnisse der Bürger; wer viel verdient, zahlt mehr. Verteilungspolitisch betrachtet ist das attraktiv. Das Problem dabei ist, dass eine höhere Belastung der Einkommen die Anreize zum Arbeiten negativ beeinflusst – das wiederum ist der Vorteil der Kopfpauschale, die zwar verteilungspolitisch negativ ist, aber die Anreize zum Arbeiten nicht zerstört. In einer Sozialen Marktwirtschaft würde man zuerst den Markt walten lassen und nicht in den Preismechanismus eingreifen. Das bedeutet, dass die Menschen ihre Prämien entsprechend ihrem Gesundheitsrisiko zahlen – ähnlich wie bei privaten Versicherungen. Für eine Haftpflichtversicherung zahlt der Rentner genauso viel wie der Millionär. Das Ergebnis wären aber Menschen, die sich eine Krankenversicherung nicht leisten können, also kann man nun in einem zweiten Schritt einen Sozialausgleich einführen: Wer seine Krankenversicherung nicht aus eigener Kraft bezahlen kann, bekommt Zuschüsse aus der Steuerkasse. Das sorgt dafür, dass erstens nur diejenigen Zuschüsse vom Staat bekommen, die diese wirklich benötigen, und zweitens werden diese Zuschüsse stärker von denen getragen, die viel verdienen und deswegen auch mehr Steuern zahlen. Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck Aufgabe 80 Das Bürgergeld soll eine Pauschale sein, die der Staat an alle zahlt: Jeder Bürger, ob Frau, Mann oder Kind, soll ohne jede Voraussetzung, und das heißt vor allem ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung, einen das soziokulturelle Existenzminimum abdeckenden Geldbetrag erhalten. Beurteilen Sie diesen Vorschlag aus ökonomischer Perspektive. Lösung Hier gibt es mehrere Punkte, die man diskutieren kann: Man muss befürchten, dass einige Bürger aufgrund des Bürgergeldes nicht mehr arbeiten werden oder ihre Stundenzahl reduzieren werden. Und weniger Arbeit bedeutet weniger Sozialprodukt und damit weniger Wohlstand und weniger Steueraufkommen, um dieses Bürgergeld zu finanzieren. Genau das ist die nächste Frage: Wie wird dieses Bürgergeld finanziert? Zum Teil soll es sich aus Einsparungen im Sozialhaushalt finanzieren, das dürfte aber bescheiden sein, jedenfalls solange man das bisherige Volumen der Sozialleistungen nicht reduzieren will. Damit bleiben nur Steuern, die wiederum die Anreize zum Arbeiten reduzieren. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schätzt die Finanzierungslücke eines Bürgergeldes auf mehr als 200 Milliarden Euro. Ein anderes Problem ist die Freizügigkeit innerhalb der EU, also das Recht von EUBürgern, sich innerhalb der EU niederzulassen, wo sie möchten – wie könnte sich ein solches Bürgergeld mit Blick darauf auswirken? Und wer würde nach Deutschland kommen – Leute mit hoher Ausbildung oder eher Menschen, die aufgrund ihrer Fähigkeiten auf kein hohes Einkommen am Arbeitsmarkt hoffen können? Sollen auch Reiche in den Genuss des Bürgergeldes kommen? Dieser Kritikpunkt wird oft hervorgebracht, ist aber im Prinzip kein Problem, diesen Effekt kann man durch das Steuersystem locker wieder einfangen. Man kann auch ein solches System mittels der Steuersätze umverteilend darstellen. Wer etwas mehr wissen will, kann das hier nachlesen: http://www.sachverstaendigenratwirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/download/ziffer/z324_353j07.pdf Einführung VWL Mikroökonomik Prof. Dr. Hanno Beck