Ernährung in Institutionen

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DAS ERNÄHRUNGSMAGAZIN DER NESTLÉ SCHWEIZ
NR. 42 3 /00
Ernährung in Institutionen:
Mangelernährung im Lande
des Überflusses?
INHALT
EDITORIAL
THEMA
Ernährung in Institutionen:
Mangelernährung im Lande
des Überflusses?
3
BLICKPUNKT
8
Nestlé Caring – Ein Beitrag der Nestlé
Schweiz zur Unterstützung der Ernährung
in Institutionen
NESTLÉ FORSCHUNG
12
– Leistungsfähig trotz Schlafmangel
– Bioaktives Molekül aus der Milch hilft
bei Morbus Crohn
– Quelle erfolgreicher Produkte
INFOTHEK
– Weniger Cholesterin im Blut
– Wohlfühlen trotz Menopause –
ein Buchtipp
– Grüntee versus Schwarztee
– Schutzfaktor Früchte und Gemüse
14
NESTLÉ SCHWEIZ
16
– Mittelmeerküche mit Vitamingarantie
– Die beliebten Nestlé Cerealien «Fitness»
neu auch mit Früchten
– Ernährung spielend lernen
Besser essen – besser leben
Ernährung in Institutionen:
Mangelernährung im Lande des Überflusses?
Liebe Leserin, lieber Leser
Unter uns leben immer mehr ältere, ja hochbetagte Menschen, viele
von ihnen im Spital, Alters- oder Pflegeheim. Wer mit der Lebenssituation in einer solchen Institution nicht konfrontiert ist, nimmt
die dortigen Gegebenheiten kaum wahr. Aber natürlich haben auch
diese Menschen das Bedürfnis, jeden Tag möglichst angenehm zu verbringen, sich möglichst wohl zu fühlen.
Eine gesunde, den persönlichen Bedürfnissen angepasste Ernährung
und der Genuss des Essens spielen für das Wohlbefinden von allen
Patienten, die sich langfristig in Institutionen aufhalten, eine
besonders wichtige Rolle. Gerade bei älteren Menschen, die den grössten Anteil der Bewohner von Institutionen stellen, ist jedoch Unterund Mangelernährung äusserst häufig. Diese Situation ist eine Herausforderung, der sich sowohl Gesundheitswesen als auch Lebensmittelindustrie stellen müssen.
Nestlé Schweiz möchte mit «Nestlé Caring», einem integrierten
Dienstleistungs- und Produkte-Konzept, einen aktiven Beitrag zur
Verbesserung der Ernährung von Menschen in Institutionen leisten.
Das vorliegende Nutritio behandelt diesen komplexen Themenkreis.
Ihr Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.
Nutritio – Das Ernährungsmagazin der Nestlé Schweiz
Zeitschrift für Fachpersonen im Gesundheitswesen
Herausgeber Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.,
CH-1800 Vevey, Fax 021/924 51 13, Tel. 021/924 53 63,
Internet: www.nestle.ch,
E-mail: [email protected]
Chef-Redaktion Dr. Bianca-Maria Exl,
Ernährungswissenschafterin
Redaktion Pascale Mühlemann,
NDS Humanernährung ETH
Text Sigrid Beer-Borst, Projects in Nutritional Sciences,
Köniz; Infood, Brugg; Susanne Ruf, Vevey
Gestaltung heusser kommunikation design, Zürich
Druck Birkhäuser + GBC AG, Reinach
Auflage 75 000 Exemplare, deutsch und
französisch, Nutritio erscheint dreimal jährlich
Zur Publikation frei mit folgender Quellenangabe:
«nutritio – Das Ernährungsmagazin der Nestlé Schweiz»
2
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Dr. Bianca-Maria Exl
Chef-Redaktion
Pascale Mühlemann
Redaktion
THEMA
Ernährung in Institutionen:
Mangelernährung im Lande des Überflusses?
Für jeden Menschen bedeutet es eine enorme Umstel-
Lebenssituation und oftmals die einzige Abwechslung
lung, wenn er oder sie das gewohnte private Umfeld
im Alltag. Das Gewährleisten einer ausgewogenen
verlassen muss, um vorübergehend oder ständig in einer
und genussvollen Ernährung sowie die Vorbeugung und
Institution betreut zu werden. Die Ernährung ist ein
das frühzeitige Erkennen von Fehlernährung stellen
wichtiges Kriterium für das Wohlbefinden in der neuen
Heime und Spitäler heute vor eine grosse Aufgabe.
Langlebigkeit – eine Herausforderung
Der Anteil Menschen über 65 Jahren nimmt laufend zu. Somit auch die Zahl derer,
die in Spitälern oder Heimen betreut werden müssen. Ihr Ernährungszustand
ist ein wichtiger Indikator für Gesundheit und Lebensqualität.
Durch die Alterung der Bevölkerung ist mit
einem zunehmenden Bedarf an institutionalisierter Pflege vor allem von Hochbetagten
(≥ 85 Jahre) zu rechnen (s. Grafik).
Entscheidend ist dabei, dass dem Leben nicht
nur weitere Jahre hinzugefügt werden, son-
In den kommenden 50 Jahren ist ein
deutlicher Zuwachs in der Altersgruppe
der über 80-Jährigen zu erwarten.
100%
Alter
80+
80%
65 –79
60%
20 – 64
40%
0 –19
20%
2050
2010
2030
1990
0%
1970
Lebensqualität ist keine eindeutig messbare
Grösse, sondern beruht auf der persönlichen
Einschätzung von körperlichem, seelischem
und sozialem Wohlbefinden. Ein bei älteren
Menschen oft unterschätzter Faktor ist deren
Ernährungszustand. Wenn ältere Menschen
ihre Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme in
Art und Menge verändern und infolgedessen
an Gewicht verlieren, bleibt dies oft unbemerkt. Ohne klar ersichtliche Symptome tritt
eine schleichende Verschlechterung des Allgemeinzustandes ein, was gemeinhin als
Altersschwäche abgetan wird. Dabei liegt ein
ernsthafter Krankheitszustand vor, in dessen
Verlauf nicht selten ein zunehmender Verlust
an Selbständigkeit im Alltag auftritt. Folgen-
1950
... viele von ihnen sind hochbetagt
Ernährungszustand:
Indikator für Lebensqualität
Überalterung unserer Gesellschaft
1930
In Spitälern und sozialmedizinischen Einrichtungen (Alters- und Pflegeheime, Institutionen für Invalide und psychisch Kranke)
werden Personen jeden Alters betreut und
verpflegt. Gemäss Bundesamt für Statistik
wurden 1998 über 1,1 Mio. Menschen in
Schweizer Spitäler eingewiesen. Im selben
Jahr wurden rund 92 000 Menschen in sozialmedizinischen Institutionen betreut, darunter ein Grossteil in Institutionen für ältere und
pflegebedürftige Menschen.
dern dass diese – in einer Institution oder zu
Hause – bei möglichst hoher Lebensqualität
verbracht werden.
1910
Behandelt, betreut und verpflegt: Immer
mehr Menschen leben in Institutionen ...
Prognose
Quelle: Bundesamt für Statistik, 1999.
de Zahlen sprechen für sich: 21% der älteren
Menschen in Institutionen sind bettlägerig,
34% bedürfen der Unterstützung beim Essen,
61% sind auf Hilfe bei der Körperhygiene
angewiesen. Die Sensibilisierung der Gesellschaft für Anzeichen der Malnutrition (s.
Definition S. 4), deren Vorbeugung und
Behandlung muss heute ein gesundheitspolitisches Anliegen sein.
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3
THEMA
Malnutrition – In Institutionen häufig,
aber kaum diagnostiziert
Unter- und Mangelernährung sind besonders bei älteren Menschen in Institutionen
häufig. Die Gründe dafür sind komplex und es gilt, alle Fachkräfte in Gesundheitsberufen
für die Problematik der Malnutrition zu sensibilisieren.
Definition von Malnutrition
Malnutrition (Fehlernährung) umfasst:
– Unterernährung:
unzureichender Lebensmittelverzehr und
somit ungenügende Energiezufuhr
– Mangelernährung:
spezifische Nährstoffmängel
Missverhältnis zwischen Bedarf und Zufuhr
aufgrund unausgewogener Ernährung
– Überernährung:
übermässiger Lebensmittelverzehr und somit
zu hohe Energiezufuhr
In der Geriatrie wird Malnutrition jedoch mit
Unter- und Mangelernährung gleichgesetzt.
Fachleuten im Gesundheitswesen ist mangels
entsprechender Ernährungsausbildung vielfach nicht bewusst, dass Malnutrition auch in
Industrienationen zunehmend vorkommt.
Die klassische Definition der Protein-Energie-Malnutrition unterscheidet Marasmus
(Kalorienmangel), Kwashiorkor (Eiweissmangel) und eine Mischform davon. Malnutrition bei älteren Menschen verlangt jedoch
eine breiter gefasste Definition: Als Folge
einer Unterversorgung an Energie und/oder
spezifischen Nährstoffen weichen meist mehrere Ernährungsparameter (Serumproteine,
Blutfettwerte, Vitamin- und Mineralstoffstatus etc.) von den Normalwerten ab. Es
kommt zu Veränderungen der Körperzusammensetzung (Körpergewicht, Körpermagerund -fettmasse).
Häufigkeit von Malnutrition
Der Anteil an Malnutrition bei zu Hause
lebenden, älteren Menschen liegt bei etwa
5 – 10%. In der SENECA-Studie «Nutrition
and the Elderly in Europe» schätzten 90% der
über 70-jährigen Befragten in Yverdon ihren
Gesundheitszustand als befriedigend oder gut
ein. Die subjektive Wahrnehmung stimmte
mit den objektiven Messwerten gut überein.
Eine prospektive Studie zum Ernährungs-
4
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status älterer Menschen im Unterwallis zeigte hingegen, dass wohl 88% der zu Hause
lebenden Senioren einen guten Ernährungszustand aufwiesen, jedoch bei 12% ein
Risiko für Malnutrition bestand (s. MNA®
S.10).
Die Angaben zur Häufigkeit von Malnutrition in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern variieren aufgrund der verschiedenen
diagnostischen Methoden zwischen 25 und
50%, können in der Geriatrie sogar 85%
erreichen. Oft ist die Malnutrition mit anderen Krankheiten verbunden. Eine in Frankreich durchgeführte Studie zeigte, dass Malnutrition bei Altersheimbewohnerinnen mit
Demenz mit 41% doppelt so häufig war wie
bei Bewohnerinnen ohne Demenz. Ein Risiko
für Malnutrition bestand bei 45 bzw. 42% der
Frauen. Auch in der 1996 im Unterwallis
durchgeführten Studie wiesen 49% der untersuchten Heimbewohner ein Risiko für Malnutrition auf.
Weiter machte die Studie im Unterwallis
deutlich, dass die Aufenthaltsdauer im Pflegeheim ein Risikofaktor für Malnutrition darstellt. Von den älteren Langzeitpatienten (> 3
Monate) waren 30 % mangelernährt, im Vergleich zu nur 10 % der älteren Kurzzeitpatienten (< 2 Wochen). In der 1996 publizierten Bethanien-Ernährungsstudie wurden
nahezu 60% der über 75-jährigen Patienten
als unterernährt diagnostiziert. Problematisch
und besorgniserregend ist, dass sich der
Ernährungszustand von Patienten während
des Spitalaufenthaltes oft verschlechtert.
Besonders der Status zum Zeitpunkt der Ein-
lieferung ist für die weitere gesundheitliche
Entwicklung mit entscheidend (Kurz- oder
Langzeitaufenthalt, Komplikationen, Tod).
Eine 1998 an den Universitätsspitälern von
Genf durchgeführte Studie zeigte, dass einer
von zwei oral ernährten Patienten während
des Aufenthaltes bezüglich Proteinen und
Kalorien unterernährt war. Die Ursache für
diese Mangelernährung lag aber nur zu einem
Drittel bei der behandelten Krankheit.
Ursachen und Folgen der Malnutrition
Malnutrition ist kein isolierter Krankheitszustand, sondern ein komplexes Gefüge von
Störungen, die nur teilweise durch biologische Alterungsprozesse bedingt sind. Malnutrition in Pflegeheimen und Spitälern geht
meist mit mehr Komplikationen, höheren
Infektionsraten, schlechterer Wundheilung
und Genesung, häufigeren und längeren
Spitalaufenthalten, erhöhter Mortalität und
höheren Kosten für das Gesundheitswesen
einher. Es ist entscheidend, dass Ärzte und
Pflegepersonal ihr Augenmerk vermehrt auf
die Diagnostik und die Behandlung von
Malnutrition richten. Ursachen und Folgen
von Malnutrition lassen sich am besten
anhand einer strukturierten Befragung ermitteln (s. Grafik). Nur mit entsprechender
Intervention kann der Teufelskreis durchbrochen werden.
Die Hauptursache für Mangelernährung in
Institutionen ist eine durch Appetitlosigkeit
bedingte zu geringe Nahrungsaufnahme bei
oft ungenügender Nährstoffdichte der Nah-
rung. Appetitmangel wird aber nicht nur
durch physiologische Störungen oder Medikamente verursacht. Auch organisatorische,
soziale und finanzielle Gegebenheiten in
einem Heim oder Spital können die Nahrungsversorgung und nicht unwesentlich die
Lust und Freude der Patienten am Essen
beeinflussen.
Ermittlung der Risikofaktoren und
Ursachen für Malnutrition
Zur Diagnose der Malnutrition wird anhand eines Fragenkatalogs
eine Kausalkette rekonstruiert. Die Behandlung besteht in der Vermeidung von Risikofaktoren und / oder der Behebung von Ursachen.
In Institutionen kommen immer auch räumliche, personelle, finanzielle und organisatorische Gegebenheiten als Ursache in Frage.
Ist die Lebensmittelversorgung des Patienten gesichert?
Soziale Faktoren
– Armut
– Hilfsbedürftig bei Einkauf, Speisenzubereitung, Essen
– Unangenehme Umgebung, soziale Isolierung
– Lange Nüchternphasen wegen Untersuchungen
Kann der Patient essen?
Mechanische Beeinträchtigungen
– Kaubeschwerden, Schluckstörung (Dysphagie)
Hat der Patient ausreichend Koordination und Muskelkraft,
um selbstständig zu essen?
Mechanische Beeinträchtigungen
– Eingeschränkte Sehkraft, Beweglichkeit und
motorische Koordination
– Langsamkeit, Erschöpfung (Essen wird ungeniessbar,
Personal räumt Essen vorzeitig ab)
Gibt es Probleme mit der Nahrung?
Technische Beeinträchtigungen
– Persönliche Vorlieben und ethnische Gegebenheiten
unberücksichtigt
– Unangenehme Textur der Nahrung
– Unangebrachte therapeutische Diäten
– Verpassen der Mahlzeit wegen medizinischer
Untersuchungen
Leidet der Patient an einer Krankheit, die den Protein-Energie-Bedarf
erhöht?
Krankheiten und ihre Therapien
– Erkrankungen des oberen Magendarmtrakts
– Krebserkrankungen
– Infektionen, Wunden und Druckgeschwüre
Leidet der Patient an einer Krankheit, welche die Nahrungsaufnahme
und -verwertung behindert?
Krankheiten und ihre Therapien
– Andauernde Übelkeit, Durchfall, Obstipation
– Schmerzen beim Essen
– Bestrahlung oder Chemotherapie
– Übermässiger Alkohol- und Medikamentenkonsum
– Magendarmoperationen
Leidet der Patient an Appetitlosigkeit?
Physiologische Alterung
– Geringerer Energiebedarf
– Nachlassender Seh-, Geruchs- und Geschmackssinn und
reduzierte Speichelproduktion
– Veränderte Hunger-, Durst- und Sättigungsregulation
Medikamente, Therapien
– Beeinflussen Geschmacks- / Geruchswahrnehmung und
Speichelsekretion
– Können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung auslösen
– Interaktion mit Mikronährstoffen
Ernährungsparameter, Krankheit, Krankenhaus
– Bei Zinkmangel: gestörtes Geschmacksempfinden (Dysgeusi)
– Schmerzen, Unwohlsein
– Depression, Angst
– Pflegepersonal
– Umfeld / Atmosphäre
– Essenszeiten, Essensangebot: Essen ohne Freude
und Genuss
– Bewegungsmangel
Beeinflussen psychologische Probleme die Nahrungsaufnahme?
Psychische Erkrankungen
– Depression, Demenz
– Anorexia nervosa
Quelle: Seiler WO & Stähelin HB, 1999.
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5
THEMA
Bedarfsgerechte Ernährung:
Unsere Chance gesund zu altern
Das Altern, der Energie- und der Nährstoffbedarf sind individuell geprägt.
Die Verpflegung in Institutionen entspricht aber kaum diesen individuellen Bedürfnissen.
Neue Ernährungskonzepte können dazu beitragen, diese Lücke zu schliessen.
Ernährungsempfehlungen für ältere
Menschen
Das Konzept der Empfehlungen für die tägliche Energie- und Nährstoffzufuhr ist im Wandel begriffen. Ging es früher hauptsächlich
darum, Mangelzustände zu vermeiden, stehen
heute die Erhaltung der Gesundheit und die
langfristige Prävention im Vordergrund. Der
Bedarf älterer Menschen kann heute besser
abgeschätzt werden. Den grossen Unterschieden in ihrem individuellen Ernährungsbedarf
wird aber noch kaum Rechnung getragen.
Empfehlungen für ältere Personen sind entweder pauschal (z.B. D-A-CH ≥ 65 Jahre) oder
– schon besser – nach Altersgruppen unterteilt
(z.B. USA/Kanada 51–70 und ≥ 70 Jahre).
Zwar wird berücksichtigt, dass der Energiebedarf im Alter wegen des sinkenden Grundumsatzes und einer geringeren körperlichen
Aktivität sinkt. Letzteres gilt aber nicht generell,
denn bei älteren Menschen können die Bedürfnisse zum Teil stark voneinander abweichen:
Ein körperlich und geistig aktiver Mensch, der
sich noch mit 80 Jahren sportlich betätigt oder
sozial engagiert, hat einen anderen Energieund Nährstoffbedarf als ein Gleichaltriger, der
krank und pflegebedürftig ist.
Ernährung älterer Menschen:
Wunsch und Realität
US-Wissenschafter haben eine Ernährungspyramide für Menschen über 70 Jahre entworfen. Sie soll älteren Menschen und den für
ihre Verpflegung Verantwortlichen in Institutionen als Leitlinie dienen. Die Pyramide vermittelt die Grundsätze einer ausgewogenen
und abwechslungsreichen Ernährung und
betont die Wichtigkeit von Nahrungsmitteln
hoher Nährstoffdichte. Für viele ältere Menschen ist bei einer Energiezufuhr von täglich
nur 1500 kcal die Aufnahme bestimmter
Nährstoffe kritisch (s. Tabelle). Deshalb wird
eine niedrig dosierte Supplementierung
dieser kritischen Nährstoffe empfohlen, möglichst in Form angereicherter Nahrungsmittel.
Ebenso wichtig ist eine ausreichende Wasseraufnahme, denn Dehydratation ist für 6 – 7%
der Spitaleinweisungen älterer Menschen verantwortlich und kann zu Nierenversagen und
zum Tod führen. Die Hauptrisiken sind unzureichende Flüssigkeitsaufnahme und grosse
Flüssigkeitsverluste.
Eine reichliche Zufuhr an Nahrungsfasern ist
ratsam, denn sie unterstützen die Verdauung
und beugen Darmerkrankungen vor (s. Nutritio Nr. 41). Allerdings sollte die Umstellung auf eine nahrungsfaserreiche Kost lang-
Die kritischen Mikronährstoffe in der Ernährung gesunder älterer Menschen
Ältere Menschen sind oft schlecht versorgt mit den Vitaminen B6, B12
und D sowie Calcium und Zink. Die Ursachen des Mangels sind zum
Teil physiologisch, zum Teil verhaltensbedingt. Zur Vorbeugung und
Behandlung von Mangelerscheinungen ist Senioren der regelmässige
Verzehr von Lebensmitteln zu empfehlen, die gute Quellen dieser
Nährstoffe sind. Kann die ausreichende Nährstoffzufuhr so nicht
gewährleistet werden, muss eine Supplementierung in Betracht
gezogen werden.
Vitamin B6
Vitamin B12
Vitamin D
Calcium
Zink
Nahrungsquellen
Bananen, Getreide, Kartoffeln, Nüsse, Fleisch, Eier,
Fisch
Leber, Fleisch, Fisch, Eier,
Milch, Käse
Leber(tran), Fettfische,
Margarine (angereichert),
Eigelb
Milch(produkte), Getreideprodukte, einige Gemüse
(z.B. Broccoli), Mineralwasser
Fleisch, Milch(produkte),
Getreide, Austern
Folgen bei
Mangel
Neurologische und
immunologische Veränderungen
Alterspsychiatrische
Störungen
Anämie (z.T. wegen gestörtem Folsäureumsatz)
Störung Calciumhomöostase und Phosphatstoffwechsel
Osteomalazie
Knochenmineralverlust
Osteoporose
➔
10.0 µg / Tag (m/f)
1000 mg / Tag (m/f)
1.2 µg / MJ (m)
1.4 µg / MJ (f)
120 mg / MJ (m)
145 mg / MJ (f)
10.0 mg / Tag (m)
7.0 mg / Tag (f)
➔
Geschmackssinn
Appetitlosigkeit
Haut-, Haarprobleme
Durchfall
neuropsychische Störungen
Störung Immunsystem
(➔ Wundheilung,
Infektanfälligkeit)
➔
➔
D-A-CH
Referenzwerte, ≥ 65*
m = Männer
f = Frauen
1.4 mg / Tag (m)
1.2 mg / Tag (f)
0.17 mg / MJ (m/f)
3.0 µg / Tag (m/f)
0.36 µg / MJ (m)
0.43 µg / MJ (f)
1.2 mg / MJ (m)
1.0 mg / MJ (f)
*Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr in Deutschland, Österreich und der Schweiz für ältere Menschen ab 65 Jahren.
Quellen: Guigoz Y, 1994; Chernoff R, 1999; DGE, ÖGE, SGE, SVE, 2000.
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sam erfolgen, um Unverträglichkeitserscheinungen (z.B. Blähungen) zu mindern.
In Ergänzung zu einer gesunden Ernährung
sind körperliche und geistige Aktivitäten bis
ins hohe Alter wichtig. Sie haben einen positiven Einfluss auf Appetit, Nahrungsaufnahme, Glucosestoffwechsel und Darmtätigkeit.
Darüber hinaus eröffnen sie älteren Menschen bessere Perspektiven hinsichtlich ihrer
Lebensqualität.
Institutionen dienen Ernährungsempfehlungen als Orientierungshilfe bei der Planung
einer bedarfsgerechten Standardkost. Trotzdem ist ein optimiertes Speisenangebot für
eine bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung speziell von älteren Menschen nur
selten gewährleistet. Rückschlüsse von Nahrungsangebot und -zusammensetzung auf
den Ernährungsstatus sind unzulässig. Untersuchungen in europäischen Spitälern haben
gezeigt, dass die Energieaufnahme mangelernährter Patienten bei nur ca. 1085 kcal/Tag
lag, weil etwa 40% der angebotenen Mahlzeiten auf dem Teller liegen blieben.
Diese Gerichte sind Teil eines
Ernährungsprogramms, das
auf tiefgefrorenen Purées aus
Gemüse, Früchten und Fleisch
basiert (Findus).
Die Berechnung des Grundumsatzes
nach Harris & Benedict (GU in kcal)
Frauen:
GU = 655 + [9.6 Körpergewicht (kg)] +
[1.7 Körpergrösse (cm)] – [4.7 Alter (Jahre)]
Männer:
GU = 66 + [13.7 Körpergewicht (kg)] +
[5 Körpergrösse (cm)] – [6.8 Alter (Jahre)]
Multiplikationsfaktoren dienen der Schätzung des
erhöhten Bedarfs im Krankheitsfall:
1.2 – 1.3 je nach Aktivitätsniveau, 1.0 – 2.0 je nach
Krankheit, 1.1 – 1.4 je nach Körpertemperatur.
Quelle: Harris JA & Benedict FG, 1919.
Für die individuelle bedarfsgerechte Ernährung sind der berechnete Grundbedarf an
Energie und Nährstoffen, fachliche Kompetenz, aber auch Betreuung und Aufmerksamkeit bei der Verpflegung entscheidend. Entsprechend plädiert die internationale
Vereinigung der Krankenschwestern dafür,
alten und kranken Menschen Mahlzeiten analog zur Versorgung mit Medikamenten zu verabreichen: individuell adäquate Zusammensetzung, Vorbereitung und Erklärung,
Überwachung der Einnahme, Kontrolle und
Problemanalyse.
Die Gesundheit mit einem optimierten
Ernährungskonzept fördern
Ernährungsprogramme werden den Bedürfnissen von Patienten gerecht, wenn sie deren
Lebensqualität verbessern. Wesentlich sind
eine bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung, Freude am Essen und Genuss.
Die Ernährungstherapie der Wahl ist eine den
individuellen Wünschen entsprechende orale
Ernährung, bei Bedarf unterstützt durch orale
Zusatznahrung. Nur wenn sich der Ernährungszustand stark verschlechtert, ist eine
gezielte enterale und zuallerletzt parenterale
Ernährung zu wählen (s. Blickpunkt). Klinische Studien haben gezeigt, dass bei korrektem Einsatz oraler Ergänzungsnahrung der
normale Nahrungsverzehr nicht reduziert war
und sich der Ernährungsstatus von kranken
wie gesunden älteren Personen verbesserte. In
einigen Studien vermochte die Integration
eines leichten Bewegungsprogramms den
Erfolg noch zu steigern.
Nur ein integriertes Programm, welches die
Zusammenarbeit sowie die Ernährungsausbildung und -information aller Ernährungsverantwortlichen einer Institution und ein
optimiertes Nahrungsangebot gewährleistet,
kann die Situation verbessern. Im Idealfall
müssen von der Küche über die Pflege bis hin
zur Ernährungsberatung und zur ärztlichen
Versorgung alle Bereiche einbezogen werden.
Nestlé Schweiz hat in diesem Sinne das Konzept «Nestlé Caring» ins Leben gerufen (s.
Blickpunkt).
Mögliche Wechselwirkungen
zwischen Nährstoffen und
Arzneimitteln
Ältere Menschen leiden vielfach an mehreren Krankheiten (Multimorbidität) und nehmen deshalb oft gleichzeitig verschiedene
Medikamente zu sich. Bei Malnutrition
sind neben Interaktionen zwischen Arzneimitteln immer auch Interaktionen zwischen
Arznei- und Nahrungs- sowie Genussmitteln als mögliche Auslöser oder Verstärker
der Krankheit zu bedenken.
(siehe auch Chernoff R, 1999)
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BLICKPUNKT
Nestlé Caring – Ein Beitrag
der Nestlé Schweiz zur
Unterstützung der Ernährung
in Institutionen
Verschiedene Studien, die in europäischen Spitälern,
Alters- und Pflegeheimen durchgeführt wurden, machen
die zunehmende Problematik von Fehlernährung in Institutionen deutlich. Auch die Schweiz bildet keine Ausnahme.
Laut Berichten der Gesellschaft für Klinische Ernährung
der Schweiz (GESKES) nimmt die qualitativ und quantitativ
unzureichende Ernährung bei bestimmten Bevölkerungsgruppen bedenklich zu: Jeder zweite bis vierte ältere
Mensch in einer Institution leidet unter Fehlernährung –
meist in Form ungenügender Energie- und Proteinzufuhr.
Besorgniserregendes Ausmass von Fehlernährung
Die Gründe für die Zunahme von Malnutrition oder Fehlernährung
sind überaus vielfältig und vor allem in den komplexen Strukturen der
Versorgungseinrichtungen (Institutionen) zu suchen. Aber auch unsere tendenzielle Fixierung auf das «Zuviel» lässt uns das «Zuwenig»,
nämlich die immer häufigeren Fälle von Mangelernährung, oft nicht
mehr wahrnehmen.
Die Situation erfordert eine neue Denkweise, aber auch konkrete
Handlungen, sollen der Ernährungszustand und damit die Lebensqualität in Spitälern und Heimen verbessert werden. Aufgerufen sind
daher alle, die sich beruflich mit Ernährung in Institutionen beschäftigen. Zur Unterstützung und Sensibilisierung hat Nestlé
Schweiz das Konzept «Nestlé Caring» ins Leben gerufen. Daran beteiligt sind die FoodServices der Nestlé Schweiz, die Abteilung für
Klinische Ernährung sowie der Service Nutrition.
Caring heisst «sich kümmern»
Die Philosophie von Nestlé Caring ist in einer 24-seitigen Broschüre
zusammengefasst. Darin wird über die Ernährungssituation in Spitälern und Altersheimen informiert und die Bedeutung von integrierten Lösungen aufgezeigt. Die Broschüre gibt einen Überblick über das
Angebot an Dienstleistungen und
Produkten im Bereich
Nestlé Caring. Ebenfalls
enthalten ist eine kurze
Beschreibung der entsprechenden Fachdokumentation, welche beim Service
Nutrition bezogen werden
kann.
Sensibilisierung auf den
Ernährungszustand
Zentrales Anliegen von Nestlé Caring ist
die Verbesserung der Ernährung von
Menschen, die einer Risikogruppe angehören. Nestlé bietet umfassende Produktlösungen an und unterstützt Fachleute
mit gezielten Dienstleistungen. Diese
reichen vom Mini Nutritional Assessment
(MNA®) für die Erfassung des Ernährungsstatus über Aus- und Weiterbildungsangebote in Ernährung bis hin zu Software-Programmen zur Nährwert- und
Budgetkalkulation.
Schwerpunktverlagerung in
der Ernährungstherapie
Neue Erkenntnisse haben die
Ernährungstherapie verändert. Früher wurden kranke und mangelhaft
ernährte Patienten primär parenteral (intravenös) und enteral (mittels
Sonde in den Magendarmtrakt)
ernährt, bevor eine Umstellung auf
orale Nahrungszufuhr erfolgte.
Heute wird das Schwergewicht auf
orale Nahrungszufuhr gelegt –
auch dank neuer Produktekonzepte.
Vergangenheit
Total parenteral
Enteral
Sonden-Ernährung
Teil-Sonden-Ernährung
Oral
Nur Trinknahrung
+ Ergänzungsnahrung
+ Supplemente
Optimierte Normalkost
Zukunft
Quelle: Lochs H, Nutrition 2000,
Wien 18.–20.5.2000
8
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Interdisziplinäre
Zusammenarbeit als Basis
Neben dem frühzeitigen, routinemässigen
Erfassen des Ernährungszustandes älterer
Menschen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb eines Spitals oder
Heims entscheidend. Ideal ist es, wenn so
genannte Ernährungsteams gebildet
werden, welche der Fehlernährung durch
engagierte Zusammenarbeit aller Bereiche
(Medizin, Ernährungsberatung, Küche,
Apotheke, Verwaltung) wirkungsvoll entgegenwirken können (s. S. 10).
Nestlé unterstützt die Bildung und
Zusammenarbeit von Ernährungsteams
und bietet massgeschneiderte CaringSeminare an – für Ernährungsteams und
solche, die es werden möchten.
Orale Nahrungssupplemente
Wie bei allen Lebensmitteln steht auch
bei oralen Nahrungssupplementen der
Geschmack im Vordergrund. Daneben
müssen orale Nahrungssupplemente einer Vielzahl von
Anforderungen an Vielfalt,
Erscheinungsbild, Geruch,
Textur und Verpackung (einfache Handhabung) genügen.
Nestlé Caring reicht vom Grundnahrungsmittel der FoodServices bis zur Spezialnahrung für die klinische Ernährung
Nestlé Caring Produkte leisten einen Beitrag
zu einer gesunden, ausgewogenen, qualitativ
hochwertigen und schmackhaften Ernährung.
Es handelt sich um innovative, abgestimmte
Lebensmittel, die praktisch in der Anwendung
sind und den Bedürfnissen von Betagten, welche in Institutionen leben, auch aus physiologischer Sicht entsprechen. Die Portionen
sind kleiner und die Nährstoffdichte entsprechend grösser, so dass auch Patienten mit
wenig Appetit optimal mit Nährstoffen versorgt werden. Das Angebot von Nestlé Caring
umfasst Produkte aller Bereiche, angefangen
bei den Basisprodukten der FoodServices über
angereicherte und in ihrer Textur angepasste
Lebensmittel bis zu oralen Nahrungssupplementen der klinischen Ernährung.
Nestlé Caring – Das erste integrierte Dienstleistungsund Produkte-Konzept zur optimalen Ernährung
in Spitälern und Heimen.
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9
THEMA
Mangelernährung erfassen
und interdisziplinär behandeln
Nur wenn der Ernährungsstatus älterer Menschen routinemässig erfasst wird, lassen sich frühzeitig massgeschneiderte
Befindet sich ein Patient in einem schlechten Ernährungszustand (Index <17, Malnutrition), ist eine detaillierte Analyse des
Ernährungsstatus mit Ursachenforschung
und individueller Ernährungstherapie erforderlich.
Zusatzinformationen zum MNA® sind im
Internet unter http://www.mna-elderly.com
zu finden.
Interventionen gewährleisten. Für die individuell optimale
Ernährungstherapie ist das Ernährungsteam zuständig.
MNA®: Anerkanntes Instrument zur
Beurteilung des Ernährungszustandes
Die routinemässige Erfassung des Ernährungszustandes sollte ein fester Bestandteil
der Eintrittsuntersuchung bei der Aufnahme
in ein Spital oder eine Alterseinrichtung sein.
Nur so kann Malnutrition frühzeitig diagnostiziert und bei Mangelernährung rasch eingegriffen werden. Damit lassen sich Komplikationen vermeiden und Klinikverweildauer
sowie Kosten reduzieren.
Da der Ernährungsstatus von vielen Faktoren
abhängt, bedarf es für dessen Erfassung einer
Kombination verschiedener objektiver und
subjektiver Messgrössen. Eine klassische Analyse umfasst eine klinische und anthropometrische Beurteilung, eine Ernährungsanamnese sowie verschiedene Laboruntersuchungen. Davon zu unterscheiden sind einfache Tests, mit denen man Anzeichen einer
Malnutrition kostengünstig und schnell, aber
trotzdem sicher und frühzeitig erkennen
kann.
MNA® (Anamnesebogen)
Quelle: Nestlé S.A., Vevey.
Diese Kriterien erfüllt das Mini Nutritional
Assessment (MNA®), ein Gemeinschaftswerk von Wissenschaftern des Nestlé Forschungszentrums in Lausanne, Vertretern des
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Die 4 Grundelemente eines
Geriatrie-Erhebungsprogramms
(Comprehensive Geriatric Assessment)
1. Funktionaler Status
Alltagsaktivitäten wie Haushalt, Einkaufen,
Finanzen, persönliche Pflege / Hygiene,
Autonomie.
2. Psychologischer Zustand
Kognitiver Status und emotionaler
Zustand.
3. Soziale und gesellschaftliche Stellung
Soziales Netzwerk, Unterstützung, Aktivitäten und Engagement in der Gemeinde.
4. Medizinischer Status
Organfunktionen, Beweglichkeit, Ernährungssituation.
Quelle: Vellas B et al., 1999, 101–116.
Universitätsklinikums von Toulouse und der
Universität von New Mexico.
Das MNA® wurde speziell für ältere Menschen entwickelt und ist international als Standard anerkannt. Es wurde im Rahmen mehrerer Studien untersucht und validiert. Das
MNA® dient sowohl zu Hause als auch in
Institutionen zur Gesundheitskontrolle, zur
Früherkennung von Malnutrition und rechtzeitigen Einleitung einer Ernährungstherapie
sowie zur Kontrolle ihrer Einhaltung. Es werden anthropometrische Parameter, der Allgemeinzustand, Ernährungsgewohnheiten und
die Selbsteinschätzung von Gesundheits- und
Ernährungszustand erfasst.
Das MNA® besteht aus zwei Teilen: der
Vor-Anamnese (MNA-Kurzversion) und
der Haupt-Anamnese (MNA-Vollversion).
Deutet die Vor-Anamnese auf ein Risiko für
Mangelernährung hin (Index ≤ 11), ist zur
genauen Klärung der Situation die HauptAnamnese durchzuführen. Bestätigt sich,
dass ein Risiko für Unterernährung besteht
(Index 17– 23,5), sind zur Erkennung der
Ursachen zusätzliche Laboruntersuchungen
nötig und eine Nahrungsergänzung sinnvoll.
Das Ernährungsteam gewährleistet die
optimierte individuelle Versorgung
Neuere Studien in Genf und Nottingham
zeigten, dass der Gewichtsverlust älterer
Patienten während des Spitalaufenthalts
hauptsächlich darauf zurückzuführen war,
dass 42% des abgegebenen Essens nicht verzehrt wurden. Gründe dafür finden sich in
den komplexen Strukturen der für die Ernährung zuständigen Stellen in Institutionen.
Hinzu kommt, dass wir generell zu sehr auf
das «Zuviel» fixiert (Überernährung, Kosten),
für die Problematik der Mangelernährung
jedoch kaum sensibilisiert sind. Die Verbesserung dieser Situation sollte von Fachkräften
ausgehen, welche die Ernährungsversorgung
interdisziplinär regeln und kontrollieren. Der
Idealfall ist ein Ernährungsteam bestehend
aus Ärzten, Ernährungswissenschaftern und
-beratern, Pflegepersonal, Küchenvertretern
und Therapeuten. Neben dem Patienten sollten möglichst auch dessen Angehörige einbezogen werden.
Zu den Aufgaben eines solchen Ernährungsteams zählen:
– bedarfsgerechte Standardkost sicherstellen
– routinemässige Beurteilung des Ernährungsstatus bei der Einweisung des Patienten
garantieren
– schnell und effizient über die angemessene
Ernährungstherapie entscheiden; deren
korrekte Anwendung überwachen
– Entlassung und Follow-up planen
– fortlaufende Ausbildung aller Fachkräfte
fördern
– hauptverantwortliche Pflegepersonen auf
Anzeichen von Malnutrition sensibilisieren.
Für den Einsatz eines Ernährungsteams sprechen pflegerische, therapeutische und ökonomische Vorteile. In etlichen Schweizer
Institutionen nähert man sich einem solchen
Ideal an. Konkret sind Ernährungskommissionen tätig, d.h. administrative interdisziplinäre Organe, die über die Gesamtstrategie
sowie spezifische Produkte und Techniken in
der Patientenernährung entscheiden.
Caring heisst «sich kümmern»
Um das Problem der Mangelernährung zu
lösen, ist das multidisziplinäre Engagement
aller mit Ernährungsfragen konfrontierten
Bereiche einer Institution notwendig. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist gegenseitiges Vertrauen und Verständnis. Das Service- und Produktangebot
von Nestlé Caring für Institutionen soll die
Anstrengungen auf diesem Gebiet unterstützen. Sich gemeinsam um Ernährungsprobleme zu kümmern, fördert nicht nur die
Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch
den Teamgeist der Mitglieder des Ernährungsteams.
Wer bietet spezifische
Informationen?
– Gesellschaft für Klinische Ernährung
der Schweiz (GESKES)
Homepage: www.geskes.ch
– Schweizerische Gesellschaft für
Gerontologie (SGG)
E-Mail: [email protected]
– Pro Senectute Schweiz, Geschäftsund Fachstelle für angewandte Altersfragen
Homepage: www.pro-senectute.ch
– Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK)
Homepage: www.redcross.ch
(oder www.srk.ch)
Sozialdienste, E-Mail: [email protected]
Gesundheitsförderung, E-Mail:
[email protected]
– EURAG Schweiz, Bund der älteren
Generation Europas
Homepage: www.eurag.ch
– Seniorweb, Interessantes über
aktives Altern, Organisationen und
Seniorsites weltweit
Homepage: www.seniorweb.ch/de/
index.html
Literatur
– Allison SP et al. Nutrition in the elderly hospital patient –
Nottingham Studies. Journ of Nutr Health & Aging
2000;4(1): 54–57.
– *Bruun LI et al. Prevalence of malnutrition in surgical
patients: evaluation of nutritional support and documentation. Clin Nutr 1999;18(3): 141–147.
– Chernoff R. Geriatric Nutrition. The Health Professional’s
Handbook. Aspen Publ. Inc. 1999.
– Cohendy R et al. Preoperative nutritional evaluation of
elderly patients: the Mini Nutritional Assessment as a practical tool. Clin Nutr 1999;18(6): 345–348.
– *Compan B et al. Epidemiological study of malnutrition in
elderly patients in acute, sub-acute and long-term care using
the MNA®. Journ of Nutr Health & Aging 1999;3(3):
146–151.
– Coutaz M et al. Comparaison de l’état nutritionnel de la
personne âgée séjournant à domicile, en institution, ou à
l’hôpital dans une région semi-rurale. Revue Médicale de la
Suisse Romande 1997;117: 691–695.
– DGE, ÖGE, SGE, SVE (Hrsg.). D-A-CH Referenzwerte
für die Nährstoffzufuhr. Umschau/Braus Frankfurt a. M.,
2000.
– Gariballa SE et al. Nutritional status of hospitalized acute
stroke patients. Br J Nutr 1998;79: 481–487.
– Gariballa SE. Nutritional support in elderly patients. Journ
of Nutr Health & Aging 2000;4(1): 25–27.
– Guigoz Y. RDA for the free-living elderly. Facts and Research in Gerontolgy 1994;2634(Suppl. Nutrition): 113–143.
– Harris JA & Benedict FG. A biometric study of basal
metabolism in man. Carnegie Institution of Washington.
Publ. No. 279, Washington D.C., 1919.
– Lauque S et al. Le statut nutritionnel des personnes âgées
vivant en maison de retraite: étude comparative en cas de
démence ou non. La Revue de Gériatrie 1999;24(2):
115–119.
– Morley JE & Silver AJ. Nutritional issues in nursing home
care. Ann Intern Med 1995; 123: 850–859.
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la prise alimentaire des patients hospitalisés aux HUG.
Hôpitaux Universitaires de Genève, Hôpital Cantonal,
Commission de l’Alimentation. Genève, 17.6.1999.
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Diagnostik und klinische Bedeutung. Akt Ernährungsmedizin 1999;24: 260–266.
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over seventy years of age. J Nutr 1999;129: 751–753.
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In: BAG (Hrsg.) Vierter Schweizerischer Ernährungsbericht.
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In: DGE (Hrsg.) Ernährungsbericht 1996. DGE Frankfurt
a. M., 1996, 233–250.
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elderly. Steinkopff Darmstadt, 1999.
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elderly hospitalized patients. A prospective study. JAMA
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– Tucker HN & Miguel SG. Cost containment through
nutrition intervention. Nutr Reviews 1996;54(4/I):
111–121.
– Vellas B et al. (Hrsg.) Mini Nutritional Assessment (MNA):
Research and Practice in the Elderly. Nestlé Nutrition
Workshop Series. Clinical & Performance Programme
Volume 1. Nestec Ltd Vevey and S. Karger AG Basel, 1999.
Mit * bezeichnete Literaturquellen sind kostenlos erhältlich beim:
Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.
Postfach 352, 1800 Vevey
Fax 021/924 51 13
E-mail: [email protected]
42 – 3/00
11
NESTLÉ FORSCHUNG
Situationen, in denen gegen Übermüdung
angekämpft werden muss, sind zahlreich.
Entsprechend gross ist das Einsatzgebiet von
Slow-release Koffein: Prüfungsperioden, lange Autofahrten, internationale Strassentransporte, Jetlag etc.
Literatur
– Beaumont M et al. Slow release caffeine alleviates jet lagrelated sleep perturbations and daytime sleepiness after a
7-time zone eastbound flight. Aviat Space Environ Med
2000; 71(3): 298–299.
– Lagarde D & Batejat D. Some measures to reduce effects of
prolonged sleep deprivation. Neurophysiol Clin 1995;25:
376–385.
– Lagarde D et al. Slow-Release Caffeine: a new response to
the effects of a limited sleep deprivation. SLEEP 2000;
23(5): 651–661.
– Sicard B et al. The effects of 600 mg of Slow Release Caffeine on mood and alertness. Aviat Space Environ Med 1996;
67(9): 859–862.
Slow-release Koffein
Leistungsfähig trotz
Schlafmangel
Reisende, welche mehrere Zeitzonen durchqueren, leiden bedingt
durch die Zeitverschiebung häufig unter dem so genannten Jetlag:
Schlaflosigkeit in der Nacht und Müdigkeit tagsüber. Diese Störung
des Schlaf-Wach-Rhythmus führt zu Abgeschlagenheit, Reizbarkeit,
einem Abfall der kognitiven (Gedächtnis und Konzentration) und
physischen Leistungsfähigkeit, zu Verdauungsstörungen und nicht
zuletzt zu Angst- und Depressionszuständen. Die Symptome sind
umso ausgeprägter, je grösser die Anzahl durchreister Zeitzonen ist,
besonders bei Flügen in Richtung Osten.
Vor allem für Geschäftsleute und Sportler ist der Jetlag ein Handicap,
müssen sie am Zielort doch möglichst schnell leistungsfähig sein. Sie
können nicht warten, bis sich ihre innere Uhr an die neue Ortszeit
angepasst hat (Resynchronisation).
Müdigkeit am Tage versucht man oft mit Kaffee zu vertreiben. Seine
belebende Wirkung hält jedoch nur kurze Zeit an (ungefähr 30 Minuten bis eine Stunde). Spezialisten des Nestlé Forschungszentrums
haben nun eine galenische Form des Koffeins mit verlängerter, kontrollierter Freisetzung entwickelt: «Slow-release Koffein». Damit lässt
sich die Müdigkeit tagsüber unterdrücken und die kognitive Leistungsfähigkeit kann während sieben bis neun Stunden auf einem normalen Niveau gehalten werden. In zwei klinischen Studien des Nestlé
Forschungszentrums wurde diese neue, galenische Koffein-Form an
gesunden Freiwilligen getestet. Und zwar nach:
1. Totalem Schlafentzug während 64 Stunden.
2. Durchquerung von sieben Zeitzonen in Richtung Osten
(sieben Stunden Zeitverschiebung).
Aus den Studienresultaten geht hervor: Slow-release Koffein ist ein
wirkungsvolles Stimulans, das bei einem Schlafentzug von maximal
45 Stunden und bei interkontinentalen Flügen eine normale Leistungsfähigkeit und Konzentration aufrechtzuerhalten vermag. Die
Wirkungsdosis von Slow-release Koffein liegt mit 300 mg pro Tag bei
einer Menge, die keinerlei Nebenwirkungen verursacht. Zum Vergleich: 300 mg Koffein entsprechen etwa vier Tassen Nescafé.
12
42 – 3/00
Wachstumsfaktor TGF-ß2
Bioaktives Molekül
aus der Milch hilft bei
Morbus Crohn
Dass Milch verschiedenste immunstimulierende
Substanzen enthält, ist hinlänglich bekannt.
Eine dieser Substanzen – der Wachstumsfaktor
TGF-ß2 – wurde am Nestlé Forschungszentrum
identifiziert und eingehend untersucht.
TGF-ß2 (transforming growth factor-ß2) ist ein Polypeptid, das in menschlicher Mutter- und in Kuhmilch
vorhanden ist. Es greift in verschiedene Prozesse ein, unter
anderem ins Wachstum der Darmepithelzellen und in die
Immunregulation. Durch eine optimierte Aufbereitung
bestimmter Kuhmilch-Fraktionen kann TGF-ß2 in bioaktiver Form konzentriert werden. Damit steht ein interessanter Rohstoff zur Verfügung für Patienten, die an entzündlichen Darmerkrankungen leiden, z.B. an Morbus
Crohn. Bei dieser Darmkrankheit, die im Kindesalter häufig auftritt, sind genau jene Prozesse gestört, die u.a. durch
TGF-ß2 reguliert werden. TGF-ß2 hemmt die Bildung
des involvierten Entzündungsmediators, greift regulierend in die Wachstumsprozesse der Darmepithelzellen ein
und fördert die Gewebsreparation. Diätzubereitungen mit
TGF-ß2 zeigen keine Nebenwirkungen und führen zu
einem schnellen Abklingen akuter Schübe (s. Grafik).
Literatur
– Beattie RM. Polymeric nutrition as the primary therapy in children with
small bowel Crohn’s disease. Aliment Pharmacol Ther 1994;8: 609–615.
– Beattie RM et al. Responsiveness of IGF-1 and IGFBP-3 to therapeutic
intervention in children and adolescents with Crohn’s disease. Clinical Endocrinology 1998;49: 483–489.
– Donnet-Hughes A et al. Bioactive molecules in milk and their role in health
Produkt-Technologie-Zentren
Quelle erfolgreicher Produkte
Zum F&E-Netzwerk von Nestlé gehören seit
1999 acht Produkt-Technologie-Zentren:
Ein einzigartiger und Erfolg bringender Faktor
bei der Innovation und Renovation von NestléProdukten.
Die Produkt-Technologie-Zentren (Product Technology
Centres, PTCs) entstanden durch Restrukturierung und
Erweiterung einzelner F&E-Zentren (Forschung & Entwicklung). Sie sind über die ganze Welt verteilt (s. Grafik). In einem PTC kann von der ersten Umsetzung einer
wissenschaftlichen Idee bis zur industriellen Anwendung
alles am selben Standort ausgeführt werden. Durch die
örtliche Konzentration der verschiedenen Spezialisten
wird die direkte Kommunikation und Interaktion zwischen den Experten für Rohstoffe, Produktentwicklung,
Technik, Verpackung und Qualitätskontrolle vereinfacht
und dadurch wesentlich effizienter. Doppelspurigkeiten
lassen sich so vermeiden. Erste Erfahrungen zeigen, dass
aus der intensiveren Zusammenarbeit relevante Synergien
resultieren. Somit wird Nestlé in Zukunft noch besser auf
die sich wandelnden Konsumentenbedürfnisse und auf
wissenschaftliche Erkenntnisse reagieren können.
Standorte der Produkt-Technologie-Zentren von
Nestlé
An acht auf der ganzen Welt verteilten Standorten, möglichst nahe an den entsprechenden Produktionsstätten,
hat Nestlé die neuen Produkt-Technologie-Zentren aufgebaut.
5
3
8
TGF-ß2-Diät hilft den Körper aufzubauen
4
Ein Morbus Crohn-Schub bedeutet kolikartige Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Häufig gehen Mangelernährung und Untergewicht mit dem Krankheitsbild
einher. Während der achtwöchigen Studiendauer mit
einer TGF-ß2-Diät beruhigten sich nicht nur die Krankheitssymptome, die jungen Patienten bauten zudem wieder Körpergewebe auf.
+4.9
50
+6.5
USA
7
1
6
2
Europa
Standort des PTC
Produktgruppe
1 Orbe, Schweiz
Kaffee und Getränke
2 Konolfingen, Schweiz
Milchprodukte,
Klinische Ernährung
3 Lisieux, Frankreich
Gekühlte fermentierte
Milchprodukte
4 Beauvais, Frankreich
Glacé
5 York, Grossbritannien
Schokolade, Konfekt, Biskuits
45
+4.9
40
+9.0
+5.6
35
+4.3
6 St. Joseph MO, USA
Tiernahrung und -pflege
7 Kemptthal, Schweiz
Getrocknete Lebensmittel,
Aromen
8 New Milford CT, USA
Gastronomie
+1.5
30
25
0
2760
2760
2510
2010
2010
2010
2010
17.0
13.8
12.9
14.7
14.7
14.0
12.1
Gewichtszunahme nach acht Wochen (kg)
Ausgangsgewicht (kg)
Tägliche Kalorienzufuhr mit der TGF-ß2-Diät (kcal)
Alter (Jahre)
and disease: The role of transforming growth factor-ß2. Immunology and
Cell Biology 2000;78: 74 – 79.
– Fell JME et al. Remission Induced by a New Specific Oral Polymeric Diet in
Children with Crohn’s Disease. In: Bistrian BR & Walker-Smith JA (Hrsg.)
Inflammatory Bowel Diseases. Nestlé Nutrition Workshop Series. Clinical &
Performance Programme Volume 2. Nestec Ltd. Vevey & Karger AG Basel,
1999; 187–198.
PTC Kemptthal
42 – 3/00
13
INFOTHEK
Das richtige Fettsäuremuster
Fettsäuren bestimmen das
Blutcholesterinmuster
Weniger Cholesterin im Blut
Die Menge an verzehrten Nahrungsfetten und insbesondere deren Fettsäuremuster steuern den Lipidstoff-
Eine Meta-Analyse von 27 kontrollierten Studien über die Beeinflussung von Blutcholesterin durch Nahrungsfett zeigt: Bei gleichbleibendem Energiegehalt der Nahrung verändert ein Austausch
von Kohlenhydraten gegen Fette mit unterschiedlichem Fettsäuremuster das Blutcholesterinmuster unterschiedlich.
Herzkrankheiten.
Der Cholesteringehalt im Blut
und das daraus folgende HerzKreislauf-Risiko werden auch
heute noch kontrovers diskutiert.
Einig sind sich die Ernährungswissenschafter, dass ein zu hoher
Blutcholesterinspiegel ein bedeutender Risikofaktor ist, wenn
auch nur einer von vielen. Er lässt
sich durch die verzehrten Nahrungsfette beeinflussen. Entscheidend für die Risikobeurteilung ist nicht der totale
Cholesteringehalt im Blut, sondern die Menge der einzelnen
Cholesterin-Fraktionen: Zu viel
LDL-Cholesterin wirkt sich
negativ, das HDL-Cholesterin
und ein tiefes LDL:HDL-Verhältnis wirken sich dagegen günstig auf die Gesundheit aus.
Das Lipoproteinprofil im Blut
wird durch die verzehrten Nahrungsfette bzw. deren Fettsäuremuster beeinflusst. Gesättigte
Fettsäuren, mit Ausnahme der
Stearinsäure (s. Grafik), erhöhen
den totalen Cholesteringehalt
und die LDL-Fraktion im Blut,
indem sie die Cholesterinsynthese steigern und die Aktivität des
Glossar
Lipoprotein:
Im Blut zirkuliert das Cholesterin in
einem Verbund mit Fetten (Lipiden) und
Eiweissen (Proteinen).
LDL:
low density lipoprotein, transportiert
Fettsäuren im Verbund mit Cholesterin
und Protein in die Körperperipherie.
HDL:
high density lipoprotein, bringt Cholesterin aus der Peripherie zur Leber.
14
42 – 3/00
LDL-Rezeptors vermindern. Dadurch wird in der Körperperipherie weniger Cholesterin in die
Zellen aufgenommen. TransFettsäuren haben ähnlich negative Effekte und mindern zusätzlich noch das HDL-Cholesterin
im Blut.
Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren wirken dagegen
positiv: Sie hemmen die Fettsäure- und Triglyceridsynthese und
vermindern damit die Sekretion
endogener Lipoproteine, was
wiederum den Gesamt-Cholesteringehalt des Blutes reduziert.
Ausserdem erhöhen sie den
HDL-Gehalt und verbessern
somit das LDL:HDL-Verhältnis.
Vereinfacht ausgedrückt liegt der
Unterschied zwischen einfach
und mehrfach ungesättigten Fettsäuren darin, dass einfach ungesättigte Fettsäuren den LDLSpiegel weniger senken, dafür
aber den HDL-Spiegel stärker
erhöhen als mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Ein optimales
Blutcholesterinmuster und ein
Veränderung der Blutcholesterinkonzentration
(mmol/l)
wechsel. Damit beeinflussen sie das Risiko für koronare
0.06
0.03
0
Gesamt-Cholesterin
LDL-Cholesterin
HDL-Cholesterin
-0.03
Palmitinsäure
einfach ungesättigte Fettsäuren
Stearinsäure
mehrfach ungesättigte Fettsäuren
Quelle: Mensink RP & Katan MB, 1992.
minimales Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden durch
die richtige Balance der Fettsäuren erreicht: Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren sollten vermehrt die gesättigten
Fettsäuren ersetzen. Auf unsere
Ernährung übertragen bedeutet
das: verschiedene pflanzliche Öle
kombiniert mit wenig tierischen
Fetten.
Literatur
– Hornstra G et al. Functional food
science and the cardiovascular system.
British Journal of Nutrition 1998;
80 (Suppl.1): 113–146.
– Mensink RP & Katan MB. Effect of
Dietary Fatty Acids on Serum Lipids
and Lipoproteins. Arteriosclerosis and
Thrombosis 1992;12: 911–919.
– Pfeuffer M. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
aid-Verbraucherdienst 1997;42: 131–136.
– Windler E. Ernährung in der Prävention
arteriosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ernährungs-Umschau 2000;47:
21–25.
Wohlfühlen trotz Menopause –
ein Buchtipp
Das neueste Buch der bekannten
kanadischen Ernährungsberaterin Louise Lambert-Lagacé richtet sich an Frauen, die mit Hilfe
einer ausgewogenen Ernährung
ihr Wohlbefinden in der Menopause verbessern möchten.
Bestimmte Nahrungsmittel sollen helfen, Hitzewallungen, Blähungen, Energieverlust und
Gewichtsprobleme zu mindern.
Wieder andere Nahrungsmittel
sowie Supplemente können dazu
beitragen, das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs herabzusetzen.
Dieses Buch bietet Frauen leicht
verständliche Informationen und
viele Ratschläge. Praktisch sind
auch die zahlreichen Tabellen mit
den besten Quellen für Eiweiss,
Calcium, Zink, Phytoöstrogene
und andere Inhaltsstoffe.
Lambert-Lagacé Louise.
Ménopause, nutrition
et santé. Les Editions
de l’Homme 1998;
französisch.
Ein Vergleich
Grüntee versus
Schwarztee
Tee enthält verschiedene, biologisch wirksame Substanzen. Dazu gehören z.B. Polyphenole, für die in vitro antioxidative, anticancerogene (krebshemmende), anticariogene
(karieshemmende) sowie kardioprotektive
(herzschützende) Wirkungen nachgewiesen
wurden. Inwieweit sie diese auch im Menschen entfalten, ist noch unklar, da ihre Bioverfügbarkeit nicht gesichert ist. Polyphenole
können mit anderen Nahrungsbestandteilen
(z.B. Mineralstoffen und positiv geladenen
Aminosäuren) unlösliche Verbindungen
eingehen und somit unverdaubar werden.
Grüner, unfermentierter Tee und schwarzer,
fermentierter Tee enthalten etwa gleich viele
Polyphenole. Durch die Fermentation der Teeblätter verschiebt sich einzig das PolyphenolMuster (s. Tabelle). Die in grünen Teeblättern
enthaltenen antioxidativen Catechine polymerisieren durch die Fermentation zu Theaflavinen und Thearubiginen, welche dem
schwarzen Tee seine typisch rotbraune Farbe
geben. Auch sie wirken antioxidativ. In bisherigen Studien zeigten beide Teearten eine qualitativ vergleichbare antioxidative Wirkung.
Epigallocatechingallat, das in Grüntee in 5mal höherer Konzentration als in Schwarztee
vorhanden ist, wird die grösste Schutzwirkung
zugesprochen. Entsprechend dürfte Grüntee
etwas stärker antioxidativ wirken.
Krebsprophylaxe
Schutzfaktor Früchte und Gemüse
Gemüse und Früchte stecken voller gesundheitsfördernder Stoffe.
Deshalb ist ein vermehrter Verzehr zur Vorbeugung bestimmter
Krebserkrankungen, aber auch anderer Zivilisationskrankheiten
wie Obstipation zu empfehlen.
Eine Kost, die reich an Früchten und Gemüse ist, vermindert nachweislich das Risiko, an Krebs zu erkranken. Ein
solcher Zusammenhang besteht vor allem für Tumore der
oberen Atmungs- und Verdauungsorgane, der Lunge, des
Magens, des Kolons/Rektums und des Pankreas. Gemüse
und Früchte enthalten nebst Vitaminen, Mineralstoffen
und Nahrungsfasern eine Vielzahl bioaktiver, sekundärer
Inhaltsstoffe, für die eine antioxidative, anticancerogene
oder immun-modulierende Wirkung nachgewiesen werden
konnte. Die Polyphenole, Sulfide, Glucosinolate, Phytosterine, Phytoöstrogene, Saponine, Terpene, Protease-Inhibitoren und Indole könnten der Grund dafür sein, dass ein
hoher Früchte- und Gemüsekonsum vor Krebs schützt. Diese Schutzwirkung kann jedoch nicht einzelnen Substanzen
Polyphenol-Gehalt von Grünund Schwarztee
Grüntee
Schwarztee
30 – 42
3 – 10
Theaflavine
0
2–6
Flavonole
2
1
andere
Polyphenole
6
23
Catechine
(alle Angaben in % der Trockenmasse von
1- bis 1,5-prozentigen Aufgüssen)
Literatur
– Bertram B. Krebsvorbeugende und krebshemmende
Wirkung von Tee. Ernährung/Nutrition 1998;22(12):
509–511.
– Engelhardt U. Polyphenole im Tee. Ernährung/Nutrition
1999;23(1): 11–13.
– Henn T & Stehle P. Gesamtphenolgehalt und antioxidative Kapazität handelsüblicher Getränke. ErnährungsUmschau 1998;45: 308–313.
zugeschrieben werden. Und da nicht jede Gemüse- und
Obstsorte das ganze Spektrum aller schützenden Substanzen enthält, ist es empfehlenswert, abwechselnd und regelmässig verschiedene Gemüse und Früchte zu essen.
Fünf Portionen am Tag bzw. ca. 500 Gramm lautet der
internationale Konsens der Ernährungswissenschafter.
Diese Empfehlung soll in der Schweiz durch eine nationale Kampagne zur Steigerung des Früchte- und Gemüsekonsums bekannt gemacht und veranschaulicht werden.
Die Schweizerische Krebsliga, das Bundesamt für Gesundheit und die Stiftung 19 für Gesundheitsförderung
planen erste grössere Aktivitäten für Herbst 2001.
Literatur
– Dittrich K & Leitzmann C. Bioaktive Substanzen. 1996, Trias
ISBN 3-89373-358-2.
– Eichholzer M. Protektive Nahrungsfaktoren in der Primärprävention
von Krebs. Verlag Hans Huber Bern, 1998.
– Rajower I et al. Ernährung und Krebs: epidemiologische Beweislage.
Schweiz. Krebsliga Bern, Schweiz. Vereinigung für Ernährung
(Hrsg. und Bezug), 1998.
– Schweizerische Krebsliga & Schweizerische Vereinigung für Ernährung
(Hrsg.) Krebs und Ernährung: So können Sie Ihr Krebsrisiko senken.
Gratis zu bestellen bei Tel. 0844 85 00 00, Bestellnummer 1621.
– Watzl B & Leitzmann C. Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln.
Hippokrates, 1995, ISBN 3-7773-1115-4.
42 – 3/00
15
NESTLÉ SCHWEIZ
Naturessa Gemüsemischungen von Findus
NUTRIKID®
Mittelmeerküche mit Vitamingarantie
Ernährung spielend lernen
«Naturessa» Mittelmeerküche von Findus verbindet Gesundes mit Genuss. Sie enthält frische Zutaten, die auf schonendste Art haltbar
gemacht wurden. Ob Ratatouille oder Tomaten-Bohnen-Mischung, alle Gemüse werden
erntefrisch verarbeitet. So kann Findus für
einen maximalen Gehalt an Vitaminen garantieren. Mit «Naturessa» fällt zeitaufwändiges
Rüsten weg und das Essen ist in wenigen Minuten zubereitet. Damit wird es ein Kinderspiel,
die empfohlenen drei bis fünf Portionen
Gemüse pro Tag auch bei vollem Arbeitspen-
Die Schweizerische Vereinigung für
sum zu geniessen. «Naturessa» Mittelmeerküche mit Vitamingarantie gibt es in den Varietäten Ratatouille, Toscana, Sommergemüse
und Royal.
Ernährung, das Alimentarium (Museum
der Ernährung) und der Service Nutrition der Nestlé Schweiz haben eine
Non-Profit-Organisation gegründet.
Deren Ziel ist es, unter der Bezeichnung
NUTRIKID® Materialien zur Ernährungsausbildung von Kindern und
Jugendlichen, aber auch Angebote
zur Lehrerfortbildung in diesem
Bereich zur Verfügung zu stellen.
Fitness & Fruits
Die beliebten Nestlé Cerealien «Fitness»
Lecker, knusprig und fruchtig sind die neuneu auch mit Früchten
en Nestlé Cerealien «Fitness & Fruits» mit
Ananas, Papaya, Apfel, Kokosnuss, Weinbeeren und Johannisbeeren. Sie enthalten
wenig Fett (2 g/100 g) und sind eine gute
Quelle von Nahrungsfasern (5.8 g/100 g).
«Fitness & Fruits» wurde speziell für Frauen
entwickelt, die ihre Linie behalten und trotzdem nicht auf Genuss und Spass verzichten
wollen. Mit entrahmter Milch genossen, liefert eine Portion «Fitness & Fruits» (30 g)
mindestens 35% der empfohlenen Tagesdosis von 8 Vitaminen, Calcium und Eisen.
Ein optimaler Start in den Tag!
Ernährungsgewohnheiten werden weitgehend in der Kindheit geprägt. NUTRIKID®
will deshalb bereits Kindern auf spielerische
Art die Grundprinzipien einer ausgewogenen
Ernährung näher bringen. Ganz nach dem
Motto «Kinder unterrichten Kinder» leiten
sieben NUTRIKIDS® durch die verschiedenen Arbeitsmaterialien. NUTRIKID® will
interessierten Lehrpersonen und Ernährungsfachleuten pädagogisch durchdachte und wissenschaftlich fundierte Lehrmittel für alle
Nestlé Cerealien «Fitness & Fruits»
Ernährungsinformationen für
Energiewert
Eiweiss
Kohlenhydrate
davon Fruchtzucker (Fructose)
Traubenzucker (Glucose)
Kristallzucker (Saccharose)
Milchzucker (Lactose)
Fette
davon gesättigte Fettsäuren
Nahrungsfasern
Natrium
Calcium
Phosphor
Eisen
Vitamin E
Vitamin B1
Vitamin B2
Niacin
Vitamin B6
Folsäure
Vitamin B12
Pantothensäure
(1)
(2)
16
100 g «Fitness &
Fruits» Cerealien
30 g «Fitness & Fruits» Cerealien
und 125 ml entrahmte Milch
350 kcal (1480 kJ)
6g
77 g
8.5 g
8.5 g (1)
16.5 g (1)
0.0 g
2.0 g
1.4 g
5.8 g
0.4 g
400 mg
120 mg
19 mg
13 mg
1.8 mg
2.1 mg
23 mg
2.6 mg
260 µg
1.3 µg
7.8 mg
150 kcal (630 kJ)
6g
29 g
2.5 g
2.5 g (1)
5.0 g (1)
6.5 g
0.7 g
0.5 g
1.7 g
0.2 g
279 mg
121 mg
6.0 mg
3.9 mg
0.6 mg
0.8 mg
7.0 mg
0.9 mg
85 µg
0.7 µg
2.8 mg
Schätzwerte (berechnet)
Prozent der empfohlenen Tagesdosis (ETD) für Erwachsene
42 – 3/00
35% (2)
15% (2)
40% (2)
35% (2)
40% (2)
50% (2)
35% (2)
40% (2)
40% (2)
70% (2)
45% (2)
Schulstufen anbieten. Daneben will
NUTRIKID® in Kooperation mit den kantonalen Instanzen Angebote im Bereich der
Lehrerfortbildung schaffen (z.B. Kurse zum
Thema Ernährung). Das erste Modul für 10 bis 12-jährige SchülerInnen (Video, Lehrerbegleitheft, Schülerheft, Kartenspiel, Arbeitsmaterialien auf CD-ROM) wird im Verlauf
des Jahres 2001 erhältlich sein bei:
NUTRIKID®
Bürozentrum Rossfeld
Postfach 565
3004 Bern
Tel. 031/307 40 47
Fax 031/307 40 48
E-mail: [email protected]
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