64 - JA Stargardt

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IV. Musik
445 ALBERT, Eugen d’, 1864–1932. E.Br.m.U. Weimar 16.VI.1905. 12⁄3 S. kl.-4o.
(120.—)
An den Komponisten Karl Pohlig, über dessen Symphonie „Per aspera ad astra“ er „so schönes“
gehört habe.
„... Ich erinnere mich s.Z. über den großen Erfolg gelesen zu haben, aber seit den Aufführungen in
Stuttgart u. Berlin nichts mehr. Wahrscheinlich liegt das an Ihrer Bescheidenheit, welche sich wieder darin kennzeichnete, daß Sie mir von Ihren Compositionen gar nicht gesprochen haben. Haben
Sie mir noch nichts über ‘ T i e f l a n d ’ mitzuteilen? ...“
Beiliegend 8 e. Br.m. U. der Komponisten und Dirigenten Max Puchat (2), Josef Rebicek (3), Federico Ricci (an Boieldieu) und Hermann Riedel (2).
446* ARMSTRONG, Louis, 1901–1971. Eigenh. Namenszug (schwarzer Filzstift) in einem Programmheft, (Prag, März 1965), 16 S. quer-gr.-8o, broschiert.
(150.—)
Programmheft zu seinen Konzerten in der Lucerna-Halle in Prag vom 12. bis 18. März 1965, die er
zusammen mit seinen All Stars gab. Von der Band haben u.a. ebenfalls signiert: Danny Barcelona,
Jewel Brown, Billy Kyle und Arvel Shaw.
447 BARTÓK, Béla, 1881 – 1945. E. Postkarte m. U. und vollständigem Absender. Budapest
24.IV.1923. Leichte Wischspuren.
(500.—)
An den englischen Komponisten und Musikwissenschaftler Philip Heseltine (Pseudonym Peter
Wa r l o c k , 1894 – 1930), dem er ein Konzert in London ankündigt.
„... Comme vous le savez déjà peut-être, j’ai un concert à Londres le 7. Mai. J’espère bien que j’aurais l’occasion de pouvoir vous saluer là-bas, dont je me rejouis déjà d’avance. Mon adresse est: chez
Mr. Wilson 7, Sidney Place. Je suis bien aise de pouvoir aller de nouveau en Angleterre ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 242.
235
IV. Musik
448* BASIE, William Allen, genannt Count B., 1904 – 1984. Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug auf der Bildseite. 25,1×20,3 cm. Aufnahme für die Agentur Willard
Alexander, Inc.
(150.—)
„To Hope / from / Count Basie“.
Brustbild im Dreiviertelprofil. – Die Aufnahme zeigt einen lachenden Basie in schwarzem Anzug, mit
„Prinz-Heinrich-Mütze“ unter dem Arm.
449* BECHET, Sidney, 1897–1959. E.Br.m.U. „your Sid“. Roquebrune 12.II.1959 (Poststempel).
2 S. 4o. Mit Umschlag.
(120.—)
An seine Frau Elisabeth in Grigny.
„... thing are going slow but I hope that I will be alwright soon. the son is much better for me in Paris
it was to cold, did Kenny give you the money? I am sending you my address write me as soon as you
can and let me know what is going on. dont forget to write me if something is not wright ...“
Bechet, der hauptsächlich in Frankreich lebte, hatte in dritter Ehe 1951 die Deutsche Elisabeth Ziegler geheiratet. Er starb am 14. Mai 1959 an Lungenkrebs.
450* — Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug auf der Bildseite. 25,7×20,2 cm.
Aufnahme für die William Morris Agency. Nadellöcher in der Ecken.
(120.—)
„To my friend / Kurt / from / Sid Bechet“.
Büste, en face. – Die Aufnahme aus späteren Jahren zeigt Bechet am Tenorsaxophon.
„daß auch ich ein Freiherr bin, wenn auch nicht dem Nahmen nach“
451 BEETHOVEN, Ludwig van, 1770 – 1827. E. Br. m. U. „ludwig Van Beethowen“. (Wien,
Sommer 1815.) 2 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, winzige Läsuren;
Adreßblatt mit kleinem Defekt an der Siegelstelle.
(50.000.—)
An den (Regierungsrat Ludwig) Freiherrn von T ü r k h e i m (1777–1846), ab 1817 Rektor der Wiener Universität, den er um eine Gefälligkeit für seinen jüngeren Bruder, den Apotheker Nikolaus
Johann v. B. (1776 – 1848), bittet.
„Ich war mit meinem Bruder, welcher in einer Angelegenheit mit ihnen notwendig zu sprechen hat,
schon ... gestern mehrmalen bei ihnen, da man mir gesagt, daß Sie heute gegen Ein uhr in der Böhmischen Kanzlei sein werden, so werde ich wieder dort mit meinem Hr. Bruder Bürgerl. Apotheker in
Linz zu ihnen kommen, nicht aber um sie nicht zu finden, sondern um sie zu finden allda – Vergessen
sie unsere alte Freundschaft nicht, und wenn Sie was für meinen Bruder thun können, ohne die österreichische Monarchie umzustoßen, so hoffe ich sie bereit zu finden. – leben sie wohl lieber Freiherr
und laßen sie sich heute finden, bedenken sie, daß auch ich ein Freiherr bin, wenn auch nicht dem
Nahmen nach!!!! ...“ – Die Adresse lautet: „An den / Freiherrn / Von Türkheim / etc etc / Sailer-stette No. 855 / 3ter / Stock“.
Nikolaus Johann van Beethoven soll sich damals um eine kaiserliche Bestätigung seines (vermeintlichen) niederländischen Adels bemüht haben (vgl. Frimmel in: Beethoven-Forschung Heft 2, Juli
1911, S. 67); ein Ansinnen, dem der als freier Herr lebende Komponist mit amüsierter Distanz gegenüberstand. – Briefe Band 3 Nr. 816 („Original nicht bekannt“).
452* — ALBRECHTSBERGER, Johann Georg, Komponist und Musiktheoretiker, Lehrer
Beethovens, 1736 – 1809. Eigenh. beschriftete Visitenkarte „Georgius / Albrechtsberger /
Kapellmeister bei / St: Stephan“, darunter ein (defekter) Abdruck seines Siegels. 1 S. quer32o. Mit ovaler Schmuckbordüre (Kupferstich). – S e h r s e l t e n .
(350.—)
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IV. Musik
Nr. 451
Ludwig van Beethoven
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IV. Musik
„un opera mia“
453 BELLINI, Vincenzo, 1801–1835. E.Br.m.U. Venedig 16.II.1833. 1 S. quer-gr.-8o. Am Rand
Tintenfleck, kleines Loch durch Tintenfraß.
(2.500.—)
An den Musikverleger (Ferdinando A r t a r i a ) in Wien, der die Partitur seiner Oper „ N o r m a “
unberechtigt dem Theater in der Josephstadt zur Verfügung gestellt hatte. Die Verlagsrechte lagen bei
Ricordi in Mailand.
„Mio caro Amico! / Con gran mia meraviglia mi scrivono da Vienna che il teatro Joseph Stadt è stato
provisto di una copia della Norma per tuo mezzo; ciò me l’avvalora, che tanti giorni sono tu scrivesti a Lanari domandandole, e credo che non restaste intesi pel prezzo, cagion per cui, non sò qual
posto puoi fargli. – Qualunque sia ricordati che si tratti d’un opera mia, in una parola d’un tuo amico
che in ogni occasione hai mostrato di stimarlo ed amarlo. Altro non aggiungo ...“
„Lanari“: der Impresario Alessandro L., der „Norma“ während des Karnevals 1833 in Venedig aufführte. In diesem Frühjahr ging Bellini nach London, wo er u.a. mit „Norma“ große Erfolge feierte.
454 — Schriftstück m.U. London (Frühjahr 1833). 1 S. 4o. Kleine Randläsuren, Ausschnitt am
Unterrand; beschnitten und etwas unfrisch.
(800.—)
Vertrag zwischen Bellini und Pierre François Laportee, „Entrepreneur du Theatre Du Roi à Londres“.
„... M. V. Bellini s’engage à être rendu à Londres le premier Mai 1833, pour y diriger et arranger les
operas de sa composition qui pourroient être donnés au Théatre Du Roi ou dans tout autre Théatre
de Londres, où M. F. Laporte[e] transportera son Entreprise ...“ – Die Unterschrift Laportees ist
wohl weggeschnitten.
Bellinis Aufführungen seiner Opern „Il pirata“, „Norma“ und „I Capuleti e i Montecchi“ am King’s
Theatre und „La sonnambula“ am Drury Lane Theatre waren große Erfolge.
455 BENATZKY, Ralph, 1884 – 1957. Eigenh. Musikmanuskript (Bleistift), nachträglich
bezeichnet und signiert (Tinte). 2 S. gr. Hochformat, 26zeilig. Etwas beschnitten, kleine
Rand- und Faltenschäden (Klebefilmspur), stärker gebräunt und etwas brüchig. (180.—)
„Eine Seite aus der Original-Partitur ‘ I m We i s s e n R ö s s ’ l ’ “. – Seine berühmte Operette wurde
am 8. November 1930 im Schauspielhaus in Berlin uraufgeführt.
456 BERG, Alban, 1885–1935. E. musikal. Albumblatt m.U. O.O. 30.I.1927. 1 S. quer-8o. Auf
einer Postkarte mit montiertem Portrait (Druck).
(500.—)
Viertaktiges Notenzitat aus seiner Oper „ Wo z z e c k “ , op. 7, mit dem unterlegten Text „so machen
wir die unsterblichsten Experimente“.
Die Oper war am 14. Dezember 1925 in der Berliner Staatsoper uraufgeführt worden.
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IV. Musik
Nr. 453
Vincenzo Bellini
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IV. Musik
457 BIZET, Georges, 1838–1875. E.Br.m.U. O.O.u.D. 3⁄4 S. 8o.
(1.200.—)
An einen befreundeten Künstler.
„J’ai fait tout pour me tirer d’un diner de famille – cela a été absolument impossible – j’en ai été toutà-fait contrarié. J’avais le plus vif désir de ne pas manquer cette occasion à vous applaudir ...“
458 BÖHNER, Johann Ludwig, der „Thüringer Mozart“, 1787–1860. E.Br.m.U. Gotha 2.I.
1848 (Poststempel; etwas blaß). 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden; beschnitten, etwas gebräunt.
(150.—)
An den Hofbuchhändler Hofmann in Meiningen wegen der Herausgabe einer Oper.
„... Ich muß Sie 1) um Nachricht und Bescheinigung vom Empfang, des Ihnen auf 2 Sendungen per
Post geschikten ganzen 1 Aktes bitten und
2) bemerken, daß ich eine Partitur Ihnen nicht länger mehr 10–12 Tage höchstens lassen kann u.
darf. Nach dem Notenschreiber, kann ich mich nicht richten und warten, sondern er nach mir. Erhalte ich sie bis dahin von Ihnen nicht, so muß ich selbst die Reise machen und wer gibt mir die Reisekosten und Zeitverlust? ...“
Von Ludwig Bechstein unterstützt wurde seine (einzige) Oper „Der Dreiherrenstein“ 1848 in Meiningen aufgeführt.
459 (BORRIES, Fritz von, Komponist, 1892–1983.) – 28 (meist) an ihn gerichtete Autographen,
überwiegend e.Br.m.U. bzw. e. Postkarten m.U.
(500.—)
Hermann Abendroth (Br. m. U., Weimar 1954; über seine Konzertreisen – „richtig kalt wird mein
Taktstock tatsächlich nicht mehr“), Walter Braunfels (e. Ansichtskarte m.U., Florenz), Max Bruch
(e. Billett m.U. auf seiner Visitenkarte, Berlin 1898, Bleistift), Ferruccio Busoni (e. adressierter Briefumschlag mit Namenszug im Absender; beschnitten), Hugo Distler (2; e. Billett m.U. und e. Ansichtskarte m. U., Lübeck 1935 und Ahlbeck 1942), Christoph von Dohnanyi (e. Billett m. U.), Edwin
Fischer (e. musikal. Albumblatt m.U.), Conrad Hansen (4, Berlin 1929 und 1939), Margot Hinnenberg-Lefèbre (Berlin 1930), Philipp Jarnach (Br.m.U., Godesberg 1943), Eugen Jochum (e. Kunstpostkarte m.U., Zuoz 1930; mit Notenzitat – „Weihnachtspreisrätsel: Was ist das?“), Walter Kraft (2,
davon 1 e. Billett m. U., Konstanz 1948 und o.O.u.D.), Else C. Kraus (Pfalzburg 1933), Emmi Leisner (Kampen 1946), Arthur Nikisch (Berlin 1920), Josef Pembaur (Leipzig 1920), Max Reger (Meiningen 1912; an „Kapellmeister Franz von Hoesslin“ in Riga), Carl Reinecke (o.O. 1893), Gustav Scheck
(2, davon 1 e. Ansichtskarte m. U., Celle 1937 und Berlin 1939), Rudi Stephan (e. Schriftstück m.U.,
montiert), Wladimir Vogel (Berlin 1931) und Eugène Ysaye (e. Schriftstück m.U., „Programm für den
3ten Abend des Zyklus“).
„Concerte verführen mich nicht“
460 BRAHMS, Johannes, 1833–1897. E. Postkarte m.U. „Johs. Brahms“. Poststempel: Thun
1.IX.1887.
(1.200.—)
An den Kapellmeister Karl B a r g h e e r in Hamburg, seinen Freund aus Detmolder Tagen, der ihn
zu einem „Br[ahms]-Abend“ eingeladen hatte.
„... Herzlichen Gruß Ihnen u. andern Freunden, namentlich auch Spengels. Aber Concerte verführen
mich nicht u. Br.-Abende gewiß nicht!
Hoffentlich komme ich ohne das nach H[amburg] u. musiciren wir hübsch zu unserem aller-eigensten Plaisir ...“
Brahms’ Freund Julius Spengel (1853–1936) leitete den Chor des Cäcilienvereins in Hamburg.
240
IV. Musik
461 BRESGEN, Cesar, 1913–1988. E.Br.m.U. Großgmain 21.I.1979. 12⁄3 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf.
(120.—)
An den Dirigenten Bernhard Conz (1906–1999), der die Uraufführung seiner Oper „ D e r E n g e l
v o n P r a g “ in Salzburg (am 25.XII.1978) geleitet hatte.
„... Ihr Brief ... krönt diese letzte Aufführung meiner Oper, die in Salzburg gar nicht so leicht vom
Stapel gelaufen ist.
... Ich bin mir ja klar darüber, daß es nun eine Menge noch zu tun gibt; sowohl die (von Ihnen völlig
richtig bemerkte) Notwendigkeit gewisser Straffung, anderseits einige dramaturgische Eingriffe, vor
allem schon zu Beginn. Allerdings war ich recht unglücklich, daß die von mir im Buch ausdrücklich
verlangten Arcimboldo-Bild-projektionen ausblieben ...
Nun soll ja mein ‘Totentanz nach Holbein’ im gr. Festspielhaus-Konzert kommen ...“
Die Neufassung der Oper wurde 1986 in Innsbruck uraufgeführt.
462 BRUCH, Max, 1838–1920. E. Postkarte m.U. (Berlin-)Friedenau 23.VI.1899.
(150.—)
An die Ehefrau des Juristen und freikonservativen Politikers Ludwig Karl A e g i d i .
„... Hierbei etwas Clericales, zu gelegentlicher Verwerthung! – Herzlich freue [ich] mich über die
wohlverdiente Auszeichnung B ü l o w ’s ...“ – Der spätere Reichskanzler Bernhard v. Bülow war von
Kaiser Wilhelm II. in den Grafenstand erhoben worden.
Beiliegend ein e. Br.m. U. von Joseph Joachim und eine zeitgenössische Abschrift von Richard Wagners Erläuterungen zur „Ouvertüre zu Tannhäuser“ (3 S. 4o).
463* — E.Br.m.U. „Dr. Max Bruch“. Oberhof 8.VIII.1913. 21⁄2 S. kl.-4o. Trauerrand. (180.—)
An einen Herrn, den er gern empfangen wolle. Es sei ihm „selbstverständlich ein Vergnügen ... Sie bei
mir zu sehen. Indessen kann ich heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen ob ich am 11. Sept. schon
zurück sein werde. Vielleicht fragen Sie an diesem Tage in Friedenau an.
Es wäre gut wenn sie mir für alle Fälle über die ‘Geschäftsangelegenheit’ die Sie erwähnen, hierher
schreiben wollten ...“
Nr. 460
Johannes Brahms
241
IV. Musik
„nicht zu schnelle Tempi“
464 BRUCKNER, Anton, 1824–1896. E.Br.m.U. Wien 23.XI.1885. 22⁄3 S. gr.-8o. Bugfalte minimal eingerissen, ein wenig gebräunt; radierte Sammlernotizen.
(6.000.—)
An Ernst von S c h u c h , Generalmusikdirektor in Dresden, dem er „eine neue Abschrift“ seiner
d - M o l l - M e s s e sendet.
„... Leider sind unsere Copisten mehr oder weniger leichtsinnig, u. bitte ich Euer Hochwolgeboren
daher bei etwaigen Fehlern dieß ad notam nehmen zu wollen. Wegen des Te Deum’s bin ich sogleich
zu Rättig, dem Verleger, gegangen.
Wegen der 4. Sinfonie wurde an Bote u. Bock nach Berlin geschrieben.
Bitte nochmal innigst um nicht zu schnelle Tempi.
Der Gnädigen Frau Hofräthin küsse ich in tiefster Bewunderung die Hände aufs Herzlichste gratulirend! Das war ein herrlicher Erfolg, wozu auch meine Hände Großes leisteten ...“
Die Bitte um „nicht zu schnelle Tempi“ bezieht sich auf die auf den 11. Dezember angesetzte Dresdener Aufführung seiner 3. Symphonie. – „Frau Hofräthin“: Schuchs Ehefrau, die Sängerin Clementine von Schuch-Prohaska.
Sämtliche Werke Band 24/1 Nr. 851123.
„ganz verlassen“
465 — E.Br.m.U. „Dr A Bruckner“. Steyr 29.VIII.1893. 2 S. gr.-8o.
(6.000.—)
An (den Dirigenten Philipp Wolfrum in Heidelberg), der seine 3. Symphonie aufführen wollte.
„... Danke sehr für Ihre Liebenswürdigkeit, u. bitte auch in Zukunft mir ein Gönner bleiben zu wollen.
An ein Kommen meinerseits ist nicht zu denken; bin ja stets krank. Im Winter hatte ich die Wassersucht; die Geschwulst an den Füßen stellt sich noch oft ein. Zur Erholung bin ich jetzt in Steyr. Bin
sehr schwach! Mein einstiger Schüler u. Freund M o t t l gehört unter jene, die mich ganz verlassen
haben. Schon ein Jahrzehnt hat er nichts mehr von mir aufgeführt; das Te D e u m damals nicht einmal mit Orchester ...“
Die erwähnte Aufführung unter Mottls Leitung hatte am 14.IV.1886 durch den Philharmonischen Verein in Karlsruhe stattgefunden.
A. a. O. Band 24/2 Nr. 930829/2.
Nr. 447
242
Béla Bartók
IV. Musik
Nr. 465
Anton Bruckner
243
IV. Musik
„Ich kann nun einmal nicht anders“
466 BÜLOW, Hans von, Pianist und Dirigent; 1867 Hofkapellmeister in München, 1877 in
Hannover, 1880-85 in Meiningen, leitete dann die Philharmonischen Konzerte in Berlin und
Hamburg; heiratete 1857 Liszts Tochter Cosima, von der er 1870 geschieden wurde, 1830–
1894. 145 e.Br.m.U., davon 1 an seinen Vater (Zürich 8.X.1850), 103 an seine Mutter (Schloß
Ötlishausen 11.IX.1850 bis 1882), 35 an seine Schwester Isidora (1856 bis 1884) und 6 an seinen Schwager Viktor von Bojanowski (1866 bis 1876). Zürich, München, Hannover, Meiningen und viele andere Orte Europas und der USA, 1850 bis 1884; einige Briefe undatiert.
Zusammen über 550 S. meist gr.-8o. Der erste Brief an die Mutter durch Klebefilm verunstaltet, fünf mehrseitige Briefe unvollständig (die Schlußseiten fehlen offenbar); sonst bis auf kleinere Defekte gut erhalten.
(40.000.—)
Das vorliegende Konvolut von 145 Familienbriefen eines der bedeutendsten deutschen Pianisten und
Dirigenten des 19. Jahrhunderts – und großartigen Briefschreibers – stellt eine wichtige neue Quelle
für die Musikgeschichte dieser Epoche dar, da rund zwei Drittel der Briefe u n v e r ö f f e n t l i c h t sind.
Das Konvolut ergänzt die von seiner zweiten Frau Marie in sieben Bänden publizierten Bülow-Briefe
(2. Aufl., Breitkopf & Härtel, Leipzig 1899ff.) ganz wesentlich. Sie kannte insgesamt „450 Briefe an
Eltern, Schwester, Schwager, Nichte“ (Bd. VII S. 485). Von diesen hat sie zusammen 288 Briefe (33
an den Vater, 212 an die Mutter, 42 an die Schwester und 1 an deren Tochter) a.a.O. veröffentlicht –
fast durchweg gekürzt und ziemlich „freihändig“ (wie der Vergleich mit den Originalen zeigt), davon
aus unserem Briefkonvolut lediglich 45 an die Mutter und 7 an die Schwester. Die übrigen 93 hier vorliegenden Briefe sind unveröffentlicht.
Die Briefe sind teilweise nummeriert und tragen hier und da alte Datierungsversuche sowie Bearbeitungs- und Inhaltsvermerke (wie „sehr gedrückt“, „behaglich“, „Jodkur“ oder „vergl[ichen]“) in
Bleistift – vielleicht von Marie von Bülows Hand. Nach welchen Gesichtspunkten sie die von ihr veröffentlichten Briefe ausgewählt hat, ist nicht erkennbar, denn unter den unveröffentlichten Briefen
sind, wie die folgenden Zitate zeigen, viele von höchstem Interesse. Ebenso wenig ist erkennbar, wann,
warum und nach welchen Gesichtspunkten das vorliegende Konvolut von dem Gesamtbestand abgetrennt worden ist.
Die Brieffolge beginnt mit zwei a.a.O. nicht veröffentlichten Briefen an Vater und Mutter aus dem
Herbst 1850. Bülow hatte sein Jura-Studium in Berlin und Leipzig abgebrochen und war zu Richard
Wagner nach Zürich geflohen, um Musiker zu werden.
Der hier fast ungekürzt wiedergegebene Brief an den Va t e r (Eduard v. B., 1803 – 1853) ist am
8.X.1850, unmittelbar nach seiner Ankunft in Zürich, in sichtlicher Erregung geschrieben. „... Glaube mir, daß nicht ohne Zagen und Wanken, hervorgerufen durch den Gedanken an Dich und den
Kummer den ich Dir durch meine nun vollendete That der Entweichung machen würde, die Ausführung meines Entschlusses, welchen der Empfang eines mir ... von Wa g n e r gesendeten Briefes
unwiederruflich befestigt hatte, vor sich gegangen ist. Es wurde mir klar, daß es durchaus nothwendig sei, mich dem Einflusse, Deiner Überredungskunst zu entziehen, die es schon so weit gebracht
hatte, daß ich meinen Plan trotz des Willens meiner Mutter nach Zürich zu gehen, schon mehr als
wankend geworden war. Warum soll ich es nocheinmal wiederholen ? Meine künstlerische Ausbildung unter Wagners Aufsicht und Leitung ist unumgänglich nothwendig, damit etwas Ordentliches
aus mir werden kann. Glaubst Du, wenn die Sache sich so verhalte, besitze ich weder Talent noch
Beruf, so erwiedere ich Dir daß, wenn ich vielleicht im Augenblicke Dich eines Besseren nicht belehren kann, ich doch Alles aufbieten werde, was in meinen Kräften steht, damit Du in Zukunft eine
andere Meinung erhaltest.
Ich kann nun einmal nicht anders – ich muß nun einmal diese Entscheidung in der wichtigsten Frage
meines Lebens treffen, von der ich allein glaube, daß sie mir zu Heil und Glück gereichen werde. Thue
mir die Liebe und warte es einige Zeit ab, setze mir keinen Wiederstand entgegen, denn er wäre vergeblich, da ich Dir in diesem Punkte nicht Gehorsam leisten kann.
Wagner habe ich noch nicht gesehen, da wir gestern Abend sehr spät erst zu Fuße angekommen sind
und ich in Folge des angestrengten Marsches und der dadurch hervorgebrachten Ermattung noch
nicht habe ausgehen können. Ich werde diesen Winter auf jeden Fall bei ihm bleiben, mich durch
nichts in der Welt davon abbringen lassen. Ein Musikant getraue ich mir auch in Berlin zu werden,
zum achtungswerthen Künstler kann ich nur unter seinem Schutze herangebildet werden. Vielleicht
– ich verzweifle nicht daran – dankst Du, wenn Du mich wahrhaft liebst, noch einmal meinem Freunde Ritter, dass er mich gewaltsam Dir und Deinen mit denen meiner Mutter übereinstimmenden Plänen entzogen und indem er mich zu energischer That fortgerissen, meinem Schiksale eine Wendung
244
IV. Musik
Aus Nr. 466
Hans von Bülow
Zürich 1850, an seinen Vater
245
IV. Musik
(Bülow)
gegeben hat, die auch Du vielleicht im Einklang mit Wagner und mir als die günstigste, beste ansehen wirst. Zürne mir nicht wegen der Handlung die Du als die des Undanks und Ungehorsams vielleicht betrachtet hast, aber wahrlich nicht mit Recht, brich meinen Muth mir selbst fortzuhelfen nicht
durch feindliches Wesen, gegen mich.
Liebst Du mich so wenig daß Du aus Pflichtgefühl, wie Du meinst, für meine Mutter, mein Leben ihren
Irrthümern, die [Du] zu dem Deinen machst, deshalb aufopfern willst? Das kann ich nimmermehr
glauben ...
Dein Dich stets mit gleicher Ergebenheit liebender / Sohn / Hans.“
Der vorausgehende ausführliche Brief an die M u t t e r ist noch vor Bülows Flucht nach Zürich am
1.IX.1850 aus Schloß Ötlishausen geschrieben, er betrifft vor allem seine Schwester Isidora und
erwähnt die „fast jugendlichen und oft wiederkehrenden Heftigkeitsausbrüche Papa’s“ und dessen
„ziemlich selten wolkenfreien Gemüthszustand“. – „... Über mich heute nichts. Ich bin geistig krank
und höchst unglücklich – und das Gesunden hängt nicht von mir ab. Heute davon noch nichts – aber
bald noch ehe die Entscheidung drängt ... Physisch bin ich wohl, trotz Husten und Katarrh nebst
gelindem Kopfweh, die freie Luft thut mir wohl – das Bewusstsein daß ich mich im Süden befinde. O
du greuliches Berlin! ...“ – Der Brief wird im Vorwort der Briefausgabe (Bd. I S. 243) immerhin
erwähnt; er enthalte „lediglich Familienangelegenheiten“.
Die übrigen 102 Briefe an die Mutter stammen aus den Jahren 1857 (2) und 1865 bis 1882 (100). Sie
behandeln sehr ausführlich seine Konzertreisen als Pianist und Dirigent durch Deutschland und viele
europäische Länder sowie seine amtliche Tätigkeit als Hofkapellmeister in Hannover (1877 bis 1880)
und Meiningen (ab 1880). Lange Briefe sind in Florenz geschrieben, wohin er sich 1869 nach seiner
Trennung von seiner ersten Frau Cosima zurückgezogen hatte, die im nächsten Jahr Richard Wagner
heiratete.12 Briefe stammen von seiner triumphal begonnenen, in einem Desaster endenden Reise
durch den Osten der USA von Boston bis New Orleans vom September 1875 bis Mai 1876, andere von
seinen Konzertreisen nach England und Rußland. – Mit großer Offenheit schreibt Bülow über sich
selbst, seinen stets schwankenden Gesundheitszustand und die vielfältigen Heilungsversuche, berichtet über seine Lektüre, kommentiert mit spitzer Feder Zeitgenossen und politische Begebenheiten und
zeigt sich als stets um das Wohlergehen der Mutter besorgten Sohn. – Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten werden erwähnt, unter den Komponisten natürlich häufig „Großvater Abbé“ Franz Liszt
und – bis 1869 – Richard Wagner.
Der letzte, ebenfalls unveröffentlichte zehnseitige Brief an die Mutter stammt aus Meiningen vom
13.IX.1882 und erbittet ihre Verzeihung für seine ohne ihre Zustimmung bereits erfolgte Eheschließung mit der Schauspielerin Marie Schanzer: „... meine jetzige Frau ist Polin von Geburt ... aus
anständigster Familie ... Die häuslichen Zerwürfnisse und anderes Unglück haben sie in die Bühnencarriére gebracht ... / ... Der große Lärm, den die Bayreuther Festspiele diesen Sommer erregt haben,
denen ich ... natürlich nicht angewohnt habe, ... machten es mir nicht unwillkommen, daß durch meinen Privat-Schritt eine Trennung, Loslösung meiner selbst, als Künstler wie als Mensch von den Stiftern und Helden der unseligen ‘Zukunftsmusik’ ausgesprochen werden könnte ... Wenn Du Dich
besinnst, welche furchtbaren Kämpfe ich seit dem Münchner Zusammenbruche durchzumachen
gehabt ... so wirst Du verstehn, daß ich es nicht länger ertragen konnte, ohne irrsinnig zu werden,
noch als Schwiegersohn Liszts, als Verwandter Wagners ... weiter zu gelten ... Voriges Jahr glaubte
ich in meiner Tochter Daniela jenen Gegenstand der Zuneigung und Anhänglichkeit gefunden zu
haben, welcher mir eine Stütze bieten konnte für den Lebensherbst ... Durch Daniela, die ohne
Zerrüttung ihres so schönen Wesens nicht ‘entbayreuthet’ mehr werden kann, hätte ich mich entschließen müssen, was mir absolut unmöglich, künstlerisch wie menschlich, zu einer Annäherung, ja gar
zu neuer Gemeinschaft mit der – Zukunftsmusik. Wahnsinn! ...“
Die ebenso vertraulichen Briefe an seine geliebte S c h w e s t e r I s i d o r a (35, davon 7 a.a.O. veröffentlicht, a. d. J. 1856 und 1868 – 1884) und ihren Mann, seinen von ihm hochgeschätzten S c h w a g e r
V i k t o r v. Bojanowski (6, durchweg unveröffentlicht, a. d. J. 1866 und 1874 – 1876) entsprechen
inhaltlich denen an die Mutter und ergänzen sie in der glücklichsten Weise. Zusammen mit den a.a.O.
veröffentlichten übrigen Familienbriefen geben sie e i n h ö c h s t e i n d r u c k s v o l l e s , u m f a s s e n d e s B i l d v o n B ü l o w s L e b e n u n d Wi r k e n .
467* — E. musikal. Albumblatt m. U. Berlin 6.VI.1856. 1 S. quer-kl.-folio. Mit dreiseitigem
Goldschnitt. Schwach gebräunt.
(400.—)
„ Ta e g l i c h e U e b u n g “ . Acht Takte 3⁄4 für Klavier, bezeichnet „Allegrissimo“.
246
IV. Musik
Nr. 472
Fryderyk Chopin
247
IV. Musik
(Bülow)
468 — E.Br.m.U. H(ambur)g 12.IV.1891. 1 S. kl.-4o.
(200.—)
(An Eugen d ’ A l b e r t ), wohl eine Verabredung in Berlin betreffend.
„... Après Vous d. h. Avec Vous. Die Frage, ob mit oder ohne V.S., können wir ja Freitag Vormittag
in der Johannistr. 6 – wann, bitte ich Sie zu bestimmen und es mich Donnerstag Abend wissen zu lassen, wo ich Abends im Askanischen Hofe eintreffe – berathen und probierend erledigen.
Stets in herzlicher Sympathie und aufrichtiger Bewunderung / der Ihrige / Hans v Bülow P.S. Carlsbad macht bisweilen Confusion, was bei der Anwesenheit der P a t t i keiner Entschuldigung bedarf.“
469* CALLOWAY, Cab(ell), 1907–1994. Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug
auf der Bildseite. 25,7×20,4 cm. Aufnahme für die Agentur Mills Artists, Inc.
(120.—)
„To Parmine ... Cab Calloway“
Brustbild, en face. – Aufnahme in jungen Jahren, sein Markenzeichen, den weißen Frack tragend.
470* CARUSO, Enrico, 1873–1921. Signierte Kohlezeichnung ( S e l b s t p o r t r a i t ) . Größe der
Zeichnung ca. 14,4×10 cm, Blattgröße 20,1 ×14,4 cm. Zeichenpapier. Kohle ein wenig verwischt; Knickfalte, kleine Randläsuren, verso Montagespuren.
(150.—)
471 CHATSCHATURJAN, Aram, 1903–1978. E. musikal. Albumblatt m.U. Karlsbad 16.VIII.
1962. 1 S. gr.-8o. Russisch.
(300.—)
Eintaktiges Notenzitat. Mit einer Widmung an „Teure Blazena! Sie sind eine liebenswürdige und sympathische Frau. Empfangen Sie meinen Gruß / Aram Chatschaturjan“ (Übersetzung).
472 CHOPIN, Fryderyk, 1810–1849. E. Billett m.U. O.O. „jeudi matin“ o.J. 1 S. quer-kl.-8o.
Blaugraues Papier. Kleiner Papierdefekt ausgebessert; an den oberen Ecken montiert,
etwas fleckig.
(12.000.—)
An ( C l a r a W i e c k ) , die spätere Frau von Robert Schumann, der er das Manuskript eines seiner
Werke sendet.
„J’ai l’honneur de Vous envoyer, Mademoiselle, le concerto manuscrit que je vous ai promis. –
D’avance je me fais un bien grand plaisir de l’entendre executér par un talent aussi admirable.
Agréez Mademoiselle l’assurance de ma consideration la plus parfaite
FChopin“
Im Herbst 1835 kam Chopin auf der Heimreise von Karlsbad durch Leipzig. „Da er nur einen Tag
blieb und Clara nicht zu Hause traf, wartete er eine volle Stunde bis zu ihrer Rückkehr, um sie zu
begrüßen und spielen zu hören. Sie trug ihm Schumanns fis-Moll-Sonate, den letzten Satz aus seinem
eigenen Konzert und zwei seiner Etüden vor. Er überschüttete sie mit Lobsprüchen und lieh seinem
Danke durch die Überreichung eines seiner neuesten Werke Ausdruck“ („Clara Schumann. Ein
Künstlerleben nach Tagebüchern und Briefen“, S. 89). In Clara Schumanns Besitz befand sich eine
Abschrift (von der Hand Julian Fontanas) von Chopins „Allegretto quasi andantino“, der Nr. 17 der
„24 Préludes für Klavier“ op. 28.
S e h r s e l t e n . – Siehe die Abbildung auf Seite 247.
248
IV. Musik
473 — E. Br. m. U. (Paris), „Jeudi matin“ o. J. 2⁄3 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht
fleckig, das Adressblatt mit unbedeutenden Ausrissen an der Siegelstelle.
(8.000.—)
An Fromental H a l é v y, den er um einige Plätze für die Generalprobe einer seiner Opern bittet.
„Je suis instamment prié de Vous demander quelques billets pour la dernière repetition de Votre
opera. – Vous seriez bien aimable d’acceder à cette prière ...“
474 DIRIGENTEN. – 4 eigenhändige Namenszüge unter montierten Portraits.
(500.—)
Wilhelm Furtwängler, Enoch zu Guttenberg („In einer, für meine Familie und mich sehr schweren
Zeit, haben Sie mir viel Freude und Licht gebracht ...“, 1971), Hans Knappertsbusch (Ludwigshafen
1939), Willem Mengelberg („12.XII.39.“) und Richard Strauss („11.6.39“).
475* DONIZETTI, Gaetano, 1797–1848. Eigenh. Musikmanuskript (Fragment). 1 S. Hochformat, 24zeilig. Abschnitt aus einem größeren Blatt, die obere Hälfte auf rosa Karton montiert.
(300.—)
Kompositionsskizzen. – Auf die Unterlage ist ferner ein e. Briefschluß montiert („Votre Donizetti“);
verso sein lithogr. Portrait.
476 — E.Br.m.U. Mailand 30.I.1842. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit Adresse. Faltenrisse teilweise unterlegt;
Adresse mit Transparentpapier abgedeckt.
(350.—)
An seinen Freund, den Komponisten Sir Julius B e n e d i c t in London, dem er einen in seine englische Heimat zurückkehrenden Sänger empfiehlt.
„... Tu taci, ed io favello, ed a te io rapello. – Coll’occasione che Mr Burdin ottimo Baritono Inglese
Francese ed Italo, viene in Patria, io ti chiedo se stai bene, se la sposa, se i figli sono in stato florendo, se ti ricordi di me? – Il porgitore, canta bene, se ti viene voglia di sentirlo, sia! – Se ti viene voglia
di farlo sentire fiat ...“
477 DVOŘÁK, Antonín, 1841–1904. E.Br.m.U. Prag 12.XI.1886. 4 S. gr.-8o. Kleine Randeinrisse, Fleck am Oberrand der ersten Seite.
(2.000.—)
An den Dirigenten (Sir) August M a n n s (aus Stolzenberg in Pommern), seit 1854 Kapellmeister am
Crystal Palace in London. Geschrieben kurz nach seiner Rückkehr vom Musikfest in Leeds, wo am
15. Oktober unter seiner Leitung sein Oratorium „Die heilige Ludmila“ uraufgeführt worden war.
„... Die wahrhaft großartigen und echt künstlerischen Leistungen Ihres Orchesters denen ich so viel
zu danken habe, Ihre gute und echte Künstlernatur die für Alles gute und Schöne wirkt und zur Geltung bringt ermuthigt mich Ihnen eine Bitte vorzulegen. Ich habe hier in Prag einige Freunde die
sehr gute Musiker sind und von denen so manches Werk der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden sollte, und da ich weiß daß Sie für Alles Neue in der Musik ohne Unterschied der Nationalität, so
möchte Ihnen einige Comp[ositionen] von den Herrn Bendel, Fibich, Kaan empfehlen, und werde ich
und meine Freunde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie eines oder das Andere Werk Ihrem Publikum
vorführen ...“
Karel B e n d l (1838 – 1897), Zdenek F i b i c h (1850–1900), Jindrich K à a n (1852–1926).
249
IV. Musik
(Dvořák)
„My fate is in your hands“
478* — E.Br.m.U. Vysoká 20.VII.1891. 4 S. 8o. Etwas gebräunt und fleckig, minimaler Faltenriß, leichte Wischspuren.
(2.000.—)
An seinen Freund Alfred L i t t l e t o n (1845–1914), den Inhaber des Londoner Musikverlages Novello, Ewer & Co., wegen seiner bevorstehenden Übernahme der Direktion des National Conservatory
of Music in New York. Littleton war ihm bei der Ausarbeitung des Vertrages behilflich.
„My dear friend / All would be right if you send my the contract to see it.
I am glad to know that some alterations can be made even after the contract is signed. But above all
– I canot accept (die Bedingung) that I am not allowed to give private lessons – or nobody is allowed
to speak with me. But the p[e]ople there pay for it. One of my friends who was many years in America
tell me so.
Of course I do not intend to give lessons, because I shall have much to do in the conservatory. The
remaining of time I shall use for myself (for composition). The only question is if I will disposed for
composition or if [I] get time of doing so – when I shall not be able to write for me – it would be great
loss of money for me – you know –.
Further you write me they cannot pay more than 15000 Dolars. Would M Thurber“ (Jeannette Th.,
die Präsidentin des Konservatoriums) „be inclined to pay me to journey to America and back?
My dear – I myself don’t know what I have to do – My fate is in your hands – I shall follow your hints
– without any danger to fail –? ...“
Im September des folgenden Jahres trat Dvořák die Stelle des Direktors des New Yorker Konservatoriums an.
479 EINEM, Gottfried von, 1918–1996. 2 e.Br.m.U. „Gottfr. E.“ und voller Namenszug. Rindlberg 16.II.1975 und 29.V.1976. 4 S. quer-gr.-8o. Der erste Brief leicht fleckig und mit
Nadellöchern an den Ecken.
(180.—)
An den Dirigenten Bernhard Conz (1906–1999).
16.II.1975. „... Ich fände es sehr schön, wenn Sie die ‘ D a m e ’ in Neapel herausbrächten ...
Wollen Sie in Marl sich nicht einmal meines Klavier Konzertes ... mit dem ausgezeichneten Rudolf
Buchbinder annehmen? ...“
29.V.1976. „... Sie 70, Sie in hohem Alter? Dass ich lache! Sie werden den Junggreisen a la Ogawa
mit 90 Jahren noch vormachen, wie ‘Cosi’ dirigiert gehört. Oh alle diese Schaumschläger!
... Ebert ... inszenierte in Hannover ‘Danton’ und in Augsburg ‘Prozess’. Wie wäre es, wenn er mit
Ihnen ... die ‘ K a b a l e ’ machte? ... Die Uraufführung ist am 17.XII. in Wien ...“
480* ELLINGTON, Edward Kennedy „Duke“, 1899–1974. Portraitphotographie (Reproduktion)
mit e. Widmung und Namenszug auf der Bildseite. 18×12,7 cm.
(180.—)
„To Mr. Andrew Howard / Best Wishes / Duke Ellington“.
Brustbild, en face. Ein lächelnder Ellington in jungen Jahren, in Anzug mit Krawatte.
481 FRANCK, Céasar, 1822–1890. E.Br.m.U. O.O.u.D. 3 S. gr.-8o. Einriß ausgebessert.
(400.—)
An einen Freund wegen einer musikalischen Soirée in dessen Haus.
„... Vous avez du trouver que je ne peu pressais guère pour vous prier de mettre à execution la bonne
promesse que vous m’avez faite de me donner une soirée pour vous faire entendre mon ouvrage. Et
raison est que j’ai été pris d’un fort rhume ... Je suis en assez bon etat maintenant mais notre ami
d ’ I n d y est en Normandie pour l’anniversaire de la mort de son grand père – il reviendra dans
q[uel]q[ues] jours.
Nous vous demandons s’il vous est possible de nous recevoir Lundi en huit 29 Xbre? Quand j’aurai
votre réponse je previendrai C h a b r i e r ...“
250
IV. Musik
Nr. 478
Antonín Dvořák
251
IV. Musik
482* FRANZ, Robert, 1815–1892. Eigenh. Musikmanuskript. 22⁄3 S. Querformat, 9zeilig. Leicht
gebräunt, ein wenig fleckig; winzige Randeinrisse.
(600.—)
„ Wa s s e r f a h r t “ . – Vollständige Liedkomposition für Gesangstimme mit Klavierbegleitung, op. 37
Nr. 3, mit dem Text nach Heinrich H e i n e („Am fernen Horizonte / erscheint, wie ein Nebelbild / die
Stadt mit ihren Thürmen / in Abenddämmrung gehüllt ...“).
483* — E.Br.m.U. Halle 24.IV.1871. 4 S. gr.-8o.
(250.—)
An eine Sängerin über seine Bearbeitung Bachscher und Händelscher Lieder und Arien, u.a. „Mio
bel tesoro“ und „Mio caro bene“.
„... Hinsichtlich der Instrumentation u. deren Verhältniß zum Gesang erlaube ich mir einige Bemerkungen. Zwar soll die Singstimme überall in vorderster Reihe stehen, jedoch darf dies nicht auf Unkosten der Deutlichkeit u. Klarheit der begleitenden Instrumente geschehen. In Bach’s u. Händel’s
Musik wetteifern sämmtliche Partien mit einander: jede sucht dazu beizutragen, das innere Leben der
zu Grunde gelegten Stimmung zur Darstellung zu bringen. Im schönen Gleichgewicht aller Betheiligten dürfte aber der Hauptreiz dieser Musik liegen. Ein solches herzustellen, ist freilich Sache des Dirigenten, den Sie in meinem Namen bitten mögen, das Nöthige in jenem Sinne verfügen zu wollen ...“
484 — E. musikal. Albumblatt m.U. Halle 28.I.1882. 1 S. quer-kl.-folio. Sechszeiliges Notenpapier. Unten leicht beschnitten.
(150.—)
Dreitaktiges Notenzitat: Der Anfang seines Liedes „Umsonst“, op. 10 („Sechs Gesänge“) Nr. 6, nach
dem Gedicht von Karl Wilhelm Osterwald; mit dem unterlegten Text „Des Waldes Sänger singen ...“
485* FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886–1954. Br.m.U. Clarens 6.II.1951. 3/4 S. folio. Mit Eingangsstempel und Bearbeitungsvermerken (Rotstift). Kleine Faltenrisse hinterlegt, gelocht.
(400.—)
An Bundespräsident Theodor H e u s s in Bonn.
„... Ihre Absicht, die Friedensklasse des Ordens ‘Pour le Mérite’ wieder neu aufleben zu lassen, nachdem sie durch Hitler ein gewaltsames Ende gefunden hatte, kann ich, selber einer der letzten lebenden
Träger dieses Ordens nur wärmstens begrüssen. Ich stehe Ihnen mit meinem Rat hierfür jederzeit
gerne zur Verfügung ...“
486* — Br.m.U. Clarens 15.II.1951. 11⁄4 S. folio. Mit Stempel „Österreichische Zensurstelle“ am
Fuß.
(400.—)
An Egon Seefehlner, den Generalsekretär der Konzerthausgesellschaft in Wien, dem er mitteilt, daß
er „im nächsten Jahr wenig, möglichst wenig, so gut wie gar nicht“ dirigieren werde.
„... Es wird mir dies gewiss von allen Seiten nicht leicht gemacht, anderseits wann soll man tun, was
man tun will und tun muss, als in meinem Alter!
Der langen Rede kurzer Sinn ist also: Ich werde, so leid es mir tut, nächstes Jahr als Dirigent nicht
verfügbar sein. Es tut mir vielleicht gerade im Hinblick auf die Konzerte mit Ihnen am allermeisten
leid. Das Requiem von Brahms, das wir zusammen durchgeführt haben, habe ich noch in schöner
Erinnerung, und ich bin überzeugt, dass wir so manch gelungene Aufführung hätten weiter daran
knüpfen können, uns zur Freude und Anderen zum Aerger ...“
487 — E.Br.m.U. O.O.u.D. 11⁄4 S. 4o. Leicht fleckig.
(250.—)
An (Johannes) Boye, den er hatte treffen wollen.
„... Wenn ich nur früher von Ihrem B. Badener Aufenthalt gewußt hätte, ich wäre vielleicht einmal hinüber gekommen (evtl. als Dirigent des mir angebotenen Fidelio) um Sie und Ihre Frau zu sehen.
So wünsche ich Ihnen nur, daß Sie nach der Erholungszeit eine gute Reise haben werden. Wenn Sie
mir über die Lübecker Kapellmeister-Frage ... schreiben würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar ...“
252
IV. Musik
488* GADE, Niels Wilhelm, 1817–1890. E. musikal. Albumblatt m.U. Leipzig, März 1846. 1 S.
quer-gr.-8o. Dunkelgraues Papier.
(400.—)
Die „ B a l a d e a u s ‘ C o m a l a ’ “ für „Harfe“ zu dem unterlegten Text „Vom Lochlin kam gezogen
/ Suaran der stolze Held / über die Meereswogen / zog er nach Morwens Feld / an Fingal / sich zu
rächen / schwor er seit Jahren schon, / die Lanze wollt er brechen / mit ihm um Land und Thron“ –
„zu Andenken / Niels W. Gade.“
Gades Chorwerk „Comala“ war im selben Jahr nach einem Libretto von Julius Klengel entstanden.
489* — Br.m.U. Kopenhagen 23.X.1874. 21⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt und fleckig. Nadellöcher
am Kopf. Falzrest auf der 4. Seite.
(300.—)
An Richard Peyton, der ihn für das Birmingham-Musikfest um eine Komposition gebeten hatte.
„... Your honoured writing of 25th September containing the proposal to me of composing a cantata
for the Birmingham musical festival to be held in the summer 1876 I have received with much satisfaction ... I shall be glad to enter into the wishes of the comittee and to employ the talent and the power,
which might be given me, to accomplish a work worthy the old and important society and the names,
who have before been associated to its endeavors of promoting and promulgating musical art.
I beg your pardon that I have not answered your letter till now ... – As soon as I have found a poetical subject, appropriated to the occasion, I shall permit me to send it to you ...“
Das Birmingham Triennal Music Festival (1784–1912) galt als das wichtigste Musikfest Großbritanniens.
Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m.U. „Niels W. Gade“ unter den im System notierten ganzen
Noten G, A, D, E (Kopenhagen 1881); an Max Wagner in Dessau.
490 GERNSHEIM, Friedrich, 1839–1916. E. Postkarte m.U. „F.G.“ (Berlin) 4.IV.1910. (80.—)
An den Pianisten und Musikschriftsteller Albert Friedenthal (1862–1921) in Rom wegen einer gemeinsamen Reise.
„... Treffen wir uns etwa in Neapel? Ich denke, daß wir dort ... im Hotel Müller absteigen u. jedenfalls 2 Tage bleiben, um dann nach Capri od. Sorrent zu gehen. Was Hotel Aliberti betrifft, so ist ja
der Preis ... akzeptabel, aber auf 3 Wochen kann ich mich nicht binden ...“
253
IV. Musik
491 GERSHWIN, George, 1898–1937. Br.m.U. New York 10.VI.1936. 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Schwach fleckig, kleine Randeinrisse.
(350.—)
An das Konsulat der Vereinigten Staaten in Rotterdam, bei dem er sich für den aus Deutschland geflohenen Maler Arthur K a u f m a n n (1888–1971) verbürgt.
„... My friend, Mr. Arthur Kaufman, is anxious to obtain a permanent visa for the United States. I
consider him a first rate artist and would like to see him come to America to stay. I will be glad to
assume financial responsibility in case of need ...“ – Mit notariellem Beglaubigungsvermerk und Eingangsstempel des Konsulats.
Kaufmann konnte in diesem Jahr in die USA emigrieren.
492* GLINKA, Michail Iwanowitsch, 1804 – 1857. Eigenh. Manuskript. 21⁄2 S. kl.-8o. Etwas
gebräunt und brüchig, kleine Randdefekte (eine Fehlstelle).
(3.000.—)
Sorgfältige Niederschrift eines dreistrophigen französischen Liedtextes:
„O si tu étais avec moi
2) Seules sur le vaste sein
Dans la barque brune
de l’ocean endormi
Au rayon de la lune
seules, du ciel (taisant) tranquille
Tu vois fuir sur la mer;
sous le voile immense,
Oh su tu étais avec moi!
Des libres (pleures) larmes au moins
Je t’aurois ravi ma bien aimée
Nous pourrons verser ensemble
aux malheureux rivages
Des plaintes non trahies
où nous devons languir.
Par de temoins cruels ...“
Auf den Rückseiten die italienische Übersetzung von fremder Hand. – S e h r s e l t e n .
„ich mußte ein ganz anderes Kätchen haben“
493 GOETZ, Hermann, 1840–1876. E.Br.m.U. Hottingen 22.XI.1875. 4 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen. Leicht fleckig.
(600.—)
Inhaltsreicher Brief an die Sängerin (Minnie H a u k ) in Berlin.
„... gestatten Sie mir, Ihnen ... meine herzliche Freude auszusprechen, daß Sie ... an das Studium
der Katharina in meiner Oper: Der Widerspänstigen Zähmung gehen werden. – Nur wenige Male
hatte ich in früheren Jahren das Glück, Sie in München zu hören; aber Ihr liebevolles Versenken in
den Charakter der Rolle, und Ihr geniales Vermögen, durch eine Menge feiner Züge den Zuhörer in
die innersten Vorgänge der Menschenseele blicken und unwiderstehlich mitempfinden zu lassen, und
alles dies verklärt durch den Zauber von Tönen, die schon für sich allein auf’s Höchste entzücken
mußten – das ist mir alles unvergeßlich geblieben. Wie glücklich bin ich nun, daß Sie Ihre Gestaltungskraft auch meinem Käthchen zuwenden wollen ...
... Mein Textdichter“ (Joseph Viktor W i d m a n n ), „der überall meinen Intentionen gefolgt ist, und
ich – wir haben den Charakter ... zu idealisiren gesucht. So hoch ich Shakespeare verehre, bei seinem Käthchen und Petruchio hatte ich von jeher das bestimmte Gefühl, daß diese Charaktere, in der
vollen Naturwahrheit, die der Dichter giebt, dargestellt uns mehr abstoßen als anziehen. Kein
Sh’sches Stück erfordert darum für die Darstellung auf unserer Bühne soviele Änderungen und Milderungen als jenes Lustspiel ... ich mußte ein ganz anderes Kätchen haben und sobald ich es einmal
hatte ... ergab sich alles Uebrige von selbst ...“ – Erwähnt den Sänger Franz Betz, der den Petruchio
singen sollte, und den Berliner Hofkapellmeister Robert Radecke.
Die amerikanische Sängerin Minnie Hauk war 1874–1877 an der Berliner Hofoper engagiert; „she gained particular success as Katharina in Götz’s Der Widerspänstigen Zähmung“ (Grove).
254
IV. Musik
Nr. 497
Edvard Grieg
255
IV. Musik
494* GOMIS, José Melchior, 1791–1836. E.Br.m.U. Paris, nach 1830. 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf
„Académie Royale de Musique“. Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht gebräunt. (150.—)
An den Direktor der Académie Royale de Musique, Duponchet, wegen eines Gedichts.
„Mon cher ami: je besoin de vous entretenir 5 minutes au sujet de mon Poeme, qu’il me serait impossible d’ecrire une tel qu’il est. Je suis venu deux fois: je m’en retourne chez moi car ce froi me fait mal.
La chose est tres urgent et vous vous obligeriez beaucoup à vous même, et à moi, si vous voudriez passer chez moi ou en moins d’un quart d’heure ...“
Beiliegend 2 weitere e. Br.m. U. Gomis’ (o.O.u.J.) und eine Portraitphotographie mit e. Widmung
u.U. des Violinisten Enrique Fernández Arbór (San Sebastian 1907).
495* GOUNOD, Charles, 1818–1893. E.Br.m.U. R o m 8.III.1842. 3⁄4 S. gr.-8o. Schwach fleckig,
Nadelloch.
(250.—)
Aus seiner Studienzeit in Rom an einen Freund (Name getilgt) zum Tod von dessen Mutter.
„... En dire bien long dans de pareilles circonstances m’est une chose inconnue et impossible: je sens
seulement qu’une ligne d’amitié réelle serait un baume ...“ 1839 hatte Gounod den mit einem Stipendium verbundenen Prix de Rome gewonnen.
S e l t e n so früh.
496 — E.Br.m.U. Paris 23.III.1878. 11⁄2 S. gr.-4o. Kleine Randläsuren. Spuren alter Heftung;
mehrere amtliche Stempel.
(180.—)
An den Präfekten von Paris, die Ausrichtung des „Prix du Concours Musical, fondé par la ville de
Paris“ betreffend. – Der Präfekt hatte Gounod für das Organisationskomitee nominiert.
„... Je me vois dans la nécessité de vous offrir mes excuses et tout mon regret de ne pouvoir répondre
à votre desir, et de récuser des fonctions qu’il me serait impossible de remplir sans porter un grave
préjudice au travail considerable qui m’imposent l’achèvement et les répétitions de mon opéra
‘ P o l y e u c t e ’ ...“ – Die Oper wurde im Oktober des Jahres uraufgeführt.
497 GRIEG, Edvard, 1843–1907. E.Br.m.U. (Bergen,) „Troldhaugen“ 30.II.1883. 22⁄3 S. 8°.
Norwegisch.
(1.200.—)
An den norwegischen Komponisten und Musikschriftsteller Gerhard Schjelderup (1859–1933) über
eine schwere Erkrankung, die ihn drei Wochen ans Bett gefesselt habe, weshalb er nun für einige Zeit
zur Erholung in die Berge müsse.
„...Jeg kommer netop op fra et meget alvorligt, 3 uger Sygeleie – Bronkit og Astma –, så det bliv ikke
mange Ord. Om få Dage skal jeg til fjelds, forat reparere mine ödelagte Nerver og Kraefter ... Jeg
kan forelöbig ikke hjaelpe dem. Jeg tör ikke tenke på det engang ...“
Ferner über seine verwitwete Schwägerin Marie Grieg. „...Men hun er nu i Kristiania, kommer dog
hjem om c. 14 dage. Straks jeg kommer fra fjeldet, skal jeg tale med hende ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 255.
498* HAHN, Reynaldo, 1874–1947. Eigenh. Musikmanuskript. 1 S. kl. Hochformat, 16zeilig.
Bleistift. Kleine Randdefekte (zum Teil ausgebessert).
(200.—)
Fragment einer Liedkomposition.
256
IV. Musik
499* HAMPTON, Lionel, 1908 – 2002. Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug
auf der Bildseite. 25,7×20,3 cm. Aufnahme für die Agentur Joe Glaser. Schwach fleckig.
(120.—)
„Best of Luck / for Carter / Lionel Hampton“
Brustbild aus jungen Jahren, mit einem schwarzen Scotch Terrier auf dem Schoß.
„er hat oft über mich zu klagen gehabt“
500* HANSLICK, Eduard, 1825–1904. E.Br.m.U. Wien 22.XI.1883. 4 S. 8o.
(150.—)
An den Redakteur einer Zeitschrift, dem er den „gewünschten Zusatz zum Joachim-Artikel (Vergleich
mit S a r a s a t e )“ zusagt.
„... Ihre Frau Gemahlin das Dvorak’sche Concert spielen zu hören, würde mich ungemein freuen.
Leider scheint es mir in dieser Saison nicht mehr möglich. Für Künstler, die nicht ein eigenes Concert
hier geben, existiren nur 2 Gelegenheiten mit Orchester zu spielen: in den 4 Gesellschafts Concerten
oder in den 8 Philharmonischen. Das Programm beider Concert Institute ist längst fixirt ... Möglich
... ist’s jedoch, daß sich ein Ausfall bei den Philharmonikern ereignet ... und da wäre es für alle Fälle
gerathen, sich mit einer Anfrage an Hofkapellmeister Hans R i c h t e r zu wenden. Ich stehe zu ihm
persönlich in gar keinen Beziehungen, ja er hat oft über mich zu klagen gehabt; ich kann mich daher
nicht mit Aussicht auf Erfolg Ihnen zur Intervention anbieten ...“
Beiliegend ein e. Manuskript m. U., 1 S. gr.-folio; Blatt „83“ aus einer musikkritischen Arbeit, mit
einer Würdigung des Sängers Julius Stockhausen.
501 HAYDN, Joseph, 1732–1809. E. Schriftstück m.U. „Joseph Haydn / CapellMeister“. Eisenstadt 25.VII.1801. 1 S. quer-schmal-gr.-8o.
(8.000.—)
„Quittung / Über einen Beschwerten Brief mit zwey Tausent gulden, welcher mir durch den
Fürst[lich] Esterhazischen Portier Heinrich Mayer ist richtig eingehändiget worden.“
Im Sommer 1801 arbeitete Haydn an seiner „Schöpfungsmesse“, die am 13. September in Eisenstadt
uraufgeführt wurde.
Der 1790 verstorbene Fürst Nikolaus Esterházy hatte Haydn testamentarisch mit einer Pension
bedacht.
257
IV. Musik
„Musikstücke, die an den Rand des Wahnsinns gehen“
503 HENZE, Hans Werner, geb. 1926. 5 e.Br.m.U. und 1 e. Schriftstück m.U. Saarbrücken,
(meist) Marino u.a.O. 25.II.1967 bis 17.VII.1969. 18 S. folio bis 4o. Meist mit gedrucktem
Briefkopf. Ein Brief mit kleineren Einrissen.
(2.000.—)
Biographisch bedeutende Briefe an den Dirigenten Bernhard Conz (1906–1999) in Bielefeld, der mehrere seiner Werke uraufführte.
Saarbrücken 25.II.1967. „... gestern abend habe ich hier das Rundfunkorchester dirigiert, und ab
heute beginnt für mich ein neues Leben: Vor einigen Wochen habe ich, teils auf ärztlichen Rat, teils
aus eigenen Entschlüssen, dem Dirigieren entsagt ... ich ... werde in den nächsten Jahren weder dirigieren noch reisen ... dafür aber ruhig und froh leben und etwas tun, das im Augenblick vielleicht viel
wichtiger ist: Musik schreiben, viel, in langsamer meditativer Arbeit, mit dem Versuch, Entscheidendes zur augenblicklichen Situation der Musik zu sagen. Sie kennen ja das Gerede: Die Musik ist vorbei, es geht nicht mehr weiter etc. – alle meine Altersgenossen und Kollegen, Boulez, Stockhausen,
Nono usw. sind praktisch an ihren eigenen Werken gescheitert, nun möchte ich nicht unnötig irgendwas aufs Spiel setzen, sondern möchte gläubig und vertieft meine Musik weiter und höher bringen,
und Entscheidungen herbeiführen, die in diesen Jahren fallen müssen ... zu den Plänen gehört übrigens auch ein K l a v i e r k o n z e r t , vielleicht wird dies der Auftrag für die Eröffnung des Kaselowsky-Kunsthauses ...“ (in Bielefeld).
Marino 29.III.1967. „... Dieses Klavierkonzert ... soll ein grosses symphonisches oeuvre werden, Ausgangspunkt etwa die grossen Brahms-Konzerte ... Ich bin ja zu alt, um noch mit Kleinigkeiten mich
aufzuhalten, es müssen jetzt die grossen Werke, die ‘Würfe’ kommen ... Es gibt ja auch für mich ‘Aufträge’ im engeren Sinne gar nicht: ich schreibe was ich schreiben muss, dann finde ich einen Geldgeber, einen Interessenten (was angenehm ist), aber mich richten nach den Wünschen von Fabrikantengattinnen, das kann ich nicht – das darf ich auch nicht, und das will ich auch nicht ...“
(Wohl Ende 1967; das Schriftstück.) Über sein Klavierkonzert No. 2. „... Die Musik versucht, aus der
Sprachlosigkeit und Abstraktion auszubrechen, in der eine gewisse Aesthetik sie noch gefangen hält.
Sie tröstet nicht, sie ist kein künstliches Paradies, sondern sie reflektiert Schmerz und Unglück, so
wie sie jeden Menschen in unserer beschädigten Welt befallen und heimsuchen“. 1 S. folio; mit mehreren Korrekturen. „im Flugzeug, zwischen Montreal und Mexico City (leider nicht Havana)“
11.XI.1968. Über eine eigene Aufführung des Klavierkonzerts; die Uraufführung hatte am 29.IX.1968
unter Conz’ Leitung in Bielefeld stattgefunden. „... es war eine sehr schwere Zeit, diese so kurzfristige Vorbereitung eines emotional und schlagtechnisch so schweren Stücks ... Ich war der Sache kaum
gewachsen, zumal ich sie selber geschrieben habe – aber das Konzert ging dann doch sehr gut (ich
habe mich nicht verschlagen –) und E s c h e n b a c h und die Philharmoniker waren phantastisch.
Letztere begriffen praktisch erst während der Aufführung, was mit diesem Stück los ist (bis zum Ende
der Generalprobe waren sie noch beschäftigt, zu verstehen, wie man es technisch macht) und so war
es ein creativer Akt ... Durch das Klavierkonzert habe ich einen Knoten durchgehaun, scheint mir.
Die Frage ist, ob so viel Leiden gerechtfertigt ist, um dann zu solchen Dingen zu gelangen wie zu diesem Stück. Das Schreiben der ‘ M e d u s a ’ des Oratoriums, das nun die nächste Entscheidung für
mich bringen soll (am 9. Dez. in Hamburg) war beinahe noch schwieriger und ruinöser als das des
Klavierkonzerts. Immer wieder muss man sich fragen, ob es richtig ist, dass das Machen von Kunst,
im Bereich der schlimmsten Widersprüche in unserer spätkapitalist[isch]en Gesellschaft, noch mit
solcher Anstrengung betrieben wird, oder ob es nicht besser wäre, sich zu weigern und dafür zu sorgen, dass eine bessere Welt anfängt ... wo die über den Menschen und seine Bedürfnisse hinausgehende ‘Taten’ (heroische, dem Verfall trotzende ‘Kultur’-Taten) überflüssig sind: weil die Repression,
deren Gradmesser solche Musikstücke sind, die an den Rand des Wahnsinns gehen, weil sie Unmögliches versuchen – nicht mehr existieren und der Mensch gelöst und erlöst leben kann. Oder ist mein
Arbeiten der beste mir mögliche Beitrag zur Revolution? ...“
Marino 2.I.1969. Über den „Eclat“ bei der Uraufführung des „Floß der Medusa“ am 9.XII.1968 in
Hamburg, die in politischen Demonstrationen und einem Polizeieinsatz untergegangen war; Henzes
Eintreten für die Demonstranten hatte Schmähungen in der Presse zur Folge gehabt. „... Ich will nicht
klagen: Liebe Freunde, ehemalige Schüler etc. haben sich gemeldet, und sogar Leute wie J.P. Sartre,
Luigi Nono, S. de Beauvoir ...
... Der Anlass zum Tumult war folgender: Ein junger Hamburger hat, bevor die Solisten und ich rauskamen, ein Bild von Guevara an das Podium geheftet. O.K. er hätte es auch lassen können, aber
immerhin ist die ‘Medusa’ diesem Mann gewidmet. Da hat der Programmdirektor des N.D.R. ... den
blödsinigen Fehler gemacht, das Bild abzureissen und zu zerstückeln. Erst daraufhin wurde ein
258
IV. Musik
neuer ‘Che’ angeklebt, und obendrein die rote Fahne (später auch die schwarze Fahne der Anarchisten). Dies war noch im Gange, als wir auftraten. Dann verlangte der RIAS-Chor die Entfernung der
Fahne, und als ich nichts dergleichen tat, verliess er das Podium. Fischer-D[ieskau] übrigens verliess es erst mit mir zusammen, auch hier hat die Presse gelogen. Dann versuchten einige Genossen,
mit dem RIAS-Chor zu diskutieren (ich auch) und das war noch im Gange als die Polente erschien.
So sah das aus. Nun stellen Sie sich vor, ich hätte dem Verlangen des RIAS-Chors entsprochen ... Da
hätte die Presse von Augstein bis Springer und zurück aber einen Triumph gehabt! Und ich wäre an
Ort und Stelle vor Scham gestorben ...
... Die Konsequenzen, z. B. den vorauszusehenden Boykott, scheue ich nicht. Ich bin auch sehr gut
in Form, komponiere ... Es ist sehr schön, wenn man mit 42 plötzlich ein ganzes Leben voller Lernprozesse und neuer künstlerischer Versuche vor sich sieht. Dem langsamen bürgerlichen Tod der mir
beschert war und dessen erste Leichenflecke sich schon auf mir abzuzeichnen begannen, bin ich jedenfalls entronnen ...“
17.VII.1969. „... In Cuba war es sehr schön, sehr ergreifend. Ich konnte hingehen und hinfahren wo
ich wollte, konnte also auch die schwierigen Dinge sehen ...
Inzwischen arbeite ich an meiner Sinfonie. Übrigens war ... der R e C e r v o in Zürich eine gute Aufführung. Die Regie besonders, aber ich habe auch ganz gut dirigiert (mit immer kleiner werdenden
Bewegungen) und die Sänger waren gut studiert (der Tenor, Kaposy, leider schlecht: immer habe ich
mit den Tenören Pech in diesem Stück!) ...
Werden Sie ‘ B o u l e v a r d ’ nachholen? Ich hoffe es doch. Mehrere Bühnen haben Sachen abgesetzt
‘aus Vorsicht’ ich hoffe dass Sie nicht so ‘vorsichtig’ sein werden, zumal es nicht an der Zeit ist, Märtyrer zu kreieren ...“
504* HILL, Alfred, 1870–1960. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel. Titel
und 8 S. großes Hochformat, 12zeilig. Leicht gebräunt.
(400.—)
„ Wa i a t a M a o r i “ . Liedkomposition für Singstimme und Pianoforte. – Mit einer Widmung „To
Madam Cisneros with aroha from the Composer“.
Der australische Komponist lebte nach seinem Studium in Deutschland in Neuseeland und beschäftigte sich eingehend mit Maori-Musik.
505* HILLER, Ferdinand von, 1811–1885. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem
Titelblatt und am Schluß. „Beendigt den 31 August 1850“. Titel + 241⁄2 S. Hochformat, 16zeilig.
Leicht gebräunt (besonders die Ränder), stellenweise etwas fleckig.
(250.—)
„D u e t t f ü r P i a n o f o r t e u n d V i o l i n e / componirt und seinem Freunde Ernst zugeeignet / von
/ Ferdinand Hiller.“ – Vollständige Reinschrift. Seite 16 mit einem eigenh. Korrekturblatt überklebt.
506* HIMMEL, Friedrich Heinrich, 1765 – 1814. E. Br. m. U. Alexandersbad b. Wunsiedel
10.VI.1805. 1 S. kl.-folio. Grünliches Papier. Leicht fleckig.
(180.—)
An seinen Verleger (Breitkopf & Härtel) mit der Bitte, ihm „12 Exemplare des Clavierauszuges von
F a n c h o n recht sauber u. propre geheftet zu übersenden ... u. dann mir die Conditiones wissen zu
lassen, unter denen Sie mir das Fortepiano v. Müller mit der Uhr ... überlassen wollen. es hat mir sehr
gefallen ...
Den 13t kömt ... die Königin v. Pr[eußen], Prin[ze]ß Solms, Herzogin v. Hildburghausen, d.
Großfürstin Constantin, Prinz u. Erbprin[ze]ß v. Hessen, Prinz Willhelm u. mehr ...“ „Fanchon das
Leyermädchen“ war Himmels erfolgreichste Oper.
259
IV. Musik
507 HINDEMITH, Paul, 1895–1963. Eigenh. Manuskript mit Notenzitaten. Titelblatt und 42 S.
quer-32o (karierter Schreibblock, ca. 4×7,8 cm) sowie 14 S. quer-32o (einzelne perforierte
Blätter). Bleistift.
(500.—)
„Schreibfehler / Partitur / M a t h i s “. Korrekturen Hindemiths zur Partitur seiner Oper „Mathis,
der Maler“, die von 1933 bis 1935 zu seinem eigenen Libretto entstanden war. – Die Uraufführung der
Oper fand am 28. Mai 1938 im Stadttheater Zürich unter der Leitung von Robert Denzler statt.
I) „Schreibfehler in der Partitur“ für „S. 3, Syst I. Takt 4“ bis „S. 382 Syst 2 Takt 6“, von fremder
Hand „übertragen 25. 9.“
II) „Schreibfehler in der Mathis-Partitur“ für „S 367, Takt 4 / Pos 2. / letzte Note“ bis „S. 500 / Syst
1 Takt 4“, von fremder Hand „übertragen 4. X.“
Die Partitur der Oper erschien als Faksimile nach der Handschrift des Komponisten 1958 bei Schott.
„in meiner kulturbolschewistischen Umgebung“
508 — 12 Autographen: 5 e.Br.m.U., 1 e. Billett m.U. auf seiner Visitenkarte und 6 e. Bildpostkarten m.U. („Paul Hindemith“ und „P.H.“). Berlin, Ankara, Schönwald, Chandolin, Los
Angeles und Sierre 30.VII.1932 bis 11.XII.1939. 7 S. gr.-4o bis quer-gr.-8o und die Karten.
Zum Teil etwas stockfleckig. Mit 2 frankierten Umschlägen.
(2.000.—)
An den Komponisten Fritz von Borries (1892–1983) in Bad Schwartau mit Berichten über sein musikalisches Schaffen und wegen Konzertabsprachen.
Berlin 30.VII.1932. „... Das Programm ist ein klein bisschen anders, wir hatten uns wohl missverstanden: statt der Solosonate für Bratsche am ersten Abend soll die Bratschensonate mit Klavier (op
11) gespielt werden, dafür die Solosonate op 25 am zweiten Abend. Die Solosonate op 11 ist nicht zu
empfehlen. Natürlich können Sie Teile aus dem Marienleben machen. Die Auswahl der Lieder überlässt man wohl am besten der Sängerin ...“
Berlin (7.XI.1932). „... Beim Plöner Programm kommt die Bratschensolosonate (op 25 I Mässig
schnell. Lebhaft – Langsam – Sehr lebhaft – Sehr langsam) wohl am besten nach der Kantate. Rabsch
schrieb mir, dass er statt dessen gerne eine Haydn-Symphonie gemacht hätte. Aber das geht nicht.
Da sonst alles von mir ist, meinen einige Zuhörer, dass ich auch so schöne Sachen machen könnte und
in solchen Misskredit kann ich Ihren Verein nicht bringen. Und dem Kenner möchte ich nicht zumuten, Haydn in meiner kulturbolschewistischen Umgebung geniessen zu müssen ...“
(Ankara 28.IV.1935), Nachschrift auf einer Ansichtskarte seiner Frau Gertrud. „Ich bin ganz
gerührt, sogar in dieser unsentimentalen Gegend. Dass Ihnen der Mathis gefällt, ist schön. Hoffentlich geht’s noch einigen ebenso. Hier ist’s in jeder Beziehung hochinteressant. Ein grosser Unterschied
zwischen der Lübecker Marienkirche und der umstehenden Burg. Bald ist mein Dienst hier um ...“ –
Die Ansicht zeigt „Ankara Kaya Basi“.
(Schönwald 29.VIII.1935), Nachschrift zu einer Ansichtskarte seiner Frau Gertrud. „Es regnet Tropfen wie bei Czerny Sechzehntel. Darüber wurde unsere Schule der Geläufigkeit für hoffentlich nur
einen Tag unterbrochen ...“
(Berlin 19.XI.1935), Portraitpostkarte (beschnitten, minimaler Buchstabenverlust). „Geburtstage
ohne Marzipan aus Schwartau sind kaum noch denkbar, der Empfänger freut sich, wie Sie sehen,
entsprechend. Der Übertritt ins Greisenalter ist ohne sichtbaren plötzlichen Ruck in Amsterdam vollzogen worden ...“ – Das Portrait: Brustbild, ein strahlender Hindemith.
260
IV. Musik
(Chandolin 29.XI.1938.) „Viele Grüsse aus der schönsten aller Gegenden. In Zürich haben wir alle
Arbeit und alle Festlichkeiten gut überstanden und sitzen nun fern von Gut und Böse. Leider nur
noch kurze Zeit, dann werden wir nach London gehen ...“ – In Zürich war seine Oper „Mathis, der
Maler“ uraufgeführt worden.
Beiliegend ein hektographierter Brief m.U. und eigenh. Nachschrift, New Haven, Frühjahr 1946, mit
einem „summarischen Bericht über unser Tun“: „... Wir leben nun schon über sechs Jahre hier.
Obwohl uns das Land ja nicht unbekannt war, war doch die Umstellung auf eine völlig andere Umgebung, auf neue Arbeits- und Lebensbedingungen ein nicht unerhebliches Problem ... Die Abwesenheit
jeglicher Mißgunst, Topfguckerei und Blockwartmentalität war besonders erfreulich nach den üblen
Erfahrungen in der alten Heimat ...
Den Krieg haben wir, obwohl in fortdauernder Hochspannung, wenigstens äußerlich ruhig hier verlebt. Die reichlich bemessene Schul- und sonstige Arbeit ließ einem wenig Zeit zu müßigen Gedanken
und Unternehmungen ...“
Ferner beiliegend ein Br.m. U. Hindemiths, Berlin 1932, an Herrn Godunow, 4 e.Br.m.U., davon 3
auf Kunstpostkarten, seiner Frau Gertrud, Berlin und o.O. 1933, 1938 und o.D., sowie ein e.Br.m.
U. seiner Mutter Sophie, Frankfurt a. M. 1940, letztere an v. Borries.
509 — E. Br. m. U. New Haven 3.VI.1946. 23⁄4 S. 4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Nicht ganz
frisch.
(400.—)
Empfehlungsschreiben für den irischen Musikologen Frank Llewelyn H a r r i s o n (1905–1987) an
Professor French (an der Colgate University in Hamilton, NY).
„... He is an extremely fine and well educated musician. He is a master in many branches of practical and theoretical music. His compositions are remarkable in every technical and musical respect,
and his historical knowledge is based on his practical experiences. He has all the qualifications of the
ideal teacher ...
Mr. Harrison told me of the possibility to have Mr. H.J. Rudas appointed. He studied with me before
he went to the Army, and he also is a musician of great gift and ability ...
Both are persons of very high personal and musical qualities, and yet their approach to music is
decidedly individual ...“
510 HOLSTEIN, Franz von, 1826–1878. Eigenh. Musikmanuskript. 13⁄4 S. Großformat, 12zeilig.
Kleine Faltenrisse, leicht gebräunt und fleckig.
(180.—)
Das Rezitativ Nr. 15 a aus seiner 1868 uraufgeführten Oper „Der Haideschacht“, am Kopf bezeichnet
„Akt III. Scene II (nach Stirson’s Arie)“, dazu der Text „So heißt es denn dem Unvermeidlichen sich
fügen. Noch immerfort tönt mir im Ohre jenes Böswicht’s Wort ...“
Am Schluß eine Echtheitsbestätigung von H. von Holstein (1881): „Handschrift von Franz von Holstein“.
„ein guter Verkaufsartikel“
511 HUMMEL, Johann Nepomuk, 1778–1837. E.Br.m.U. London 1.VI.1831. 2⁄3 S. gr.-4o. Mit
Siegelrest und Adresse (Poststempel und -vermerke). Ausschnitt am Oberrand zum Öffnen
des Siegels.
(800.—)
An den Musikverleger Probst in Leipzig, dem er ein Klavierstück anbietet.
„... meinem Versprechen gemäß melde ich Ihnen, daß ich ein Rondò (La Galante) für Pianoforte ohne
Accomp. für Sie disponible habe, es ist gefällig, nicht schwer und doch recht brilliant; folglich ein guter
Verkaufsartikel für die Klavierspielerinnen und Liebhaberinnen; – ich schike das Manuscript in einigen Tagen an meine Frau nach Weimar ab. ... Die Zeit des Erscheinens ist circa Ende July od. Anfangs
August stipulirt, und Ihr Eigenthum wird ebenfalls auf der englischen Ausgabe bemerkt werden ...“
261
IV. Musik
512* JANÁČEK, Leoš, 1854–1928. E.Br.m.U. O.O.u.D. (1885). 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt.
Rand- und Faltenschäden (teilweise hinterlegt). Tschechisch.
(800.—)
(An A n t o n í n D v o ř á k ), Herausgeber der 1884 von ihm gegründeten Musikzeitschrift „Hudební
listy“, einen Beitrag betreffend.
„Anbei finden Sie meine kleine Arbeit und wenn sie Ihnen gefällt, bitte ich um eine Benachrichtigung.
Könnte ich Sie zudem wieder um einen Artikel ‘pro ‘Hud. listy’’ bitten, mit einem ähnlich interessanten Thema wie letztes Jahr?
Die Ausgabe Nr. 1 wird wieder am 15. Oktober erscheinen, so daß ich den Beitrag bis zum 10. Oktober erwarte ...“ (Übersetzung)
513* — Schriftstück mit e. Namenszug (Bleistift). Brünn 16.X.1888. 2⁄3 S. gr.-folio. Tschechisch.
Leicht gebräunt. In der Bugfalte brüchig (hinterlegt).
(200.—)
Wohl Aushang der Orgelschule in Brünn, deren Direktor Janáček seit 1881 war.
„188 8/9. / Unsere erste monatliche Konferenz wird am 19. Oktober um 5 Uhr nachmittags stattfinden.“ (Übersetzung). – Neben Janáček unterzeichnen 15 weitere Mitglieder des Lehrkörpers.
514* JAQUES-DALCROZE, Emile, 1865–1950. E.Br.m.U. Genf 18.IV.1898. 1 S. gr.-4o. Schwach
gebräunt, minimale Faltenrisse.
(200.—)
An einen Orchesterleiter in Deutschland bei Übersendung eines Werkes „für chori, soli und Orchester von meiner eigenen Composition“.
„... Wenn Sie willig sind, dieses Werck zu lesen, wenn es Sie befriedigt und wenn Sie es unternehmen
wollen dasselbe durch Ihre vorzügliche Gesellschaft einstudiren zu lassen, so wäre ich Ihnen sehr
dankbar.
Aus Deutschland wurde mir proponirt eine Uebersetzung, welche ich zu Ihrer Disposition stellen
könnte, machen zu laßen, nämlich mit den Coupuren (Schnitte) die für eine ConcertAusführung
erforderlich sind ...“
515* JAZZ-MUSIKER. – Über 40 Namenszüge in Programmheften.
(300.—)
Darunter Louis Armstrong, Aimé Barelli, die Berry’s, Don Byas, Kenny Clarke, Tadd Dameron, Miles
Davis, Beby Dodds, Duke Ellington, Dizzy Gillespie, Coleman Hawkins, Chippie Hill, Stan Kenton,
Milton Mezzrow, Velma Middleton, James Moody, Oran Page („Hot Lips“), Charlie Parker, William
Shepherd und Jack Teagarden.
516 JOSEFFY, Rafael, 1852–1915. Br.m.U. und e. Nachschrift. North Tarrytown, NY 20.VIII.
(200.—)
1908. 1 S. gr.-4o. Mit illustriertem Briefkopf „The Bohemians“.
An einen deutschstämmigen Musiker (Rihm), den er zur Teilnahme an Konzerten der „Bohemians“
einlädt.
„... As Chairman of the Program Committee I am arranging the programs this summer for next season’s Musical Evenings of the Bohemians ...“
Aus der eigenh. Nachschrift: „... Werden wir nicht die grosse Freude haben Sie zu hören? Nachdem
Sie ja ein oder zwei Concerte mitgemacht, werden Sie jetzt leicht eine passende Nummer finden. Das
dankbarste ‘Publicum’ ist Ihnen sicher ...“ – Beiliegend seine Portraitphotographie (Visitformat).
262
IV. Musik
517* KADOSA, Pál, 1903–1983. Eigenh. Musikmanuskript (Fragment). 11⁄3 S. gr. Hochformat,
16zeilig.
(200.—)
Weitgehend ausgeführte Kompositionsentwürfe auf zwei und drei Systemen.
Mit einem Begleitbrief in seinem Namen an einen Autographensammler (Budapest 1963).
518 KALLIWODA, Johann Wenzel, 1801 – 1866. E. musikal. Albumblatt m. U. Leipzig
19.IX.1849. 1 S. quer-gr.-8o. Schwach gebräunt.
(600.—)
Acht Takte für Klavier, bezeichnet „Andante“.
Musikalische Albumblätter Kalliwodas sind s e h r s e l t e n .
„mein Schmerzenskind“
519 KARAJAN, Herbert von, 1908–1989. E.Br.m.U. (Berlin) 9.X.1972. 2 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf.
(150.—)
An den Dirigenten Bernhard Conz (1906–1999), dem er für Glückwünsche – wohl zu seiner Einspielung von „Tristan und Isolde“ – dankt.
„... die liebe Anerkennung ... ist mir so besonders wertvoll ... weil diese Oper mein Schmerzenskind
war mit unendlicher Mühe und Schwierigkeiten vollendet / deswegen bin ich so froh dass es gut geworden ist ...“
520* KIEL, Friedrich, 1821–1885. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. Titel +
31 S. Querformat, 9zeilig. Geheftet; Deckblätter lose und mit kleinen Läsuren. Leicht
gebräunt, etwas fleckig.
(750.—)
„S o n a t i n e s p o u r l e P i a n o f o r t e e t V i o l o n par Fréderic Kiel“. – Partiturmäßige Niederschrift von 4 Sonaten, bez. „Allegro moderato“, „Allegretto“, „un poco sostenuto“ und „Presto“; mit
Streichungen und Korrekturen.
Beiliegend ein weiteres eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf, 72⁄3 S. Hochformat: unvollständige Violinstimme zu dieser Komposition.
263
IV. Musik
521* KILPINEN, Yrjö, 1892–1959. E.Br.m.U. „Yrjö“. Helsinki 10.XI.1932 (Poststempel). 4 S.
gr.-4o. Minimaler Randschaden. Mit frankiertem Umschlag.
(600.—)
Liebesbrief an die Schriftstellerin Jo van Ammers-Küller in Amsterdam.
„Liebe Jo! / Danke Dir für alles, – alles das liebe und gute Du mir gegeben hast – mir gewesen bist –
mir bist!
Hätte dir so vieles – vieles zu sagen. Aber warum sollte ich das Grosse u. Wunderbare mit armen Worten zu sagen versuchen, da Du es schon selbst in Deinem Herzen trägst, – es weisst u. fühlst. – Sage
nur, dass ich über unsere Freundschaft so glücklich bin; – so glücklich, dass sogar meine Sehnsucht
sich zum Glück verwandelt ...
Glaube, dass ich diesen Herbst gar nicht ins Ausland reisen kann, – höchstens auf einige Tage nach
Stockholm. Jämmerlich u. schändlich, dass der Mensch von etwas so unbeständiges, unwesentliches
u. im Grunde wertloses als die Valuta abhängig sein muss! – Hoffe ja doch im Frühjahr fahren zu können u. dann – ! – sehe ich auch Dich!!
Entschuldige meine schreckliche Handschrift. Wenn Du aber alles nicht lesen konntest, tut es nichts,
das das wichtigste jedenfalls immer ungeschrieben bleibt ...“
S e h r s e l t e n . – Beiliegend 3 Portraitphotographien.
522* KODÁLY, Zoltán, 1882–1967. Eigenh. Namenszug, als Albumblatt geschrieben. O.O.u.D.
1 S. quer-kl.-8o. Mit Goldumrahmung.
(150.—)
„Kodály Zoltán“. – Beiliegend ein e. Billett von Kodály an „Kedves Ernö“ (New York o.D.).
523* KOMPONISTEN. – 5 musikal. Albumblätter m.U. 5 S. quer-4o, 8zeilig. Mit Schmuckbordüre und der Bezeichnung „Aus dem Album von Carl Gurckhaus“ am Fuß sowie umlaufendem Goldschnitt.
(350.—)
Dekorative Albumblätter von Ivar Hallström (aus „Kvällen“, Leipzig 1875), Emil Hartmann (o.O.
1890), Christian Horneman (aus seiner Oper „Aladdin“, Kopenhagen 1894), Adolf Jensen (aus „Wanderbilder. Op 17. No 5“, Königsberg 1864) und Apollinaire von Kontski (aus der Ballade „Sentimens
de Bonheur“, Warschau 1862).
524* KORESCHTSCHENKO, Arssenij Nikolajewitsch, 1870 – 1922. E. Br. m. U. Moskau 9.V.
1905. 11⁄2 S. gr.-8o. Mit geprägtem Monogramm am Kopf. Leicht gebräunt.
(120.—)
An eine Dame, der er für ihr „manuscrit de ‘Vlasta’“ dankt.
„... Malheureusement je n’ai pu vous répondre de suite, car votre envoi est arrivé pendant mon absence: étant un peu fatigué de la saison j’ai accepté l’invitation d’un ami pour un séjour dans les environs de Kieff, où, profitant des fêtes de Pâques, j’ai passé plus de 15 jours. Je viens de rentrer à Moscou aujourd’hui et de trouver le manuscrit de votre oeuvre ...“
525* KREIN, Julian, 1913–1996. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel und
am Schluß. Titel und 21⁄2 S. gr. Hochformat, 12zeilig. Leicht gebräunt.
(400.—)
„Pièce à la mémoire de P a u l D u k a s “ für Pianoforte, veröffentlicht in der zum Tod des Komponisten erschienenen Sondernummer der „Revue musicale“. Druckvorlage.
Julian Krein war 1927 nach Paris gegangen und dort Schüler von Paul Dukas geworden; 1934 kehrte er nach Moskau zurück. – Dukas starb am 17. Mai 1935.
264
IV. Musik
Nr. 521
Yrjö Kilpinen
265
IV. Musik
526 KREUTZER, Conradin, 1780–1849. E. Schriftstück m. Namenszug am Schluß. O.O.u.D.
1 S. quer-schmal-4o. Notenpapier. Leicht fleckig; beschnitten.
(250.—)
Titelblatt zu „6 Gesänge am Clavier / componirt und gewidmet / seinem Freunde Georg Wieninger /
von / Conradin Kreutzer“. – Wohl Stichvorlage; am Kopf ein Vermerk von fremder Hand.
527* KUHLAU, Friedrich, 1786–1832. E. musikal. Albumblatt m.U. Kopenhagen 30.III.1825.
1 S. quer-schmal-gr.-8o.
(150.—)
Elftaktiges Notenzitat, am Kopf bezeichnet „Canon a 4“. Mit einer Widmung an „F e r d i n a n d
D a v i d zur freundschaftlichen Erinnerung“.
Aus der Sammlung Künzel.
528 LEHÁR, Franz, 1870–1948. E.Br.m.U. Breslau 12.V.1929. 1 S. kl.-4o. Liniiertes Papier.
(80.—)
An einen Herrn, für dessen Bewerbung um eine Stelle er sich gern einsetzen wolle.
„In Eile! in 1 Stunde dirigiere ich! ...
Bin morgen wieder in Berlin. Werde sofort dahinter sein – aber vor allem muß ich mich vergewissern,
ob nicht Dr. Urban selber auf die Stelle reflektiert ... Ist dies aber der Fall, dann kann ich mich ja
nicht rühren ...
F r i e d e r i k e hatte hier einen Riesen-Erfolg ...“
529 LIND, Jenny, verm. Goldschmidt, die „schwedische Nachtigal“, 1820 – 1887. E. Br. m. U.
Hannover 11.II.1850. 4 S. gr.-8o. Mit schwarz gesiegeltem Umschlag.
(200.—)
An den Arzt „Doctor Heylandt“ in Lübeck.
„... Meine Josephine schreibt mir wie unendlich gut Sie gegen Ihr (oder: Sie?) sind, und daß Sie immer
ein solchen Trost mitbringen wenn Sie kommen. Ich muß mein Herz daher etwas Luft geben, und
Ihnen aus die Tiefe meiner innersten Seele danken ... Was haben Sie mir für eine Wohlthat gespendet, geehrter Herr Doctor! von den Pillen, Brausepulver und Fachinger Wasser fühle ich mich so
wohl wie ich mich seit Jahren nicht gefühlt – und mein Kopf ist – unberufen ganz anders geworden ...
Ich finde so viel Güte und Liebe überall daß ich ganz weich gestimmt bin. Der liebenswürdige Kronprinz, wie glücklich bin ich daß ich Ihm habe durch mein Gesang Freude bereiten können! Ich sehne
mich zurück nach Lübeck ...“
530* — E. adressierter Briefumschlag. (Nicht nach 1851.) Mit Lacksiegel („J.L.“). Etwas fleckig.
(200.—)
Adressiert an Hans Christian A n d e r s e n : „Digteren H.C. Andersen / Köpenhamn / Hôtel du Nord“.
Auf der Rückseite von Andersens Hand die Worte „Jenny Linds Handschrift.“
266
IV. Musik
„nichts zu gebrauchen“
531 LISZT, Franz, 1811–1886. E. Brief (Schluß fehlt). O.O.u.D. (vor 1869). 4 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Letzte Zeile getilgt.
(600.—)
An einen Musikverleger, der ihm „Beiträge zu dem ‘Pianoforte’“ zur Begutachtung geschickt hatte.
„Ach! und Weh! über die Beiträge zu dem ‘Pianoforte’! – Von allem den Zeug welches Sie mir, geehrter Herr, letztens zugesandt haben, ist nichts zu gebrauchen als die Pièce von Erkl – welche einfach
Impromptu betitelt werden soll wie ich es der Composition in dem einliegenden Schreiben vorschlage. ‘Passages de Paris’ klingt ohrschreiend zu equivoque oder bringt einen ganz unmusikalischen
und albernen Sinn mit sich – und eine der zwei Episoden (Des dur) ohne Nahmen des Autors. Bei diesem Stük wünsche ich übrigens eine Kürzung – nähmlich das Alternativo in cis moll müßte gestrichen
werden und folglich keine Wiederholung des Hauptsatzes ... statt finden ...
Durch diese Kürzung gewinnt das Stük mehr als es verliert; auch glaube ich daß die paar Änderungen die ich in der Harmonie dem Componisten anheim stelle ... nichts verderben. Schiken Sie Ihm also
das Manuscript mit diesen Bemerkungen vor der Hand zurük, und wenn Ihm meine wohlgemeinte
Ansicht zusagt, druken Sie das Stük in einem der Hefte des Piano forte, aber ohne den Titel ‘Episode’ sondern einfach als Andante –
Herr Greulich“ (der Pianist und Komponist Adolph Greulich, 1819–1868) „schreibt greuliche Dinge.
Anbei sein Opus 14 (3 National Melodien!) – Schiken Sie Ihm dieselben gelegentlich zurük mit der
geziemenden Nicht Achtung für ähnlichen Quark! ...“
532 — Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug auf der Bildseite sowie eigenh. Widmung
u.U. auf der Rückseite. Weimar, Mai 1884. Visitformat. Aufnahme: J. Ganz, Brüssel.
(1.600.—)
Brustbild nach rechts. – Eindrucksvolles Altersbildnis.
Die Widmung: „Monsieur le Baron / très affectueux remerciments“.
Beim 25. Tonkünstlerfest (vom 24. bis 27. Mai)
in Weimar wurde seine „Heilige Elisabeth“ erstmals szenisch aufgeführt; Liszt dirigierte dabei
zum letzten Mal in Weimar.
533 — E. Br. m. U. Weimar 4.X.1884. 1 S. gr.8o. Schmaler Lichtrand. Mit e. adressiertem, signiertem Umschlag.
(300.—)
An den Bibliothekar Paul von Bojanowski, Herausgeber der „Weimarischen Zeitung“.
„... Für die Aufnahme in der Weimarer Zeitung
des Briefes Podmaniczky und meiner Antwort,
nebst den begleitenden Zeilen des Budapester
Tageblatt, danke ich Ihnen sehr. Die Missheligkeit ist nun ruhig geschlichtet ...“
Gemeint ist Liszts Brief an den Intendanten der
Budapester Oper, Friedrich Baron Podmaniczky
(1824–1907), vom 21.IX.1884. Podmaniczky
hatte sich darüber beschwert, daß Liszt mit dem
„Ungarischen Königslied“ nicht die gewünschte
Festouvertüre zur Eröffnung des langersehnten
Ungarischen Opernhauses komponiert, sondern
stattdessen ein altes Revolutionslied bearbeitet
habe. In seiner mit Beispielen unterlegten Antwort
führte Liszt aus, daß Transformationen in der
Kunst wie im Leben nichts Ungewöhnliches seien.
267
IV. Musik
(Liszt)
534 — E. Schriftstück. O.O.u.D. 1 S. quer-8o. Oberrand unregelmäßig.
(400.—)
Entwurf zum Titelblatt zur U n g a r i s c h e n R h a p s o d i e N r. 5 , mit einer Widmung an Gräfin
Sidonie Reviczky:
„Héroïde élegiaque – / (E moll) – (Rhapsodie) / der Gräfin Reviczky gewidmet“. – Darunter sein
Namenszug von fremder Hand (Blaustift).
Beiliegend ein 9seitiger Brief eines Carl Hoffmann, Weimar 27./28.X.1860, der ausführlich von den
„zu Liszt’s Geburtstag ... veranstalteten Feierlichkeiten“ berichtet (Liszts 49. Geburtstag am
22. Oktober); mit einer kleinen Federzeichnung: „Cantor Gottschalg, in der einen Hand eine Fackel,
in der andern die unvermeidliche Notenrolle“ (kleine Defekte).
„Bettina est le Veau d’or“
535* — CZETTRITZ-NEUHAUS, Marie Freifrau von, mit Liszt und Marie d’Agoult befreundet,
1792–1849. E.Br.m.U. „Marie“. Godesberg 29.VI.1844. 91⁄2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt.
(400.—)
An Marie Gräfin d ’ A g o u l t , zunächst über deren Artikel über Bettina von A r n i m , der in der
„Revue des deux mondes“ erschienen war.
„... Vous avez touchéz à un nid de guepe. Bettina est le Veau d’or de cette malheureuse Clique qui se
rejouit des scandal et de malheur en Silésie enfin de tout ce qui se passe de mauvais et d’affligeant
pour tout les honnetes gens. Bettina et George S a n d t est la parôle ...
Si Vous eussiéz érronnée en critique, on aura du Vous le prouvér, mais pas de la manière. Vous n’avéz
pas d’idée de la menchanceté et de la vulgarité de ce jeunes allemands athé à Votre place je fermerais ma porte à tout ce jeunes allemands ... Car nous avons encore d’autres que M o n s i e u r M a r x
... Ces gens repondent que H e r w e g h est Votre amant et que sa femme en est desolée et que cet article
lui avait donné la jaunnisse ...“
Des weiteren über Liszt, von dem sich Marie d’Agoult getrennt hatte: „Que malheureusement c’est
vraie que Vous avéz rompu avec lui, et que s’il y a un tort il ne peut être que tout à fait à lui et qu’il
aura pour Vous l’attachement et le profond respect que Vous lui avéz toujours inspiré jusqu’au dernier heur[e] de sa vie ...“
„je Vous répète ses paroles“
536* — — E.Br.m.U. Godesberg 31.VII.1845. 12 S. gr.-8o. Minimal gebräunt.
(600.—)
An dieselbe, der sie über Liszt und die bevorstehende Enthüllung des Beethoven-Denkmals in Bonn
– am 12. August im Beisein von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Königin Victoria von
Großbritannien – berichtet. Mit dem Beethoven-Komitee sei es zu Streitigkeiten gekommen.
„... L[iszt] vient chaque jour à Bonn et rétourne le soir ou la nuit à Cologne. Dimanche passé il avait
accepté d’allér avec la Liedertafel à Nonnenwerth. Il ne pouvait pas autrement, pour se montrér aus
dessu leurs Cabales mais il n’est pas allé avec eux en bateau. Il est venue chéz nous en voiture ... Il ne
parraît pas avoir une idé pourquoi Vous vous êtes séparée de lui, seulement que Vous avéz césséz de
l’aimer. Que les reproches que Vous lui faites ne sont pas fondé ... je Vous répète ses paroles. Si je bois
beaucoup de Champagne, je ne suis jamais ivre donc c’est égal combien je bois – pour des liaisons, je
n’en ai, mon cour est toujours resté seul à elle et au dessu de tout. Dans ma vie vaste et large, je ne
peu pas vivre autrement, mais si la femme la plus jolie m’aurrait captivée pour un moment et qu’elle disait ou écrivait venéz, je laisserais tout et je ne verrais et je ne connaîtrez qu’elle. Et si aujourd’hui elle me demande j’irais ... Elle a rompue c’est à elle de renouér ...
... Les arrangements pour la Reine D’angleterre sont grandiose. Les feux d’artifices, Illuminations
et feux Bengales des chateaux, et montagnes de tout coté seront magnifique. Le Roi s’en occupe lui
meme de tout ...
J’ai commencé le Cosmos“ (von Alexander von Humboldt), „mais ma tête est trop faible apresent pour
en continuer. C’est bien beau ...“ – Erwähnt ferner Varnhagen, Koreff und Veit.
268
IV. Musik
„le piedestal de mon bonheur“
537 LITOLFF, Henry, 1818–1891. E.Br.m.U. O.O. 1845. 13⁄4 S. gr.-8o. Etwas fleckig, einige Faltenschäden.
(120.—)
An (Adolf August von Lüttichau), Generaldirektor des kgl. sächsischen Hoftheaters in Dresden, den
er an Versprechungen hinsichtlich seiner geplanten Oper „ C a t h e r i n e H o w a r d “ erinnert.
„... Mon bonheur se repose entièrement sur la promesse que vous avez daigné me faire ... de vous
occuper bientot de notre chère Catherine Howard – et voulant me mettre à l’oeuvre il est necessaire
que je passe l’Eté dans la Solitude, et sous tous les points – ou Artistique ou Economique Dresde me
parait convenable – ainsi je resterai cette année à Dresde et s’il est necessaire que je donnerai quelques
leçons lesquelles me procureront facilement de quoi vivre.
... cet opera, j’y mets mon avenir et je crois sans presomption que ça sera le piedestal de mon bonheur et fortune jusqu’à present encore imaginaire ...“
538* LOEWE, Carl, 1796 – 1869. 3 eigenh. Musikmanuskripte mit Namenszug am Kopf. Zus.
37 S. Querformat, 9zeilig. Geheftet. Ein wenig unfrisch.
(4.000.—)
Vollständige Niederschrift der „ 3 B a l l a d e n “ op. 129; vermutlich die Stichvorlagen für die 186061 in der Schlesingerschen Buch- und Musikhandlung Berlin erschienenen Erstdrucke. – Mit einigen
Rasuren sowie mit redaktionellen Änderungen von fremder Hand.
1) „D e r Te u f e l . (Nach dem Koran, Sore 1.)“, 93 Takte, bezeichnet „Andante maestoso“, zu dem
von Carl Siebel gedichteten Text („Und als der Mensch geschaffen war ...“). – Vorgeheftet eine mehrzeilige „Anmerkung des Komponisten“ zur „Quelle dieses Gedichtes“.
2) „D e r N ö c k . (nach einer Nordischen Sage)“, 193 Takte, bezeichnet „Andante maestoso“, zu dem
Text von August Kopisch („Es tönt des Nöcken Harfenschall ...“).
3) „ D i e S c h w a n e n j u n g f r a u “ , 244 Takte, bezeichnet „Andante sostenuto“, zu dem Text von
Nepomuk Vogl („Ging Herr Walther hin im Freien ...“).
539 — E.Br.m.U. Stettin 4.X.1841. 2 S. gr.-4o. Mit Siegelresten und Adresse. Leicht gebräunt,
Mittelfalte eingerissen.
(600.—)
An den Schriftsteller Eduard von B a u e r n f e l d , der ihm angeboten hatte, für ihn „einen Operntext
zu dichten“.
„... Der Graf von Gleichen ist schon da gewesen, Max Eberwein hat ihn componirt und auch aufgeführt, ohne Erfolg, auch ist der Stoff schon in Goethe’s Stella berühmt. – Die Braut von Corinth würde
ich vorziehen, obschon ich die Goethesche Ballade gleichfalls schon componirt habe ... In einer Zeit,
wo Tagesbegebenheiten, wie die Nachtwandlerin“ (Bellinis Oper) „u.a. das Publikum ganz besonders
anzuziehen scheinen, wäre es am Ende nicht nöthig, einen großartigen oder historischen Stoff zu
nehmen, sondern hauptsächlich auf Unterhaltung, auf komische oder gemischte Themata sein
Augenmerk zu richten; wozu mir die Geschwister wohl Stoff zu haben scheinen. Indeß mag ich Ihrer
frischen Liebe zur Erfindung neuer Sachen nicht in den Weg treten ... die größte Freude soll es mir
machen, überhaupt nur von Ihnen einen Operntext zu besitzen. Ich werde ihn lesen, und dann mit
der Königl. Bühne zu Berlin über die Brauchbarkeit desselben in Unterhandlung treten. Gefällt er
der, so bin ich bereit zur Komposition ...“
269
IV. Musik
„überall nichts anderes als den ‘Propheten’“
540 LORTZING, Albert, 1801 – 1851. E. Br. m. U. Leipzig 30.IV.1850. 2 S. gr.-4o. Gebräunt,
Rand- und Faltenschäden.
(1.600.—)
An seinen Schwiegersohn, den Kaufmann Karl Krafft (1819–1900) in Wien, vor seiner Abreise nach
Berlin, wo er seine Stelle als Kapellmeister am neu eröffneten Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater
antrat. – Lortzing bittet um die Regulierung von Geldangelegenheiten; die Rückzahlung von Schulden sei ihm im Augenblick nicht möglich, zumal sich die Aussicht auf eine Aufführung von „ Z a r u n d
Z i m m e r m a n n “ in London zerschlagen habe.
„... meine Londener Spekulation ist zu Waßer geworden. Entweder ist ein Hinderniß eingetreten,
obwohl die Oper bereits angekündigt war mit: Lablache – van Bett, die Sonntag – Marie pp, oder die
Vorstellung ist so weit hinausgeschoben, daß man mich nicht mehr erwartet, indem ich schrieb, daß
die Sache bis Ende Aprill abgemacht sein müße. Schade! schade! – jezt kennt man überall nichts
anderes als den ‘Propheten’“ (Meyerbeers Oper); „auch hier macht er rasende Einnahmen, wogegen
allerdings alle Zwischen-Vorstellungen leer sind ...
Solltest Du S u p p é s ansichtig werden, so sage ihm von mir: er wäre ein liederlicher Lump; er hatte
meine Egmont’s-Partitur behalten und wollte mir dafür eine andre schicken, es ist aber jetzt noch
nichts erfolgt. Meinen Sohn Theodor grüße herzlich von mir und sage ihm, er soll mir doch die spezifizirte Rechnung schicken. In Bezug des neuen Rockes, den er beansprucht, soll er mir nur noch ein
wenig Luft laßen; wenn ich an diese abermalige Uebersiedlung denke, stehn mir die Haare zu Berge!
ich muß zum Erstenmale Leipzig mit Schulden verlaßen. Von dem Berliner Unternehmen wird mir viel
Gutes prophezeit! Gott gebe, daß es nur zur Hälfte wahr werde ...“
Lortzings letztes Engagement erfüllte seine Hoffnungen weder in künstlerischer noch in materieller
Hinsicht.
Lwow in Wien
541* LWOW, Alexej, 1798–1870. Br.m.U. St. Petersburg 6./18.XI.1852. 7 S. gr.-8o. Mit Siegelspur und Adresse. Kleines Loch (durch Siegelöffnung, hinterlegt, minimaler Buchstabenverlust).
(250.—)
An den Historiker Nikolaus von A d e l u n g in Stuttgart, dem er ausführlich über die Aufführung seines „Stabat mater“ und seiner Oper „Undine“ in Wien berichtet.
„... Le Stabat devait être éxécuté une semaine avant l’Opéra dirrigé par Asmeyer, dans la Salle du
Concervatoir au profit des veuves et orphelins des artistes. – Le jour arrive, le numero 1r passe bien,
– le N 2 très bien le tenor Ander a chanté d’une manière charmante. – le N 3 assez bien. – le N 4 fugue
très bien. – le N 5 Choeur, bien. – le N 6 trio pas bien parceque les deux basses n’avaient pas trouvé
leurs notes et devant chanter d’après la partition ils n’ont pas donné l’expretion nécéssaire. – N 7
bien, mais la dernière fugue trop vite pour son caractère. Les numeros 2 et 4 ont été redemandés. Tout
l’ouvrage a produit un grand effet, Les applaudissements ne finissaient pas ... Pourtant les grands
artistes de Vienne depuis ce jour m’ont témoigné des attentions vraiment touchantes ce qui mettait
encore plus contre moi ces petits chien qui pour toute qualité n’ont que celle de pouvoir mordre, – le
nombre de ces chiens augmentait tous les jours, – je le voyais, – je l’entendais. –
A la dernière répetition d’Ondine, le Directeur des théâtres M. Holbein m’a prié de venir sur la scène
et m’ayant dit quelques mots les plus flateurs m’a remercié de la part de toute la trouppe de lui avoir
confié mon Ouvrage ...“
Aus der Zarenhymne
542* — E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 4./16.XI.1854. 1 S. quer-gr.-4o, 6zeilig. Russisch.
Leicht gebräunt.
(800.—)
Sechzehntaktiges Notenzitat aus seiner Hymne „ B o s c h e , Z a r j a c h r a n i “ („Gott schütze den
Zaren“), mit unterlegtem Text.
Der Text stammt von Wassili Andrejewitsch Schukowski. Das Lied war von 1833 bis 1917 die Nationalhymne Russlands.
Siehe die Abbildung auf Seite 273.
270
IV. Musik
Nr. 540
Albert Lortzing
271
IV. Musik
543 MAHLER, Gustav, 1860–1911. E.Br.m.U. Budapest 13.XI.1888. 1 S. gr.-4o. Gedruckter
Briefkopf „A Magy. Kir. Operaház“. Kleinere Rand- und Faltenschäden teilweise mit Klebefilm repariert.
(2.500.—)
Als Direktor des kgl. ungarischen Opernhauses an den Bariton Jacques M a n h e i t in Rotterdam, der
seine Laufbahn – wie Mahler – 1883 in Olmütz begonnen hatte und sich nun um ein Engagement in
Budapest bemühte.
„... Ich bin in der Lage, Ihnen einen 3jährigen Contrakt anzubieten mit steigender Gage von 30005000 fl. Das Theater spielt von nun an blos 8 Monate, und ist auch das Präliminare vom Minister sehr
beschnitten, so daß die Gage das Höchste ist, was ich noch erübrigen kann. – Für ein 3 maliges Debut
biete ich Ihnen ein Gesamthonorar von 400 fl ... Das Engagement könnten Sie dann eventuell am 1.
März antreten ...“
Aus der ersten Zeit seiner Direktion der Budapester Oper, die unter dem jungen Mahler ihre erste
glanzvolle Periode erlebte.
„für den wunderbaren Franz Werfel“
544 — MAHLER-WERFEL, Alma, geb. Schindler, in erster Ehe mit Gustav Mahler, in zweiter
mit Walter Gropius und in dritter mit Franz Werfel verheiratet, 1879–1964. E.Br.m.U.
(350.—)
Beverly Hills 16.XI.1949. 1 S. gr.-4o. Mit österreichischem Zensurstempel.
An (den Regisseur Joseph) Glücksmann in Wien.
„... Ihre wunderbaren Worte für den wunderbaren Franz Werfel haben mich tief getroffen! Wie
haben Sie ihn verstanden! Die Schmerzen der Emigration verstummen nicht einmal, wenn man – wie
ich – vor 2 Jahren in Wien war, denn auch dort fühlte ich mich im Exil!
Franz Werfel ist an der Emigration gestorben! ...“
545* MALISZEWSKI, Witold, 1873 – 1939. E. musikal. Albumblatt m. U. Warschau 3.V.1932.
1 S. quer-kl.-8o.
(350.—)
Neuntaktiges Notenzitat, am Kopf bezeichnet „Fantazja Kugawska, op. 25“.
Maliszewski war ein Schüler Rimskij-Korsakows und Gründer des Chopin-Instituts in Warschau.
Sehr selten.
546* MASSENET, Jules, 1842–1912. E.Br.m.U. Paris 2.III.1895. 21⁄2 S. 8o.
(120.—)
An eine Baronesse.
„... Vos aimables cartes ... nous prouvant que Vous ètes de retour ... Dès que je serai libre – (les
examens) j’irai vous dire toute ma joie de ce retour glorieux ...“
272
IV. Musik
Nr. 542
Alexej Lwow
273
IV. Musik
547* MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809–1847. Handzeichnung: Ansicht der Leipziger Thomaskirche und Thomasschule. (Leipzig, nach 1843.) Ca. 14,8 ×18,2 cm. Bleistift,
weiß gehöht. – Montiert auf ein Vorsatzblatt von „Joh. Seb. Bach’s Clavierwerke. Erster
Band“, hrsg. von der Bach-Gesellschaft zu Leipzig, (1853). XIV, 341 und VII S. Gr.-folio.
Schwarzer Pappband der Zeit (etwas bestoßen) mit goldgeprägtem Rückentitel, marmorierten Vorsätzen und dreiseitigem Goldschnitt. Mit 2 Exlibris von Fritz Schlemmer auf dem
vorderen Innendeckel und auf dem Titel.
(16.000.—)
Darstellung der Leipziger Thomaskirche und der Thomasschule mit dem davorliegenden Park und
dem darin aufgestellten, von Mendelssohn gestifteten und 1843 eingeweihten Bach-Denkmal; im Vordergrund fünf Spaziergänger.
Mendelssohn wohnte von 1837 bis 1844 in Lurgensteins Gartenquartier, von wo aus er wiederholt die
Ansicht der Thomaskirche mit der Thomasschule zeichnete. Das vorliegende Blatt ist mit einer Bleistift-Zeichnung vergleichbar, die sich im Bestand des Mendelssohn-Archivs der Staatsbibliothek zu
Berlin befindet (MA BA 163).
Aus dem Besitz des Advokaten Friedrich Schlemmer (1803–1890) aus Frankfurt a.M., eines engen
Freundes von Mendelssohn. Schlemmers Name findet sich auch in dem Subskribentenverzeichnis zu
Beginn des Bandes.
Auf einem Vortitel ein Besitzstempel des Organisten, Komponisten und Musikwissenschaftlers Ivor
Keyes (1919 – 1995).
547a — E.Br.m.U. Frankfurt a.M. 17.II.1845. 1 S. kl.-4o (Teil eines Groß-Oktavblattes). Kleiner Randeinriß; verso Montagespuren.
(1.600.—)
„Hochgeehrter Herr / Wissen Sie Jemand hier der das B a c h s c h e Tr i p e l - C o n c e r t in d moll
besitzt, u. es mir auf einige Tage leihen könnte? Am liebsten Partitur, wo nicht Stimmen ...“
Das Tripelkonzert BWV 1063 spielte Mendelssohn häufig, u.a. mit Clara Schumann.
„im Gartensaal“
548 — HENSEL, Fanny, seine Schwester, Ehefrau des Malers Wilhelm H., 1805–1847. E.Br.m.
U. Berlin 24.V.1837. 2 S. gr.-8o. Mit (zerteilter) Siegelmarke und Adresse.
(1.200.—)
An Ferdinand D a v i d in Leipzig, Felix’ Jugendfreund und seit dem Vorjahr unter ihm Konzertmeister am Gewandhaus; mit der Bitte, ihr „circa 20 Chorstimmen“ von Mendelssohns Oratorium
„ P a u l u s “ zu leihen.
„... Ich weiß nicht, ob Sie erfahren haben, daß ich in diesem Winter den Paulus mit etwa 30 Choristen u. sehr guten Solosängern habe singen lassen, ich wünsche ihn jetzt zu wiederholen, u. bei erweitertem Raum im Gartensaal meinen Chor etwas zu verstärken ... ... Die für F e l i × bestimmt gewesene Wohnung ist leider, wie ich höre, nicht zu haben gewesen, wenn sich doch etwas Annehmbares
für ihn fände. Daß er wieder in Frankfurt ist, und später nach England geht, werden Sie wissen, wir
haben also nun für die längste Zeit keine Aussicht ihn zu sehn ...“
Im März hatte Mendelssohn Cécile Jeanrenaud in Frankfurt a.M. geheiratet, im September führte er
den „Paulus“ auf dem Musikfest in Birmingham auf.
274
IV. Musik
Nr. 547
Felix Mendelssohn Bartholdy
275
IV. Musik
549* MEYERBEER, Giacomo, 1791–1864. E.Br.m.U. (Paris) „Jeudi soir“ o.J. (Anfang Januar
1864). 1 S. gr.-8o. Mit geprägtem Monogramm.
(300.—)
An Thérèse Célérier in Paris, die Tochter seines Freundes Louis Gouin (1780–1856), die er zu einer
Vorstellung von Rossinis Oper „Moïse et Pharaon“ einlädt.
„... Vous savez sans doute que la plus brillante représentation de l’opéra pour le moment est la reprise de Moïse de Rossini. On le donne demain Vendredi. J’ai pensé qu’il vous serait peut-être agreable
d’assister à cette représentation avec Mademoiselle Mathilde & son fiancé ...
Dans le cas ou ma proposition vous agréerait, je serais heureux de Vous offrir une belle loge en entier
que vient de m’envoyer M. Perrin“ (Émile P., Direktor der Pariser Oper) „pour demain. Elle contient
6 places; il y aurait donc assez de places pour votre chère famille & celle de Monsieur le fiancé. Je
suis toujours un peu indisposé & par ces grands froids je sors peu, voila pourquoi je ne suis pas encore venu vous souhaiter la bonne année en personne ...“
Beiliegend ein Briefumschlag Meyerbeers an dieselbe Adressatin (Poststempel: Wien 20.IV.1864).
550* — E. Billett m.U. (Paris) „Dimanche“ o.J. 1 S. gr.-o. Auf Karton montiert, kleiner Einriß.
(120.—)
An den Lehrer Hinshelwood.
„M. Meyerbeer a l’honneur de présenter les compliments à Monsieur Hinshelwood, & le prie de vouloir bien avoir la bonté de lui faire savoir par le porteur de ces lignes, si Monsieur Hinshelwood a reçu
hier la lettre de M. Meyerbeer avec les 25 francs inclus ...“
551* — E.Br.m.U. O.O.u.J. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse. Grünliches Papier. (120.—)
An den Schriftsteller Léon de Wailly (1804–1863), den er zu sich bittet.
„... J’ai à Vous communiquer quelque chose ...
Je tacherai de vous obtenir les renseignements que vous me demandez ...“
552* — E.Br.m.U. (Berlin) o.J. 11⁄3 S. gr.-4o. Etwas gebräunt, Falten eingerissen.
(350.—)
An einen Herrn in Paris, den er um ein Empfehlungsschreiben für seinen Schwager Adolph Mosson
bittet.
„... M. Mosson ayant lu dans les journeaux que la campagne d’Alger commençait incessament, &
craignant perdre trop de temps en attendant la reponse du ministre de la guerre à Berlin, est partie
pour Paris pour épargner les 6 ou 7 jours que la lettre courirait jusqu’à Berlin. J’ai donc encore une
fois à reclamer votre inépuisable complaisance, en Vous priant de vouloir avoir l’extrême bonté de
me donner quelques lignes pour Monsieur le Marquis de Dalmatie dont le contenu serait que le porteur de votre lettre est M. Mosson pour lequel Vous avez reclamé ses bons offices pres de M. le Ministre
de la Guerre ...“
276
IV. Musik
555* MUSIKER. – 4 ALBEN des Musikers Peter Raaflaub aus Basel. Mit über 400 Eintragungen
aus den Jahren 1933 bis 1946. Jeweils 48 S. 4o, auch mit montierten Briefen, Albumblättern,
Billetts, Postkarten, Photographien, Programmblättern und Zeitungsausschnitten. Halblederbände der Zeit. In drei Kassetten.
(500.—)
Mit Autographen der Dichter und Schriftsteller Ernst Balzli, Emil Beurmann, Niklaus Bolt, Franz
Carl Endres, Ida Frohmeyer, Hermann Hiltbrunner, Alfred Huggenberger, Rösy von Kaenel, John
Knittel, Eduard Fritz Knuchel, Rudolf Bolo Mäglin, Traugott Meyer, Josef Reinhart, Felix Salten,
Joseph Schneiderfranken, Emanuel Stickelberger, Rudolf von Tavel und Ernst Zahn,
der Gelehrten und Forscher John Billwiller (Basel 1944, „Kohlenverflüssigung“), Jacques Brodbeck,
Emil Brunner, Hans Burkhard, Max Hartmann, Sven Hedin, Max Huber, Ludwig Köhler, Jean Lugeon,
Walter Minder, Wolfgang Mohr, Martin Niemöller, August Rollier, Ferdinand Sauerbruch, Andreas
Speiser, Emanuel Steiner, Henri Studer, Alfred Vogt und Heinrich Wölfflin,
der Künstler Cuno Amiet (Federzeichnung), Iwan E. Hugentobler, Ernst Kreidolf, Burkhard
Mangold, Alfred Heinirch Pellegrini, Niklaus Stöcklin, Alexander Zschokke und Irène Zurkinden,
der M u s i k e r und Sänger Volkmar Andrae, Ernest Ansermet, Adrian Aeschbacher, Wilhelm Backhaus, Josephine Baker, Conrad Beck (Notenzitat), Gottfried Becker, Ralph Benatzky (Br.m.U., New
York 1941), Albert Bertschmann, Fred Böhler, Jo Bouillon, Philippe Brun, Pablo Casals (Notenzitat
„IV Suite Bach“), Maurice Chevalier, Alfred Cortot, Jenny Deuber, Karl Erb, Emile Jaques-Dalcroce
(Notenzitat), Rodolfo Felicani, Edwin Fischer, Kirsten Flagstad, Wilhelm Furtwängler, Fritz Hirt,
Bob Huber, Tibor Kasics, Alexander Krannhals, Peter Kreuder, Franz Lehár, Kay Linn, Colette
Lorand, Paul Mengold, Yehudi Menuhin, Bernardino Molinari, Hans Münch, Elly Ney, Fritz Ollendorff, Hazy Osterwalder, Walter Rehberg, Paul Sacher, Erna Sack, Heinrich Schlusnus, Othmar
Schoeckh, Mac Strittmatter, Heinrich Sutermeister, Georges Theus, Jerry Thomas, Ray Ventura,
Teddy Weber, Felix Weingartner, René Weiss, August Wenzinger und Hermann Wetzel,
der Schauspieler Hans Albers, Fernandel, Heinrich Gretler, Lilian Harvey, Jenny Jugo, Erwin Kohlund, James Meyer, Alfred Rasser, Marika Rökk, Karlrobert Schäfer, Alfred Schlageter, Alma Wallé
und Margrit Winter sowie die Artisten, Clowns, Entfesselungskünstler und Hellseher Pius Buser,
Roberto und Rodolfo Cavallini, Felovis, Fratellini, Grock, Hermano, Eliane, Eugen, Fredy und Rolf
Knie, Jacky Lupescu, Billy Theron und Ya-Ka-Pa,
der Staatsmänner Aga Khan, Léon Blum, Enrico Celio, Philipp Etter, Edouard Herriot, Karl Kobelt,
Rudolf Minger, Albert Oeri, Marcel Pilet, Edmund Schulthess, Walther Stampfli, Eduard von Steiger
und Ernst Wetter, des Basler Bischofs Franziskus von Streng, des Generals Henri Guisan und der
Flieger Oskar Bider, Robert Fretz und Rolf Itten (1937) sowie
der Sportler Heinz von Allmen, Fermo Camellini, Henri Cochet, Roger Conti, Paul Egli, Hans
Gerschwiler, Gottfried Grüneisen, Maja Hug, József Kiss, Jenö Kulitzy, Hans Maag, Sylvère Maes,
Arthur Ritzi, Rudolf Rominger und Karl Schäfer, der Schachspieler Martin Christoffel und des Alpinisten Heinrich Harrer. – Dabei ein Namenszug von Joseph Lister.
556* — 19 Autographen, meist e. musikal. Albumblätter m.U.
(500.—)
Eugen d’Albert (Leipzig 1900), Josef Forster (Wien 1889), Benjamin Godard (Portraitphotographie,
Aufnahme: Nadar, Paris), Clémence de Grandval (Musikmanuskript mit e. Namenszug am Unterrand, 2 S. gr. Hochformat), Antoine de Kontski (1878), Oskar Nedbal (e. Absender), Lorenzo Perosi
(sign. Portraitpostkarte mit Notenzitat, Rom 1906), Heinrich Proch (e. Musikmanuskript, 1842),
Heinrich Reinhardt (sign. Portraitphotographie mit Notenzitat, Wien 1906), Albert Sowinski (e.Br.
m.U., Paris 1845), Sigismund Stojowski (1900), Josef Suk (Prag 1931), Paolo Tosti (e.Br.m.U., Rom
1916, dazu seine Portraitphotographie), Berthold Tours (e. Musikmanuskript, 1 S. gr. Hochformat,
defekt), Galina Wischnewskaja (sign. Photographie), Karel Weis (Prag 1936), Julius Weismann
(1936), Carl Michael Ziehrer (1921) und Agnes Zimmermann (e.Br.m.U., London 1867).
Beiliegend ein e. Br. m. U. von Charles G a r n i e r, des Architekten der Pariser Oper (Paris, nach
1870), und ein anonymes Musikmanuskript (3 S. kl. Querformat).
557 — 5 e. musikal. Albumblätter m.U.
(300.—)
Werner Egk (Anfang des Rondo des Kaspar „Dahin sind alle Plagen, jetzt hab ich Ehr und Geld ....“
aus seiner Oper „Die Zaubergeige“, Blei- und Orange-Stift; Karton), Hans Werner Henze (Notenzitat
277
IV. Musik
(Musiker)
aus seiner Konzertoper „Phaedra“, Bleistift und Tinte; dazu 1 sign. Photographie), Giselher Klebe
(5 Takte aus dem 1. Akt seiner Oper „Die Räuber“, Karton), Wolfgang Sawalisch (4 Takte, bezeichnet
„R. Wagner“) und Robert Stolz (4 Takte aus seiner Operette „Zwei Herzen im 3⁄4 Takt“, Wien 1960).
558 NICOLAI, Otto, 1810–1849. E. musikal. Albumblatt m.U. Wien 15.XII.1843. 1⁄2 S. querfolio. Leicht fleckig.
(300.—)
Vollständige Komposition: ein achttaktiger Kanon in C-Dur.
559 NIELSEN, Carl, 1865–1931. E.Br.m.U. Damgaard 23.IV.1929. 3⁄4 S. gr.-8o. Dänisch. Minimal fleckig.
(400.—)
An den Diplomaten Ulrich von H a s s e l an der deutschen Botschaft in Kopenhagen, dem er für dessen Einladung zu einer Zusammenkunft mit Wilhelm F u r t w ä n g l e r dankt; seine Arbeit auf dem
Land hindere ihn allerdings am Erscheinen.
1944 wurde v. Hassel wegen seiner Beteiligung am Umsturzversuch vom 20. Juli hingerichtet.
560* NIN y Castellanos, Joaquín, Vater von Anaïs Nin, 1883–1949. 2 e.Br.m.U. St.-Jean-de-Luz
13.VIII.1924 und Paris o.J. 3 S. gr.-4o. Mit geprägten Briefköpfen.
(120.—)
Wohl an die Gastgeberin einer Abendveranstaltung, auf der Nins Werke aufgeführt wurden.
1924. „... J’ai rêvé du miracle d’hier. / Voici quelques humbles fleurs pour orner cette chambre merveilleuse, transformée en palais, hier, par le splendide talent de votre cher K o c h a n s k i ...“ – Der
Violinist Paul Kochanski (1887 – 1934) war berühmt für seine fortschrittlichen Programme.
O. J. „... J’ai fini la répétition d’hier soir (pour le concert de cet après-midi) à minuit! J’étais en veston, loin de chez-moi, et à bout de forces car j’avais joué la veille et je n’étais couché à 3 heures du
matin. Je dois encore jouer après-midi ... Nous avons été navrés, ma femme et moi d’avoir manqué
la bonne soirée que nous nous étions promise, et désolés, surtout de ne pas vous voir et de ne pas pouvoir bavarder un peu avec vous ...“
561 OFFENBACH, Jacques, 1819–1880. E.Br.m.U. Paris 31.III.1875. 1 S. gr.-8o. Gedruckter
Briefkopf „Théatre de la Gaité / Cabinet du Directeur“.
(400.—)
An den Dramatiker Jules B a r b i e r, den er um Mitarbeit in einer Jury bittet.
„... J’organise en ce moment le Jury pour mon Concours – je compte toujours sur vous / bien merci
d’avance ...“
Barbier schrieb das Libretto zu „Hoffmanns Erzählungen“.
562* PACINI, Giovanni, 1796–1867. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug und Datum am
Schluß. Palermo 24.XI.1843. 11⁄3 S. Querformat, 12zeilig, ca. 21 × 28,5 cm. Heftspuren,
leicht gebräunt.
(800.—)
Komposition für eine Sopranstimme und Klavier auf den Text „Perché solingo e mesto gemi o mio
cor“, As-Dur, 38 Takte, beginnend „Andantino“ (6⁄8-Takt), dann „Allegretto“ (3⁄8-Takt).
Möglicherweise aus einer der 74 Opern Pacinis (Klavierlieder sind bibliographisch nicht nachweisbar).
Sehr selten.
278
IV. Musik
Nr. 565
Giovanni Paisiello
279
IV. Musik
In Neapel und anderswo totgesagt
563 PAGANINI, Nicolò, 1782–1840. E.Br.m.U. Palermo 28.I.1820. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit Siegelspur
und Adresse. Stärker braunfleckig; eine Ecke ohne Textberührung abgerissen. (1.600.—)
An seinen Schwager Sebastiano Ghisolfi, Kaufmann in Genua, dessen Auftrag er ausführen werde; er
schreibe in Eile, weil er am Abend ein Konzert in Anwesenheit des königlichen Hofes gebe.
„... Ho ricevuto la vostra lettera, e comunicherò alli Signori negozianti che incontrerò La banca di
Commercio eretta dal vostro caro fratello – Pensate se non ho che il tempo per salutarvi tutti, e darete per me un bacio a mia madre.
Volete ridere? A Napoli, ed in altri luoghi mi credono morto ...“
Auf dem Adressblatt ein Schenkungsvermerk von Constantin Ghisolfi a.d.J. 1866.
564* (—) Br.m.U. des Bürgermeisters von Parma, Guido Dalla Rosa, 1821–1888. Parma 21.VI.
1875. 2 S. gr.-folio. Gedruckter Briefkopf „Municipio di Parma“. Leicht fleckig. (250.—)
An Paganinis Sohn Achille in Parma, dem er auf dessen Gesuch mitteilt, dass die Errichtung „d’un
Monumento in marmo“ für den Komponisten auf dem Friedhof von Parma unter der Voraussetzung
bewilligt werde, „Che il Sigr. Barone Paganini chiegga ed ottenga previamente il permesso dalla
R[eal]e Prefettura di trasportare la salma del celebre fu padre suo, dalla Villa di Gajone, Commune di Vigatto, a quello di Parma, per essere deposta nel Cimitero di quest’ultimo Commune ...“
Achille Paganini hatte jahrzehntelang mit kirchlichen Behörden kämpfen müssen, bis ihm die Bestattung des „Teufelsgeigers“ auf geweihtem Boden bewilligt wurde.
565 PAISIELLO, Giovanni, 1740–1816. E.Br.m.U. Paris 27. Germinal o.J. (17.IV.1804). 1 S.
gr.-8o. Mit Blindsiegel und Adresse.
(600.—)
An L e S u e u r, „Directeur de la Musique Particulière du Premier Consul“, den er zu sich einlädt.
„... Secondo l’appuntamento fattosi tra di Noi per domani Mattina, Non puol’avere effetto, se prima
non parliamo assieme un’altra volta. Onde si compiaccia di vederci domani da me ...
Tanto io, che mia moglie le facciamo i Nostri più cari saluti ...“
Kleiner Sammlungsstempel am Kopf. – Im Frühjahr 1804 war Le Sueur Paisiellos Nachfolger als
Direktor der Tuilerienkapelle, der Hofkapelle Napoleon Bonapartes, geworden.
Siehe die Abbildung auf Seite 279.
566* PICCINNI, Alexandre, 1779–1850. E.Br.m.U. (Paris,) „rue de l’ancry no 18“ o.D. 1 S.
kl.-4o. Leicht gebräunt.
(180.—)
An einen Herrn.
„Monsieur. n’ayant jamais oublié votre obligeance pour moi. je vous prie de me fixer sur le bruit qui
court. Monsieur P a ë r organise la chapelle.!!!. / est-ce vrai je le desire ...“
Beiliegend ein e. Br.m. U. seines Vaters, des Dichters Joseph Marie Piccini, an Lesueur (Paris 1804).
„ein sehr guter Zukünftler“
567* POHL, Richard, 1826 – 1896. E. Br. m. U. Weimar 8.XI.1858. 18 S. gr.-8o. Auf feinstem
Papier. Schlußblatt mit kleinem Ausriß (Verlust eines Buchstabens).
(250.—)
An (Franz Brendel in Leipzig), Redakteur der „Neuen Zeitschrift für Musik“, für die er einen Artikel
über die – unter Liszts Leitung in Weimar uraufgeführte – Oper „Comala“ von Fryderyk Edward
Sobolewski geschrieben hatte. Da seine Einschätzung dieser Oper inzwischen eine vollkommen andere sei, hoffe er, daß der Artikel noch nicht gedruckt sei und zurückgezogen werden könne.
280
IV. Musik
„... was mir schwer im Magen liegt, ist, daß ich mich mit meinem Bericht über Sobolewsky’s Oper übereilt habe ... mein Urtheil ist ein wesentlich anderes, besseres geworden, seitdem ich die Oper näher kennen lernte, und seit Liszt’s Meisterstreiche das Ganze um 1000 Prozent gehoben haben ... Hinzu kommt,
daß ich im persönlichen Umgang mit Sobolewsky erkannt habe, daß er der Gesinnung nach ein sehr
guter Zukünftler ist, und noch weit Bedeutenderes will, als er, seinen elenden Verhältnissen nach leisten
konnte ... Seine ‘Comala’ ist weit über seine Schriften hinaus, er weiß nur selbst nicht, wie weit er ist.
... wie die Oper sich nun mehr gestaltet hat, ist sie Liszt sehr an’s Herz gewachsen, er betrachtet sie
halb als seine Schöpfung, und macht aus ihrem Fortbestehen eine Cabinetsfrage ... Er will Sobolewsky halten und fördern ... Er selbst will über die Oper nicht schreiben, wohl aber will er, daß ich ausfürlich sie analysire, und zwar wird er sich an der Arbeit betheiligen, das erste Mal, daß ich mit ihm
zusammen arbeite und seiner Influenz mich in einem Artikel überlasse ...“ – Im Folgenden gibt er die
Stellen an, die er in seinem Artikel zu streichen wünscht; in jedem Falle müsse die Unterschrift wegfallen, „weil ich sonst in den Fall kommen könnte, gegen mich selbst zu schreiben. Was mich peinigt,
ist die Ungewißheit, was ich im Einzelnen gesagt habe, noch mehr aber die Parallele mit Wa g n e r,
die eigentlich nicht am Platze ist, weil sie ... Sobolewsky’s Verdienst doch zu nahe tritt. Ich that es
mehr aus Malice, weil er gegen Wagner so dumm geschrieben hat...“
Aus der Sammlung Künzel.
Beiliegend 4 e. Br.m. U. des Dirigenten und Komponisten Franz Wüllner (1873–1881).
568 PROKOFJEW, Sergej, 1891–1953. E. musikal. Albumblatt m.U. „Serge Prokofieff“. O.O.
1930. 1 S. quer-kl.-8o. Zusammen mit einem Portraitdruck unter Passepartout montiert.
(1.600.—)
Zwei Takte aus dem „2nd Piano Concerto“. – Geschrieben für einen Mr. Brewer während seiner ausgedehnten Tournee durch Nordamerika im Jahr 1930.
„bisogna la finisca, caschi il mondo“
569* PUCCINI, Giacomo, 1858 – 1924. 19 Autographen: 8 e. Br. m. U., 10 e. (Bild-)Postkarten
m.U. und 1 sign. Photographie. Mailand, (Pisa, New York), Torre del Lago, (Pescia) und
o.O. (Frühjahr 1891) bis 2.II.1921 und o.D. 23 S. (gr.-)8o sowie die Karten und die Photographie (quer-gr.-4o). 1 Brief mit Adresse (Faltbrief). Meist etwas unfrisch, kleinere Defekte
(eine Karte mit kleinen Textverlusten). 2 Briefe mit Vermerken von späterer Hand (Kugelschreiber). – Beiliegend 4 weitere Photographien (s.u.). In moderner Leinenkassette.
(12.000.—)
An seinen Schwager Raffaello Franceschini, den Mann seiner Schwester Ramelde, dem er freundschaftlich verbunden war. Der erste Brief mit Nachrichten aus Buenos Aires, wo sein Bruder Michele am 12. März 1891 im Alter von 27 Jahren am Gelbfieber gestorben war; die übrigen Briefe und Karten in verschiedensten privaten Angelegenheiten; vier Briefe widmet der technikbegeisterte Puccini
dem Kauf eines Fahrrads für den Schwager (mit einer kleinen Zeichnung, die den verstärkten Rahmen eines Modells demonstriert).
281
IV. Musik
(Puccini)
(Mailand, Frühjahr 1891.) „... Stamani da Ricordi ho letto la lettera del mio e suo amico Aromatari
chi trovasi a Buonas Ayres ...
Ecco come stanno le cose: Il povero Michele venne via da Juyuy e capitò a Buonas Ayres, coll’idea di
andare a Rio, tutti lo sconsigliarono per la febbre gialla che ivi infieriva, lui volle a tutti i costi andarci e dopo poco fu preso dalla febbre e in poco morì ... Non so la data della morte ... son fiaccato, rovinato alla lettera, non son più io, questo colpo mi ha demolito completamente. Povere Miele! Iddio, se
c’è, è ben crudele! ...“
Mailand 20.V.1893. Puccini erhebt Einspruch gegen den beabsichtigten Verkauf seines Geburtshauses
durch Franceschini (der es von ihm erworben hatte) und erklärt, von seinem Rückkaufrecht Gebrauch
zu machen. „... Proprio sinceramente mi dispiace che la casa dove sono nato venga cedute ad altri ...
e perciò fu fatta vendita con ricupero ... Ora gli affari mielo promettono di andar bene e andranno,
io ricupererò quanto prima la mia casa. Mi dispiace di doverti scrivere non a seconda dei tuoi desideri – ma l’affetto al tetto natio mi fa essere scortese con te ...” – Puccini war zuversichtlich, seine Rückkauf-Option dank der zu erwartenden Einnahmen aus „Manon Lescaut” ausüben zu können.
(Pisa 23.VIII.1893.) Von einem Jagdausflug. „... poco caccia – sole 25 folaghe.
Vieni quando vuoli, il letto è pronto ...“
(Mailand 3.XII.1893.) „... Sono a letto ammalato di un pò di riscaldamento ma passerà presto. O perché non hai spedito il vino con ricevuta di ritorno per i vuoti? Ora dio sa quanto bisognerà spendere! ...“
(Mailand 5.I.1895.) „... non ho niente con te! T’amo sempre d’amore verace e eterno! languo e rivedo il tuo nobile sembiante gialliccio ...“
(Mailand 23.IV.1895.) „... vorrei venire in campagna nella lucchesita nella attuale primavera (dal
15 maggio al 15 agosto) – Sapresti trovarmi una villetta isolata ... meglio verso il borgo a Mossano e
verso la valle del Serchio? ...“
(Mailand 2.V.1895.) „... ora al tocco parto con Elvira per Venezia – Trieste – Fiume dove assisto alla
M a n o n – Budapest – Vienna e viceversa ...“
(Mailand 13.VI.1895.) Zunächst wegen eines Fahrrads, das er für Franceschini besorgt habe. „...
Evita le strade bagnate e i passi Vorminiana – Fra 7 o 8 giorni sarò pronto alla partenza. Ma se non
ho un posto a colpo sicuro dove andare resto nella Lombardia con gran dispiacere mio e tuo – perché
non ho tempo da perdere in ricerche e non vorrei poi appicarmi in qualche posto antipatico ... quest’anno cerco un vero nascondiglio dove voglio f i n i r e l a B o h è m e necessaria come l’aria che
respiro – bisogna la finisca, caschi il mondo...“
Mailand 29.IV.1899, auf einem Briefbogen des Verlags Ricordi. „... Se vuoi la bicicletta scrivi melo
subito che ti posso procurare un buon affare ... anche il figlio di Ricordi ne ha preso una. Melton (il
nome) inglese con cerchi di Legno ultima novità – a £ 335 con pompa, lampione, oliatore e chiave ...“
(Cutigliano) 14.VIII.1901. Aus den Ferien. „... Pensami all’uomo del bosco per le uccellande cioè al
mago di buona pietra chi come orfeo chiama i pennuti ...
Io mi annojo ... Verso il Venti corr. andremo a Torre ma potrebbe darsi che per la salute di Elvira si
restasse in questi luoghi ameni (!?) per altri 5 o 6 giornate ...“
(New York) 24.XI.1910, mit einer Ansicht des Gebäudes der „Metropolitan Life Insurance Company“:
„50 piani / 210 metri di altezze“. – Am 10. Dezember wurde „La Fanciulla del West“ an der Metropolitan Opera uraufgeführt.
Torre del Lago 17.V.1915. „... dunque ti prego mandarmi il libretto del 656.42 – delle altre: 500 le do
alla tua Albina per ajutarla nel corredo (non posso di più in questi tempi calamitosi) ...“
Die großformatige Photographie (ca. 27,6×32,5 cm; Abplatzungen) zeigt Puccini nach seinem schweren
Autounfall im Februar 1903 an Bord des Transport-Bootes, umgeben von seiner Frau und Freunden;
am Unterrand die eigenh. Widmung an seinen Freund Antonio Bettolacci, Torre del Lago 16.IX.1903 –
„quasi sette mesi dopo e ancora invalido“.
Die übrigen, von fremder Hand bezeichneten Photographien zeigen, neben dem gleichen Motiv, Puccinis Auto „dopo la caduta“, den Unfallort und die Ankunft des Krankentransports „alla villa del
Marchese Ginori“.
570 RACHMANINOW, Sergej, 1873–1943. E.Br.m.U. ( D r e s d e n ) 9.XII.1910. 1 S. quer-kl.8o (halber, am Unterrand unregelmäßig gerissener Bogen). Kräftiger Bleistift.
(400.—)
An den Dresdener Hofkapellmeister Hermann Kutzschbach.
„... Mit herzlichem Bedauern dass ich Sie nicht mehr sehen kann, spreche ich Ihnen nochmals meinen aufrichtigsten Dank aus ...“
282
IV. Musik
Aus Nr. 569
Giacomo Puccini
283
IV. Musik
„Wohin rollst Du, Raminchen??“
571 RAMIN, Günther, 1898 – 1956. 12 Autographen: 7 e. Br. m. U. und 5 e. Postkarten m. U.
„Günther Ramin“ und „Dein Günther“. Oetzsch, Leipzig, Baabe, Forsthaus Lämershagen
und o.O. 14.II.1928 bis 31.XII.1939 und o.D. 13 S. gr.-4o bis quer-8o und die Karten. Zum
Teil etwas stockfleckig.
(800.—)
An den Komponisten Fritz von Borries (1892–1983) in Bad Schwartau mit Berichten über seine berufliche Stellung und seine Konzerte.
O. O. 14.II.1928. „... Vom Zuge aus möchte ich Ihnen ganz kurz danken für Ihren Brief mit den eingelegten Kritiken (welche mich weniger freuten, weil sie sicher nicht ganz vorurteilsfrei und unvoreingenommen zu sein schienen)! ... Dass ich hier in Leipzig erneut in Gewissen- und Gedankennot
geraten bin, erzählte Ihnen sicher meine Frau am Telefon schon. Kurz vor meiner Abfahrt liess mich
noch der Kunstdezernent der Stadt kommen u. sicherte mir Orchesterkonzerte der Philharmonischen
Gesellschaft mit städtischer Unterstützung zu ...
Wohin rollst Du, Raminchen?? So frage ich mich, Tag u. Nacht ...“
O. O. u. D. „... Vor meinen Augen liegt der unbeschreiblich schöne Comer See mit seinen leuchtenden
Ufern u. dahinter schneebedeckte Alpenberge. Im Angesicht dieser großartigen, restlos vollkommenen und göttlichen Naturschöpfung verblassen alle noch so erregenden Angelegenheiten unseres kleinen ‘Ich’ u. schrumpfen in sich zusammen ...
Die Vorgänge in Leipzig stellen die bisher bitterste Erfahrung meines Lebens dar; deshalb bin ich froh
für 8 Tage hierher geflüchtet zu sein ...“
Leipzig o. D. „... ich brauche Deine Unterstützung bei der Wahl des zukünftigen Jakobi-Organisten.
Ich habe meinen Schüler Hugo D i s t l e r, einen ausserordentlich (auch kompositorisch) hochbegabten Menschen, vorgeschlagen. Ich wünsche ihm, da er in äußerster Notlage lebt u. sein Studium in
Leipzig nicht wird durchführen können, sehr die Stellung ...“
(Baabe 20.VIII.1932.) „... Deprimierend empfand ich in Lübeck, dass auch meine Person durch die
örtlichen Zwistigkeiten in eine gewisse kühle Isoliertheit geriet, die im unangenehmen Gegensatz zu
der gewohnten früheren Herzlichkeit meiner Konzertfreunde stand ...“
Forsthaus Lämershagen 7.I.(1936). „... Wir hatten 4 stille u. erholsame Tage in dem umseitig abgebildeten Forsthaus. Es tat wohl, einmal sich ganz allein überlassen zu sein ... Es wäre nett, wenn ich
Dich bei meinem Kammerkonzert in Hamburg ... sehen würde ...“
(Leipzig) 31.XII.1939, mit Neujahrswünschen. „... Hoffentlich bringt uns 1940 auch einmal ein Wiedersehen, über das sich herzlich freuen würde Dein Günther ...“
Beiliegend 2 e. Briefentwürfe von v. Borries an Ramin (1935, 8 S. folio).
572 RAVEL, Maurice, 1875–1937. E.Br.m.U. Montfort l’Amaury („Le Belvédère“) 10.I.1929.
1 S. 8o. Blaues Papier. Mit gedrucktem Briefkopf und frankierter Adresse (Faltbrief, Ränder perforiert).
(800.—)
An seinen Freund, den englischen Musikkritiker Edwin Evans (1874–1945) in London mit der Bitte,
dem Musiker Sir Hugh Allen (1869–1946; damals die führende Persönlichkeit des englischen Musiklebens) für dessen Einladung zu einem ihm zu Ehren veranstalteten Festessen im Anglo-French Luncheon Club (am 24. Januar) zu danken.
„... de Genève, j’avais été passer quelques jours à St-Jean-de Luz et devais rentrer à Montfort vers
la Noël.
Mais, naturellement, j’ai été retenu à Paris et n’ai pu regagner le Belvédère qu’au commencement de
ce mois, abruti un terrible rhume qui m’a laissé sans courage devant un courrier de 2 semaines.
Le rhume commence à se calmer, maintenant il va falloir soigner de courrier. Je commence par vous
prier, de m’excuser auprès de Sir Hugh Allen, de lui dire combien je suis sensible à l’honneur que me
fait la Société du déjeuner Anglo-Français, de lui exprimer le plaisir que j’aurais a y prendre part et
ma confusion de répondre si tard à son aimable invitation ...“
284
IV. Musik
„Nun will ich Ihnen was verraten“
573 REGER, Max, 1873–1916. E.Br.m.U. München 8.VII.1903. 4 S. gr.-8o. Gelocht, leicht gebräunt.
(500.—)
An den Organisten, Komponisten und Musikschriftsteller Walter Fischer (1872 – 1931), dem er für
„Kritiken“ dankt.
„... Famos, daß Ihnen Herr Leßmann die Besprechung meiner opera 69 u 70 übertragen hat! Bitte,
möglichst ausführlich zu besprechen! ... Bitte, machen Sie bei den Organisten für op 69 u bei den Sängern u Sängerinnen für opus 70 thatkräftigste Propaganda, wofür ich Ihnen so sehr verbunden wäre!
Nun, ruhen Sie Sich mal recht gehörig aus in Ihrer Sommerfrische!
Mir ist das nicht vergönnt! Ich hab’ soeben eine Modulationslehre (Buch) in Druck gegeben, soeben
vollendet op 71: ‘Gesang der Verklärten’ für 5stimmigen Chor mit großem Orchester; bin eben dabei
Hugo Wo l f ’s symphonische Dichtung Penthesilea für Klavier zu 4 Händen zu bearbeiten, außerdem den 2händigen Klavierauszug mit Text von meinem eigenen ‘Gesang der Verklärten’! Ich arbeite
jeden Tag von früh 9 Uhr bis abends 11 ?? Uhr. Nun will ich Ihnen was verraten: In baldigster Zeit entstehen 1) 5 Präludien u Fugen für die Orgel, 2) Variationen u Fuge über ein eigenes Thema für die Orgel,
3.) Streichquartett, 4.) 18 neue Lieder, 5. 6 Männerchöre; dies alles entsteht noch im Jahre 1903!
Von einer Sonate (C dur) für Violine u Klavier op 72 sind die ersten drei Sätze fix u fertig; der letzte
Satz ist schon skizziert! Außerdem hoffe ich sehr, noch in diesem Jahre eine Schule des Pedalspiels
(für Orgel) schreiben zu können!
Sie sehen, ich hab’ sehr viel vor; es wird aber auch alles geschrieben! Dabei habe ich so ziemlich jeden
Tag von 9 – 121⁄2 Uhr vormittags Stunde zu geben! ...“
574 — E. Postkarte m.U. München 20.IV.1906.
(80.—)
An die „Redaktion der Neuen Zeitschrift für Musik“ in Leipzig. „Bin natürlich einverstanden, daß
Neue Zeitschrift für Musik wieder Organ des Allg. Deutschen Musikvereines wird ...“
575 — E.Br.m.U. „Reger“. Leipzig 10.VII.(1909). 2 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
(400.—)
An den Musikdirektor Julius Buths (1851–1920) in Düsseldorf wegen eines ihm zu Ehren geplanten
Festes des Dortmunder Musikvereins.
„... Am 7. 8. 9. Mai 1910 soll in Dortmund ein Reger-Musikfest sein. Es hat sich da ein Comité gebildet, dem die besten Namen angehören! Wollen Sie nun nicht auch diesem Comité beitreten, was Sie
zu gar nichts verpflichten wird? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie beitreten würden. Es sind
vorgesehen: 1 Kirchenconcert, 2 Kammermusikmatinéen u. 2 Orchesterkonzerte.
Da die Sache Dortmund sehr eilt, so wäre ich Ihnen für möglichst umgehendste, hoffentlich bejahende Antwort sehr dankbar.
Wie geht’s bei Ihnen immer? Doch gut? Ich sitze immer 10000 Meilen tiefst in Arbeit ...“
576 — E. Postkarte m.U. Jena 12.VIII.1915.
(120.—)
An Frau von Seydewitz in Jena, wohl seine Vermieterin.
„... Immer noch nicht haben Sie das bewußte eiserne Gitter an Ihrem Balkon machen lassen obwohl
ich mir schon 2 ×erlaubte, Sie daran zu erinnern ...“
577 REICHARDT, Johann Friedrich, 1752–1814. E.Br.m.U. Giebichenstein 25.VII.o.J. 1 S.
8o. Mit Blindsiegel und Adresse. Etwas gebräunt und fleckig.
(150.—)
An seinen Freund, den Schriftsteller und Verleger Rudolf Zacharias B e c k e r in Gotha.
„... ich empfehle Ihnen ... zwei junge verständige liebe Männer, H. Michaelis u. H. Gerling aus
Ströhlitz zu freundlicher Aufnahme und weiterer Förderung zu guten Bekanntschaften ...“
285
IV. Musik
578* RIISAGER, Knudåge, 1897 – 1974. Eigenh. Musikmanuskript, am Kopf nachträglich
bezeichnet und signiert. 1 S. gr. Hochformat, 24zeilig. Minimale Randschäden. (250.—)
Seite 14 der Partitur seines 1938 bis 1942 entstandenen Balletts „‘ Q u a r t s i l u n i ’ / op 36“.
579* — E. Br. m. U. „Knudåge“. Kopenhagen 15.XII.1950. 13⁄4 S. gr.-4o. Mit geprägtem Briefkopf. Minimaler Einriß.
(150.—)
An den Dirigenten Nikolai Malko mit dem Dank für dessen „splendid book about conducting“ („The
Conductor and His Baton: Fundamentals of the Technic of Conducting“, Kopenhagen 1950).
„... I am very grateful for the dedication. A lot of conductors ..., who has never learned anything, ...
should read and study this book from the beginning to the end – and I am seeing forward to the next
volume you are promising! ...“
Beiliegend seine Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug und Datum auf dem Untersatzkarton
(1950, Visitformat).
580 RIMSKIJ-KORSAKOW, Nikolai, 1844 – 1908. E. Br. m. U. „NRKorsakow“ (kyrillisch).
Paris 18.V.190(8). 3⁄4 S. gr.-8o. Russisch. Mit Briefkopf „Grand Hotel d’Orléans Saint-Germain“. Minimale Faltenrisse.
(1.200.—)
An den Musikforscher und Übersetzer Michel ( D e l i n e s ) .
„Lieber Michail Osipowitsch, / meine Familie und ich sind im Hotel d’Orléans (50, Rue Jacob). Ich
werde entzückt sein, Sie zu treffen, jedoch wird das nicht vor kommender Woche möglich sein, da ich
vielleicht nicht bis zum letzten Konzert hier bleiben werde. G l a s u n o v ist noch nicht in Paris, er
kommt nur zum letzten Konzert ...“ (Übersetzung).
Am 22. Mai wurde seine Oper „Snegurotschka“ („Schneeflöckchen“) an der Pariser Opéra Comique
aufgeführt.
581 — E. musikal. Albumblatt m.U. „Nicolas Rimsky-Korssakow“. O.O.u.D. 1 S. quer–12o
(Briefkärtchen). Gering fleckig.
(2.500.—)
Fünf Takte im Klaviersatz aus seiner Symphonischen Suite „ S c h e h e r a z a d e “ op. 35 (1888),
bezeichnet „Allegretto“.
In seiner Autobiographie zählt Rimskij-Korsakow „Scheherazade“ zu den Werken, die „eine Periode
meines Schaffens ab[schlossen], an deren Ende meine Instrumentation einen hohen Grad von Virtuosität und Klangwärme ohne Wagnerschen Einfluß erreicht hatte“.
Sehr selten.
286
IV. Musik
Nr. 585
Antonio Salieri
582 ROSSINI, Gioacchino, 1792–1868. E.Br.m.U. (Paris) 13.XII.1865. 3⁄4 S. 8. Gelbes Papier.
Nadelspuren am Kopf; kleine Flecke am Unterrand.
(800.—)
Humoriger Brief an einen Freund und Kollegen (Giuseppe Poniatowski?).
„F[amosissi]mo Collega / E quando vieni a prendere la lettera per tuo fratello che è ormai rancida?
Hai fatto la mia commissione col Sig[no]r C.?? ...“
Bei dem Bruder könnte es sich um den mit Rossini befreundeten Bankier Carlo Poniatowski in Florenz handeln. – „Sig[no]r C.“: eventuell der Komponist Angelo Catellani.
583 ROUGET DE LISLE, Claude Joseph, französischer Pionier-Offizier; der Dichter und Komponist der „Marseillaise“, 1760–1836. E.Br.m.U. O.O.u.J. 1 S. gr.-8o. Schwach fleckig.
(1.200.—)
An einen „cher ami“, dem er ein Werk seiner Gönnerin, der Schriftstellerin Elise Voiart geb. PetitPain (1786 – 1866), übersendet.
„Madame Voyard ... m’a chargé de vous transmettre ses six amours [?] ... un ouvrage que vous devez
juger.
Je vous l’aurais porté moi-même ce matin, si je n’etais malade comme une bête ...“ – Mit unsicherer
Hand geschrieben.
287
IV. Musik
584* SAINT-SAËNS, Camille, 1835–1921. E. musikal. Albumblatt m.U. O.O.u.D. 1 S. kl.-8o.
(250.—)
Zwei Notenzitate aus „Rhapsodie en Ut mineur“ und „Valse en LA mineur“. – Zusammen mit der von
Pierre Charles Lenoir geschaffenen Portraitmedaille dekorativ gerahmt (kleine Absplitterungen am
Rahmen).
„in S. Steffano“
585 SALIERI, Antonio, 1750–1825. E. Schriftstück m.U. (Wien, Spätsommer 1809.) 1 S. querschmal-8o. Leicht gebräunt, verso Falzreste.
(1.200.—)
Quittung über 2049 Gulden zur Bezahlung der Musiker, die an einem Konzert im Stephansdom mitgewirkt hatten.
„Ricevuta per la somma di fiorini due mila quaranta nove fiorini ch’io confesso aver ricevuto per
pagare il personale della musica eseguita in S. Steffano il giorno 15 Agosto 1809.“
Salieri unterzeichnet als „Maestro di Capp[el]la della Corte Imp[erial]e di Vienna“. Am 15. August
1809 war Andreas Hofer als Oberkommandant von Tirol in Innsbruck eingezogen.
Siehe die Abbildung auf Seite 287.
586 SCHÖNBERG, Arnold, 1874–1951. E.Br.m.U. Traunkirchen 9.VIII.1922. 1 S. kl.-4o. Mit
seinem Namensstempel am Kopf.
(1.200.—)
Aus der Sommerfrische an seinen Freund (den Schauspieler Wilhelm Klitsch), den er verpaßt hatte.
„... das ist sehr schade: ich hatte allerdings wenig Hoffnung, daß ich Dich rechtzeitig erreiche – sonst
hätte ich gewartet. We b e r n sagte mir, daß Du im Salzkammergut bist, dadurch kam ich auf die
Idee ... Vielleicht sehen wir uns aber doch noch einmal in den Ferien; wir sind doch ziemlich nahe beisammen ...“
587 SCHOSTAKOWITSCH, Dmitri, 1906–1975. Portraitphotographie mit e. Widmung u.U.
(russisch) auf der Bildseite. Silbergrauer Filzstift. Moskau 1.III.1971. Quer-8o (Postkartenformat). Mit Umschlag.
(400.—)
Brustbild nach rechts, am Schreibtisch über einer Partitur sitzend.
588* SCHUBERT, Franz, 1797 – 1828. Eigenh. Musikmanuskript mit Namen „Frz. Schubert
mppia“ am Kopf. O.O., „den 28. Nov. 1815“. 2 S. Querformat, 16zeilig. Etwas gebräunt,
linker Rand unregelmäßig.
(25.000.—)
„ L o r m a “ . – Das erste Blatt – Takte 1-41 für Singstimme mit Klavierbegleitung sowie unterlegtem
Text – von Schuberts unvollendeter erster Vertonung eines Textes aus James Macphersons ossianischer Dichtung „Die Schlacht von Lora“.
Ehe Schubert die Komposition abbrach, notierte er noch sechs weitere Takte auf einem zweiten Blatt.
Dieses in der Wiener Stadtbibliothek (MH 148/c) bewahrte Blatt nutzte Schubert später für die Niederschrift seines „Scherzo in D und Allegro in fis für Klavier“ (Deutsch Nr. 570). – Am 10.II.1816 unternahm Schubert erneut eine – ebenfalls abgebrochene – Vertonung des Textes (vgl. Deutsch Nr. 376).
Deutsch Nr. 327.
288
IV. Musik
Nr. 588
Franz Schubert
289
IV. Musik
(Schubert)
589 — E.Br.m.U. (Wien, April 1822.) 2⁄3 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse.
(30.000.—)
An Anton D i a b e l l i , seinen ersten Verleger, wegen der Widmung seiner L i e d e r o p . 8 an Graf
Esterházy.
„Da Baron Schönstein nicht zu treffen war, und ich keinen andern Weg weiß, auf welchen ich zu
einem Erlaubniß-Zettel gelänge, so nehmen Sie in Gottes Nahmen diesen Brief als dessen Stellvertretter / Frz. Schubert“.
O. E. Deutsch, Franz Schubert, Briefe und Schriften, S. 53. – „Schubert scheint vom Grafen Esterházy brieflich die Erlaubnis bekommen zu haben, ihm die als Opus 8 erschienenen Lieder zu widmen.
Die Zensur aber verlangte gewöhnlich eine formelle Erklärung. Baron Schönstein, des Grafen
Freund, hätte sie an seiner Statt schreiben können, war aber nicht zu erreichen. Schubert legte wohl
des Grafen Brief an ihn dem Schreiben an Diabelli bei. Jedenfalls erschien das Heft mit der Widmung
im Mai 1822“ (a. a. O. S. 54).
Karl Freiherr von Schönstein hatte Schubert 1818 im Kreis der Familie Esterházy kennengelernt und
verschaffte seinen Liedern in den Häusern der Wiener Gesellschaft Geltung und Verbreitung; der Liederkreis „Die schöne Müllerin“ ist ihm gewidmet. Aus der Sammlung Louis Koch.
Briefe Schuberts sind im Handel v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t ; die erhaltenen Briefe befinden sich
fast ausnahmslos in öffentlichem Besitz.
590* (—) Gedicht, geschrieben und in seinem Namen („Frz. Schbrt.“) unterschrieben von seinem
älteren Bruder Ferdinand Sch. (1794 – 1859). O. O. 8.V.1823. 1 S. 4o. Leicht gebräunt,
Rand- und Faltenschäden. Verso 1⁄2 S. alt beschriftet.
(1.200.—)
Das im Original verschollene schwermütige Gedicht „ M e i n G e b e t h “ :
„Tiefer Sehnsucht heil’ges Bangen
Will in schön’re Welten langen;
Mächte füllen dunklen Raum
Mit allmächt’gen Liebes Traum.
Großer Vater! reich dem Sohne,
Tiefer Schmerzen nun zum Lohne,
Endlich als Erlösungsmahl
Deiner Liebe ew’gen Strahl.
Sieh, vernichtet liegt im Staube,
Unerhörten Gram zum Raube
Meines Lebens Martergang,
Nahend ew’gem Untergang.
Tödt’ es und mich selber tödte
Stürz’ nun Alles in den Lethe,
Und ein reines kräft’ges Sein
Lass’, o Großer, dann gedeih’n.“
Ferdinand Schubert veröffentlichte das Gedicht in Robert Schumanns „Neuer Zeitschrift für Musik“
vom 5.II.1839.
„Gedichte von Goethe“
591* — Stich: Lieder nach Gedichten von Goethe, op. 5, mit e i g e n h . K o n t r o l l v e r m e r k
auf der Rückseite des letzten Blattes. Wien: Cappi und Diabelli (1821). Titel + 9 S. Querformat. War geheftet; leicht fleckig, einer von zwei kleinen Randeinrisssen alt unterlegt. – Erstausgabe (Verlagsnummer 789).
(3.000.—)
„Rastlose Liebe, Nähe des Geliebten, Der Fischer, Erster Verlust, und Der König in Thule. / Gedichte
von Goethe. / Für eine Singstimme / mit Begleitung des Piano-forte in Musik gesetzt, / und dem / Wohlgebohrnen Herrn Anton Salieri k.k. ersten Hofkapellmeister / ... / hochachtungsvoll gewidmet von /
Franz Schubert. / 5tes Werk.“ Deutsch Nrn. 138, 162, 225, 226 und 367.
Die Eigenhändigkeit von Schuberts Kontrollvermerken wird immer noch kontrovers diskutiert; wir
folgen der Argumentation Ulrich Drüners (Otto Haas, Katalog 40, S. 15ff.).
290
IV. Musik
Nr. 589
Franz Schubert
291
IV. Musik
(Schubert)
592* — Stich: „Auf dem Wasser zu singen“, op. 72. Wien: Anton Diabelli & Co. (1827). Titel + 5 S.
Querformat. Lose Lage. Schwach fleckig; Deckblatt am Rücken leicht eingerissen. – Schönes, breitrandiges Exemplar des ersten Einzeldrucks (Verlagsnummer 2487).
(400.—)
Der vollständige Titel lautet: „Auf dem Wasser zu singen. / Gedicht von Leopold Grafen zu Stollberg. / In
Musik gesetzt / für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte / von / Franz Schubert. / 72tes Werk.“
Das Lied erschien zuerst als Beilage zur „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“
vom 30.XII.1823.
Deutsch Nr. 774.
593* — Stich: Rondo in h für Violine und Klavier op. 70. Wien: Artaria & Co. (1827). Titel + 27 S.
Hochformat. Separat geheftete Stimmen. Stellenweise ein wenig fleckig; die Violinstimme mit
kleinen Einrissen am Unterrand. – Erstausgabe (Verlagsnummer 2929).
(300.—)
„Rondeau brillant / pour / Pianoforte et Violon / par / François Schubert / Op: 70.“ Deutsch Nr. 895.
594* — Einblattdruck: Lithographierte Konzert-Einladung. (Wien, März 1828.) 1 S. gr.-8o. Auf
feinem Papier. Etwas knittrig, 2 Randeinrisse, rechtes unteres Eckchen fehlt. (1.600.—)
„Einladung / zu dem Privat Concerte, welches Franz Schubert am 21 März, Abends 7 Uhr im Locale
des österreichen [sic] Musickvereins / unter den Tuchlauben No 558 zu geben die Ehre haben wird.“
Darunter das sieben Stücke umfassende Programm. – „Sämtliche Musickstücke sind von der Composition des Concertgebers.
Eintrittkarten zu f 3 W[iener] W[ährung] sind in den Kunsthandlungen der Herren Haslinger, Diabelli und Leidesdorf zu haben.“
Eine Ecke der Rückseite von zeitgenössischer Hand beschriftet (französisch).
Bei Deutsch, „Franz Schubert. Sein Leben in Bildern“ (1913), ist auf S. 178 eine gleichartige KonzertEinladung faksimiliert, jedoch mit dem Datum „28 März“, handschriftlich geändert in „26 März“ und
mit einer Abweichung in dem Programmpunkt 2c („Der Wanderer a.d. Mond v. Seidl“ statt wie hier
„Fischerweise von Bar Schlechta“). – In „Schubert. Die Dokumente seines Lebens“ (1964), S. 503,
nennt Deutsch eine zweite Fassung der Konzert-Einladung, mit der „Fischerweise“, doch ohne Hinweis auf ein vom 28./26. März abweichendes Datum.
Sehr selten.
Da in der bei Deutsch faksimilierten Einladung vom 28./26. März zwei grobe orthographische Fehler
(„Musick“ und „Klopfstock“) korrigiert sind („österreichen“ allerdings in „östereiehn“ verschlimmbessert ist), scheint es sich bei dem hier vorliegenden Druck um eine bisher unbekannte dritte und
wohl früheste Fassung zu handeln; möglicherweise sollte das Konzert ursprünglich am Freitag, den
21. März stattfinden und wurde dann auf den 26. März, Beethovens ersten Todestag, gelegt.
595* — Manuskript, wohl von der Hand des Kalligraphen Joseph Derffel, einem Vetter Franz v.
Schobers, 1795–1874. (Anfang 1829.) Titel + 62 S. 8o. Grünliches Papier. 2 geheftete Lagen.
(1.200.—)
„S a m m l u n g der in öffentlichen Blättern erschienenen Aufsätze nach dem am 19ten Nov. 828 erfolgten Hinscheiden meines unvergeßlichen Freundes Franz Schubert / Derffel“.
Enthalten sind zwischen dem 25. November und 27. Dezember 1828 in Zeitungen erschienene Nachrufe auf den Komponisten, u.a. von J.C. v. Zedlitz („Nekrologische Notiz“; Modezeitung, 25.XI.1828),
J.G. Seidl (mehrseitiges Gedicht; ebenda, 6.XII.1828), Franz Stelzhamer („Allegorie (Auf Schubert’s
Tod)“; Theaterzeitung, 13.XII.1828), Peter Bleich („Trauerweide / gepflanzt auf das Grab des unvergeßlichen Tondichters Franz Schubert“; Sammler, 18.XII.1828), Andreas Schumacher („Nachruf / An
Schuberts Grabe“; Theaterzeitung, 20.XII.1828) und J.L. Blahetka (12seitiger „Nekrolog“; Theaterzeitung, 27.XII.1828), ferner ein Aufruf zur Sammlung für Schuberts Grabdenkmal (Theaterzeitung,
Ende Dezember 1828), die Anzeige eines Konzerts zugunsten der „Errichtung eines Grabsteines“
(Theaterzeitung, 12.II.1829 – siehe hierzu die folgende Katalognummer) sowie Mitteilungen der Musikverleger Czerny und Haslinger, das Erscheinen von Werken Schuberts betreffend.
292
IV. Musik
Nr. 594
Franz Schubert
293
IV. Musik
(Schubert)
„für den verstorbenen Compositeur Franz Schubert“
596* — Einblattdruck: Konzert-Einladung, gez. A n n a F r ö h l i c h . (Wien, Anfang März
1829.) 1 S. gr.-4o. An den oberen Ecken mit Transparentpapier-Falzen montiert. (300.—)
„Auf vielseitiges Verlangen wird das Privat-Concert, welches die Unterzeichnete in dem Saale des
Musik-Vereins gegeben hat, wovon die eine Hälfte der Einnahme zur Errichtung eines Grabsteines für
den verstorbenen Compositeur Franz Schubert, die andere zu einem wohlthätigen Zweck bestimmt ist,
Donnerstag den 5. März 1829, Abends um 7 Uhr, wiederholt werden.“ – Darunter das sieben Stücke
umfassende Programm, neben Kompositionen von Schubert ein Flötenstück von Johann Wilhelm
Gabrielsky sowie, als Abschluss, das erste Finale aus Mozarts „Don Juan“.
Die mit Schubert befreundete Sängerin Anna (Nanette) Fröhlich (1793–1880) war seit 1819 Leiterin
der dritten Gesangsklasse an der Singschule der Gesellschaft der Musikfreunde.
597* — Stich: „Drey Gedichte“, op. post. 111. Wien: Joseph Czerny (1829). Titel, Werkverzeichnis + 8 S. Querformat. Lose Lage. Leicht fleckig, Heftspuren; Deckblatt am Rücken eingerissen, kleiner Wurmgang. – Gutes, breitrandiges Exemplar der Erstausgabe. (Verlagsnummer 335).
(600.—)
Der vollständige Titel lautet: „Drey Gedichte. / No 1. An die Freude von Schiller. / No 2. Lebens-Melodien von Schlegel. No 3. Die vier Weltalter von Schiller. / In Musik gesetzt für / eine Singstimme mit
Begleitung des Pianoforte / von / Franz Schubert. / 111tes Werk.“
Auf Seite 3 ein „Verzeichniss der Original-Werke von Franz Schubert, welche in der Kunst- und Musikalienhandlung des Joseph Czerný als rechtmäßiges Eigenthum erschienen und zu haben sind.“
Deutsch Nrn. 189, 395 und 391.
598 SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819–1896. E.Br.m.U. D(üsseldorf) 10.V.(1875). 1 S. 8o.
(300.—)
An (den Sänger Georg) Henschel mit einer Einladung.
„... wollen Sie Dienstag Abend in ganz kleinem Kreise bei uns zubringen? Sie finden Herrn Rubinstein
u. einige Musiker bei uns ...“
Beiliegend ein abgeschnittener Briefschluß mit den eigenh. Unterschriften von Clara und Robert
Schumann.
„Vorführung meines Kindes“
599 SCHUMANN, Robert, 1810–1856. E.Br.m.U. Düsseldorf 8.II.1853. 2 S. gr.-8o. (3.000.—)
An einen Musiker, der ihn zu der Aufführung eines seiner Werke eingeladen hatte.
„... Für Ihre gütige Einladung vielen Dank sagend, bedaure ich, ihr nicht nachkommen zu können,
da wir den 17ten Februar hier selbst eine grössere Aufführung vorhaben, deren Direction zu übernehmen ich zugesagt habe. Hoffentlich und vielleicht noch in diesem Jahr wird sich günstigere Zeit
finden, die Ihrer altberühmten Stadt einen Besuch abzustatten erlaubt, wo wir Ihnen uns vorzustellen nicht versäumen werden.
Nehmen Sie nochmals Dank für die freundliche Einladung und die besten Wünsche für Vorführung
meines Kindes, das sich die Theilnahme der Zuhörer erwerbern möge ...“
Bei Erler und Jansen n i c h t g e d r u c k t .
294
IV. Musik
Nr. 599
Robert Schumann
295
IV. Musik
600 SHIELD, William, 1748 – 1829. 2 e. Br. m. U. London 25.IX.1816 und 4.II.1822. 2 S. 8o.
Schwach gebräunt, leicht fleckig.
(250.—)
1816. An einen befreundeten Musiker mit dem Bedauern, dass er Generalprobe und Uraufführung
der Operette „Yours or Mine“ (am 23.IX.1816 in Covent Garden) versäumt habe.
„... I fear that the paucity of comic songs will cause much regret to those who expected the Piece to
prove brilliantly effective ...“
1822. An einen Herrn wegen der Subskriptionslisten der Philharmonic Society. „... I was advised not
to nominate Miss Buckwald, as many members of the Philharmonic Society conceive that Professors
& persons in trade should not be classed with the Nobility & Gentry which honour their subscription
list, But your having expressed regret that my forbearing to risk that Lady’s rejection deprived you
of a favourable opportunity of evincing your endeavours to gratify Lady Ashburnham induced me to
transmit the enclosed names to the Directors successfully ...“
Beiliegend die gestochene Partitur seiner schottischen Ballade „Sally Roy“, mit e. Namenszug auf der
Titelseite (London o. J., 3 S. folio).
601* SIBELIUS, Jean, 1865 – 1957. Br. m. U. Järvenpää 8.V.1936. 1 S. 4o. Leicht fleckig. Mit
frankiertem Umschlag.
(500.—)
An Helen Levine in Chicago, die sich für seine Drei lyrischen Stücke für Pianoforte, op. 41, interessierte.
„... I thank you for the interest you have shown for my composition ‘Kyllikki’, and am willing to give
you following information: the title of the work is a maids name in ‘Kalevala’, our national epos, but
I have no folk-loristic intentions in the music, so you must approach it quite abstractedly, like a
Sonata and only closely follow the musical signs ...“
602* SIMON, James, 1880–1944. Eigenh. Musikmanuskript mit Widmung u.U. am Kopf. O.O.
u.D. 2 S. großes Hochformat, 12zeilig. Linker Rand etwas unregelmäßig.
(400.—)
„D i e N a c h t k a m h e r ... (R.A.Schröder)“. Lied für Singstimme und Klavier, bezeichnet „Andante espressivo“. Mit Widmung an „Herrn und Frau Horodisch / dankend und mit Genesungswünschen
/ überreicht von James Simon.“
Simon war Schüler von Max Bruch. 1933 emigrierte er nach Zürich, später nach Amsterdam. 1944
wurde er in Auschwitz ermordet.
603* SKANDINAVISCHE MUSIKER. – 10 Autographen.
(250.—)
Jens L. Emborg (2; 1 e. Br.m. U., o.O. 1921, und 1 e. musikal. Albumblatt m.U., Vordingborg 1946),
Asger Hammerik (e. musikal. Albumblatt m.U., o.O. 1869), Emil Hartmann (e.Br.m.U., Kopenhagen 1869), David Monrad Johansen (Widmungsexemplar „Suite for Piano“, Paris 1920), Hermann D.
Koppel (e. Namenszug), Gösta Nystroem (e. musikal. Albumblatt m.U., Marstrand 1951) und Hilding
Rosenberg (3; davon 1 e. musikal. Albumblatt m.U., Alsten 1951 und Bromma 1952).
Beiliegend ein lith. Portrait von Ole Bull und Henri Vieuxtemps.
296
IV. Musik
Nr. 607
Johann Strauss (Sohn)
297
IV. Musik
„Ich stehe außerhalb der Theaterwelt“
604 SMETANA, Friedrich, 1824–1884. E.Br.m.U. „Bedr. Smetana“. Prag 23.V.1881. 2 S. gr.8o. Tschechisch. Mit geprägten Initialen am Kopf. Minimal fleckig, kleine Faltenrisse.
(7.500.—)
An einen Herrn, der ihn um eine Karte für die Uraufführung seiner Oper „ L i b u s a “ gebeten hatte.
„... Es tut mir leid, daß ich dieses Mal Ihrem Wunsch nicht nachkommen kann. Für die erste Vorstellung in Anwesenheit des Prinzen ist der Zutritt zum Theater nicht möglich. Ich selbst bekomme für
diese Vorstellung keine Karte. Karten gibt es für die zweite und die dritte Vorstellung. Aber jeder muß
sich im Büro des Theaters selbst darum kümmern. Dort kann man sich aber beliebig Karten für die
zweite und dritte Vorstellung aussuchen. Bei der ersten, feierlichen Vorstellung geht das Erlebnis der
Oper verloren, weil sich in dem Haus die ganze offizielle Welt treffen wird, die nur Interesse am Hof
und nicht an der Oper hat. Ich habe schon viele solche Anfragen aus dem Lande erhalten und musste
zu meinem Bedauern alle ablehnen. Für meine eigene Familie erhalte ich auch keine Karten ... Ich
stehe außerhalb der Theaterwelt, und ich hoffe, daß ich beim nächsten Mal für Sie etwas tun kann ...“
(Übersetzung).
Drei Wochen später, am 11. Juni, wurde das Prager Nationaltheater in Anwesenheit des Kronprinzen Rudolf mit der Uraufführung seiner Oper „Libusa“ eingeweiht. Die für das allgemeine Publikum
vorgesehene Theatereröffnung am 11. September wurde jedoch durch einen Brand am 12. August
zunichte gemacht.
605 SPOHR, Louis, 1784–1859. E.Br.m.U. Kassel 19.I.1854. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegelrest und
Adresse (Briefmarke abgelöst). Leicht fleckig, kleinerer Faltenriß; Adreßblatt mit Montageresten.
(600.—)
An August Kiel, Kapellmeister an der Hofkapelle Detmold, dem er mitteilt, „daß die Oper ‘ Der
Ta n n h ä u s e r ’ auf Befehl des Kurfürsten von Sontag auf Montag den 23ten verlegt ist, weil ein Ballet ‘Gisella oder die Willis’ in welchem Lucile Grahn mitwirkt, nächsten Sonntag zum 3ten Mal gegeben werden soll. Heute war die 2te Aufführung ... davon, und es mußten abermals wie das 1ste Mal,
viele Menschen zurückgewiesen werden. Vielleicht wird es Ihrem Herrn Fürsten“ (der musikliebende
Fürst Leopold III. zur Lippe) „nicht unlieb seyn, dies reich ausgestattete Ballet mit anzusehen...
Vieleicht können Sie nun auch die Probe vom ‘Tannhäuser’, die Sontag Vormittag stattfindet, mit
anhören, was bey dieser Oper, um sie einigermaßen zu verstehen, recht erwünscht ist ...“
606 SPONTINI, Gaspare, 1774–1851. E.Br.m.U. Berlin 10.XII.1837. 13⁄4 S. gr.-4o. Gestochener Briefkopf „General Intendantur der Kapelle S.r Majestät des Königs von Preussen“ mit
Spontinis Titeln und einer Vignette.
(600.—)
An einen (schwedischen) Grafen, dem er für die Nachricht dankt, dass der schwedische Kronprinz
(der spätere König Oskar I.) die ihm gewidmete Partitur der Oper „ O l y m p i a “ freundlich angenommen habe.
„...C’est avec infiniment de réconnoissance que j’ai reçu par votre bonté la nouvelle de l’accueil honorable qu’a obtenu mon faible hommage de la partition d’Olimpie, de S.A.R. Mons.r le Prince royale
de Suede.
Il m’eut été très pénible, si ma lettre à M.r Billecocq, toute confidencielle et amicale, n’eut pas tombé
en ses propres mains, independamment de celle adressée à l’Heritier du trone; et je suis cépendant
dans la plus grande surprise, que M.r Billecocq ... ne m’en ait pas ecrit un seul mot de réponse, surtout, au sujet de toutes les autres bagatelles musicales et papiers confidenciels, presque ridiculs, que
je n’aurais jamais osé adresser à autres, qu’à lui seul ...“
298
IV. Musik
Nr. 604
Friedrich Smetana
299
IV. Musik
607 STRAUSS, Johann (Sohn), 1825–1899. Eigenh. Musikmanuskript. 14 S. großes Hochformat, 12zeilig, ca. 34,5×26,5 cm. Bleistift. Mit eigenh. Korrekturen. Kleine Einrisse, etwas
unfrisch.
(4.000.—)
Drei Teile aus einer frühen Niederschrift seiner Komischen Oper „ R i t t e r P á s m á n “ , op. 441,
nach dem Text von Ludwig Dórczi. – Die Uraufführung fand am 1. Januar 1892 in der Wiener Hofoper statt.
I) 4 Seiten, bezeichnet „11 b“ bis „14“. Aus der 2. Szene des 2. Akts (Duett Eva – König). Die Takte 1
bis 8 kanzelliert, dann folgen 66 Takte, beginnend „Und könnt Ihr mir die Schuld verzeihn ...“
II) 6 Seiten, bezeichnet „98“ bis „100“. Aus der letzten Szene des 2. Akts (Ensemble). 61 Takte, beginnend „Ich will nicht ruhn ...“
III) 4 Seiten, bezeichnet „139“ bis „140“. Aus der Schlußszene des 3. Akts (Königin, König, Eva). 38
Takte, beginnend „Mein König, ich wünsch Euch herzlich Glück ...“ Die Notation ist angelegt für Klavier und Singstimmen (Soli und Chor), aber nicht immer vollständig ausgeführt. – Die Singstimmen sind
mit den Rollennamen bezeichnet: Eva, Gundy, Rodomonte, Pásmán, Mischu, König und Königin.
Die drei Fragmente, die in sehr unterschiedlicher Weise mit der gedruckten Endfassung übereinstimmen, lassen verschiedene Stadien des Kompositionsprozesses erkennen und darüber hinaus auch, daß
das Libretto ursprünglich sehr viel umfangreicher war.
Siehe die Abbildung auf Seite 297.
608* STRAUSS, Richard, 1864–1949. 1 e.Br.m.U. und 1 e. Postkarte m.U. Weimar 9.II.1891
und 3.V.1894. 1 S. 8o und die Karte. Der Brief gelocht (geringe Buchstabenverluste).
(750.—)
An den Kapellmeister Emil Steinbach in Mainz.
9.II.1891. Wegen einer Mainzer Aufführung seiner Sinfonischen Fantasie „ A u s I t a l i e n “ unter
seiner Leitung. „... Das bewußte Programm zu ‘Italien’ besitze ich nicht mehr; bin im Ga[nz]en auch
principiell dagegen, dem unbefangnen Publicum den lebendigen Eindruck beim ersten Hören eines
Kunstwerkes durch nachzulesende Analysen etc. zu schmälern; ich bitte Sie daher, nur die Titel der
einzelnen Sätze u. das kleine Programm des zweiten Satzes auf die Zettel zu setzen ...“
3.V.1894. „... Wegen der furchtbar anstrengenden Tenorpartie (145 Takte mehr wie Tristan) ist
Hauptprobe schon am Montag!
Freue mich sehr Ihres Kommens ...“
609 — E. Postkarte m.U. Poststempel: (Berlin-)Charlottenburg 10.X.1902.
(250.—)
An Siegfried O c h s , den Leiter des Philharmonischen Chors in Berlin.
„... Selbstberäucherungen (in der Musikwelt Analysen genannt) überlasse ich gern meinem Freunde
Urspruch. Also thun Sie, was Sie wollen u. nicht lassen können! Schicken Sie mir bitte doch zum Cantatenabend 2 Billette! Ich komme gern! Daß Sie meine schöne M u r i e l F o s t e r in der Gedächtniskirche vergeuden, wo man sie nicht sieht, ist einfach unverantwortlich. Ha, will sehen ob ich ein passendes Fernrohr auftreibe! ...“
610 — E. Ansichtskarte m. U. „R. Strauss“. (Milwaukee) 31.III.1904. Briefmarke entfernt.
Leichte Randläsuren, kleiner Tintenklecks.
(300.—)
Von seiner ersten Konzertreise nach Amerika an den Musikdirektor Julius Buths (1851–1920) in Düsseldorf.
„Aus dem fernen Westen tausend Grüße. Warum waren Sie am 21.ten nicht bei domestica? Es war
famos u. kolossaler Erfolg. In 4 Wochen 21 Concerte mit 20 Proben. Meine Frau wacker überall dabei
u. gefällt sehr. Wir sind sehr vergnügt, zufrieden u. wohl. Viel Arbeit, und sehr interessant ...“
300
IV. Musik
611* — Portraitphotographie mit e. Namenszug „D Richard Strauss“ auf der Bildseite. Um
1905. Postkartenformat. Aufnahme: Meyer, Berlin.
(600.—)
Kniestück, Dreiviertelprofil nach links; der junge Komponist in einem Lehnstuhl sitzend.
612 — E. musikal. Albumblatt m.U. Garmisch 7.VII.1908. 1 S. quer-8o. Auf einer gelaufenen
Schmuck- Postkarte. Montagespuren auf der Adreßseite.
(500.—)
Notenzitat aus „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, für eine Dame in Kairo geschrieben.
613 — E.Br.m.U. Garmisch 16.VII.1909. 1 S. 8o. Mit frankiertem Umschlag.
(600.—)
An den Musikverleger Robert Lienau in Berlin, der seinen Marsch „Feierlicher Einzug der Ritter des
Johanniter-Ordens“ veröffentlichen wollte.
„... Ich danke Ihnen bestens für Ihre freundlichen Zeilen u. erkläre mich mit dem von Ihnen vorgeschlagenen Honorar dankend einverstanden.
Für alle Fälle möchte ich aber den Marsch doch noch einmal ansehen, bevor er gedruckt wird, da es
doch möglich wäre, daß ich einige Verbesserungen darin vorzunehmen für nötig finde. Ich verspreche Ihnen die Sache so schnell als möglich zu machen. Fürs erste halte ich es für am besten, den
Marsch nur für Militärmusik erscheinen zu lassen; später bearbeite ich Ihnen denselben dann vielleicht selbst für Streichorchester. Ich glaube es würde sich gut machen, den Marsch dem Prinzen Eitel
Friedrich zu widmen, für dessen Investitur er damals componirt worden ist ...“
Der Marsch wurde am 12. Dezember des Jahres uraufgeführt.
614 — E.Br.m.U. Leipzig 22.I.1910. 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Hôtel Hauffe“. Kleiner Tintenklecks. Eingangsstempel. Gelocht.
(400.—)
An einen Musikalienhändler, bei dem er sich für Johann Albert Richard Hagel (1872–1941), Kapellmeister am Leipziger Stadttheater, verwendet.
„... Herr Kapellmeister Hagel (Leipzig) will demnächst in Berlin meinen M a c b e t h dirigieren, teilt
mir aber mit, dass er den von Ihnen geforderten Preis von 150 M. unmöglich bezahlen könne, da er
das Concert ganz auf eigene Rechnung veranstaltet. Er kann Leihgebühr von 50 M. höchstens bezahlen. Wollen Sie’s ihm nicht doch dafür überlassen? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dadurch die
Aufführung des selten gespielten Werkes ermöglichen würden ...“
301
IV. Musik
(Richard Strauss)
615* — Zwei signierte Portraitphotographien. Nach 1931. 13,4 ×8,4 cm.
(800.—)
Die Photographien entstanden wohl anläßlich eines Ausflugs während einer seiner Kuraufenthalte in
Baden (Schweiz) und zeigen 1) einen gutgelaunten Richard Strauss (Einzelaufnahme stehend, in
Anzug, ohne Hut) und 2) Strauss zusammen mit Herbert K n a p p e r t s b u s c h und seinem Badearzt
Dr. Josef Markwalder (Gruppenbild, auf den Eingangsstufen eines Gebäudes stehend); die Aufnahmen stammen wohl vom selben Tag.
Beiliegend ein e. adressierter Briefumschlag (1943); an seinen Arzt „Herrn Dr Josef Markwalder /
Baden“.
Mit weiteren Beilagen:
über 20 Photographien, vielfach Privataufnahmen aus derselben Zeit (teilweise mehrere Abzüge eines
Motivs), auf denen Strauss mit den Familien Knappertsbusch und Markwalder zu sehen ist, darunter
auch zwei unsignierte Portraitaufnahmen von Richard Strauss, eines aus seiner Berliner Zeit (Brustbild, en face; Kabinettformat, Aufnahme: Albert Meyer, Berlin) und ein Paßfoto aus späten Jahren
(Aufnahme: Schaich, Baden),
ferner Rezepte und Arztberichte (1939) von seinen Hausärzten an Josef Markwalder sowie eine Portraitpostkarte mit e. Widmung und zweimaligem Namenszug von Émile J a q u e s - D a l c r o z e für
Markwalder.
616 — Widmungsexemplar: Joseph Gregor, „Weltgeschichte des Theaters“. Zürich, Phaidon
1933. 829 S. Gr.-8o. Mit 300 Kupfertiefdruckbildern. Orig.-Leinenband. Rücken und Kanten leicht bestoßen. – Erste Ausgabe.
(2.000.—)
Auf dem Vorsatzblatt die eigenh. Widmung
„Dem edlen Freunde und Förderer / des Theaters / Herrn Reichskanzler / Adolf Hitler / verehrungsvoll überreicht von / DRichardStrauss. // Weihnachten 1933.“
Mit einem „Ex Libris Adolf Hitler“ auf dem vorderen Spiegel, gegenüber der Widmung.
617 STRAWINSKY, Igor, 1882 – 1971. E. Br. m. U. Voreppe 1.III.1933. 1 S. gr.-8o. Bleistift.
Leichte Wischspuren.
(300.—)
An den Musikverleger Willi Strecker (1884–1958), Mitinhaber von B. Schott’s Söhne in Mainz, wegen
einiger Korrekturen in seinem „Scherzo“.
„Cher ami / Ci-joint vous trouverez l’exemplaire du Scherzo que vous m’aviez si aimablement confectionner la dernière fois.
J’ai trouvé encore quelques fautes que je vous prie de faire corriger si ce n’est pas trop tard (ce que
j’espère) ...“
618* THOMAS, Ambroise, 1811–1896. Gedruckter Brief m.U. Paris 1895. 1 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Institut de France“. Leicht gebräunt.
(120.—)
An einen „Monsieur et cher Correspondant“, den er zur Hundertjahrfeier des Institut de France einlädt. – Mit Gegenzeichnung des Ständigen Sekretärs Henri Delaborde.
Auf dem anhängenden Blatt das gedruckte Programm für die Feierlichkeiten vom 23. bis 26. Oktober
1895.
302
IV. Musik
Nr. 621a
Peter Tschaikowski
303
IV. Musik
619* TOCH, Ernst, 1887–1964. Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf der Bildseite.
New York 3.IV.1932. Ca. 17,5×22,5 cm. Leicht beschnitten, kleine Randdefekte. (150.—)
Toch mit seiner kleinen Tochter. Die Widmung an „Herrn Alexander Smollens zur freundlichen Erinnerung“.
620 TOSCANINI, Arturo, 1867 – 1957. E. musikal. Albumblatt m. U. B a y r e u t h 14.VIII.
1930. 1 S. kl.-8o. Minimal gebräunt. Unterrand scharf beschnitten.
(400.—)
Vier Takte aus Wagners Venusberg-Bacchanal, bezeichnet „Tannhäuser / Bacchanal / Molto Vivace“.
– Toscanini war 1930 als erster nicht-deutschsprachiger Dirigent nach Bayreuth eingeladen worden,
wo er neben „Tannhäuser“ auch „Tristan und Isolde“ dirigierte.
Beiliegend ein weiterer e. Namenszug Toscaninis (ebenfalls Bayreuth 14.VIII.1930, unter einem Portrait-Druck; montiert) sowie eine signierte Portraitpostkarte von Franz von Hoeßlin (Dessau 1926; verso
Montagereste) und ein montierter e. Namenszug des Tänzers und Choreographen Rudolf von Laban.
„Etwas von verstorbenen ... wäre auch nicht übel“
621 TSCHAIKOWSKI, Peter, 1840 – 1893. E. Br. m. U. Klin („Kline, neben Moskau“) 10.VI.
1888. 8 S. gr.-8o und 8o. Auf 2 Briefbögen von unterschiedlichem Format mit unterschiedlichen farbig gedruckten Initialen. Einige Seiten schwach gebräunt oder leicht fleckig.
(8.000.—)
An den Dirigenten Julius Laube (1841–1910), dem er ein Engagement in Pawlowsk vermittelt hatte
und nun Empfehlungen für die Programme seiner Konzerte an der Sommerresidenz der Zaren gibt.
„... Erlauben Sie mir Ihnen ganz aufrichtig zu sprechen und einige gute Rahte geben. Soviel ich aus
der Zeitungen wissen kann, ich glaube dass Sie zu wenig russische Musik spielen. Zu oft und zu viel
spielen Sie meine Sachen! Das muss nicht sein, denn man weiss ja doch dass ich Sie empfollen habe,
und ... man kann glauben dass eben wegen meiner Verwendung Sie betrachten sich als schuldig meine
Musik so viel wie möglich zu spielen. Sie sagen das Sie wissen nicht welche Russische Componisten
Sie auf Ihre Programme stellen sollen? Erlauben Sie mir in diesem Falle einen guten Rath geben; ich
bin sehr unparteiisch und werde Ihnen nur reine Wahrheit sagen.
1) Sie sollen so viel wie möglich G l i n k a spielen; ich empfehle Ihnen sehr Die beide Spanische Ouverturen und die Musik für die Tragöedie ‘Fürst Kholmsk’,
2) Von D a r g o m i s s k y und S e r o f f muss zuweilen auch etwas gespielt werden
3) Von lebenden Componisten giebt es zwei die ich als sehr grosse Meistern betrachte, obgleich der
zweite noch ganz jung ist; namentlich R i m s k y - K o r s a k o f f und G l a z o u n o f f . Von diesen beiden wäre es sehr gut die Compositionen recht oft auf das Programm zu setzen ...
4) R u b i n s t e i n , selbstverständlich, soll auch oft gespielt werden.
5) Etwas von verstorbenen B o r o d i n e und M o u s s o r g s k y wäre auch nicht übel; besonders empfehle ich Ihnen Aus Mittel-Asien, Simphonische Dichtung von Borodine die sehr hübsch ist.
6) Es giebt noch andere ganz junge lebende Componisten die sehr talentvoll sind und besonders empfehle ich Ihnen A r e n s k y ...
Von Recensenten und Kritikern Mann kann nur von Cesar C u i sagen dass er wirklich Talent hat ...
Das Notenmaterial von M a n f r e d werde ich Ihnen gern schicken, aber nicht jetzt, viel später, am
Ende der Saison. Ich bitte Sie sehr, ... wärend einige Wochen garnichts von mir zu aufführen ... wie
gesagt, es wird mir höchst unangenehm, wenn die Zeitungen über uns beide schimpfen werden ...
Verzeihen Sie meine unendliche deutsche Vehlern! ...“
304
IV. Musik
Nr. 621
Peter Tschaikowski
305
IV. Musik
(Tschaikowski)
621a — Portraitphotographie mit eigenh. Widmung u.U. auf der Bildseite. O.O.u.D. Kabinettformat. Aufnahme: Kaiserl. Theater im Mariinskij-Theater. Unter Glas und Rahmen.
(3.500.—)
Brustbild im Oval. Die Widmung: „à M[ademois]elle Ru° žena Vykoukalova“; die Sängerin hatte bei
der Prager Erstaufführung seiner Oper „Pique Dame“ die Rolle der Gräfin gesungen.
Beiliegend ein Briefumschlag an dieselbe am Nationaltheater in Prag (Poststempel: Prag: 18.XI.1892,
defekt).
Siehe die Abbildung auf Seite 303.
622* TSCHEREPNIN, Nikolaj, 1873–1945. Portraitphotographie mit e. Namenszug „A. Tcherepnin“ auf dem schmalen weißen Unterrand. O.O.u.D. Ca. 24×16,5 cm.
(150.—)
Brustbild nach links.
623* TUBIN, Eduard, 1905–1982. E.Br.m.U. Stockholm 19.II.1958. 1 S. gr.-4o. Kleine Randschäden.
(200.—)
An den Dirigenten Nikolai Malko, der seine Symphonie Nr. 5 in Australien aufführen wollte.
„... Freue mich von ganzem Herzen, dass mein Werk in so gute Hände kommt. Durch Herr Kiisk
habe ich Ihnen die gewünschten Schallplatten geschickt. Diese werden Ihnen wohl kaum viel Hilfe
bereiten, – da die Aufführung und Einspielung das Resultat einer einzigen Probe ist – doch als
Rohmaterial können sie Ihnen vielleicht dienen.
Habe gestern mit meinem Verleger Herr Körling gesprochen. Er hat das gesamte Orchestermaterial
... abgeschickt ... In der grossen Partitur sind einige Details fehlerhaft, doch die Orchesterstimmen
sind gleich der Taschenpartitur, welche ich rewidiert habe ...“
Tubin war im September 1944 aus Estland nach Schweden geflohen, wo er bis zu seinem Tod lebte und
wirkte.
624* VAUGHAN, Sarah, 1924–1990. Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Bildseite.
24,7 ×19,7 cm. Schwarz-weiß-Aufnahme für Regency Artists.
(120.—)
„All the best / Sarah Vaughan“.
Brustbild im Dreiviertelprofil. – Die Anfang der 80er Jahre entstandene Aufnahme zeigt eine lächelnde Vaughan in einem stark gemusterten Kleid.
Beiliegend ein unterzeichneter Vertrag (maschinenschriftlich ausgefüllter Vordruck der Triad Artists
Agentur) zwischen dem Gusman Cultural Arts Center in Miami und Sarah Vaughan, zwei Auftritte
betreffend (Los Angeles 1985).
„nella guerra per la patria indipendenza“
625 VERDI, Giuseppe, 1813–1901. E.Br.m.U. St. Agata 30.VI.1866. 1 S. 4o. Leicht fleckig.
(2.500.—)
An den Bürgermeister der Stadt Villanova, bei Übersendung von Geld- und Sachspenden für im Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich verwundete italienischen Soldaten. – Am 24. Juni hatten die Italiener in der Schlacht bei Custozza eine Niederlage erlitten.
„... Mia moglie manda a benefizio dei feriti nella guerra per la patria indipendenza una cassetta contenente ... camicie nuove, bende, compresse, filaccie etc. più franchi cento del suo borsellino particolare.
Io pure offro il mio obolo ai feriti coll’accluso biglietto di fr. 500 ...“
Mit Bearbeitungsvermerk am Kopf.
306
IV. Musik
Nr. 625
Giuseppe Verdi
307
IV. Musik
626* VIARDOT-GARCIA, Pauline, 1821 – 1910. E. Br. m. U. „Pauline“. O. O. u. J. 2 S. gr.-8o.
Leicht fleckig.
(200.—)
An ihre Freundin Clara (Schumann?), der sie für den Abend absagt.
„... Ich konnte nicht Anders thun, als zum Theater hin zu gehen, Tannhäuser zu hören – Richard
Wa g n e r war selbst Heute bei mir und ersuchte mich dringend darum. Jetzt bereue ich es, denn ich
fühle mich unwohl, und fürchte mich erkältet zu haben – Ich bin wirklich in Verzweiflung, denn ich
freute mich außerordentlich diesen Abend zu Dir zu kommen und mit Deinen berühmten Freunden
Bekanntschaft zu machen ... Aber Du wirst wohl begreifen, daß da Morgen Barbier ist, ich mich schonen muß, besonders da ich schon sehr müde bin den ganzen Tag die zwei Rollen im Robert dem Teufel studirt zu haben ...“ Pauline Viardot-Garcia und Clara Schumann waren eng befreundet.
627 VIOTTI, Giovanni Battista, 1755 – 1824. E. Br. m. U. Paris 8.V.1821. Gestochener Briefkopf „Académie Royale de Musique“. Leicht fleckig, kleine Einrisse unterlegt.
(400.—)
Als Direktor der Pariser Oper an den Komponisten (François Charlemagne?) Lefèvre, den er zur Fertigstellung einer Oper anhält.
„Je prie Monsieur Lefevre de se mettre de suitte au chant et à l’orchestre de Corine de maniere à ce
que cet ouvrage soit mis à l’étude le plustôt possible. Je le prie de me mettre en courant de l’état positif de La Lampe merveilleuse ...“
„Leb’ wohl, du kühnes herrliches Kind!“
628 WAGNER, Richard, 1813–1883. Eigenh. Manuskript. (Wien, Dezember 1862.) 23⁄4 S. gr.4o. Rand- und Faltenrisse fachmännisch restauriert.
(5.000.—)
„ D i e Wa l k ü r e . / Wo t a n ’s A b s c h i e d u n d F e u e r z a u b e r. “ – Wagners Erläuterungen für
das Programmheft zu seinem Konzert am 26.XII.1862 im Theater an der Wien, in dem er – in Anwesenheit der Kaiserin Elisabeth – zum ersten Mal fertige Teile des „Ringes der Nibelungen“ aufführte.
Eingangs eine 29zeilige Zusammenfassung der Vorgeschichte: „Die Walküre Brünnhilde, Wotan’s liebstes Wunschmädchen, war von ihm, dem Schlachtengotte, zuerst beauftragt gewesen, Siegmund
gegen Hunding den Sieg zu verleihen. Da er später, obschon mit blutendem Herzen, seinen Lieblingshelden höheren Rücksichten aufzuopfern beschloss, und demgemäss den der Walküre ertheilten
Befehl zurücknahm, wagte diese, von erhabenem Mitleiden gerührt, dennoch ihren einstigen Schutzbefohlenen (wie sie meint: Wotan’s eigenem Sinne gemäss) zu beschirmen. Hierüber ergrimmt, verfolgt Wotan die ungehorsame Walküre, um sie zu bestrafen ...“
Es folgt der vollständige Text des Opernschlusses, von Wotans Arie „Leb’ wohl, du kühnes/herrliches
Kind!“ bis zur abschließenden Szenenanweisung „Er entfernt sich langsam durch die Flammen, welche lustig und hell den Felsensaum umspielen; noch einmal blickt er trauernd auf Brünnhilde zurück,
die er endlich so, schlafend, einsam, im Schutze des hütenden Feuers zurücklässt.“
Das Konzert wurde bejubelt, brachte Wagner jedoch ein enormes Defizit ein.
629* — E. Br. m. U. Paris 8.XII.1841. 2 S. gr.-4o, in winziger Schrift eng beschrieben. Etwas
fleckig (Tinte an wenigen Stellen verwischt), kleine Randeinrisse; kleinere Montagereste am
linken Rand.
(3.000.—)
Früher, weitgehend ungedruckter Brief an Karl Gottfried Theodor W i n k l e r, den Vizedirektor des
Dresdener Hoftheaters, über seine Besorgnis, daß die ihm zugesagte Uraufführung seiner Oper
„ R i e n z i “ auf unabsehbare Zeit verschoben werden könne.
„... Aus Dresden habe ich gestern, besonders durch Hrn. Fischer“ (Wilhelm F., Chordirektor der Hofoper), „ausführlichere Nachrichten über den Stand meiner Opern-Angelegenheit erhalten; ich gestehe daß ich vor allem sehr darüber betrübt bin, daß ich erfahren muß, wie für das Nächste an meine
Oper noch gar nicht zu denken sei, u. eine Aufführung derselben sich leicht bis zum Frühjahr hinaus
schieben dürfte. In der That bin ich darüber sehr beunruhigt: noch ganz vor Kurzem schrieb mir Hr.
M e y e r b e e r, daß ihm Hr.v. Lüttichau“ (der Generaldirektor August Frhr.v.L.) „die Versicherung
308
IV. Musik
Nr. 628
Richard Wagner
309
IV. Musik
(Wagner)
gegeben habe, meine Oper solle sogleich nach der des Hrn. R e i s s i g e r in Scene gehen; auch Sie selbst
... ließen mich ... dasselbe hoffen ... Ich läugne nun nicht, daß ich auf diese Versicherungen hin meinen Plan für meine ganze nächste Zukunft angeordnet hatte, u. sollten sich die neuest erhaltenen
Nachrichten bestätigen, so wäre mein Plan zu meinem größten Leidwesen ganz u. gar derangirt ...
Ich sehe wohl recht klar ein, daß die Generaldirection des Dresdener Hoftheaters nicht mir zulieb eine
vollkommene Aenderung ihrer Maximen eintreten lassen kann; eben so gut erkenne ich, daß mir
schon durch die bloße Annahme meiner Oper große Auszeichnung widerfahren ist ... Wenn nun aber
die General-Direction nicht den festen Entschluß faßt ... meine Oper als eine Hauptsache anzusetzen, so muß ich mit Recht fürchten, daß noch tausend momentane Rücksichten dazwischentreten
können, deren Beseitigung die Förderung meiner Oper in das Unendliche hinausschieben können.
Sie werden nicht begreifen, ... woher ich den Muth nehme, meine Empfindlichkeit in diesem Betreff
auszusprechen? Ich kann aber gewiß um so offner vom Herzen herunter zu Ihnen reden, weil gerade
Sie sicher der Einzige sind, der ... eben so mein Bestes will, als er auch die Macht hat, mir in Wahrheit
förderlich zu werden ... Sie werden gewiß finden, daß die beabsichtigte Aufführung eines, wenigstens
seinen Ansprüchen u. seiner Anlage nach, so bedeutenden dramatischen Werkes, wie es meine Oper
ist, durchaus als eine Hauptsache angesehen werden muß, u. ihr lieber andere Rücksichten zum Opfer
gebracht werden müssen, ehe sie selbst diesen untergeordnet wird, und dieß nicht etwa seines Werthes
wegen – (fern von mir die thörigte Anmaßung, auf diesen meine Rechnung zu machen) – als eben der
Größe seiner Anlage u. seines Umfanges wegen. Nur so nebenbei läßt sich meine Oper gar nicht geben,
dazu ist sie vor allen Dingen schon viel zu schwierig ...“ – Erwähnt Halévys Oper „Guitarrero“.
Die Uraufführung fand erst am 20.X.1842 statt.
WBV Nr. 217; Sämtliche Briefe Band 1 Nr. 181 (auszugsweise gedruckt nach einem Auktionskatalog).
630* — E.Br.m.U. Zürich 1.III.1852. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel). Ein
wenig unfrisch, Faltenschäden restauriert.
(1.200.—)
An den Konzertmeister Jean Eschmann in Winterthur mit der Bitte, bei der Aufführung seiner „sehr
schwierigen Ta n n h ä u s e r- O u v e r t ü r e “ am 16. März in Zürich mitzuwirken. „... Ich ersuche Sie
... mich an der Zweiten Violine, wo ich noch besonders tüchtiger Musiker bedarf, zu unterstützen. Die
Stimme wird Ihnen nächste Woche vor der ersten Generalprobe zur Durchsicht zugestellt werden.
Zugleich ersuche ich Sie, in meinem Namen Ihren geehrten Herrn Vater bitten zu wollen, mich ebenfalls, und zwar entweder beim Horn, oder bei der Tenorposaune, zu unterstützen; seine und Ihren
Hülfe ist mir diessmal von der grössten Wichtigkeit ...“
WBV Nr. 962; in den Sämtlichen Briefen nicht gedruckt.
631* — E.Br.m.U. Zürich 8. (recte: 7.) II.1853. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelrest und Adresse (Poststempel). Winzige Löcher in den Falten, Ausriß im Adreßblatt.
(2.000.—)
An Wilhelm Fischer jun., Musikdirektor am Hoftheater in Kassel, bei dem er sein Honorar für die
Aufführung des „ Ta n n h ä u s e r “ anmahnt.
„... Ist alles in Ordnung? Ihr Vater schreibt mir gar nicht: haben Sie die Partitur bekommen? Wenn
diess der Fall ist, warum habe ich dann mein Honorar noch nicht? Es muss mir sogleich nach Empfang der Partitur zugeschickt werden (wie diess von Seiten Kassel’s auch beim ‘fliegenden Holländer’
geschah) bis nach der Vorstellung warte ich nicht ...
Von Leipzig haben Sie wohl gehört? Dort scheint die Aufführung sehr gut gewesen zu sein, sonst hätte
der Erfolg nicht so sein können.
Wie’s mit Frankfurt steht, weiss ich nicht so recht genau: ich fürchte, mit der Aufführung – namentlich der Hauptpartie – hat’s seinen Haken ...“
Nach dem Tod Theodor Uhligs am 3.I.1853 hatte Wagners Freund Wilhelm Fischer sen. den Versand
der Partituren an die Bühnen übernommen. – Über die erste „Tannhäuser“-Aufführung in Frankfurt
a.M. schrieb das „Frankfurter Conversationsblatt“ am 15. Februar: „Wagners Musik ist eine große
musikalische Sünde, welche ihm das Publikum ebensowenig verzeihen wird, als dem Tannhäuser der
Sage dereinst seine Sünden verziehen werden.“ (Zit. nach Gregor-Dellin, Wagner-Chronik).
Nicht im WBV; in den Sämtlichen Briefen nicht gedruckt.
310
IV. Musik
Nr. 631
Richard Wagner
311
IV. Musik
(Wagner)
„natürlich unter meiner persönlichen Mitwirkung“
632* — E.Br.m.U. Paris 1.XI.1859. 22⁄3 S. gr.-8o. Auf feinstem Papier. Mit Adresse. 2 längere
Einrisse und einige Randdefekte.
(1.600.—)
An den Komponisten Felix Draeseke in Coburg, der ihn im Sommer in Luzern besucht hatte; in seiner Gegenwart hatte Wagner am 6. August die Partitur von „Tristan und Isolde“ beendet.
„... Nach Ihrem Fortgang von Luzern blieb ich dort in ungewisser Lage (und mit heimlichem Grauen vor Paris) noch bis 7 Sept. zurück, liess mich vom guten Vreneli pflegen und besuchte dann Wesendonck’s auf vier Tage. Ihre Mittheilungen und Ansichten über diese Freunde hatten mich sehr gerührt
und ergriffen. Nun bin ich seit 11⁄2 Monat in Paris, und beschäftige seitdem mich hauptsächlich mit
Wohnungsangelegenheiten. Ich habe mich sehr abgelegen, in einem besondren kleinen Häuschen eingemiethet, und werde da sehr ruhig und angenehm wohnen ...
Der Tr i s t a n in Karlsruhe ist aufgegeben, und noch habe ich keine Aussicht, ihn wo anders – natürlich unter meiner persönlichen Mitwirkung – vorführen zu können. Damit hängt für mich viel verdriessliches zusammen. – Für jetzt arbeitet Roger hier an einer Uebersetzung des Ta n n h ä u s e r, die wohl
erträglich gelingen möchte; eine Aufführung desselben in Paris steht aber noch in ziemlich weitem Felde.
– Mitte November erwarte ich meine Frau und gedenke mir mit ihrer Pflege Freude zu machen.
Da haben Sie alle meine Exterieurs: Interieurs sind seitdem noch nicht sehr laut geworden. Einzig –
dass ich das Ding immer überdrüssiger werde, und vorläufig mir gar nicht denken kann, wieder
Musik schreiben zu sollen ...“
„Ihre Mitteilungen und Ansichten über diese Freunde“: in Draesekes Brief vom 3.IX.1859.
WBV Nr. 2581; Sämtliche Briefe Band 11 Nr. 195 (mit kleineren Abweichungen).
633* — E.Br.m.U. „RW“. Luzern (1859). 2⁄3 S. gr.-8o. Bleistift. Mit Prägestempel „Hotel Schweizer
Hof / Lucerne“ am Kopf. Gelbliches Papier. Ein wenig knittrig.
(600.—)
Wohl ebenfalls an Draeseke.
„Liebster! / Ich bin Ihnen bei diesem herrlichen Wetter Revanche schuldig, und lade Sie hiermit zu
einem Ritt auf den Pilatus ein. Kommen Sie bald zu mir ...“
Nicht im WBV.
Beiliegend ein e. adressierter Briefumschlag Wagners, Bayreuth 12.IV.(1876), an Joseph Renner, Vorstandsmitglied des Wagner-Vereins in Regensburg (s. WBV Nr. 7422), 2 Autographen des ersten „Wotan“
Franz Betz (Br.m.U. 1877), an den Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele, mit Erwähnung des
„Meisters“, und ein e. Albumblatt m.U. sowie ein e.Br.m.U. von Mathilde Wesendonck (1879).
„cet époque si terrible de ma vie“
634* — E.Br.m.U. (Paris 4.VI.1860.) 21⁄2 S. gr.-8o, eng beschrieben. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse hinterlegt; ein schmaler Streifen des Oberrandes mit dem Datum ist abgeschnitten.
(2.000.—)
An den Arzt und Musikschriftsteller Auguste de G a s p e r i n i , aus der schweren Zeit vor den erst im
nächsten Jahr zustande kommenden skandalträchtigen Aufführungen des „ Ta n n h ä u s e r “ in Paris.
„... Ne demandez pas de mes nouvelles: elles ne peuvent pas être des bonnes, et je ne sais pas si vous
me compreniez si je voulais vous dire, que – je vive encore. Mais j’étais au point de me décider à disparaître devant le monde. Ce qui me retient, c’est mon seul devoir envers ma pauvre femme, dont la
vie est donnée entre mes mains. Quant au genre humain, croyez-moi, il n’a pas besoin des sacrifices
de la sorte de celui que je porte en supportant la vie.
Quant à mes affaires, j’ai refusé ces derniers jours l’offre du directeur des théâtres impériaux Russes,
qui m’offrait des avantages immédiates et très considerables pour abandonner l’exécution du
Tannhäuser à Paris, et pour venir de ce mois de Septembre à St. Pétersbourg, où je devais monter
mon opéra cet hiver; au lieu de le faire à Paris. En réfusant j’ai rejeté un dernier espoir pour cet
époque si terrible de ma vie. Voilà de mes nouvelles!
312
IV. Musik
Quant au Ta n n h ä u s e r d e P a r i s , j’y suis poussé quelque fois par le directeur de l’Opéra de
m’en occuper. Mais comme je ne puis pas penser à m’occuper du travail considérable que je dois encore faire à la partition, et pour lequel il me faudrait avoir la tête bien calme et disposée, je ne sais pas
encore, quoi penser de toute cette affaire, qui pourtant paraît marcher assez bien, hors de ce qui
depend de moi ... Ma femme vous dit mille remercimens: au dernier temps il y avait des jours où je
souffrais des grandes anxiétés à son sujet ... Il paraît, que par suite des soucis ses battements de coeur
s’étaient insupportablement accrus, et que pour y remédier elle a pris trop de la digitale ...“
Wagner hatte den Adressaten durch eine Empfehlung Hans von Bülows kennengelernt. Am 3.III.1860
schrieb er an Mathilde Wesendonck: „Gaspérini, ein zarter, sehr gebildeter und begabter Arzt, ... ein
Mensch von feinem schönem Äußeren und großer Herzenswärme .... gehörte mir schon vor meiner
Ankunft und ist jetzt der eifrigste, ausdauerndste Verfechter meiner Sache. Er hat sich hierzu den
‘Courier du Dimanche’ eröffnet ...“
WBV Nr. 2773; Sämtliche Briefe Band 12 Nr. 138.
„meine unerhörte Lage“
635* — E.Br.m.U. O.O.u.D. (Paris, Juni/Juli 1860). 2 S. gr.-8o. Tinte etwas blass. Leichte Randläsuren, minimal fleckig.
(2.500.—)
An den Sänger Richard L i n d a u , seinen Mitarbeiter an der Übersetzung des „Tannhäuser“-Textbuches, bei dem er sich 500 Francs geliehen hatte. – Die Rückzahlung gestaltete sich für Wagner
äußerst schwierig, da die im Januar und Februar 1860 veranstalteten drei Pariser Konzerte ihm ein
Defizit von 10.000 Francs eingebracht hatten.
„Liebster Lindau! Es bleibt mir nichts übrig als Ihnen meine unerhörte Lage einzugestehen. Ich habe
die unglaublichsten Erfahrungen von der Unzuverlässigkeit der Menschen gemacht, und bin, wenn ich
keine ferneren Täuschungen mir gestatten will, für den Augenblick darauf angewiesen, meinen – sonst
in der Weise noch nie erlebten Zustand einzig dadurch zu überstehen, dass ich zunächst an diejenigen
mich wende, welche eben Geld von mir zu fordern haben, um nur eben Aufschub zu gewinnen.
Bereits habe ich mich bei Mad. Arnoldi entschuldigt; heute jedoch sehe ich, dass diess nicht ausreicht;
ich muss mich darauf gefasst machen, möglicher Weise noch wochenlang in meinem jetzigen Zustand
auszuhalten.
Suchen Sie ein Mittel, Ihrer-Seits sich zu helfen. Konnten Sie Ihren Freund Durand nicht augenblicklich angehen, weil er abwesend von Paris war, so wenden Sie sich nun schriftlich an ihn, da doch einmal so viel Zeit schon verloren ist.
Sie können mich getrost preisgeben: gegen anständige und fein fühlende Menschen macht es mir
durchaus keine Scham, meine zu Zeiten so schwierige Lage zu enthüllen.
Ich versichere Sie nicht erst, wie innigst peinlich es mir ist, Sie in meine Widerwärtigkeiten zum MitLeiden hineingezogen zu haben: Nur beschwöre ich, dass, wenn ich eine Ahnung davon gehabt was
mir jetzt widerfährt, ich Sie am wenigsten belästigt haben würde ...“
Nicht im WBV.
„Alles macht sich recht gut“
636* — E.Br.m.U. Paris 20.XII.1860. 3 S. gr.-8o. Leicht fleckig, kleine Faltenrisse alt hinterlegt.
(2.000.—)
An den Bankier Emil von Erlanger in Paris bei Übersendung eines Briefes des Musikverlegers Gustave Alexandre Flaxland, der „es für weise hält, mit einem Vertrauensvotum für den Tannhäuser noch
zurück zu halten. Es bleibt mir sonach nur die Hoffnung, Ihrerseits ein neues Votum dieser Art mir zu
gewinnen. Die Einnahme von 4000 fr. Seitens des Herrn Flaxland in bestimmter Zeit ist uns, wie Sie
aus dem beigefügten Contracte ersehen, gesichert ... Wollten Sie mir nun freundschaftlichst diese
Summe jetzt vorschiessen, so hätte ich hinreichend die Mittel, das schwierige Neujahr zu bestehen,
einiges Nöthige anzuschaffen, und bis Ostern unangefochten mein Haus und Leben zu bestreiten ...
Heute setzen wir die zweite Hälfte des ersten Actes in Scene: Alles macht sich recht gut ...“
Die Uraufführung der Pariser Fassung des „Tannhäuser“ fand am 13.III.1861 statt; wegen des vom
Jockey-Club herbeigeführten Theaterskandals musste die Oper schon nach drei Aufführungen abgesetzt werden – mit den bekannten katastrophalen Folgen für Wagners Finanzen.
WBV Nr. 2881; Sämtliche Briefe Band 12 Nr. 263.
313
IV. Musik
(Wagner)
637 — E.Br.m.U. „Richard Wagner“. (Paris 15.XII.1861.) 3 S. kl.-8o. Leicht fleckig, Unterschrift etwas verwischt.
(1.600.—)
An (Fanny Flaxland), die Frau seines Pariser Musikverlegers, wegen des Versandes einer Spieldose,
die er seiner Frau Minna in Dresden zu Weihnachten schenken wolle.
„... j’espère trouver encore quelque chose pour être envoyée avec la boîte mélodique à ma femme; ce
sera peutêtre un chapeau et des gants. Voudriez Vous avoir la grande bonté de prier Monsieur Flaxland, d’y attendre, pour envoyer le tout ensemble par le spéditeur ... En tous cas je Vous verrai encore demain; ce n’était que arrêter l’envoi de la boîte. Pardonnez-moi ... ces petits tracas; mais Vous étiez
si bonne, et l’idée de faire présent à ma femme du petit instrument mélodieux était si délicieuse! ...“
Im Dezember 1861/Januar 1862 arbeitete Wagner in Paris die Urschrift der „Meistersinger“-Dichtung
aus. – Nach Angaben eines Vorbesitzers spielte die Dose den Tannhäuser-Marsch.
WBV Nr. 3132; Sämtliche Briefe Band 13 Nr. 271.
„Ich bin nur ein leidender Mensch“
638* — E.Br.m.U. „Dein RW“. Biebrich 6.III.1862. 4 S. gr.-8o, eng beschrieben (163 Zeilen).
Schwach fleckig, kleine Randeinrisse.
(4.000.—)
An August R ö c k e l in Weimar, seinen Freund und Kampfgefährten während des Dresdener Aufstandes, der, ursprünglich Musikdirektor am Dresdener Hoftheater, wegen revolutionärer Gesinnung
seit 1849 im Gefängnis gesessen hatte und nun entlassen worden war.
„... Du kannst wohl denken, lieber Freund, dass viele und mannigfaltige Empfindungen mich bewegen, so oft ich unsrer Vergangenheit, Deiner Gefangenschaft, und endlich Deiner Befreiung gedachte! ... Du hast viel gelitten, aber Deine Leiden können Dir wie Träume gelten; sie haben nichts an Dir
geändert ... Da Du Dir offen politische Agitation als das Feld Deiner zukünftigen Thätigkeit erwählt,
bist Du – folgerecht – nach aussen hin und für die Gestaltung der Welt voller Hoffnung: auf einem so
weit reichenden Felde dürfen Dir nächste Sorgen für Haus und Familie unwichtig dünken; Du
bedarfst ausgebreiteter Beziehungen mit Menschen ... kurz, Alles was mir zur Last geworden ist, und
was ich grundsätzlich fliehe, muss Dir erwünscht sein ...
Um Dir von mir noch ein weniges Auskunft zu geben so erfahre, dass ich mit unsäglicher Mühe mich
so eben hier für einige Zeit, in welcher ich eine neue Arbeit liefern will, still und höchst zurückgezogen eingerichtet habe. Meine Frau überraschte mich, aus Dresden kommend, um mir zu helfen: sie
war 10 Tage da; in den Anfang ihres Hierseins fiel die Ankunft Deines Briefes; es genüge Dir, dass ich
diesen Brief ihr verheimlichte, um einem widerwärtigen Dispute auszuweichen! Ich wünsche, sie soll
sich bald mit dem Rest unsrer Habseligkeiten in Dresden einrichten: ich werde für mein Theil mir
immer ein stilles Arbeits-Asyl zurückstecken. Ausserdem gedenke ich mit unsrer Kunstwelt und Theater so wenig wie irgend möglich mehr in Verkehr zu treten; auf diese Weise gelingt es mir vielleicht,
... von der Welt und ihren Leistungen besser zu denken, als sie’s verdient.
Somit suche ich mich jetzt in eine ähnliche Art Zuchthaus, womöglich nach dem Zellensystem einzuspinnen: glaube, dass so ganz unfreiwillig, wie Deine Einsperrung war, auch die meinige nicht ist ...
Doch will ich nicht in Abrede stellen, dass ich mich vermuthlich ebensowenig in jenen von Dir erlittenen Zwang gefügt haben würde, als Du es gethan hast; manchmal kam mir zwar der Wunsch an, Du
machtest Dich dort um jeden Preis los, und rieth den Deinigen offen zur Erfüllung aller verlangten
Formen. Ich sehe nun wohl, das konntest Du nicht, und ich zolle Dir meine volle Bewunderung für
Dein Verhalten Deinen Peinigern gegenüber ... Willst Du aber ferner Politik treiben, so bin ich begierig zu erfahren, in welcher Weise Du das anfangen wirst. Am Klügsten dünkte es mich, Du suchtest
irgendwo in einen freisinnigen Staatsdienst zu treten, weil ich fast glauben muss, nur auf ganz praktischem Wege, mit der Macht an der Hand, sei einigermassen auf dem Gebiete der Politik zu nützen.
Und darauf kommt’s doch am Ende an ...Politisch sein, gilt, nach meiner jetzigen Erfahrung, so viel,
als immer nur das nächst Mögliche im Auge halten, weil nur hier Erfolg möglich ist, ohne Erfolg eine
politische Thätigkeit aber ein reiner Nonsens ist. ‘Ideen’ gehören der Philosophie, nie aber dem Gros
der Menschheit, bei dem jeder höhere Gedanke sofort Aberglauben oder Wahnsinn wird ...“
Am Schluß stellt er einen Besuch in Weimar in Aussicht. „... Du wirst mich bei dieser Gelegenheit hoffentlich ganz als den Alten wieder finden, sogar stellenweise der Hoffnung und dem Fortschrittsglauben zugänglicher, als ich es wohl wünschen möchte: das macht, weil man immer ein Esel bleibt. –
314
IV. Musik
Jetzt bin ich froh, eine Arbeit vor mir zu haben, die mir Freude macht“ ( „ D i e M e i s t e r s i n g e r “ ) :
„– Gott, wenn ich nur erst ganz drinn wäre! Hab’ also Dank für Deinen freundlichen Brief, und verkenne mich in Nichts. Ich bin nur leidender Mensch, und nichts weiter ...“
WBV 3210; Sämtliche Briefe Band 14 Nr. 48 (mit Abweichungen).
639* — E.Br.m.U. Tribschen 27.VIII.(1869). 1 S. gr.-8o. Ein wenig unfrisch.
(1.200.—)
An einen Herrn („Verehrtester Freund“), den er „zu einem ländlichen Mittagsmahle“ einlädt.
„... Sie finden als einzigen Tischgenossen Frau von Bülow, welche gegenwärtig mit ihrer ganzen
Familie meine Triebschener Villaggiatur theilt. Wollen Sie vor ihr nur als Herr von Rittberg gelten,
so bitte ich um einen Wink ...“
An diesem Tag fand in München die Generalprobe des „Rheingold“ in Gegenwart König Ludwigs II. statt.
Nicht im WBV.
640 — Schriftstück m. U. „Richard Wagner“ (violette Tinte). Wien 9.IV.1881. 3⁄4 S. gr.-folio
(handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Mit 2 Gebührenmarken. Leicht fleckig, kleine
Läsuren.
(600.—)
Quittung über 837 Gulden 961⁄2 Kreuzer, die Wagner „als 7% Tantième v. Lohengrin“ vom Wiener
Hof-Operntheater für das 1. Quartal 1881 erhielt. – Zum Zeichen der Erledigung durchstrichen.
„nur Zauberflöte oder weiße Dame“
641* — E.Br.m.U. O.O.u.D. 2⁄3 S. 4o. Rötliches Papier. Mit Adresse. Kleinere Defekte, mit Seide
hinterlegt; Adressblatt unter Aussparung der Adresse aufgezogen.
(800.—)
An seinen Freund, den Sänger Joseph T i c h a t s c h e k , den er um Rat bittet wegen einer geeigneten
Rolle für seine Nichte Johanna Jachmann, die Tochter seines Bruders Albert.
„... das ist eine rechte Scheererei! Ich fürchte mit der Regimentstochter wird es nichts, – u. keinesweges ist es gut für Johanna, wenn sie jetzt auf einmal ‘Freischütz’ sänge – denn jetzt müßte sie auch
in dieser Partie etwas besseres liefern, als so im Augenblick es möglich sein könnte ...
Sonach bliebe – zumal auch keine für Kinder anstrengende Oper sein kann – meines Dafürhaltens
nur Zauberflöte oder weiße Dame.
Was meinst Du? ...“
In der Uraufführung des „Tannhäuser“ 1845 hatte Johanna Jachmann die Elisabeth gesungen.
Nicht im WBV.
„Wahnsinn, Wahnsinnig“
642 — WAGNER, Cosima, seine zweite Frau, Tochter Franz Liszts, in erster Ehe mit Hans von
Bülow verheiratet, 1837 – 1930. 2 e. Br. m. U. („Cosima“ bzw. Paraphe) und 1 e. Br. o. U.
(Landhaus Pellet am Starnberger See und München 1864.) 24 S. (gr.–)8o. Leicht fleckig,
eine kleine Schadstelle (minimaler Buchstabenverlust).
(1.200.—)
Inhaltsreiche Briefe aus Wagners Schicksalsjahr 1864 an ihre Schwägerin Isidora von Bojanowski
geb. von Bülow.
(Landhaus Pellet 20.VII.1864.) Ende Juni 1864 war Cosima Bülow Wagners Einladung gefolgt und mit
ihren Töchtern im Landhaus Pellet eingetroffen; am 7. Juli – inzwischen war der Bund zwischen Wagner und Cosima besiegelt – traf auch Hans von Bülow ein, der kurz darauf erkrankte. „... Hans est
au lit avec la fièvre ... il se ressentira longtemps encore je le crains, des fatigues et des agitations de
l’hiver et du printemps. Par bonheur (si ce mot ne vous semble pas trop ironique) le roi“ (König Ludwig II. von Bayern) „est malade aussi, et ne saurait quitter Munich pour Berg avant la fin de cette
315
IV. Musik
(Cosima Wagner)
semaine, Hans pourra se remettre et n’avoir pas la contrariété d’avoir mis un empêchement aux projets de musique ... ce n’est pas une maladie grave qui alite Hans, mais un de ces états ... qui ne sont
que trop expliqués par l’existence qu’il s’est imposée. Wa g n e r n’a plus d’autre terme que ‘Wahnsinn, Wahnsinnig’ dans la bouche ...“
Im Folgenden tröstende Worte zur bevorstehenden Niederkunft der Adressatin. „... Les deux fois où
je me suis sentie sur le point de donner la vie à un être, j’ai tâché de maintenir mon esprit dans l’état
de grâce; par une piété peut-être puérile pour l’infant que je portais, j’ai désiré que tout fut harmonieux, tout fut élevé, tout fut beau dans le temple maternel, et j’ai la superstition que cette disposition
de paix rejaillit sur le naturel et même sur l’extérieur de l’infant. Emprunter à ma douleur des ailes
pour planer au dessus des vulgaires misères de cette vie, telle fut ma tâche incessante, ma constante
préoccupation ... vous ne trouverez pas mes paroles trop exaltées. A force de m’entendre dire ici que
je ne fais rien comme tout le monde et que je suis une personne excentrique, je perds l’assurance qui
m’est naturelle et je retourne chacun de mes mots ... et l’examine afin de le présenter aussi à l’usage
de tout le monde que possible. ‘Immer extase’, me dit W. en se riant de moi ...“
(München, November 1864.) Nach dem Umzug der Familie Bülow; über die Abschiedsbesuche in Berlin und das neue Leben in München. „... Hans et moi nous étions parfaitement à notre aise ... Notre
salon sera Solferino et assez plein suivant ma manie. Quand nous serons installés je vous dirai en
détail tous magnificences économiques, maintenant je reprends mon récit. Le Dimanche soir nous
primes le thé chez Wagner bien content de nous avoir; sur son piano brillait une magnifique photographie coloriée du roi, exemplaire unique que S.M. venait de lui envoyer accompagnée d’une lettre
de 12 pages, aussi unique ...“ Den vom König angebotenen Maximiliansorden habe Wagner abgelehnt
– „pour des motifs excellents. Ne soufflez mot de ceci à personne ... surtout pas à la Frommann. La
position de W. est tellement exceptionelle qu’il est bon qu’on n’en parle pas ...“
(München 26.XII.1864.) Über Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke (von Wagner u.a. „des pantouffles turques“) und über ein Konzert Bülows im Odeon in Anwesenheit König Ludwigs II. „... le roi
... fut reçu avec enthousiasme, et sembla très agréablement ému de la joie et de la spontanéité des
acclamations. Quand Hans jouit il le salua, il lui rendit son salut de la façon la plus charmante, avec
la grâce la plus naturelle ... et la plus royale ... Hans ... fit bien tant pour soi, que pour W., que pour
le roi, et que pour la public de jouer ... rentré au palais le roi écrivit deux mots à W. pour lui dire que
‘Bülow hat meisterhaft gespielt’ ...
Nous attendons S e m p e r d’un jour à l’autre; je viens de commencer son grand et superbe ouvrage „Der
Styl’ ...“ – Wagner hatte dem König Semper für den Bau des Münchener Festspielhauses empfohlen.
Erwähnt wiederholt ihre Schwiegermutter (und einstige Erzieherin) Franziska von Bülow.
Beiliegend ein e. Br.m. U. ihres Bruders Daniel Liszt, o.O. 1857, 4 S. gr.-8o.
„inmitten eines Werkes, welches die Seligkeit schildert“
643* — — E.Br.m.U. (Bayreuth) 9.VII.1888. 4 S. 8o.
(250.—)
An die Witwe Karl Brandts, der die Maschinerie des Festspielhauses eingerichtet hatte; nach dessen
Tod 1881 hatte Fritz Brandt die Aufgaben des Vaters übernommen.
„... als gestern der gesammte so schwierige technische Apparat in mustergültiger Weise fungierte, da
gedachte ich Ihres seligen Mannes und in dem Gefühl der grossen Freude die er sowohl über sein Werk
als über seinen Sohn empfinden würde, kam etwas über mich was die Wehmuth allmählich durchaus
überstrahlte. Durch seine Werke und in seinen Kindern fort zu leben das ist der Sieg über den Tod,
das ist Unsterblichkeit ... und es wurde mir so weit bei dieser Betrachtung dass die Schranken welche Leben und Tod trennen mir schwanden und inmitten eines Werkes, welches die Seligkeit schildert
ich sie gleichsam zweimal schaute, in Wirklichkeit und im Traumbilde ...“
Am 26. Juli begannen die zweiten Bayreuther Festspiele mit der Uraufführung des „Parsifal“.
644 — — E.Br.m.U. Bayreuth 20.III.1893. 1 S. 8o.
(150.—)
An eine erkrankte Weimarer Dame, nach deren Gesundheitszustand sie sich erkundigt.
„... wir sind in Sorge um Sie! Ich wollte irgend einen Weimaraner sich bei Ihnen erkundigen lassen,
doch fürchtete ich Ihnen damit Unbequemlichkeiten zu verursachen. Könnte Christiane mir nicht ein
Wort über Ihre Gesundheit sagen? Sie haben doch meinen Brief erhalten? Ich will Sie nicht ermüden,
glauben Sie es mir dass wir viel an Sie denken und dass Ihr langes Schweigen uns ängstigt ...“
316
IV. Musik
645 — — 2 Briefe in ihrem Namen, geschrieben von ihrer Tochter Eva. Bayreuth 23. und 26.V.
1896. 31⁄2 S. 4o und 3 S. gr.-8o. Ein Brief etwas gebräunt, mit Lichtrand. Dazu: e. Billet auf
einer gedruckten Visitenkarte, o.O. 23.X.1889 (mit Umschlag).
(180.—)
An „Hochgeehrter Herr Direktor“, der ihr u.a. einen Tenor („Dr. Seidel“) für den „Siegfried“ empfohlen hatte; dieser sei jedoch für die Arbeit in Bayreuth nicht geeignet, worüber es zu Verstimmungen gekommen war.
Im Brief vom 26. Mai heißt es hierzu: „... Er ist nicht mehr sehr jung u. hat bereits an vielen Bühnen
gewirkt. Wie gesagt, wenn wir eine sehr lange Zeit gehabt hätten, so wäre vielleicht eine genügende
Leistung zu ermöglichen gewesen. Jetzt ist, zu meinem grössten Bedauern, dies nicht der Fall ...“
Das Billett auf der Visitenkarte: „Frau Wagner. / dankt Herrn Landau freundlichst u. ersucht denselben unter besten Empfehlungen, Herrn Davidsohn ihr auf das Schönste zu grüssen u. ihm ihr
Bedauern auszusprechen ihn nicht hier angetroffen zu haben ...“
Beiliegend ein e. Br. m. U. von ihrer Tochter Isolde Wagner (München 1889); an „Geliebtestes
Lexchen“, der sie ein Kommen nach Venedig absagen müsse, da „die Festspiele (Tristan, Meistersinger u. Parsifal) wirklich in diesem Jahre noch zu Stande kommen! ... Du stellst Dir wohl vor wie
glücklich wir darüber sind ... Da giebt es nun für Mama ... ungemein viel zu schaffen ...“
646* WALLER, Thomas Wright, genannt Fats W., 1904–1943. Portraitphotographie mit e. Widmung und Namenszug auf der Bildseite. New York 1937. 25,6 ×20,2 cm. Minimale Knickspuren.
(250.—)
„To Jany: – / Here tiz! Best Wishes / from yours truly / Thomas ‘Fats’ Waller“.
Ganzbild. – Waller im weißen Frack, während einer Vorstellung am Klavier sitzend. Beiliegend ein
unterzeichneter Vertrag (maschinenschriftlich ausgefüllter Vordruck: Standard Uniform Popular
Songwriters Contract) über die Veröffentlichungsrechte von sechs Liedern für „Fats Waller’s New
Piano Folio“ zwischen der Georgia Music Corporation und „Thomas Fats Waller“ (New York 1940;
zusätzlich am Rand signiert: „T.F.W.“), ferner beiliegend 2 Quittungen m.U. „Thomas ‘Fats’ Waller“
(12. und 16.I. o. J.).
647* WALTON, Sir William Turner, 1902 – 1983. 2 e. Br. m. U. Forio d’Ischia 28.II.1972 und
6.VI.1973. 2 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf.
(150.—)
An einen Musiksammler.
1972. „... I’ve sent the scores under separate cover & hope that in spite of strikes etc they will arrive
safely ...“
1973. „... I would be delighted to become a member of the Board of Honorary Trustees. / I return the
Various programs duly autographed ...“
648* WEBER, Carl Maria von, 1786–1826. Musikmanuskript mit eigenh. Titelblatt sowie mehreren e. Zusätzen. Titel + 14 S. Querformat, 12zeilig. Geheftet. Etwas fleckig. (3.000.—)
„G e s ä n g e u n d L i e d e r mit Begleitung des Pianoforte / von / Carl Maria von Weber. / Op: 71. /
(17tes Liederheft)“.
Enthält (von Schreiberhand) „No. 1 Triolet“ (1819, nach Karl Förster), „No. 2 Bach, Echo und Kuß“
(1818, von C.M. v. Weber eigenh. bezeichnet „von Fried. Kind“), „No. 3 Das Mädchen an das erste
Schneegöckchen im kalten Märtz 1814“ (ebenfalls eigenh. bezeichnet „von Gerstenbergk, genannt Müller“), „No. 4 Umsonst (entsagt ich der lockenden Liebe)“ (1802, anonym), „No. 5 Lied der Hirtin“
(1819, nach Friedrich Kind) und „No. 6 Des Künstlers Abschied“ (1810, ebenfalls eigenh. bezeichnet
„von Alexander von Dusch“). – Auch die Vortragsbezeichnungen sind vielfach von Weber eigenhändig
geschrieben.
317
IV. Musik
(Carl Maria v. Weber)
648a — Eigenh. Musikmanuskript. (18.XII.1825.) 3 S. Querformat (Doppelblatt), 12zeilig. Die
erste Seite durch Lichteinwirkung gebräunt, innen stellenweise etwas fleckig, die vierte
(leere) Seite etwas gebräunt und mit Montagespuren.
(16.000.—)
Aus „ E u r y a n t h e “ , Webers heroisch-romantischer Oper in 3 Akten (UA Wien 1823): „Pas de
cinq“, Balletteinlage zu Nr. 21 des 3. Akts, komponiert im Dezember 1825 zur Berliner Erstaufführung am 23.XII.1825.
Klavierauszug, Stichvorlage für den Erstdruck bei A. M. Schlesinger, Berlin 1826, mit zahlreichen
Eintragungen des Stechers. Verlags-Nr. 1355, am Fuß der ersten Seite notiert.
Aus dem Besitz des Verlegers Heinrich Schlesinger (diese Notiz bei Jähns Nr. 291, der dieses Autograph
erwähnt). Am Fuß der ersten Seite von Jähns bezeichnet: „Autograph von Carl Maria von Weber ...“
649 — E. Albumblatt m.U. Weimar 3.II.1812. 1 S. quer-gr.-8o. Leicht fleckig; aufgezogen.
(1.200.—)
„Das Leben ist ernst –
die Kunst ist heiter.
Weimar d: 3t: Februar
Zum Andenken an
1812.
Ihren Sie hochachtenden
Carl Maria von Weber.“
Für (Karl Bertuch, 1777 – 1815) geschrieben, den Sohn des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch.
Ende Januar war Weber zusammen mit dem Klarinettisten Heinrich Bärmann, auf seiner Konzertreise durch Thüringen nach Berlin, in Weimar angekommen. Als die Künstler am 29. Januar bei der Erbgroßherzogin Maria Paulowna musizierten, traf Weber erstmals mit Goethe zusammen, der auch sein
Hofkonzert am 2. Februar besuchte. Am 5. Februar waren Weber und Bärmann bereits in Dresden.
650 — Gestochener Brief mit eigenh. U. „Carl Maria von Weber“ und e. Adresse. Dresden, Januar 1826. 2 S. gr.-4o. Mit Siegelrest und Adresse (Poststempel und -vermerke). Leicht gebräunt,
kleinere Rand- und Faltenschäden; Sammlernotiz auf dem Adreßblatt montiert. (600.—)
Rundschreiben Webers an die deutschen Bühnen, hier adressiert „An die geehrte Theater-Direction
zu Bremen“, die er auf seinen „ O b e r o n “ aufmerksam macht.
„... Da ausser in Frankreich und England, das geistige Eigenthum noch auf keine We ise gänzlich vor
räuberischen Anfällen gesichert ist; – diebische Kopisten und gewissenlose Musikhändler aber, – wie
z. B. Zulehner in Mainz – selbst Bühnen vom ersten Rang durch ihr Zudrängen verleitet haben sich
meine Werke auf unrechtmäsigem Wege zu verschaffen; so sehe ich mich genöthigt ..., Ihnen anzuzeigen, daß die von mir zunächst für London componirte Oper: Oberon, durch eine treffliche deutsche
Bearbeitung des Herrn Hofrath Winkler (Theodor Hell) zur Aufführung in Deutschland vorbereitet,
nur unmittelbar von mir selbst auf rechtmäsige Weise erhalten werden könne ...“
Die Uraufführung fand am 12.IV.1826 in London statt.
651 — WEBER, Max Maria Freiherr von, Eisenbahningenieur; Sohn des Vorigen, 1822–1881.
E.Br.m.U. Dresden 15.V.1859. 11⁄2 S. gr.-8o. Mit angeheftetem Provenienzvermerk.
(80.—)
Wohl an den Violinisten Wilhelm Joseph von Wasielewski, dem er Auskünfte zu Werken seines Vaters
gibt.
„... Die Sinphonie in C ist Op. 19 und im Jahr 1806 componirt, am Hofe des Prinzen Eugen von Würtemberg, zu Carlsruhe in Schlesien. Sie entstand unter dem unmittelbaren Einfluß der kurz vorher
genossenen Lehren Voglers.
Die Arie aus Atalia entstand 1811 auf einer Fußtour durch die Schweiz in Meiringen am 29. Sept. auf
Ansuchen einer Sängerin: Mad Beiermann, die Weber in d’Olbery’s Hause in Bern kennen gelernt hatte.
Leier und Schwert ist von 1814 – 1816 geschrieben in Prag und Berlin. Das ist all meine Weisheit! ...“
318
IV. Musik
Nr. 648a
Carl Maria von Weber
319
IV. Musik
652 WEILL, Kurt, 1900–1950. E.Br.m.U. (New York) 13.II.1936. 1 S. kl.-4o.
(800.—)
An den gleichfalls nach New York emigrierten Musikkritiker Paul Bekker (1882–1937).
„... ich bin tief beschämt ... Ich hatte die Verabredung mit Ihnen mit einer anderen Verabredung verwechselt u. dachte, ich treffe Sie heute – u. eben jetzt bemerke ich diesen Irrtum. Es ist schrecklich
für mich, dass ich Sie habe warten lassen ...
Ich habe, wie Sie sich denken können, grosse Aufregungen in den letzten Wochen gehabt u. bin ein
bischen durcheinander ...“
Die Aufregungen waren verursacht von der geplanten Aufführung seines Dramatischen Oratoriums
„ T h e E t e r n a l R o a d “ , die wegen des Bankrotts der Geldgeber geplatzt war. Franz Werfel, der
den Text verfasst hatte, ging nach Europa zurück, Max Reinhardt nach Kalifornien, während Weill
in New York andere Möglichkeiten zur Aufführung auslotete. Die Uraufführung fand schließlich am
4.I.1937 im Manhattan Opera House statt.
653 WIECK, Friedrich, Vater Clara Schumanns, 1785–1873. 2 Widmungsexemplare in einem
Band: „Etude für das Pianoforte“, Leipzig: F. Whistling. Dritte Ausgabe (1860), und „Etude
für das Pianoforte“, Leipzig: F. Whistling (1868); beide datiert und gewidmet: Dresden
15.IV.1870. Leicht gebräunt, teilweise etwas fleckig. Pappband der Zeit (leicht berieben und
bestoßen).
(150.—)
Auf den Titelblättern die Widmungen „Heiter die Kunst! – / Ernst die Bestrebung! – / Friedrich
Wieck“ und „Nur einmal reicht das Glück die Hand! / Nein! – das muß ich erst bedenken. / Flugs ist
es abgewandt, / Um seine Hand dem Willigen zu schenken. / Friedrich Wieck“.
654* WILHELM, Karl, 1815–1873. E.Br.m.U. Krefeld 12.VI.1841. 1 S. gr.-4o, und ein eigenh.
Manuskript, 2 S. gr.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.
(400.—)
An den Musikalienhändler und Klavierfabrikanten Karl August André in Frankfurt a.M.
„... Ihrem Wunsche, in Betreff der Scheiblerschen Stimmmethode, nachzukommen, übersende ich
Ihnen die hier beiliegende kleine Anweisung ...
Ich glaubte Sie ... während dem dießjährigen niederrheinischen Musikfest in Cöln zu treffen ... und
sicher hätte es mir besser dort gefallen, wenn ich mich mit Ihnen über dieß und jenes in musicalischer
Hinsicht ... recht von Herzen hätte aussprechen können. Im Ganzen war meine Erwartung größer,
als die Erfüllung ...“ – Erwähnt mehrere gemeinsame Bekannte.
Auf den Seiten 3 und 4 des Doppelblattes das Manuskript „Das Stimmen nach Scheibler’s Methode“,
mit zahlreichen Notenbeispielen.
Autographen des Komponisten der „Wacht am Rhein“ sind s e h r s e l t e n .
655 WOLF, Hugo, 1860–1903. E.Br.m.U. (Wien) 1.IV.1891. 2 S. 8o.
(1.200.—)
„In höchster Eile“ an seinen Freund und Gönner (Oscar G r o h e in Mannheim) über die bevorstehende Uraufführung seines Chorwerks „ C h r i s t n a c h t “ (auf einen Text Platens).
„... Nun möchte ich aber doch wissen, ob es mit der Aufführung endlich einmal ernst wird. Haben Sie
daher die große Güte mich direct od. durch We i n g a r t n e r zu verständigen ob die Orchesterproben der Christnacht bereits angefangen u. wie selbe ausgefallen. Ferner bitte ich um Mittheilung,
wann die Generalprobe stattfindet.
Wenn Sie doch Weingartner bestimmen könnten, mir ein paar Zeilen zu schreiben. Ich werde Dienstag Abend hier wegfahren um, falls die Generalprobe am Tage der Aufführung fällt, tagszuvor noch
in Mannheim einzutreffen ...“
Die Uraufführung unter Weingartner am 9. April in Mannheim trug dem Komponisten nur einen Achtungserfolg ein.
320
IV. Musik
Nr. 655
Hugo Wolf
321
IV. Musik
656 WOLF-FERRARI, Ermanno, 1876–1948. 2 e.Br.m.U. Planegg 12.IV.1942 und München
30.V.1943. 4 S. folio und quer-gr.-8o. Mit gedruckten Briefköpfen. Kleinere Randläsuren,
gelocht (Buchstabenverluste).
(200.—)
An den Dirigenten Bernhard Conz (1906–1999).
12.IV.1942. Nach einer „schönen, warmen, lebendigen Aufführung“ seiner Oper „Der Schmuck der
Madonna“ durch Conz. „... Bitte Fr. Hadrabova meinen Dank und meine schönste Anerkennung auszusprechen. Auch Fr. Ossy Glöckner für Ihre ganz ausserordentliche Tanzeinstudierung, die einem
wirklich Lust einflössen könnte ein Ballet zu schreiben ...“
30.V.1943 (Lochung ausgerissen). „... Eine alte Cousine von mir (die einzige Wolf, die noch in Heidelberg lebt) hat mir einige Zeitungen ... geschickt, die von den ‘ G r o b i a n e n ’ berichten ... Der lebhafte Erfolg der 4 Grobiane dort zeigt mir, wie gut Sie dieselben dirigiert haben müssen ...“
657 ZELTER, Karl Friedrich, 1758–1832. E.Br.m.U. Berlin 10.II.1811. 1 S. 4o. Ränder teilweise unterlegt; Fehlstelle mit Verlust weniger Buchstaben am linken Rand.
(400.—)
Wohl an ein Mitglied der „Liedertafel“ mit der Bitte um Vertretung bei der nächsten Zusammenkunft.
„Dieses Glas dem guten Geist!
[D]a ich vermuthe daß irgend jemand in der [Ge]sellschaft die Gläser besorgen werde; so [b]itte ich,
auch das Meinige zu neu zu besorgen und obigen Trinkspruch darauf zu schleifen.
Auf dem Umlauf habe ich mich für den Dienstag als Nichtkommenden unterzeichnet und so ersuche
ich Sie ... in meinem Namen meine Rechte zu vertreten und gegen Erstattung zu leisten was von mir
zu leisten sein würde, wenn ich persönlich erscheinen könnte.“
Aus der Sammlung Künzel.
658 — E. Billett m.U. „Zelter“. (Berlin) 8.VIII.1817. 1 S. kl.- 4o. Mit Adresse. Kleine Einrisse,
ein Eckchen abgerissen.
(300.—)
An den Historiker Friedrich Wilken (1777–1840), Oberbibliothekar der Kgl. Bibliothek in Berlin, mit
einer Einladung.
„Möchten Sie, l[ieber] F[reund] diesen Mittag wohl die Suppe essen? mit / Ihrem Zelter.“ Am Rand:
„Geh[eim] Rath Wolf u[nd] noch ein Freund machen die ganze Tischgesellschaft. Halb 3 Uhr wird
angerichtet.“
659 — E.Br.m.U. „Z“. (Berlin) 13.II.1818. 1 S. 4o. Kleine Randläsuren, leicht gebräunt, Oberrand etwas fleckig.
(800.—)
An den Schriftsteller und Komponisten Johann Daniel Sander (1759–1825), den Oberaufseher der
Voßschen Buchhandlung in Berlin, über dessen Liedersammlung „Die heilige Cäcilia“.
„Ihre beiden Abtheilungen geistl[icher] Lieder habe ich aufmerksam durchgesehn, aber leider! das
ist keine Arbeit für mich.
Und soll ich rathen l[ieber] Sander? so bleiben auch Sie von dieser Arbeit, denn wir beide verstehn
nicht einen Mantel aus einer Jakke zu schneidern; wir werden ausgehunzt nach Noten und verdienen es, denn es ist ein unnatürliches Flikwerk ...
Wie C h e r u b i n i zu dem himlisch italienischen Namen gekommen ist, mögen die himlischen Heerschaaren wissen. Anfänglich dachte ich: der Kerl ist ein lustiger Katholik aber er ist ein Franzoß u.
mags bleiben. Gestern habe ich das Concert versäumt um diese Messe durchzuschnüffeln. Den H ä n d e l bitte ich in Ehren aufzuhängen!“
322
IV. Musik
Nr. 659
Karl Friedrich Zelter
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