IV. MUSIK IV. MUSIK 426 ABT, Franz, 1819 – 1885. Eigenh. Musikmanuskript mit zweimaligem Namenszug. Juli 1857. 4 S. Querformat, 9-zeilig, ca. 27,2 × 34,5 cm. Leicht gebräunt und etwas fleckig, kleine Einrisse hinterlegt. Bibliophiler gelber Lederband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung in (defektem) marmoriertem Pappschuber. (800.—) Zwei Liedkompositionen: I) „Dich hab ich lieb“, „Gedicht nach dem Englischen von Thomas Hood von H. Harrys“, C-Dur, bezeichnet „Poco agitato“, mit dem unterlegten Text „Dich hab ich lieb, dich hab ich lieb! Nichts weiß ich sonst zu sagen...“; und II) „Die Liebe kommt, wie die Diebe“, Es-Dur, bezeichnet „Allegretto“, nach dem Gedicht von Julius Schanz, mit dem unterlegten Text „Die Liebe kommt wie die Diebe so sacht, so sacht, so sacht, – wie Frühling kommt die Liebe über Nacht...“ Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. 427* ADAM, Adolphe, 1803 – 1856. 8 e. Br. m. U. O. O. u. D. (einige Wochentagsangaben). 9 S. kl.-8o. Geprägte Monogramme am Kopf. Teilweise leicht fleckig, kleinere Läsuren. (300.—) An verschiedene Adressaten, Verabredungen, Einladungen, Empfehlungen usw. betreffend. Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. seines Vaters, des Komponisten Louis Adam (o. O. u. D.; kleine Notiz) und 1 e. Br. m. U. seiner Frau Chérie-Louise, geb. Courand. 428 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. E. musikal. Albumblatt m. U. Coswig bei Dresden 1894. 1 S. quer-gr.-8o. Leicht gebräunt. (120.—) Dreitaktiges Notenzitat, bezeichnet „Andante“. 429 — Eigenh. Musikmanuskript (Bleistift) mit nachträglicher Widmung u. U. (Tinte). 1 S. gr. Hochformat, 22-zeilig. Etwas gebräunt und leicht fleckig, kleine Faltenrisse. (200.—) 26 Takte auf zwei Systemen aus seiner Oper „Liebesketten“. – Mit einer Widmung an die Pianistin Ilse Rißmann „zur frdl. Erinnerung an Eugen d’Albert“. Die Oper war am 12. November 1912 in Wien uraufgeführt worden. 226 IV. MUSIK 429a*ALBERTI, Giuseppe, 1685 – 1751. E. Br. m. U. Bologna 20.XII.1721. 1 S. kl.-folio. Etwas sporfleckig. (800.—) An einen Gönner mit Glückwünschen zum Weihnachtsfest. „... Desideroso di rinovare a V[ostra] Ecc[ellen]za gli atti del mio profondissimo ossequio ricorro alla presente occasione del Santo Natale, augurandole tutte quelle prosperità, che sa bramare l’altissimo suo Merito. Piaccia all’Ecc.za V. accogliere col suo solito gradimento queste mie sincerissime espressioni, e implorando sempre mai la continuazione del veneratissimo suo Padrocinio...“ In diesem Jahr war Alberti erstmals zum Principe der Accademia Filarmonica gewählt worden. Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . 430Ω AUBER, Daniel François Esprit, 1782 – 1871. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug „D F E Auber“ am Kopf. 1 S. Hochformat, 18-zeilig; auf das Format 25 × 23,3 cm beschnitten (2.000.—) Aus der Partitur seiner Oper „ L a M u e t t e d e P o r t i c i “ , am Kopf bezeichnet „No 3“. Das Partiturblatt mit Bezeichnung sämtlicher Instrumente enthält die berühmten sechs Anfangstakte aus dem Allegro non troppo des Duetts „Mazaniello / Pietro“ aus dem zweiten Akt (Nr. 8), auf die Worte „Mieux vaut mourir...“, nach dem Text von Eugène Scribe und Germaine Delavigne; Uraufführung Paris 1828. „Das Süjet dieser Oper steht in inniger Beziehung zu der gärenden Stimmung der Zeit ihrer Entstehung; sie gewann sogar eine geschichtliche Bedeutung dadurch, daß 1830 ihre Aufführung zu Brüssel das Signal für den Aufstand gab, welcher mit der Trennung Belgiens und Hollands endete“ (Riemanns Musiklexikon, 7 1910, S. 63). Auber-Werkverzeichnis von Herbert Schneider, Bd. 1,1 (1994), Nr. 16. – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 123), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 12). 431* — E. Schriftstück m. U. Paris 5.I.1830. 1⁄2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Schwach knittrig. Kleine Heftschäden am linken Rand. (200.—) Über zwei Rollen seiner Oper „Die Stumme von Portici“. „Je déclare que j’ai écrit le Role de Lorenzo, dans l’opera de l a M u e t t e d e P o r t i c i , pour un 2me tenor (2me haute contre de province), et que le role de Borella appartient à la premiere basse taille...“ Beiliegend ein Schriftstück m. U. (Paris 1857); als Leiter des Pariser Konservatoriums mit der Bestätigung für einen Schüler über den Erhalt des „Premier Prix d’Harmonie“. 227 IV. MUSIK Skizzen zur Mondschein-Sonate 432 BEETHOVEN, Ludwig van, 1770 – 1827. Eigenh. Musikmanuskript. (1801.) 2 S. Querformat, 12-zeilig. Am linken Rand montiert. (120.000.—) Skizzen zum Schluss-Satz der dreisätzigen „Sonata quasi una fantasia“ für Klavier in cis-Moll, op. 27 Nr. 2, die Beethoven 1801 komponierte und im Druck seiner Klavierschülerin Giulietta Gräfin Guicciardi widmete. Auf der Vorderseite des Blattes sind die Takte 33 – 40 in der Endgestalt mit einer abweichenden Fortführung ab Takt 41 notiert, ab dem System 5/6 mit der Bezeichnung „fine“ die Takte 151 – 162 ff. mit einer gänzlich anderen Gestaltung des Satzschlusses. Auf der Rückseite finden sich Skizzen ausschließlich zur Durchführung, Takt 65-82 in annähernd endgültiger Gestalt, anschließend Skizzen zur Rückmodulation nach cis-Moll im zweiten Teil der Durchführung. D a s e i n z i g e i n P r i v a t b e s i t z befindliche Skizzenblatt zur Mondschein-Sonate, vormals in der Sammlung Wilhelm Kux, Wien (und ehemals Sammlung Konsul Fritz Hunziker, Bern); BeethovenSkizzenverzeichnis von Hans Schmidt (1969), Nr. 309. Die übrigen vier überlieferten Skizzenblätter sind sämtlich in öffentlichem Besitz; je ein Blatt verwahrt das Beethoven-Haus (Bonn), die Biblioteca Estense (Modena), das Fitzwilliam Museum (Cambridge) und die Musashino Ongaku Daigaku (Tokio). Diese fünf Skizzenblätter, alle zum dritten Satz der Sonate, gehörten ursprünglich zum sog. „Sauer“Skizzenbuch, das der Wiener Kunst- und Musikalienhändler Ignaz Sauer auf der Nachlass-Auktion 1827 erwarb. Sauer fungierte auf dieser Auktion, wie er sich selbst bezeichnete, als „beeideter Schätzungskommissar in Kunstsachen“. Er nahm dann den Band auseinander und zerlegte ihn in Einzelteile. Davon sind heute noch 23 Blätter bekannt. Die Rezeption der Sonate ist durch die romantische Bezeichnung, die erst nach Beethovens Tod aufkam, geprägt worden, zumal dann der erste Satz, mit dem die Mondschein-Assoziation verknüpft wurde, sehr oft im Sinne eines eigenständigen Klavierstücks verselbständigt wurde. Dieses Bild dürfte Beethoven völlig fremd gewesen sein, der vielmehr mit der damals nur selten verwendeten Tonart cis-Moll (entsprechend der damals allgemeinen Tonarten-Charakteristik) Vorstellungen des „Schauerlichen“ verbunden hat. Diese Vorstellungen treffen dann wohl auch eher auf Beethovens Vorstellungen im dritten Satz zu. „Im Unterschied zu den vorausgehenden Sätzen wirkt die Musik im Finale aber in geradezu extremer Weise subjektiv, wie ein stürmischer Ausbruch ureigenster Emotionen“ (Hartmut Schick, BeethovenHandbuch Bd. 2, 2012, S. 131). In der vom Beethoven-Haus 2003 herausgegebenen Faksimileausgabe der Mondschein-Sonate ist das Blatt zwar wiedergegeben, aber nicht nach dem Original, sondern nach einer alten Schwarz-Weiß-Aufnahme, die in der Farbgebung den anderen Skizzenblättern angeglichen wurde. 228 IV. MUSIK Nr. 432 Ludwig van Beethoven 229 IV. MUSIK (Beethoven) 433 — E. Br. m. U. „Beethoven“. O. O. u. D. 3 S. 8o. Minimal fleckig; auf der leeren vierten Seite schwache Montagespuren. (20.000.—) An einen Herrn, den er um seinen Besuch bittet. „... Ich bitte sie recht sehr, wenn sie nur immer können, mir die Gefälligkeit zu erzeigen, und mich diesen Nachmittag zu besuchen, Von 3 uhr an bis [bis] 5 uhr auch halb 6 könnte ich sie erwarten, wenn sie nur gefälligst bestimmen wollten, wann ich sicher drauf rechnen kann sie während dieser Zeit zu sehn, auch ersuche sie den Brief von Ries mitzubringen...“ Der Komponist Ferdinand Ries (1784 – 1838) war von 1801 bis 1805 Beethovens Schüler und gab 1828 zusammen mit F. G. Wegeler „Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven“ heraus. Reizendes Autograph, u n v e r ö f f e n t l i c h t . 230 IV. MUSIK Nr. 435 Hector Berlioz 231 IV. MUSIK 434 BERG, Alban, 1885 – 1935. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 1 S. Hochformat, 10-zeilig. Kleine Randschäden, leicht gebräunt und fleckig. (400.—) Stichanweisung („richtiges Muster“) mit den Anfangstakten des 1. Satzes für die „Bratsche“ in der „Lyrischen Suite für Streichquartett“, bezeichnet „Allegretto gioviale“, und mit weiteren Anweisungen („Temposschrift“ usw.). Das Werk wurde am 28. Januar 1927 in Wien uraufgeführt. „O mon Faust bien aimé“ 435Ω BERLIOZ, Hector, 1803 – 1869. E. musikal. Albumblatt m. U. Frankfurt a. M., Ende August 1853. 1 S. quer-gr.-4o. (8.000.—) Die ersten 9 1/2 Takte der Arie des Mephistopheles aus seiner Dramatischen Legende „ L a d a m n a t i o n d e F a u s t “ , 2ième Partie, No. 10, zu den Worten „Voici des roses / de cette nuit écloses / sur ce lit embaumé / O mon Faust bien aimé / repose“. Darunter die Widmung an den seit 1849 fest an der Frankfurter Oper engagierten Baß Wilhelm Georg Dettmer (1808 – 1876): „Fragment de l’air de Mephistophelès si admirablement chanté par Mr Dettmer dans la Damnation de Faust au concert du 24 aout 1853.“ Auf der Rückreise von Baden-Baden, wo er am 11. August 1853 ein Festkonzert gegeben hatte, machte Berlioz in Frankfurt a. M. Station, wo er am 24. und 29. August neben anderen Werken Teile von „Fausts Verdammnis“ – mit Dettmer in der Partie des Mephisto – aufführte. Auf der Rückseite eine Eintragung der von Meyerbeer sehr geschätzten Koloratur-Sängerin Franziska (Rübsam-)Veith (1831 – 1895), die acht Takte der Arie „So lebet wohl, ihr theuren Waffenbrüder...“ aus Donizettis Oper „Die Regimentstochter“ zitiert (Frankfurt a. M., Oktober 1858). Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 186). Siehe die Abbildung auf Seite 231. 436* — E. Br. m. U. Paris 4.V.1864 (Empfangsvermerk). 52⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, minimale Faltenrisse. (4.000.—) An den Verleger (Heinrich?) Brockhaus, dem er ein Verzeichnis seiner Werke sendet. „Monsieur / voici la liste exacte de mes ouvrages, les détails sur ma vie sont trop considérable pour trouver place dans une courte notice. Ce que vous m’envoyez en exemple est à peu près vrai. / H. Berlioz“. Es folgt das Verzeichnis seiner Werke (bis opus 28): „Ouverture des Francs-juges (œuvre 3) / Ouverture du roi Lear (œuvre 4) / Messe de requiem (œuvre 5) / Le cinq mai cantate (œuvre 6)... / Les nuits d’été morceaux de chant avec piano et avec orchestre (œuvre 7)... Béatrice et Bénédict, opéra en trois actes (œuvre 28) avec une ouverture... 232 IV. MUSIK M. Berlioz a écrit en outre le texte du poëme lyrique des Troyens, celui de l’opéra de Beatrice et Benedict, celui de la Damnation de Faust, celui de Lelio, et celui de l’Enfance du christ... Des fragmens de ses voyages en Allemagne, en Italie, en Russie, en Angleterre et en France ont paru dans divers recueils littéraires. M. Berlioz a écrit trois volumes de memoires qui n’ont pas encore été publiés. Il vient de donner sa démission de critique musical au journal des Débats.“ 437* — E. Br. m. U. Paris 9.III.1868. 13⁄4 S. gr.-8o. Mit Trauerrand. Leicht fleckig, kleine Randläsuren. Schmaler Falzrest auf der leeren vierten Seite. (3.000.—) An die Sängerin Anna Regan in St. Petersburg, bei der er sich nach dem Komponisten Joseph Derffel erkundigt. „... Je vous écris pour vous demander des nouvelles d’un de nos amis qui me laisse sans réponse. Soyez assez bonne pour m’en donner, je ne sais ce que Derffell est devenu... Il est toujours à St Pétersbourg, n’est ce pas? Moi je suis toujours malade, très malade. Et vous comment supportez vous ce blanc séjour? Je suppose que vous avez de plus en plus de soirées, et que vous voyez toujours souvent Derffell... Veuillez ainsi présenter mes hommages à Mme la Grande Duchesse...“ – Die ersten Zeilen mit unsicherer Hand (und schlechter Feder) geschrieben. Anna Regan (1841 – 1902) war Kammersängerin am Hof der Großfürstin Helena Pawlowna geb. Prinzessin Charlotte von Württemberg. – Trauerrand wegen des Todes seines Sohnes Louis, der im Vorjahr in Havanna dem Gelbfieber erlegen war. 438* BERNSTEIN, Leonard, 1918 – 1990. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Kopf. 4.II.1935. 3 S. kl.-4o. Liniiertes Papier mit Lochung. Mit Anstreichungen von fremder Hand. (200.—) Aus einem S c h u l a u f s a t z des 16-Jährigen über Jakob Wassermanns 1915 erschienenen Roman „Das Gänsemännchen“ („The Goose Man“); beginnt: „Is Wasserman Discerning of Inner Motive? / It is one thing for a writer to conceive of his plot arising naturally from human motive; it is quite another thing to force motive for the plot. Let us take two authors as subject matter; shall we say, Hardy and Wasserman? Two more different types are hard to find, estranged as they are in tongue, habit, environment. It is reasonable to expect that in either author’s book the motive and action must coincide. Yet we can see a difference...“ Bernstein besuchte als Schüler die Garrison und Boston Latin Schools und wechselte dann auf die Harvard University, wo er 1939 graduierte. 233 IV. MUSIK 439Ω BRAHMS, Johannes, 1833 – 1897. Eigenh. Musikmanuskript (Tinte), am Schluss nachträglich mit Bleistift datiert „Juli 73. Tutzing.“ 31⁄2 S. Querformat, 9-zeilig. Leicht fleckig, kleine Randläsuren; beide Blätter mit längerem Einriss am rechten Rand. (25.000.—) „A g n e s v. Ed. Mörike“, op. 59 Nr. 5. – Vollständige Liedkomposition für eine Singstimme mit Klavierbegleitung zu dem Text „Rosenzeit! wie schnell vorbei...“ – Reinschrift mit Änderungen und Verfeinerungen in Tinte und Blei; der vorletzte Takt der Klavierbegleitung ist ausgestrichen und neu geschrieben. Auf der letzten Seite am Unterrand, gegenläufig geschrieben, der Titel und die ersten sieben Takte der Singstimme. Die meisten der acht Lieder op. 59 entstanden während Brahms’ Aufenthalt in Tutzing im Frühling und Sommer 1873; am 3.X.1873 sandte er die fertigen Kompositionen an den Verleger Rieter-Biedermann in Winterthur mit dem Bemerken, es handele sich um „einige besonders liebliche, empfehlenswerte, angenehme, nur stellenweise diffizile, moralische, gottesfürchtige, kurz ‘Lieder’ prima Sorte. op. 59, 2 Hefte wünschte ich damit zu liefern... Die Hefte sind an Umfang verschieden; ich wünschte aber doch die Ordnung so zu lassen, die Sie eine Unordnung nennen werden...“ (Briefwechsel Band XIV Nr. 190). – Im Dezember des Jahres brachte Rieter-Biedermann die beiden Hefte heraus. Im Brahms-Werkverzeichnis von Margit L. McCorkle (1982, S. 252) als einziges Autograph des Liedes verzeichnet. – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 311), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 26). 440* — E. Br. m. U. „Johs. Brahms“. O. O., Juli 1870. 21⁄2 S. kl.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Leicht gebräunt, Bugfalte hinterlegt (Klebestreifen). (2.500.—) An eine junge Dame, die ihre bevorstehende Vermählung angezeigt hatte. „Sehr geehrtes Fräulein, / Durch Zufall kommt mir Ihre fröhliche Anzeige so verspätet zu daß ich nicht einmal weiß ob auch die obige Anrede noch paßt! Keinenfalls jedoch will ich unterlassen Ihnen meine besten Grüße u. Wünsche zu sagen. Daß Ihr neuer Name nicht weniger deutsch als der frühere lautet – für diesen kleinen Schmerz habe ich Verständniß, aber möge Ihnen nur alles andre Wünschenswerthe erfüllt werden!...“ 234 IV. MUSIK Nr. 439 Johannes Brahms 235 IV. MUSIK (Brahms) „Töne, lindernder Klang...“ 441Ω — E. musikal. Albumblatt m. U. „Zu freundl. Erinnern / Johs. Brahms“. 2⁄3 S. gr.-4o, auf Notenpapier. Leicht gebräunt; Knickspuren, obere Ecken abgeschrägt. (16.000.—) Vierstimmiger Zirkelkanon „per tonos“ zu dem Text von Karl Ludwig v. K n e b e l „Töne, lindernder Klang, du kannst nicht nehmen die Schmerzen, aber die Töne vielleicht lindern die leidende Brust.“ Spätere Fassung in e-Moll, einstimmig im Violinschlüssel notiert. „Der Kanon entstand möglicherweise im April 1856, als Brahms mit Joseph Joachim Kontrapunktstudien austauschte und diesem eine Lektion in Sachen ‘Zirkelkanon’ erteilen wollte“ (www.brahms-institut.de/ web/bihl_digital/jb_werkekatalog/woo_028.html). Im Brahms Werkverzeichnis von Margit L. McCorkle (1982, S. 252) unter WoO 28 als Autograph „e“ verzeichnet. – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 310; mit Faksimile einer anderen Niederschrift). Nach Düsseldorf? 442Ω — E. Br. m. U. „J Brahms“. (Wien 24.)XII.1876. 5 S. gr.-8o. Minimal fleckig. (4.000.—) An den Düsseldorfer Regierungspräsidenten und späteren preußischen Finanzminister Karl Hermann B i t t e r, der Brahms’ Berufung als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf betrieb und ihn als Direktor der dort zu gründenden staatlichen Hochschule für Musik ausersehen hatte. Brahms war der Sache anfangs zugeneigt, nahm aber Abstand, als sich bei den städtischen Behörden Widerstand zeigte und Teile der Öffentlichkeit für den Amtsinhaber Julius Tausch eintraten. „... Es wird Ihnen schwerlich unerwartet kommen wenn ich bekenne daß meine Bedenken gegen die Musikdirektorstelle dort ungemein gesteigert sind. Ich sehe immer mehr ein daß ich weder die Sympathie für Tausch noch die Bedenklichkeit der HochschulAngelegenheit im Geringsten überschätzt habe. Ich kenne Tausch nur als tüchtigen, sehr begabten Künstler, nicht seine Leistungen als Direktor. Es mag sein daß man Ursache hatte u. hat damit unzufrieden zu sein. Es mag also sein, daß Sie u. andre Wenige das Rechte wollen. Da wären aber die Betreffenden wenig zu loben die dem so lange zusahen.“ (Tausch hatte das Amt 1855 als Nachfolger Robert Schumanns angetreten.) „Mir aber kann es nicht einfallen Jemand verdrängen zu wollen den so Viele mit so viel Recht halten zu müssen glauben. Ich finde es außerordentlich wie laut, deutlich u. herzlich man für T. einsteht; den gewöhnlichen Lauf der Welt bedenkend – doch ich will nicht grob gegen die Menschheit werden... Noch sage ich daß ich persönlich nicht das geringste Unangenehme von Ddf. erfahren habe. Dagegen auf das Angenehmste: wie mancher guten Sympathie ich mich dort u. sonst am Rhein zu erfreuen habe. Alles Mögliche erfuhr ich meine Bedenken schweigen zu machen, falls – ich Lust zu kämpfen oder richtiger: zu zanken, streiten u. intrigiren habe. Das ist denn gerade was mir abgeht... Ich empfing Gestern mit Ihrem auch einen Brief von Hrn. Regierungsrath Steinmetz. Ich glaube wohl daß dieser Herr, der die dortigen Verhältnisse länger kennt, sich meines Kommens herzlich freute – aber ich glaube, er wunderte sich doch im Geheimen u. hätte mir viel Glück zu wünschen nöthig. Ich unterschätze so schöne Theilnahme nicht – aber dieser Brief muß abgehen, sieht er gleich einer Absage auf’s Haar gleich. Ich glaube nicht daß Sie so einfach u. wohlgemuth erwidern wie im Sommer...“ – Die Verhandlungen zogen sich noch einige Wochen hin, bis Brahms im Februar 1877 Bitter seine definitive Absage mitteilte. Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 315). – Unvollständig gedruckt in: Kalbeck, Johannes Brahms, Band 3 (1910), S. 127. 236 IV. MUSIK 443 — Eigenh. musikal. Albumblatt m. U. „Wien, März 82“. 1 S. quer-folio. Dreiseitiger Gold­schnitt. An den Rändern leicht gebräunt; rückseitig Klebespuren. (12.000.—) Der neunte Kanon, bezeichnet „à 4“, nach dem Gedicht von Friedrich Rückert, aus seinen „Dreizehn Kanons für Frauenstimmen“ op. 113, mit dem unterlegten Text „Ans’s Auge des Liebsten fest mit Blicken dich ansauge!...“ In Brahms’ „Thematisch-bibliographischem Werkverzeichnis“, München 1984, unter den in Opus 113 aufgeführten Albumblättern nicht enthalten. Verso ein e. musikal. Albumblatt m. U. des Dirigenten Fritz Steinbach: das C-Dur-Thema, fünf Takte, aus dem letzten Satz von Brahms’ erster Sinfonie, darunter „Stuttgart, Musikfest 1903. / Treu dem Großen / Fritz Steinbach“. Prachtvolles Autograph. 444 — E. Br. m. U. „J.Brahms“. O. O. u. D. (vor 1896). Etwas gebräunt. Leicht staubfleckig. Faltenbrüche fachgerecht hinterlegt. (2.500.—) (An den Pianisten Julius Epstein), der den Wiener Tonkünstler-Verein ins Leben gerufen hatte. „... Ich habe das herzliche Bedürfniß Ihnen zu schreiben. Nur wird es wohl bei einem Präludium bleiben; zur eigentlichen Sonate oder Cantate gehört ein Chor, nämlich der ganze Chor unsres TonkünstlerVereins. Wir sollten Ihnen wirklich vollständig Preis u. Dank singen u. Sie feierlich zur Perle des Vereins ernennen! Ich habe herzliche Sympathie für diesen, unsern Verein u. sein freundliches Gesicht – aber, das hat er von Ihnen, u. ich fürchte ohne Sie hat er überhaupt keines oder kein so freundliches. Bleiben Sie uns also gut u. gewogen, Sie sollen auch als unsre Perle möglichst schön u. schonend von uns subalternen Beamten gefaßt u. eingerahmt werden...“ 1896 wurde Brahms zum Ehrenpräsidenten des Vereins ernannt. 237 IV. MUSIK 445 BRITTEN, Benjamin, 1913 – 1976. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. quer4o, 6-zeiliges Notenpapier. Kugelschreiber. (150.—) Einzeiliges Notenzitat aus seiner Oper „Peter Grimes“. 446 BRUCH, Max, 1838 – 1920. E. musikal. Albumblatt m. U. Liverpool, Oktober 1880. 1 S. quer-gr.-4o, 10-zeiliges Notenpapier. Etwas gebräunt. (300.—) Die einleitenden Takte zu seiner Liedkomposition „Das Lied von der Glocke“, nach dem Gedicht von Friedrich Schiller, bezeichnet „Andante maestoso“; mit dem unterlegten Text „Vivos voco, mortuos plango, Fulgura frango.“ Mit einer Widmung an die Pianistin Caroline Montigny-Rémaury. 447Ω BRUCKNER, Anton, 1824 – 1896. Eigenh. Musikmanuskript. (Herbst/Winter 1890.) 1 ⁄2 S. Querformat, 16-zeilig. Schwach gebräunt, kleinere Einrisse am Unterrand. (12.000.—) Skizzen zur Wiener Fassung der 1 . S i n f o n i e c-Moll: Entwurf der Takte 94 – 97 des ersten Satzes, Notation auf zwei Systemen, oben Violine 1, unten Posaune und Bass, mit zwei Korrekturen und der Notiz „Schluss Hörner und halben Noten? wegen“. Das als „Erste“ Symphonie gezählte Werk war nach den beiden vorangegangenen nicht aufgeführten Werken (der sog. Studien-Symphonie und der „Nullten“) die erste Symphonie, mit der Bruckner an die Öffentlichkeit trat. Komponiert 1865/66, erklang sie in Linz 1868 zum erstenmal: die heute sog. Linzer Fassung. Nachdem viele Jahre später der Dirigent Hermann Levi die Uraufführung von Bruckners Achter Symphonie abgelehnt hatte, rang sich der Komponist dazu durch, frühere Symphonien umzuarbeiten, und begann mit seiner „Ersten“: 1890/91 entstand so die heute sog. Wiener Fassung, die ihm viel Mühe bereitete, obwohl das Werk in seiner Substanz unverändert blieb, jedoch in zahlreichen Details des Satzes, der Instrumentation usw. verändert wurde. Die Uraufführung am 13. Dezember 1891 in Wien wurde für Bruckner ein großer Erfolg. Bruckner-Werkverzeichnis von Renate Grasberger (1977) Nr. 101 (S. 110). – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 292), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 28; dort der B-Dur-Sinfonie zugeordnet). 238 IV. MUSIK Nr. 447 Anton Bruckner 239 IV. MUSIK (Bruckner) 448 — E. Br. m. U. Linz 26.XII.1864. 3 S. gr.-4o. (8.000.—) An seinen Freund Rudolf We i n w u r m in Wien über die Uraufführung seiner d - M o l l - M e s s e in Linz, seinem ersten großen Erfolg, sowie über seine Hoffnung, das Werk in Wien aufgeführt zu sehen. „... Meine Messe wurde am 20. Nov. im Dom u. am 18. Dez. als Concert spirituel im Redoutensaal aufgeführt durch Veranstaltung mehrerer Musikfreunde. Daß letzteres so außerordentlich besucht, ja überfüllt war sei Dir als Beweis, wie [sie] in der Kirche angesprochen hat, was mich um so mehr wundert, da die Composition sehr ernst u. sehr frei gehalten ist. Ich sende Dir 1 Blatt v. Abendbothen – u. 1 von der Linzerzeitung, die Gamon schreibt – er macht ein Langes u. Breites – bringt erst nach langen Pausen wieder eine Nummer, so daß er leider jetzt noch nicht fertig ist... Ich wartete immer auf dieß Fertigwerden mit dem Schreiben an Dich; kann aber jetzt nimmer länger meinem liebsten u. wärmsten Freunde auf der Welt meine Mittheilungen verzögern. E r z h e r z o g J o s e f besuchte auch mein Conzert... Ich lasse jetzt noch die Partitur rein schreiben. Glaubst Du nicht, daß ich selbe später H a n s l i k u. H e r b e k durch Dich senden soll. Denn in der Kirche glaube ich fordert sie zu viel Proben; denn solche müßten selbst bei den tüchtigsten Musikern der Residenz sein. Und welcher Chorregent würde sich dieß gefallen lassen? Meine am besten wäre es, wenns Herbeck für würdig fände, daß es einmal in einem Musikvereins-Conzerte als eine Abtheilung gebracht würde. (Oder Dessof?) wenns nicht ginge. – Oder Krenn – doch wer hörte sie dort? –“ Gemeint sind die Komponisten Felix Dessof und Franz Krenn; letzterer wirkte seit 1862 als Kapellmeister an der Michaelerkirche in Wien. „Wie meinst Du. Ich hoffe Dich bald zu sprechen; denn ich will zur 9 Simphonie u. zum Conzert der Phylharmoniker hinabreisen. Weiß nicht wann sie sein wird. Bitte Dich – schreib mirs...“ – Die beabsichtigte Wiener Aufführung der Messe kam erst im Februar 1867 zustande. Am Oberrand fügt Bruckner an: „Gratuliere zu Deinen glänzenden Erfolgen! Alles gelesen.“ Briefe Band I Nr. 641226. „meine erste Soirée“ 449 BÜLOW, Hans von, 1830 – 1894. E. Br. m. U. Berlin 25.XI.1860. 11⁄2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. (200.—) An (den Komponisten Friedrich Kiel in Berlin), dessen Einladung er ablehnen müsse. „... Leider bin ich in der ersten Hälfte der künftigen Woche noch ausserordentlich in Anspruch genommen durch eigne Übungen für meine erste Soirée und die Functionen des Anhörens fremder. Gestatten Sie mir Ihnen wenigstens schriftlich meinen verbindlichsten Dank für die Ehre auszusprechen, die Sie mir durch Widmung einer Ihrer Compositionen zugedacht. Ich bin sehr gespannt, dieselbe kennen zu lernen...“ 240 IV. MUSIK 450* — E. Br. m. U. Baden 22.VIII.1877. 2 S. 8o. Leicht fleckig. Gelocht. (250.—) An seinen Konzertagenten Vollhardt mit der Bitte um verschiedene Besorgungen. „... so eben erfahre ich aus Königswinter direkt daß der Wechsel auf 20 £ St. vom Aussteller richtig bezahlt worden ist. Darf ich demnach Ihre Freundlichkeit weiter in Anspruch nehmen & mir nach gef. Tilgung meines restirenden Soll bei Ihnen... den Rest meines Habens... an meine hiesige Adresse senden zu wollen. Meine Reconvalescenz macht im Ganzen trotz der gehirnerweichenden Hundstagshitze recht befriedigende Fortschritte... Wenn mich nur die zweibeinigen Musiker-Insekten brieflich und persönlich etwas weniger behelligten...“ Beiliegend eine Photographie (10,5 × 8,5 cm, Untersatzkarton: 19 × 16 cm); Ganzbild nach links: Aufnahme aus jungen Jahren (1863?), die Bülow mit gezogener Duellpistole in einem Obstgarten zeigt (das Ziel liegt außerhalb des Bildes). 451 — E. Br. m. U. Meiningen 8.XI.1883. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (150.—) An den Kaufmann Friedrich Carl Ott in Würzburg, bei dem er Wein bestellt. „... hierdurch ersuche ich Sie freundlichst 1) an Herrn Baron Alfred v. Overbeck Berlin Bellevuestrasse 18 A / 6 fl. Moscato u. 6 Fl. Mavrodaphné / 2) an mich / 6 Fl. Achaier weiß... und 6 Fl. Mavrodaphné / expediren zu wollen. Den Rest des Betrages hierfür von der beif[o]lg[enden] Summe von 50 RM. haben Sie die Gewogenheit, mir in Makrelen einzutauschen falls Sie von diesen mir vergangenes Frühjahr in Ihrem Lokale so ‘engbefreundeten’ Wesen noch Vorrath haben...“ 452 — E. musikal. Albumblatt m. U. (Philadelphia) „On the morning of 24th April“ (1889). 1 S. quer-gr.-8o (beschnittener Briefbogen des „Hotel Bellevue“). Etwas gebräunt und fleckig. (150.—) Neun Takte aus „Sunny Beams“, bezeichnet „Allegretto“. Beiliegend eine e. Postkarte m. U. seiner Frau Marie (Berlin 1937) an Richard Winter in Friedenau, die „einbändige Ausg[abe] 1921 von B’s Briefen“ betreffend. 453 BUSONI, Ferruccio, 1866 – 1924. E. Br. m. U. Berlin 7.V.1900. 4 S. 8o. Schwach gebräunt.(250.—) Wohl an einen Wiener Komponisten oder Dirigenten („Herr und Meister“), den er anläßlich eines WienAufenthaltes nicht gesehen hatte. „... Nach langen Irrwegen gestern nach Hause gelangt, betrachte ich es als eine meiner ersten Herzenspflichten, Ihnen für Ihre mir in Wien freundlich zugesandten Zeilen herzlichst zu danken; Ihnen zu sagen wie sehr ich diese Ihre Aufmerksamkeit schätzte, wie tief ich Ihr Leiden bedauerte und wie herzlich ich Ihre Wiederherstellung ersehnte. Gern hätte ich dies Alles mündlich ausgesprochen, hätten mich nicht tausend langweilige und überflüssige Geschäfte vom Besseren abgehalten... Doch hatte ich noch des Erfreulichen in Wien genug... – denn die Wiener empfingen mich mit der ihnen eigenen goldenen Wärme... So empfinde ich selbst für die Wiener und unter diesen stehen Sie in den ersten Reihen...“ 241 IV. MUSIK 454 CARUSO, Enrico, 1873 – 1921. 2 e. Bildpostkarten m. U. „tuo Chicuccio“ bzw. „tuo Enrico“. Poststempel: Moskau 27.II.1900. Adressen in kyrillischer Schrift. Gelocht, Montagereste auf der Adressseite. (400.—) Während seiner Russland-Tournee an seine Lebensgefährtin, die Sopranistin Ada G i a c h e t t i im Hotel Dresden, Moskau. 1) „Ada mia / Sapendo che a te piaciano tanto i cavalli e le corse, perciò ti mando delle cartoline che rappresentino quello che ti gusta...“ – Das Bild zeigt eine Szene vor einem Pferderennen. 2) „Cara Ada / Eccoti due tipi, i quali sembrano felicissimi, invece si odiano perché lui vuole il di lei cuore e lei non glielo vuol dare...“ – Mit der Darstellung eines jungen holländischen Paares. Seit 1897 verband Caruso und Ada Giachetti eine stürmische Beziehung, der die Söhne Rodolfo und Enrico entstammten; 1908 brannte Ada Giachetti mit dem Chauffeur durch. 455* CHERUBINI, Luigi, 1760 – 1842. E. Br. m. U. Paris 14.IV.1827. Etwas fleckig, aufgezogen.(200.—) An einen „aimable ami“, an den er einen Beschwerdebrief aus Stockholm weiterleitet. „... Veuillez faire cesser le silence dont on se plaint, et de dire que je me suis acquitté de la commission qui m’avait été donnée...“ 456* — E. Br. m. U. (Paris) o. J. 11⁄3 S. 8o. Mit Blindsiegel und Adresse. Etwas gebräunt, winziger Randausriss; Adressblatt mit Falzrest. (400.—) An den Dichter André François Coupigny (1766 – 1835) in Paris, dessen Einladung er wegen der großen Hitze absagen müsse. „... nous devions aller chez vous ce matin pour vous voir, mais par la chaleur qu’il fait Madame Cherubini ne c’est pas senti assez de courage pour sortir, et moi je reste aussi un peu par la même raison, et pour corriger des épreuves dont on est pressé. Nous vous prévenons de nôtre immobilité, afin que vous ne nous attendiez en vain; mais nous comptons sans faute sur vous pour dinner...“ 457 CZERNY, Carl, 1791 – 1857. E. Br. m. U. Wien 21.IX.1840. 1 S. quer-gr.-8o. Etwas gebräunt. Kleines Loch am Unterrand. (600.—) An den italienischen Musikverleger „Hrn F: Lucca / in Mayland“, mit der Übersendung von „2 Fantasien auf den Templario“ (Heinrich Marschners 1829 uraufgeführte Oper „Der Templer und die Jüdin“?) „für P[iano]f[orte] solo“. „... À 4 mani sind sie auch schon fertig, aber da sie auf großes Papier geschrieben sind, so werde ich dieselben durch den Postwagen sogleich übersenden. Obschon die Arbeit bedeutend groß war, so will ich nach Ihrem Wunsche Ihnen dieselbe doch um 80 fl: CM: überlassen, welche ich bitte mir umgehend zu übersenden. Das Manuscript ist zwar eng, aber deutlich genug geschrieben. Vielleicht wird es doch gut seyn, wenn Sie es früher abschreiben und die Abschrift gut corrigieren lassen, ehe es zum Stich kommt. Vorzüglich bitte ich auf die [r]othen Pedalzeichen und auf die 8ven über den Noten zu sehen...“ 242 IV. MUSIK 458* DA PONTE, Lorenzo, Pseudonym für Emanuele Conegliani, der Textdichter von Mozarts Opern „Figaros Hochzeit“, „Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“, 1749 – 1838. E. Namenszug „Lorenzo Da Ponte“ auf der Rückseite einer gerichtlichen Ladung. Sunbury, Northumberland County 9.I.1816. 2 S. quer-schmal-8o. Etwas gebräunt, kleine Randläsuren. (800.—) Da Ponte bestätigt mit seiner Unterschrift seine Ladung als Kläger in einer Schuldsache vor „an Orphans Court holden at Sunbury for the County of Northumberland“. Dazu ein handschriftlich ausgefüllter Vordruck, Sunbury 25.XI.1815 (Bugfalte repariert): „The Commonwealth of Pennsylvania to the Sheriff of Northumberland County“ mit dem Befehl, den Beklagten in dieser Sache, Joseph J. Wallis, vor Gericht zu laden, „to answer Lorenzo da Ponte, of a plea of debt, not exceeding two hundred dollars“. Von Gläubigern verfolgt, war Da Ponte 1805 von London nach Amerika gegangen, wo er sich zunächst in Pennsylvania, dann in New York als Kaufmann und Verleger versuchte. 1825 wurde er Professor für italienische Literatur am Columbia College; im gleichen Jahr holte er die erste italienische Operntruppe nach New York, wo er sich auch für den Bau des ersten Opernhauses (1833) einsetzte. Sehr selten. 459 DEBUSSY, Claude, 1862 – 1918. E. Br. m. U. O. O. 29.XI.1898. 2 S. 12o. Feuchtigkeitsspur.(400.—) An einen Freund („cher Pierre“) mit der Bitte, ein Vorwort für ein Stück des jungen Dramatikers René Peter zu verfassen. – In der Zeit von 1895-99 arbeiteten Debussy und Peter gemeinsam an drei Komödien. „... Il parait que sa pièce doit passer chez Antoine vers la fin du mois prochain et, il veut la faire paraitre a fin que l’on puisse, pour une somme modique, en avoir un souvenir durable sur papier vélin d’Arches[.] Donc, en avant, marche!... pour la préface, dont-il pretend, que je ne te parle pas (ce qui est vrai) et qu’il réclame a grands cris. Veux tu être assez gentil pour mettre le mot ‘fin’ a cette lancinante anecdote, faire que ce jeune homme ne crie plus, d’abord c’est tres vilain, puis, c’est très embêtant pour sa famille...“ – René Peter war der Sohn des angesehenen Mediziners Michel Peter. Beiliegend eine e. Briefkarte m. U. von Maurice R a v e l , La Bijeanette, Saint-Sauveur 6.V.1920, 2 S. quer-12o, Trauerrand, Feuchtigkeitsschäden; an eine Dame über seine Reisepläne unter diesen „douloureuses circonstances“. „toutes mes inquiétudes“ 460 — E. Br. m. U. O. O. 25.XII.1913. 3⁄4 S. gr.-4o. Leicht fleckig, etwas knitrrig. (600.—) Nach seiner Rußlandreise an „Mon cher Bertault“. „... personne plus que moi ne souhaite que nous soyons tranquilles, j’avoue pourtant conserver quelques craintes... Qu’arrivera-t-il si demain je ne verse rien au compte de Mr Creval? Et cette dâte de 20 Janvier prochain par quoi est-elle assurée? Madame C m’a fait téléphoné hier par son fils; me conseillant de passer outre sur la lettre que j’avai reçu de l’A[mi] du P[euple]. Le conseil ne s’étant pas réuni par suite de l’absence d’un des membres. Il n’y avait plus personne. Vous pouvez penser quel triste Noël j’ai passé? D’autant plus que ma femme étant toujours malade, je n’ose rien lui dire de toutes mes inquiétudes...“ – Vier Jahre zuvor war bei Debussy ein Krebsleiden festgestellt worden. 243 IV. MUSIK 461 DELANNOY, Marcel, 1898 – 1962. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf „Marcel Delannoy“ und am Schluss „M. D“. Titelblatt und 11⁄2 S. Hochformat, ca. 16-zeilig. Mit einigen Rasuren. Leicht gebräunt und fleckig. (300.—) „La Voix du Silence“. Liedkomposition für eine Singstimme mit Klavierbegleitung nach dem Gedicht von Maurice Carême; mit dem unterlegten Text „Tu t’es levée de grand matin / Et entrouvrant la porte, tu es entrée dans le Jardin...“ Mit dem Eingangsstempel der „Société des Auteurs / Compositeurs & Editeurs de Musique“ vom 25.VIII. 1959. 462* DELIBES, Léo, 1836 – 1891. E. Br. m. U. Choisy-au-Bac o. J. 3 S. 8o. Klebespur auf der zweiten Seite. (200.—) An den Sänger Salvatore M a r c h e s i , den Ehemann der berühmten Sängerin und Gesangspädagogin Mathilde Marchesi, die ihm eine Schülerin („Mademoiselle Nowak“) vorstellen wollte. „... je serai à votre disposition soit Vendredi soir, soit Lundi... Si Hengel et Monsieur I. de Saint Amand veulent être des notres, j’en serai enchanté...“ 463* DONIZETTI, Gaetano, 1797– 1848. E. Br. m. U. Neapel 3.I.1829. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel und -vermerke). Ein wenig braunfleckig, Adressblatt mit Falzrest.(2.000.—) An seinen Freund, den Komponisten Andrea Monteleone in Palermo, mit einer Empfehlung des Sängers Giovanni Cambrosini, der auf die Bestätigung seines Engagements für das neue Jahr warte. „... Il Sigr Giovanni Cambrosini, Basso Cantante desidererebbe aver scrittura per l’anno nuovo, giacché adesso è impegnato... esso ha voce bella e forte, 20 anni, bella figura, di buona volontà... Tu sai, che io difficilmente raccomando gente...“ Im Folgenden über seine Oper „ I l p a r i a “ , deren Uraufführung am Teatro San Carlo er vorbereitete. „... Il Paria andrà il 12. Stò facendo le prove: Il cielo me lo benedica. Mille cose al Papà ed agli amici d’orchestra: – saluta Scalesi, e Corelli...“ 244 IV. MUSIK 464DVOŘÁK, Antonín, 1841 – 1904. E. musikal. Albumblatt m. U. Olmütz 24.IV.1898. 1 S. quer-8o (Briefkarte). Leicht fleckig. (2.000.—) „ K o l o v r a t “ („Das goldene Spinnrad“). – 8 Takte für „Viol[ine]“, bezeichnet „espressivo“. - Die symphonische Dichtung war 1896 in Prag uraufgeführt worden. 465 — Eigenh. Visitenkarte mit Orts- und Datumsangabe. Prag 17.X.1903. (250.—) 245 IV. MUSIK 466* ENESCU, George, 1881 – 1955, und MENUHIN, Sir Yehudi, 1916 – 1999. Portraitphotographie (Gruppenaufnahme), mit beider e. Namenszügen am Unterrand. (Mai 1946.) 22,2 × 17,6 cm. Unterschriften leicht verwischt. (250.—) Die Aufnahme zeigt Enescu und seinen ehemaligen Schüler Menuhin auf der Veranda eines Hauses, in ein Gespräch vertieft, umringt von drei weiteren Herren. Im Mai 1946, während Menuhins erstem Besuch in Bukarest, hatten die beiden Musiker gemeinsam Enescus 3. Violin-Sonate gegeben, Menuhin an der Violine und Enescu am Klavier. – Nach einer Konzertreise in die USA im Herbst des Jahres kehrte Enescu nicht mehr nach Rumänien zurück. „Morgen, Kinder, wird’s was geben!“ 467 ERK, Ludwig, 1807– 1883. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 1.XII.1872. 1 S. kleines schmales Querformat, 6zeilig, ca. 11,8 × 21,3 cm. Beschnitten, etwas gebräunt und fleckig. (300.—) „Volksmelodie, mitgetheilt von Ludwig Erk“, zweistimmig a capella, am Kopf bezeichnet „Mäßig geschwind“, mit dem Test der ersten Strophe des bekannten Weihnachtsliedes „Morgen, Kinder, wird’s was geben! Morgen werden wir uns freun! Welche Wonne, welches Leben wird in unserm Hause sein! Einmal werden wir noch wach; heisa, dann ist Weihnachtstag!“ Sehr selten. 468* FAURÉ, Gabriel, 1845 – 1924. E. Br. m. U. (Paris, wohl 1892.) 2 S. 8o. Schmaler Falzrest auf der leeren vierten Seite. (400.—) An einen befreundeten Herrn (Musikkritiker?) über die Arbeit an seinem Liederzyklus „ L a b o n n e c h a n s o n “ (op. 61) nach Gedichten von Paul Verlaine. „... J’ai fait une mélodie sur de Verlaine tellement extravagante que je ne vous la montrerai pas, ni à vous ni a personne d’ici longtemps! J’en ferai probablement d’autres aussi taquées! mais pour ces projets comme pour cette première soyez muet comme un poisson! J’ai déjeuné hier avec S t S a ë n s à St Germain. Cela a été mon plus grand divertissement depuis bien longtemps!...“ 469 FRANZÖSISCHE KOMPONISTEN. – Über 50 Autographen. Meist e. Br. m. U. (1.200.—) Darunter Daniel Auber (2), Georges Auric, F.-A. Boieldieu (2), Gustave Charpentier, Luigi Cherubini, Edouard Colonne, Félicien David, Théodore Dubois (2), Camille Erlanger, Gabriel Fauré, J.-B. Faure (2; davon 1 e. musikal. Albumblatt m. U.), Auguste Franchomme, Charles Gounod (10), Alexandre Guilmant (e. Visitenkarte), Reynaldo Hahn (2), Vincent d’Indy (3; davon 1 e. musikal. Albumblatt m. U.), É. Jaques-Dalcroze (e. Visitenkarte), Jules Massenet (3), Gabriel Pierné, Raoul Pugno, Francis Poulenc, C. Saint-Saëns (8), Ambroise Thomas und Ch.-M. Widor. Beiliegend eine Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. des Dichters Paul Fort. 246 IV. MUSIK „ein paar Zeilen Notenschrift von eigener Pfote“ 470* FUCHS, Aloys, Musikforscher und Autographensammler; österreichischer Hofkriegsratsbeamter, 1799 – 1853. E. Br. m. U. Wien 10.I.1848. 4 S. gr.-8o. Etwas gebräunt. (800.—) An einen befreundeten Autographensammler in Paris, den er, anläßlich einer erbetenen Weiterleitung eines Paketes an den Komponisten Adrien de La Farge, auf eine Bringschuld aufmerksam macht. „... Auch Sie! lieber Freund, haften noch mit Ihrem Versprechen im Rückstande! namentlich mit einem Autograph-Aequivalent welches Sie mir für den retournirten Philidor zu schiken versprachen! Sie nannten mir damals einen Leseur; es ist aber bereits 2 Jahre, und ich habe noch immer nichts erhalten. Obschon ich Leseur sehr schön besitze, und mir z. B. ein Bertini, Prudent, Elvar, Onslow, Osborne, Halle – Burgmüller, Rosellen etc lieber und erwünschter wäre, so möchte ich doch lieber einen Leseur als gar nichts für obiges Büchel des Philidor erhalten. In Ihrer jetzigen Stellung als Litterat – wo Sie mit allen musikalischen Kunstnotabilitäten von Paris in mannigfache Berührung kommen, kann es ja doch nicht gar so schwer werden, von diesen Herren ein paar Zeilen Notenschrift von eigener Pfote zu bekommen? dann wollen Sie gütigst bedenken, daß ich bald ein 50’ger werde, daher; wenn ich noch Manches erleben will, nicht zu lange mit leeren Versprechungen hingehalten zu werden wünschen und bitten muß...“ Erwähnt den „Kompositeur Mich[el] Berson aus Hamburg“ und „H[err]n B[ar]on Rothschild“. Fuchs’ Autographensammlung war eine der bedeutendsten der Zeit; siehe auch Nr. 501 und 593. 471* FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886 – 1954. E. Br. m. U. „Lübeck, Gertrudenstr. 13b “ (wohl Ende 1913). 13⁄4 S. gr.-4o. Gelocht, leicht gebräunt, kleine Randschäden, linker Rand verstärkt.(600.—) An (Bruno) Wa l t e r, den er in München treffen wolle. „... Eben höre ich von Herrn Erb, daß er für die im Januar stattfindende Aufführung meines Te deum’s in Essen nicht frei wird. Mir thut es deshalb sehr leid, weil er gerade für diese Partie in seiner Art wie geschaffen ist. Aber da ist nun nichts zu ändern. Über Weihnachten (vom 17ten bis 26ten etwa) werde ich in München sein, und hoffe sehr, Sie dort anzutreffen, da ich mancherlei Fragen an Sie habe. Hoffentlich sind Sie zu der Zeit dort. Haben Sie nicht die IXte in Berlin? Und wann?...“ Furtwänglers Te Deum war im November 1910 in Breslau uraufgeführt worden, die Aufführung in Essen dirigierte Hermann Abendroth. Beiliegend 3 e. Br. m. U. Furtwänglers, an den „Vorstand des Blüthner-Orchesters“ (Lübeck 29.III.1915; „... Das von Ihnen... in Aussicht genommene Konzert mit mir am Pulte muß wohl infolge der traurigen Kriegs-Verhältnisse unterbleiben. Hatte ja doch schon das eine Konzert darunter viel zu leiden...“); an eine junge Dame (Mannheim 20.V.1916; „... Das Beste ist immer noch, Sie wenden sich an die Agenten; wenn Sie wirklich ein Talent sind, werden Sie auch auf dem Wege etwas erreichen...“); und an eine Pianistin (Mannheim 6.IV.1917; „... Es thut mir wirklich sehr leid, daß wir in nächster Saison nicht wieder einmal zusammen musizieren können. Ich hörte auch noch von andern Seiten über Sie kolossale Dinge...“). 247 IV. MUSIK (Furtwängler) 472* — 15 Autographen: 7 e. Br. m. U., 6 Br. m. U., 1 Schriftstück m. U. und 1 Postkarte m. U. Berlin, (Wien,) St. Moritz, Hamburg, Mannheim, Achleiten und Clarens 2.XI.1921 bis 29.VI.1954 und o. O. u. D. 21 S. folio bis quer-8o. Teilweise mit Rand- und Faltenschäden sowie etwas gebräunt. (2.000.—) An verschiedene Adressaten. Berlin 2.XI.1921 an (den Musikhistoriker Carl) Krebs (in Berlin). „... Sehr gerne würde ich endlich verwirklichen, was sich voriges Jahr nicht mehr machen ließ, und Sie einmal besuchen...“ (Wien) 14.II.1922, an eine Dame. „... Ich muß Ihnen schnell einen Gruß von hier (aus Wien) senden, und Ihnen dazu sagen, wie sehr leid es mir gethan hat daß es letzthin nicht mehr dazu gekommen ist, daß wir uns sahen...“ (St. Moritz) 25.I.1928, an einen Kollegen. „... Würden Sie mir... schreiben, welcher Art Garantie ich mich bei einem eventuellen Gastspielvortrag in Wien Ihrer Meinung nach zu versichern hätte...“ Hamburg 25.IV.1928, an „Dr. Brandt“ auf dessen Einladung für den 3. Mai. „... Leider kann ich ihr... nicht Folge leisten, da ich denselben Abend sogleich nach dem Konzert per Auto nach Köln fahren muß...“ O. O. 21.VI.1928, an den Violinisten Waldemar Meyer wegen eines „Zusammenmusizieren“, das nicht möglich sei, „da meine Konzerte schon alle besetzt sind (dieses Mal mit Kreisler und Flesch, der wieder aus Amerika zurückgekommen ist)...“ Mannheim 7.V.1929, an einen Professor. „... Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie diesmal nicht unter den Solisten der Philharmonischen Konzerte sein können...“ Berlin 4.IV.1934, als „Operndirektor“ an den Komponisten Ernst Viebig in Berlin-Zehlendorf, dem er eine Empfehlung für dessen „Bewerbung an das Konservatorium“ gibt. Berlin 23.V.1934, ebenfalls als „Operndirektor“ an die Staatskapellmeister mit dem Ersuchen, „in Zukunft sich nur am Schluss der Aufführung und erst nach dem 5. Vorhang zeigen zu wollen …“ Achleiten 15.II.1944, an den Internisten Egon Fenz. „... Am nächsten Sonntag ist wiederum Tristan mit Dr Pölzer. Ich möchte bei dieser Gelegenheit... Sie gerne sehen und begrüßen...“ O. O. 16.XII.1946. „Hiermit bitte ich, Frau Irene Eden, Berlin-Schöneberg,... Zutritt zu meiner am 17. Dez.... stattfindenden Verhandlung“ (wegen seiner Entnazifizierung) „zu geben...“ Clarens 4.X.1951. „Lieber Freund, / Ich teile Ihnen nur mit, dass ich Ende November in Berlin ein Konzert machen werde!...“ Clarens 29.VI.1954, an den Organisten und Musikkritiker Bernard Gavoty in Paris. „... Ich habe jetzt Ihre Veröffentlichung mit den Bildern von Maître Hauert durchgelesen und möchte nicht verfehlen, Ihnen für die einfühlende Art, mit der Sie mein Wirken begleiteten, herzlich zu danken. Ich weiss, dass ich als Künstler – trotzdem der französische Geist stets grossen Einfluss auf mich hatte – durchaus als deutscher Musiker angesprochen werden muss; umsomehr ist es mir eine besondere Freude, soviel Verständnis von Seiten eines Franzosen zu finden...“ Beilagen: 1 e. Schriftstück (1 S. kl.-8o, Programmvorschläge) und 1 e. Schriftstück m. U. (1 S. gr.-8o, Bleistift, wohl Telegramm-Entwurf), 2 Photographien (Kabinettformat) und 1 Typoskript (2 S. folio; „Wilhelm Furtwängler leitet Fidelio“ – verso von fremder Hand bezeichnet „Erschienen 1948 in der ‘Wiener Tageszeitung’“). 248 IV. MUSIK 473 — 1 e. Br. m. U. und 4 Br. m. U. Berlin, Breslau, Leipzig, Mannheim und St. Moritz 2.I. bis 23.IX.1926. 41⁄2 S. gr.-4o und 1 S. quer-gr.-8o. Ein Brief etwas fingerfleckig. Mit den Umschlägen.(600.—) An den tschechischen Komponisten und Pianisten Erwin S c h u l h o f f in Prag über eine Aufführung seiner Werke in Leipzig. 2. Januar. „... Obwohl ich von verschiedenen Seiten auf Sie als Komponist aufmerksam gemacht wurde, so hängt eine Aufführung im Gewandhaus natürlich in erster Linie von meinem persönlichen Eindruck ab. Da ich indessen jetzt inmitten der Saison nicht die Zeit habe, so bitte ich Sie mir Ihre Partitur etwa am Anfang Juni 1926 für 8 Tage gütigst zur Verfügung stellen zu wollen...“ 7. Mai. Schulhoff wisse wohl bereits, daß es „... unmöglich ist, daß wir uns in Prag vor dem Konzert treffen. Ich komme erst nachmittags an, habe dann noch eine Sitzprobe, und daher vor dem Abend nicht die geringste Zeit, was mir aufrichtig leid tut, da ich gern mit Ihnen zusammen gewesen wär resp. etwas von Ihren Sachen von Ihnen... gehört hätte...“ 23. September. „... Vom 3ten oder 4ten Oktober an, würde ich Ihnen... in Leipzig zur Verfügung stehen. Da indessen ein unmittelbar praktischer Wert Ihres Vorspielens nicht vorhanden ist... und da Sie wie Sie schreiben, durch Aufführung Ihres Balletts in Prag in dieser Zeit nur mit Schwierigkeiten abkommen können, möchte ich Ihnen doch vorschlagen, die Sache auf einen späteren Termin zu verschieben...“ Schulhoff, ein Vertreter der Neuen Musik, war zu seinen Lebzeiten der bekannteste tschechische Komponist, er starb 1942 an Typhus in einem bayerischen Konzentrationslager. 474* — 1 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U. Berlin 31.V.1933 und Canazei 12.VII.o. J. 3 S. folio und kl.-4o. Der erste Brief mit kleinen Randdefekten. (400.—) An Ilse von Hassell geb. von Tirpitz. 1933. „... Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Empfehlung des Geigers Pellicia. Bis jetzt hat er sich noch nicht an mich gewandt, doch werde ich mich selbstverständlich gern um ihn kümmern, wenn er mir schreibt, oder wenn er in Berlin sein sollte. – Was ein Engagement in den Berliner Philharmonischen Konzerten betrifft, so ist das allerdings für einen bei uns noch unbekannten Künstler nicht leicht, da diese Konzerte eigentlich für den Solisten das Ende und nicht den Anfang einer Karriere in Berlin bedeuten...“ O. J., auf die Bitte um Unterstützung eines Arztes. „... Beiliegendem Brief über Dr. Schmidt kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen. Ich bin trotz allem... fest überzeugt, daß es sich bei dem ihm zur Last gelegten lediglich um einen Akt der Gutmütigkeit resp. Mildtätigkeit handelt; er ist seinem ganzen Wesen nach einer der charitativsten Menschen... Und dazu diese Einsicht, dies ärztliche Wissen, dies Genie! Es muß Mittel und Wege geben, hier den verantwortlichen Stellen den wahren Sachverhalt klar zu machen!...“ Beiliegend ein Br. m. U. Furtwänglers (Friedrichsthal 31.VII.1937) an Lydia Fournier, die Frau des Cellisten Pierre Fournier: „... Mit Ihrer Anfrage wegen Ihres Mannes kommen Sie leider zu spät. Um diese Zeit sind Programme und Solisten der Philharmonischen Konzerte immer schon längst gemacht und festgesetzt... Jedenfalls soweit es Konzerte unter meiner eigenen Leitung betrifft... Wenn er trotzdem in anderer Form und unter anderer Leitung im kommenden Jahr in Berlin spielen kann und möchte, schreiben Sie bitte noch ein paar Worte. Ich werde dann versuchen, das zu ermöglichen – obwohl ich, wie Sie wissen, keine ‘Luise Wolff’ bin!...“ – Luise Wolff war die Witwe des Berliner Konzertagenten Hermann Wolff, dem das Berliner Philharmonische Orchester in seinen frühen Jahren seinen großen Erfolg verdankte. Sie hatte 1902 die Konzertdirektion von ihrem verstorbenen Mann übernommen und bis 1934 geführt. 249 IV. MUSIK 475 GAL, Hans, 1890 – 1983. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 29.IV.1953. 31⁄2 S. Hochformat, 14-zeilig. Einige Rasuren. Leicht gebräunt, minimale Wischspuren. (250.—) „Love will find out the way“. Liedkomposition für gemischten Chor a cappella, op. 61 Nr. 1, mit dem unterlegten Text „Over the mountains And over the waves, Under the fountains And under the graves; Under floods that are deepest, Which Neptune obey, Over rocks that are steepest, Love will find out the way...“ Von Gal nachträglich eigenh. am Kopf bezeichnet: „Nr. 1 von 4 Part Songs, Op. 61, erschienen bei Boosey & Hawkes, London (1954)“ (Kugelschreiber). 476 GIESEKING, Walter, 1895 – 1956. 1 e. Br. m. U., 7 e. Postkarten m. U. und 1 e. Ansichtskarte m. U. Hannover u. a.O. 21.VIII.1923 bis 14.XI.1926. 3 S. kl.-4o und die Karten. Die Karten papierbedingt leicht gebräunt. Mit Umschlag. (500.—) An den tschechischen Komponisten und Pianisten Erwin S c h u l h o f f in Prag, mehrfach über Pläne, dessen Werke aufzuführen. – Schulhoff lehrte seit 1924 am Prager Konservatorium und arbeitete als Nachfolger Max Brods am „Prager Abendblatt“. 26.X.1923. „... Ich habe keine Ahnung, wann ich in Prag spiele – bis tief nach Polen hinein weiss man, dass ich dort P f i t z n e r spielen soll, bis Hannover ist die Nachricht aber noch nicht offiziell gelangt... Ihr 2klavieriges Arrangement erbitte ich mir um Weihnachten. Da habe ich Zeit...“ 23.IV.1924. „... Schulz-Dornb[ur]g“ (der Dirigent Rudolf Sch.-D.) „wird sich schon melden; vorläufig habe ich keine Gelegenheit, Ihr Konzert zu spielen; Schulz-D. hat sicher gern die ‘Ur’, also wenn er sich entschliesst – ich bin sehr entschlossen und habe auch gern die ‘Ur’; nach Prag komme ich wahrscheinlich nicht, will im Juni anderswo Schmetterlinge fangen (ich bin von Juni-Sept. kein Pianist!)...“ 16.IX.1924. „... Ihr Konzert ist wohlbehalten angekommen – jetzt muss sich der Dumme – pardon, der Kapellmeister finden, der die ‘Ur’ macht... In Prag hat mich noch kein Mensch engagiert, wie ich das finde! Salzburg war mir zu weit, ich sass und frass prachtvoll hinterm Simplon, ganz in den Bergen, fein!...“ 14.XI.1926. Der Brief; über Schulhoffs „Suite und Partita“. „... Kein Veranstalter will ‘bei den schlechten Zeiten’ Neues im Programm haben und bei soviel Arbeit neue Werke nur für eine Aufführung in Berlin und, wenn es hochkommt, 2-3 Auff. anderswo, studieren – dazu reicht momentan meine Begeisterung und meine Zeit nicht. Nicht etwa nur für Ihre Sachen... Übrigens: wo fängt man am meisten Schmetterlinge (wirkliche butterflies, Lepidoptera, Schuppenflügler) bei Prag? Wenn ich nämlich im Mai komme, muss ich unbedingt einige Prachtexemplare für meine Sammlung erjagen (meine Hauptbeschäftigung)...“ 477* GLASUNOW, Alexander, 1865 – 1936. Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug „A. Glasunow“ (kyrillisch) auf dem Untersatzkarton. Kabinettformat. Aufnahme: Roissert. Unter Passepartout; Untersatzkarton scharf beschnitten. (300.—) Kniestück, nach halblinks: Glasunow, in einem Lehnstuhl sitzend. 250 IV. MUSIK Nr. 478 Christoph Willibald Ritter von Gluck 251 IV. MUSIK „meine affairen mit Mr: Peters“ 478* GLUCK, Christoph Willibald Ritter von, 1714 – 1787. E. Br. m. U. „Chevalier Gluck“. Wien 15.IV.1775. 2 S. 4o. Mit Siegelrest und Adresse. Etwas gebräunt, fleckig und unfrisch, kleine Schadstellen (minimaler Buchstabenverlust). (30.000.—) Der erste seiner Briefe an Franz K r u t h o f f e r, Sekretär bei der k. k. Botschaft in Paris. – Ende März 1775 war Gluck von seiner zweiten Pariser Reise nach Wien zurückgekehrt und hatte zuvor den Freund gebeten, in seiner Abwesenheit den Streit zwischen den Musikalienhändlern Le Marchand und Antoine de Peters um das Verlagsrecht an seiner Oper „ I p h i g é n i e e n A u l i d e “ beizulegen. „Wertester freyndt! / In der Zeit, als ich ihnen gebetten, meine affairen mit Mr: Peters zu vollenden, hatte mir Es nicht Einmahl geträumet, das sie so viele plag meinetwegen solten bekommen, dieses thut mir so weh, das ich lieber das gantze geldt wolte Verliehren, als sie noch ferner in solcher tracasserie sehen, Mr: Marchand hat mir geschrieben, und wie gewöniglich sich beklagt von den grossen unrecht so ihme geschicht, Ich überschicke ihnen meine antworth, welche, wan sie solche werden gelesen haben, ihme bitte sigillirter zu überschicken. Solte er bey seyner Hartnäckigkeit bleiben, so machen sie nach ihrem guttdüncken wegen dem Verlust so Mr: Peters könte Leiden Einen abschlag von denen 5000 livres, dan ich will absolute nicht, das sie sollen künfftighin noch mehrere Verdrüssligkeit wegen meiner haben, ich wolte nur wüntschen, das ich ihnen die Vergangene könte Ersetzen. Den revers von Mr: Marchand so sie mir begehren existirt nicht, dan ich habe ihn nicht begehrt, weilen ich nicht subsonniren konte, das Er jemahls capabl wäre Ein spitzbub zu werden, alleine sie lernen mich künfftig Vorsichtiger mit denen Menschen zu seyn... Ich bitte ihnen den Mr: Peters meine Empfehlung zu sagen, und ihme zu avertiren, das Vielleicht das letzte allegro von der ouverture wierd Verändert werden, damit Er Es nicht stechen lasse, bies Es wierd decidirt seyn ob Es bleibt... schreiben sie uns Einmahl Etwas lustiges, dann alhir in Wien ist das Clima ohnedeme sehr Wild und Melancolisch, wir haben starcken frost, und schne[e], und beneiden ihnen die schöne Witterung von Paris... P: S: Berichten sie mir doch, ob sie Einen gutten ausweg gefunden, oder finden werden, mit denen 4 [= Quartetten] von Mr: Aspelmayer, welche ich ihnen Eingehändiget habe“. – Am Kopf ein eigenhändiger Vermerk Kruthoffers: „beant: Paris am 17ten May 1775.“ Das „letzte allegro von der ouverture“ bezieht sich auf den Stich der Neubearbeitung von „Cythère assiégée“, die am 1. August des Jahres in Paris uraufgeführt wurde. – Die Nachschrift betrifft Streichquartette von Franz Asplmayer (1728 – 1786), um deren Herausgabe sich Gluck bemühte. Eigenhändige und voll unterschriebene Briefe Glucks sind v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . Da Briefe an die Botschaft von der französischen Zensur gelesen wurden, unterzeichnete Gluck seine meist recht offenherzigen Briefe an Kruthoffer nur in Ausnahmefällen. Am Kopf eine Signatur der SLUB Dresden. – Kinsky, Glucks Briefe an Franz Kruthoffer, Nr. 1. Siehe die Abbildung auf Seite 251. 252 IV. MUSIK Cherubini, Gossec und Méhul 479* GOSSEC, François, 1734 – 1829. Urkunde m. U. Paris 24.II.1809. 1 S. folio. Mit gestempeltem Siegel. Gedruckter Briefkopf „Conservatoire Impérial de Musique et de Déclamation“. Leicht gebräunt, kleine Rand- und Faltenschäden. (600.—) Ernennung des Musikschülers und späteren Komponisten und Musikpädagogen Félix C a z o t (1790 – 1858) zum „Répétiteur de Piano et de Solfège“. „... Cazot... a remporté dans les Concours un second prix d’harmonie en 1807, et un de Piano en 1808...“ – Gossec unterzeichnet als „L’un des inspecteurs du Conservatoire, membre de la Legion d’honneur et de l’Institut“. Mitunterschrieben von Luigi C h e r u b i n i , der seit 1796 als Inspektor des Konservatoriums fungierte; ferner mit einem e. Randvermerk m. U. des Komponisten Étienne Nicolas M é h u l , ebenfalls Inspektor des Konservatoriums. Gossec und Méhul waren die Hauptvertreter der Musik der Französischen Revolution. 480* GRÉTRY, André Ernest Modeste, 1741 – 1813. E. Br. m. U. Paris 16.II.1808. 13⁄4 S. 8o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, Adressblatt mit schmalem Falzrest. (400.—) Charmanter Brief an die Sängerin Jeanne Charlotte Schröder S a i n t - A u b i n am Théâtre Feydeau, die ihren Abschied von der großen Oper nahm. „j’ai fait faute sur faute hier au soir, ma chère bonne amie, je suis parti sans vous remercier, je n’ai pas payé ma course; il faut me pardonner tout cela et l’attribuer à l’inquiétude que j’avois que mon crachement de sang ne continuât: il est arrêté ce matin, grace à vous, et au plaisir que vous m’aves fait dans les événemens. le plaisir que vous me faite est cependant mêlé de peines; ce sont des adieux que vous nous faites, et j’en sens plus qu’un autre le funeste prix; la perte de votre talent, que vous possédé tout entier, ne se réparera peut-être jamais. adieu donc, chère prédestinée par la nature, n’oublié jamais celui qui vous aimera toute sa vie / Grétry“. 481 GRIEG, Edvard, 1843 – 1907. Eigenh. Visitenkarte (Beistift). Grünschnitt. Schwach fleckig. (250.—) „Edvard Grieg“. 253 IV. MUSIK „the terzetto in the unrivalled Author’s own handwriting“ 482Ω HÄNDEL, Georg Friedrich, 1685 – 1759. Eigenhändiges Musikmanuskript mit Unterschrift „G. F. Hendel.“ und Datum „li 12 di Iuglio. / 1708. / Napoli“ am Schluß. 29 S. Querformat (ca. 21,7 × 28,5 cm), achtzeilig. 4 Lagen festes, unbeschnittenes Papier à 4 Blatt (Wasserzeichen: Fleur 10 [Blatt 1 – 8] bzw. Fleur 20 [Blatt 9 – 16]), am linken Rand mit Faden geheftet. Die beiden äußeren Seiten leicht gebräunt und etwas fleckig, innen – von geringen tintenbedingten Bräunungen abgesehen – sauber und frisch. Einige unauffällige, fachgerechte Restaurierungen an den Ecken. (250.000.—) Prachtvolle autographe Reinschrift der vollständigen Fassung von Händels Kammerterzett „ S e t u n o n l a s c i a m o r e “ für zwei Sopranstimmen, Baßstimme und Basso continuo, HWV 201a, entstanden kurz nach seiner Ankunft in Neapel im Sommer 1708, „mit den Merkmalen der sog. italienischen, schönen und kraftvollen Handschrift des jungen Händel“ (Georg Kinsky, s. u.). Komposition nach einem Text von Ortensio Mauro (1634 – 1725): „Se tu non lasci Amore mio cor ti pentirai lo so ben io Lontano dal tuo bene tu non havrai che pene Mà con chi parlo oh Dio! Quando non hò piu core ò il core che pur hò non e piu mio“. Händel komponierte den Text später noch einmal als Kammerduett (HWV 193) und übernahm darin für den ersten Satz einige melodische Wendungen aus der früheren Komposition. Auf Blatt 16 verso ein Vermerk von Bernard Granville (1709 – 1775), der das Manuskript direkt von dem mit ihm befreundeten Händel erhalten hatte: „This Original is of Mr G. Fr. Handells own Hand Writing Given by Him to Mr Bernard Granville, & is the only Copy Extant, as Mr Handel told Him when he Gave it to Him as an addition to His Collection of Musick.“ Mit Bezug auf ein Buch von Johann Krieger („Anmuthige Clavier-Übung“, Nürnberg 1699), das damals möglicherweise dem Manuskript beigebunden war, fährt Granville fort: „The Printed Book is by one of the Celebrated organ Players of Germany, Mr Handel in His youth formed Him self a good deal on His Plan & Said that Krieger was one of the Best writers of His time for the organ, & to form a good Player but the Clavicord must be made use of by a beginner, instead of organ, or Harpsicord“. Autographen von Händel, insbesondere vollständige Musikmanuskripte, stellen S e l t e n h e i t e n e r s t e n R a n g e s dar. Die weitaus umfangreichste Sammlung von Händel-Manuskripten hält die British Library in London, zurückgehend auf die Sammeltätigkeit des britischen Königshauses. Nur einige wenige Stücke befinden sich heute in Privatbesitz. In den letzten 40 Jahren wurde nach unseren Aufzeichnungen lediglich ein Notenblatt Händels versteigert (Fragment einer unbekannten Arie, 1 S. quer-4o, Sotheby’s London 20.V.2005, Zuschlag: 100.000 £). – Stefan Zweig besaß das Autograph einer Arie von Händel – „dessen Musikmanuskripte die seltensten von allen sind“, wie er in seinen Lebenserinnerungen schreibt. 254 IV. MUSIK Nr. 482 Georg Friedrich Händel Seiten 28 und 29 255 IV. MUSIK (Georg Friedrich Händel) Beiliegend ein eigenhändiger Brief von K ö n i g G e o r g I I I . an Mary Delany (1700 – 1788), Schwester von Bernard Granville und wie dieser mit Händel befreundet, mit dem der König das vorliegende Manuskript an seine Eigentümer zurücksandte – wenige Tage vor Händels 100. Geburtstag: „The King has just received the Copies of the three Operas Mrs. Delany has obligingly borrowed for Him; He therefore returns the three Scores the two other Books that accompanied them, as also the terzetto in the unrivalled Author’s own handwriting and the beautiful Song in Eight Parts, and desires Mrs. ­Delany will express every thing that is proper to His Nephew for communications that have been so agreable. The King hopes when the Spring is far enough advanced that He may have the pleasure of having that Song performed at the Queen’s House to the Satisfaction of Mrs. Delaney; but not forgetting to have it introduced by the Overture of Radamistus. Queens House / Feb[ruar]y 11th 1785. / GeorgeR.“ Ferner beiliegend ein Kupferstich-Portrait Händels („Georges Frederic Schmidt Sculp[sit] à Paris“, Plattengröße: 26,5 × 19 cm). Provenienz: The Granville Collection, Calwich, Staffordshire Auktion Sotheby’s, London 29.3.1912, Nr. 460 („... Handel’s auto[graph] music is of the utmost rarity... This manuscript is of exceptional interest...“) Auktion Karl Ernst Henrici, Berlin 25.1.1913, Katalog XIII Nr. 23 Sammlung Siegfried Ochs, Berlin Sammlung Louis Koch, Frankfurt a. M. und Wildegg, Aargau Literatur: Händel-Werke-Verzeichnis (HWV), hrsg. v. Bernd Baselt, in: Händel-Jahrbuch 1978 – 1986, Band 2 (1984) S. 624 Hallische Händel-Ausgabe, Serie V Band 7, hrsg. v. Konstanze Musketa, Kassel, Basel, London u. a. 2011, S. 14 (Quelle A3) Donald Burrows und Martha J. Ronish, A Catalogue of Handel’s Musical Autographs, Oxford 1994, S. 267 (mit ausführlicher Beschreibung der Lagenordnung) Georg Kinsky, Manuskripte – Briefe – Dokumente, Katalog der Musikautographen-Sammlung Louis Koch, Stuttgart 1953, Nr. 3 Siehe auch die Abbildung gegenüber dem Titelblatt. 256 IV. MUSIK „le jeune Gounod“ 483* HALÉVY, Fromental, 1799 – 1862. E. Br. m. U. O. O. 31.X.1836. 1 S. gr.-8o. Etwas gebräunt, Schadstelle am linken Rand unterlegt (Verlust eines Buchstabens). (300.—) An einen Kollegen am Konservatorium („illustre Confrère et Maître“), dem er seinen Schüler, den achtzehnjährigen Charles G o u n o d empfieht. „... je vous adresse le jeune Gounod, elève de ma classe de Contrepoint, qui desire vivement recevoir vos excellentes leçons. il est assez avancé pour en profiter, et j’espère que vous serez content de son zèle, de son ardeur pour le travail, et de ses heureuses dispositions qui ne peuvent manquer de fructifier entre les mains d’un aussi grand maître...“ – Am Kopf ein paraphierter Vermerk wohl von der Hand des Empfängers. 484 HAUER, Josef Matthias, 1883 – 1959. E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 19.III.1957. 1 S. quer-8o (Briefkarte). (800.—) Dreizehn Takte eines vierstimmingen Satzes mit vier verschiedenfarbigen Tonlinien: „Melischer Entwurf eines Z w ö l f t o n s p i e l s in der Zwölftonschrift“. Sehr selten. 485 HENZE, Hans Werner, 1926 – 2012. E. Postkarte m. U. „Love / hänschen“. RottachEgern 7.VIII.1950 (Poststempel). Eng beschrieben. (500.—) Während der Arbeit an seiner ersten abendfüllenden Oper „Boulevard Solitude“, einer Version des Manon-Lescaut-Stoffes, an seinen Freund Walter Holle in Frankfurt a. M., u. a. über Projekte des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, an dem er damals das Ballett dirigierte. – Geschrieben während seines Sommeraufenthaltes in Rottach-Egern bei seiner Freundin, der Schriftstellerin Grete Weil geb. Dispeker, die auch das Libretto zu der Oper verfasste. Weil hatte ihn zu sich eingeladen, damit er sich von den Folgen eines zu Beginn des Jahres in Berlin unternommenen Selbstmordversuches erholte. „Dear Sir /... we have not at least assumed about Manon Lescaut. Dr. Ludwig still wants murder, escamillo & happy end, while Butza has finished the first part and I’ve composed two (the 2nd again because it was dull and a concession to Butzis bananery) and the 2nd interlude & the 1rst aria of the 3rd image. Talking with painter W. Gilles“ (der ihm befreundete Maler Werner G.) „we found out a very fine symbolism: it is Orpheus, who, in the 4th image, tourned round, and now, in the bar, in the lover’s bedroom and before the prison, is prosecuted by the Eumenides. So the subject is less private, more spiritual and not at least popularising. Gilles said the modern artist must be ununderstandable and mystic, in order to turn people to higher standard and show them the presence of M’s commensurab[i]lities. – I often miss you, and it is painful to have no clever listener. Either a Wetz nor a Viscardini can judge. Butza finds my music too melancholic. They went to Schluchsee to-day, and to-night the messanger of Phoebus Apollon who joined my way three years ago, will appear again. I beg you to wish for me my life will then turn away from the souterrain...“ „Boulevard Solitude“ wurde 1952 in Hannover uraufgeführt. Beiliegend das Textbuch der Oper (Schott, Mainz 1951) mit kurzem Notenzitat aus dieser Oper (bezeichnet „Armand“) und e. Namenszug „Hans Werner Henze / 1976“ sowie einem e. Namenszug von „Grete Weil 1982“ auf dem Titelblatt. 257 IV. MUSIK 486 HILLER, Ferdinand von, 1811 – 1885. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titelblatt und am Schluss. Köln 30.XI.1876. Titelblatt und 13 S. Hochformat, 12-zeilig. Leicht gebräunt, einige Rand- und Faltenläsuren. Größerer Feuchtigkeitsfleck in der rechten oberen Blatthälfte (Lesbarkeit stellenweise beeinträchtigt). (600.—) „F e s t c a n t a t e / für Frauenstimmen mit Clavierbegleitung / zur Feyer der silbernen Hochzeit / von / Robert und Clara / Schnitzler / gereimt und componirt / durch Ferdinand Hiller.“ Beginnt: „Eure Töchter Eure Nichten, Andre Schönen noch daneben, Nahen heute, in Gedichten ihre Freude Kund zu geben...“ Beiliegend 1 e. Br. m. U. (Leipzig 1871) und 1 e.Postkarte m. U. (Köln 1874). 487 — Eigenh. Musikmanuskript. 21⁄3 S. Hochformat, 20zeilig, ca. 30,8 × 23 cm. Braune Tinte. Bibliophiler blauer Lederband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung in marmoriertem Pappschuber. (800.—) Großes Klavierstück in a-Moll, am Kopf bezeichnet „Andante“. Mit einer nachträglichen eigenh. Widmung m. U. am Schluss: „Souvenir à son ami Curschmann / par / Ferdinand Hiller“ (schwarze Tinte). – Friedrich Curschmann (1805 – 1841), Berliner Lieder-Komponist und Sänger. Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. 488* — 2 e. Br. m. U. Dresden 22.X.1844 und 30.X.1846. 6 S. gr.-8o. Ein Brief mit Siegelrest und Adresse. Leicht gebräunt. (200.—) An den Verleger Friedrich Brockhaus in Leipzig. 1844. Empfiehlt einen „jungen Musiker u. einen meiner guten Freunde“. „... Herr Otto Diesel, dessen Familie in Frkft. zu den besten gehört, wird sich in Leipzig längere Zeit aufhalten um unter Hauptmann Komposition zu studiren. Vergönnen Sie ihm den Eintritt in Ihr gastfreies, künstlerisch gesinntes Haus, stellen Sie ihn gefälligst Ihrer liebenswürdigen Gattin“ (Luise, Schwester von Richard Wagner) „u. Ihrer gebildeten Schwägerin vor u. nehmen Sie Sich seiner freundlich an...“ 1846. „... Unsere Ab. Konzerte, welche ich eigentlich wohl die meinigen nennen darf, beginnen nächste Woche wieder – der Reiz der Neuheit hat dieses Jahr nicht mehr statt: so dürfte das hiesige, sehr wunderliche Publikum... weniger Theilnahme zeigen als früher... Mit den hiesigen Journalisten bin ich z. Th. in gar keinem Verhältniß, mit Schmieder sogar überworfen...“ 489* HILLER, Johann Adam, der Schöpfer des deutschen Singspiels; dirigierte 1781 das erste Gewandhauskonzert, 1728 – 1804. Eigenh. Musikmanuskript. 16 S. Querformat, 15 bis 18-zeilig, und 35 S. Querformat, 12 – 16-zeilig. Etwas gebräunt und fleckig, vereinzelt kleinere Randläsuren. In einem von Hiller betitelten Umschlag. (12.000.—) Vi e r g e i s t l i c h e A r i e n für eine Singstimme, Streicher und wechselnde Bläser-Besetzung; Partitur und Stimmensatz. 1) „Herr, wie zahllos sind die Werke. C. Alto. Fl. Ob.“, 3/8, bez. „Allegretto“, 2) „Frohlocket ihr Himmel – D# Can. Ob. Cor.“, 4/4, bez. „Allegro di molto“, 3) „Arm und elend wird auf Erden – D# Can. Ob. Fl. Cor.“, 4/4, bez. „Allegro“, 4) „Entschwinge dich, Seele, – A# Can. Fl. Fag. Ob.“, 2/4, bez. „un poco lento“. 258 IV. MUSIK Nr. 489 Johann Adam Hiller 259 IV. MUSIK (Johann Adam Hiller) Partitur: 9 Bll. (das 10. Blatt mit dem Schluss der vierten Arie fehlt). Zur ersten Arie ist außer Hillers eigenhändigem Text zusätzlich ein abweichender Text von fremder Hand eingetragen; die Arien 2 und 3 sind hier bezeichnet „Arminio“ bzw. „Ezio“. Stimmensatz für 14 Stimmen vollständig auf 19 Bll.: „Voci cantanti“, „Flauto 1“ (Nr. 1, mit „Oboe 1“: Nr. 2), „Flauto 1“ (Nr. 3), „Flauto 2“ (Nr. 1, mit „Oboe 2“: Nr. 2), „Flauto 2“ (Nr. 3), „Oboe 1“ (Nr. 1 und 2 unisono; Nr. 3 und 4), „Oboe 2“ (Nr. 3 und 4), „Fagotti“ (Nr. 1, 3 und 4), „Corno 1“ (Nr. 2 und 3), „Corno 2“ (Nr. 2 und 3), „Violino 1“, „Violino 2“, „Viola“ und „Basso“. Hiller spielte im Musikleben Leipzigs eine bedeutende Rolle. Er wurde 1781 der erste GewandhausKapellmeister, fungierte einige Jahre lang als Musikdirektor einiger Kirchen und wurde schließlich Thomaskantor. Überregionale Bedeutung erlangte er durch verschiedene Musikzeitschriften und durch seine Singspiele, deren Aufführungen auch Goethe begeisterten. Musikmanuskripte Hillers sind im Handel s e h r s e l t e n . „man hat die Welt satt“ 490* — E. Br. m. U. Breslau 19.XI.1788. 4 S. gr.-8o. An den Rändern leicht fleckig, winzige Einrisse. (1.200.—) An den Komponisten (Johann Friedrich R e i c h a r d t ) in Berlin, den er einlädt, auf seiner geplanten Italien-Reise in Breslau Station zu machen. „... Wo meine Reise, über kurz oder lang, hingehen wird, ob nach Leipzig? nach Carolath? nach Curland, oder nach dem Himmel, das kann ich noch nicht sagen; zu allem habe ich Anschein, und die Reise nach dem letzteren wäre mir die liebste: denn, Freund, man hat die Welt satt, wenn man im 60sten Jahre noch keine bleibende Stätte gefunden, überall Gutes gewollt, und nichts ausgerichtet hat. Ich habe bey dem Pr[inzen] von Hohenlohe, in Gegenwart Sr. Maj. des Königs“ (Friedrich Wilhelm II. von Preußen) „ein Concert dirigirt; aber niemand hat ein Wort zu meinem Vortheile gesprochen. Der Vorschlag zur Verbesserung des Singwesens allhier hat 6 Monate unbeantwortet auf dem Rathhause gelegen... Was mich bey meiner bisher kummervollen Lage tröstet, ist, daß ich Hofnung habe, wieder nach Leipzig gerufen zu werden, sobald der würdige Geh. Kr. Rath Müller es dahin gebracht hat, daß Doles resigniert, welches er jetzt mit Ernst zu betreiben vorhat... Ist denn der Kapellm. N a u m a n n noch in Berlin? Wie ist seine Oper aufgenommen worden?... Was macht D i t t e r s d o r f ? Sucht er vielleicht auch sich in Berlin zu placiren? Ich will es ihm gönnen, nur muß es niemandem zum Schaden seyn. Wie soll ich das verstehen, was ich von dem Componisten Martin in den Zeitungen lese? Es scheint, daß der König alle nahmhafften Componisten ihre Lection will vor sich aufsagen laßen. Das ist so übel nicht; er ist auch der Mann, der das kann. Ich erwarte nicht, daß an mich die Reihe komme: aber wenn Se. Maj. mich mit einigen Hundert Thalern zum Schulmeister ernennten, und mir erlaubten, eine Singschule, nach meiner Einsicht, anzulegen, so hätte ich, was ich bisher immer wünschte, und es sollte gewiß kein weggeworfenes Geld seyn. Beßere Cantoren und beßerer Gesang sollten sich durchs ganze Land verbreiten, und kein Land bedürfte es mehr, als Schlesien. Ach, hätte ich nur mehr Zudringlichkeit!...“ – Ferner mit der Bitte, ihm Partitur und Stimmen seiner Oper „Andromeda“ („Perseo“) für Konzerte in Breslau zur Verfügung zu stellen. Seit dem Vorjahr war Hiller Stadtmusikdirektor in Breslau; 1789 kehrte er als Kantor der Thomaskirche nach Leipzig zurück. 260 IV. MUSIK 491 HINDEMITH, Paul, 1895 – 1963. 1 e. Ansichtskarte m. U. und 1 Postkarte m. U. Frankfurt a. M. und Donaueschingen 28.VI. und 20.VII.1924. Kopier- und Bleistift. (250.—) An den tschechischen Komponisten und Dirigenten Erwin S c h u l h o f f bzw. dessen Ehefrau, wegen eines gemeinsamen Konzerts. 28.VI. An Erwin Schulhoff. „... Wir spielen nun doch in Salzburg. Sollen wir Deine Stücke auch spielen? Du musst dann sofort die nötigen Schritte bei Deiner Sektion unternehmen und mir möglichst bald Bescheid geben. Dein Sextett machen wir ja mit den Zikas in D’eschingen zusammen. Ich persönlich hätte es doch für viel besser gehalten, wenn Du noch eine Klaviersache mit Hand und Fuss gemacht und sie selbst gespielt hättest...“ 20.VII. Ansichtskarte an Alice Schulhoff. „... Eben Sextett exekutiert. Alles noch wohl. Herzlichste Glückwünsche teils dieserhalb, teils zum Geburtstag...“ – Mitunterzeichnet von seinem Bruder Rudolf Hindemith, den Musikern Ladislav Cerny, Richard und Ladislav Zika, Josip Stolcer-Slavenski u. a. 492 HOLLAENDER, Friedrich, 1896 – 1976. Teilweise eigenh. Musikmanuskript mit zweifachem e. Namenszug. 312 S. Hochformat, 12- bis 14-zeilig. Stellenweise etwas fleckig, einige Randeinrisse.(3.000.—) Vollständiges Manuskript seiner Operette „ D i e f r o m m e H e l e n e “ . 21 Nummern in 3 Akten, notiert für Gesang und Klavier; mit einigen Korrekturen, gelegentlichen Kürzungsnotizen und mehrfach BleistiftEintragungen von fremder Hand: der Klavierauszug diente offensichtlich als Einstudierungsexemplar für die Uraufführung. Von Hollaenders Hand sind die Nummern 1 („I. Akt. Introduktion und Chor“, 6 S.), 7 („Nachtwalzer – Helene“, 4 S.) und 8 („Erstes Finale“, 53 S.); zu Nr. 16 („Duett. Helene – Stefan“) liegt neben dem vollständigen Manuskript von fremder Hand ein Teil (8 von 15 S.) auch eigenhändig vor. Darüber hinaus stammen Texte zu den Nummern 4 („Entrée Raplin“) und 5 („Denn ein guter Mensch ist immer gern gefällig!“) von Hollaenders Hand, 2 Nummern sind von ihm am Kopf eigenh. betitelt, bezeichnet „Aus der Operette: ‚Die fromme Helene’“ und signiert. Die Operette nach einem Libretto seines Onkels Felix Hollaender (in Zusammenarbeit mit Arthur Kahane) wurde am Silvesterabend 1923 mit Käthe Dorsch in der Hauptrolle uraufgeführt. Die Aufführung geriet zu einem Theaterskandal, da Handlung und Musik dem Publikum nicht gefielen, zudem auch Hollaenders relative Unerfahrenheit in der Operettenkomposition und -bühnenpräsentation sich negativ bemerkbar machte. Die Aufführung wurde zwar zu Ende geführt, endete aber in tumultuösem Protest. Hollaender, der 1933 in die USA emigrierte und 1955 nach Deutschland zurückkehrte, hat in seiner postum von Volker Kühn herausgegebenen Autobiographie „Von Kopf bis Fuss. Mein Leben mit Text und Musik“ (1996, S. 187 ff.) die Atmosphäre des Abends anschaulich geschildert. Der Misserfolg hatte zur Folge, dass er sich wieder ganz auf das Kabarett, auf Revuen und dann später auf die Komposition von Filmmusiken konzentrierte. Die Operette wurde offensichtlich nicht gedruckt. – Aus dem Nachlass seines Vetters, des Musikkritikers Victor Lehmann (1888 – 1961). 261 IV. MUSIK 493 HONEGGER, Arthur, 1892 – 1955. Eigenh. Musikmanuskript mit e. Widmung u. U. auf dem Deckblatt. 1930. 71⁄2 S. großes Hochformat, 22-zeilig. Schwach fleckig. Eingeklebt ein e. Br. m. U., o. O. u. D., 1 S. gr.-4o. In modernem violettem Umschlag mit faksimiliertem Titelschildchen.(2.500.—) Das Finale des 1. Akts seiner Operette „ L e s a v e n t u r e s d u r o i P a u s o l e “ im Klaiverauszug, deren Uraufführung am 12.XII. 1930 an den Bouffes-Parisiens mit großem Erfolg stattfand. Die Widmung ist an Albert Wi l l e m e t z gerichtet, den Direktor des Theaters, der auch das Libretto geliefert hatte – „Gardez ce petit morceau en souvenir de mon début aux Bouffes / Votre / AHonegger / 1930“. – Stichvorlage, offensichtlich für den Erstdruck. Aus dem Begleitbrief: „... Je voudrais... vous dire encore combien je vous suis reconnaissant d’avoir été pour moi un si charmant collaborateur et surtout de m’avoir fait confiance pour cette oeuvre à laquelle je savais que vous teniez beaucoup...“ 494 HÜTTENBRENNER, Anselm, Freund Schuberts und Beethovens, 1794 – 1868. Eigenh. Musikmanuskript mit Namen am Kopf. Wien, Dezember 1858. 61⁄3 S. Querformat, 10-zeilig. Geheftet. Leicht fleckig, minimale Randläsuren. (1.600.—) „Cavatina. / Oper: L e o n o r e . III. Act. / 1. Scene.“ – Kavatine des „Conrad“ („Ich soll sie laden zum Freudentanz...“) mit Klavierbegleitung, bezeichnet „Andantino con moto“. Hüttenbrenners Oper „Leonore“ war 1835 in einer zweiaktigen Fassung in Graz mit Erfolg uraufgeführt worden, 1837 erweiterte Hüttenbrenner die Oper um einen dritten Akt. 495 HUMPERDINCK, Engelbert, 1854 – 1921. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 1893. 1 S. kl.-4o, 18-zeiliges Notenpapier. Minimale Randschäden, verso Montagereste. (400.—) Die zwölf Anfangstakte des „Knusperwalzers“ aus seiner Oper „Hänsel und Gretel“ in Partitur für sechs Instrumente. Dazu ein e. Br. m. U. Humperdincks (Frankfurt a. M. 15.V.1893, 31⁄2 S. 8o) an einen Freund am Münchener Hoftheater, bei Übersendung der Partitur von „Hänsel und Gretel“ – „so weit sie gedruckt ist“. „... Du kannst dir denken wie glücklich ich sein würde, wenn die erste Aufführung in München stattfände...“ Beiliegend ein e. Br. m. U. seines Sohnes Wolfram Humperdinck (Berlin 1921) an Edward Speyer, dem er für die „teilnehmenden Worte“ zum Tod seines Vaters dankt. 496* — E. Portrait-Postkarte m. U. Boppard 18.XI.1899. Leicht gebräunt, auf der Adressseite Montagereste. (200.—) An die Sängerin Marie Schröder-Hanfstängl in Frankfurt a. M., der er für ihr „liebenswürdiges Schreiben“ dankt. „... An M. B. in Leipzig habe ich bereits geschrieben. Hoffentlich kommt das Steinchen nun in’s Rollen! …“ 262 IV. MUSIK Nr. 493 Arthur Honegger 263 IV. MUSIK 497* INDY, Vincent d’, 1851 – 1931. E. Br. m. U. O. O. 12.IV.1892. 22⁄3 S. 8o. Schmaler Falzrest auf der leeren vierten Seite. (250.—) An einen Herrn, dessen Einladung zu einem Konzertabend mit seiner Musik er wegen einer anderen Verpflichtung nicht annehmen könne. „... A partir du Samedi 23, je vais être pris tous les jours et toute la journée, par les répétitions de choeurs et orchestre du grand Concert extraordinaire que la Société Nationale donne le 30 Avril dans la Salle du Conservatoire (!)...“ – Es folgen Titel und Komponisten der Musikstücke, die das Programm bilden, darunter sein „5e tableau du Chant de la Cloche“ – „Vous voyez que ce ne sera pas une petite affaire...“ 498 — 17 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Paris, Verdun, Lyon, Boffres, Les Faugs und o. O. 10.VII.1902 bis 2.VII.1912 und o. D. 5 S. gr.-4o, 33 S. 8o und die Karte. Teilweise leicht gebräunt. Kleinere (sehr vereinzelt größere) Rand- und Faltenläsuren. (800.—) Inhaltsreiche Brieffolge an seinen Schüler, den portugiesischen Komponisten Francisco de Lacerda. – D’Indy gehörte zu den Mitbegründern der Schola Cantorum in Paris, der er von 1900 bis 1931 als Direktor vorstand und an der Lacerda zeitweilig unterrichtete; zum überwiegenden Teil in Organisationsfragen der Schule. Lyon 28.X.1902. Lacerda hatte vor, zur Uraufführung von Vincent d’Indys Oper „L’étranger“ nach Brüssel zu reisen. „... Je n’ai absolument rien contre ce projet qui me touche au contraire beaucoup; une seule objection serait celle-ci: / – il pourrait être humiliant ou trop onéreux pour certains d’autre vos camarades. – je m’explique: / Certains d’entre vous pourraient croire que s’il ne participaient pas à cet exode, je pourrais, moi, en être choqué...“ Les Faugs 29.IX.1903. „... En venant vous féliciter de la naissance de votre fils dont je reçois aujourd’hui la nouvelle je viens vous demander quelles sont vos intentions pour l’année 1904. Restez vous en France? Si oui, pouvez vous reprendre votre classe d’ensemble vocal à la Schola? / Je serais très heureux que vous puissiez me répondre affirmativement, car il y aura cette année je pense, d’importants executions...“ Paris 29.XII.1904. Mit detaillierten Anweisungen zu den Vorbereitungen für das neue Schuljahr. „... A1/ – Cours de harpe pour Melle Ziélinska... A2/... je voudrais... de savoir exactement dans quelles conditions on pourrait donner à la Salle Pleyel une 2de audition de nos oeuvres à succès... parceque l’un pourrait y donner en février l ‘ O r f e o et en Mars P o p p é e ... / B./ Je serai très heureux... de vous voire prendre la direction d’une Société destinée à faire de la bonne musique... ce me semble une très bonne chose, surtout (ceci confidentiel) si vous arrivez à recruter des choristes honneurs que je pourrais moi-même engager... pour mes Concerts de la Schola... / De plus, je verrais avec plaisir la propagation de nos idées artistiques en province, seulement, je vous le dis franchement, je ne serais pas libre de vous laisser prendre le titre de ‘Schola Cantorum’, car... ce titre pour la propaganda en province est exclusivement réservé à Bordes“ (Charles B. und Alexandre Guilmant hatten 1894 zusammen mit d’Indy die Schule gegründet), „je n’ai même pas le droit, moi, d’aller donner avec nos forces de Schola, des concerts en province... C./ Pour votre Concert, s’il avait lieu dans la journée, je vous dirais tout de suite qui, mais si c’est le soir, j’ai déjà refusé pareille chose à nombres d’amis... parceque... les sortis du soir me fatiguent beaucoup, je n’ai accepté cette année absolument que le Concert Parent du 3 février, 1ere[hoch] audition de ma Sonate...“ – Armand P., belgischer Violinist und Komponist, Leiter eines Quartetts und Lehrer an der Schola Cantorum. Boffres 1.VIII.1909. „Voici le mot de recommandation que vous me demandez, je souhaite fort qu’il puisse vous être utile, et je voudrais beaucoup que vous puissiez trouver enfin une position stable autant qu’honorable artistiquement... / Je suis, en effet engagé en Amérique pour une douzaine de Concerts avec l’orchestre de Boston... Au revoir mon cher Lacerda et croyez moi toujours bien amicalement à vous, Vincent d’Indy...“ 264 IV. MUSIK „Aus Jena’s Musikleben“ 499 JENA. – Album mit 75 (teilweise montierten) Eintragungen von Musikern und Sängern. 1932. Titelblatt, 69 einseitig beschriebene und 9 Vakat-Bll. quer-kl.-folio. Blauer Lederband der Zeit (Ecken leicht berieben) mit Goldprägung „Aus Jena’s Musikleben“ auf dem Deckel. Mit 2 montierten Portraitphotographien. In einem Schuber. (1.200.—) Dem Album vorangestellt ist ein eigenh. Musikmanuskript von Ernst Naumann („Cornet IV in F“; Hornstimme zu einer Fantasie von Henryk Wieniawski), zu dessen 100. Geburtstag das Album wohl eingerichtet wurde. Eingetragen haben sich u. a. Hermann Abendroth (Köln), Licco Amar (Frankfurt a. M.), Paul Bender (München), Adolf Busch, Walter Davisson (Leipzig), Willy Eickemeyer (mit Notenzitat), Hilde Ellger, Karl Erb, Eduard Erdmann (Langballigau), Anna Erler-Schnaudt (Essen), Mia Feltenburg, Albert Fischer (Berlin-Halensee), Edwin F i s c h e r, Carl Flesch (Baden-Baden), Emanuel Feuermann (Berlin), Wilhelm F u r t w ä n g l e r („Ehrt unsre deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister!“), Elena Gerhardt, Ria Ginster, Paul Grümmer (mit Notenzitat), Paul H i n d e m i t h (Berlin, mit Notenzitat), Alfred Hoehn, Maria Ivogün, Wilhelm K e m p f f („Potsdam, Brahms 100jähr. Geburtstag“), Karl Klingler (Charlottenburg; mit Notenzitat), Georg Kulenkampff (Berlin), Frieda Kwast-Hodapp (Heidelberg), Heinrich Laber (Gera; mit Notenzitat), Arno Landmann (Mannheim), Lotte Leonard (mit Notenzitat), Agnes Leydhecker (Berlin-Dahlem), Eva Liebenberg, Heinz Marten (Jena), Elly N e y, Sigrid Onegin, Max Pauer (Stuttgart), Josef Pembaur (München), Hans P f i t z n e r (Namenszug), Maria Philippi (Köln), Hermann Poppen (Heidelberg), Ernst Praetorius (Weimar), Julius Prüwer (Berlin), Peter Raabe (Aachen), Robert Reitz, Florizel von Reuter, Wilhelm Rinkens (Eisenach; „Fughetta für Klavier“), Hermann Schey (Jena), Heinrich Schlusnus (Berlin), Walter Schulz (Weimar), Elisabeth Schumann, Rudolf S e r k i n , Fritz Stein (Kiel), Karl Straube, Max Strub (Berlin), Kurt Thomas (Leipzig), Rudolf Volkmann (Jena), Georg A. Walter (mit Notenzitat), Carl Wendling mit seinen Kollegen vom Wendling-Quartett, Fritz Wolff und Edgar Wollgandt mit seinen Kollegen vom Gewandhausquartett. – Dazu ein montierter Briefumschlag von Max Reger mit Namenszug im Absender (Kolberg 1909). 500* JOACHIM, Joseph, 1831 – 1907. E. Br. m. U. (Paris) o. J. 1 S. 8o. Leicht tintenfleckig. (400.—) An eine Dame, die ihn eingeladen hatte. „... Je serai enchanté de renouveller notre connaissance, et je ne tarderai pas de venir vous voir après mon retour de Lyon, où je serai le 18. Le vingt je pense retourner à Paris, et je resterai alors dix jours à peu près...“ 265 IV. MUSIK Schuberts „Forelle“ – das Autograph der zweiten Fassung 501Ω (KANDLER, Franz Sales, österreichischer Musikschriftsteller, 1792 – 1831.) – M u s i k S t a m m b u c h mit 55 Eintragungen von Musikern und Musikfreunden. (Wien) 1817 bis 1829, 2 Eintragungen Venedig 1818 und 1820. 192 (+ 76 nicht beschriebene Notenblätter) S. quer-gr.8o (6 Blätter kleineren Formats eingehängt). Mit nachträglichem kalligraphiertem Titel und 5 S. Inhaltsverzeichnis gebunden in roten Lederband (geringfügig berieben) mit Deckel- und Rücken­vergoldung und hellgrünen Vorsätzen. In modernem Halbleder-Schuber. Die Blätter schwach gebräunt, hie und da leicht fleckig; unbedeutende Läsuren. (120.000.—) Franz Sales Kandler, Beamter im Hofkriegsrat und Musikgelehrter aus Passion, hatte eine gründliche musikalische Ausbildung genossen; er „fand 1801 als Sängerknabe der Wiener Hofkapelle im k.k. Stadtkonvikt Aufnahme, wo er Harmonielehre-Schüler von J.G. Albrechtsberger war und von A. Salieri und A. Gyrowetz ‘Winke’ in der Kompos[itions]-Lehre erhielt“ (MGG). 1817 wurde er dienstlich zunächst nach Venedig, dann nach Neapel versetzt, wo sich ihm Gelegenheit zum Studium der italienischen Musik bot, ehe er 1826 als Feldkriegskonzipist nach Wien zurückkehrte. Das Album richtete er vor seinem Weggang von Wien im Frühjahr 1817 als „musikalisches Denkbuch“ (Eintrag Czerny) ein, und aus dieser Zeit stammen auch die meisten Eintragungen; der erste datierte Eintrag ist am 29.IV.1817 geschrieben (J. E. Fuß), der letzte 1829 (S. Thalberg). – Die Eintragungen spiegeln in aufschlussreicher Weise das musikalische Umfeld und seine Beziehungen zu Wiener Musikern, die z.T. heute kaum noch bekannt sind, wie auch Kandlers Kontakte zu damals berühmten Instrumentalvirtuosen (Moscheles, Thalberg). Nach Kandlers Tod kam das Album in den Besitz des Wiener Musikaliensammlers Aloys Fuchs (1799 – 1853), auch er ein Beamter im Hofkriegsrat, der dem Album den heutigen Einband gab und den Titel „Album Musicale / Aloysii Fuchs / MDCCCXXXI“ sowie das Inhaltsverzeichnis schreiben ließ. Drei Autographen, darunter Beethovens „Gesang der Mönche“ WoO 104, hat Fuchs dem Kandlerschen Album entnommen und in sein „Musikalisches Album zur Erinnerung an günstige Freunde“ (vgl. J.A. Stargardt, Katalog 667, Nr. 779) eingefügt. Der bedeutendste Beitrag zu dem Album stammt von F r a n z S c h u b e r t , der sich – wahrscheinlich nicht lange vor Kandlers Abreise aus Wien im Juli 1817 – auf den Seiten 29-32 mit seinem Lied „ D i e F o r e l l e “ für „Singst[imme]“ und „Piano Forte“ (op. 32 / D 550) eingetragen hat. – Autograph der zweiten Fassung des Liedes mit der Vortragsbezeichnung „Nicht zu geschwind“, am Kopf von Schubert signiert. Den Text der ersten und der dritten Strophe nach Christian Friedrich Daniel Schubarts Gedicht hat Schubert unter der Singstimme eingetragen, den Text der zweiten Strophe am Fuß der zweiten und dritten Seite. „In einem Bächlein helle da schoß in froher Eil die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil. Ich stand an dem Gestade u. sah in süsser Ruh des muntern Fischleins Bade im klaren Bächlein zu. Ein Fischer mit der Ruthe Wol an dem Ufer stand, Und sah mit kaltem Blute, Wie sich das Fischlein wand. So lang dem Wasser Helle, So dacht’ ich, nicht gebricht, So fängt er die Forelle Mit seiner Angel nicht. och endlich ward dem Diebe D die Zeit zu lang, er macht das Bächlein tückisch trübe u. eh’ ich es gedacht, so zuckte seine Ruthe Das Fischlein zappelt dran, u. ich, mit regem Blute Sah die Betrogne an.“ 266 IV. MUSIK Aus Nr. 501 Franz Schubert 267 IV. MUSIK (Stammbuch Kandler. – Franz Schubert) Zwischen 1816/1817 und Oktober 1821 schrieb Schubert fünf Fassungen des berühmten Liedes, von denen sich nur drei im Autograph erhalten haben. Die Autographen der ersten und der dritten Fassung sind verschollen, das Autograph der vierten Fassung befand sich zuletzt in Privatbesitz (Sammlung Salvini, Porto), das der fünften Fassung verwahrt die Library of Congress (Deutsch, Thematisches Verzeichnis, 1978, S. 320). Alle fünf Fassungen sind in der Neuen Schubert-Gesamtausgabe gedruckt (NGA IV,2). „Die Forelle liefert ein überzeugendes Beispiel des Strophenliedes mit Abgesang. In gleichlautenden Strophen wird so lange gesungen, wie die Situation unverändert bleibt. Im Augenblick, da der Text das tückische Wassertrüben beschreibt, setzt der Abgesang ein; allerdings wird am Schluß die Hauptmelodie wieder aufgenommen, die Grenzen zum Dacapolied erweisen sich als dehnbar... Die Lebendigkeit der Darstellung mit dem Trüben und Glätten des Wasserspiegels, die Lebensfreude der Melodie selbst machen die allgemeine Beliebtheit verständlich...“ (Dietrich Fischer-Dieskau, Auf den Spuren der SchubertLieder, 1976, S. 126). Das reich gefüllte Album enthält ferner Kompositionen von Joseph von B l u m e n t h a l (1782 – 1850): Lied „Die Hoffnung“ („Süsse Hoffnung! Himmels Tochter...“) für vier Singstimmen a cappella, am 3.V.1817 – S. 49-53, Carl C z e r n y (1791 – 1857): „Caprice fugué“, C-Dur 4/4, „Allegro“, für Klavier, am 3.V.1817 – S. 55 – 60, Anton D i a b e l l i (1781 – 1858): Lied „Der Jüngling / Eine Ode von Klopstock“ für Singstimme und Klavier – S. 63 – 68, Graf Moritz v. D i e t r i c h s t e i n (Präfekt der k.k. Hofbibliothek, 1775 – 1864): „An mein Klavier“ („Bey dir, Klavier, entschweben die Stunden...“) für Singstimme und Klavier – S. 1 – 3, Joseph E y b l e r (1765 – 1846), „Canone a 4tro Voci“ („Wohin du reisest, sei glücklich...“) – S. 71, Emanuel Alois F ö r s t e r (1748 – 1823): „Canone a cinque“ („Bin ich allein, so schlaf ich ein...“) – S. 79, Stephan F r a n z (Mitglied der k.k. Hofkapelle, 1785 – 1855): „3stimmiger Gesang“ a capella („Freund! unser Wandel ist ein Gang nach Morgen...“) und „Scherzo presto. d’un quatuor“, D-Dur, am 26. und 27.VII.1817 – S. 72 – 78, Johann Evangelist F u ß (1777– 1819): „Canon für 3 Singstimmen“ („Lebe lange, glücklich, und zufrieden...“), am 29.IV.1817 – S. 87, Johann G a l l u s - M e d e r i t s c h (1752 – 1835): „Fantasia“ für 3 Instrumentalstimmen, ohne Bezeichnung (wohl Streicher), g-Moll – S. 157– 159, Johann G ä n s b a c h e r (1778 – 1844): „An das Klavier“ („Sanftes Klavier...“), für Singstimme und Klavier, am 7.IX.1827 – S. 256 f., Franz Xaver G e b a u e r (1784 – 1822): Lied „Postreiters Abschied vom Liebsten“ („Die Stunde schlägt nun...“) für Singstimme und Klavier, Mai 1817 – S. 92 – 94, Abt Josef G e l i n e k (1758 – 1825): Musikalischer Scherz („Dieß Thema ist aus den 7 aufeinander gelegenen Tönen ausgedacht...“) – S. 95, Mauro G i u l i a n i (1781 – 1829): „L’amour mandiant / Romance“ („Par Cypris chassé d’Idalie...“) für Singstimme und Gitarre, 19.V.1817 – S. 99 – 102, Adalbert G y r o w e t z (1763 – 1850): Zweistimmiger Kanon in der Unteroktave (F-Dur 2/4) für Klavier – S. 103, Peter H ä n s e l (1770 – 1831): „Scherzo aus opera 25“ für Flöte und 3 Streicher, D-Dur – S. 107– 113, Johann Baptist H e n n e b e r g (1768 – 1822): „Canone a tre Voci“ („Alle meine Herrn nun laßt euch sagen...“) – S. 115 – 118, Johann Nepomuk H u m m e l (1778 – 1837): „Fragment“ einer Kadenz für Klavier, C-Dur, 4/4; geschrieben „Im Augenblike vor meiner Abreise von Wien, den 8ten April 1827“ – S. 119, Friedrich August K a n n e (1778 – 1833): „Dreystimmiger Canon“ („Schau! schau...“) – S. 127, Ferdinand K a u e r (1751 – 1831): „Menuetto all’Rivescio“ für Klavier, D-Dur – S. 131, Raphael Georg K i e s e w e t t e r (Musikhistoriker, 1773 – 1850): „Novum Harmoniae Systema in nucleo exhibitum“, Text in lateinischer Sprache, am 12.VI.1817 – S. 7– 12, Leopold K o z e l u c h (1752 – 1818): „Canone in Unissono à tre Soprani, o tre Tenori, in tempo d’una Marcia“ („Ah d’ascoltar già parmi...“) für Singstimme und Klavier – S. 134 f., Conradin K r e u t z e r (1780 – 1849): Lied der Mignon („Nur wer die Sehnsucht kennt...“), „aus Wilhelm Meisters Lehrjahre von Göthe“ für Singstimme und Klavier; geschrieben „zum Angedenken vor der Abreise nach Paris... d. 21ten Juny 1827“ – S. 88 f. 268 IV. MUSIK Aus Nr. 501 Carl Czerny, Ignaz Moscheles 269 IV. MUSIK (Stammbuch Kandler) Franz K r o m m e r (1759 – 1831): ein „Andante“ für 5 Instrumentalstimmen, ohne Bezeichnung (wohl Streicher), As-Dur, am 30.IV.1817 – S. 145, Maximilian Josef L e i d e s d o r f (1787– 1840): „Trauer Marsch“ für Klavier, d-Moll, am 7.V.1817 – S. 149 – 152, Joseph M a y s e d e r (1789 – 1863): „Canon“ für drei Violinen auf ein „Thème d’un Quatuor“, D-Dur, 4/4 – S. 153, Giacomo M e y e r b e e r (1791 – 1864): „Canone a 4 voce“, 9 Takte C-dur, 4/4, ohne Text; Venedig 5. IV.1818 – S. 154, Giuseppe M i l l i c o (Soprankastrat und Komponist, 1739 – 1802): Kanzonetta „Ho sparso tante Lagrime“, Es-dur 4/4, für Singstimme und Cembalo – S. 161 – 164 (eingehängt), Ignaz M o s c h e l e s (1794 – 1870): „Canone nell’ottava bassa“, D-Dur, 2/4, für Klavier – S. 165 – 167, Ignaz Franz von Mosel (1772 – 1844): Ein „Andante sostenuto“ („Que le jour me dure...“) für Singstimme und Klavier, am 4.VI.1817 – S. 17 f., Hieronymus P a y e r (1787– 1845): „Galanterie Walzer für Piano Forte“, D-Dur – S. 169 – 175, Johann Peter P i x i s (1788 – 1874): Ein „Andante poco Allegretto“ für Klavier, Es-Dur, 2/2 – S. 177– 181, Joseph P r e i n d l (Kapellmeister zu St. Stephan, 1756 – 1823): „Graduale, oder Chor, a Soprano, Alto, Tenore, Basso, 2 Violin., Basso et organo, v. Forte piano“ – S. 183 – 197, Carl Gottlieb R e i s s i g e r (1798 – 1859): Drei Walzer für Klavier, darunter „Webers letzter Gedanke“, As-Dur – S. 203 f., Franz de Paula R o s e r (1779 – 1830): Lied „Bitte an Amor, von J. P. Köffinger“ („Tiefe Wunden schlug dein Pfeil...“) für Singstimme und Klavier, am 8.VI.1817 – S. 199 – 202, Antonio S a l i e r i (1750 – 1825): Terzett „O beata solitudo...“, a cappella, am 2.V.1817 – S. 205, Johann S c h e n k (1753 – 1836): Dreistimmiger Kanon „Die Weisheit wehrt nicht allen Plagen...“, am 10.V.1817 – S. 209 – 211, Ignaz von S e y f r i e d (1776 – 1841): Geistliche Komposition (aus dem Requiem-Text) „Libera“ für 2 4-stimmige Chöre, a cappella, am 1.V.1817 – S. 213 – 217, Abt Maximilian S t a d l e r (1748 – 1833): Kanon „Sei fromm, mein Sinn, und wahr...“, F-Dur, 3/4, für sechs Baßstimmen. – S. 221, Friedrich S t a r k e (1774 – 1835): „Canon à V Voci“ („Lebe wohl...“), am 15.V.1817 – S. 231, Matthäus S t e g m a y e r (Regisseur und Chordirektor der k. k. Hofoper, 1771 – 1820): „Zwölfstimmiger Trink- und Rundgesang“ („Brüder laßt uns lustig seyn...“) – S. 223, Ferdinand S t e g m a y e r (Sohn des Vorigen, 1803 – 1863): „Kinderlied an Karoline, Kaiserin von Oesterreich“ für vier Singstimmen, a cappella – S. 227– 229, Anton Te y b e r („Compositore Della Corte Imperiale“, 1756 – 1822): „Canone al’Ottava“ („Christe eleison“) – S. 235 – 237, Sigismund T h a l b e r g (1812 – 1871): Lied „Sängers Hoffnung“ („Einst lauscht’ ich still im dunklen Hain...“) für Singstimme und Klavier, 1829 – S. 260 – 263, Michael U m l a u f (1781 – 1842): Lied „An die zukünftige Geliebte“ („Unter Wonnemelodien...“) für Singstimme und Cembalo – S. 239 – 244 (eingehängt), Joseph We i g l (1766 – 1846): Terzett „Lebwohl lebwohl des Himmels bester Segen...“ – S. 247 f., Anton Wr a n i t z k y (1761 – 1819): „Menuetto al Roverscio“, C-Dur, für Streichquintett – S. 251; weitere Eintragungen von Johann Baptist Arnold (S. 121 – 127), Johann Georg Fröhlich (S. 83 – 86), Joseph Kinsky (S. 137– 144), Wilhelm Klingenbrunner (S. 25 – 27), Niklas Frhr. v. Kruft (S. 13 – 16), Johann v. Mehoffer (S. 36 – 38), Carl Pölz (S. 21 – 24) und Joseph Hartmann Stuntz (Venedig 1820; S. 206). – Auf den Seiten 33 – 35 hat sich Kandler im Juli 1817 selbst mit dem Lied „Abschied von meinen geliebten Freunden Wiens“ eingetragen. Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 348). 270 IV. MUSIK 502 KIEL, Friedrich, 1821 – 1885. Eigenh. Manuskript. Titel und 20 S. kl.-4o. Mit Bearbeitungen von eigener und fremder Hand. Geheftet. Etwas staubfleckig, leicht gebräunt, kleine Randläsuren. – Dazu: 6 e. Br. m. U. Berlin und o. O. 15.VI.1855 bis 14.VIII.1866 und o. D. 8 S. gr.-8o bis kl.-8o. Teilweise etwas fleckig. (400.—) Das Manuskript: „C h r i s t u s . / Oratorium aus Worten der / heiligen Schrift zusammengestellt / und / componirt / von / Friedrich Kiel“. – Vollständiges, stark durchgearbeitetes Libretto seines 1873 fertiggestellten Werkes op. 60. Die Briefe an verschiedene Adressaten: Berlin 22.II.1859. An seinen Verleger. „... Ich vergaß neulich den Titel zu den R e i s e b i l d e r [ n ] anzugeben; füge ihn also hiermit bei“ (liegt bei). „Wie weit es mit dem 2t Theil gediehen ist, möchte ich gerne erfahren und ob ich vielleicht bis Anfangs März das Ganze in Händen haben könnte! wenn es nur die Korrekturblätter wären. Gegenwärtig ist hier Konzertfluth Sonntag wiederholt B ü l o w s e i n Z u k u n f t s k o n z e r t die ‘Ideale’ sollen dem Publikum noch einmal vorgeführt werden, vielleicht wirds dann klüger als das erstemal... So etwas muß man selbst anhören, um ein Urtheil zu haben...“ Zwei Briefe o. O. u. D. in derselben Angelegenheit. Berlin 1.VIII.1863. Wohl an C. F. Peters, bei Übersendung von einigen „Notizen über meine musikal. Karriere“. 503 KLEIBER, Erich, 1890 – 1956. 1 Br. m. U., 7 Postkarten m. U. und 1 Ansichtskarte m. U., davon 6 eigenh. und 1 in seinem Namen. Berlin und Lissabon 25.X.1925 bis 26.XII.1929. 1 S. gr.-4o und die Karten. Die Karten vereinzelt mit kleinen Läsuren. Mit Umschlag. (500.—) An den tschechischen Komponisten und Pianisten Erwin S c h u l h o f f über die Vorbereitung der Uraufführung von dessen 1925 entstandener 1. Symphonie (op. 50), die Kleiber in Berlin plante. – Schulhoff lehrte seit 1924 am Prager Konservatorium und arbeitete als Nachfolger Max Brods am „Prager Abendblatt“. 23.I.1928. Der Brief. „... Bis jetzt besitze ich nur die Partitur Ihrer Symphonie. Veranlassen Sie doch bitte, dass die U.E.“ (Universal Edition) „zur Kenntniss nimmt, dass ich die Symphonie noch in dieser Saison aufführe und dass man mir möglichst bald das Material zuschickt. Ueber den Termin kann ich Ihnen noch gar nichts Bestimmtes sagen, da Alles vom Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Opernhauses abhängt...“ Nach ihrer Modernisierung wurde die Staatsoper in Berlin im April wiedereröffnet, in der Zwischenzeit wurde die Krolloper als Ersatzspielstätte genutzt. 10.IV.1928. „Verehrtester! Bitte tun Sie was für meine musikalische Bildung und sagen Sie mir sofort, was ein ‘Flexaton’ ist (ich hab’s zuerst für ein Schuhputz: oder photographisches – Hilfsmittel gehalten!) / Dann: genügen 10 I. Viol. 8 II. 6 Br. 6 celli 6 Bässe? (Ich denke, bei den... solistischen Bläsern wohl!) Dann: bitte seien Sie am 18. Vormittag bei Kroll (etwa 101⁄2), nicht erst am 19. kommen... / Ferner: ob ich Reisekostenbeteiligung herausschinde, ist mehr als fraglich, – versuchen will ich es gern. / Endlich: Tschecho-Gesandter wird eingeladen. / Sonst noch Wünsche? (Betreffs Einladungen oder so)...“ 26.XII.1929. „... Leider bin ich von Mitte Febr – Mitte März nicht hier – also vielleicht später? Jedenfalls interessiert’s mich stark! Gruß wie immer in Eile! Ihr Kleiber“. 271 IV. MUSIK 504 KLEMPERER, Otto, 1885 – 1973. 1 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. Berlin und o. O. 16. und 26.VII.1927. 1 S. gr.-4o und die Karte. (300.—) Ebenfalls an Erwin Schulhoff in Prag, der um die Aufführung eines seiner Werke gebeten hatte. – Klemperer wechselte im Herbst des Jahres von Wiesbaden an die Krolloper nach Berlin. 16.VII.1927. Die Postkarte. Auf einer vorgefertigten (typographierten) Karte Schulhoffs an Klemperer geschrieben, der vorgefertigte Text lautet: „Ich bringe die Symphonie ja +) – nicht +) zur Aufführung im nächsten Konzertwinter in Berlin. / Klemperer / +) unzutreffendes durchstreichen.“ Klemperer schreibt: „Bitte, lieber Herr Schulhoff senden Sie ein gedrucktes Exemplar Ihrer Sinfonie nach Wiesbaden... Eiligst, Ihr Sie bestens grüssender Klemperer“. 26.VII.1927. Der Brief. Klemperer begründet seine Ablehnung des Werkes. „... zürnen Sie mir nicht... Wenn ich Ihnen im Augenblick keine Zusage für Berlin geben kann, so bitte ich Sie dies nicht falsch zu verstehn. Ich habe für die grossen Vorzüge Ihres Stückes volles Verständniss. Fasslichkeit, meisterhafte Faktur geben der Partitur vor Allem auf Ihrem eigenen Entwicklungsweg wichtigste Bedeutung. Wenn ich mich in dieser Stunde nicht vollständig einsetzen kann, so liegt das vielleicht an meiner persönlichen Einstellung zum Sinfonischen, das ich nicht ganz erfüllt empfinde. Ich spreche rückhaltlos zu Ihnen, bin mir aber der Relativität alles Kunsturteils nur zu bewusst, fühle auch wie schwer es ist – grade bei so bedeutenden Qualitäten – einen künstlerischen Einwand in Worte zu fassen...“ 505 KOMPONISTEN. – 8 Autographen. (800.—) Cesar Bresgen (e. Br. m. U. Salzburg 1953; an einen Regisseur in Frankfurt a. M. über die Aufführung seiner Oper „Der Igel als Bräutigam“: „... Die meisten Aufführungen waren bisher von Singschulen... herausgebracht worden, doch dürfte eine geschickte Kombination der Altersstufen das Richtige sein...“), Paul H i n d e m i t h (e. Albumblatt m. U. auf der Vorderseite einer Portraitkarte: „Zur Erinnerung an die gemeinsame Mozart-Konzertante / Paul Hindemith / 1929“; die Aufnahme zeigt Hindemith im Halbprofil nach rechts, sitzend, mit der Geige in der Hand), Hans P f i t z n e r (e. Musikmanuskript: 2 Takte aus der Orchesterpartitur seiner Oper „Palestrina“, bezeichnet „Einlage a) zum Vorspiel III.“ – Dazu: Portraitkarte), Max R e g e r (2; ein e. Albumblatt m. U. „Max Reger / Mainz / 5.1.16“, unter dem montierten Druck einer Portraitzeichnung, und ein e. Namenszug), Max v. Schillings (Portraitphotographie mit 2 e. Zeilen m. U.: „Vom 20. November 1898 an für jetzt und immer / Ihr dankbar getreurer / MSchillings“), Alfred Sittard (Postkarte m. U. Hamburg 1921) und Igor S t r a w i n s k y (signierte Portraitaufnahme: „Igor Stravinsky April / 63“, Namenszug ohne Farbauftrag, Photographie leicht verblasst). – Beiliegend ein e. Br. m. U. des Musikhistorikers Hugo Riemann (Bromberg 1880); an den Organisten Samuel de Lange, detailliert über seine musiktheoretischen Arbeiten. 506 — 4 Autographen. 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. (350.—) Daniel A u b e r (e. Br. m. U., 1846; dazu Portraitphotographie), François Adrien B o i e l d i e u (e. Br. m. U., 1833, 21⁄2 S. gr.-8o, an den Sänger Adolphe Nourrit), Luigi C h e r u b i n i (Billett m. U., 1836) und Giacomo M e y e r b e e r (eigenh. ausgefüllter Subskriptionszettel m. U. für ein Werk von Anton Reicha, 1825). 272 IV. MUSIK 507 — 4 unsignierte Portraitphotographien. (400.—) Johannes B r a h m s (Bruststück aus mittleren Jahren, Aufnahme: Hanfstaengel, Frankfurt a. M.; Kabinettformat), Ferrucio B u s o n i (stehend vor dem Berliner Schauspielhaus, 16,3 × 12 cm), Hugo Wo l f (das schöne Kniestück aus jungen Jahren im Samtrock, Aufnahme: Verlag L. Schaller, Stuttgart; Kabinettformat, kleine Kratzspur am Unterrand) und Richard Wa g n e r (Profil nach links, aus mittleren Jahren, Aufnahme Elliott & Fry, London; Kabinettformat). 508 KOWALSKI, Max, 1882 – 1956. Eigenh. Musikmanuskript mit Namen auf dem Titel. London 30.XI.1939. Titel + 2 S. Hochformat, 12-zeilig. (200.—) „Der Silberreiher / von Li-tai-pe / Aus dem Chinesischen übertragen von K l a b u n d / komponiert von Max Kowalski“. – Vollständige Liedkomposition, aus op. 25 (Zwölf Lieder von Li Tai Po; unveröffentlicht); am Kopf Kowalskis nachträgliche Widmung vom 15.XII.1940 an den Musikkritiker Victor Lehmann (1888 – 1961). Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager Buchenwald war Kowalski im Frühjahr 1939 nach England emigriert. Im Brotberuf war er auf Urheberrecht spezialisierter Rechtsanwalt; 1930 hatte er Arnold Schönberg in einem Rechtsstreit mit der Frankfurter Oper vertreten. 509 KREISLER, Fritz, 1875 – 1962. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf dem weißen Untersatzkarton. Bildgröße: ca. 20 × 15 cm im Oval, Untersatzkarton 34 × 24 cm. Mit blindgeprägtem Atelierstempel: Rentz & F. Schrader, St. Petersburg. Am Unterrand leicht braunfleckig.(300.—) Schöne Atelieraufnahme: Dreiviertelstück sitzend, in dunklem Anzug, nach rechts blickend. – Die Widmung: „Herrn Chas. J. Köhler / zur freundlichen Erinnerung an die Petersburger / Concerte 1911. / Fritz Kreisler“. Karl Köhler betrieb in St. Petersburg eine Konzertagentur. 510* KREUTZER, Conradin, 1780 – 1849. E. Br. m. U. Wien 2.VII.1823. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt, Falzrest auf der Adresse; an der Siegelstelle leicht beschädigt (minimaler Textverlust in der Adresszeile). (800.—) An den Musikalienhändler Lachmann in Hannover wegen des Vertriebs des Klavierauszugs seiner Oper „ L i b u s s a “ , die am 4.XII.1822 mit großem Erfolg am Wiener Kärntnertortheater uraufgeführt worden war. „... Obwohl Sie mir weiter keine Weisung mehr in Hinsicht der Übernahme der Libussa gaben – so bin ich doch so frei Ihnen bey Gelegenheit das ich die Partitur... an H. Kapellmeister Wiedebein in Braunschweig sandte, ein Exemplar Clavierauszug beyzulegen, mit der Bitte, solches auch dem H. Kapellmei­ ster Suter zur Durchsicht und Einsicht mitzutheilen... nach Leipzick und Franckfurt, an welchen beyden Orten bald diese Oper nun auch aufgeführt werden wird, habe ich ausser 5 Exemplairen immer noch weiter nichts versandt, weil ich von Ihnen erst Nachricht abwarten wollte...“ – Ferner bietet er ein „Heft von 12 Liedern U h l a n d s “ an, „worunter die Hälfte auch mit Guitarre Begleitung sind... Solche könnten als Fortsetzung der Hefte Frühlings- und Wanderlieder dienen...“ – Mit Vermerken des Adressaten in roter Tinte. 273 IV. MUSIK (Conradin Kreutzer) 511 — E. Br. m. U. Wien 23.V.1836. 1 S. gr.-4o. Mit Siegel (gebrochen) und Adresse. (400.—) An Carl Emil von Spiegel, seit 1828 Intendant des Hoftheaters in Weimar; ihm sei zu Ohren gekommen, dass man sich dort für „meine Oper, das N a c h t l a g e r i n G r a n a d a “ interessiere. Er erlaube sich seinerseits „... anzufragen, ob es sich wirklich so verhällt – im lezteren Falle – ich die Ehre haben würde, ehestens eine correcte Abschrift der Partitur Hochdenselben zuzusenden, und zugleich zu versichern, daß ich es mir zur besondren Ehre rechnen würde, diese Oper auf dem Grosherzogl. Hoftheater aufgeführt zu wissen. – Die Bestimmung des Honorars überlasse ich ganz der Discretion des grosherzogl. Intendanten...“ – Erwähnt den Prager Tenor Sebastian Binder. Die erste Fassung der Oper war 1834 in Wien uraufgeführt worden. 512 — E. musikal. Albumblatt mit Namenszug am Kopf. Köln 1.XI.1841. 1 S. quer-4o, 4-zeilig. Leicht gebräunt. (400.—) „Sein Herz und ihre Stimme“. – Vollständige Liedkomposition für eine Singstimme und Pianoforte nach dem Gedicht von August Graf von Platen; am Kopf bezeichnet „Langsam, mit Gefühl“ und mit dem unterlegten Text „Laß tief in dir mich lesen, / verhehl’ auch dies mir nicht, / was für ein Zauberwesen / aus deiner Stimme spricht“, darunter der Text der weiteren drei Strophen. Am Kopf eine Widmung „für Fräulein Schloss zum Andenken componirt von Conradin Kreutzer“. „Wer will unter die Soldaten“? 513Ω KÜCKEN, Friedrich Wilhelm, 1810 – 1882. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel und am Kopf der ersten Seite. Um 1855. Titel + 2 S. Hochformat, 12-zeilig. Leicht fleckig.(3.000.—) „‘ D e r k l e i n e R e c r u t ’ / für Männerstimmen (Chor, oder Quartett) / comp. von Fr. Kücken. / Partitur“, op. 61 Nr. 3. – Vollständige Liedkomposition, E-Dur 2/4, bezeichnet „Marsch Tempo“. Notation für „Tenori“ und „Bassi“, mit dem Text der ersten Strophe des Gedichts von Friedrich Güll („Wer will unter die Soldaten, der muss haben ein Gewehr...“). Stichvorlage der Bearbeitung des seinerzeit überaus populären Liedes, das als op. 62 Nr. 2 bei Kistner in Leipzig erschien; auf dem Titel die Verlagsnummer „2179“ in Blaustift. Kücken war damals als Liederkomponist sehr geschätzt und zum Zeitpunkt der Komposition dieses Liedes Hofkapellmeister in Stuttgart. Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 230), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 42). 514 — E. Br. m. U. Stuttgart 5.IX.1854. 2 S. 4o. Minimal fleckig. Tinte leicht durchschlagend. Kleiner Randeinriss. (200.—) An einen Textdichter, der ihn mit der Vertonung eines seiner Werke beauftragen wollte. – Ohne direkt abzulehnen, macht Kücken den Adressaten in unmissverständlicher Weise auf die Kostbarkeit seiner Zeit aufmerksam. „... selbst zwei Gedichte, mir von der Königin von Hannover“ (Marie, geb. Prinzessin von SachsenAltenburg) „für die Composition übergeben, sind bis jetzt noch uncomponirt. Die täglichen Proben von 274 IV. MUSIK der Meyerbeerschen Oper nehmen meine Zeit ganz in Anspruch...“ Werde sein Werk jedoch „von der Kö[ni]gl[ichen] Intendanz angenommen, und wird mir von derselben die dazu nöthige Musik zu componiren übertragen, so muß ich Zeit finden die Sache zu machen... Es ist nöthig, daß ich erst die Leute kenne, die das Stück spielen u. singen sollen. Treffen Sie darauf gefälligst beim Herrn von Gall“ (Ferdinand v. G., Intendant des Stuttgarter Hoftheaters) „Ihre Maßregeln, ich werde dann, wenn ich weiß, daß ich keine unnütze Arbeit mache, gerne Ihrem Wunsche entsprechen...“ 515* KUHLAU, Friedrich, 1786 – 1832. E. Br. m. U. Kopenhagen 1.IX.1829. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt, Faltenrisse (Mittelfalte ausgebessert). (300.—) Wohl an den Musikverleger Carl Gotthelf Siegmund Böhme, den Inhaber von C. F. Peters, den er während seines Aufenthaltes in Leipzig im Sommer des Jahres kennengelernt hatte. „... Nächsten Freitag werde ich mit der Paquetpost an Sie die bewußte Ouverture à gr. Orchestre, und das Concertino für 2 Hörner absenden. Nach unserer Abrede erhalten Sie die Ouverture für 12 holl. Ducaten, das Concertino aber gratis. – Da ich nun grade um baares Geld verlegen war, so bin ich so frei gewesen... diese 12 holl. Ducaten – Ordre Herrn S. W. Heilbuth hieselbst – auf Sie anzuweisen, und zweifle nicht daß Sie diesen Wechsel annehmen u. einlösen werden. Die Ouverture (zu William Shakespeare) kann wohl nicht gut eine Opus Nummer bekommen, da die selbige Ouverture schon früher (fürs Pianoforte à 4 mains arrangirt) als Op. 74 bei Lose herausgekommen ist. Das Concertino für 2 Hörner... hat als Opus die Nummer 45; sollte Ihnen dieses nicht conveniren so haben Sie die Güte statt Op. 45 – Op. 108 zu setzen... Da bei meiner Zuhausekunft der Dichter der Oper, welche ich für das hiesige königl. Theater componiren soll, mit seinem Gedichte noch nicht fertig war, so habe ich ein Quartett für Pianoforte, Violin, Bratsche und Violoncell angefangen; ich werde es bald vollenden, und es der Tochter des russischen Negotianten Witkowsky... dediciren. Wären Sie wohl geneigt dieses Werk zu verlegen?...“ Sehr selten. 516 LE SUEUR, Jean François, 1760 – 1837. E. Br. m. U. (Paris) 8.V.1828. 1 S. gr.-4o. (300.—) An den Vicomte de la Ferté wegen der mangelhaften Ausstattung der Tuilerien-Kapelle mit Instrumenten. „... il y a longtemps que la service de la chapelle auroit besoin de deux bassons-instruments. il en souffre fort souvent, surtout dans les voyages de st. Cloud. Si, en sortant du service, les deux artistes ont besoin de se rendre à une répetition, il faut qu’on rapporte leurs instruments à paris, et qu’on les reporte de nouveau, &c...“ 517 LIGETI, György, 1923 – 2006. Eigenh. Musikmanuskript. (1958.) 3 S. gr. Hochformat, 32-zeilig. Bleistift. Einige Radierungen. Leicht gebräunt und fleckig, Oberrand beschnitten. (300.—) Partiturskizze. – Nach einem in Photokopie beiliegenden Brief Ligetis, Wien 21.XII.1963, handelt es sich um „den Anfang eines Orchesterstückes aus dem Jahr 1958“, das er „dann nicht mehr fortgesetzt habe“. 275 IV. MUSIK 518* LIND, Jenny, verh. Goldschmidt, Sängerin, die „schwedische Nachtigall“, 1820 – 1887. 5 e. Br. m. U. Wackerbarthsruhe 20.V.1853 und Dresden (Oberlößnitz) 27.III. bis (27.XI.)1857. 12 S. 4o und (meist) 8o. Ein Brief mit geöffnetem Siegel und Adresse; dieser leicht gebräunt und mit kleinem Loch an der Siegelstelle. Mit 1 gesiegeltem Umschlag. (400.—) An ihre Freundin Marie Judeich geb. Brockhaus (1828 – 1899) in Dresden. 20.V.1853. Übersendet „zwei Briefe für deinen theuren Vater. ich glaube daß die Beiden werden theurem Brockhaus von Nutzen seyn...“ 29.VIII.1857. „... ich habe so oft an Dich und deine Kinder diesen Sommer gedacht – allein – weil ich gestillt habe und immer noch die Kleine an die Brust habe, so bin ich auch sehr gebunden...“ (27.XI.1857). „... Da man gerade wünscht den Teppich... zu sehen und ich ihn Dir zuerst zeigen möchte, so bitte ich Dir denselben zu beschauen ob du ihn vielleicht kaufen willst. 40 Thaler ist der Preis – er hat über 100 gekostet wenn neu...“ Beiliegend 3 eigenhändige, gesiegelte Scherz-Adressen an Marie Judeich und deren Mann, den Kreissteuerrat Albert J., z. B. „Frische Gurkensalat mit schändliche Verläumdung dem Herrn Blitz-Steuer-FeuerStreuer Kreuz und Quer Rath Albertus Judeichus“. 519 LISZT, Franz, 1811 – 1886. E. Br. m. U. Weimar 7.V.1855. 23⁄4 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse. Auf einem Briefbogen des „Hotel de Russie“. Minimale Rand- und Faltenschäden. Schwach knittrig. (1.600.—) An Ferdinand H i l l e r als Leiter des Niederrheinischen Musikfests in Düsseldorf, mit der Empfehlung des Komponisten Carl Graedener, damals Leiter einer Gesangschule in Hamburg. „... qui se rend à Dusseldorf dans l’intention de se présenter comme candidat pour la place qui a eu des prédécesseurs de tant de renommée – D’après les renseignemens qui me sont parvenus il n’y rencontrait que des chances peu favorables – mais vous trouvez surement de l’intéret à connaitre plusieurs de ses compositions (Quatuors, Symphonies etc) et prendrez aisément des relations agréables avec lui, car il se distingue avantageusement de la classe nombreuse des musiciens par sa culture d’intelligence et son vouloir sérieux de l’art. Merci de votre bonne invitation pour votre Festival de la Pentecôte qui me tente beaucoup – je repondrai prochainement au Comité, et viendrai le 26 à Dusseldorf s’il ne me tombe pas d’obstacle majeur à la travers. En sur je vous prierai de vouloir bien me retenir une chambre quelleconque à l’avance car je suppose que Dusseldorf sera très encombré à ce moment...“ Im Nachwort fügt er an: „P. S. je vous écris ces lignes de notre Club de Neu-Weymar...“ Zwei K o m p o s i t i o n e n L i s z t s siehe Nr. 582. 276 IV. MUSIK 520 — E. Br. m. U. (Pest) 19.X.1876. 2 S. 8o. Leicht gebräunt, minimaler Faltenriss. (800.—) An „Sehr geehrte Freundin“. „... Möge die Genesung ihres Herrn Vaters bald erfolgen. Hoffentlich kommen Sie wieder diesen Winter nach Pest. Von 10ten November bis Ostern verbleibe ich hier. Übermorgen besuche ich meinen alten vortrefflichen Freund, Baron Augusz in Szegszard, und werde darnach (Anfangs November) bei Seiner Excellenz, den Erzbischof Haynald in Kalocsa, dankbarst aufwarten... Falls Sie mir vor Ende Oktober schreiben, adressiren Sie Szegszard (Ungarn)... Wahrscheinlich bin ich schon vor dem 10ten Nov: hier zurück.“ Beiliegend ein eigenh. adressierter Briefumschlag Liszts an seine ehemalige Schülerin „Madame Toni Raab. / Retz. / bei Wien“ (Poststempel: Weimar 21.VIII.1875; defekt). „il faudrait un massacre de la St Barthélémi“ 521* — E. Br. m. U. „FL“. (Budapest) 28.III.(1878). 21⁄2 S. gr.-8o. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse. Schmaler Falzrest auf der leeren vierten Seite. (2.500.—) (An Marie Fürstin zu Hohenlohe-Schillingsfürst geb. Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein), der er seine Klavierschülerin Martha R e m m e r t (1864 – 1941) empfiehlt – auch wenn er niemanden zu einer PianistenKarriere ermutigen wolle. „Martha Remmert a du talent et du minois. Je me suis permis d’ajouter un mot à la recommandation de votre belle soeur, la Duchesse de Ratibor, et vous remercie d’avoir favorisé de votre présence le concert de la ‘ N a i a d e ’ au toupet blond, avec accompagnement d’une ‘traine infinie d’un bleu indéfinissable’. Elle n’a pas l’intention de rester à Vienne, et je n’encourage guère ses aspirations à la gloire. Des mauvaises cantatrices peuvent trouver de bons engagements, car les théâtres sont de nécessité partout: autre chose des pianistes: 99 sur cent sont au moins superflus sinon fâcheux. Une de leurs plus spirituelles rivales me disait hier: ‘il faudrait un massacre de la St Barthélémi contre nous’. L’ex-pianiste, se nommant aussi Martha, – maintenant la Révéreuse mère supérieure des soeurs de l’Annonciation – m’a parlé du gracieux accueil que vous lui avez fait à Vienne...“ 522* — E. Br. m. U. Budapest 25.I.1881. 2 S. gr.-8o. Schwach fleckig, kleiner Randeinriss. (1.600.—) An Hans von B ü l o w („Cher Unique“), der Konzerte in Budapest plante. „... Ne modulons pas trop vers le mineur, même dans le ‘Weimar’s Volkslied’; et pour vous, restez ce que vous êtes, d’exemplaire noblesse, très majeur. Aibl... m’a envoyé votre ‘Königsmarsch’ Marche royale admirablement frappée et réussie. Sa Majesté le Roi L o u i s d e B a v i è r e est digne de cette dédicace. Votre premier Concert ici est annoncé pour le 14 Février; au sujet du second, avec les Sonates de Beethoven l’autocrate des Concerts à Budapest, Dunkl, vous écrira prochainement. Bien volontiers j’irais à votre rencontre jusqu’à Vienne; mais il faut me renfermer en d’étroites limites...“ Briefwechsel zwischen Franz Liszt und Hans von Bülow (1898) Nr. 204. 523 — E. Br. m. U. Wien 4.II.1882. 1 S. gr.-8o.(400.—) Empfehlungsschreiben für den italienischen Pianisten Alfonso Rendano. „Verehrter Freund, / Ein vorzüglicher italienischer Componist und Pianist, der jetzt bemerkenswerthe deutsche Kammer Musik schreibt – Signor R e n d a n o – sei Ihnen hiemit bestens empfohlen...“ 277 IV. MUSIK (Liszt) 524* — Photographie mit eigenh. Namenszug „F. Liszt“ auf dem Untersatzkarton. Ca. 9 × 5,5 cm, der Untersatzkarton ca. 11,7 × 5,9 cm (beschnitten und leicht braunfleckig). Aufnahme: Ludwig Frisch & Co., Weimar. (400.—) Ganzbild, Liszt an eine Säule gelehnt. – Aus der Sammlung Max Thorek, Chicago; mit dessen Sammlerstempel auf der Rückseite. Liszts erstes Konzert in Berlin 525* — WEIZMANN, Carl Friedrich, Komponist und Musiktheoretiker, 1808 – 1880. Eigenh. Manuskript m. U. „C. F. W.“ (Dezember 1841.) 31⁄2 S. gr.-folio. Leicht gebräunt. (300.—) „ F r a n z L i s z t i n B e r l i n “ . – Ein Konzertbericht, beginnt: „Eine so hervorragende, Licht u. Wärme um sich verbreitende Persönlichkeit wie die des Dr. F. Liszt gehörte dazu um den Beweis zu liefern, daß noch nicht alle jugendlich frische Empfänglichkeit in unserem einzig u. allein von möglichst alter Musik genährten Berlin erloschen sei... ... Einer unserer Kritiker behauptete von vornherein, die neue Musik befände sich noch in ihren Uranfängen, d. h. noch im Chaos; ein anderer rief geradezu seine Partei zu den Waffen indem er prophezeite, daß am 6ten December die gute alte Musik eine völlige Niederlage zu erwarten habe, wenn die Freunde derselben nicht auf ihrer Hut sein würden... Man kann aus allen diesen Vorzeichen ersehen, daß Liszt keineswegs ein schon gebahntes Feld für sein erstes Auftreten als Komponist in Berlin fand, sondern dass seine Werke selbst für ihn sprechen mußten... Erwartungsvoll saßen... am 6ten December die Freunde Liszt’s im Saale der Singakademie... Der ganze Hof verherrlichte das Concert mit seiner Gegenwart, u. selbst der greise Alexander von Humboldt war gekommen, um die nuova musica unseres Meisters zu hören...“ Zwischen Dezember 1841 und März 1842 gab der gefeierte Komponist mehr als 20 Konzerte in Berlin. 526Ω LORTZING, Albert, 1801 – 1851. Eigenh. Musikmanuskript, am Schluss signiert „Zu freundlicher Erinnerung an Albert Lortzing“. Leipzig 18.IX.1845. 3 S. Querformat, 12-zeilig. Dreiseitiger Goldschnitt. Leicht gebräunt und fleckig; teilweise durchgehende Risse repariert. (8.000.—) „D i e P o s t / J. N. Vogl“, Lortzing-Werkverzeichnis von Irmlind Capelle (1994, S. 269) Nr. 65. – Vermutlich für ein Album bestimmte vollständige Reinschrift der Komposition für „Gesang“ und „Pianoforte“, D-Dur 6/8, bezeichnet „Allegro“, zu dem Text nach Johann Nepomuk Vogl „Horch auf! horch auf! das Posthorn schallt...“ Lortzing vertonte mehrere Lieder Vogls (1802 – 1866), mit dem er während seiner Wiener Jahre in geselligem Verkehr stand; Vogl nahm die Komposition in seine Sammlung „Liedertafel“ (Heft 1, Nr. 6) auf, die er 1847 im Verlag H.F. Müller in Wien 1847 drucken ließ. Musikmanuskripte Lortzings sind im Handel s e h r s e l t e n . – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 181), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 44). 278 IV. MUSIK Nr. 526 Albert Lortzing 279 IV. MUSIK (Lortzing) Das „Thürmerlied“ 527 — Eigenh. Musikmanuskript. 11⁄2 S. Querformat, 16-zeilig. Leicht gebräunt. Etwas (feucht-)fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (4.000.—) „ T h ü r m e r “ . – Vollständige Niederschrift des „Türmerliedes“ aus „Faust II“ nach Johann Wolfgang von Goethe. Alle vier Strophen für Singstimme mit Klavierbegleitung, zu dem unterlegten Text: „Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt, dem Thurme geschworen, gefällt mir die Welt. Ich blick’ in die Ferne, ich seh’ in die Näh’, den Mond u die Sterne, den Wald u das Reh!...“ – Am Kopf bezeichnet „un poco And[an]tino“. „Ihre meisterliche Belehrung“ 528 MAHLER, Gustav, 1860 – 1911. E. Br. m. U. Hamburg 12.IV.1897. 4 S. kl.-4o. Mit Umschlag (vollständiger Absender); Briefmarken ausgeschnitten. (6.000.—) Nach seiner Berufung als Direktor der Wiener Hofoper an den Dirigenten Hans R i c h t e r, der dort seit über 20 Jahren Kapellmeister war, und dem sich Mahler voller Verehrung als neuer Vorgesetzter vorstellt. „... Zu meinem größten Leidwesen war ich durch verschiedene Umstände anläßlich meines letzten Wiener Aufenthaltes verhindert, Sie persönlich aufzusuchen. Es ist mir ein inniges Bedürfniß, mich Ihnen nun – nachdem das auch mir so Unerwartete, mein Engagement an das k.k. Opernhaus, geschehen, – zu nähern, und Ihnen meine Verehrung zu bezeugen. Seit meiner frühesten Jugend waren Sie das Vorbild, dem nachzustreben ich mich durch alle Wirren und Ablenkungen des theatralischen Lebens... bemüht habe. Mit welchem Entzücken lauschte ich und sah ich nach Ihrem Taktstock, wenn ich als junger Mensch den Aufführungen in der Oper und Musikvereinssaal beiwohnte! Später, als ich dieses Stäbchen – welches in den meisten Händen ein einfaches spanisches Rörchen, in den Ihren einen Zauberstab bedeutet – selbst in Händen hatte, leitete mich immer die Erinnerung an Ihre Großthaten. – Wenn ich nur über Etwas nicht klar war, legte ich mir die Frage vor: Wie würde dieß Hans Richter machen? – Die Verehrung für Sie, welche ich mir bis zum heutigen ungeschmälert bewahrt, und welche auszusprechen mich bis zum letzten Tage stolz machen wird, ist es, welche es mir heute, – da mir nun die Ehre zu Theil wird, an demselben Platze wirken zu dürfen, und so zu sagen unter Ihren Augen Ihnen nachzustreben, – in den Mund legt, Ihnen endlich Alles das auszusprechen, was ich in so langen Zeiten in mir lebendig erhielt. – Ich hoffe, Sie werden mir dieß nicht als Zudringlichkeit auslegen. Aber ich könnte es nicht über mich bringen, nach Wien zu kommen, und Ihnen eine ‚Visite’ zu machen, wie einem Anderen... und wenn ich nun demnächst bei Ihnen antrete, so wissen Sie,... wie ich ein für allemal mein Verhältniß zu Ihnen ansehen werde. Ich werde keine höhere Anerkennung haben, als wenn es mir gelingt, Ihnen zu gefallen. Und wenn mir dieß nicht gelänge, so bitte ich Sie um Ihre meisterliche Belehrung. Ich stelle mich Ihnen mit meiner ganzen Person zur Verfügung! Ihnen jede Aufgabe abzunehmen, die Ihrer nicht ganz würdig ist, oder Ihnen irgendwie lästig erscheint, wird mir eine innige Genugthuung sein! – Ich bitte Sie um Ihr Vertrauen, welches mir zu verdienen, mein ehrlichstes Bestreben sein wird...“ An den Oberrändern in roter Tinte der Entwurf von Richters reservierter Antwort vom 19. April: „... nur so viel kann ich Ihnen schon heute sagen, daß Sie an mir keinen übelwollenden Collegen haben werden; ja sogar einen wohlwollenden und entgegenkommenden Kunstgenossen, wenn ich mich überzeugt haben werde, daß Ihre Wirksamkeit für das Kaiserliche Institut ein Gewinn und unsere hohe Kunst fördernd ist...“ Zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit kam es nicht; 1900 verließ Richter Wien und ging nach Manchester, wo er die Leitung des Hallé-Orchesters übernahm. Auszugsweise und mit ungenauer Datierung gedruckt in: Gustav Mahler, „Verehrter Herr College!“ Briefe an Komponisten, Dirigenten, Intendanten, hrsg. von F. Willnauer, Wien 2010, Nr. 103. 280 IV. MUSIK Nr. 528 Gustav Mahler 281 IV. MUSIK (Mahler) 529 — E. Br. m. U. Wien (Frühjahr 1898). 12⁄3 S. gr.-8o. Gedruckter Briefkopf „Die k. und k. Direction des kais. kön. Hof-Operntheaters in Wien“. Kleine Randeinrisse. (4.000.—) Ebenfalls an Hans Richter. „... Es ist mir ein Vergnügen, Ihren Wunsch erfüllen zu können. Die M e i s t e r s i n g e r sind am 22. März. Wenn Sie also am 21. eintreffen, so versäumen Sie nichts. Wenn es so ‚kalt’ ist, so sind [Sie] der richtige Mann dafür, ordentlich ‚einzuheizen’. Ich kann es mir denken, daß Ihnen so eine Stagionenwirthschaft zuwider ist. Sie, Glücklicher, haben diese liederlichen Verhältniße nie kennen gelernt. Ich kann schon eher ein Lied davon singen. – Unter uns theile ich Ihnen mit, daß ich Löwe, der sich als ein prächtiger Kerl erwiesen hat, von nächstem Herbst ab engagirt habe. Der soll uns dann tüchtig mithelfen...“ 1898 verpflichtete Mahler den Dirigenten Ferdinand Löwe (1865 – 1925) als Kapellmeister an die Hofoper. Wohl unveröffentlicht. 530 — Portraitphotographie mit eigenh. Widmung u. U. auf dem braunen Untersatzkarton. O. O. u. D. Ca. 11,8 × 10,1 cm, der Untersatzkarton ca. 17,5 × 15,0 cm. Aufnahme: Moritz Nähr, Wien 1907. Gerahmt. (3.000.—) Hüftbild: Mahler im Foyer der Wiener Hofoper in einem Lehnsessel sitzend, nach links blickend. – Die Widmung: „Herrn Köhler, dem liebenswürdigen Adjutanten von / Gustav Mahler“. Karl Köhler betrieb in St. Petersburg eine Konzertagentur. 282 IV. MUSIK 531 — E. Br. m. U. (Wien, Herbst 1908.) 1 S. quer-gr.-4o. Linker Rand perforiert.(3.000.—) An den Konzertagenten Emil Gutmann wegen der Erstaufführung seiner 7 . S y m p h o n i e in München, die am 27.X.1908 unter Mahlers Leitung stattfand. „... Ich komme also Montag Nachmittag mit dem Orient-Express in München an und bitte mich freundlichst mit einem sehr verläßlichen Copisten auf der Bahn zu erwarten. Derselbe müßte mir bis zum nächsten Tage einige Stimmen collationiren und in Ordnung bringen. Als 1. Probe (für Dienstag, wie Sie depeschieren) erbitte ich Bläser und Schlagwerk allein – für die 2. Probe (eventuell noch am selben Tage, aber diesenfalls mit einer Pause von vielen Stunden) Streicher allein, dazu Guitarre Mandoline und Harfen...“ 533 MARSCHNER, Heinrich, 1795 – 1861. E. Br. m. U. Hannover 22.XI.1857. 21⁄2 S. gr.-8o. Mit Siegel und Adresse (kleiner Ausschnitt). Schmaler Trauerrand. Leicht gebräunt. (350.—) Schwermütiger Brief an den ihm befreundeten Dirigenten Carl Koßmaly in Stettin, der sich über ausbleibende Nachrichten beschwert hatte. „... Was könnte ich Aermster meinen Freunden... Angenehmes schreiben? Von Krankheiten, Tod und andern großen Verlusten, welche mein Haus fortwährend heimsuchen, spreche ich nicht gern... Was aber hätte ich sonst zu melden? Darum schweig ich lieber... So haben wir uns, meine Frau“ (Marschner, dreimal verwitwet, war seit 1855 in vierter Ehe mit der Altistin Therese Janda verheiratet) „sowohl wie ich, fast aller Gesellschaft entzogen, leben einsam und eingezogen wie Einsiedler u. finden allein Lindrung unsrer Schmerzen in den Armen der Kunst, dieser trostreichsten aller Himmelstöchter... Wohl mir, daß mir ein Weib ward, dem... [die] gleiche Liebe u. Hingebung für die göttliche Tonkunst eigen ist... Welche Freude aber können Sie über derlei Herzensergießungen haben? Ist es daher nicht besser, man schweigt gänzlich?... Daß ich in lezter Zeit wieder eine 4actige Oper A u s t i n geschrieben habe, werden Sie vielleicht schon wißen. Es ist das Honnetteste was ich Ihnen von dem Ergebniß meiner Thätigkeit zu melden habe. Deshalb über das Andre nichts...“ Von seinen 12 Kindern (die meisten hatte er mit seiner dritten Ehefrau, der Sängerin Marianne Wohlbrück) überlebten Marschner nur ein Sohn und eine Tochter. 534 MARTIN, Frank, 1890 – 1974. Eigenh. Musikmanuskript (Bleistift) mit nachträglicher Widmung u. U. (Tinte) auf der ersten Seite. (1970.) 2 S. Hochformat, 14-zeilig. (400.—) „Début de ‘ Tr o i s D a n s e s ’ pour hautbois, harpe, quintette solo et orch. à cordes“, überschrieben „Segueriya“ [sic!]. Partitur. 535 — Eigenh. Musikmanuskript (Bleistift) mit nachträglicher Bezeichnung u. U. (Tinte) auf der ersten Seite. 2 S. gr. Hochformat, 24-zeilig. (350.—) Partitur-Skizze, nachträglich bezeichnet „Fragment du concerto pour violoncelle et orchestre“. 536 MASCAGNI, Pietro, 1863 – 1945. Portraitpostkarte mit e. Namenszug auf der Bildseite. Aufnahme: „Architekt Vaněk“, Prag. (250.—) Brustbild, en face. Beiliegend 2 signierte Portraitdrucke, „Prag. 26.III.902“. 283 IV. MUSIK 538Ω MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809 – 1847. Eigenh. Musikmanuskript, am Schluss datiert „Leipzig den 18ten April 1839“ und signiert „Felix Mendelssohn Bartholdy“. 2 S. Hochformat, 9-zeilig. Leicht fingerfleckig. Doppelblatt mit Heftlöchern in der Bugfalte. (30.000.—) „Vo l k s l i e d / E. von Feuchtersleben“, bezeichnet „Poco sostenuto“; op. 47 Nr. 4, für Singstimme mit Klavierbegleitung und dem unterlegten Text der Strophen 1 – 3 sowie der anschließenden abweichenden Schlussstrophe. „Es ist bestimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebsten das man hat muß scheiden. Wiewohl doch nichts im Lauf der Welt dem Herzen ach so sauer fällt als Scheiden. ja Scheiden! o dir geschenkt ein Knösplein was, S so thu es in ein Wasserglas, doch wisse: blüht morgen dir ein Röslein auf, es welkt wohl schon die Nacht darauf; das wisse! ja wisse! nd hat Dir Gott ein Lieb beschert, U und hältst du sie recht innig werth, die Deine es wird nur wenig Zeit wohl sein, da läßt sie dich so gar allein, Dann weine! ja weine! un mußt du mich auch recht verstehn! N ja recht verstehn wenn Menschen auseinander gehn so sagen sie: auf Wiedersehn! auf Wiedersehn, Auf Wiedersehn!“ Mendelssohn komponierte das Lied am 18.4.1839 (Autograph mit der Notiz „H.d.m.“ in der Berliner Staatsbibliothek) und fertigte am selben Tag die vorliegende sehr sorgfältige – vermutlich als Präsent gedachte – Reinschrift an. Im Druck erschien op. 47 Ende 1839 bei Breitkopf & Härtel. „Durch seine Lieder geht ein naiver, volkstümlicher Zug, der in Verbindung mit ihrer Sangbarkeit und gefühlswarmen Melodik ihre grosse Beliebtheit erklärlich macht. Einzelne, wie ‘Es ist bestimmt in Gottes Rat’... haben, echten Volksliedern gleich, die Welt erobert“ (E. Wolff, Felix Mendelssohn Bartholdy, Hamburg 2014, S. 53 f.). Mendelssohn-Werkverzeichnis von Ralf Wehner (2009, S. 167) Nr. K 102. – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 194), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 50). 284 IV. MUSIK Nr. 538 Felix Mendelssohn Bartholdy 285 IV. MUSIK (Mendelssohn Bartholdy) „allerlei Lieder“ 539 — E. Br. m. U. „Dein Felix“. Soden 29.VIII.1844. 4 S. gr.-8o. Mit goldenen Randleisten und einem kleinen A q u a r e l l (Rosenzweig und Schmetterling; darüber „Dienstag“) am Kopf.(6.000.—) An seinen Freund Karl K l i n g e m a n n in London über sein beschauliches und doch arbeitsreiches Leben im Taunus, wo er sich nach seiner Rückkehr aus England mit seiner Familie erholte. In den Monaten zuvor hatte er auf Einladung der Philharmonischen Gesellschaft sechs Konzerte in London gegeben. „Lieber einziger Klingemann / diese Zeilen sollen Dir gar nichts Neues bringen, denn das sagt Dir B e n e d i c t alles mündlich, durch den Du sie erhältst. Sie sollen Dich nur grüßen, sollen Dich bitten nach Deutschland zu kommen, und mir wo möglich ein Lebens- und Freundschaftszeichen von Dir auswirken. Du schweigst auch gar zu tief, seit ich von Blackwall absegelte... Ich habe noch so viele Kleinigkeiten des Zusammenlebens, die ich nur eine halbe Stunde vor der Abreise zu fragen vergaß – die ich nun vielleicht gar nicht erfahren soll – daß es mir ordentlich unheimlich ist, wie scharf da die Gränze zwischen Gegenwart u. Abwesenheit auch bei den nächsten Freunden bleibt... Hier sitzen eben Cecile, ihre Mutter u. Mr. Sartoris am runden Theetisch, während ich diese Zeilen schreibe. Er ist ein guter Fußgänger, u. wir laufen täglich durch die Felder u. Wiesen über die Hügel durch die Dörfer. Dabei läßt er sich unsre schlechten Wassersuppen u. dicken Klöße schmecken, die Kinder nennen ihn ‘Herr Schwarzwald’ er streitet sich mit dem Eseltreiber über den Sattelgurt von Ceciles Esel... croquirt Benedict Abends während wir Schach spielen, und wenn wir dann zusammen auf dem Dorf Caffee trinken, oder unter den Bäumen liegen, oder Brombeeren suchen, so kommt mir die Erinnerung an Chapel Street, Lord Ossulstone und die dortigen Gesellschaften ganz seltsam vor... E i n e M e n g e O r g e l s t ü c k e hab ich componirt, die ich nächstens an Coventry schicken will, und in denen ich, wie ich glaube, das Instrument anders und besser behandelt habe, als bisher. Auch einen neuen Psalm habe ich angefangen, allerlei L i e d e r componirt, u. an den E l i a s aufs neue sehr ernstlich gedacht. Am Ende greife ich ihn doch nun nächstens an. Den September über bleiben wir wohl noch hier... Dann hoffe ich für Cecile u. die Kinder ein passendes Quartier in Francfurt zu finden, u. gegen Ende September nach Berlin allein zu reisen, um mich auf möglichst freundliche Weise aus den dortigen Verhältnissen herauszurukeln...“ Nach seinem Regierungsantritt 1840 hatte König Friedrich Wilhelm IV. Mendelssohn nach Berlin gelockt mit der Aussicht, eine entscheidende Rolle bei der Reorganisation des Berliner Musiklebens einzunehmen, doch die damit geweckten Erwartungen des Komponisten wurden stets aufs Neue enttäuscht. – Mit dem Oratorium „Elias“ befasste sich Mendelssohn seit 1838; die Uraufführung fand am 26.VIII.1846 in Birmingham statt. 540 — E. Adressblatt. Poststempel: Leipzig 27.XII. o. J. 1 S. quer-8o. Etwas braunfleckig; gefaltet.(300.—) „An Fräulein / Fräulein Josephine Lang / Kön. Bayersche Hofsängerin / in / München / Maximiliansplatz no. 3“, „per Fahrpost“. Die Sängerin und Liedkomponistin Josephine Lang (1815 – 1880) hatte Mendelssohn in München im Haus ihres Paten, des Malers Joseph Stieler, kennengelernt. Beeindruckt vom Vortrag ihrer Lieder gab ihr einige Stunden in Kontrapunkt und Generalbass. 286 IV. MUSIK 541 — HENSEL, Fanny, seine Schwester; Komponistin, Ehefrau des Malers Wilhelm H., 1805 – 1847. Schlussbogen eines e. Schriftstückes m. U. „FH“. O. O. u. D. 13⁄4 S. kl.-8o. Etwas beschnitten.(350.—) Ratschläge für eine I t a l i e n r e i s e . „... Von Genua ist auf jeden Fall der Weg zu Lande rathsam, die schönste Straße in ganz Italien, Carrara als Abstecher. In la Spezia müssen Sie sich womöglich einen Tag aufhalten, um Lerici (Lord Byrons Landhaus) u. Porto Venere zu besuchen... In Neapel haben wir in der Villa di Roma gewohnt, unstreitig die schönste Lage in der ganzen Stadt...“ 542 — MENDELSSOHN BARTHOLDY, Karl, sein ältester Sohn; Historiker, 1838 – 1897. E. Br. m. U. (Freiburg i.Br., Anfang August 1870.) 3 S. gr.-4o. Mit Trauerrand. (350.—) Nach dem Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges (am 19. Juli) an die „Einquartirungs-Kommißion dahier“, bei der er sich über die Einquartierung von je zwei Soldaten in seiner und seiner Schwiegermutter Wohnung beschwert. „... Zunächst habe ich zu bemerken, daß in dieser Zeit gewiß jeder Einzelne gern Opfer bringen wird, daß aber bei allgemeinen Lasten nach dem Grundsatz: Suum Cuique, das heißt nach den Kräften und Verhältnißen der Einzelnen verfahren werden sollte; daß es mithin als unbillig erscheint, für mich als einen vom Badischen Staat mit 1 000 Gulden angestellten Beamten und Einzelnen Miether zwei Mann Einquartirung zu bestimmen...“ – Trauerrand wegen des Todes seiner ersten Frau Bertha geb. Eissenhardt, die einunzwanzigjährig im Kindbett gestorben war. Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U., Freiburg 18.VI.1869, wohl an einen Antiquar. „... Einige Broschüren über den K. Gfm. besitze ich bereits selber... neue zu acquiriren habe ich natürlich große Lust...“ 543* MENUHIN, Sir Yehudi, 1916 – 1999. Br. m. U. London 3.VI.1959. 1 S. gr.-4o. Linke obere Ecke etwas fleckig. (200.—) An François Schapira in Bukarest, den Sohn einer in Italien lebenden, ihm befreundeten Dame. – Menuhin hatte sich bei der rumänischen Regierung für eine „familiy reunion“ eingesetzt. „... I have had the great pleasure of seeing your mother during these days in Florence and in this joy I have felt somehow guilty knowing that you her son and daughter-in-law are not able to share her in the natural and rightful way which is a child’s and mother’s birth right...“ 544 MERCADANTE, Saverio, 1795 – 1870. E. Br. m. U. Novara 23.IX.1837. 2 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Kleine Randläsuren (Einriss mit Klebefilm repariert), leichter Tintenfraß; etwas fleckig. (300.—) An den Komponisten und Musikverleger Antonio Pacini in Paris, den er um Übersendung von einem halben Dutzend der neuesten Dramen bittet, da er den Auftrag habe, eine Oper zur Wiedereröffnung des (durch ein Feuer im Vorjahr schwer beschädigten) Teatro Fenice zu komponieren. „... Ho bisogno della tua solita compiacenza e tu devi soddisfarmi prontamente pregando pure a mio nome il bravo tuo figlio – Devo comporre per l’Apertura del Teatro grande di Venezia, la Fenice, e vorrei scieglere io l’argomento dell’Opera, perciò dovreste spedirmi al più presto possibile una mezza dozzina de’ Drammi più nuovi, vatiati, interessanti, che non avessero più di quattro parti principali, due Donne, un Tenore, un Basso bravo – Fra questi bramo vi sia ‘Stradella’ del quale ne ho inteso dir molto bene...“ Pacinis Sohn war Emilien P. (1811 – 1898), der zusammen mit Emile Deschamps das Libretto zu der in diesem Jahr uraufgeführten Oper „Stradella“ von Louis Niedermeyer verfasst hatte. 287 IV. MUSIK „meine neue Oper“ 545* MEYERBEER, Giacomo, 1791 – 1864. E. Br. m. U. „Giacomo“. Paris 28.IV.1839. 3 S. 4o. Mit zerteilten Siegeln und Adresse. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse; an den Siegelstellen leicht beschädigt (minimale Buchstabenverluste). (400.—) A n s e i n e M u t t e r Amalie Beer geb. Meyer, zunächst über sein langes Schweigen. „... ich wollte Dich zum Schiedsrichter in einer Sache machen die unsern langen Familienfrieden und Einigkeit aufs bitterste und für immer gebrochen hätte. Der Widerwillen den ich gegen einen solchen wenn vielleicht auch nothwendigen Schritt empfand, hat mich von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Monat zu Monat zögern laßen, bis es sich wie das bei so schlaffen und trägen Naturen gar oft der Fall ist in Temporisiren aufgelöset hat... Ich bin sehr fleißig jetzt und hoffe meine neue Oper wird gut gerathen. Aber seit 14 Tagen leide ich so an Zahnweh daß ich fast verrückt werde. Mit Blanca’s Finger geht es viel besser, aber Guersant“ (der Arzt Louis Benoît G., 1777– 1848) „will doch daß sie Seebäder diesen Sommer nimmt. Wirst Du denn nach Boulogne kommen liebe Nonne?...“ Meyerbeer arbeitete seit 1836 an seiner Oper „Le prophète“. – In Boulogne begegnete er am 20. August des Jahres dem jungen Richard Wa g n e r, für den er sich daraufhin einsetzte – und schlechten Dank dafür erhielt. 546* — E. Br. m. U. Paris 2.X.1859. 2 S. gr.-8o. In der Faltung leicht gebräunt. (400.—) An (den Komponisten und Musikkritiker Wilhelm Speyer, ein Mitglied der Theater-Aktien-Gesellschaft in Frankfurt a. M.), über die deutschen Erstaufführungsrechte an „ D i n o r a h “ , seiner jüngsten Oper. „... Sie haben allerdings Recht zu vermuthen daß ich wünsche daß Stuttgard diejenige Bühne sei welche Dinorah zuerst gebe. Es beruht dieses auf ein Versprechen welches ich schon früher diesem Theater gab. Da Sie mir aber... die Zusage gaben daß das Frankfurter Theater die Oper nicht eher geben wird bis die Aufführung in Stuttgard erfolgt ist, so bin ich gern bereit Ihrem Wunsche gemäß Ihnen die Partitur jetzt gleich verabfolgen zu lassen, u. schreibe noch heute an Hn. Banck (?) ihm diese Autorisation zu ertheilen. Außerdem erhalten Sie von hieraus durch Herrn Brandus 1) die französische Mise en scene 2) die dazugehörige Maquette der Decorationen 3) die Figurini der Costüme so viel davon erschienen sind. Diese Gegenstände sind durch Hrn. Brandus für Ihr Theater gekauft worden. Erlauben Sie mir aber für Sie privatim, verehrter Freund einen Klavierauszug von meinen AutorExemplaren beizufügen, mit der bitte ihn freundlich zu genehmigen...“ Die deutsche Erstaufführung fand am 6. Dezember des Jahres im Coburger Hoftheater statt, anläßlich des Geburtstages von Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg. 547 — E. Br. m. U. (Berlin) „Sonntag“ o. D. 1 S. gr.-8o. Leicht fleckig. (200.—) An eine Freundin („Liebste Jenny“), mit der Übersendung von Konzertkarten. „... Ich habe von Me Wartel“ (die französische Pianistin Thérèse W., 1814 – 1865) „welche heute um 12 Uhr im Saal der Singakademie ein sehr intressantes Concert giebt mehrere billets erhalten. Interessirt es Sie demselben mit Ihren liebenswürdigen Töchtern beizuwohnen, so machen Sie mir das Vergnügen die beifolgenden 3 billets freundlich zu genehmigen...“ 288 IV. MUSIK 548 — E. Br. m. U. Berlin (?) 13.II. o. J. 4 S. gr.-8o. Mit geprägtem Monogramm am Kopf. Schwach fleckig, Tinte leicht durchschlagend. (400.—) Wohl an einen französischen Musikverleger, zunächst detailliert über seine „11 Singstücke“, die er als „11 Morceaux de chants“ herauszugeben wünscht; anschließend über einige Ungereimtheiten. „... Sie fragen mich nach der Stelle welche man mir in der C h a n s o n d e m a î t r e F l o h als indecent bezeichnet hat... hier ist sie noch einmal: voila que sa grosse panse est trouée / et qu’elle fuit /... Ich fürchte es könnte Henri Blaze“ (sein späterer Biograph H. Blaze de Bury) „nicht lieb [sein] seinen Namen mit dem eines anderen Dichter’s zusammen auf dem Titelblatt [zu] sehen. Sie werden Recht thun ihn darum um Erlaubniß zu fragen... Er kann Ihnen für dieses Werk sehr nützlich u. sehr schädlich sein...“ – Unter seiner Unterschrift fügt er an: „Apropos wann geht B e r l i o z nach Deutschland?“ Es folgt auf der vierten Seite eine fast ganzseitige Nachschrift in Französisch: „On m’a écrit que Monsieur F e t i s “ (der belgische Musikwissenschaftler und Komponist François-Joseph F.) „étoit à Paris... rappellez moi à son souvenir, & dites lui que le prospectus de sa philosophie de la musique me fait concevoir la plus haute idée de cet ouvrage... Je desirerois vivement savoir si ce n’est qu’un plan jusqu’à présent ou s’il y a déjà des parties écrites de cette gigantesque entreprise...“ – Ab 1869 gab Fetis seine „Histoire générale de la musique“ heraus. Opus 1 549 MILHAUD, Darius, 1892 – 1974. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf, am Schluss nochmals signiert und datiert „Mai 1910“. 3 S. Hochformat, 16-zeilig. Ränder schwach gebräunt, kleine Einrisse in der Bugfalte. (2.000.—) Das Lied „ P r i è r e p o u r ê t r e s i m p l e “ für Singstimme mit Klavierbegleitung; Nummer 10 aus dem Liederzyklus op. 1 nach Gedichten seines Freundes Francis Jammes, bezeichnet „Lent et simple / (mettez les nuances que votre ame vous indiquera)“. Eine der frühesten Kompositionen Milhauds, die bisher durch unsere Hände gegangen sind. 550 — E. Br. m. U. auf der Rückseite eines eigenh. ausgefüllten und unterschriebenen Bestellformulars („Order Blank to Affiliated Musicians, Inc.“). Paris 20.XI.o. J. 1⁄2 S. gr.-8o. Kleine Klebefilmspuren. (200.—) Milhaud bestellt 11 verschiedene Katalogstücke, darunter „Berlioz. Romeo and Juliet“ und „Krenek. Scenes from the West / Krenek Proprium Missae“, und gratuliert auf der Rückseite einem Mr. Hilb zu seinem Katalog: „... How nice of you to offer some choice of some of your publications to members of the national advisory board. I hope I did not ask too much. I just believe your activity is magnificent...“ 551* MOSCHELES, Ignaz, 1794 – 1870. Eigenh. Musikmanuskript mit Datum „Leipzig 12t April 1850“ und Namenszug am Kopf. 1 S. Querformat, 14-zeilig. Etwas fleckig, kleine Randläsuren; verso Montagereste. (600.—) „Des Kindes Morgengebet“. – Vollständige Komposition für Klavier, die drei letzten von 61 Takten korrigiert (Bleistift, mit Tinte nachgezogen). Am Unterrand eine Widmung seines Sohnes, des Malers und Schriftstellers Felix Moscheles, London 1887. – Auf der Rückseite eine Klavierkomposition von fremder Hand. 289 IV. MUSIK 552 MUSIKER (darunter einige Dirigenten und Sänger). – Über 80 Autographen, meist e. Br. m. U. 20. Jahrhundert. (1.600.—) Vielfach an den Kapellmeister Hermann Kutzschbach in Dresden gerichtet. Darunter Hermann Abendroth (e. Postkarte m. U., Frankfurt a. M. 1942), Eugen d’Albert (Berlin o. D.), Conrad Ansorge (Westend 1903), Wilhelm Backhaus (1908), Alfred von Bary (2, davon 1 e. Kunstpostkarte m. U., Dresden 1902 und 1908), Leo Blech (2 e. Postkarten m. U., Charlottenburg 1921/22), Ernst Bode (München 1917), Enrico Bossi (Dresden 1909), Jan Brandts-Buys (2, Wien 1916 und Mainz 1921), Hans Buff-Giessen (e. Postkarte m. U., Wiesbaden 1901), Fritz Busch (Br. m. U., Baden-Baden 1930), Ferruccio Busoni (Toronto 1910), Paul Büttner (Dresden 1915), Irene von Chavanne, Felix Draeseke (1905), Johannes Driessler (Detmold 1960), Walter Bruno Iltz (2 e. Postkarten m. U., Tegernsee 1912 und Dresden 1919), Pierre Fournier (Genf o. J.), Wilhelm F u r t w ä n g l e r (2, 1 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U., Clarens 1947 und o. O. u. D.), Walter Gieseking (Hannover 1928), Siegmund von Hausegger (2, davon 1 Br. m. U., Hamburg 1913 und 1915), Robert Heger (Br. m. U., Wien 1931, an Furtwängler), Paul Hindemith (Druck mit e. Zusatz, 1960), Ludwig Hoelscher (Tutzing 1985), Joseph Keilberth, Karl Klindworth (Friedenau 1915), Erich Wolfgang Korngold (e. Portraitpostkarte m. U., 1918), Rafael Kubelik (3, 1 sign. Portraitphotographie, 1 e. Widmung m. U. und 1 sign. Programm), Hermann Kutzschbach, Franz Lehár (Br. m. U., London 1912), Rudolf Metzmacher (3), Jean Louis Nicodé (Langebrück 1915), Arthur Nikisch (2, davon 1 e. Postkarte m. U., Leipzig 1905 und 1918), Josef Pembaur (5, davon 3 e. Postkarten m. U., Leipzig und München 1919 bis 1928), Carl Reinecke (Leipzig 1907), Fritz Reiner (2, 1 Postkarte m. U., 1921, und 1 sign. Karikatur), Elisabeth Rethberg (2, 1 e. Br. m. U., Locarno 1960, und 1 sign. Rollenphotographie), Emil Nikolaus von Reznicek (2, davon 1 e. Postkarte m. U., Berlin 1920 und 1926), Hans Rüdiger (Dresden 1908), Emil von Sauer (2, Battle 1903 und Wien 1918), Karl Scheidemantel (2, Dresden 1909 und 1916), Max von Schillings (2 e. Postkarten m. U., Dresden 1906 und Stuttgart 1911), Gustav Schreck (Leipzig 1912), Franz Schreker (2, davon 1 e. Postkarte m. U., Wien 1916 und Charlottenburg 1922), Karlheinz Stockhausen (2, davon 1 e. Musikmanuskript, 1972 und 1976), Wilhelm Stroß (2, Stuttgart 1964 und Rottach-Egern o. D.), Karl Traube (e. Postkarte m. U., Leipzig 1906), Richard Trunk (e. Musikmanuskript, „Auferstehn“) und Hermann Zilcher (Frankfurt a. M. 1907). – Beiliegend ein e. Br. m. U. des Kunsthistorikers Will Grohmann (Berlin 1967). 553 — Über 50 Autographen, meist e. Br. m. U. Überwiegend 20. Jahrhundert. (1.200.—) Darunter Leonard Bernstein (Schriftstück m. U.), Boris Blacher (sign. Portraitphotographie), Leo Blech (2), Max Bruch (2 e. Postkarten m. U.), Teresa Carreño, Pablo Casals, Clifford Curzon (sign. Portraitphotographie), Johann Nepomuk David (sign. Portraitphotographie), Werner Egk (2; davon 1 e. Namenszug), Edwin Fischer, Wilhelm Furtwängler, Robert Heger (2; davon 1 Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Rückseite), É. Jaques-Dalcroze, Oswald Kabasta, Julius Klengel (3 e. Ansichtskarten m. U., davon 1 Portraitphotographie), Raoul von Koczalski (5; davon 4 e. Ansichtskarten m. U.), Ernst Krenek (sign. Portraitphotographie), Eduard Künneke, J.A. Kwast, G.F. Malipiero, Karl Muck (2; davon 1 Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Rückseite), Otto Neitzel (5; davon 2 e. Postkarten u. 1 Br. m. U.), Elly Ney (e. Ansichtskarte m.U), Hans Pfitzner (2; 1 sign. Portraitphotographie u. 1 e. Postkarte m. U.), Max von Schillings (sign. Portraitphotographie mit e. Notenzeile auf der Rückseite), Artur Schnabel (Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf der Rückseite), Carl Schuricht (Br. m. U.), Andres Segovia (e. Namenszug in einem Programmheft), Otto Siegl, Wolfgang Stresemann (2; 1 sign. Portraitphotographie und 1 gedruckte Dankeskarte m. U.), Arturo Toscanini (e. Namenszug unter einem Portrait), Bruno Walter (e. Postkarte m. U.), H. W. von Waltershausen und Felix Weingartner (2 e. Postkarten m. U.) 290 IV. MUSIK 554 — Über 50 Autographen, meist e. musikal. Albumblätter. 20. Jahrhundert. (1.200.—) Eugen d’Albert (Leipzig 1903), Ralph Benatzky (2, Zürich 1952 und o. D.), Boris Blacher (1957), Walter Braunfels (1931), Fritz Busch (1921), Pablo Casals (1937), Emile Jaques-Dalcroze (Genf 1901), Luigi Dallapiccola („aus der Oper ‚Odysseus’ / Erster Akt; Dritte Szene“), Ernst von Dohnányi, Gottfried von Einem (Zürich 1959), Edmund Eysler (1935), Leo Fall (Wien 1910), Gabriel Fauré (Paris 1923), Paul Graener (1922), Heinrich Grünfeld (Berlin 1925), Karl Amadeus Hartmann, Richard Heuberger (Wien 1902), Ludwig Hoelscher (2, 1970 und o. J.), Peter Igelhoff, Emmerich Kálmán (Wien 1924), Karl von Kaskel („Die Bettlerin vom Pont des Arts“), Wilhelm Kienzl (Bayreuth 1924), Fritz Kreisler (1911), Ernst Krenek („aus ‚Jonny spielt auf’“), Franz Lehár, Henri Marteau (Basel 1924), Joseph Marx (Wien 1942), Yehudi Menuhin (1972), Olivier Messiaen, Rudolf Metzmacher, Arthur Nikisch (Leipzig 1911), Carl Orff (1943), Hans Pfitzner (1904), Hans Richter (Bayreuth 1913), Hans Richter-Haaser (1979; dazu ein sign. Programm, 1975), Mstislav Rostropovich (1977), Emil von Sauer (Budapest 1913), Franz Schreker (1922), Otakar Šev čík (e. Musikmanuskript, op. 10 Nr. 4), Philip Sousa (1901), Karlheinz Stockhausen, Robert Stolz (Berlin 1924), Oscar Straus (2, 1907 und 1939), Fritz Steinbach (1907), Franz von Suppé, Siegfried Wagner, Jaromír Weinberger („Polka“), Felix Weingartner (3), Edgar Wollgandt (1919) und Heinrich Zöllner (Freiburg 1932). 555 — 36 Autographen, meist e. Br. m. U. und e. Postkarten m. U. (600.—) Franz Abt (Wiesbaden 1879), Ernest Ansermet (Genf o. J.), Charles Bovy-Lysberg (1913), Cesar Bresgen (e. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf, 1 S. gr.-folio; „Partitur-Seite aus der ‘Elegie für Flöte u. Streichorchester’“), Hans Bronsart von Schellendorff (Hannover 1879), Ignaz Brüll (Wien 1906), Ole Bornemann Bull (e. musikal. Albumblatt m. U., Boston 1844), Willy Burmester (e. Billett m. U.), Pablo Casals (Portraitphotographie mit e. Widmung u. U., Hamburg 1909), Gustave Charpentier (Berlin 1903), Ernest Chausson (Paris 1887), Edouard Colonne (1888), Sir Michael Costa (London 1881), Harald Genzmer (e. musikal. Albumblatt m. U., München 1979), Carl Goldmark (Gmunden 1910), Salomon Jadassohn (Leipzig 1888), Victorien Joncière (1891), Robert Kahn (Berlin 1898), Theodor Kirchner (Würzburg 1874), Julius Klengel (Wien 1899), Karl Klingler (Berlin 1929), Armin Knab (Kitzingen 1947), Erich Wolfgang Korngold (e. musikal. Albumblatt m. U., 1952), Johann Friedrich Kranz (e. Schriftstück m. U., 1799), Frédéric Lamond (Frankfurt a. M. 1897), Charles Lecocq (1881), Charles Lefèbvre (Paris o. J.), Martin Pierre Marsick (Paris 1891), Felix Mottl (München 1909), Karl Muck (Berlin 1898), Josef Schalk (Wien 1893), Ernst Schuch (Dresden 1884), Georg Schumann (Königstein 1900), Alexander Siloti (Leipzig 1892?), Sir Charles V. Stanford (e. musikal. Albumblatt m. U., 1898) und Siegfried Wagner (sign. Portrait-Druck). – Beiliegend 3 Autographen: der Librettist Henri Cain (e. Br. m. U., o. D.), der Tenor Gustave Hippolyte Roger (e. musikal. Albumblatt m. U., Leipzig 1853) und der Musikschriftsteller Wilhelm Tappert (e. Postkarte m. U., Berlin 1902). 556 — Über 35 Autographen, meist e. Br. m. U. Vorwiegend 19. Jahrhundert. (600.—) Darunter Franz Abt (2), Julius Benedict, Jenny Bürde-Ney, Alfred Cellier, Franz Xaver Chwatal, Albert Dietrich, Alfred Grünfeld, Charles Hallé, Eugen Hildach (2), Gustav Holst, Friedrich Kalkbrenner (2), Gabriele Krauss, Mary Krebs-Brenning, Eduard Kremser, Vinzenz Lachner, Theodor Leschetizky, Richard Lewy, Karl Millöcker, Adolf Mohr, Siegfried Ochs (2), Heinrich Porges (3), Hans Richter (Portraitphotographie mit e. Widmung u. U.; schöne Aufnahme in Sommeranzug mit Spazierstock und Einkaufsbeutel), Moriz Rosenthal (2; davon 1 Portraitphotographie mit e. Widmung u. U.), Julius Schulhoff, 291 IV. MUSIK (Musiker) Fritz Steinbach (3), Eduard Strauß (3; davon 1 Portraitphotographie mit rückseitigem e. Namenszug), Felix Weingartner (e. Namenszug) und August Wilhelmj (sign. Portraitphotographie). Beiliegend eine Liste mit „Gratulantes“ (handschriftlich ausgefüllter Vordruck, 1 S. imp.-folio, mit Schmuckbordüre); meist von Mitgliedern der Wiener Hofkapelle, mit über 50 Namenszügen, darunter die Vize-Kapellmeister Benedict R a n d h a r t i n g e r und Gottfried von P r e y e r, Joseph Mayseder als „Director der k.k. Hofmusikkapelle“ und Josef Frühwald „mit den k. k. Hofsängerknaben“, als Letzter unterschreibt ein Mathias Daniel als „k. k. Hof-Instrumentendiener“. Ferner beiliegend zwei 2 e. Br. m. U. des Librettisten Viktor Léon. 557 — 26 Autographen, vielfach e. musikal. Albumblätter. 19. Jahrhundert. (300.—) Hugo Becker (2, davon 1 e. Postkarte m. U., Frankfurt a. M. 1889 und o. D.), Max B r u c h (e. Postkarte m. U., Breslau 1889, an Siegfried Ochs), Felix Draeseke (1883), Robert Franz (e. Postkarte m. U., Halle 1879), Niels Wilhelm Gade (Birmingham 1876), Karl Goldmark (e. Postkarte m. U., 1890), Charles Gounod (e. Musikmanuskript, 1 S. quer-gr.-4o), Amalie (2 e. Br. m. U., 1870 und o. D., dazu ein Portrait) und Joseph Joachim (2, davon 1 e. Br. m. U., London 1872 und o. O. u.J.), Julius Klengel (Leipzig 1888), Charles Lamoureux (London 1899), Lilli Lehmann (6; 2 e. Br. m. U. und 4 e. Postkarten m. U., Grunewald 1897 bis 1906), Heinrich Marschner (e. Musikmanuskript, Fragment), Carl Millöcker (Karlsbad 1885), Carl Reinecke (e. Br. m. U., Leipzig 1892), Carl Gottlieb Reißiger (2, 1 e. Musikmanuskript und 1 e. Br. m. U., Dresden 1859) und Ernst von Schuch (e. Br. m. U., Semmering o. J.). 558 — 19 Autographen, meist e. Br. m. U. (300.—) Darunter Fritz Bunge (Br. m. U., Mannheim 1976), Pablo Casals (Prades 1955), Ferdinand Conrad (Lübeck 1947), Emily Dyason (3, Melbourne 1913 und o. D.), Werner Egk (gedr. Danksagung m. U., Inning 1976), Manuel Garcia (1837), Carl Halir (Postkarte m. U., Goslar 1900), Friedrich von Hausegger (Br. m. U., Graz 1886), Julius Heller (1874), Herbert Kupferberg (Br. m. U., 1978), Béla Laszky (o. O. u. D.), Gisela May (Br. m. U., Berlin 1971), Eduard Melkus (Br. m. U., Wien 1975) und Hans von Zois (Graz 1885). – Beiliegend 7 Autographen der Schauspieler Franziska Ellmenreich (Bremen 1924), Johanna Franul von Weißenthurn (e. Gedicht m. U., Wien 1820), Wilhelm Knaack (4, Wien 1884 bis 1887) und Hugo Thiemig (Wien 1906). 559 — 15 Autographen. Leicht gebräunt, teilweise etwas stärker (feucht-)fleckig. (600.—) Darunter Béla Bartók (e. Br. m. U., Budapest 1929), Leo Blech (e. Billett m. U. auf einer gedruckten Visitenkarte, Charlottenburg 1934?), Max Bruch (Friedenau 1899), Luigi Cherubini (e. Billett m. U., o. O. u. D.), Charles Gounod (2; 1 e. Notenzitat m. U., und 1 e. Br. m. U., Venedig 1862), Eduard Grell (e. Br. m. U., Berlin 1879), Jacques Frommental Halévy (2 e. Br. m. U., o. O. u. D.), Franz Léhar (e. Billett m. U., o. O. 1927, mit 2 Umschlägen), Ruggero Leoncavallo (e. Br. m. U., o. O. u.J.), Giacomo Puccini (signierte Portraitphotographie, am Flügel), Richard Strauss (e. Namenszug, o. O. 1933), Ambroise Thomas (e. Br. m. U., o. O. 1896) und Henri Vieuxtemps (e. musikal. Albumblatt m. U., Wien 1859). Beiliegend 4 Autographen des Aachener Domkapellmeisters Theodor Bernhard R e h m a n n , darunter 2 e. Musikmanuskripte mit Namenszug am Kopf (1 S. Hochformat, 12zeilig, bzw. 2 S. großes Hochformat, 26zeilig, unfrisch); das größere bezeichnet „Morgengesang“. 292 IV. MUSIK 560 — 11 musikalische Albumblätter m. U. (800.—) Darunter Alfredo Casella (Wien 1920, Bleistift), Bernhard Cossmann (Weimar 1859, 1 S. Hochformat 10zeilig: „Fragment aus einer Tarantella für Cello“), Gottfried v. Einem (Taormina 1971), Arthur Friedheim (Leipzig 1896), Friedrich Gernsheim (Frankfurt a. M. 1888), Joseph Haas (o. O. 1959; auf der Rückseite einer Portraitpostkarte), Joseph Helmesberger (Wien 1888), Karl Höller (München 1953; „Aus ‘Drei kleine Sonaten’“), Ludger Maria Maxsein (o. O. 1955) und Moritz Moszkowski (o. O. u. D.). Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt mit Widmung u. U. (Frankfurt a. M. 1928) des schweizer Schriftstellers und Dramaturgen Bernhard Diebold. 561 NEY, Elly, verh. van Hoogstraten, Pianistin, 1882 – 1968. E. musikal. Albumblatt m. U. „z.Z. Frankreich, Wehrmachtstournée“ o. D. 1 S. quer-8o, auf der Rückseite einer Kunstpostkarte. Knickfalten an zwei Ecken. (120.—) Sieben Takte des Liedes „Das Veilchen“ von Wolfgang Amadeus Mozart. – Daneben das Gedicht „An Mozart“ (8 Zeilen) von Josef Weinheber. 562 NIEMANN, Walter, 1876 – 1953. 7 e. Br. m. U. („Walter Niemann“ und „Goldhase“). Diesdorf, Gernrode und Leipzig 24.III.1944 bis 26.III.1951. 12 S. folio bis quer-8o (Briefkarten). Zum Teil kleine Einrisse und leicht gebräunt. Mit 2 Umschlägen und 1 Adresse. – Dazu 72 e. Ansichts-(Post)karten m. U., Leipzig, München und a.O. 2.VIII.1934 bis 20.VIII.1952. (600.—) Freundschaftliche Briefe an die Pianistin Aenne Sandkuhl und deren Mann, den Volkswirt Carl S. in Leipzig bzw. Taucha, denen er über sein künstlerisches Schaffen berichtet. Diesdorf (Altmark) 24.III.1944. „... Du kriegst das erste Lebenszeichen! Die Reise verlief gut – immer Sitzplatz –, nur durch das Umsteigen in Stendal, wo der Berlin-Wilhelmshavener DZug infolge Maschinenschaden mit 1 1/4 Std. Verspätung einlief, sodaß ich in Salzwedel... von... Fliegeralarm empfangen wurde... Hier setzte dann die friedensmäßige 1a-Verpflegung mit Kaffee und selbstgebackener Stachelbeertorte sofort ein. Ich lebe schon nach 2 Tagen auf. Ausser dem leisen Brummen der allabendlich überfliegenden Störflugzeuge und der strengen (!) Verdunkelung ist hier vom Bombenkrieg nichts zu hören und zu sehen. Man zieht sich aus und geht im Nachthemd (!!) zu Bett. Abends wird musiziert. Sonst mache ich einfache Spaziergänge... – und überdenke meine dunkle Zukunft...“ Leipzig 16.III.1949. „... Die Berliner Expedition ging mit nur leichten Havarien an meinem M/S ‘Piano’ von statten. Züge normal bis schwach besetzt, zurück D im ungeheizten, unbeleuchteten Leipziger Wagen mit Gratis-Feuerwerk an den Fenstern (Brikettfeuerung der Maschine). Dauer 4 (früher 21⁄2) Stunden. Nacht... völlig schlaflos: eiskaltes Zimmer, alle halben Stunden schlagende Schwarzwälderuhr, alle 5 – 10 Min. ein donnerndes Luftbrücken-Flugzeug. Am andern Morgen zu Fuß und mit Stadtbahn bei – 10o zum Paketamt Alt-Moabit (Care-Auslieferung)... Also kein Vergnügen. Absenderin: eine junge Klavierstudentin an einem Frauen-College in Chicago... (Niemann-Spielerin)...“ Leipzig 11.X.1950, einen Tag nach seinem Geburtstag. „... Nach unruhigen Wochen... heute der erste ‘Häusliche Tag’: Aufnahmen im Sender Leipzig, Mitwirkung in einer Ratsmusik (Spitzweg-Suite), großer Erfolg, 2 Hervorrufe)... Am Geburtstag Sendungen in Leipzig...“ Leipzig 12. XI.1950. „... Die Sache mit Dr. Hans Gerig, Musik- u. Bühnenverlag, Köln... Er beklagt sich über den schlechten Absatz meiner beiden, bei ihm verlegten Klavierstücke ‘Valse-Impromptu’ op. 183 und ‘Waldweben’ op. 184. G i e s e k i n g war ganz begeistert vom ‘Waldweben’; auch die Pianisten im Hamburger Sender...“ 293 IV. MUSIK (Walter Niemann) Leipzig 26.III.1951. „... Um die französischen ‘Bunten Lampions’-Übersetzungen hat sich ein ganzes kleines Dramolet aufgetan. Gerig ließ eine Übersetzung durch einen Genfer Musikverleger anfertigen... Nebenbei war er mit der Deinigen ‘nicht ganz einverstanden’. O diese Verleger!! – Neueste Leipzig-Sensation: Umgestaltung der Wüste ‘Karl-Marx-(Augustus-)Platz’. Das Opernhaus wird auf seinem alten Platz nicht wieder erstehen..., sondern kommt an die Stelle des mit dem Mendebrunnen abzubrechenden Bilder-Museums!! Dadurch soll sich der ganze Platz um etwa 30 m. nach Norden verschieben, da man auf dem Schwanenteich-Revier ein Hochhaus (Kulturhaus) errichten will...“ Beiliegend 4 Photographien Niemanns, darunter eine mit Aenne Sandkuhl, 1944. 563 NOVÁK, Vítězslav, 1870 – 1949. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 1937. 1⁄2 S. kl.-4o. Auf Bütten. Mit Kopfgoldschnitt. (350.—) Eintaktiges Notenzitat. – S e h r s e l t e n . Beiliegend ein Albumblatt von Eugen d’Albert (Namenszug und Datum, Prag 1913). 564* OFFENBACH, Jacques, 1819 – 1880. Eigenh. Musikmanuskript mit e. Namenszug „J. Offenbach“ (Bleistift) am Kopf. (1854.) 4 S. Querformat, 14-zeilig. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (2.000.—) „ L u c e t L u c e t t e N o . 6 “ (Bezeichnung am Kopf von fremder Hand). – Instrumentalstimme und zwei Singstimmen, notiert im 6/8 Takt. Der unterlegte Text beginnt: „a table! quel brillant festin... ah quelle joyeuse bombance à table le verre à la main... Tous deux nous ferons connaissance...“ und endet „... De ce gout la – moi je m’etonne chez nous fait jeunes ou viellards Je ne le connais a personne ah si vraiment à nos canards...“ Die einaktige Oper war im Mai 1854 in Paris uraufgeführt worden. 565* — E. Br. m. U. Paris 5.XI.1866. 2 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Schmaler Falzrest.(1.600.—) An (Daniel François A u b e r ), den Direktor des Pariser Konservatoriums, dessen Protektion er eine begabte Handwerkertochter empfiehlt. „... Je vous recommande tout particulièrement un enfant de 10 ans la petite Bailleux – qui appartient à une très honnete famille d’artisans – si vous pouviez lui être utile en la faisant admettre dans la classe de Mlle Roulle, dont elle est eleve deja, vous me feriez... le plus vif plaisir... Voyez donc cela, je ne doute pas, qu’avec votre protection nous parviendrons à la faire admettre au Conservatoire...“ 566* — E. Br. m. U. O. O. 27.IX.1873. 2 S. gr.-8o. Mit Briefkopf des „Théâtre de la Gaité“. An den Rändern minimal gebräunt, Falzrest am linken Rand. (1.200.—) An einen Freund, den er vernachlässigt hatte. „... Mille millle mille mille fois fois fois pardon de ne pas t’avoir repondu plutôt – mais la gaité, la Renaissance, les variétes... du plaisir peu – des ennuis beaucoup sont mes excuses – donc je me plonge à tes 294 IV. MUSIK pieds – tu me pardonne c’est entendu – et enfin je te prie... de venir me voir de 2 à 4 h à la gaité – ou je suis à peu pres tous les jours – j’embrasse ta femme et je te serre tes deux mains...“ Beiliegend 4 e. Billetts m. U. (o. O. 13.II.1867, „lundi“ (2 mal) und „mardi“, 1 S. quer-gr.-8o u. 4 S. kl.8o); die Reservierung einer Loge betreffend (1867), über seine Werke „la fille du Tambour major“ und „Braconniers“ sowie eine Verabredung betreffend. 567 ORFF, Carl, 1895 – 1982. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. auf dem weißen Unterrand sowie eigenh. Zusatz auf der Rückseite. O. O. u. D. Kabinettformat. Aufnahme: Fayer, Wien. (80.—) Brustbild nach rechts. – Die Widmung an „Ernst Hanns Brauer mit besten Grüßen Carl Orff // und Dank für Ihren letzten Brief, den vorhergehenden, von dem Sie schrieben, erhielt ich nie. – Alles Gute für Weihnacht & Neujahr!“ Beiliegend 2 Autographen für Brauer von Pablo Casals (ein Br. m. U., San Juan 1957; das „Festival Casals“ auf Puerto Rico betreffend, und eine sign. Porträtphotographie, San Juan 1967, mit Umschlag) sowie nicht signierte Portraitphotographie von Albert Schweitzer (Lambaréné 1963). 568 PAGANINI, Niccolò, 1782 – 1840. E. musikal. Albumblatt m. U. Paris 21.IV.1838. 1 S. quer-gr.-4o, 12-zeiliges Notenpapier. Leicht fleckig, kleine Einrisse; Faltspuren. (3.000.—) „Introduzione all’aria ‘Se mi abandoni’ per il Sig[no]r Cav[alier]e de Barive“. 18 Takte 6/8 für „Fagotto“ und „Basso Pianoforte“, bezeichnet „Larghetto / Moderato / Presto“. – Mit kleinen Zusätzen in Blei von fremder Hand. Die Widmung ist an den Gendarmerie-Offizier Jean Baptiste Lambert de Barive (1780 – 1872) gerichtet. Sehr selten. 295 IV. MUSIK 569 PFITZNER, Hans, 1869 – 1949. Br. m. U. Unterschondorf 21.XII.1928. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Minimale Randeinrisse, gelocht, Klammerspur. (150.—) An Martha Herting in Hannover. „... Leider führt mich mein Weg in der nächsten Zeit nicht über Hannover. Was den Liederabend anbetrifft im März oder April, so hätte ich zwar fast den ganzen März und auch Anfang April noch frei, gebe Ihnen aber doch keine grossen Hoffnungen. Denn offen gestanden würde ich es nur tun gegen sehr gute Bezahlung... Und auf eine entsprechende Honorierung ist ja in diesen schlechten Zeiten nicht zu rechnen...“ 570* — 2 e. Postkarten m. U. München („Altersheim Ramersdorf“) 27.V.1947 und 5.VI. 1948.(350.—) An den Tiermediziner Ludwig Peter Ehrensberger in Augsburg, dem er für Glückwünsche zum Geburtstag dankt. 1947. „... Ihr Gruß hat mir die alten Zeiten in die Erinnerung gerufen, wenn ich nach Augsburg dirigieren kam, und wir den Tag in der ‘Weiberschule’ beschlossen. Nie hätte ich damals gedacht, daß ich meine Lebenstage in einem Alte-Leut-Heim beschließen müßte! Es wird aber wohl so kommen, denn ich habe alles verloren!...“ 1948. „... Für Ihre freundlichen Geburtstagswünsche habe ich bald Gelegenheit mich persönlich... zu bedanken, u. zw. am 23. Juni, da schickt der Bürgermeister von Augsburg einen Wagen nach München, um das Rabe-Trio nach Augsburg zu fahren, welches dort ein Concert hat...“ 571 PUCCINI, Giacomo, 1858 – 1924. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel. Am Schluß datiert 25.IV.1878 und signiert. Titelblatt und 28 S. Querformat, 20-zeilig. Stellenweise etwas fleckig, unbedeutende Randläsuren. Geheftet. Blauer Umschlag (Rücken und Ecken leicht lädiert) mit eigenh. Titelschildchen. (20.000.—) „M o t t e t t o P e r S [ a n ] P a o l i n o / di Giacomo Puccini“ für Bariton-Solo, vierstimmigen gemischten Chor und großes Orchester, op. SC 2. – Ein Hymnus auf den Patron seiner Heimatstadt Lucca, mit dem Gesangstext „Plaudite populi lucensi antistiti fidelium undique resonet vox...“ Vollständige Niederschrift der ersten aufgeführten Komposition Puccinis, die während seiner Schulzeit im Istituto Pacini in Lucca entstand. Das Datum der Uraufführung ist ungewiß; „wahrscheinlich unmittelbar nach der Fertigstellung Ende April oder Anfang Mai 1878. Sicher ist, daß diese Motette zusammen mit einem gerade fertig gewordenen neuen Credo für vierstimmigen Chor am Morgen des 12. Juli 1878, dem Namensfest des heiligen Paolino, in der ihm geweihten Kirche wenige Schritte von Puccinis Geburtshaus aufgeführt wird und viel Beifall findet – auch protektionistischen Beifall: im Lokalblatt ‘Il Moccolino’ schreibt der Onkel Nicolao Cerù: ‘Auch die jungen Katzen fangen Mäuse’ – soll heißen: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm (der musikalisch erfolgreichen Vorfahren)“ (Dieter Schickling in seiner Puccini-Biographie). Vollständige Musikmanuskripte Puccinis sind im Handel v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . 296 IV. MUSIK Nr. 571 Giacomo Puccini 297 IV. MUSIK (Puccini) 572* — E. Br. m. U. Mailand 9.II.1906. 1 S. gr.-4o. Auf einem Rechnungsformular des Photographen Adolfo Ermini. Leicht gebräunt, kleine Randläsuren. (350.—) An seinen Freund Carlo Clausetti, den Leiter der Ricordi-Filiale in Neapel, mit Aufträgen und Andeutungen über eine geplante Zusammenkunft mit „Ihm“, nämlich d ’ A n n u n z i o , mit dem er damals in Florenz über einen neuen Opernstoff sprach. „... Questo ritratto deve esser dato al... Grocco per Regina...“ (Gemeint ist das „Stabilmento Regina“ im Badeort Montecatini Terme, in dem der Arzt Pietro Grocco die medizinische Aufsicht hatte.) „… non ho ancora ricevuto pacco Farneti!!“ (die Sängerin Maria F., die Anfang des Jahres in Neapel in mehreren „Butterfly“-Aufführungen gesungen hatte) „che forse fu spedito a Torre? Parto per Firenze per abboccamento con Lui cui parlò T[ito] e pare che le cose si mette bene – ma prima desidera sentire mie idee etc. – dopo colloquio ti informerò“. 573 RAFF, Joachim, 1822 – 1882. E. Br. m. U. Wiesbaden 14.III.1861(?). 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, schwach knittrig. (120.—) Wohl an einen Kollegen in Salzburg, auf dessen Notenmanuskript er wartete. „Sagen Sie es offen: Sie haben mich vergessen. Aber ist es schön? ist es christlich? ist es salzburgisch? Mit Nichten. Also setzen Sie sich hübsch hin und setzen Sie mit Ihrer allvermögenden Hand einige feinige, einige Zeilen in Musik, die der stabat mater-Arie substituirt werden können. Alles ist schon lang beim Stecher. Wir warten nur noch auf Sie. Und da unser aller Augen auf Sie harren, so lassen Sie uns nicht zu Schanden werden...“ 574 RAVEL, Maurice, 1875 – 1937. E. Br. m. U. St.-Jean-de-Luz 30.VI.1914. 23⁄4 S. kl.-4o. (400.—) Nach einer alten Zuschreibung an die Sängerin Jeanne Beaunier geb. Raunay-Dumény, Ehefrau des Journalisten André B., deren Einladung ihn nicht mehr in Paris erreicht hatte. „Chère Madame, / Votre aimable invitation, datée du 1er Mai, m’a suivi à Lyon, à Genève, puis à St Jeande-Luz, où elle m’attendait depuis quelque temps. Je l’ai trouvée en arrivant. Je ne comprends absolument rien à cette randonnée, car le 1er Mai, j’etais entré à Paris, et viens vous supplier d’excuser ce silence involontaire. Je ne dois pas rentrer avant le fin d’Octobre. A ce moment, si vous me le permettez, j’irai vous présenter mes excuses de vive-voix...“ 575 REGER, Max, 1873 – 1916. Eigenh. Musikmanuskript m. U. und Namenszug unter dem Titel. München 27.IX.1902. 4 S. großes Hochformat, 12zeilig, ca. 35 × 27,5 cm. Schwarze und rote Tinte. Kleine Faltenrisse hinterlegt, leicht gebräunt und fleckig. Bibliophiler roter Lederband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung in marmoriertem Pappschuber. (4.000.—) „B u r l e s k e / (E-dur)“ für „das Pianoforte zu 2 Händen“, op. 58 Nr. 6, bezeichnet „So lebhaft und übermüthig als nur möglich“. – Stichvorlage mit den für Reger typischen Vortragszeichen und Unterstreichungen in roter Tinte. Im Reger-Werkverzeichnis (Band 1, 2010, S. 253) ist dies Autograph nicht erwähnt. Es diente als Stichvorlage für eine Ausgabe bei Barthold Senff mit der Verlagsnummer 2491 (Notiz auf S. 1, nicht identisch mit der Verlagsnummer der Erstausgabe von 1902).– Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. 298 IV. MUSIK Nr. 577 Max Reger 299 IV. MUSIK (Reger) 576 — 2 eigenh. Musikmanuskripte mit Namenszug am Kopf. 6 S. großes Hochformat, 12zeilig, ca. 35 × 27,5 cm. Schwarze und rote Tinte. Leicht gebräunt und fleckig, teilweise kleine Einrisse. Bibliophiler blauer Lederband mit Rücken- und Deckelvergoldung in marmoriertem Pappschuber. (6.000.—) I) Das 1903 komponierte Volkslied „Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei“ für „Gesang“ und „Pianoforte“, op. 75 Nr. 12, bezeichnet „Ziemlich lebhaft u. sehr anmuthig. (nie zu langsam!)“, mit dem unterlegtem Text „Mein Vater hat gesagt, ich soll das Kindlein wiegen, er will mir auf den Abend drei Gaggeleier sieden...“ (aus „Des Knaben Wunderhorn“). II) Das 1909 komponierte Lied „Heimat“ für „Gesang“ („Für mittlere Stimme“) und „Pianoforte“, op. 76, Band 4, Nr. 37, nach dem Gedicht von Gustav Falke; bezeichnet „Sostenuto“, mit dem unterlegten Text „Ich habe lieb die helle Sonne und ihren Schein, der Tag ist mein Geselle, und treu will ich ihm und treu will ich ihm sein...“ – Am Kopf die Widmung an seine Frau: „Meiner geliebten Elsa“. – Am Unterrand der Vermerk: „Für hohe Stimme in G dur stechen! / Für tiefe Stimme in B dur stechen!“ Stichvorlagen mit den für Reger typischen Vortragszeichen und Unterstreichungen in roter Tinte. – Zu beiden Liedern ist im Reger-Werkverzeichnis (Band 1, 2010, S. 370 bzw. 409) zum Autograph „Verbleib unbekannt“ notiert; letzter Nachweis: Antiquariat Heck, Wien 1931 (Katalog 54 S. 36). Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. 577 — Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. 44 S. großes Hochformat, 16-zeilig. Die erste und letzte Seite geringfügig angeschmutzt, sonst sehr gut erhalten. (20.000.—) „Variationen und Fuge für 2 Pianoforte zu 4 Händen über ein Thema von W. A . M o z a r t . / Max Reger / op 132a“. – Saubere Reinschrift (Stichvorlage) mit den für Reger typischen Vortragsbezeichnungen in roter Tinte. Am Kopf der Vermerk „Herrn Justizrath Dr Schumacher zugeeignet“, am Unterrand „Aufführungsrecht vorbehalten“. Der Variationszyklus über das Andante-Thema aus Mozarts berühmter Klaviersonate A-Dur (KV 331) entstand im Sommer 1914 und stellt Regers beliebteste Orchester-Komposition dar. Bereits im Herbst 1914 fertigte er die Fassung für zwei Klaviere an, in der er die achte Variation, die er für eine KlavierFassung nicht für geeignet hielt, durch eine neue Komposition ersetzte. Er sagte von der Fassung für zwei Klaviere, „diese Bearbeitung [ist] keine im gewöhnlichen Sinne“ (Brief vom 22.10.1914), sondern betrachtete sie „durchaus [als eine] Neuschöpfung“. Die Uraufführung fand in Weimar am 20.9.1915 statt, mit Reger und Hermann Keller. Die Widmung an Joseph Schumacher (1848 – 1927) war ein Dankeszeichen an den Juristen, der sich seit 1907 in Bonn stark für Reger eingesetzt hatte. Die Komposition erschien 1915 bei Simrock (Verlagsnummer 13697). Erwähnt im Reger-Werkverzeichnis, Band 1 (2010), S. 764 ff. Siehe die Abbildung auf Seite 299. 578 — E. Br. m. U. und 4 Notenzitaten im Text. Leipzig, „Kaiser Wilhelmstraße 68“ 28.IX.1910. 4 S. gr.-8o. Kleine Faltenrisse. Mit frankiertem Umschlag. (400.—) An Siegfried O c h s mit der Zusage, der Aufführung seines Werkes „Der 100. Psalm“ (op. 106) am 16. November in Berlin beizuwohnen. „... Wir kommen natürlich zum 16. Nov., bitte um 2 Karten. Früher als 16. Nov. kann ich nicht kommen, da ich hier dienstlich u. im Gewandhause zu thun habe. 300 IV. MUSIK Wünsche hab’ ich nicht, da ich den Psalm ausgezeichnet bei Ihnen aufgehoben weiß. Nachfolgend noch 2 entsetzliche Stichfehler: Seite 90 der Partitur im 2. Takt nach Zahl 26 muß Fagott 1 + 2 so heißen: [es folgt ein Notenzitat]... Den Schluß (Seite 100, 101) denke ich mir riesig breit; das ‘Orchesterblech’ mit aller Wucht den Chor unterstützend, damit die Choraltrompeten u Choralposaunen nicht die Chorpolyphonie umbringen; überhaupt Seite 100 + 101 ‘loslegen’ in allen Instrumenten u. Kehlen…“ 579 — E. Postkarte m. U. Poststempel: Dortmund 3.II.1913. Gelocht, leicht gebräunt. (250.—) An den Konzertagenten Gutmann in Berlin, „Am Carlsbad 33“. „... Meine Depesche werden Sie erhalten haben; Ihren Eilbrief habe ich erhalten; aber es ist total unmöglich für 1600 M pro Concert zu spielen... dafür geht es wirklich nicht, da wir damit unsere Unkosten nicht decken. Ich bitte Sie, alles daran zu setzen, daß wir 4 000 M für die 2 Concerte erhalten...“ 580 — E. Br. m. U. Meiningen 4.XII.1914. 1 S. gr.-4o. Mit Umschlag. (400.—) An Louise Schulhoff, die Mutter des Prager Pianisten und Komponisten Erwin S c h u l h o f f 1894 – 1942), die sich Unterricht für ihren Sohn erbeten hatte. „... Als ich vor 2 Tagen nach Hause kam u. meinen Concertkalender einsah, bemerkte ich zu meinem Schrecken, daß ich von jetzt ab bis April so viel Concerte habe, so daß ich fast nie in Meiningen bin! Ich kann daher – sozusagen ein Vierteljahr immer auf der Eisenbahn liegend – Ihrem Herrn Sohn leider keinen Unterricht ertheilen! Es hat deshalb auch keinen Zweck, daß Ihr Herr Sohn mir seine Kompositionen vorlegt. Wenn übrigens... ein so ausgezeichneter Musiker wie Herr F r i e d b e r g “ (Carl F. hatte Schulhoff 1911 in Köln unterrichtet) „die Werke Ihres Sohnes so sehr hervorragend findet, so hat es schließlich doch gar keinen Zweck mehr, daß er bei mir noch irgend etwas ‘lernen’ will...“ Reger, der Erwin Schulhoff bereits 1907– 1910 in Komposition unterrichtet hatte, hatte wohl nicht bemerkt, daß es sich um seinen ehemaligen Schüler handelte. Schulhoff, zu seinen Lebzeiten der bekannteste tschechische Komponist, starb 1942 in einem bayerischen Konzentrationslager an Typhus. 581* REINECKE, Carl, 1824 – 1910. E. Postkarte m. U. (Leipzig) 23.IV.1877. Leicht gebräunt.(120.—) An „Herrn Hofkapellmeister Louis S c h l ö s s e r in Darmstadt“. „... Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank dafür, daß Sie die große Aufmerksamkeit u. Liebenswürdigkeit hatten, mir den Erfolg meiner beiden Lieder anzuzeigen. Und daß dieselben speciell auch Ihnen Freude gemacht haben macht mir ganz besonders Vergnügen...“ 301 IV. MUSIK Ein Walzer von Franz Liszt 582Ω (REISET, Gustave Armand Henri Graf von, französischer Diplomat und Musikliebhaber, 1821 – 1905.) Musikalisches Album mit Eintragungen von G o u n o d und L i s z t . 21 (+ 23 leere) S. quer-8o, neunzeiliges Notenpapier. Grüner Lederband der Zeit (etwas berieben) mit 2 handschriftlichem Rückenschildchen „1839 /1861-63“ und „Litz / Gounod“. In modernem Leinenschuber. Die Blätter leicht gebräunt, 2 kleine Löcher; Bindung gelockert, vorderes Vorsatzblatt fehlt. (2.000.—) L i s z t hat sich mit einer vollständigen Komposition eingetragen: Introduktion Es-Dur und „Walse dolce“ E-Dur für Klavier, 51⁄4 S. Am Kopf die Widmung „A Mr Jaques [sic!] Reiset / son ami F. Liszt“, am Schluss ist eine Portraitphotographie Liszts aus seinen mittleren Jahren (in Abbé-Tracht) montiert. – Die Komposition ist in der Neuen Liszt-Ausgabe (Kassel, Budapest 1970 ff.) n i c h t e n t h a l t e n . Von G o u n o d stammen 2 Eintragungen: 1) Zitat aus „Faust. (3me Acte)“; 12 Takte für Gesang aus der Kavatine des Siebel zu den Worten „Faiteslui mes aveux, portez mes voeux...“ Am Schluss die Widmung „à mon Excellent hôte et ami le Comte Gustave de Reiset: Ministre de France / Darmstadt 17 Fév. 61 / 2de représentation de Faust en allemagne / Ch. Gounod“. – Das großherzogliche Hoftheater Darmstadt hatte im Februar 1861 als erste deutsche Bühne Gounods „Faust“ aufgeführt. Die zitierte Kavatine („Blümlein traut, sprecht für mich...“) zählte bald zu den beliebtesten Stücken der Oper. 2) Zitat aus „La Reine de Saba“; 41⁄2 Takte für Gesang und Klavier aus dem „Choeur dialogué (2. Akt, Nr. 5: Ensemble der Jüdinnen und der Königin zu den Worten „Que Dieu vous accompagne, ô filles Sabéniennes...“). – Geschrieben anlässlich der ersten deutschen Aufführung in Darmstadt am 25.I.1863. Das Album enthält ferner fünf kleine Kompositionen von Reiset selbst sowie drei weitere musikalische Eintragungen. Gustave de Reiset war französischer Gesandter in Darmstadt (1859 – 1863) und Hannover (1863 – 1866); er schrieb Opern, von denen zwei in Darmstadt aufgeführt wurden („La meunière de Marly“, 1863, und „Donna Maria, Infantin von Spanien“, 1866). Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 351). 583 RESPIGHI, Ottorino, 1879 – 1936. Eigenh. Musikmanuskript. (1919/1920.) 4 S. Hochformat, 16-zeilig. Pag. „3“ bis „6“. Bleistift. (600.—) „ A s t u z i e f e m [ m i n i l i ] “ . – Kompositionsskizze zu der Bearbeitung der Oper von Domenico Cimarosa (1749-1801). Notation auf drei bis vier Systemen (Gesang und Klavier), nicht vollständig ausgeführt, mit den Rollenbezeichnungen „Ub.“ und „Serp.“, die nicht mit der Vorlage und dem Druck der Bearbeitung übereinstimmen. Beginn des Textes: „Olà dove si sta“. Die Beziehung zur Vorlage und die Bedeutung der Skizze im Bearbeitungsprozess Respighis sind unklar. Die Bearbeitung entstand um die Jahreswende 1919/1920 und wurde von Diaghilev mit seinen „Ballets Russes“ am 24. Mai 1920 in Paris uraufgeführt (Potito Pedarra: Catalogo delle Composizioni di O. R., 1985, Nr. P 126.) Der Klavierauszug erschien erst postum im Druck, 1939 bei Ricordi, mit der Bezeichnung „Melodramma giocoso rielaborato e strumentato da O. R.“ 584 RIETZ, Julius, 1812 – 1877. 3 e. Br. m. U. Dresden 13.XI., 12.XII.1873 und 14.IX.1874. 8 S. gr.-8o bis 8o. Leicht gebräunt, etwas fleckig. (500.—) Als Dresdener Hofkapellmeister an den mit ihm befreundeten Komponisten (Friedrich K i e l ) über die im April 1874 in Berlin geplante Uraufführung von Kiels „ O r a t o r i u m C h r i s t u s “ . 302 IV. MUSIK 13.XI.1873. Wegen geeigneter Sänger für die Uraufführung. „... Ich wünschte bei der Aufführung zugegen sein zu können, aber ein dem Theater Verfallener hat leider keine Aussicht, im Winter sein Territorium verlassen zu können... Herrn Degeles“ (der Bariton Eugen D.) „Stimme... ist... frisch u. kräftig u. überwindet hochgelegene Parthien mit Leichtigkeit, den Gluckschen Orest, Simeon im Joseph, Elias... D.s Vortrag ist sehr gebildet, gediegen u. manifestirt überall den tüchtigen Musiker...“ Erwähnt u. a. den Sänger Hans Köhler, der „eine der schönsten Stimmen, die es je in der Welt gegeben hat“, besitze. 14.IX.1874. Wegen bestellter Musikalien für eine in Dresden geplante Aufführung. „... Durch das heute angekommene Packet sind wir nun aber äußerst getäuscht, da es nur die Klavierauszüge u. die Chorstimmen enthielt... Wenn uns nun nicht der berühmte Komponist des vielgerühmten genannten Oratoriums aus der Patsche hilft und die nöthigen auf anderm Wege nicht zu erlangenden Musikalien, die doch von der Berliner Aufführung noch vorhanden sein werden, freundlichst zu unserer Disposition stellt, so thut mirs leid, dann kann aus dem Oratorium nichts werden u. man ist genöthigt sich Hals über Kopf in d a s t e u t s c h e R e q u i e m von J o h a n n e s B r a h m s zu stürzen...“ 585* ROSSINI, Gioacchino, 1792 – 1868. E. Br. m. U. Bologna 20.XII.1838 (recte wohl: 1837). 1 S. gr.-8o. Mit Adresse. Schwach fleckig. (800.—) An den Komponisten und Musikverleger Antonio Pacini (1778 – 1866) in Paris, dem er den Bologneser Komponisten Giuseppe Pilotti (1784 – 1838) empfiehlt. „... Il maestro Pilotti sarà porgitore di questa mia, a voi lo diriggo e raccomando, egli È buon Compositore, Accompagnatore e Professore di Canto. So... quanto siate cortese con gli artisti per non dubitare vorrete esser utile al mio Protetto...“ Pilotti war – wie Rossini – ein Schüler von Stanislao Mattei und wurde dessen Nachfolger als Kapellmeister an der Basilika San Petronio in Bologna. Rossinis Lieblingsarie 586 — E. musikal. Albumblatt m. U. Paris 19.IX.1843. 1 S. quer-kl.-8o. Etwas fleckig, verso an den oberen Ecken montiert. (2.000.—) Drei Takte für eine Singstimme, bezeichnet „Mod[erat]o“, mit dem unterlegten Text „ m i l a g n e r ò tacendo“. Rossini vertonte diese Arie aus Pietro Metastasios „Siroe“ immer wieder in den verschiedensten Versionen. Sein früher Biograph A. L. Azevedo spricht von annähernd 300 Kantilenen, die Rossini auf diese Verse komponiert habe („Gioacchino Rossini: sa vie et ses oeuvres“, Paris 1864, S. 199). 303 IV. MUSIK (Rossini) 587 — E. Billett m. U. (Florenz) 23.VIII.1848. 2⁄3 S. 4o. Mit Adresse. Etwas fleckig, Oberrand schräg beschnitten. (350.—) An seinen Freund, den Bankier Landa della Ripa in Florenz, in einer Geldangelegenheit. „Dolcissimo Amico / Vi ritorno gli appunti firmati...“ 588 RUBINSTEIN, Anton, 1829 – 1894. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel. Titelblatt und 3 S. großes Hochformat, 16-zeilig. Kleine Faltenrisse hinterlegt, etwas fleckig. Bibliophiler grüner Lederband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung in marmoriertem Pappschuber. (1.200.—) „ Va l s e - c a p r i c e “ für Klavier, Es-Dur, ohne Opuszahl, am Kopf bezeichnet „Vivace“. Stichvorlage für die erste Ausgabe (Leipzig, Bartholf Senff 1870, Platten-Nr. 937). – Zu seiner Zeit sehr populäre Komposition, die in vielen Neudrucken und verschiedenen Arrangements erschien, bis hin zu einer Fassung für großes Orchester. Mit einer Widmung an die Comtesse Louise de Mercy-Argenteau (1837– 1890), die sich stark für russische Komponisten engagierte. Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. „Intriguen in Wien“ 589* — E. Br. m. U. St. Petersburg 31.XII.1862. 2 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen am Kopf.(400.—) An den Dresdener Hofkapellmeister Julius Rietz, dessen Erkrankung die Einstudierung seiner neuesten Oper „ F e r a m o r s “ verzögerte. „... Ich habe sogleich... an den Herrn von Kön[n]eritz geschrieben – selbstverständlich Sie gar nicht in Erwähnung gebracht, nur mein Bedenken ausgesprochen, daß eine tragische Künstlerin die doch Fr. Krebs meines Wissens ist, gut eine naive Rolle ausführen kann. Vom Verschieben der Aufführung habe ich nicht geschrieben da mir sehr viel daran gelegen ist, daß die Oper noch in dieser Saison auf irgend einer Bühne erscheine, wegen der Intriguen in Wien, wegen des Umstandes mit Fel. David und anderer Rüksichten mehr. Außer dem aufrichtigen Bedauern das mir Ihr Zustand einflößt, sehe ich darin noch mein unsägliches Pech das mich überall und bei Allem verfolgt, da, was mich so gefreut hat, daß Sie die Oper einstudieren würden, nunmehr sehr fraglich wird...“ – Kündigt ferner Beiträge zu Rietz’ Autographensammlung an. Die Uraufführung der Oper fand 1863 in Dresden statt. 304 IV. MUSIK 590 SAINT-SAËNS, Camille, 1835 – 1921. E. Br. m. U. Paris 10.X.1894. 4 S. 8o. Kleiner Faltenriß. Mit frankiertem Umschlag. (200.—) An die Schauspielerin Marie von B ü l o w geb. Schanzer in Hamburg wegen der Herausgabe der „Briefe und Schriften“ ihres Mannes Hans von Bülow. „... Je vais écrire immédiatement à Dieppe, où sont mes archives, pour faire rechercher les lettres de votre illustre mari. J’espère qu’elles seront retrouvées; je ne puis en être sur, car après la mort de ma mère, il y a cinq ans, comme j’avais la tête à peu près perdue, j’avais quitté la France en chargeant des parents de mettre mes papiers en ordre et je sais que beaucoup des documents précieux ont été détruits... J’avais peu de lettres de votre mari mais elles étaient fort intéressantes et peut-être trop éloquentes pour moi, car le grand artiste au grand cœur m’honorait d’une bienveillance particulière...“ 591 — E. Br. m. U. O. O. 3.VII.1910. 3 S. kl.-8o.(150.—) An einen Redakteur, der ihn um einen Artikel gebeten hatte. „... La quittance sera réglée. Quant au reste, vous me demandez l’impossible; tout mon temps est pris par le travail de ma nouvelle Déjanire et je n’ai pas le loisir d’écrire des articles. Plus tard, je ne dis pas non et j’aurai bien des choses à raconter...“ Beiliegend seine signierte Photographie (1909). 592Ω SARASATE, Pablo de, 1844 – 1908. E. musikal. Albumblatt mit Namenszug am Kopf sowie Unterschrift auf einer einmontierten Portraitphotographie. Darmstadt 10.XII.1894. 1 S. imp.-4o (47 × 37 cm). Auf Karton gezogen. (2.000.—) Die ersten 31 Takte seiner „ J o t a d e S a n F e r m i n / op. 36“ für Violine und Klavier, mit einer Widmung an den Violinisten Otto Hohlfeld, Hofkonzertmeister in Darmstadt. Die Portraitphotographie: Kniestück, Profil nach links; Aufnahme: J. C. Schaarwächter, Berlin (1890). 305 IV. MUSIK 593Ω SCARLATTI, Alessandro, 1660 – 1725. Eigenh. Musikmanuskript, am Kopf datiert „4 Giug[n]o 1703“ und signiert „Alesso Scarlatti“. 42⁄3 S. Querformat, 12-zeilig. In einen von Aloys Fuchs beschrifteten Umschlag geheftet. (40.000.—) „ Q u a n t e l e g r a z i e s o n . . . “ – Solokantate für eine Altstimme und basso continuo. Rezitativ „Quante le grazie son...“, Arie „Se m’amasse la mia bella...“ (D-Dur 4/4, „grave“), Rezitativ „Vedo di quando in quando...“, Arie „Nò non lusingarmi...“ (F-Dur 12/8, „all[egr]o“), Rezitativ „Tolga il Ciel...“ und Arie „La vita mia tu sei“ (e-Moll 4/4, „and[an]te“). Am Kopf ein Schenkungsvermerk des bedeutenden italienischen Musikaliensammlers Fortunato S a n t i n i (1778 – 1862) an seinen österreichischen Sammlerkollegen Aloys F u c h s (1799 – 1853): „Fortunato Santini al Sig Alosio Fuchs“. Die einem Sammelband entnommenen Blätter (fol. „131“ – „134“; das letzte Blatt leer) wurden von Fuchs mit einem Titelblatt versehen und in einen Papierumschlag geheftet; der Umschlag mit Titelschildchen („Cantata No 3“) und dem Vermerk „Ex Collectis Al. Fuchs / 1832“. Edward J. Dent verzeichnet die Kantate in seinem Catalogue of the extant works of Alessandro Scarlatti (1905), kennt aber nicht das Autograph, sondern nur die Abschrift in der Wiener Nationalbibliothek (Ms. 18768). Im „Catalogo generale delle opere di Alessandro Scarlatti“ von Giancarlo Rostirolla (1972) als Nr. 538 erwähnt. Scarlatti war nicht nur wegen seiner Opern berühmt, sondern ebenso als Komponist von Solokantaten mit Basso continuo: Rostirolla zählt allein 705 Kompositionen in dieser Besetzung auf. – „No Italian baroque composer produced more varied or more vividly singable music in his time than Alessandro Scarlatti“ (Rosalind Halton, Scarlatti Project). Musikmanuskripte Scarlattis sind im Handel v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . – Zuletzt befand sich das Autograph in den Sammlungen Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 58) und Louis Koch (Kinsky Nr. 1). 594 SCHNABEL, Artur, 1882 – 1951. 3 e. Postkarten m. U. Charlottenburg und Berg Dievenow 8.VII. bis 28.VIII.1919. Eine Karte mit kleinem Notenzitat. Leicht gebräunt. (400.—) Die beiden späteren an den jungen tschechischen Komponisten und Pianisten Erwin S c h u l h o f f in Dresden, der dort die sogenannten „Fortschrittskonzerte“ organisierte und für Schnabel ein Konzert im November plante. 8. Juli. An den Dresdner Dirigenten und Mitorganisator Hermann Kutzschbach. „... Herr Erwin Schulhoff forderte mich letzthin auf, ihm für die in kommender Spielzeit in Dresden geplanten Abende mit zeitgenössischer Musik eine meiner Arbeiten zur Aufführung zu geben... Das Vervielfältigungsverfahren beanspruchte nun längere Zeit als angenommen, und daher bin ich erst heute in der Lage, Ihnen mein ‘Notturno’“ (für Singstimme und Klavier, op. 16) „zu schicken... Sollte die zum Vortrag meines Werks ausersehne Genossin unterwegs etwa Lust und Mut verlieren: senden Sie mir das Stück getrost zurück; ich werde nicht gekränkt (noch erstaunt) sein...“ 24. August. „... wir wären einig, hätte ich nicht in der Programmfrage Sonderwünsche. Ich möchte Sie nämlich bitten, mir einen ganzen Abend einzuräumen, der dann von ‘Notturno’ und Streichquartett auszufüllen wäre. (Eine grosse Sonate für Violine allein, die ich in diesem Sommer geschrieben habe, könnten Sie, wenn Sie Geschmack an meinen Arbeiten finden, in der übernächsten Spielzeit... unterbringen.) Das hervorragende Premyslavquartett“ (geleitet vom Violinisten Leopold P.) „erklärt sich bereit, für ein geringes Entgelt... die Reise nach Dresden zu unternehmen und dort mein Stück vorzuführen... Also gönnen Sie mir einen Eigenabend...“ Beiliegend ein e. Br. m. U. seiner Ehefrau, der Sängerin Therese Behr-Schnabel (Charlottenburg 17.XI. 1919); in derselben Angelegenheit. 306 IV. MUSIK Nr. 593 Alessandro Scarlatti 307 IV. MUSIK „Wenn ich an Musik denke, so fällt mir nur die deutsche ein!“ 595 SCHÖNBERG, Arnold, 1874 – 1951. E. Br. m. U. „ArnoldSch“. Mödling 20.VI.1919. 2 S. gr.-8o, eng beschrieben. Absenderstempel am Kopf. Mit Umschlag. (3.000.—) Bedeutender Brief, ebenfalls an Erwin S c h u l h o f f in Dresden, die dortigen „Fortschrittskonzerte“ betreffend. Mit detaillierten Anweisungen für eine geplante Aufführung seiner Werke. „... Ihre Ansichten für die nächste Saison finde ich sehr gut. Obwohl ich nicht verschweigen kann, daß ich, was den... Internationalismus der Kunst anlangt, ich nicht Ihre Meinung teile. Schon vor dem Krieg mussten sich die größten deutschen Komponisten von den Ausländern verdrängen lassen und fast jeder deutsche ‘Modernist’ ist stolz darauf seine Modernität von Debussy bezogen zu haben während er um keinen Preis etwas von mir oder M a h l e r annehmen möchte. Die Servilität der deutschen Musiker wird aber jetzt zunehmen, wie die Grossmäuligkeit und hemmungslose Geschäftstüchtigkeit der ausländischen. Wärs nur wegen des ‘Geschäfts’: das Geschäft, das mit wahrer Kunst zu machen ist überlasse ich für meine Person ihnen gerne. Aber es geht um unsern Stil! In der Litteratur haben wir ihn verloren, in der Malerei noch nicht gewonnen, weil wir immer vor den Ausländern gekrochen sind. Sollen wir auch die Hegemonie in der Musik verlieren? Gewiß ist die Kunst Gemeingut aller Nationen. Aber wenn dies Gemeingut somit gleichmäßig auf die Nationen verteilt werden sollte, dann haben wir Deutschen in der Musik eher etwas abzugeben, als anzunehmen. Aber die Sieger haben uns schon vor dem Krieg anders behandelt: sie haben nur angenommen das Viele, das ihnen fehlt, uns aber zehnmal soviel dafür angehängt, von dem Ueberflüssigen, das auch wir nicht brauchen! Ich bin nicht für Kunstpolitik; aber ich muß wiederholen, was ich seit Langem oft gesagt habe: Wenn ich an Musik denke, so fällt mir nur die deutsche ein! Was nun meinen P i e r r o t und die K a m m e r s y m p h o n i e (Solobesetzung) anbelangt, so möchte ich Sie auf die sehr große Schwierigkeit dieser Werke aufmerksam machen und Sie bitten, diese Werke nur dann aufzuführen, wenn sie gut studiert sind. Pierrot erfordert ca 20 – 25 Ensembleproben, die Kammersymph ca 8; beide müssen dirigiert werden. Wenn Sie jemanden holen, der mit meiner Musik eingelebt ist, so ist mir’s recht. Wenn nicht, so schlage ich Ihnen Hermann S c h e r c h e n aus Berlin vor. Eventuell käme auch We b e r n in Betracht. Und, wenn Sie mich ausreichend entschädigen können, wäre es nicht unmöglich, daß ich selbst komme. Unter einer guten Aufführung verstehe ich vor Allem... Klarheit! Man meint, meine Musik, weil sie einem unklar ist, wenn sie gut gespielt wird, dürfte sie auch unklar aufgeführt werden! Ich muß das sagen: Äusserste Klarheit des Klanges und der Stimmführung ist das Wichtigste! – Von Webern könnten (Orchesterwerke bringen Sie wahrscheinlich nur von Ausländern?) Quintette, Lieder, Orchesterlieder, Orchesterstücke gebracht werden. Von B e r g : Lieder, Orchesterstücke, ein Streichquartett...“ Empfiehlt ferner das „Streichquartett Feist“ für Dresden, das u. a. Werke von Zemlinsky, Bartok, Ravel, Schönberg und Reger spiele. „... Daß wir uns in Prag 1913 gesehen haben ist mir leider nicht mehr in Erinnerung. Was 1913 war, habe ich über dem was 1914 – 1918 war und was jetzt ist, vollständig vergessen...“ 596* — Photographie mit eigenh. Namenszug „Schönberg“ auf dem braunen Untersatzkarton. O. O. (1920). Ca 8,2 × 11,2 cm, der Untersatzkarton (etwas geknickt) ca. 13,8 × 18,5 cm. (1.200.—) Gruppenaufnahme: Schönberg, mit drei anderen in der ersten Reihe auf dem Boden sitzend, dahinter auf einem Stuhl sitzend u. a. Alma Mahler, die ebenfalls auf dem Untersatzkarton signiert hat. 308 IV. MUSIK Nr. 595 Arnold Schönberg 309 IV. MUSIK (Schönberg) 597* — Br. m. U. und e. Korrekturen. Berlin 11.VI.1929. 11⁄3 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Etwas angestaubt und fleckig, kleine Randläsuren. (2.500.—) An den niederländischen Komponisten und Musikschriftsteller Bernard van Dieren in London, der seine „ H a r m o n i e l e h r e “ ins Englische übersetzen wollte und eine Probe geliefert hatte. „... Ich bin nun leider nicht in der Lage, Ihre Übersetzung genau zu prüfen, da ich nicht genug Englisch kann, um Satz für Satz zu vergleichen. Aber ich habe von dem, was ich gesehen und verstanden habe, einen ausgezeichneten Eindruck und würde sehr gerne meine Zustimmung geben, wenn Sie Ihrerseits mir versichern wollten, dass Sie bei der Uebersetzung keine wie immer gearteten Kürzungen vornehmen werden. Denn solche, ohne dem Ganzen wirklich zu nützen, zerstören immer den Aufbau und den organischen Zusammenhang... Ich habe auch Ihre Kompositionen wiedergefunden und werde sie bei der ersten Gelegenheit ansehen...“ SCHUBERT, Franz, 1797– 1828. – Siehe Nr. 501 (Album Franz Sales Kandler). 598 (SCHULHOFF, Erwin, 1894 – 1942). – Über 70 an ihn gerichtete Briefe und Karten; zum größten Teil von Kollegen, die Aufführungen seiner Werke betreffend. Überwiegend 1920er Jahre. Vielfach mit Umschlag. – Dazu: 1 Portraitphotographie Schulhoffs mit dem russischen Regisseur Alexander Jakowlewitsch Tairow, umseitig von Schulhoff bezeichnet: „Tairoff und ich / Moskau Theaterolympiade 1933 im Mai“. (2.000.—) Darunter Ernest Ansermet, Adolfo Betti (2), Arthur Bliss (2), Fritz Busch (2; davon 1 defekt), Johanna Buska (Rollenphotographie mit umseitiger Widmung m. U.: „Meinem Liebling dem talentreichen kleinen Erwin Schulhoff / Johanna Buska“), Alfredo Casella (2), Edward J. Dent (5), Eduard Erdmann, Carl Friedberg (2; aus dem Br. m. U.: „... Für mich sind Sie von all den sogenannten Modernen der wirklich Originelle...“), Henri Gil-Marchex (2), Alfred Grünfeld (Notenzitat m. U. auf der Rückseite seiner gedr. Visitenkarte), Joseph Haas, Siegmund v. Hausegger, Gustav Havemann, Franz J. Hirt, Franz v. Hoesslin (2), Jacques Ibert (2), Otto Adolf Klauwell, Constant Lambert, Remy Leskowitz, Erhard Michel (2; davon 1 signierte u. gewidmete Portraitphotographie), Darius Milhaud, Arthur Nikisch (signierte u. gewidmete Portraitphotographie), Fritz Reiner, Elisabeth Rethberg, Florizel v. Reuter (signierte u. gewidmete Portraitphotographie), Feri Roth (3), Hugo Salus (e. Billett auf seiner gedr. Visitenkarte; an Schulhoffs Mutter über seine Kompositionen), Emil v. Sauer (5; davon 1 signierte u. gewidmete Portraitphotographie), Max v. Schillings (2), Cecil Scott (2), Hannah Spohr (e. Br. m. U.; über eine Aufführung seines Balletts „Oglala“ in Dortmund 1927), Fritz Steinbach (2; davon 1 signierte Portraitphotographie), Max Terpis, Ernst Toch (2), Franz v. Vecsey (signierte u. gewidmete Portraitphotographie 1904), Bruno Walter und Jaromír Weinberger (2). Beiliegend 7 Briefe (1939), darunter 4 (einer davon in seinem Namen) des englischen Pianisten und Komponisten Hubert J. Foss, die Schulhoffs Bemühungen um eine Auswanderung nach England illustrieren. – Schulhoff, ein Vertreter der Neuen Musik, war zu seinen Lebzeiten der bekannteste tschechische Komponist. Nachdem er 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, starb er 1942 in einem bayerischen Konzentrationslager an Typhus. 310 IV. MUSIK 599 (—) Sein Poesiealbum mit 19 Eintragungen aus den Jahren 1906 bis 1910. Gr.-8o. Weinroter Halbleinenband, Vorderdeckel farbig geprägt (Blumenmotiv). Bindung stellenweise gelöst. Etwas bestossen, Rücken defekt. (400.—) Album des Prager Konservatoriumsschülers Erwin Schulhoff, zum allergrößten Teil mit Eintragungen seiner Lehrer und anderer Musiker. Darunter Friedrich Adler, Eugen d’Albert (datierter Namenszug), Johanna Buska, Alfred Grünfeld (ebenfalls mit Notenzitat, für den „sehr talentvollen und reich begabten Erwin Schulhoff“), Jan Kubelík, Theodor Leschetizky, Arthur Nikisch, Max Reger (mit Notenzitat), Carl Reinecke, Emil v. Sauer (mit Notenzitat), Hugo Salus, Willy und Louis Thern, Franz v. Vecsey und Siegfried Wagner (Namenszug). „die große Tour“ 600 SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819 – 1896. E. Br. m. U. Berlin 18.V.1864. 4 S. gr.-8o. Mit blindgeprägten Initialen am Kopf. Kleine Randeinrisse. (1.200.—) Reizender Brief an eine Dame, die sie während ihrer zweiten Russlandreise in ihrem Haus aufgenommen hatte. „Meine liebe gute Frau Spies, den ersten Gruß aus meinem geliebten Deutschland nach Rußland sollen Sie und Ihr lieber Mann haben – ist doch die Erinnerung an den Aufenthalt bei Ihnen die schönste, welche ich von Rußland bewahre! Sie haben mir durch Ihre liebevolle Aufnahme in Ihrem häuslichen Kreise das Behagen eines gemüthlichen Familienlebens geschaffen, doppelt unschätzbar im fremden Lande... Unsere Reise war soweit glücklich, und habe ich die große Tour hierher auch besser überstanden, als ich gefürchtet. Hier fanden wir vollen Frühling – niemals noch konnte ich der Umgebung Berlins einen Zauber abgewinnen, diesmal entzückte mich jeder Strauch... Leider komme ich allem Anschein nach nicht vor Anfang Juni nach Baden, überall werde ich länger aufgehalten, als ich wollte; es muß jetzt herrlich dort sein! Ihrem lieben Manne bin ich, wie ich zu meinem Schrecken erst unterwegs mich erinnerte, noch schuldig für den Paß! wie mache ich es nun diese Schuld abzutragen? und, wieviel war es?...“ Katalog der Sammlung Anton Dermota Nr. 470. 601 — Br. m. U. „Clara“. Hamburg 6./7.VI.o. J. (1874?). 4 S. kl.-4o. Leicht fleckig. (300.—) Von einer Konzertreise an eine Freundin („Liebe Emma“), bei der sie sich wohl einige Tage aufgehalten hatte. „... Ich hoffe unsere Fahrt in der furchtbaren Hitze ist dir nicht schlecht bekommen. Leider war meine Reise wieder ganz furchtbar heiß, die Waggons so entsetzlich eingeheizt, so daß ich mich heute noch ganz angegriffen fühle. Denke dir, der eine Brief, den ich Morgens früh bei Euch erhielt meldete mir die Schreckenskunde, daß der Bankdirektor Wendelstatt in Cöln bei dem das Geschenk, welches wir vor 2 Jahren erhielten, angelegt war, fallirt habe“ (1872 hatte ihr ein Freundes- und Förderkreis um den Bankier Victor Wendelstadt 311 IV. MUSIK (Clara Schumann) Eisenbahn-Obligationen im Wert von 30.000 Talern übereignet). „Zum Glück hatte ich im Herbst beinahe die ganze Summe in andere Papiere umgesetzt und von ihm dann nach Berlin an Mendelssohns“ (ihr Vermögen wurde durch das Bankhaus Mendelssohn & Co. in Berlin verwaltet) „schicken lassen...“ Ferner in Familienangelegenheiten. Im Nachsatz fügt sie hinzu: „... Eben erhielt ich die Nachricht daß mein Geld Alles in Berlin angekommen ist, ich also nichts mehr zu fürchten habe...“ Beiliegend eine e. Postkarte m. U. (Frankfurt a. M. 1890); an einen Arzt wegen eines Termins: „Geehrter Herr Doktor, bitte, besuchen Sie mich morgen früh, wenn Sie können...“ 602* — E. Billett m. U. (Leipzig) o. J. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Schmuckbordüre. Mit Siegelspur und Adresse.(400.—) Einladung an den Verleger Heinrich Brockhaus. „Herr Heinrich Brockhaus und Frau Gemahlin werden zu einer Tasse Thee und Musik auf Freitag d. 17ten eingeladen von / Robert Schumann und / Frau.“ 603 SCHUMANN, Robert, 1810 – 1856. Eigenh. Musikmanuskript mit Datum am Fuß der dritten Seite: „d. 18 Juli 1850“. 4 S. Hochformat, 16-zeilig. Doppelblatt. Leicht fleckig und leicht gebräunt, die Innenseiten etwas stärker. (35.000.—) Z w e i L i e d e r für eine „Singstimme“ mit Begleitung des „Pianoforte“, op. 77 Nr. 2 und 3. Auf den Seiten 4 und 1 das Lied „ M e i n G a r t e n “ („Veilchen, Rosmarin, Mimosen...“), 50 Takte mit dem unterlegten Text nach A. H. Hoffmann von Fallersleben. Erster Entwurf in brauner Tinte, mit zahlreichen Korrekturen und Streichungen in Blei; auch der Titel ist mit Bleistift geschrieben. Auf den Innenseiten das Lied „ G e i s t e r n ä h e “ („Was weht um meine Schläfe...“), 43 Takte mit dem unterlegten Text nach Friedrich Halm. – Erste Niederschrift in brauner Tinte mit einigen Korrekturen der Klavierstimme in Blei. Der Titel „Geisternähe“ steht über der durchstrichenen Überschrift „Ewige Liebe“. Die im Juli 1850 komponierten Lieder erschienen im Frühjahr 1851 im 3. Heft der „Lieder und Gesänge“ bei F. Whistling in Leipzig. Am unteren Rand der dritten Seite eine e. Widmung m. U. von C l a r a S c h u m a n n : „Handschrift Robert Schumanns. An Frau Adele Preyer zur freundlichen Erinnerung. Mai 1866. Clara Schumann“. – Adele Preyer war eine Bonner Freundin Clara Schumanns, mit der sie Ende Mai 1866 beim niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf zusammentraf. Bei Margit L. McCorkle (Robert Schumann. Thematisch-Bibliographisches Werkverzeichnis, 2003) auf S. 334 als Autograph „c“ verzeichnet. – Katalog der Sammlung Anton Dermota Nr. 471, zuvor in der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 215); zuletzt 1967 versteigert durch J.A. Stargardt (Katalog 583 Nr. 761a). 312 IV. MUSIK Nr. 603 Robert Schumann 313 IV. MUSIK (Robert Schumann) 604 — Eigenh. Musikmanuskript. (1845.) 2 S. Querformat, 12-zeilig (oberer Teil eines größeren Blattes; unregelmäßig abgeschnitten). Leicht gebräunt und fleckig. (5.000.—) Aus den ersten Entwürfen zu den „ S t u d i e n f ü r P e d a l - F l ü g e l “ op. 56. – Auf der Vorderseite die ersten 15 Takte der zweiten Studie in a-Moll, auf der Rückseite die Takte 3 – 18 der dritten Studie in E-Dur. Am Kopf der ersten Seite eine e. Widmung m. U. von C l a r a S c h u m a n n : „Handschrift Robert Schumann’s an Julie v. Asten zur Erinnerung v. Clara Schumann / Wien Dec: 1858“. – Die Pianistin Julie von Asten war Clara Schumanns Klavierschülerin und von ihr als Duo-Partnerin geschätzt. Bei Margit L. McCorkle (Robert Schumann. Thematisch-Bibliographisches Werkverzeichnis, 2003) auf S. 251 als Autograph „d“ verzeichnet. – Katalog der Sammlung Anton Dermota Nr. 472. 605 — Eigenh. Titelblatt. (1849.) 1⁄2 S. großes Querformat, 16-zeiliges Notenpapier. Leicht gebräunt. (2.000.—) „Vier Doppelchörige Gesänge / Für grössere Gesangvereine / componirt / von R. Sch.“ – Darüber die Titel der Lieder des Chorwerks (op. 141): „An die Sterne / von F. Rückert“, „Ungewisses Licht / von Zedtlitz“, „Zuversicht / von Zedtlitz“ und „Talismane / von Göthe“. Bei Margit L. McCorkle (Robert Schumann. Thematisch-Bibliographischen Werkverzeichnis, 2003) auf S. 586 als Autograph „c“ verzeichnet. – Katalog der Sammlung Anton Dermota Nr. 475. 606* — E. Br. m. U. Dresden 13.I.1850. 2 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. (3.000.—) An den Verleger (Friedrich Brockhaus) mit der Bitte, eine Besprechung über die am Vortag stattgefundene („zweite“) Aufführung der „Peri“ in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ zu veröffentlichen. – Am 7. Januar war in der zweiten Abendausgabe der Zeitung eine anonyme Besprechung über die vorangegangene („erste“) Aufführung erschienen, in der Schumann kritisiert wurde: „auf dem Ganzen wuchtet schwere Lethargie“. „... Da mir hier alle literarische Bekanntschaften fehlen, so erlaube ich mir, mich persönlich an Sie zu wenden mit der Bitte, der zweiten Aufführung der Peri, die gestern Abend zum Besten der Armen unter wiederholter lebhafter Theilnahme des Publicums hier statt fand, mit zwei Worten in der allgemeinen Zeitung erwähnen zu wollen. Die kleine Satisfaction gönnen Sie mir in Hinsicht des ziemlich böswilligen Artikels über die erste Aufführung, über deßen mir wohlbekannten Verfaßer ich Sie gelegentlich der Wahrheit gemäß aufzuklären gedenke. Im Uebrigen hoffe ich Sie recht bald in Leipzig selbst zu begrüßen, vielleicht in Ihrer nächsten Nähe zu wohnen, da uns von Ihren verehrten Verwandten in Ihrer Behausung in so freundlicher Weise ein Raum angeboten worden ist...“ Eine erneute Besprechung der „Peri“ erschien nicht. – Sechs Wochen später, am 28. Februar, spielten Robert und Clara Schumann im Hause Friedrich Brockhaus aus den vierhändigen Kinderstücken. Bei Erler und bei Jansen nicht gedruckt. – Wolfgang Boetticher, Robert Schumann. Einführung in Persönlichkeit und Werk, Berlin 1941, S. 139 f. 314 IV. MUSIK 607 — und Clara Schumann. Musikal. Albumblatt mit beider Eintragungen m. U. O. O. 21.III.1850. 1 S. 4o. Blaugrünes Papier. Heftspuren am linken Rand. (8.000.—) Robert Schumann trägt sich mit den vier Anfangstakten seines Liedes „An den Sonnenschein“ („O Sonnenschein, o Sonnenschein –“), op. 36 Nr. 4 ein. – „Zur Erinnerung an den 21sten März 1850 wie an Ihren ergebenen R. Schumann“. Darunter trägt sich Clara Schumann mit einem Zitat des Beginns der Violinstimme aus Robert Schumanns Klaviertrio Nr. 2, op. 80 ein. – „Auch ich bitte um ein freundliches Erinnern an den 21. März und Ihre wahrhaft ergebene Clara Schumann“. Katalog der Sammlung Anton Dermota Nr. 474. 315 IV. MUSIK 608 SIBELIUS, Jean, 1865 – 1957. E. Br. m. U. Christiania (8.X.1910; nach den Angaben eines Vorbesitzers). 1 S. gr.-4o. Schwedisch. Auf einem Briefbogen des „Grand Hotel / Christiania“. Minimale Rand- und Faltenrisse. (400.—) An „Kära Bror“, wohl ein Mitglied des Musikvereins in Christiania (Oslo). „... Ein alter Freund, nämlich Henry Bonnevie besuchte mich und möchte gerne Karten für das Konzert. Seine Frau und Mutter möchten ebenfalls gerne mitkommen...“ (Übersetzung). Am 8. Oktober 1910 dirigierte Sibelius in Oslo die Erstaufführung seines Orchesterwerks „Die Dryade“ (op. 45, 1) mit dem Orchester des Musikvereins. 609* SPONTINI, Gaspare, 1774 – 1851. E. Br. m. U. Berlin 3.IX.1838. 2 S. gr.-4o. Gestochener Briefkopf „General Intendantur der Kapelle Sr. Majestät des Königs von Preussen“, mit Vignette. Leicht fleckig. Mit Falzresten auf dem leeren Respektblatt. (800.—) Im Auftrag des Mediziners Karl Ferdinand von G r a e f e an den Ständigen Sekretär der Académie de Medecine zu Paris, Étienne Pariset, wegen der eingesandten „Ouvrages médicales de Mr. le Docteur Sobernheim... pour être presentées à la très illustre Academie de Medicine de Paris, en sollicitant instamment pour leur Auteur l’honorable agregation à cette Academie, comme Membre étranger suivant les Statuts...“ Auber an Spontini 610 — E. Br. m. U. (Entwurf). Paris 15.X.1847. 2⁄3 S. gr.-8o. – Verso ein e. Br. m. U. von Daniel A u b e r an Spontini (o. O. 22.IX.[1847], 2⁄3 S. gr.-8o). Kleiner Randschaden. (600.—) An Heinrich Alexander von Arnim, den preußischen Gesandten in Paris, der ihn anläßlich des Geburtstages von König Friedrich Wilhelm IV. eingeladen hatte. „Spontini aura l’honneur de se rendre à la gracieuse invitation au diner, qu’à bien voulu lui adresser Mr. le Baron d’Arnim, pour le 15 courant-jour anniversaire de S. M. le Roi. Il le supplie en attendant de vouloir bien faire parvenir aux pieds de Sa Majesté le Roi l’expression de ces voeux ci-joint pour cet heureux jour...“ Verso ein Einladungsschreiben A u b e r s : „Cher et aimable Collegue, / La section de musique se réunit demain matin à deux heures chez moi“, um einen Bericht über zwei Musikstücke anzufertigen, der „à la séance de l’academie“ vorgetragen werden solle. 611* STEPHAN, Rudi, 1887– 1915 (gefallen). E. Postkarte m. U. Poststempel: München 4.IV.1913. Schwach gebräunt. (500.—) An seinen Freund, den Tiermediziner Ludwig Peter Ehrensberger in Augsburg. „... Erhalte eben von einem Vorstandsmitglied privatim die Mitteilung, dass mein ‘M[usik f[ür] Orchester’ für das diesj. Tonkünstlerfest angenommen wurde! Diese Tatsache gibt mir meine Schaffenslust, die in den letzten Wochen einer unzufriedenen Untätigkeit gewichen war, wieder und setzt mich in die Lage, die Versäumnisse verschiedener Art nachzuholen...“ „Stephan hat auf revolutionärem Wege einen markanten Initialbeitrag zur Stilwende der Tonkunst um 1910 geleistet“ (MGG). – S e h r s e l t e n . 316 IV. MUSIK Nr. 613 und 614 Richard Strauss 317 IV. MUSIK 612 STRAUSS, Josef, 1827– 1870. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel und am Kopf. Titelblatt und 2 S. Querformat, 10-zeilig. Etwas gebräunt, kleinere Rand- und Faltenschäden.(3.000.—) „‘ V i e l l i e b c h e n ’ / Polka Mazur / von / Josef Strauss“, op. 7 (1855), Notation für Klavier. – Das Autograph weicht in mehreren Details vom Erstdruck bei Spina in Wien ab. Der jüngere Bruder von Johann Strauß (Sohn) war ursprünglich Architekt und kam erst spät zur Musik. Er arbeitete dann vielfach mit seinem Bruder zusammen, erlangte aber nicht dessen große Popularität. Auch er schrieb eine große Anzahl von Walzern, darunter so berühmte Werke wie „Delirienwalzer“ und „Dorfschwalben aus Österreich“. Sehr selten. 613 STRAUSS, Richard, 1864 – 1949. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. Charlottenburg 23.IX.1900. 3 S. Querformat, 9-zeilig, ca. 27 × 32,5 cm. Etwas gebräunt. Bibliophiler naturfarbener Pergamentband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung (sign. Walter Veit, Leipzig) in marmoriertem Pappschuber. (8.000.—) Seine Liedkomposition „ W i n t e r w e i h e “ für eine Singstimme („Sopran oder Tenor“) und Pianoforte, op. 48 Nr. 4, nach dem Gedicht von Karl Henckell; bezeichnet „Ruhig u. getragen“, mit dem unterlegten Text „In diesen Wintertagen, nun sich das Licht verhüllt, laß uns im Herzen tragen, einander traulich sagen, was uns mit innerm Licht erfüllt...“ Auf Seite 3 Strauss’ Niederschrift des Gedichts von Karl Henckell. – Das Strauss-Werkverzeichnis von Erich Müller von Asow (Band 1, 1959, S. 283f.) erwähnt zur Provenienz das Antiquariat Heinrich Hinterberger, Wien (Katalog 9, 1936). – Richard-Strauss-Quellenverzeichnis (RSQV) ID q00483 (Besitzer und Standort unbekannt). Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. – Siehe die Abbildung auf Seite 317. 614 — Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf. (1906.) 32⁄3 S. großes Querformat, 9-zeilig, ca. 27 × 35,5 cm. Leicht gebräunt. Bibliophiler naturfarbener Pergamentband mit Deckel- und Innenkantenvergoldung (sign. Walter Veit, Leipzig) in marmoriertem Pappschuber.(16.000.—) Seine 1906 entstandene Liedkomposition „ B l i n d e n k l a g e “ für eine Singstimme und Klavier, op. 56 Nr. 2, nach dem Gedicht von Karl Henckell; bezeichnet „Mäßig schnell“, mit dem unterlegten Text „Wenn ich dich frage, dem das Leben blüht: sage mir, sage, wie das Mohnfeld glüht...“ – Am Kopf: „Meiner lieben Mutter gewidmet.“ Das Strauss-Werkverzeichnis von Erich Müller von Asow (Band 1, 1959, S. 390) erwähnt kein Autograph für dieses Lied, also auch nicht das vorliegende Manuskript. – Das Richard-Strauss-Quellenverzeichnis (RSQV) nennt als einzige Quelle für diese Komposition eine Sammelhandschrift von fremder Hand (Pauline Strauss?), ID q14127. Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. – Siehe die Abbildung auf Seite 317. 318 IV. MUSIK 615 — Eigenh. Musikmanuskript (Bleistift), nachträglich gewidmet, signiert „DRichard Strauss“ und datiert „22. VII. 46“ (Tinte). 2 S. kleines Querformat, 6-zeilig, ca. 8 × 13 cm, mit Rotschnitt. Leicht gebräunt. (600.—) Teil aus einer Verlaufsskizze sehr wahrscheinlich zum Konzert für Oboe und kleines Orchester, das Strauss 1945 komponierte und am 26. Februar 1946 in Zürich in seiner Gegenwart uraufgeführt wurde. Notation auf zwei Systemen, auf dem oberen die Solo-Partie, darunter Entwurf der Harmonisierung. Der Widmungsempfänger Eduard Hartogs (1906 – 1974), der in Stengel/Gerigks berüchtigtem „Lexikon der Juden in der Musik“ (1940) genannt wird, war Mitte der 1930er-Jahre in die Schweiz emigriert und dort, zuletzt in Zürich, als Dirigent tätig. 616 — E. Br. m. U. „Richard Strauss“. München 11.VI.1897. 2 S. gr.-8o. Kleine Faltenrisse, minimal gebräunt, Klammerspur. (600.—) An Hippolyt von Vignan, Generalintendant des Weimarer Hoftheaters, der ihn hatte besuchen wollen. „... Mit aufrichtigem Bedauern entnehme ich Ihrem so freundlichen Schreiben, daß ich nicht, wie ich gehofft, in den nächsten Tagen auf Ihren liebenswürdigen Besuch rechnen darf. So folge ich denn Ihrem Wunsche, indem ich Ihnen mitteile, daß ich bis 28. Juni hier in München bleibe, wo ich am 24. Juni die Neueinstudirung von Cosi fan tutte (die Sie, hochverehrter Herr von Vignan, sicher interessiren würde) noch zu liefern habe. Vom 28. Juni bis circa 1. August bin ich (höchstens einen kleinen Wochenausflug tiefer in’s Gebirge hinein abgerechnet) auf der Villa meines Schwiegervaters in Marquartstein... Vom 1. August bis Mitte September wieder im Dienst, um bei unsern Sommervorstellungen: Tristan, Rienzi, Tannhäuser, Don Juan, Entführung, Cosi fan tutte – nur – zu dirigiren. Da diese 18 Vorstellungen in 6 Wochen eine bedeutende Anstrengung bedeuten, wird es mir diesmal wohl nicht vergönnt sein, von meinem einzigen Monat der Erholung (Juli) noch eine Woche abzustreichen, um mir das immerhin auch anstrengende Vergnügen des Besuches der Bayreuther Festspiele zu gönnen. Vielleicht können Sie... es möglich machen im August hieher zu kommen, wo Ihnen unsere Mozartvorstellungen im Residenztheater, unsre Rienzi- u. Tristanaufführungen sicher in vieler Hinsicht Genuß bereiten dürften...“ 617 — 10 Autographen. Berlin, Garmisch, Taormina und o. O. 15.XII.1908 bis 1.II.1929 und o. D. Verschiedene Formate. Teilweise kleine Läsuren. (1.600.—) 1) signierte Portraitpostkarte (Poststempel: Berlin 15.XII.1908); adressiert an Ida von Schwerin. – Die Aufnahme zeigt Strauss sitzend, im Halbprofil nach links. 2) Br. m. U. (Garmisch 25.XI.1915); an eine junge Dame: „... Schon um Ihrem verehrten Vater gefällig zu sein, bin ich gerne bereit, mir von Ihnen etwas vorsingen zu lassen...“ 3) E. Ansichtskarte m. U. (Taormina 3.XII.1929); an „Herrn Oberregisseur Dr. Eberhardt / Staatsoper / Dresden... In griechischem Hochsommer dankbar der Uraufführung von H e l e n a gedenkend senden Ihnen u. Ihrer lieben Gattin herzliche Grüße vom Fuße des Ätna Pauline u. Dr. Richard Strauss...“ – Die Oper war im Juni des Vorjahres in Dresden uraufgeführt worden. 4) Gedruckte Visitenkarte (3,6 × 8,6 cm) des Ehepaares Strauss mit zweizeiligem e. Zusatz von Richard Strauss: „Herr und Frau Richard Strauss mit dem Ausdruck ihrer wärmsten u. herzlichsten / Teilnahme.“ 5) Photographie einer Federzeichnung (12 × 17 cm, aufgezogen); dargestellt sind der dirigierende Richard Strauss, der vom Regisseur Heinrich Karl Strohm (der wie Strauss signiert hat) aus einer Loge heraus beobachtet wird; 1942 hatte Strohm in Rom den „Rosenkavalier“ inszeniert. 6) 5 Notizzettel, davon 2 mit musikal. Notizen zur „Beethoven C-dur-Messe“ und „Streicherstimmen“ sowie einer mit Skat-Aufzeichnungen. 319 IV. MUSIK (Richard Strauss) „etwas grobes Geschütz“ 618 — 4 e. Br. m. U. Garmisch und Berlin 17.XI.1914 bis 25.II.1919. 8 S. kl.-4o bis 8o. Mit 3 Umschlägen. (2.500.—) Inhaltsreiche Briefe an Hermann K u t z s c h b a c h , Kapellmeister an der Dresdener Hofoper, meist wegen der Aufführung seiner Werke. Garmisch 17.XI.1914. „... Ich mache die Proben gerne nach Ihren Wünschen: / Concert 7. Januar / Generalprobe 6. Januar Abends... Was habe ich denn für Programme festgesetzt? Müssen wir dieselben nicht etwas kriegsmäßiger gestalten? H e l d e n l e b e n ! / Meine 2 Militärmärsche, / Beethoven Cmollsinfonie / kurz etwas grobes Geschütz...“ Berlin 9.III.1915. „... Selbst dirigieren kann ich nicht, da ich am 23ten Abends schon nach Garmisch fahre, noch am 22ten hier Concert habe. Diese hiesige E l e k t r a ist definitiv am 23ten. Daß Sie A r i a d n e wieder bringen, freut mich sehr! Ich treffe Montag den 15. Abends... ein, unmöglich schon Nachmittag..., da ich doch gern den R o s e n c a v a l i e r unter Ihnen hören möchte...“ Garmisch 24.VII.1915. „... Unter der Voraussetzung, daß nach Beendigung des Krieges die vor demselben eingegangenen Engagements wie wir ja schon mündlich besprochen haben, nachgeholt werden, schlage ich für den 30. Okt. wiederum das Kriegshonorar voriger Saison: 600 Mark vor u. bin bereit die Kapelle gratis zu dirigieren, wenn sie es wünscht... Im Vertrauen: was weiß man denn in Dresden von Knorrings? Ich sprach hier vornehme Leute aus Dresden, die ernsthaft u. glaubwürdig behaupteten, das Ehepaar sei wegen Spionage schwer compromittiert, könne nie mehr nach Dresden zurück, das Haus stünde zum Verkauf – ist das wahr?...“ – In der Nachschrift: „Wann gedenken Sie Elektra u. S a l o m e , in der neuen Dresdner Besetzung herauszubringen?“ Berlin 25.II.1919, mit dem Dank für „die schöne Ariadnevorstellung“. „... Bühne u. Orchester wetteiferten in Meisterschaft u. bin ich Ihnen herzlich verbunden, daß Sie sowohl Rosencavalier wie Ariadne in so schöner künstlerischer Höhe mir erhalten haben. Beide Abende waren mir eine hohe künstlerische Freude...“ Beiliegend ein eigenh. adressierter Briefumschlag Strauss’ an Kutzschbach (Poststempel: Charlottenburg 4.V.1901). 619 — Br. m. U. und e. Nachschrift. Berlin 27.I.1915. 1 S. kl.-4o. Schwach fleckig. (350.—) An die Sopranistin Hermine Bosetti in München. „... ich bin natürlich mit Vergnügen bereit, mit Ihnen zusammen zu konzertieren. Leider habe ich bis Ende April keine freie Minute mehr, stehe Ihnen aber von Anfang Mai ab, dann bin ich wieder in Garmisch, an jedem beliebigen Tag gern zur Verfügung...“ Eigenhändig fügt er am Rand an: „In München haben Sie wohl gar keine Gelegenheit mehr, meine Opern zu singen? Dieselben scheinen definitiv vom Repertoir verschwunden! Warum singen Sie dann nicht lieber mal wieder hier?“ 620 — E. Br. m. U. Garmisch 19.IX.1916. 21⁄2 S. 8o. (800.—) (An Kapellmeister Hermann Kutzschbach) in Dresden, u. a. über die dortige Inszenierung seiner Oper „ A r i a d n e a u f N a x o s “ . – Nachdem eine erste Version der Oper (1912), als Nachspiel zu der Hofmannsthal-Bearbeitung von Molières „Der Bürger als Edelmann“ (Spielzeit 6 Stunden) sich als unbefriedigend herausgestellt hatte, hatte Strauss das Werk zu einer eigenständigen Oper ausgebaut. 320 IV. MUSIK „... ist es wahr, daß Dresden im ganzen vorigen Winter nur 3 Aufführungen meiner Werke hatte: 2 Rosencavalier’s und 1 Salome? Das wäre ja direkt trostlos. Bitte denken Sie ein bischen an mich u. lassen Sie für 2 Elektras dann ein paar Gäste kommen: Frau Schoder-Gutheil u. Frau Bahr-Mildenburg. Oder Frau Sander aus Leipzig. Die kleinen Bühnen können Elektra wegen Orchestermangels so wie so nicht bringen. Da sollte doch wenigstens meine alte Heimatstadt Dresden ein bischen ein Übriges thuen. Wenn über kurz oder lang... der 100. Rosencavalier in Dresden steigt, bin ich sehr gerne bereit, selbst zu dirigieren. Noch eines: die neue Ariadne braucht teilweise eine neue Dekoration. Da Jourdain etc. wegfällt, müßten ein paar Bühnenlogen mit markierten Zuschauern eingebaut werden u. die Bühne der Oper weiter nach vorne gerückt werden. Darum wäre es sehr dankenswert, wenn Excellenz Graf Seebach“ (der Generalintendant Nikolaus Graf von S.) „die Wiener- u. Berliner Aufführung“ (in Wien fand am 4. Oktober die Uraufführung statt) „in persona ansehen würde, die beide das Problem auf verschiedene Art lösen. Werden Sie die neue Ariadne im kleinen oder großen Hause spielen? Wir spielen sie jetzt auch in Berlin im großen Hause...“ In einer Nachschrift Besetzungsvorschläge: „... Ich dachte: Componist – Forti / Musiklehrer – Plaschke. / Tanzlehrer? (muß sehr fesch u. elegant sein, mit hübscher, hoher Stimme, am liebsten nicht Rüdiger“. 621 — E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. 11.VI.1924. 1 S. quer-gr.-4o. Leicht fleckig. Auf Karton aufgezogen. (400.—) Vier Takte des Agamemnon-Motivs aus seiner Oper „ E l e k t r a “ op. 58. – Geschrieben an seinem 6 0 . Geburtstag. 622 — E. Br. m. U. Garmisch 13.II.1940. 2 S. quer-8o (Briefkarte). Mit gedruckter Adresse am Kopf. Schwach gebräunt. (400.—) Wohl an den Dirigenten Vincenzo Bellezza in Rom, dem er für Nachrichten von einer Elektra-Aufführung dankt. „... schönsten Dank für die erfreulichen Depeschen über den grossen Erfolg Ihrer Elektra. Ich konnte nicht telegrafisch antworten, da der Verkehr mit Italien eingestellt ist. Empfangen also Sie, Ihre ausgezeichneten Künster, ganz besonders noch das vortreffliche Orchester den Ausdruck meines wärmsten Dankes und aufrichtigster Anerkennung! Bitte schicken Sie mir einen Theaterzettel mit den Namen der Sänger!... Hier schneit es unaufhörlich! An Reisen nicht zu denken! Bleibt nur der eigene Schreibtisch zur Unterhaltung! Es wird Sie interessieren, dass Elektra in Berlin nächsten Sonntag... neu einstudiert wird. Vorgestern Sonnabend war sie in Dresden. / Gestern Sonntag in Bern! Wann sind in Rom die nächsten Aufführungen?... Glauben Sie nicht, daß es jetzt an der Zeit wäre, für Rom an A r a b e l l a zu denken? Dieselbe wird jetzt in Deutschland nach dem Rosencavalier allmählich meine populärste Oper...“ 321 IV. MUSIK (Richard Strauss) 623* — E. Br. m. U. Garmisch 30.VI.1942. 2 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss, minimale Randläsuren. Mit Umschlag. (800.—) An Hugo Balzer, Generalmusikdirektor in Düsseldorf, der ihn zur Premiere seiner Oper „ G u n t r a m “ eingeladen hatte. „... Ich freue mich sehr, daß Sie den Guntram bringen wollen. An der sehr üppigen Partitur werden Sie Vergnügen haben. Aber selber kommen kann ich leider nicht mehr. Meine Reise Karriere muß ich beenden, das etwas schwächer gewordene Herz muß anstrengende Reise u. aufregende Bombenattentate vermeiden. Traurig genug, daß Ihr jungen Leute damit beunruhigt werdet. Ich selbst muß im September in die Schweiz zur Schwefelkur, denn mein Rheumatismus kann nur in Baden bei Zürich Linderung finden. Im Oktober muß ich so wie so zu den Capriccioproben nach München u. im November gehts zum Winterschlaf nach Wien. Vorbei ists mit den Freuden dieser Welt! Austragstübchen! Der Gedanke, daß man in der Ferne liebe Freunde u. treue Interpreten hat, läßt mich diese Entsagungen leichter ertragen...“ 624* — Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Bildseite. Quer-4o. Abzug in Sepiatönen. An den Rändern ein wenig fleckig, kleine Läsuren. (800.—) Großes Altersbild: Strauss an seinem Schreibtisch arbeitend. 625 STRAWINSKY, Igor, 1882 – 1971. E. Ansichtskarte m. U. „IStr“, eng beschrieben. (Mailand) 10.V.1939. (300.—) An den Komponisten und Musikkritiker Alexis Roland-Manuel in Paris, der ihm in Veröffentlichungsfragen behilflich war. „... Merci d’avoir arrangé votre arrivée le 30 mai. Merci également pour ce projet de lettre à M. Guy de Pourtalès. Mais où dois-je l’envoyer. Qui va me la publier, cette lettre? Un petit mot de réponse m’obligera beaucoup, car je n’aime pas traîner avec ces choses-là. Ici je travaille avec plaisir malgré les fatigantes 3 répétitions par jour... Pour Golschmann, je le prie de s’arranger pour les dates avec mon agence Copley à New York...“ Guy de Pourtalès: französisch-schweizerischer Musikschriftsteller, dessen Werk „Berlioz et l’Europe romantique“ 1939 erschien; Boris Golschmann: russisch-französischer Pianist, der im Februar sein New Yorker Debut gegeben hatte. 626* — Br. m. U.u.E. sowie 5-zeiliger e. Nachschrift. Sanatorium Sancellemoz 20.VII.1939. 2 S. gr.-4o, eng beschriebenes Typoskript. Kleine Faltenrisse. (1.600.—) Langer Brief an seine Freundin (die Schauspielerin Dagmar G o d o w s k y, Tochter des Komponisten Leopold G.), die Verhandlungen zwischen der Columbia Recording Co. und ihm angebahnt hatte. „... Je serai certainement très contant de traiter une affaire importante avec la Columbia de New York... Puis-je vous demander d’intervenir d’une façon energique, comme vous savez le faire, auprès de Drake... Il faut... que je sache ce qu’il y a à faire avec Chicago et avec Boston: 322 IV. MUSIK Chicago – Qu’est ce que c’est cette absurde proposition... On me demande de diriger trois concerts (deux programmes qui ne sont pas encore décidés) avec une seul répétition préparatoire par programme. Une seule, vous m’entendez?!!! Boston – S. K o u s s e v i t z k i ... viens de me faire savoir ce qui suit: la Philharmonie de Boston me proposera pour fin de mars ou début avril de diriger un programme des mes oeuvres... Mr. Koussevitzki fera des démarches auprès du Comité de la Philharmonique pour qu’on m’engage pour un pareil groupe de concerts en novembre... mail il n’est pas dutout sûr d’y réussir le Comité étant assez avard pour payer un cachet extra... Vous serez gentille, Dagmar, de faire savoir tout cela à Mr. Drake... ... vous m’excuserez cette lettre d’affaire, n’est ce pas? Je ne vous l’écris qu’avec votre permission car vous m’aviez toujours demandé de m’adresser à vous sans me gèner quand le besoin se fera sentir...“ 627* TARTINI, Giuseppe, 1692 – 1770. E. Br. m. U. Padua 30.XII.1755. 1 S. 4o. Kleine Defekte außerhalb des Textes alt unterlegt. (8.000.—) (An den Komponisten Giovanni Battista M a r t i n i , Kapellmeister von S. Francesco in Bologna) mit der Bitte, sich der Überbringer des Briefes, seiner „Padroni“, anzunehmen, die nach Bologna reisten, um einen Arzt aufzusuchen. „... Cotesti due Ill[ustrissi]mi Signori... vengono a cotesto studio per approfittare nelle mediche discipline. Sono miei Padroni e me ne pregio, sicche li ho accompagnati con altra mia all’Illmo Sigr Dr Balbi. Mi premono di cuore per il loro merito, condizione, e costumi, e desidero efficacem[en]te che dall’Illmo Balbi siano assistiti e favoriti distintamente. Per quanto a loro può occorrere come Forestieri, di tanto con la stessa efficacia suplico V[ostr]a Riv[eren]za assicurandola che ad occhi chiusi può accordar loro i di lei favori. In oltre avendo io scritto all’Illmo Balbi con quel rispetto che gli devo se ben sicuro a prova della di lui bontà verso di me, nondimeno supplico V[ostr]a Riv[eren]za di fargli saper a parte le mie efficaci cordiali premure verso cotesti due degn[issi]mi soggetti...“ Martini war von großem Einfluss auf Tartinis musiktheoretisches Schaffen. – S e h r s e l t e n . 628* TOSCANINI, Arturo, 1867– 1957. Portraitphotographie mit e. Widmung u. U. am Unterrand (weiße Tinte). 22,8 × 16,6 cm. Rechtes oberes Eckchen fehlt. Verso Montagereste. (400.—) „Alla Signora Lena Mendl Batevi / devoto umaggio di / Arturo Toscanini / Milano 30-10-928“. – Die Aufnahme: Brustbild nach links, in Frack, mit verschränkten Armen. 629 — E. musikal. Albumblatt m. U. B a y r e u t h 14.VIII.1931. 1 S. kl.-4o. Verso Montagespuren.(250.—) Viertaktiges Notenzitat auf zwei (mit Kopierstift gezogenen) Systemen, bezeichnet „Langsam“; sehr wahrscheinlich aus Wagners „Parisfal“, den Toscanini während der Bayreuther Festspiele 1931 dort dirigierte. 323 IV. MUSIK „mon opera de prédilection conduit par Hans von Bülow“ 630 TSCHAIKOWSKI, Peter, 1840 – 1893. E. Br. m. U. „P. Tschaikovsky“. Hamburg 19.I. 1888. 31⁄4 S. 8o. (3.000.—) An (Marie von Bülow), die ihm eine Karte für ein Konzert Hans von B ü l o w s für den gleichen Abend übersandt hatte. – Geschrieben während seiner ersten großen Auslandstournee als Dirigent eigener Werke; am 10. Januar hatte Bülow Tschaikowskys Violinkonzert in Anwesenheit des Komponisten dirigiert. „J’ai eu ce matin une répétition à 9 heures; j’en aurai une autre à 2, et à 6 heures – je suis invité à diner chez Mr. Rahter“ (sein Verleger Daniel R.). „C’est un diner qu’il m’est impossible de manquer, car c’est pour me fêter qu’il a la complaisance de le donner. Il demeure bien loin! Dieu sait quand je pourrai parvenir jusqu’au théatre. Quelle malchance!! Mon opera de prédilection, conduit par Hans von Bulow – et cependant je n’y pourrai assister!!! Je ferai tout au monde pour venir, ne fût-ce que pour le 2me ou même le 3me acte, mais je n’ose retenir le billet que vous m’avez gracieusement accedé! Quelqu’un en profitera peut-être et je crois de mon devoir de Vous le renvoyer. Merci, merci, Madame, et veuillez croire à mon profond regret de ne pouvoir jouir de cette belle soirée, comme je l’aurais désiré... P.S. Veuillez transmettre mes chaleureuses salutations à Mr. Votre mari.“ Zuletzt im Stargardt-Katalog 481 (Eutin 1949) angezeigt. 631* TSCHEREPNIN, Alexander, 1899 – 1977. Br. m. U. Baden-Baden, „Z. Z. Brenners Park­hotel Kurhof“ 22.VII. o. J. 1 S. kl.-4o. Mit geprägten Initialen am Kopf. Kleiner Einriss, beschnitten, Klammerspur. Rückseitig kleiner Sammlerstempel („G“). (300.—) An den Musikverleger Gerhard Tischer (1877– 1959) in Köln-Bayenthal. „Lieber Herr Tischer, / hiermit ein kleines Interview, dass heute in der Baden Badischen Morgenzeitung erschienen ist. Es war meine erste Gelegenheit die Bewunderung und Freude über den nationalen Aufbau Deutschlands auszusprechen. Ich bin glücklich Deutschlands Auferstehen gesehen zu haben, wenn auch ich als Ausländer meine Aktivität, die ich so gerne der Bewegung zur Verfügung gestellt hätte, nur in der Form des Sympathieausdruckes verwerten kann. Aber in drei Tagen fahre ich nach Paris ab, werde von da aus mehrere Auslandsländer bereisen und viel Gelegenheit haben durch die Presse oder im persönlichen Verkehr für die Ideen des heutigen Deutschlands zu kämpfen. Ich werde jede Gelegenheit benutzen um das Gesehene aufrichtig zu schildern …“ 324 IV. MUSIK Nr. 632 Giuseppe Verdi 325 IV. MUSIK Die Hymne der Völker 632Ω VERDI, Giuseppe, 1813 – 1901. E. musikal. Albumblatt m. U. Sant’Agata 20.VII.1865. 1 S. quer-gr.-8o, 10-zeiliges Notenpapier. (8.000.—) „ I n n o d e l l e N a z i o n i “ . – Die ersten acht Takte der Sopranarie „Signor che sulla terra...“, eingerichtet für Gesang mit Klavierbegleitung. Verdi komponierte die „Hymne der Völker“ zu einem Text von Arrigo Boïto in offiziellem Auftrag der Londoner Weltausstellung 1862, zu der entsprechende Aufträge auch an Deutschland (Meyerbeer), Frankreich (Auber) und Großbritannien (Sterndale Bennett) vergeben worden waren. Die Uraufführung fand am 24.V.1862 in Her Majesty’s Theatre statt. „Viel eher eine Kantate als eine Hymne besteht dieses Werk aus einem Vorspiel, einem Chor, einem Sopransolo und einem Finale, in welchem die Motive ‘God save the Queen’, die ‘Marseillaise’ und der ‘Marcia reale’ verarbeitet sind“ (C. Perinello, Giuseppe Verdi, Berlin 1900, S. 58). – Im Zweiten Weltkrieg nutzte Toscanini die Hymne bei einem Verdi-Konzert in den USA zu einer politischen Demonstration: Er schloss die vom Chor gesungenen Hymnen der Sowjetunion und der USA an, um die wichtigsten Alliierten gegen Mussolini und Hitler einzubeziehen. Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 277), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 66). Siehe die Abbildung auf Seite 325. 633Ω WAGNER, Richard, 1813 – 1883. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug „Richard Wagner“ am Schluss. (Dresden, November 1844.) 21⁄2 S. Hochformat, 20-zeilig. Doppelblatt. Leicht gebräunt und fleckig, Eckabriss (ohne Berührung der Handschrift) fachgerecht ersetzt.(30.000.—) „ A n We b e r ’s G r a b e “ . Vollständige Komposition für vierstimmigen Männerchor a cappella, Des-Dur, 4/4, bezeichnet „Langsam“, zu dem von Wagner verfassten Text „Hebt an den Sang, ihr Zeugen dieser Stunde...“ – Reinschrift der Partitur für „Tenor 1“, „Tenor 2“, „Bass 1“ und „Bass 2“ mit vereinzelten Korrekturen. Die Komposition entstand anlässlich der Überführung von Carl Maria von Webers Sarg von London nach Dresden und wurde unter Wagners Leitung nach der Beisetzung am 15.XII.1844 auf dem Dresdener Alten Katholischen Friedhof vorgetragen. In seiner Autobiographie „Mein Leben“ schildert Wagner das ihn tief bewegende Ereignis: „... Die Feier fand ihren Abschluß durch den Vortrag eines von mir verfaßten und komponierten Gedichtes, welches, sehr schwierig für Männergesang, aber unter der Anführung unserer besten Theater-Sänger sehr schön ausgeführt wurde...“ Wagner-Werkverzeichnis von John Deathridge u. a. (1986) Nr. 72. Quellenkritischer Druck in der neuen Gesamtausgabe der Werke R.W.s, Bd. 16 (1993). – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 251), zuvor in der Sammlung Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 66). Vollständige Musikmanuskripte Wagners sind im Handel s e h r s e l t e n . 326 IV. MUSIK Nr. 633 Richard Wagner 327 IV. MUSIK (Wagner) „Beethoven’s Genius“ 634Ω — E. Br. m. U. Paris, „25, rue du Helder“ 7.V.1841. 2 S. gr.-4o, in kleiner Schrift eng beschrieben. Mit blindgeprägten Initialen am Kopf. Kleine Randläsuren fachgerecht repariert, Respektblatt ersetzt. (8.000.—) Großer früher Brief an Theodor W i n k l e r („Hochverehrtester Herr und Gönner“), für dessen „Dresdener Abendzeitung“ er „Correspondenzen“ aus Paris in der Art Heinescher Feuilletons schrieb, um seine finanzielle Not zu lindern. Nach seiner Anfrage, „mit welcher Art von Beiträgen“ er künftig dienen könne, stellt Wagner ausführlich seinen Plan einer B e e t h o v e n - B i o g r a p h i e vor, für die er Winklers Fürsprache bei dem Dresdener Verleger Christoph Arnold erbitte. „... da ich in Allem, was Geschäfts-Gegenstände anbetrifft, mich von jeher fern von meinem S c h w a g e r B r o c k h a u s gehalten habe, so gestehe ich Ihnen, daß es auch diesmal... am liebsten ohne Einmischung verwandtschaftlicher Sympathien zu Stande käme...“ Sein Freund, der aus dem Rheinland stammende Pariser Bibliothekar Gottfried Engelbert Anders, habe „bei seinen langjährigen, gelehrten u. besonders gründlichen Forschungen u. Studien in der Geschichte der Musik von jeher mit besonderem Eifer die ausführlichsten u. erschöpfendsten Nachrichten u. Notizen über seinen Bonner Landsmann, den großen Beethoven, gesammelt“, gegen die das kürzlich erschienene „Schindler’sche Buch... äußerst ärmlich ausgestattet... und... weit entfernt sei, den Anforderungen einer wahren Biographie... zu entsprechen...“ Anders sehe sich nicht im Stande, das Werk selbst zu verfassen und habe „den Antrag gestellt, mir alle seine reichen Materialien an die Hand zu geben, das Ganze mit mir durchzusprechen, von mir selbst aber das Buch schreiben zu lassen. Da Beethoven von je mein Studium war, u. auch ich mir einige Kraft zutraue, in einem so begeisternden Thema nicht unwürdig mitsprechen zu können, so habe ich den mir gestellten Antrag angenommen... Unsre Biographie Beethoven’s soll ein Buch von 2 Bänden, jeder zu 30 Bogen mittleren Druckes, werden, u. in einer ansprechenden, dem Gegenstand nach vielleicht fantasievollen Sprache, eine genaue u. ausführliche Darstellung des künstlerischen, wie bürgerlichen Leben’s des großen Meister’s enthalten. Bei Vermeidung von Auskramerei aller pedantischen Citationsgelehrsamkeit, soll unser Buch mehr einem großen Künstler-Romane, als einer trockenen Aufzählung von chronologisch geordneten Daten u. Anekdoten gleichen; bei alledem wird aber nichts mitgetheilt werden, was nicht der gewissenhaftesten u. peinlichsten historischen Kritik Stich zu halten im Stande sei. Zugleich aber, u. zwar in die historische Darstellung eingewebt, soll unser Buch eine ausführliche Besprechung u. Bezeichnung der großen musikalischen Epoche enthalten, die durch Beethoven’s Genius erschaffen wurde u. aus seinen Werken sich auf alle neuere Musik ausbreitete. Dieser Biographie sollen unter andern ein vollständiges Verzeichnis der Beethoven’schen Compositionen nach chronologischer Ordnung, – wie es bis jetzt noch nirgends gegeben worden ist, sowie Facsimile’s u. dergl. beigegeben werden. – Jedenfalls soll es das reichste u. vollständigste Werk werden, was unter allen Möglichkeiten über Beethoven erscheinen kann...“ Am Schluss des langen Briefes beklagt sich Wagner über das Schicksal seiner Oper „ R i e n z i “ , die er dem Dresdener Hoftheater zur Uraufführung angeboten hatte. „... Ich habe seit lange nichts mehr davon erfahren u. sterbe fast vor ungezogener Ungeduld, zu erfahren, was die General-Direction über mein Schicksal beschlossen hat. Wohl weiß ich, u. habe mich darein ergeben, daß an eine Aufführung derselben vor einem halben Jahre nicht zu denken sei... Nichtsdestoweniger ist es mir aber von der unendlichsten Wichtigkeit, daß ich bald, – sehr bald – erfahre, ob meine Oper definitiv angenommen u. zur Aufführung bestimmt sei... Ach, könnten Sie sich einen Begriff von der Inbrunst machen, mit der ich demuthvoll Sie anflehe, Ihr Möglichstes zu thun, um meiner Sache bald zu einem günstigen Ausschlag zu verhelfen...“ – Die Uraufführung fand erst am 20. Oktober des nächsten Jahres statt. Wagners Beethoven-Plan wurde nicht realisiert, wie Arnold lehnten auch Brockhaus und Cotta ab. Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 253). – WBV Nr. 169; Briefe Band 1 Nr. 149. 328 IV. MUSIK Nr. 634 Richard Wagner 329 IV. MUSIK (Wagner) 635* — Eigenh. adressierter Briefumschlag. Poststempel: Paris 22.IV.1860. Quer-kl.-8o. Mit Siegel (zerdrückt). Leicht gebräunt. (250.—) Der Umschlag zu Wagners Brief an den Sänger Albert Niemann (WBV Nr. 2749) in Hannover: „Hannôvre / Herrn A. Niemann / Königl Hofopernsänger / in / Hannover“. Niemann wollte damals eine Reise nach Paris antreten, für die er einen Pass benötigte. Wagner stand ihm mit einem Rat zur Seite. 636* — E. Br. m. U. Paris 20.V.1860. 1 S. gr.-8o. Auf feinstem Papier. Etwas fleckig, Respektblatt mit schmalem Falzrest. (3.000.—) An einen Herrn (Paul Challemel-Lacour?) mit der Bitte, den Verleger Maurice Schlesinger zur Zahlung einer alten Schuld zu bewegen. – 1840 hatte Schlesinger Wagners Lied „Les deux grenadiers“ nach Heinrich Heine auf Kosten des Komponisten gedruckt und, wie Wagner beklagt, nie den Absatz vergütet. „... Deux mots à la hâte! Vous m’obligerez immensement si vous voulez écrire en mon nom à Schlesinger. Je pense que vous êtes suffisament instruit de l’affaire?... Elle date du reste de 1841. – Rapellez-lui qu’il m’a fallu payer 50 fr. pour les frais de l’édition. Quant au libraire, vous seriez très aimable si vous vouliez traiter avec lui pour l’honnoraire. Vous connaissez les conditions de la traduction (60 à 80 fr. par feuille): tâchez d’obtenir assez pour ce qu’il m’en reste quelque chose. Je pense que nous vendons un tirage de 2 000 exemplaires...“ – Gemeint ist die geplante französische Prosaübersetzung seiner Operndichtungen, die im Verlag von Achilles Bourdilliat erscheinen sollte. WBV Nr. 2762; Briefe Band 12 Nr. 122. 637 — E. Br. m. U. Luzern 13.XI.1867. 1 S. gr.-8o. Schwach fleckig. (1.600.—) An (Georg Aloys Schmitt), Kapellmeister am Hoftheater in Schwerin. – Wagner hatte gegen ein Honorar von 30 Friedrichsd’or dem Schweriner Hoftheater die Aufführungsrechte an seiner Oper „ R i e n z i “ überlassen. „... Unter allen Umständen würde ich es recht rücksichtsvoll für mich finden, wenn Sie die Güte haben wollten, auf meine Ihrem letzten Schreiben von mir gewordene Antwort mir einen einfachen Bescheid zukommen zu lassen...“ WBV Nr. 4838; Briefe Band 19 Nr. 257. „Ich hab’ mit der Sache manche Noth...“ 638* — E. Br. m. U. „RWagner“. Luzern (Poststempel) 22.II.1872. 1 S. 8o. Etwas gebräunt. Faltenrisse hinterlegt. Mit Adressseite des Umschlags (Poststempel: 23.II.1872; montiert). (3.000.—) An Hans R i c h t e r, damals Kapellmeister in Pest, in Aufführungs- und Finanzangelegenheiten. – Drei Wochen zuvor hatte Wagner das Grundstück für Haus Wahnfried erworben und den Verwaltungsrat der F e s t s p i e l e gegründet. 330 IV. MUSIK „... Zwei Worte! – / Ihre Musiker freuen mich sehr, und wären mir noch willkommener, wenn es, statt, vier – vierzehn wären. Aus Wien werden mir 12 angemeldet. Wollen nun sehen! – Ihr Conzert freut mich nicht minder: nur so fort! Ich hab’ mit der Sache manche Noth u. werde viel Geduld haben müssen. Bringen Sie dort keinen Verein zu Stande? – Ich wünsche, dass Ihr Intendant bis Ende März seine 1000 fl. findet, ich brauche sie bis dahin – da sie mir einmal in Aussicht gestellt waren habe ich auf das Geld gerechnet. – Vreneli“ (sein langjähriges Dienstmädchen Verena Weidmann) „ist vorgestern entbunden: das Mädchen ward heute Johanna Maria getauft. – Alles ist sonst wohl, namentlich blüht Fidi!“ (der Sohn Siegfried war 1869 geboren worden) „– Schreiben Sie oft und haben Sie Glück! Bald machen wir hoffentlich wieder Musik...“ WBV Nr. 6057 („Verbleib unbekannt“). 639 — E. Br. m. U. „RWagner“. Bayreuth 26.III.1873. 1 S. gr.-8o. Minimal fleckig. Heftspuren am linken Rand. (2.500.—) (Wohl an den Theateragenten Carl Wilhelm Batz in Wiesbaden), der – zusammen mit dem Weinhändler Carl Voltz – die Aufführungsrechte an mehreren Werken Wagners erworben hatte, seine dritte Werbereise für Bayreuth betreffend. Seit der Grundsteinlegung des Festspielhauses im Mai 1872 hatte das Unternehmen mit ernsten finanziellen Problemen zu kämpfen. „Nur zwei flüchtige Worte, geehrtester Freund, zu Ihrer sofortigen Orientirung! – In der Versendung des Circulares hat einfach eine Saumseligkeit statt gefunden: Herr Feustel“ (der Bayreuther Bankier Friedrich F.) „war verreist, – und die Anderen hatten – geglaubt! – Jetzt ist alles unterwegs. – Aus London werde ich nicht klar und habe es deswegen für jetzt gänzlich fallen lassen, weshalb mir auch die Verlegung des Cölner Conzertes nicht recht war, da dort überhaupt Niemand annehmen konnte, ich würde am 23sten in Cöln, und am 25sten in London dirigiren, wogegen mir die Beibehaltung des 25sten für Cöln sehr erwünscht gewesen wäre. – Es ist somit hieraus nur eine für mich beschwerliche Confusion entstanden. – Mit dem Geld sehen Sie nach Kräften, was zu Stand zu bringen ist – nicht wahr? / Da ich täglich die Sendung aus Bordeaux, auch in Flaschen, erwarte, dürfte Frankfurt, für welches ich Ihnen sehr dankbar verbleibe, jetzt unbeachtet bleiben. – Voltz’ Weisswein bekommt mir wiederum schlecht: er verursacht mir unerträgliche Säure. Ich will ihn altern lassen, und würde indessen sehr wünschen, einen kräftigen, etwas herberen, nicht sauren weissen Tischwein zu erhalten. Aber?!...“ WBV Nr. 6461. 640 — E. Br. m. U. „Richard Wagner“. Bayreuth 17.I.1878. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (2.000.—) An den Weinhändler Carl Voltz, Abrechnungen betreffend. „... Noch mit nachträglichem besten Danke für Ihre freundliche Besorgung im vorigen Monate, übersende ich Ihnen anbei die nöthigen Quittungen. Wie es kommt, dass Herr Batz für die Iphigenia (in Hamburg) separate Quittung wünscht, ist mir nicht recht klar. Ich dachte, Sie hätten die Iphigenia schon mehrmals in Ihre gemeinschaftliche Besorgung gezogen? – Ist übrigens nicht wichtig!...“ Anfang 1847 hatte Wagner in Dresden Glucks Oper „Iphigenie in Aulis“ für die sächsische Hofoper neu bearbeitet. Nicht im WBV. 331 IV. MUSIK (Wagner) 641 — E. Br. m. U. „Richard Wagner“. Bayreuth 22.VI.1878. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. (1.600.—) (An denselben) mit einer Zahlunganweisung. „... Ich bitte Sie, auf Abschlag meines nächsten Conto’s, sofort / 1000 francs / an Herrn Jacob Stocker / im Moos bei Luzern / gefälligst anweisen zu wollen...“ Jacob Stocker und seine Frau Verena waren Wagners Bedienstete während seiner Zeit in Tribschen, 1866 – 1872. Nicht im WBV. „meine Nibelungen-Stücke“ 642 — E. Br. m. U. Bayreuth 21.VIII.1879. 12⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt, etwas fleckig. (2.500.—) An den Direktor des Hamburger Stadttheaters Bernhard P o l l i n i mit der Bitte, ihm die „TantièmeZahlungen für die Aufführungen des ‘ R i n g d e s N i b e l u n g e n ’ – so viel davon jetzt bereits noch unerhoben geblieben ist“, zuzuschicken, „... sowie künftig am Schlusse jedes Monates, in welchem Aufführungen stattfanden, in gleicher Weise mit directer Zusendung fortfahren zu wollen, da ich meinen Auftrag an Herrn Praeger“ (der Londoner Musikschriftsteller Ferdinand P.) „zurückgezogen habe. Die für den 1 September d. J. stipulirte Vorschuss-Zahlung von abermals 4 000 M. wollten Sie die grosse Güte haben, mir wiederum in einem Wechsel auf Leipzig zukommen zu lassen. Indem ich Ihnen für den guten, vielleicht sogar sich noch verbessernden Fortgang der Aufführungen meiner Nibelungen-Stücke meinen Segen ertheile, verbleibe ich mit grösster Hochachtung / Ihr / sehr ergebener / Richard Wagner“. Bereits 1877 hatte Wagner aus finanziellen Gründen von seinem Vorhaben, den Ring für Bayreuth zu reservieren, Abstand genommen, und so gehörte Hamburg (wo Pollini den Ring jedoch mit der „Walküre“ hatte beginnen lassen) neben Leipzig, München und Wien zu den ersten Spielorten des „Ringes der Nibelungen“. WBV Nr. 8200. 643 — E. Br. m. U. „RWagner“. Bayreuth 7.V.1882. 1 S. kl.-8o. Minimal fleckig. Montagespuren am linken Rand. Mit Umschlag (in die Bugfalte montiert). (1.600.—) An den Theateragenten Carl Wilhelm Batz in Nackenheim, der – zusammen mit dem Weinhändler Carl Voltz – die Aufführungsrechte an mehreren Werken Wagners erworben hatte, wohl wegen Unstimmigkeiten in einer geschäftlichen Angelegenheit. „... Das ist Alles ganz anders, als Sie sich es vorstellen! Geben Sie sich nur in dieser Angelegenheit keine weitere Mühe, und warten Sie ruhig den Erfolg der mündlichen Aufklärungen ab, zu welchen ich Sie u. Herrn Voltz – sobald es Ihnen zu kommen beliebt – erwarte!...“ WBV Nr. 8560. 332 IV. MUSIK 644 — Portraitphotographie mit e. Namenszug „Richard Wagner“ am Unterrand der Bildseite. Kabinettformat. Leichter Lichtrand. Karton gering berieben. War montiert. (2.000.—) Brustbild, Dreiviertelprofil nach rechts. Aufnahme aus späteren Jahren, die Wagner in Jacke mit locker geknoteter Krawatte zeigt. 333 IV. MUSIK (Wagner) „Herr Wagner“ 645 — WAGNER, Cosima, seine zweite Frau, Tochter Franz Liszts, in erster Ehe mit Hans von Bülow verheiratet, 1837– 1930. E. Br. m. U. „C. von Bülow“. (München) 15.VI.1867(?). 1 S. kl.-8o. Violettes Papier. (150.—) An Hofrat (v. Düfflipp, den Kabinettsekretär König Ludwigs II. von Bayern). „... Anbei den allerhöchsten Brief. Herr Wagner ist heute früh abgereist. Jetzt muss er schon auf Tribschen sein. Darf ich Sie wohl um gütige Notiz über die Haus-Angelegenheit bitten...“ Wagner war am 13. Juni überstürzt aus München abgereist, nachdem der König den von Wagner favorisierten Sänger Tichatschek als Lohengrin abgesetzt hatte. Die „Haus-Angelegenheit“ bezieht sich wohl auf das Haus Prestele bei Starnberg, das der König Wagner für die Zeit seines Aufenthaltes zur Verfügung gestellt hatte. „ohne Sang und Klang“ 646 — — E. Br. m. U. „Cosima“. Tribschen 21.IV.1872. 21⁄2 S. kl.-8o. Leicht gebräunt, etwas fleckig.(300.—) An den Theologen Clemens Brockhaus, einen Neffen Wagners, dem sie von ihrem bevorstehenden Umzug nach Bayreuth berichtet; Wagners Schwester Ottilie war mit dem Orientalisten Hermann Brockhaus verheiratet. „Einen letzten Gruss aus Tribschen mein lieber Clemens; Dein Onkel verlässt uns Morgen; und wir folgen in 8 Tagen. Es ist alles recht wehmüthig und unruhig, muss aber durchgemacht werden... für den Schein will ich also in Bayreuth sorgen, denn ich verliess gern ohne Sang und Klang den Ort wo ich so still gelebt. – – Danke Fritz“ (der Kirchenrechtler Friedrich B., Bruder des Adressaten) „vielmals für seine Bemühungen; ich glaube dass die sogenannte Churfürsten Bibel gerade das sein wird was ich wünsche, allerdings aber wäre mir ein alter Einband erwünschter als ein moderner. – – – Die Kinderkrankheiten sind überstanden, es waren nur Erkältungen, ich selbst bin wieder rüstig, nur um Richard bin ich besorgt, er hat sich zu viel aufgebürdet; Uebersiedelung, Wiener Concert, Grundsteinlegung[,] 9te Symphonie, alles in drei Wochen, das ist zu viel! Gott wird aber helfen, so hoffe und flehe ich...“ Richard und Cosima Wagner hatten seit 1867, nach Cosimas Trennung von Hans von Bülow, in Haus Tribschen am Vierwaldstättersee zusammengelebt; 1867 und 1869 waren Eva und Siegfried dort geboren worden. Die Trauung war erst 1870 erfolgt. Beiliegend 3 Briefe und 1 Schriftstück in Cosimas Namen, drei von der Hand ihrer Tochter Eva (Wiesbaden, Bayreuth und o. O. 1896/98 und o. D., mit 2 Umschlägen); sämtlich in Bayreuther Angelegenheiten, darunter, im Brief von 1896, die Bitte um Informationen über den Intendanten des Schweriner Hoftheaters Karl von Ledebur; bei dem Schriftstück handelt es sich um eine Programmliste, die wöchentliche „Sonnabend Soirée in Wahnfried“ betreffend. 334 IV. MUSIK „Loge ist für das Rheingold von entscheidender Wichtigkeit“ 647 — — 4 Briefe in ihrem Namen, einer von der Hand ihrer Tochter Daniela Thode. Bayreuth, Riedberg und o. O. 9.VII.1900, 29.IX.1901 und o. D. Zus. 8 S. verschiedener 8o-Formate. Teilweise leicht gebräunt, ein Brief mit Faltenrissen (hinterlegt). (350.—) Wohl sämtlich an den Sänger Otto Briesemeister, der im „Rheingold“ wiederholt die Partie des Loge sang. 1900. „... Wollen Sie gern Loge wieder durchnehmen oder neue Parthien einstudiren? / Viele unserer Künstler kommen um die alteinstudirten Sachen wieder zu repetiren, weil in der Ausübung draussen sich manches einnistet...“ O. D. Proben betreffend. „... Ich vergass gestern: ‘ist er gelöst’ – was ich etwas einfacher bei bestimmter Schärfe zu geben bitte. / Sie dürfen diese kleine Rekapitulation Ihrer ausgezeichneten Leistung nicht übel nehmen... Mit jedem Künstler arbeiten wir die Aufgaben wieder durch, selbst die allerbedeutensten und berühmtesten, weil ausserhalb Bayreuths sich mit Nothwendigkeit Uebertreibungen oder Nachlässigkeiten einschleichen...“ 1901. „... Wir werden für die nächsten Aufführungen so ziemlich bei der gleichen Besetzung als wie in diesem Jahre bleiben. Man kann aber nicht wissen was vorkommt u. so will ich Ihren Wunsch nicht als absolut unerfüllbar bezeichnen... Uebrigens betrachte ich u. mit mir gewiß alle ächten Freunde unserer Kunst den Loge für eine der Hauptaufgaben im Ring. Sie wurde im Jahre 1876 Heinrich Vogl zuertheilt, der sich nicht im Geringsten dabei zurückgesetzt fand...“ O. D. Mit Dank für seine Leistung während einer Aufführung. „... Loge ist für das Rheingold von entscheidender Wichtigkeit u. dadurch, daß Sie diese Aufgabe mit solcher Bestimmtheit und Feinheit gelöst haben, haben Sie wesentlich zum Gelingen des Ganzen beigetragen...“ Beiliegend eine e. Postkarte Siegfried Wagners (Paris 1903?) an den Dirigenten Édouard Colonne: „... J’espère que vous n’êtes pas froissé que je ne dirige pas chez vous cette fois...“ Ferner beiliegend eine e. Ansichtskarte seiner Halbschwester Blandine G r a v i n a (Breslau 1930); an den Architekten Heinrich Dernburg, der das Kaufhaus Wertheim in Breslau entworfen hatte; sie sei zwar eine „Gegnerin aller Waarenhäuser, aber voll Bewunderung für diese Ihre Schöpfung...“ (umseitig die Abb. des Kaufhauses). „meines Onkels Genius“ 648 — WAGNER, Johanna, verh. Jachmann, Sängerin; Nichte Richard Wagners, 1826 – 1894. E. Br. m. U. Berlin 28.IX.1857. 33⁄4 S. gr.-8o.(600.—) An einen Herrn, der sich bei ihr nach der Möglichkeit einer Rückkehr Richard Wagners nach Deutschland erkundigt hatte. „... Hoch entzückt über die Theilnahme welche meines Onkels Genius in Ihnen und Gleichgesinnten hervor gerufen, glaube ich Ihnen meine Freude nicht besser bezeugen zu können, als durch schleunige Beantwortung Ihres Schreibens. Diese Freude aber wird sehr getrübt durch den Gedanken, daß Ihre edle Absicht sich leider mit sich selbst nur belohnen wird, indem Sie, unbekannt mit den Verhältnissen, Hoffnungen hegen, deren Erfüllung schwerlich in der Macht unsres Allergnädigsten Königs steht. Mein Onkel ist nämlich kein Preusse, sondern ein Sachse, aus Leipzig, war Kgl. Deutscher Kapellmeister und hat in Sachsen gesündigt. Von dort aber ist jetzt noch nichts zu hoffen, wie es sich ganz neuerdings herausgestellt hat. Es sind nämlich in neuster Zeit von den einflußreichsten Leuten von Weimar u Sachsen aus Versuche aller Art gemacht worden, für jetzt noch aber alle vergeblich. Die ganze Entscheidung also über meines Onkels Rückkehr nach Deutschland hängt von Sachsen ab und ich zweifle stark, dass S[ein]e Majestät unser König in dieser Hinsicht den Willen eines andern Monarchen zu beugen versuchen wird wollen...“ Beiliegend ein Programmzettel für das „Fünfte Abonnement-Concert des Breslauer Orchester-Vereins“, das Johanna Wagner als Mitwirkende ausweist (8.XII.1868). 335 IV. MUSIK (Wagner) 649 — LUDWIG II., König von Bayern, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. E. Br. m. U. Schloss Berg 10.VII.1865. 3 S. 4o. Mit bekrönter Wappenprägung am Kopf. (8.000.—) An Hans von B ü l o w, nach der Uraufführung von „ Tr i s t a n u n d I s o l d e “ . „... Ich kann nicht unterlassen, Ihnen meine vollste Anerkennung auszusprechen für die meisterhafte Direktion des großen, wundervollen Kunstwerkes ‘Tristan und Isolde’ unsres Wagner. – Nur durch Ihre vortreffliche Leitung des Hoforchesters ist es, ich bin dessen vollkommen überzeugt, gelungen, das genannte Werk in solcher Vollendung ins Leben treten zu lassen. – Ich spreche Ihnen daher meinen warmen Dank aus für Ihre so hervorragende Betheiligung an der glänzenden Durchführung des Kunstwerkes. – Wie wird sich auch Frau von Bülow gefreut haben, diese herrliche Schöpfung des Genius Wagner’s durch ihren Gemahl so unerreichbar vorgeführt zu sehen. – Schon so viel Rühmenswerthes habe ich von Ihrer außerordentlichen Begabung und Liebenswürdigkeit vernommen. – Meinen besten Dank wiederholend bin ich immer / Ihr / sehr wohlgeneigter / Ludwig.“ Die Uraufführung hatte am 10. Juni 1865 im Münchner Hof- und Nationaltheater im Beisein des Königs stattgefunden. Ludwig II. besuchte zwei weitere Aufführungen, zu denen er mit einem Extrazug von Starnberg aus anreiste. Beiliegend ein e. adressierter, frankierter Briefumschlag an denselben in Luzern (Poststempel: 11.VI. 1866). „Das Primäre ist: der Wille zum Bauen“ 650 WAGNER-RÉGENY, Rudolf, 1903 – 1969. 27 Autographen: 21 e. Br. m. U., 2 Br. m. U. und 4 (Ansichts-)Postkarten m. U. Berlin, Reghin, Binz, (Hermagor), Güstrow und Rostock (24.V.1935) bis 7.IV.1968. 43 S. (quer-)folio bis quer-8o und die Karten. Mit 24 Umschlägen. Zum Teil kleine Faltenrisse, etwas gebräunt und fleckig. (3.000.—) Umfangreiche Brieffolge an den Komponisten und Musikschriftsteller Alfred Burgartz (1890 – 1987), der (1935) eine biographische Arbeit über Wagner-Régeny veröffentlicht hatte. Mit ausführlichen Berichten über seine schwierige Lebenssituation nach dem Zweiten Weltkrieg und über sein musikalisches Schaffen. (Berlin-Charlottenburg 24.V.1935), nach Berlin. „Es ist nicht leicht, auf Ihre Äusserungen zu antworten, weil sie fast sämtliche Probleme berühren, welche derzeit mich bewegen... Es ist niemals die ‘Vision’ die mich zum Gestalten treibt. Sie ist immer nur ein, die manchmal harte Arbeit des ‘Bauens’ verschönender Faktor. Das Primäre ist: der Wille zum Bauen. Die drei angeführten Dichter Poe, Lagerlöf und Hamsun zu klassifizieren steht mir zwar nicht zu, doch könnte ich Poe und Maupassant auf ein Gleis rangieren. Lagerlöf ist wirklich nur in Visionen stark, hingegen verdient Hamsun das Prädikat ‘grosser Dichter’...“ 336 IV. MUSIK Reghin 4.IX.1935. „... So sehr es mich freut, Ihnen die Verbindung zum Kronstädter Musikkreis in die Wege geleitet zu haben, so sehr bin ich betrübt, Ihnen nicht ein Mehreres und Interessanteres augenblicklich verschaffen zu können. Es sei denn, Sie wenden sich an Herrn Direktor Gust Ongyerth, Leiter des Deutschen Landestheaters in Rumänien... Er könnte Ihnen von Zeit zu Zeit selbst Artikel verfassen über ‘Deutsches Theater im Osten’...“ Güstrow 3.V.1946. „... Überall kommt der Antrieb von aussen, nichts von innen her. Das beruhigt mich; denn auch ich folge, seitdem ich in Güstrow bin (von 43 – 45 war ich gleichsam tot) eher den Gegebenheiten, indem ich sie auf meine Art forme, als daß ich mich, wie ich es früher tat, der Welt aufoktroyiere... Vor 8 Tagen veranstaltete ich im hiesigen Theater eine ‘musikalische Gaukelei’. Ich hielt einen Vortrag, dann setzte ich mich an den Flügel, neben mir nahm ein vortrefflicher Schlagzeuger Platz. Auf der anderen Seite lagen auf Fässern einige Bretter, diese stellten ein Podium dar, auf welchem sich in Kostüm und Maske eine Sängerin bewegte. Das Programm zerfiel in 4 Teile. Und bei offenem Vorhang wechselten die Arbeiter die Decorationen. Ein und dieselbe Sängerin erschien einmal als jugendliche Operndarstellerin, als solche sang sie 3 Jane-Arien, 2 Gesänge a[us] d[en] Bürgern von Calais und den Auftritt der Agneta aus Johanna Balk...“ Güstrow 7.VII.1946. „... Eine gewisse Erregung hat sich wieder meiner bemächtigt, die ich schon seit Jahren nicht mehr kannte, eine geistige Spannung, die mich früher immer trug. Nun sehe ich auch den verschiedenen Unternehmungen, dem Konzert in Schwerin, wie der ‘Gaukelei’ in Berlin anders entgegen, weil ich weiss, dass ich innere Dispositionen mitbringe, die wieder etwas ‘Sprengendes’ in sich tragen. War ich doch stumpf geworden, wie ein Mehlsack!...“ Güstrow 25.VI.1946. „... Weiss Gott, wohin uns eines Tages das Geschick stellen wird! Berlin? Salzburg? Zürich? Paris? Los Angeles? Diese 5 Städte zeichnen sich allmählich am Horizonte ab. Ueberall sind Freunde am Werk. Aber: lassen wir die Zeit die Entscheidung fällen!... Ich bemerke, dass im allgemeinen der Fehler begangen wird, die Sehnsucht nach dem Unfassbaren zu verwechseln mit der einzig möglichen Daseinsform: zur Einsicht in das Fassbare zu gelangen. (von wem schon kann ich das gelernt haben! von Goethen.)...“ Rostock 10.III.1949. „... Die ganze Stadt Berlin ist in Fäulnis übergegangen. Die Familien sind zerbrochen... Ich sah im Deutschen Theater die Uraufführung der Brecht’schen Mutter Courage. Ein vortreffliches Stück! Mit B r e c h t saß ich tagelang zusammen im eiskalten Adlon. Wir begannen meinen ‘Darmwäscher’ zu revidieren, dessen Musik seit 1943 fertig in meinen Mappen liegt. Es ist möglich, daß ich im Herbst mit Brecht zusammen etwas Neues beginne...“ Rostock 28.XII.1949. „... Ich beschäftige mich intensiv mit der 12-Ton-Technik, und es wollen sich überraschende Ergebnisse einstellen, die auf jener hohen... Ebene liegen, auf der unsre einstigen Gespräche sich bewegten...“ Berlin 7.IV.1968. „... Mein Buch ‘Begegnungen’ erscheint im August; eine Schallplatte mit meinen beiden Cantaten... ist in Vorbereitung; Vorgestern fand die Uraufführung meiner ‘Commentare zu Machaut’ statt; meine ‘frühen Lieder’ (1919 – 1925) werden erscheinen; ebenso die letzten ‘12’ aus 1967; 4 Rundfunksendungen folgen...“ Beiliegend ein Portrait Wagner-Régenys (Scherenschnitt) sowie 3 e. Br. m. U. seiner (zweiten) Frau Gertie (Berlin 30.X. und 12.XII.1969 sowie 31.III.1970, mit Umschlägen). 651 — E. Br. m. U. Berlin 2.VIII.1956. 1 S. quer-folio. Leicht gebräunt, minimale Randeinrisse.(120.—) An den Musikwissenschaftler Richard Petzoldt (1907– 1974), dem er ein „Geleitwort“ sendet. „... Gestern erst von einer Reise aus Westdeutschland zurückgekehrt, eile ich, um Ihnen das gewünschte Geleitwort zu senden. Ich konnte es in der Eile nicht besser machen...“ 337 IV. MUSIK Das Konzertstück f-Moll, op. 79 für Klavier – „ein Prachtstück“ (Jähns) 652Ω WEBER, Carl Maria von, 1786 – 1826. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel, am Schluss datiert „Vollendet Berlin d. 18. Juny 1821“. Titel + 60 S. Querformat, 14-zeilig. Leicht gebräunt und fleckig. Geheftet und eingehängt in eine Leinendecke der Zeit (leicht berieben) mit goldgeprägtem Titel. (120.000.—) „K o n z e r t - s t ü k f ü r d a s P i a n o f o r t e . / componirt / von / Carl Maria von Weber. / Op: 79.“ – Vollständige Partitur. Seite 1: Titel. Seite 2 – 12: „Larghetto affettuoso“. Seite 12, letzter Takt, bis Seite 30: „All[egr]o passionato“. Seite 31: „Adagio“. Seite 31, Takt 6 bis Seite 36, Takt 7: „Tempo di Marcia“ (C-Dur). Seite 36, Takt 8, bis Seite 39, Takt 4: „Più moto“. Seite 39, Takt 5, bis Seite 61: „Presto: giojoso“ (F-Dur). „Kleine höchst saubere Schrift; Tactstriche und Rastrirung aus freier Hand von W. selbst gezogen. Die metronomischen Bezeichnungen sind von W. später mit blauschwarzer Tinte eingetragen. Das ganze Autograph ist ein Prachtstück an Nettigkeit und ganz ohne Correctur.“ (Jähns, Chronologisch-thematisches Verzeichnis, 1871, Nr. 282.) Weber beendete die Arbeit an der Partitur am Tag der Uraufführung seiner Oper „Der Freischütz“ am kgl. Schauspielhaus Berlin; am 25. Juni führte Weber das Konzertstück an gleicher Stelle zum ersten Mal auf. In seinem Tagebucheintrag von diesem Tag heißt es: „... Abends Concert im Saale des Schauspielhauses. ich spielte zum 1ten-male mein Konzertstük, F moll mit ungeheurem Beyfalle... Voll war es nicht. molto onore, poco contante...“ Mit ersten Plänen zu dem Werk hatte sich Weber schon Jahre zuvor befasst, am 14.III.1815 schrieb er an Friedrich Rochlitz: „ich habe jezt ein Clavier Concert in F moll im Plan. da aber die moll Concerte ohne bestimmte erwekende Idee beym Publikum selten wirken, so hat sich so ganz seltsam in mir unwillkührlich dem Ganzen eine Art Geschichte untergeschoben, nach deren Faden die Stükke sich reihen, und ihren Charakter erhalten. und zwar so detaillirt und gleichsam dramatisch daß ich mich genöthigt sehen werde ihnen folgende Titel zu geben. Also: Trennung. Adagio, Klage. Finale. höchster Schmerz, Trost, Wiedersehen Jubel. Da ich alle betitelten Tonbilder sehr haße, so wird es mir höllisch sauer mich selbst an diese Idee zu gewöhnen, und doch drängt sie sich mir unwiderstehlich immer wieder auf und will mich von ihrer Wirksamkeit überzeugen.“ Beiliegend eine von seinem Sohn, dem Eisenbahningenieur Max Maria v. Weber unterschriebene und gesiegelte Echtheitsbestätigung, Dresden 17.II.1853. Vollständige Autographen so bedeutender Kompositionen Webers sind im Handel v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 130). Vorbesitzer waren der Pianist Charles Voß (1815 – 1882), von dem eine Notiz beiliegt („Es sind mir 350 Thaler geboten / Ch Voss“) und Siegfried Ochs (Katalog der Fa. C. G. Boerner, wohl um 1920, S. 76), dessen Sammlung Louis Koch übernahm. 338 IV. MUSIK Nr. 652 Carl Maria von Weber 339 IV. MUSIK (Carl Maria von Weber) 653* — E. Br. m. U. Dresden 13.II.1826. 3⁄4 S. 4o. Mit Adresse. Leicht fleckig, kleiner Randeinriss, Falzreste am Oberrand; Adressblatt an der Siegelstelle fachgerecht repariert. (1.600.—) Vor seiner Abreise nach England an den Sänger Karl Adam Bader (1789 – 1870) in Berlin. „... Im Drange der Abreise nur 2 Worte. Hr. v. Lüttichau ist es zufrieden Ihre liebe Schwägerin zu sehen, und wenn Sie gefällt, sogleich zu engagiren. Dieß entscheidet sich ja gleich nach einer Rolle. Wir sind bisher so überfüllt mit unglücklichen Versuchen gewesen, daß unser verehrter Intendant etwas scheu geworden ist, und schwer an neue geht...“ Bader hatte am 23.XII.1825 in der von Weber dirigierten Berliner Aufführung seiner Oper „Euryanthe“ die Rolle des Adolar gesungen. „zum Heil und Frommen der Kunst“ 654* — E. Br. m. U. Dresden 14.II.1826. 13⁄4 S. 4o. Kleine Einrisse, die breiten Ränder wohl etwas beschnitten. (4.000.—) An Karl Graf von B r ü h l , den Generalintendanten der Kgl. Schauspiele in Berlin. – Zwei Tage später brach Weber zu seiner letzten Reise nach London auf, um dort seinen „Oberon“ aufzuführen. „... Mit Recht können Sie mir zürnen daß erst jezt Ihnen mein Dank zukömt, von dem mein Inneres gewiß eben so als wie mit der vollkommensten Anerkennung alles Guten und Lieben was Sie mir erzeigten erfüllt ist. Aber Sie haben gewiß auch Nachsicht mit dem Vielgeplagten der selten gerade zu dem kömt was ihm das Liebste ist. Mein Aufenthalt in Berlin hatte mich doch sehr angegriffen. Hierauf folgte wie natürlich, Abspannung, und eben diese versezte mich wieder in die größte Unruhe, wenn ich auf alles das blikte was ich noch zu thun hatte um nur einigermaßen ruhig den Weg nach England antreten zu können. Viel ist denn nun auch geschehen, aber nicht alles, und ich habe noch ein paar No: in London zu componiren. Auch wird mein Aufenthalt in Paris nur auf 3 – 4 Tage beschränkt sein. Ich baue also auf Ew: Hochgebohren Verzeihung, und die mir so oft erprobte Güte und Nachsicht, indem ich zugleich wiederholt meinen innigsten Dank aufs herzlichste ausspreche. Gewiß weis ich zu würdigen was Sie, in der jeztigen Stellung der Dinge, für mich thaten. Gott schenke Ihnen ferner Geduld, Ausdauer, und Gesundheit, zum Heil und Frommen der Kunst. In der Beilage habe ich die Ehre Hochdemselben etwas zuzusenden, was eigentlich für Sie gänzlich überflüßig ist; um der Allgemeinheit der Maasregel willen jedoch auch in Ihre Hände gelangen mußte, und wofür ich Ihre freundliche Nachsicht in Anspruch nehme...“ Mit der „Beilage“ ist das von Weber verfaßte „Rundschreiben an sämtliche Bühnen“ gemeint, in dem er gegen die „Raubaufführungen“ musikalischer Werke protestierte. – Mit den ersten Zeilen eines Antwortentwurfs am Unterrand der Rückseite. Weber erlag am 5. Juni des Jahres in London der Schwindsucht; am 12. April hatte er die Uraufführung seines „Oberon“ geleitet. In Hans-Rudolf Wiedemann, Briefe und Albumblätter großer Komponisten und Interpreten in Handschriften, Lübeck 1990, mit einem Faksimile veröffentlicht. 340 IV. MUSIK Nr. 654 Carl Maria von Weber 341 IV. MUSIK 655* WIEN. – 9 gedruckte, meist mehrseitige Konzertprogramme aus den Jahren 1864 bis 1879. Folio, gr.-4o und gr.-8o. Teilweise leicht fleckig, vereinzelt kleine Randläsuren. (400.—) Wiener Singakademie, „Drittes Concert unter der Leitung des Chormeisters Herrn Johannes Brahms“ am 20.III.1864 im k.k. großen Redoutensaal, 4 Programme der Gesellschaft der Musikfreunde; Gesellschaftskonzerte sowie „Erstes außerordentliches Konzert... unter der Leitung des Komponisten, Herrn Hector Berlioz“, am 16.XII.1866 an gleicher Stelle, ferner „Concert unter der Mitwirkung von Franz Liszt“ am 11.I.1874 (Liszts letzter Auftritt in Wien), „Einziges Concert mit Orchester des Herrn Professors Josef Joachim“ am 14.I.1879, eine „Akademie zum Vortheile des Pensions-Institutes des k. k. Hof-Operntheaters“ am 18.III.1879 und ein „AbonnementConcert veranstaltet von den Mitgliedern des k. k. Hofopern-Orchesters“ unter der Leitung von Hans Richter am 30.XI.1879 – sämtlich im großen Musikvereinssaal. 656 WOLF, Hugo, 1860 – 1903. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel. Windischgraz 6.VI.1877, Wien 5.IV. und 2.V.1878 sowie Maierling 18.VI.1882. Titelblatt und 12 S. großes Hochformat, 12-zeilig, ca. 33,5 × 26,5 cm. Schwarze Tinte. Titel und S. 14 (leer) etwas unfrisch. Bibliophiler roter Lederband mit Rücken-, Deckel- und Innenkantenvergoldung (sign. Walter Veit, Leipzig) in marmoriertem Pappschuber. (30.000.—) Reinschrift von vier Liedern in einer eigenen Sammelhandschrift mit dem Titel „Lieder u. Gesänge für eine Frauenstimme“: I) Windischgraz 6.VI.1877: „M o r g e n t h a u / (aus einem alten Liederbuche)“, am Kopf bezeichnet „Sehr ruhig u. träumerisch“; mit dem unterlegten Text „Der Frühhauch hat gefächelt hinweg die schwüle Nacht, die Flur holdselig lächelt in ihrer Lenzespracht...“ Hugo-Wolf-Werkverzeichnis von Margret Jestrembski (Kassel 2011; HWW) Nr. 101/1 (S. 131), Autograph Nr. 7. II) Wien 2.V.1878: „ D a s V ö g l e i n “ , nach dem Gedicht von Friedrich Hebbel, am Kopf bezeichnet „Sehr lebhaft, spielend u. gut zu declamiren“, mit dem unterlegten Text „Vöglein vom Zweig gaukelt hernieder; – lustig sogleich schwingt es sich wieder...“ HWW Nr. 101/2 (S. 133), Autograph Nr. 2. III) Wien 5.IV.1878: „ D i e S p i n n e r i n “ , nach dem Gedicht von Friedrich Rückert, am Kopf bezeichnet „Unruhig bewegt, doch nicht zu geschwind“, mit dem unterlegten Text „O süße Mutter ich kann nicht spinnen, ich kann nicht sitzen im Stübchen innen, im engen Haus...“ HWW Nr. 101/3 (S. 134), Autograph Nr. 2. IV) Maierling 18.VI.1882: „ M a u s f a l l e n - S p r ü c h l e i n “ , nach dem Gedicht von Eduard Mörike, mit dem unterlegten Text „Kleine Gäste, kleines Haus, liebe Mäusin oder Maus stelle dich nur kecklich ein heute Nacht im Mondenschein...“ HWW Nr. 101/6 (S. 138), Autograph Nr. 2. Mit einer Widmung an „Frau Paula v. Goldschmidt in Bewunderung u. Verehrung“. Die Gattin des Komponisten Adalbert von Goldschmidt war eine gute Sängerin, die an Wolfs „Mausfallen-Sprüchlein“ besonderes Gefallen fand; Wolf berichtet davon, daß sie mit diesem Lied „in Gesellschaften Triumphe feiert“ (Brief vom 21.X.1882). – Wolf war der vermögenden Familie freundschaftlich verbunden und zu Weihnachten 1877 von ihr reich beschenkt worden. Aus der Sammlung Werner-Eberhard Müller, Leipzig, mit dessen Signet in Goldprägung auf dem Rückdeckel. 342 IV. MUSIK Aus Nr. 656 Hugo Wolf 343 IV. MUSIK (Hugo Wolf) 657Ω — Eigenh. Musikmanuskript, am Kopf datiert „Windischgraz am 8 Juli 879“ und signiert. 5 S. Hochformat, 14-zeilig. Schwach fingerfleckig, kleiner Einriss in der Bugfalte. (20.000.—) „H e r b s t e n t s c h l u ß . / N. Lenau “. – Vollständige frühe Liedkomposition für eine Singstimme mit Klavierbegleitung nach einem Gedicht von Nikolaus Lenau, g-Moll, bezeichnet „in gehender Bewegung, düster“. Mit dem Text aller sieben Strophen; die drei ersten lauten: „Trübe Wolken, Herbstesluft, einsam wandl’ ich meine Strassen, welkes Laub, kein Vogel ruft – ach wie stille! wie verlassen! odeskühl der Winter naht T wo sind, Wälder, eure Wonnen? Fluren eurer vollen Saat goldne Wellen sind verronnen. s ist worden kühl und spät E Nebel auf der Wiese weidet, durch die öden Haine weht Heimweh; – Alles flieht und scheidet.“ Die von Wolf nachträglich mit hellerer Tinte notierte Zählung „No. 4“ bezeichnet die Stelle, an der das Lied in verschiedenen geplanten Drucken von Liedsammlungen erscheinen sollte, die aber alle nicht zustande kamen. Gedruckt wurde es erst 1936 in den „Nachgelassenen Werken“ nach diesem Autograph. – Den Titel schreibt Wolf versehentlich „Herbstenstschluß“. Hugo-Wolf-Werkverzeichnis von Margret Jestrembski (Kassel 2011) Nr. 84 (S. 104). – Aus der Sammlung Louis Koch (Kinsky Nr. 329). „dieses erschütternde Unglück“ 657a — MAYREDER, Rosa, österreichische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin; Förderin Hugo Wolfs und Librettistin des „Corregidor“, 1858 – 1938. E. Br. m. U. Wien 11.X.1897. 8 S. 8o. Mit Umschlag. (500.—) An den Verleger Adolf Nast in Degerloch, einen Freund und Förderer Wolfs, dem sie Wolfs geistigen Verfall schildert; am 20. September war Wolf in eine private Nervenklinik eingeliefert worden. „... Ich muß es niederschreiben: Hugo Wolf ist leider geistig schwer gestört, und die Ärzte geben wenig Hoffnung auf seine Wiederherstellung. Mit schrecklicher Schnelligkeit ist dieses erschütternde Unglück hereingebrochen... Das erste Anzeichen einer beunruhigenden Verwirrung ist Freitag, den 17. September aufgetreten. Er hatte seit drei Wochen fieberhaft an seiner neuen Oper ‘Manuel Venegas’ gearbeitet und befand sich wie immer, wenn er komponirte, in hochgradiger Aufregung. Dießmal jedoch schlief und aß er fast nichts mehr; zudem fürchtete er die Unterhandlungen über die Aufführung des Corregidor an der Wiener Hofoper... Nach einer... Unterredung mit dem neuen Direktor“ (Gustav M a h l e r, mit dem sich Wolf zu 344 IV. MUSIK Nr. 657 Hugo Wolf 345 IV. MUSIK (Rosa Mayreder) Studentenzeiten eine Mansardenwohnung geteilt hatte, hatte im September eine zuvor gegebene Zusage zurückgenommen) „war es, daß in ihm die Idee aufstieg, es gebe für ihn kein Mittel, sein Werk durchzusetzen, als selbst Direktor zu werden... schon Tags darauf erzählte er überall, daß er in vierzehn Tagen Direktor der Hofoper sein werde, und Sonntag hielt er sich bereits ganz dafür, besuchte den Sänger Winkelmann, um sich ihm als neuer Direktor vorzustellen... Seine Freunde vom Wolf-Verein... sahen ihn erst an diesem Tage wieder, und mussten nun den Entschluß fassen, für seine Sicherheit zu sorgen, denn bis zum Abend hatte die Verwirrung schon verheerend um sich gegriffen... Wir Alle hofften damals zuversichtlich, daß es sich nur um eine vorübergehende, durch Überarbeitung und Aufregung hervorgebrachte Störung handeln würde. Leider aber sprechen alle Symptome für das Gegentheil. Sein Zustand ist insofern günstig, als sich sein Wahnsinn in heiteren und freundlichen Bildern bewegt; seine Unruhe hat sich gemildert, aber die Verwirrung ist gewachsen... Wenn überhaupt noch Genesung möglich ist, so müssen wir mindestens auf jahrelanges Siechthum gefasst sein. Er lebt völlig abgeschlossen von der Außenwelt in einem der ersten Institute, die wir hier besitzen; alle Besuche werden strenge von ihm ferngehalten. Die Nachrichten über seinen gegenwärtigen Zustand haben wir von einem uns befreundeten Irrenarzt, der ihn auf unsere Bitte zweimal untersuchte...“ Hugo Wolf starb, nach einer kurzzeitigen Besserung 1898, 1903 in der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt. „Schönberg u. Suk ist zu viel des Schweren“ 658 ZEMLINSKY, Alexander von, 1871 – 1942. E. Br. m. U. (Prag) 6.IX.(1921). 2 S. quer-8o (Briefkarte). Gelocht. (350.—) Wohl während eines Konzertaufenthaltes in Prag an Direktor Wladislaw Šak von der Šakova Filharmonie, sein Programm betreffend. „... Die Zusammenstellung des Programmes für den 22. d. halte ich für nicht gut. Schönberg u. Suk ist zu viel des Schweren für das Publikum u. auch zu viel zum probieren. Ich schlage vor: In diesem Konzert Schönberg: Verklärte Nacht, Beethoven IV. Symphonie u. zum Anfang eine Ouvertüre: entweder Gluck: Iphigenie oder Dvorak: Carneval. Für das nächste Konzert dann eventuell Suk. Eine eigene Lebensbeschreibung sowohl, als eine Analyse des Suk müssen Sie mir erlassen; ich habe zu viel zu tun, um dafür auch noch Zeit zu finden...“ 659 ZIMMERMANN, Bernd Alois, 1918 – 1970. Eigenh. Musikmanuskript, nachträglich eigenh. bezeichnet und signiert (Tinte). 1960. 1 S. kl. Querformat, 12-zeilig. Blei-, Grün- und Rotstift. Leicht gebräunt, Klebespuren. (350.—) Skizzenblatt, am Rand bezeichnet „Tonhöhen-Dispositionen f[ür] ‘Dialoge’ 1960“. 346 „Legende eines chaotischen Ungeheuers“ 660* KINSKI, Klaus, ursprünglich Nikolaus Nakszynki, 1926 – 1991. Teilweise eigenh. Manuskript. 104 meist einseitig beschr. Bll. folio.Wenige kleinere Einrisse, ein Blatt durchgerissen. (2.000.—) Stark überarbeiteter autobiographischer Text, bei dem es sich vermutlich um eine – in sich vollständige – Vorarbeit zu seiner 1975 erschienenen Autobiographie „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ handelt. – Die ersten 24 Seiten eigenhändig, die Seiten 25 – 97 eigenhändig überarbeitetes Typoskript, dazu einige eingeschossene Blätter mit eigenh. Textergänzungen; die Korrekturen und Umpaginierungen lassen mehrere Bearbeitungsstadien erkennen. Anders als in der gedruckten Autobiographie verzichtet Kinski hier weitgehend auf Anekdoten und konzentriert sich – distanziert von sich in dritter Person sprechend – auf seine Entwicklung als Schauspieler, zeitlich bis zu den Dreharbeiten zu dem Film „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972), die „einen entscheidenden Wendepunkt im Leben Klaus Kinskis“ bedeuteten – „In Peru hat er einen Teil seiner selbst erobert. Er muß all seine Erinnerungen und Erfahrungen auslöschen, in sich die ursprüngliche Reinheit wiederfinden und das richtige Leben kennenlernen ...“ Das Manuskript beginnt mit seinem Bild in der Öffentlichkeit: „Nie zuvor hat sich die Presse wegen eines Schauspielers derart das Maul zerfetzt. Nie je einen anderen Schauspieler mit ähnlichen Superlativen überschüttet + mit hysterischen Lobeshymnen gleichermassen gepriesen – wie in panischer Abwehr herabzusetzen und zu massakrieren versucht. Nie ist die Öffentlichkeit durch einen Schauspieler derart aufgewühlt, irritiert und erregt worden ... Noch vor seinen sensationellen Tournéen und lange bevor er durch den Film berühmt wird, folgt ihm ein Skandal schreiender Ruf. Es ist die Zeit seiner ersten sexuellen Ausschweifungen in Parks, Hausfluren und in den Ehebetten anderer ... Die Zeit, in der er als Strassenjunge Villon spricht, mit nackten Füssen auf einem Kneipentisch, und mit der Schiebermütze Geld einsammelt. Sein Genie als Schauspieler, seine Art zu leben, seine Widersprüchlichkeiten und Extreme, die Unduldsamkeit seines unbezähmbaren Charakters, seine Auflehnung gegen jede Form von Autorität, seine Masslosigkeit in allem, sein besessener Liebeshunger, seine sich selbst verbrennende Leidenschaft und grenzenlose Hingabe, seine abnormale Sensibilität und alle Grenzen des Vorstellbaren überschreitende Phantasie, die scheinbare Unberechenbarkeit seiner Reaktionen, seine Unbedingtheit und seine Rasereien machen aus seinem Leben eine Kette von Exzessen und sind der Nährboden der Legende eines chaotischen Ungeheuers und einer mytischen Figur ...“ Beiliegend eine – lückenhafte – spätere Typoskript-Fassung mit Korrekturen von fremder Hand, 21 S. folio (teilweise durchgerissen; dazu einige Fragmente), und ein e. beschrifteter Umschlag („eventueller Zusatz zu Text Kinski“); ferner beiliegend die Fotokopie eines von Kinski korrigierten und autorisierten Interviews, erschienen in der Zeitschrift „Stern“ am 15.III.1979, sowie eine Tonband-Kassette mit von Kinski nachgesprochenen Auszügen aus einem Interview des Journalisten Peter Hajek mit dem Regisseur Werner Herzog (Länge ca. 5 Minuten). 347