WissensWert 2 2010 INFOBRIEF FÜR BETROFFENE MIT SELTENEN SOLIDEN TUMOREN: GIST, SARKOME, NIERENKREBS Orale Target-Therapien: „Compliance“ benötigt „Therapie-Kooperation“! Damit moderne orale Target-Therapien wirken können, ist unter anderem die regelmäßige Einnahme entscheidend. Das heißt: Patienten müssen compliant - also therapietreu, sein. Doch Compliance beinhaltet nicht nur das „Denken“ an die tägliche Einnahme der Tabletten oder Kapseln. Compliance - bei den oralen Target-Therapien - bedeutet weit mehr: Sie erfordert auch ein professionelles Therapie- und Nebenwirkungsmanagement durch das Behandlungsteam. Leider erleben es Patienten, Patientenorganisationen und führende Experten immer häufiger, dass die lebenswichtigen onkologischen Target-Therapien mal eben nur rezeptiert werden: Ohne Auf klärung, Nebenwirkungsmanagement und regelmäßiges Monitoring. Das dies dann öfters zu „individuellen Therapieauslegungen“ oder sogar „Drug-Hoildays“ bei Patienten führt ist nicht verwunderlich. WissensWert sprach mit Markus Wartenberg, dem Vereinssprecher von „Das Lebenshaus e.V.“ über die Problematik und Lösungsansätze. Im Resumee heißt die Lösung: Problembewusstsein plus Therapie-Kooperation. in Form von Tabletten oder Kapseln ver­ abreicht und können so ganz bequem zu Hause eingenommen werden. Dies ist einerseits eine tolle Neuerung, denn Patienten können so relativ schnell wieder ihrem gewohnten Leben im familiären Umfeld nachgehen. Andererseits erfordert diese Art der oralen Behandlung - in Eigenregie zu Hause - die Mitverantwortung des Patienten. Das Stichwort hier heißt also: Compliance = Therapietreue! WissensWert (WW): Das Thema „Compliance“ erhält in der Onkologie einen immer höheren Stellenwert. Warum ist das so? Markus Wartenberg: Ich möchte einmal ganz bewusst versuchen, dies nicht medizinisch oder wissenschaftlich zu beschreiben, sondern möglichst einfach – für jeden verständlich. Früher dachte man einmal, es gäbe DAS Wundermedikament gegen Krebs, welches man „nur“ erfinden müsse. Doch in den letzten Jahren hat man die deutlichen Unterschiede vieler Krebsarten auf „molekularer Ebene“ viel besser verstanden. Bei etlichen Tumoren, weiß man inzwischen, was „falsch“ läuft und warum es zu unkontrolliertem Zellwachstum kommt. Zum Teil kann man die Lokalisationen, wo etwas „falsch“ läuft, genau adressieren, bzw. man weiß sogar genau, wie der Zielpunkt aussieht, den man mit einer Therapie treffen muss, damit das Tumorwachstum zumindest gestoppt wird. So hat man inzwischen Medikamente entwickelt, die in bestimmte Tumorzellen eindringen, sich Markus Wartenberg: Durch die Entwicklung der hoch wirksamen „Target-Therapien“ hat sich in den vergangenen Jahren in der Onkologie Vieles verändert. Früher gab es im Wesentlichen die Chirurgie, die Bestrahlung, medikamentöse Therapien wie Immuntherapie oder Chemotherapie per Infusion. Diese Behandlungen wurden ausschließlich in der Klinik oder teilweise ambulant in onkologischen Praxen durchgeführt. Der Patient stand z.B. bei der Chemotherapie in permanentem Kontakt mit seinem Arzt und dem Behandlungsteam. Die Verantwortung für die korrekte Durchführung der Therapie lag ausschließlich beim Arzt. Die heutigen, zielgerichteten Target-Therapien werden dagegen meist WW: Können Sie kurz erläutern, was mit Target-Therapien gemeint ist und was Compliance damit zu tun hat? Inhalt n Therapie-Kooperation 1 n Informed Consent 5 n Regionale LH-Foren 2010 8 n Was ist was – Onkologie? 9 n DKK2010 10 n Begehbare Organ-Modelle 10 n Jahrestreffen Schweiz 11 n LOGIST 15 n Sunitinib-Therapie 16 n Wer Mut zeigt, macht Mut! 18 n Sarkom-Wissen Teil 2 19 n Lungenmetastasen bei Sarkomen n Sarkom-Tour Essen 2010 21 23 n Patientengruppe „sos-desmoid“ 24 n Aktion „Mehr Zeit gewinnen“26 n „Gesprächszeit Nierenkrebs“ 27 n In Ihrer Nähe 28 n Medikamentöse Optionen 31 n Die CHANGE-Studie 35 n Die SWITCH-Studie 36 n Erlebniswochenende „Beziehungswaise?" 37 n Patienten-Rechte 38 n Rudern gegen Krebs 40 n Experten– persönlich 41 n Das Lebenshaus - persönlich 42 n Impressum 43 n Termine März & April 44 2010 2 WissensWert zielgerichtet – wie „Schlüssel in Schlösser“ passgenau einsetzen – und dadurch (indirekt) die Tumorzellen dauerhaft abschalten. Inzwischen gibt es sogar Medikamente, die nicht nur für ein Target (Ziel) entwickelt worden sind – sondern mehrere Zielpunkte gleichzeitig angreifen. Wie bereits erläutert, werden die meisten Target-Therapien oral und als Dauertherapien angewendet. Das heißt: Um das Tumorwachstum zu stoppen, kommt es darauf an, dass die richtige (…vom Arzt verordnete…) Tablette oder Kapsel - zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Art und Weise und in der vorgegebenen Dosierung – regelmäßig eingenommen wird. Auf unser Beispiel bezogen: Der Patient muss durch permanente Einnahme dafür sorgen, dass immer genügend „Schlüssel“ im Körper sind, damit die Tumorzellen abgeschaltet werden können. Nimmt er sein Medikament gar nicht oder nur unregelmäßig ein, sind keine oder viel zu wenige „Schlüssel“ im Körper und der Tumor bzw. die Metastasen wachsen weiter. Durch seine Compliance, also Therapie­ treue hat der Patient eine Mitverantwortung aber auch eine positive Einf lussmöglichkeit auf den Erfolg der Therapie. WW: Was können die Folgen von Non-Compliance sein? Markus Wartenberg: Wie bereits mit unserem „Schlüssel-Beispiel“ erläutert: Ist nicht ausreichend oder dauerhaft Wirkstoff im Körper vorhanden, wachsen die Tumoren und/ oder Metastasen weiter. Das heißt ganz klar: Es kommt zu Rezidiven bzw. zur Progression, also dem Fortschreiten der Erkrankung. In der Verlaufskontrolle/Bildgebung entsteht dann beim behandelnden Arzt der Eindruck, dass die eingesetzten Medikamente nicht ansprechen oder nicht mehr ausreichend wirken. In der Regel führt dies dann zu einem vorzeitigen und eigentlich unnötigen Therapiewechsel. Bei vielen Tumorerkrankungen haben wir nur wenige wirksame Medikamente zur Verfügung. Daher ist es wichtig, dass jede dieser Therapien optimal gemanagt und möglichst lange – bei möglichst guter Lebensqualität des Patienten - eingesetzt wird. Weitere Folgen einer Non-Compliance können unter Umständen häufigere Arztbesuche, längere Behandlungszeiten und zusätzliche Klinik­ aufenthalte sein. Also sicherlich nichts, was sich ein Betroffener wünschen würde. Und: Wie Sie wissen, diskutieren wir hoch aktuell über die Kosten unseres Gesundheitssystems. Die geringe Therapietreue von Patienten führt zu zusätzlichen Kosten für unser Gesundheitssystem von mehreren Milliarden Euro pro Jahr. Auch dies ist sicherlich nicht im Sinne von Patienten, Ärzten, der Industrie und unserer gesamten Volkswirtschaft. WW: Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Non-Compliance gemacht? Woran kann es liegen, dass Patienten sich nicht an die verordnete Medikation halten? Markus Wartenberg: Gründe, welche die Compliance beeinf lussen, kann es im Alltag viele geben. Dies kann von „einfach mal vergessen“ gehen - bis zur bewussten NichtEinnahme der Therapie oder zur Einnahme, kurz vor der nächsten KontrollUntersuchung. Im Wesentlichen haben wir es im Alltag – neben eventueller „Vergesslichkeit“ - mit folgenden Gründen zu tun: n Fehlende, falsche oder unverständliche Information. Wird ein Patient nicht richtig über die Erkrankung, die Therapie, deren Nutzen/Notwendigkeit, etc. aufgeklärt, wird er auch nicht verstehen, warum er sich so strikt an den Therapieplan halten soll. n Nebenwirkungen: Verglichen mit einer Immuntherapie oder einer klassischen Chemotherapien, sind die Target-Therapien im Allgemeinen relativ gut verträglich. Trotzdem kann es zu Nebenwirkungen kommen. Haben Betroffene damit zu kämpfen, kann die Lebensqualität extrem darunter leiden. Häufig werden dann die Tabletten einfach nicht ein­ genommen oder zur Minderung der unerwünschten Effekte pf lanzliche oder alternative Heilmethoden in Eigenregie – also ohne vorherige Absprache mit dem Arzt, eingesetzt. Auch dies kann die Wirksamkeit der Therapie eventuell vermindern. Daher raten wir immer zum ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder Onkologen. n Psychologische Faktoren: Häufig ist es so, dass sich Patienten unter Target-Therapien sehr gut fühlen. Diese Tatsache und die „einfache“ Medikamenteneinnahme zu Hause können zu einer „Verharmlosung“ der Erkrankung führen. Denn wer sich gut fühlt und gut aussieht, kann ja gar nicht so krank sein oder? Tabletten werden daher schon mal weg gelassen oder nur unregelmäßig eingenommen. Ein schwerwiegender Trugschluss. Wieder andere Patienten nehmen die verordneten Medikamente nicht oder nur unregelmäßig ein, weil sie sich erst durch das Medikament oder die Nebenwirkungen an die eigentliche Erkrankung erinnert fühlen. Seit Kurzem werden die oralen Target-Therapien auch zur adjuvanten – vorsorglichen - Therapie eingesetzt. Das heißt: Der Pati- 2010 Nachfolgend finden Patienten und Ärzte Hilfen für das Therapie- und Nebenwirkungsmanagement: Target-Therapien: Fragen sind die Antwort! Was Patienten von ihren Ärzten wissen möchten (und sollten): n Warum nehme ich diese Therapie - was ist Ziel der Therapie? n Wie wirkt diese Therapie? n Wie lange muss ich die Therapie nehmen? n Wie lange (wie erfolgreich) profitieren Patienten von dieser Therapie? n Wann – in welcher Form soll ich die Tabletten/Kapseln einnehmen? (Dauer oder Zyklus, Dosierung, Tageszeit, vor/zu/nach Mahlzeiten, mit/ohne viel Flüssigkeit, was wenn eine Tablette/Kapsel vergessen? etc.) n Was passiert, wenn ich die Therapie nicht regelmäßig einnehme? n Wie wird das Ansprechen der Therapie beurteilt - was erfolgt also wann/wie oft zur Verlaufkontrolle? n Welche Nebenwirkungen (kurz Newi) treten unter Therapie am Häufigsten auf? n Gibt es bzgl. bestimmter Newi Vorsorge-Möglichkeiten (Prophylaxe)? n Was, wenn ich Newi habe? An wen hier in der Praxis/Klinik kann ich mich (auch vor dem nächsten Termin) wenden? n Gibt es Newi, die ich selbst kaum merke, die aber regelmäßig durch den Arzt/durch Laborwerte kontrolliert werden müssen? (Blutdruck, Schilddrüse, Blutzucker, Fettstoffwechsel, Blutwerte, ??? etc.) n Gibt es eine Übersicht/Liste mit Newi und was man dagegen tun kann? n Sind Wechselwirkungen (Interaktionen) mit anderen Medikamenten oder Alltagsprodukten (Johanniskraut, Grapefruit, etc.) bekannt? Was muss ich (bei meiner speziellen Co-Erkrankung ???…) persönlich hierbei beachten? Wenn man mir irgendein anderes Medikament verschreiben will, sollte ich den betreffenden Arzt auf meine Target-Therapie hinweisen? n Wie sieht es mit oralen – komplementären Stoffen wie z.B. aus der Homöopathie aus? Kann man so etwas nehmen – und wenn ja, was ist zu beachten? n Gibt es Lebenseinschränkungen unter der Therapie? Was kann, darf, sollte ich (besonders) tun - was nicht? Ernährung, Alkohol, Kaffee, Bewegung, Sport, Sauna, Reisen, Sonne, Sexualität, etc.? n Kann man unter dieser Therapie eine Grippe-Impfung durchführen lassen? n Wichtig für jüngere Patienten/Innen (mit Kinderwunsch): Kann/darf ich unter Therapie schwanger werden bzw. zeugen? n Unter vielen Target-Therapien kann es zu Stimmungsschwankungen kommen. Gilt das auch für diese Therapie? n Gibt es Info-/Begleitmaterial (z.B. Patienten-/Therapie-Tagebuch) für meine Therapie? ent wurde erfolgreich operiert, ist eigentlich tumorfrei und soll nun eine Therapie als Prophylaxe – also zur Vorsorge – nehmen, damit die Tumorerkrankung nicht wieder zurückkommt. Auch hier kann es ein psychologischer Faktor sein, eine Therapie über einen langen Zeitraum einzusetzen, obwohl man sich ja „gesund“ fühlt und kein „erfassbarer“ Tumor vorhanden ist. WW: Sie sprachen von Therapie-Management, Aufklärung und das Gespräch mit dem Arzt. Das heißt: Compliance begrenzt sich nicht nur darauf, dass der Patient sein Medikament richtig und regelmäßig einnimmt? Markus Wartenberg: Ja, das ist absolut richtig! Leider erleben wir als Patientenorganisationen es immer öfter, dass die Verantwortung ausschließlich hin zum Patienten geschoben wird. Immer häufiger finden keine Auf klärungsgespräche durch die behandelnden Ärzte statt, Medikamente werden - in wenigen Minuten - lediglich „rezeptiert“ und das Therapiemanagement findet nicht oder kaum statt. Die Folge: Betroffene sind mit ihren Fragen, den Therapien und deren Folgen alleine gelassen! WW: Worin liegt dieses mangelhafte Therapiemanagement begründet? 2 Das Lebenshaus Markus Wartenberg: Dies hat – wie immer im Leben – sehr viele unterschiedliche Gründe: Mangelndes Problembewusstsein z.B. Es ist absolut wichtig, dass sich Mediziner, Pf legepersonal und Patienten eines ganz deutlich vor Augen führen: Es handelt sich um onkologische – fast immer lebensbedrohliche Erkrankungen – die hier behandelt werden. Und nur, weil die Therapie in oraler Form verabreicht wird – ist die Erkrankung nicht weniger schlimm. Also völlig egal, ob eine Krebserkrankung mit Chirurgie, Bestrahlung, Chemo oder oralen Target-Therapien behandelt wird: Es geht in der Regel ums Überleben und um einen 150prozentigen Einsatz für die jeweilige Therapie. Weiter werden genannt: n Alltägliche Gründe, wie z.B. Zeitdruck in Praxis oder Klinik. n Mangelhafte Vergütungssätze für Auf klärung und Management dieser Therapien. n Fehlenden Versorgungsstrukturen im Bereich der Pf lege wie z.B. die Entlastung des Arztes durch ausgebildete Onkologie- oder Therapie-Schwestern. n Und nicht zuletzt fehlende Qualifikation bei den Ärzten. Leider dürfen auch Mediziner diese Therapien rezeptieren, die bezüglich bestimmter Erkrankungen, oraler Target-Therapien und Nebenwirkungsmanagement kaum oder keine Ahnung haben. Sie würden es kaum glauben, was wir in diesen 8 Jahren in der Patientenorganisation erlebt haben: Alles - vom perfekten, vorbildlichen Therapiemanagement bis hin zu Verhaltensweisen, für die man durchaus Begriffe wie unterlassene Hilfeleistung, Körperverletzung oder Kunstfehler verwenden könnte. WW: Sie erwähnten gerade noch einmal Nebenwirkungsmanagement. Wie hängt das mit der Compliance zusammen und was erwarten Sie hier vom Arzt? Markus Wartenberg: Ein ganz zentraler Punkt des Therapiemanagements ist das Nebenwirkungsmanagement! Auch wenn die Target-Therapien insgesamt verträglicher sind als viele Chemotherapien, kommt es doch häufig zu Nebenwirkungen. Nicht behandelte Nebenwir 2010 2 WissensWert kungen können einerseits eine enorme Auswirkung auf die „Motivation zur Therapie“ haben und anderseits für die Lebensqualität des Patienten von enormer Bedeutung sein. Wenn also Patienten keine Informationen erhalten, wie sie bestimmten Nebenwirkungen vorbeugen können oder diese lindern können, ist der nächste Schritt nicht weit: Betroffene lassen einzelne Tabletten weg, entwickeln ihre eigenen Therapieschemata oder gönnen sich sogar „Drug Holidays“ – also eine „Auszeit“ von den Medikamenten, um Nebenwirkungen abzumildern und die Lebensqualität zu erhalten. Aus Untersuchungen wissen wir, dass nur 7 von 10 Ärzten ihre „Target-Patienten“ aktiv nach Nebenwirkungen fragen – und etliche Patienten trauen sich oft nicht diese offen bei ihren Ärzten anzusprechen. Arzt und Patient haben beide - gleichermaßen - eine Teilverantwortung für eine erfolgreiche Therapie. Das heißt: Spricht der behandelnde Arzt also den Punkt „Nebenwirkungen“ nicht von sich aus an, sollten Patienten die Initiative ergreifen und Probleme selbst thematisieren. Kein Patient sollte unter vermeidbaren Nebenwirkungen leiden müssen oder glauben er könne seinen Arzt nicht damit „behelligen“. WW: Wo sehen Sie also – als Resumee – den Lösungsansatz für eine bessere Compliance bei oralen Target-Therapien? Markus Wartenberg: Zunächst geht es – wie bereits erläutert – um das „Problembewusstsein“ bei Industrie, Fachgesellschaften, Ärzten, Pf legepersonal, onkologischer REHA und Patienten/Patientenorganisationen. Völlig unabhängig von einer bestimmten Erkrankung oder einer bestimmten Therapie, müssen alle erkennen, dass wir mit der Compliance bei den oralen Target-Therapien eine gemeinsame Aufgabe haben, die Lösungen in allen Bereichen erfordert. Die Therapietreue des Patienten ist hierbei nur ein Faktor. Genauso wichtig sind verbesserte Bedingungen in den Strukturen, bei der Ausbildung und beim Therapie- und Nebenwirkungsmanagement durch das Behandlungsteam. Ein wichtiger Faktor des Therapieerfolges – die Compliance – hängt vom Therapie- und Nebenwirkungsmanagement ab und somit von der Qualität der Information und der Arzt-Patienten-Kommunikation. Daher fordern wir im Sinne der „Target-Patienten“, dass sich alle beteiligten Gruppen gemeinsam stärker – durch bessere Auf klärung, Kommunikation und Unterstützung – um die Optimierung des Managements bei den oralen Target-Therapien kümmern. Glücklicherweise, sehen wir hierzu erste gute Ansätze und Aktivitäten dies zu lösen. WW: Was möchten Sie zum Abschluss Ärzten und Patienten noch mit auf den Weg geben? Markus Wartenberg: Dies ist eigentlich ganz einfach – Therapietreue bei den oralen Target-Therapien erfordert die „TherapieKooperation“ zwischen Arzt und Patient. Bei einer Krebsbehandlung sollten Arzt und Patient immer an einem Strang ziehen und beide aktiv an einem guten Gelingen „arbeiten“. An die „Adresse“ der Ärzte bzw. des Behandlungsteams: Die oralen Target-Therapien erfordern Expertise, Erfahrung und Engagement in Form eines kontinuierlichen und professionellen Therapie- und Nebenwirkungsmanagements sowie eine offene Kommunikation mit den Patienten. Sollte ein Arzt dies nicht leisten wollen oder können – sollte er schlichtweg keine Patienten mit diesen Therapien behandeln. Aus Erfahrung wissen wir: Es gibt doch etliche Mediziner, die dies sehr gerne und hoch professionell tun. An die „Adresse“ der Patienten: Die oralen Target-Therapien erfordern ein Höchstmaß an Therapietreue – also regelmäßige und richtige Einnahme. Ihr Arzt hat täglich viele Patienten zu behandeln und kann speziell Ihre Situation nicht erahnen. Daher: Sollten Sie Fragen, Wünsche, Bedenken, Probleme, Nebenwirkungen haben – sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber – ja fordern Sie ihn. Es geht um Ihre Interessen – um Ihr Leben, bei welchem Sie die Verantwortung auch für die Therapie nicht einfach abgeben sollten. WW: Vielen Dank Herr Wartenberg – für dieses Interview. Tipps für Ärzte - zum Nebenwirkungs-Management. Aus der Praxis für die Praxis (und die Klinik). n Aufklären: Generell das Thema Nebenwirkungen (kurz = Newi) ansprechen > Beruhigung >Zuversicht n Die häufigsten Nebenwirkungen erläutern! Wichtig auch beachten: Newi, die sich nicht in Symptomen zeigen: (Blutdruck, Schilddrüse, Blutzucker, Fettstoffwechsel, Laborwerte, etc.) n Schon früh mögliche „Prophylaxe-Möglichkeiten“ aufzeigen (Evtl. hilft schon ein etwas anderer Einnahme-Rhythmus?) n Gegenmaßnahmen beherrschen! Möglicherweise schulmedizinisch und komplementär /naturheilkundlich… n WICHTIG: Newi keinesfalls als Bagatelle/„ist alles Psyche“ abtun!!! Es gibt Unterschiede in der Wahrnehmung zw. Arzt und Patient bzgl. der Bedeutung von Newi und dem damit verbundenen Verlust von Lebensqualität. n Patienten aktiv nach Newi fragen. Auch durchaus unbequeme Themen ansprechen: Sexualität! (Es gibt Target-Therapien, die können Hautreizungen oder Erektionsstörungen erzeugen!) n Aufforderung an den Patienten: Falls Newi / Auffälligkeiten - nicht erst bis zum nächsten Termin in ein paar Wochen warten: Anrufen >>> Termin machen! n Aktives Abfragen von Nebenwirkungen während der Sprechstunde! n Ermunterung des Patienten – Rückmeldung zu geben, welche Gegenmaßnahme z.B. gut (…oder weniger gut…) geholfen hat. n Aufforderung an den Patienten: Komplementäre Therapien/Naturheilkunde/etc. unbedingt mit dem Arzt besprechen. n Falls extreme Nebenwirkungen auftreten – bevor Therapie-Stopp: • Kurzfristige Pause • Dosis erst einmal verringern und dann wieder sukzessive steigern • Ggfls. Plasmaspiegel-Bestimmung durchführen lassen • Kontakt zu einem mit der Indikation/Therapie sehr erfahrenen Zentrum (z.B. Anbieter von Klinischen Studien) 2010 2 Das Lebenshaus Informierte Einwilligung bei Klinischen Studien: Eine Patientenperspektive Eine Krebsdiagnose oder ein Krebsrezidiv versetzt Patienten und ihre Angehörigen oft in eine emotionale Achterbahnfahrt. Mitten in einer Talfahrt lebenswichtige Entscheidungen über Therapieoptionen zu treffen ist ohnehin schon schwierig genug. Zudem ist gerade bei onkologischen Erkrankungen oft eine Therapieentscheidung innerhalb weniger Tage erforderlich, um eine weitere Progression der Erkrankung zu vermeiden. Stellt sich dazu noch die Frage der Teilnahme an einer klinischen Studie, steht das Dreieck um Arzt, Patient und Angehörige vor einer kommunikativen Belastungsprobe. Der Ansatzpunkt zur Durchführung klinischer Studien ist in der ganzen Welt sehr ähnlich, besonders wenn es sich um internationale Multicenter-Studien handelt. Patienten mit potentiell lebensgefährlichen Krankheiten wie Krebs suchen nach der wirksamsten existierenden Behandlungs­ methode. Risiko-Nutzenabwägung aus Patientensicht Patienten entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Gründen zur Teilnahme an klinischen Studien: In manchen Fällen versprechen alle bereits zugelassenen Therapien keinen Behandlungserfolg mehr, so dass eine experimentelle Therapie als letzte erfolgsversprechende Option dient. Andere suchen nach einer Gelegenheit, innovativere oder nebenwirkungsärmere Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen zu können. Patienten in Therapieoptimierungsstudien, bei denen oft zugelassene Medikamente in neuen Darreichungsformen oder Kombinationen geprüft werden, setzen oft darauf, in einer Studie eine intensivere medizinische Verlaufskontrolle oder ein verbessertes Ansprechen gegenüber der etablierten Standardtherapie zu erhalten. Und manche Patienten handeln sogar aus altruistischen Gründen: der Verbesserung von Behandlungsmethoden für künftige Patienten durch die Teilnahme an einer Studie. Allen Beweggründen gemein ist das erforderliche Abwägen von potentiellem Nutzen und Risiko – für Arzt und Patient. Von Sei- ten der Patienten besteht in der Risikoabwägung einer Studie dringender Kommunikationsbedarf. Zu den Fragen, die sich Krebspatienten in Abwägung einer Studienteilnahme stellen, zählen: n Welche existierenden klinischen Studien kommen überhaupt in Frage? Wo finde ich Informationen über diese Studien? n Was ist der erwartete Vorteil und das erwartete Risiko der Studie, im Vergleich zu zugelassenen Alternativen? Sind bereits Ergebnisse aus früheren Studien bekannt? n Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Sind diese stärker als die der Standardtherapie? n Wie wird die Lebensqualität während der Studie beeinf lusst? Welche Therapien, Untersuchungen bzw. Tests müssen durchgeführt werden? Ist die Behandlung schmerzhafter oder aufwändiger als die Standardtherapie? n Bleibt die Studienmedikation auch nach Studienende im Falle eines medizinischen Vorteils weiter verfügbar? n Wurde die Studie von unabhängiger Seite überprüft und genehmigt? Wer garantiert für die Sicherheit? n Wer ist der behandelnde Arzt, und welche Erfahrung hat er mit der Erkrankung des Patienten? n Wer finanziert die Studie? Stehen medizinische Gründe im Vordergrund? n Welche Verpf lichtungen übernimmt der Patient? Was kostet die Behandlung, und werden alle Kosten gedeckt? Falls das Studienzentrum weiter entfernt ist als der aktuell behandelnde Arzt, gibt es die Möglichkeit der Übernahme von Reisekosten? n Darf der Patient die Studie auch nach anfänglichem Einverständnis wieder verlassen? n Gibt es andere Patienten, die diese Studienmedikation erhalten haben, die der potentielle Teilnehmer vor der Entscheidung befragen könnte? Wer gibt eine von Ärzten und Unternehmen unabhängige Meinung zu dieser Studie? Der Informed Consent – und die Realität Die angemessene Klärung der genannten Fragen ist meist essentiell dafür, Verunsicherungen abzubauen und eine Entscheidung für oder gegen eine Studie zu treffen. Die allgemeine Risikoaversion führt bei unvollständiger Information in der Regel sonst eher zur Ablehnung des Unbekannten. Das Gesundheitssystem bietet Ärzten jedoch wenig finanzielle Anreize und zeitliche Spielräume für eine ausführliche Beratung der Patienten. Obwohl eine ausführlichere Erstberatung oft Folgegespräche und Ver­ unsicherung auf Patientenseite vermeiden könnte, ist ein lediglich 15-bis 30-minütiges Beratungsgespräch oftmals die Regel. Es ist offensichtlich, dass in einem solchen Zeitrahmen nur ein Teil der essentiellen Fragen einer Krebsdiagnose bzw. des Rückfalls geklärt werden können – und für eine Studienauf klärung dabei nur wenig Raum bleibt. Verständnisprobleme werden durch die medizinische Sprachbarriere weiter 2010 2 WissensWert verstärkt. Zusätzlich gibt es in der Bevölkerung ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Studien, das weiter dadurch genährt wird, dass in Deutschland Fachinformationen, Studien und Studienergebnisse nicht veröffentlicht oder hinter "DocCheck"Passwörtern vor Patienten versteckt werden. Studien können nur stattfinden, wenn Patienten daran teilnehmen, weil sie sich ausreichend informiert und sicher aufge­ hoben fühlen. Vor allem aus Sicherheits­ erwägungen wurde daher das Konstrukt der rechtlich wirksamen Einwilligung nach erfolgter Auf klärung geschaffen: Der "Informed Consent", die informierte Patienteneinwilligung. Darin wurde das nahezu Unmögliche versucht: Die Patientenauf klärung über Nutzen und Risiken einer klinischen Studie mit der aus medizinischer, wirtschaftlicher und juristischer Sicht erforderlichen Absicherung des Studiendurchführenden zu kombinieren. Der "Informed Consent" hat sich daher zu einer für alle Seiten problematischen Formalie entwickelt. Sicherheitsinformationen und Fachausdrücke sind für Patienten schwer verdaulich. Die Duplikation von Aussagen zu Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen tragen nicht wirklich zur Verbesserung von Patientensicherheit und Patientenverständnis bei. Im Alltag führt dies dazu, dass Patienten den Einwilligungsbogen ungelesen unterschreiben, sich die Informationen über Dritte zugänglich machen – oder sich aus mangelndem Sicherheitsgefühl gegen eine Studie entscheiden. n n n n stellt wird, könnte das Verständnis derjenigen verbessern, die von einem „Zwölfseiter“ überfordert sind. Auch das Verfassen des umfangreichen Dokuments – etwas überzeichnet, in der Sprache eines Zwölfjährigen, – in kurzen und konkreten Sätzen, kann das Wesentliche ohne Verlust an Inhaltstiefe vermitteln. Studiendesign, Art und Ablauf der Verlaufskontrolle, Blutentnahmen, Verwendung von Gewebeproben, Biologie der Erkrankung, Vertraulichkeit und Patientenrechte sollten strukturiert voneinander getrennt werden. Die Nutzung von Grafiken und Symbolen kann stark zum Verständnis beitragen; eventuell kann ein Design­ student bei der Auf bereitung des Dokuments vor der Freigabe unterstützen. Fachausdrücke sollten zuerst in Deutsch, ergänzt eventuell um den medizinischen Terminus, genannt werden – und nicht umgekehrt. Ein Fachwörterlexikon am Ende des Textes kann eine hervorragende Ergänzung sein. Einfache Maßnahmen können Aufklärung verbessern Informierte Patientengruppen als Mittler Dabei birgt eine durchdachte Patienteninformation und -auf klärung, die in Zusammenarbeit mit Patientengruppen erstellt und durchgeführt wird, große Chancen für eine wesentlich bessere Akzeptanz, weniger Verunsicherung und steigende Teilnahmen an Studien. Diese könnte durch einfache Maßnahmen verbessert werden. Einige Beispiele: n Eine einseitige Zusammenfassung der Studie, die als „verdaulicher Einseiter“ zum legal erforderlichen "Informed Consent Dokument“ zusätzlich bereitge- Unabhängig davon darf nicht vergessen werden, dass ein gutes "Informed Consent" Dokument und das ärztliche Auf klärungsgespräch zwar bedeutende Bausteine, aber nur Teil einer wirksamen Patienteninformation für eine Studie sind. Im onkologischen Alltag haben besonders Patientenvertreter und Pf legekräfte ebenfalls eine sehr bedeutende Rolle, die Fragen des Krebspatienten und von dessen Angehörigen nach der Erstauf klärung durch den Arzt aufzunehmen, zu sortieren und in einen patientenverständlichen Kontext zu setzen. Sie helfen dabei, die vom Arzt erhaltenen Informationen zu interpretieren, zu verstehen, und offene Fragen für das nächste Arztgespräch zu priorisieren. Das Gespräch mit anderen Patienten in ähnlicher Situation oder mit Studienerfahrung kann zudem dabei unterstützen, weniger rational begründete Vorbehalte zu relativieren. Die Hilfe zur Selbsthilfe kann jedoch nur zielgerichtet und effektiv sein, wenn Patientenvertreter selbst Zugang zu Fachinformationen haben und entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten. Die aktuelle deutsche Gesetzeslage, Fachinformationen medizinischem Fachpersonal vorzubehalten, ist dabei sehr kontraproduktiv. Sie sorgt für Unterversorgung, Verunsicherung und Fehlinformation bei denen, die oftmals ähnlich nah am Patienten sind wie mancher Arzt. Das Vorenthalten von Fachinformation verstärkt zudem Ausweichbewegungen zu Anbietern wie Google als globalem Informationsvermittler. Auch wenn die Quellen und die Qualität der Information im freien Internet oft schwerer identifizierbar sind, sind Patienten und Patientenvertreter leider aufgrund der deutschen Gesetzeslage, der "ummauerten Höfe", auf Suchmaschinen und ausländische Angebote angewiesen. Vorbilder für Patienten­ information: Die EMA und Schweden Als Internet-Vorbild dient dabei sogar die Europäische Zulassungsbehörde (http:// www.ema.europa.eu), die der Öffentlichkeit, anders als das BfArM, Produkt- und Fachinformationen über zentral zugelassene Präparate in deutscher Sprache, sowie die wissenschaftliche Bewertung samt Studienergebnissen in englischer Sprache, bereitstellt1. In diesem Zusammenhang ist es in- 2010 teressant zu erwähnen, dass die European Medicines Agency Patientengruppen wie ECPC bereits seit Jahren in die Überarbeitung von Produktinformationen und Packungsbeilagen in Bezug auf Verständlichkeit einbindet. Auch Schweden stellt umfassende Patienteninformationen über Medikamente und Studien über sein Medizinportal "FASS.se" in Laiensprache und Fachsprache bereit.2 Das Portal wird in einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen den Regulierern und der Industrie betrieben. Schweden hat bereits eine langjährige Tradition einer offenen Informationspolitik auch über verschreibungspf lichtige Medikamente und gibt bereits seit 1983 den sogenannten "Patient-Fass" heraus, einem gedruckten Verzeichnis aller im Land zugelassenen Medikamente. Mit der Verbreitung des Internets wurde die Bereitstellung hochqualitativer und geprüfter Informationen an alle Bürger strategisch ausgebaut: Fass.se stellt der Öffentlichkeit neben den Fach­ informationen, der Packungsbeilage und dem Ärztekompendium auch Abbildungen von Packungen und Blistern, Preise, Erstattungsfähigkeit, und Informationen über zugehörige Studien bereit. Weiterhin können Besucher Patienteninformationen in Blindenschrift anfordern, oder sich per SMS informieren lassen, wenn sich Informationen eines Produkts ändern. Das Portal verzeichnet rund 4 Millionen Zugriffe pro Monat, und 90% aller Besucher attestierten Zufriedenheit mit dem Umfang der Informationen. Die von Politikern und Ärzten geäußerten Vorbehalte, dass Patienteninformationen über verschreibungspf lichtige Medikamente und Studienergebnisse zu erhöhten Arzneimittelausgaben, zu mehr statt weniger Verunsicherung auf Patientenseite, oder zu ärztlicher Mehr­ arbeit in der Patientenauf klärung führten, oder dass Informationen in öffentlich-privaten Partnerschaften mit der Industrie nicht "neutral" bereitgestellt werden könnten, konnte mit dem schwedischen "Fass.se" im europäischen Vergleich widerlegt werden. 2 Das Lebenshaus für die Teilnahme an onkologischen Studien zu gewinnen, dienlich sein. Über den Autor: Jan Geißler ist selbst seit 2001 Leukämiepatient. Er nahm nach Diagnosestellung in Mannheim an einer klinischen Studie mit zwei experimentellen Medikamenten teil. Da damals kaum Informationen über neue Leukämietherapien in deutscher Sprache verfügbar waren, begann er, diese zu übersetzen und auf der neu geschaffenen Plattform Leukämie-Online (www.leukaemie-online.de) anderen Mitpatienten bereitzustellen. Heute ist die Webseite eine der meistfrequentierten deutschen Webseiten zum Thema Leukämie. Weiterhin gründete Jan Geißler mit anderen Patientenvertretern im Jahr 2007 das "CML Advocates Network" (www.cmladvocates.net). Das Netzwerk, das heute 44 Leukämie-Patientenorganisationen von allen Kontinenten verbindet, dient Patientenvertretern zum aktiven Informations- und Erfahrungsaustausch sowie zur Koordination gemeinsamer Initiativen. Jan Geißler war Mitgründer der europäischen KrebspatientenKoalition ECPC (European Cancer Patient Coalition, ECPC, http:// www.ecpc-online.org) im Jahr 2003 und ist seit 2008 Geschäftsführer. Die gemeinnützige ECPC vertritt rund 300 Krebspatientenorganisationen in 41 Ländern. Der informierte Patient – essentiell für Studien Aufgeklärte und informierte Patienten sind ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsversorgung, erhöhen die Effektivität, die Sicherheit und Therapietreue in lebenswichtigen Krebstherapien, aber auch den Fortschritt der Forschung. Gut informierte Patientengruppen können dabei helfen, die Arzt-Patienten-Kommunikation effektiver zu gestalten und auch die Bereitschaft, an Studien teilzunehmen, zu erhöhen. Eine enge Kooperation von Klinikern, Patientengruppen, Pf legern und Behörden auf inhaltlicher und politischer Ebene ist essentiell für die Vermeidung von Über­ regulierung – und im speziellen Fall der Studien letztendlich ein Garant für verständliche Patienteninformation und "informierte Einwilligung". All dies mildert zudem die Achterbahnfahrt des Einzelnen – und dürfte auch dem dringenden Ziel, mehr informierte Patienten 1 European Medicines Agency Website, http://www.ema.europa.eu ‡"Human Medicines" ‡ "EPARs" ‡ "A-Z Listing" 2 http://www.fass.se/ 2010 2 WissensWert Foren in Eschborn und Essen: Es sind noch Plätze frei! In 2010 veranstaltet Das Lebenshaus e.V. noch in zwei Regionen Deutschlands weitere Lebenshaus-Foren für Patienten mit den Diagnosen GIST, Sarkom oder Nierenkrebs: Die Foren MITTE - Ende Juni in Eschborn bei Frankfurt sowie die Foren WEST - Mitte Juli in Essen. Auch bei diesen Veranstaltungen haben Patienten und Begleiter (Angehörige) die Möglichkeit medizinische Vorträge erfahrener Ärzte zu hören: Aktuell, kompetent und verständlich. Fragen Sie die Experten zu unterschiedlichen Themen und individuellen Aspekten Ihrer Erkrankung. Kommen Sie in Kontakt mit anderen Patienten und nutzen Sie so die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. Referenten bei GIST/Sarkomen u. a.: PD Dr. S. Bauer, PD Dr. B. Kasper, Prof. Dr. C. Langer, PD Dr. G. Mechtersheimer, Dr. C. Pöttgen, Dr. T. Reis, Prof. Dr. H.-J. Schütte, Prof. Dr. M. Schwarzbach, PD Dr. G. Täger, Prof. Dr. E. Wardelmann Referenten bei Nierenkrebs u. a.: PD Dr. B. Brehmer, Prof. Dr. E. Jäger, PD Dr. J. Jones, Dr. T. Gauler, Prof. Dr. A. Häcker, Dr. F. Overkamp, Prof. Dr. S. Störkel Es sind noch Plätze frei! Nehmen Sie Ihre Chance wahr und kommen Sie nach Eschborn oder Essen. Die medizinischen Experten, Referenten und Mitarbeiter des Lebenshauses freuen sich auf Ihre Teilnahme. Natürlich können auch weiterhin Patienten aus der Schweiz und aus Österreich sowie interessierte Mediziner an den Veranstaltungen teilnehmen. Uhrzeit bei allen regionale Foren jeweils 11:00 Uhr bis 17:15 Uhr: G EINLADUN Die ersten regionalen Lebenshaus-Foren 2010 im März in Berlin und Korntal (bei Stuttgart) waren insgesamt recht gut besucht und auch für die regionalen Foren NORD - Ende April in Hannover liegen bereits viele Anmeldungen vor. Organisation für Patienten mit Seltenen Soli den Tumoren: GIST, Sarkome , Nierenkrebs 2010 Regionale Lebe für Patienten nshaus-Foren und Begleiter n GIST n Sarkome n Nierenkr ebs Tagesveranstal tungen 2010 ww w.daslebe nshaus.org Regionale Foren MITTE – Eschborn bei Frankfurt/Main n 24.06.2010 GIST-Forum n 25.06.2010 Sarkom-Forum n 25.06.2010 Nierenkrebs-Forum Veranstaltungsort: Mercure Frankfurt Eschborn Ost Helfmann-Park 6, D-65760 Eschborn www.mercure-frankfurt-eschborn-ost.com Telefon: +49(0)6196-901-0 Regionale Foren WEST – Essen n 15.07.2010 GIST-Forum Sarkom-Forum n 16.07.2010 Nierenkrebs-Forum Veranstaltungsort: Hotel Bredeney Theodor-Althoff-Straße 5, D-45133 Essen www.hotelbredeney.de Telefon: +49(0)201-7690 n 16.07.2010 Die genauen Programme der regionalen Foren entnehmen Sie bitte auf unserer Homepage www.daslebenshaus.org. Für jede der 15 Veranstaltungen stehen jeweils max. 50 Plätze zur Verfügung. Daher melden Sie sich bitte sehr zeitnah an, entweder telefonisch unter 06032-9492881 oder per Mail an [email protected] Wir freuen uns darauf, Sie vielleicht noch in einer der beiden Regionen begrüßen zu können! 2010 2 Das Lebenshaus WAS IST WAS – in der Medizin/Onkologie? Tumor-Staging Stadienbestimmung oder „Staging“ (englisch) bezeichnet in der Onkologie den Teil der Diagnostik, der der Feststellung des Ausbreitungsgrades eines bösartigen Tumors dient. Sie wird zur Basis für die Entscheidung, zu welcher Therapie dem Patienten geraten wird. Die Mediziner in Deutschland nutzen zur Stadien-Beschreibung solider Tumoren die TNM-Klassifikation. Diese beinhaltet die Tumorgröße, Ausbreitung, Fernmetastasen und den Differenzierungsgrad. Aufgrund der detaillierten Einteilung des Tumors kann dann die Therapiestrategie festgelegt und Aussagen über Verlauf und Heilungschancen getroffen werden. Die TNM-Klassifikation basiert auf statistischen Untersuchungen, die Aussagen über das voraussichtliche Verhalten von Tumor­ erkrankungen zulassen (z.B., dass sich ab einer bestimmten Größe eines Tumors die Krankheitsprognose verschlechtert). Die Abkürzung TNM steht für T = Tumor – Beschreibung von Verhalten, Ausdehnung und Eindringtiefe des Primärtumors N = Nodi (Lymphknoten) – Beschreibung des Zustands der Lymphknoten bzw. das Fehlen oder Vorhandensein von regionären Lymphknotenmetastasen M = Metastasen – Beschreibung der Metastasenbildung und -ausbreitung R-Stadien – Beschreibung der im Körper verbliebenen Tumorreste nach der Operation (R=Residualgewebe) Bei GIST gibt es im Gegensatz zu einigen anderen Krebserkrankungen keine offizielle Klassifizierung. Es gibt aber folgende Bezeichnungen für die einzelnen Erkrankungsstadien: • Kleine, submuköse GIST (unter der Schleimhaut gelegen) • Lokal begrenzter, operabler Primärtumor • Inoperabler GIST und/oder • Metastasierter GIST (auch fortgeschrittener GIST) mit einzelnen Fernmetastasen oder umfangreicher Metastasierung • Lokalrezidiv oder lokaler Progress (Progression): Fortschreiten der Erkrankung am, Ort des Primärtumors oder an einzelnen Metastasen oder Bildung neuer Metastasen • Systemischer Progress (Progression): Ganzheitliches Fortschreiten der Erkrankung Metastasen (griech. meta - weg; stáse - Ort, Stelle; die lat. Bez. ist filia - Tochter) Als Metastasen werden Absiedelungen (Tochterzellen) eines Tumors in entferntem Gewebe bezeichnet. Krebszellen lösen sich aus dem Primärtumor und gelangen über Lymphf lüssigkeit oder Blut an andere Stellen im Körper. Je nach Weg heißen sie dann hämatogene (Blut) oder lymphogene (Lymphe) Metastasen. Metastasen unterscheiden sich jedoch nicht nur durch den Weg, auf welchem sie sich verbreiten, sondern auch nach dem Ort, wo sie letztendlich entstehen: • Lokale Metastasen entstehen in der nahen Umgebung des Ursprungstumors. • Regionäre Metastasen entstehen in den Lymphknoten, die im Lymphabf lussgebiet nahe beim Tumor liegen. • Fernmetastasen bilden sich in anderen entfernten Organen oder Körpergeweben. Bei GIST sind die häufigsten Metastasen in der Leber und im Bauchraum zu finden. Das Nierenzellkarzinom hingegen metastasiert am häufigsten in die Lungen, Lymphknoten, die Leber und das Skelett. Da das Feld der Sarkome eine Vielzahl an verschiedenen Krankheitsbildern beinhaltet, ist auch die Art der Metastasierung sehr vielfältig. Bei Weichteilsarkomen erfolgt sie beispielsweise hauptsächlich über den Blutkreislauf (hämatogene Dissemination). Der typische Absiedelungsort für die meisten Weichteilsarkome ist daher auch die Lunge. Seltener finden sich Lymphknotenmetastasen. Manche Sarkome haben sehr spezifische Metastasierungswege. Sarkome des Magen-Darm-Trakts metastasieren oftmals in die Leber, das myxoide Liposarkom ist eine der seltenen Krebsarten, welches Metastasen im Fettgewebe bildet. Das KlarzellSarkom hingegen tendiert zur Infiltration der Knochen. Lebermetastase 2010 2 WissensWert Das Lebenshaus Wir waren für Sie auf dem DKK 2010 „Anschauungs-Material für Patienten“: Dr. M. Beier vor einem begehbaren Modell der Niere mit Tumor auf dem 29. Deutschen Krebskongress in der Messe Berlin. Der Deutsche Krebskongress, kurz DKK, findet alle zwei Jahre in Berlin statt – dieses Jahr vom 24. bis 27. Februar. Mit rund 12.000 Teilnehmern unterschiedlichster Bereiche stellt er nicht nur eine medizinische Informations- und Austauschplattform dar, sondern ist auch Diskussionsforum für Gesundheitspolitische Themen. Mit rund 12.000 Teilnehmern aus Medizin, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit unterstreicht der Deutsche Krebskongress seine Bedeutung als das größte und wichtigste onkologisches Forum im deutsch­ sprachigen Raum. An vier Tagen haben fast 9.000 Experten nicht nur die aktuellsten Strategien bei der Tumorbehandlung diskutiert, sondern vor allem spürbar den Schulterschluss bei der Zukunftssicherung geübt. Der DKK gilt als das bundesweit größte Forum für onkologische Fort- und Weiterbildung: Nahezu jede Krebsform findet sich hier in Vortragsreihen wieder und auch die seltenen Tumoren - wie Nierenkrebs, GIST, Sarkome – finden hier ein Podium. Querschnittsthemen wie „Moderne Bildgebung in der Onkologie“, „Aktuelle Entwicklungen in der Radioonkologie“ oder „Thera­gnostiks“ waren im Programmstrang „Allgemeine Onkologie“ vertreten. Gleichzeitig bildet der DKK den Treffpunkt für die zahlreichen AGs der Krebsgesellschaft, die den Rahmen zur Diskussion klinisch relevanter aktueller Forschungs­ ergebnisse und deren Umsetzung in die Praxis nutzen. 10 Neben den medizinischen Inhalten war der Nationale Krebsplan und Gesundheitspolitik eines der zentralen Themen des dies­ jährigen DKK. Bundesgesundheitsminister Rösler betonte auf dem auf dem Krebskongress nochmals, dass es in Deutschland keine Abstufung, Rangfolge oder Rationierung geben dürfe. Quelle: Grußworte von Prof. med. Schmiegel, Kongresspräsident und Pressemitteilung der deutschen Krebsgesellschaft zum DKK 2010. Das Lebenshaus e.V. war für den Bereich GIST und Sarkome vertreten durch Markus Wartenberg (im Bild während einer Präsentation) und für den Bereich Nierenkrebs durch Dr. Marion Beier. „Man muss begreifen, um zu verstehen“. Die Begehbaren und Überdimensionalen Organ-Modelle in Berlin zum DKK 2010. „Man muss begreifen, um zu verstehen“ Dieser Satz begleitete mich während meines ganzen Studiums, denn es war einer der Lieblingssätze meines damaligen Institutsleiters“ so Dr. Marion Beier, Bereichsleiterin Nierenkrebs. Diese Erkenntnis wird heute genutzt und in der Erklärung von Krankheiten werden neue Wege – im wahrsten Sinne des Wortes „beschritten“: Überdimensionale und begehbare Modelle von Prostata, Pankreas, Niere, Darm und Wirbelsäule machen theoretische, geschriebene Informationen begreif bar. Die Modelle ermöglichen eine einmalige Darstellung von Auf bau und Funktionsweise des menschlichen Körpers. Sie geben Informationen zu Ursachen und Wirkungsweisen von Erkrankungen sowie zu Therapiekonzepten. Durch die Möglichkeit der haptischen Erfahrung lassen sich komplexe Strukturen und schwer verständliche medizinische Vorgänge im Körper veranschaulichen. Dies konnten auch die über 3.000 Besucher des Krebsaktionstages in Berlin am 28. Februar im Anschluss an den deutschen Krebskongress erleben. Vielleicht begegnet Ihnen ja auch einmal so ein Modell – und Sie können verstehen, warum das „begreifen“ so hilfreich beim verstehen ist. + TICKER + TICKER + Erstmals in 2010: Ausschreibung eines GISTPreises für die Schweiz! Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST – „GISTGruppe Schweiz“, unterstützt alle Bemühungen zur optimalen Therapie der GIST. Zur Förderung setzt er einen jährlichen Preis für besondere Verdienste aus. Diese Auszeichnung wird an Personen oder Organisationen in der Schweiz verliehen, die sich für dieses Ziel einsetzen. Die eingereichten Arbeiten können Vorträge, Papers, Podiumsdis­kussionen, wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevante Projekte etc. sein. Das Preisgeld beträgt CHF 10.000,(ca. 7.000,- EUR) und kann gegebenenfalls. auch auf wenige Preis­ träger aufgeteilt werden. Gestiftet wird der Preis aus dem Nachlass von Dr. Ulrich Schnorf, Gründer der GIST-Gruppe Schweiz. Arbeiten und Anträge können in Deutsch oder Englisch schriftlich bis zum 31. August 2010 eingereicht werden bei: GIST-Gruppe Schweiz Helga Meier Schnorf Sterenweg 7 CH-6300 Zug Tel. 041 710 80 58 Fax. 041 710 80 78 Mail: [email protected] www.gastrointestinale-stroma­ tumoren.com Eine Jury, bestehend aus Fachleuten entscheidet frei über die Vergabe des Preises. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 2010 GIST 2 WissensWert Jahrestreffen der „Schwyzer“ GISTPatienten am 23. April 2010 in Zürich. Zum 7. Mal trafen sie die Mitglieder der GIST-Gruppe Schweiz am 23. April 2010 zu ihrem nationalen Jahrestreffen in Zürich. Inzwischen schon bewährt, fand die Veranstaltung wieder im Restaurant „Au Premier“ im Bahnhof Zürich statt und über 80 Patienten, Begleiter (Angehörige), Mediziner, Mitarbeiter forschender Pharma-Unternehmen und „GIST-Aktive“ des Vereins waren in diesem Jahr gekommen. Vordere Reihe (von links nach rechts): Anna Costato (Leiterin der italienischen GISTPatientengruppe. Ehepaar Claudia und Martin Wettstein. Hintere Reihe (links) Jürg Forster (Patientenkontakt der reg. GIST-Gruppe Ostschweiz) – (rechts) Prof. Dr. Urs Metzger. Prof. Metzger ist Chefarzt der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie medizinischer Direktor des Stadtspitals Triemli, Zürich. Mitglied des Royal College of Surgeons of England, des Vorstands der Schweiz. Past-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie. Pünktlich um 10:00 Uhr begrüßte der Moderator der Tagesveranstaltung – Markus Wartenberg (Vereinssprecher Das Lebenshaus e.V.) im Namen der „GIST-Gruppe Schweiz“ Gäste und Teilnehmer. Auch für ihn war es inzwischen die siebte Veranstaltung in der Schweiz und er betonte in seiner Eröffnung, dass er jedes Jahr mit großer Begeisterung und Verbundenheit nach Zürich komme. Er begrüßte besonders zum diesjährigen Treffen: • Anna Costato, die Gründerin und Leiterin der italienischen GIST-Gruppe • Aus Frankreich: Bertrand de la Comble • Candy Heberlein: Präsidentin der Stiftung zur Förderung der Knochenmarktransplantation in der Schweiz • Ärzte der vier Kliniken mit GISTKompetenz in der Schweiz • Die bewährten Simultan-Übersetzer „Deutsch-Französisch“ Susanne Blach und Jaime Calvé sowie für die Technik Alois Imfeld von der Firma Bluetrac • Vertreter der pharmazeutischen Firmen Novartis, Pfizer, Bayer und Bristol Meyers Squibb • Das Team des GIST-Gruppe Schweiz rund um Helga Meier und Martin Wettstein Die Verantwortlichen der GIST-Gruppe Schweiz hatten – gemeinsam mit den med.-wiss. Beiräten Prof. Dr. Urs Metzger (Zürich) und Dr. Michael Montemurro (Lausanne), auch in diesem Jahr wieder ein aktuelles, interessantes und für Betroffene sehr praxisnahes Programm zusammengestellt. 11 2 2010 WissensWert wodurch er entsteht, was idealerweise zur Bestätigung eines Progresses abgeklärt werden muss und welche weiteren therapeutischen Optionen derzeit zur Verfügung stehen. „Nicht selten erleben wir es, dass ein Progress diagnostiziert wird – der nach Einholung einer Zweitmeinung gar keiner ist. Oft liegt es an einer Fehlinterpretation der Bildgebung durch weniger erfahrene Radiologen. Verlässt sich der Onkologe dann nur auf den schriftlichen Bericht und schaut sich die Bilder nicht selber an, kommt es schnell zur Diagnose Progress und damit zur Änderung der eigentlich erfolgreich laufenden Therapie mit Imatinib, Sunitinib oder anderen,“ so Wartenberg. dingten Bluthochdruck, der durch blutdrucksenkende Mittel behandelt werden muss. Zwischen den wesentlichen Tyrosinkinase-Inhibitoren und diversen kardiovaskulären Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen (Interaktionen) kommen. Diese Wechselwirkungen hat das Team von Dr. Nicolas Widmer und Frau Haouala erforscht und in einer Übersicht zusammengefasst. Die aktuelle Tabelle finden Sie zum Herunterladen unter: www.gastrointestinale-stromatumoren.com GIST > Informationen für Patienten und Ärzte > Download PDFDokument „Cardiovascular drug interactions with tyrosine kinase inhibitors” n Dr. Michael Montemurro ist Leitender Oberarzt am Krebszentrum des CHUV Lausanne und Mitglied des medizinischwissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses. Er gehört der kleinen Gruppe der Experten der Sarkom- und GIST-Gruppe der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO) an. n n 12 Vor 10 Jahren bedeutete die Diagnose „metastasierter GIST“ noch eine durchschnittliche Überlebenszeit von etwa 12 Monaten. Heute – nach 10 Jahren Imatinib und weiteren Therapien mit Tyrosinkinase-Inhibitoren hat sich diese Prognose dramatisch verändert. Inzwischen gibt es etliche Patienten mit metastasierter Erkrankung, die seit 10 Jahren stabil mit der Diagnose GIST leben. Und in kaum einer anderen seltenen Tumor­ erkrankung hat sich im Bereich der Forschung und des klinischen Managements so viel getan wie bei GIST. „Wo wir bei GIST im Jahr 2010 stehen, was wir wissen und wo uns noch wichtige Antworten fehlen?“ – das war Gegenstand des ersten Vortrages von Dr. Michael Montemurro aus Lausanne. Den zweiten Vortrag des Tages hielt Lebenshaus-Vereinssprecher Markus Wartenberg zum Thema „Progress: Was tun beim Fortschreiten der Erkrankung?“ Er zeigte noch einmal auf, was ein Progress ist, wie er definiert wird, Amina Haouala kommt vom CHUV in Lausanne. Sie ist Pharmazeutin, studierte von 2001-2006 in Lausanne und in Genf. Seit 2007 PhD-Student im Labor für Klinische Pharmakologie im CHUV. Ihre Doktor-Arbeit hat den Titel: "Targeting anticancer therapy, clinical and preclinical approaches". Den vierten Vortrag mit dem Titel „Leben und Überleben am Limit.“ hielt Prof. Dr. Oswald Oelz, einer in der Schweiz sehr bekannter Mediziner und Bergsteiger. Prof. Oelz zeigte in seinem Motivationsvortrag eindruckvolle Bilder seiner zahlreichen und spektakulären Bergbesteigungen in aller Welt. Rhetorisch geschickt, verglich er das Problem „einen solchen Berg zu bezwingen“ mit dem Weg durch eine Krebsdiagnose. Dieses „Problem“ zu überwinden, habe enorm viel mit Vorbereitung, Strategie, der passenden Ausrüstung, dem richtigen Team, mentaler Einstellung, Willen und Durchhaltekraft zu tun. Der Vortrag von Prof. Oelz beeindruckte etliche Teilnehmer und sorgte auch noch für Gesprächsstoff in der anschließenden Mittagspause. (Weitere Informationen über Prof. Oelz finden Sie in der Info-Box.) n n Die dritte Präsentation hielt Amina Haouala, Pharmazeutin aus Lausanne über die Wechselwirkungen von Tyrosin­ kinase-Hemmern mit kardiovaskulären Medikamenten. Die Diagnose GIST tritt häufig im höheren Lebensalter auf – im Durchschnitt sind die Patienten 60 Jahre alt. Öfters haben Patienten diesen Alters Vorerkrankungen am Herz-/Kreislaufssystem und nehmen dagegen „kardiovas­ kuläre“ Medikamente. Oder Patienten unter Sunitinib- oder Sorafenib-Therapie haben als Nebenwirkung therapiebe- Nach der Mittagspause folgte dann der Vortrag von Monica Fliedner zum Thema Therapietreue/Compliance: „Warum ist Therapietreue wichtig? Warum fällt es schwer, Tabletten regelmäßig einzunehmen? Welche Aufgaben sollten Ärzte, Pf legefachpersonen und Patienten in der Therapie-Kooperation erfüllen?“ Auch die anschließende Diskussion brachte etliche nützliche PraxisErfahrungen von Patienten und Begleitern. Eine interessante Aussage eines Betroffenen war sinngemäß: „Ich betrachte meine GIST-Therapie – meine Tabletten - als gute Freunde, als Lebensretter – 2010 Monica Fliedner ist Pflegeexpertin für Onkologie am Inselspital in Bern wo sie seit etwa acht Jahren arbeitet. Sie hat einen Master of Science von der Universität Cardiff (Wales). Mit Compliance/Adherence setzt sie sich bereits seit 10 Jahren auseinander. denen ich täglich gerne begegne.“ Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Leitartikel dieser Ausgabe – Interview mit dem Vereinssprecher Markus Wartenberg. n Den letzten Vortrag des Tages hielt Dr. Mark Anliker aus St. Gallen mit dem Titel: „Von selten bis häufig: Hautreaktionen unter Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs).“ Patienten die TKI erhalten, reagieren in der Mehrheit mit Hautreaktionen. Die Reaktionen sind nicht gefährlich, aber hinderlich, juckend und manchmal auffällig. Grund ist das vermehrte Vorkommen von Tyrosinkinase in der verhornenden Haut, Warzen und Schleimhaut. Rechtzeitige Auf klärung, Prophylaxe, Pf lege und Behandlung sind daher notwendig. Zum Abschluss der Vortragrunde, dankte Markus Wartenberg allen Referenten des Tages für ihre hervorragenden Beiträge, welche - wie immer – honorarfrei erfolgten. Der Dank ging auch an die „GISTAktiven“ des Vereines – besonders an Helga Meier-Schnorf – für die hervorragende Organisation des Tages sowie die anwesenden Vertreter der Pharma-Unternehmen Bayer, Novartis und Pfizer für die finanzielle Unterstützung ganz nach dem Motto „Fördern, ohne zu fordern!“. Direkt im Anschluss - gegen 15:45 Uhr begann dann die 1. Mitgliederversammlung des formal neu gegründeten Vereines „GIST-Gruppe Schweiz“. Zunächst erläuterte Prof. Dr. Urs Metzger noch einmal die Hintergründe der Vereinsgründung. Dem im März 2009 leider verstorbenen Gründer der Schweizer GIST-Gruppe - Dr. Ulrich Schnorf - war es sehr wichtig, dass seine Auf bauarbeit der GIST-Gruppe Schweiz als formaler Verein fortgeführt wird. Prof. Metzger versprach dies seinem langjährigen Freund Ulrich und war somit federführend bei der offiziellen Gründung des Vereins zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST (GIST-Gruppe Schweiz) am 14. Januar 2010 in Zug. Prof. Metzger erläuterte die wesentlichen Schritte zur Gründung sowie zwei neue wichtige Projekte, die das Vereins-Team für die nächsten Monate gestartet hat: • Ausschreibung eines „GIST-Preises“ für die Schweiz! (Siehe GIST-Ticker Seite 11) • Dokumentarfilm über die Situation von Betroffenen mit seltenen Krebsdiagnosen am Beispiel GIST. Dr. Mark Anliker, seit 2004 Aufbau und Leitung der Dermatologie/Allergologie am Kantonspital St. Gallen mit Schwerpunkt auch auf MedikamentenReaktionen. Da St. Gallen ein großes Onkologie-Zentrum hat, sieht man dort die Nebenwirkungen von Medikamenten (auch Target-Therapien) bereits in der Frühphase. 2 GIST Dr. Michael Montemurro und Helga MeierSchnorf – Koordinatorin der GIST-Gruppe Schweiz. Er übergab dann an den ersten Präsidenten der GIST-Gruppe Schweiz Herrn Martin Wettstein. Martin Wettstein, selbst GISTPatient, begrüßte im Namen des Gründungsvorstandes alle Anwesenden und bedankte sich für das Vertrauen in seine Person zur Leitung der GIST-Gruppe Schweiz. Er stellte sich und seine Erkrankungsgeschichte kurz vor und bat alle Schweizer GIST-Patienten um ihre Unterstützung des Vereines. Dies könne z.B. erfolgen – • durch das Kommunizieren von Erfahrungen, Beiträgen, Wünschen, Fragen und Problemen an das Vereins-Team, • durch persönliche Mitarbeit im Verein und/oder durch Mitgliedschaft als aktives Mitglied oder als Gönner (Förderer) des Vereines. Er ermunterte die Anwesenden auch, Ihre Informations-/Themenwünsche für das nächste Jahrestreffen der GIST-Gruppe Schweiz einzusenden: Der Termin für das 8. Patiententreffen steht bereits fest: 8. April 2011 – wieder in Zürich im Restaurant Au Premier. Eventuell reservieren Sie sich schon einmal diesen Termin in Ihrem Kalender? Martin Wettstein de erste Präsident der GIST-Gruppe Schweiz bei seiner Antrittsrede 13 2 2010 WissensWert INFO Vortrag von Prof. Dr. Oswald Oelz „Leben und Überleben am Limit.“ GIST-GRUPPE SCHWEIZ Die GIST-Gruppe Schweiz: Präsident: Martin Wettstein Med.-wiss. Beirat: Prof. Dr. Oswald Oelz ist Bergsteiger und Mediziner (Innere Medizin). Geboren 1943 in Vorarlberg, Medizinstudium in Innsbruck, von 1991 bis 2006 Chefarzt, Med. Klinik, Triemli-Spital Zürich. Oswald Oelz hat sich seit den Siebzigerjahren als Bergsteiger, Expeditionsarzt und Höhenmediziner einen Namen gemacht. Anspruchsvollste Gipfel und schwierigste Routen auf der ganzen Welt zieren sein Tourenbuch: Durchsteigung vieler großer Alpenwände, Erstbe­ gehungen in den Alpen, Alaska, Jordanien, und Oman, zahlreiche Expeditionen mit Schwerpunkt in Nepal, dritter Bergsteiger auf den „Seven Summits“, den jeweils höchsten Gipfeln der sieben Kontinente. Heute ist er noch immer leidenschaftlicher Bergsteiger und daneben Bergbauer/Schafzüchter, freier Autor, Vortragsredner und Ratgeber für medizinische Fragestellungen. Er wohnt in einem Bauernhaus aus dem Jahre 1760 am Bachtel im Zürcher Oberland. Quelle/Foto: 2003 in Jordanien – Website www.osswald-oelz.ch 14 Prof. Dr. Urs Metzger Dr. Michael Montemurro Regionale Gruppenleiter: Romandie: Herbert Blatter Nordwestschweiz: Matthias Merki Zentralschweiz: Urs Notter Ostschweiz: Jürg Forster Web-Master: Vito Mediavilla Vereinssitz und Koordination: GIST-Gruppe Schweiz Helga Meier Schnorf Sterenweg 7 CH-6300 Zug Tel. 041 710 80 58 Fax. 041 710 80 78 Mail: [email protected] www.gastrointestinale-stromatumoren.com Bankverbindung / Spendenkonto: Konto Nr: 1100-2536.899 GIST-Gruppe Schweiz, Zürcher Kantonalbank, 8001 Zürich IBAN CH90 0070 0110 0025 3689 9 Mitglied bei: Das Lebenshaus e.V. - Deutschland www.daslebenshaus.org Life Raft Group USA www.liferaftgroup.org Sarcoma Patients EuroNet e.V. www.sarcoma-patients.eu Global GIST-Network www.globalgist.net 2010 2 GIST LOGIST: Neue Registerstudie für Patienten mit lokalisiertem GIST In den nächsten Wochen geht in 30 – 40 Zentren deutschlandweit LOGIST unter der wissenschaftlichen Leitung von Priv.-Doz. Dr. Peter Reichardt, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg an den Start. Es handelt sich um eine „Nicht-interventionelle Registerstudie zur Beobachtung von Patienten mit Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) nach einer R0/R1 Resektion – mit oder ohne adjuvante Imatinib-Therapie - “A Local Observational GIST register“ – LOGIST“. In den nächsten zwei Jahren können in Deutschland 400 Patienten in LOGIST eingeschlossen werden. Die Beobachtungszeit beträgt zwei Jahre. Ziel der Untersuchung ist die klinische Praxis beim Management von lokalisierten GIST. - Wie und von welchen Ärzten werden Patienten nach ihrer GIST-Operation behandelt? Wie steht es mit einer möglichen adjuvanten Behandlung? Wie erfolgen die Kontrolluntersuchungen? Wer kann an LOGIST teilnehmen? Alle Patienten, bei denen innerhalb der letzten 12 Monate ein GIST komplett (R0/ R1 Resektion) entfernt wurde. Patienten, die vor ihrer GIST-Operation bereits Imatinib (Glivec®) eingenommen haben oder bei denen eine metastasierte Erkrankung vorliegt, können nicht an LOGIST teilnehmen. Wie funktioniert LOGIST? Nachdem Sie – als Patient - Ihr Einverständnis gegeben haben, wird Ihr behandelnder Arzt gewisse Daten zu Ihrer Erkrankung in anonymisierter Form in das LOGIST-Register eingeben. In den folgenden zwei Jahren wird er Ihre Daten halbjährlich aktualisieren. Da LOGIST die klinische Routine untersucht, gibt es keinen vorgeschriebenen Visitenplan. Die Arztbesuche und Kontrolluntersuchungen erfolgen nach Ermessen des behandelnden Arztes. Derzeit gibt es noch immer viele Fragen zur Behandlungsstrategie bei lokalisiertem GIST. Die Ergebnisse von LOGIST können beitragen, die Behandlungsqualität entscheidend zu verbessern. Bitte sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt an, wenn Sie an LOGIST teilnehmen möchten. Für weitere Fragen steht wie immer Das Lebenshaus e.V. zur Verfügung! 15 2 2010 WissensWert Überblick: Der Multikinase-Inhibitor Sunitinib bei GIST. Trotz der guten Wirksamkeit der Imatinib Erstlinien-Therapie bei metastasiertem-inoperablem GIST, sind Progressionen (= Fortschreiten der Erkrankung) bei einem Teil der Patienten zu beobachten. Für diese Betroffenen steht seit Juli 2006 eine zugelassene Zweitlinien-Therapie zur Verfügung: Sunitinib (Handelsname Sutent) ist für viele ein zweiter wichtiger Meilenstein der Hoffnung auf ihrem Weg im Kampf gegen GIST. Sunitinib ist zugelassen für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen und / oder metastasierten GIST nach Versagen oder Unverträglichkeit einer Erstlinientherapie mit Imatinib. Wirkmechanismus Bei dem in Hartkapseln verfügbaren Multikinase-Hemmer Sunitinib handelt es sich um ein kleines Molekül, das mehrere Signalwege gleichzeitig blockiert, die sowohl für das Tumorzellwachstum als auch für die Tumorangiogenese (Gefäßentstehung) entscheidend sind. Sunitinib hemmt durch kompetitive Blockade der ATP-Bindungstelle spezifisch die Tyrosinkinasen der PDGF (platelet-derived growth factor)Rezeptoren-a und -ß, der VEGF (vascular endothelial growth factor)-Rezeptoren 1, 2 und 3, des c-KIT-Rezeptors, des FLT(fetal liver tyrosine kinase)-Rezeptors 3, des CSF1 (colony stimulating factor)Rezeptors und des RET (rearranged during transfection)-Rezeptors. Durch die Fähigkeit, mehrere Rezeptor-Tyrosinkinasen spezifisch zu hemmen, weist Sunitinib sowohl eine direkte als auch eine indirekte Antitumoraktivität auf. Dosierung Die empfohlene Dosis von Sunitinib, auf Basis der Studien, beträgt 50mg einmal täglich für vier aufeinander folgende Wochen, gefolgt von einer zweiwöchigen Therapiepause (4/2-Schema), so dass ein kompletter Behandlungszyklus sechs Wochen umfasst. In der klinischen Praxis wird Sunitinib jedoch inzwischen häufig durchgehend – mit ähnlich guter Wirksamkeit - in einer Dosierung von 37,5mg verabreicht. Das wichtigste Ziel solcher Zweitlinien-Therapien ist es, die Erkrankung möglichst lange aufzuhalten – bei akzeptabler Lebensquali16 tät für den Patienten. Daher setzen erfahrene GIST-Experten Sunitinib manchmal auch – je nach Erkrankungssituation und auftretenenden Nebenwirkungen in patienten-spezifischen Dosierungsschemata ein. Ansprechen In einer Phase-I/II-Studie wurden zunächst 97 GIST-Betroffene mit Sunitinib behandelt. Es zeigte sich eine Ansprechrate von 8% und eine Krankheitsstabilisierung über mindestens 6 Monate bei weiteren 37%. Die mediane Zeit bis zur Progression lag bei 7,9 Monaten und das mediane Gesamtüberleben bei 19,8 Monaten. Auf bauend auf diese Ergebnisse wurde eine internationale Phase-III-Studie durchgeführt, bei der eine Randomisation zwischen Sunitinib und Placebo erfolgte. 312 Patien­ ten wurden in die Studie eingeschlossen, die nach der ersten geplanten Zwischenanalyse aufgrund der signifikanten Überlegenheit von Sunitinib vorzeitig geschlossen wurde. Bei Patienten mit Imatinib-resistentem GIST stand Sunitinib in Zusammenhang mit einer deutlichen Verbesserung der medianen Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (27.3 vs. 6.4 Wochen) und einem deutlich höheren Gesamtüberleben. Die Sunitinib-Behandlung erzeugte ein partielles (teilweises) Ansprechen bei 14 Patienten (6.8%) und eine stabile Erkrankung (22 Wochen oder mehr) bei 36 Patienten (17.4%). Im Vergleich dazu wurde unter Placebo kein partielles Ansprechen erreicht und eine stabile Erkrankung bei nur 2 Patienten (1.9%). Patienten mit einer GIST Primär-Mutation in Exon 9 (schwarz) oder ohne Mutationsnachweis = WT = Wildtyp (blau) profitieren länger von der Sunitinib-Therapie – hier bis zum Fortschreiten der Erkrankung (Time To Progression bzw. Progression Free Survival) Wie Forscher, medizinische Experten und Patienten inzwischen gelernt haben: GIST sind nicht gleich GIST und Statistiken sind eben nur „Zahlengebilde“. Patiententen profitieren oft sehr unterschiedlich von solchen medikamentösen Therapien. So gibt es bei Sunitinib Patienten, die nur wenige Wochen von der Therapie profitiert haben – bei anderen sind die Tumoren unter Sunitinib weit mehr als zwei Jahren kontrolliert. Nebenwirkungen Insgesamt sind Nebenwirkungen der Schweregrade 1-2 unter der Behandlung mit Sunitinib häufig, sie erreichen aber selten den Schweregrad 3-4. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen, die jeweils bei über 50% der Patienten auftreten, sind Fatigue (Müdigkeit), Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen. Die meisten dieser und anderer Nebenwirkungen sind Betroffenen bereits von der Therapie mit Imatinib bekannt. Neue Nebenwirkungen im klinischen Alltag unter Sunitinib sind: n Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt bei einem Teil der Patienten auf. Diese ist häufig behandlungsbedürftig, was durch eine Schilddrüsenhormonsubstitution in Tablettenform sehr einfach möglich ist. Da eine unbehandelte Schilddrüsenunter­ funktion lebensgefährlich werden kann, ist hier eine sorgfältige Überwachung erforderlich! n In bis zu 40% der Fälle kommt es zu Entzündungen der Schleimhäute. n Eine besonders problematische Neben- 2010 Forschungscode: SU 11248 Wirkstoff: Sunitinib-malate Produktname: Sutent® Hersteller: Pfizer Zulassung: Juli 2006 (GIST und RCC) als Zweitlinien-Therapie, Frühjahr 2007 als Erstlinien-Therapie bei Nierenkrebs Gruppe: Target-Therapien Darreichung: Oral (als Kapsel) – Zyklustherapie – 6 Wochen (4 Wochen Therapie – 2 Wochen Pause)= 12,5mg, 25mg und 50mg HartgelatineKapseln Standarddosierung: 50mg/Tag für 4 Wochen (Zulassung) INFO Sonstige Dosierungen: 37,5mg/Tag durchgehend (Klinische Praxis) Art: Tyrosinkinase-Inhibitor – Multitarget = Signaltransduktionshemmer Hemmung: KIT, PDGFR, VEGF, FLT, RET, CSF wirkung ist das Hand-Fuß-Syndrom, das bei etwa 20% der Patienten eintritt. n Therapiebedingter Bluthochdruck, der in bis zu 20% der Fälle vorkommt, kann gelegentlich Schweregrad 3 erreichen. wirkungen, Medikamente bei anderen Erkrankungen, Notfallmedikation etc.) mit Ihrem Arzt besprechen, inwieweit diese zusammen mit Imatinib oder Sunitinib genommen werden können. Wie Sie evtl. bei unseren Artikel zum Thema Therapie-Kooperation in diesem Heft gelesen haben: Wichtig sind Kooperation und Kommunikation zwischen Arzt und Patient beim Thema NebenwirkungsManagement. Therapieprinzipien Wechselwirkungen Wirkstoffe wie Sunitinib und Imatinib werden in der Leber durch bestimmte Enzymsysteme (Isoenzym CYP3A4 der Cytochrom P450 Familie) abgebaut und sind Inhibitoren (Hemmer) anderer Enzymsysteme. Das heißt, dass es auch bei Sunitinib – bei gleichzeitiger Einnhame mit bestimmten anderen Wirkstoffen / Substanzen (Gruppen) zu Wechselwirkungen (Inter­ aktionen) kommen kann. Dabei kann sowohl der Wirkspiegel des GIST-Medikaments, als auch der Wirkspiegel des Begleitmedikaments erhöht oder verringert werden. Sollten Patienten bereits Medikamente gegen andere (z.B. frühere) Erkrankungen bekommen, wäre bei Neubeginn einer Imatinib- oder Sunitinib-Therapie zu prüfen, inwieweit sich die Substanzen vertragen oder man gegebenenfalls Medikamente für die frühere Erkrankung wechseln sollte. Wichtig auch: Patienten sollten grundsätzlich neue Medikamente (Begleit/ Ko-Medikation, Behandlung von Neben- GIST 2 Zahlen, Daten, Fakten zu Sunitinib / Sutent® : n Für die Therapie operabler GIST stellt die Operation – mit dem Ziel der Tumor­ freiheit – nach wie vor den „GoldStandard“ dar. n Bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten GIST stellt die Behandlung mit Imatinib in einer Dosierung von 400mg/Tag die Therapie der ersten Wahl (Firstline) dar. Der Einsatz von neoadjuvanten und adjuvanten systemischen Therapien mit Imatinib ist derzeit noch Gegenstand von klinischen Prüfungen. n Im Falle einer Progression wird zwischen lokalem und systemischem Progress unterschieden. Eine Dosiser­ höhung auf 800mg Imatinib/Tag ist in beiden Fällen – laut bisheriger Studienlage – indiziert. Davon profitieren laut Studien etwa 1/3 der Patienten. n Sunitinib ist – laut Studienbasis – die Therapie der Wahl bei einer Progression unter 800mg Imatinib oder bei Imatinib-Unverträglichkeit. Angiogenese und Wachstumsfaktor VEGF: Als Angiogenese (griech. = Gefäßentstehung) bezeichnet man das Wachstum von kleinen Blutgefäßen (Kapillaren), überwiegend durch Sprossung aus einem vorgebildeten Kapillar­ system. Es handelt sich um einen sehr komplexen Prozess, bei dem die zur Bildung der Gefäßwände notwendigen Zellen u. a. durch den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) aktiviert werden. Die Angiogenese ist bei Krebs von erheblicher biologischer und medizinischer Bedeutung. Solide Tumoren sind abhängig von einem mitwachsenden Kapillarnetz, das den Tumor mit Sauer­ stoff und Nährstoffen versorgt. Je größer der Tumor wird, desto größer wird die Zahl der Blutgefäße, um die Tumorzellen zu versorgen. GIST können ständig neue Blutgefäße bilden, so dass es durchaus zu Tumorgrößen von über 30cm Durchmesser kommen kann. Diese unnormale Angiogenese der Tumoren wird durch eine Signal­ übermittlung der Tumorzellen an das normale Umfeld gefördert. Hierbei entsenden die Tumorzellen ein Eiweiß, den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), welcher das Wachstum bestimmter Zellen stimuliert, um neue Gefäße zu bilden. Eine Methode zur Verhinderung der Gefäßneubildung bei Tumoren heißt Antiangiogenese. Da der Tumor ohne neue Blutgefäße nicht weiter wachsen kann, versucht man nun mit Wirkstoffen in Form von Angiogenese-Hemmern die Gefäßneubildung zu verhindern. Hierbei wird die Signalüber- tragung der GIST-Zellen an die VEGF-Rezeptoren der künftigen, die Gefäße bildenden Zellen gestört. Diese Strategie ist z.B. Teil des Behandlungskonzeptes mit dem Multikinase-Inhibitor Sunitinib. 17 2 2010 WissensWert Wer Mut zeigt, macht Mut! Jeden Tag nutzen und auch genießen (U., 60, GIST seit 2004, alles stabil) Die Tage bis zur OP Am 22. Dezember 2004 trafen wir uns mit Freunden in einem Restaurant. Mitten im Nachtessen war mir heiß, kalter Schweiß an Stirn und Armen. Weil ich mich gar nicht gut fühlte, brachen wir das Essen ab. Zuhause verbrachte ich eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen: Teerstuhl! Also rasch zum Hausarzt meiner Partnerin, er war näher als meiner. Dieser meldete mich im Spital zur Untersuchung an. Hier wurde je eine Magen- und Darmspiegelung gemacht, die Lunge geröntgt und der Bauch mit Ultraschall untersucht. Ernste Gesichter der Ärzte, am Mittag teilte mir der Arzt der Notfall-Station mit: „Sie haben einen sehr großen Tumor, es kommt jetzt viel auf Sie zu! Sie müssen hierbleiben und werden über die Weihnachtstage – es war der 24. Dezem­ ber! – auf die Operation vorbereitet, sie wird am 27. vorgenommen.“ Ein Schock! Habe zwar vorher etwas geahnt nach den diversen Untersuchungen, aber Krebs! Viele Gedanken schießen durch den Kopf: Warum? Warum ich? Was wird jetzt gemacht? Wie geht’s weiter? Aber auch: Gut, dass offen informiert wird. Nach ihrer Arbeit informierte ich auch meine langjährige Partnerin, die mir bis heute eine wichtige Stütze ist. Am 25. und 26. Dezember waren wir lange zusammen. Wir versuchten die Situation zu verarbeiten, waren traurig, aber auch zuversichtlich. Vor der OP gab es noch Formalitäten zu erledigen, ich schrieb auch ein neues Testament. Die Operation verlief gut. Als ich aus der Narkose aufwachte, konnte ich die ersten Sekunden nicht sprechen, sah aber meine Brigitte am Bett sitzen. Ich zwinkerte ihr zu, wir mussten lächeln (wir haben es auch sonst oft lustig)! Der Chefchirurg und das ganze Team leisteten ganze Arbeit: Tumor raus, ca. 15 cm Dünndarm weg, Blase genäht (Verwachsungen). 18 Vorwärtsschauen, Hoffen auf Imatinib, erster Kontakt mit dem Lebenshaus Nun ist also mein blinder Passagier draußen, mein Weihnachtsgeschenk (der Humor kam wieder). Langsam kam ich zu Kräften: aufstehen, mit den Schläuchen und dem Gestell gehen. Nach einigen Tagen das erste leichte Essen: welche Freude! Dann die Infos des Onkologen: „Sie haben einen seltenen Krebs, einen gastrointestinalen Stromatumor, kurz GIST. Es gibt ein neuartiges Medikament, Wirkstoff Imatinib, sie müssen es lebenslang nehmen. Sie haben mehrere Metastasen in der Leber. Imatinib kann diese blockieren, es gibt erträgliche Nebenwirkungen.“ Freunde schauten im Internet nach und brachten mir Unterlagen, auch über Das Lebenshaus. Nach 18 Tagen Spital durfte ich nach Hause, es ging weiter aufwärts und im Frühling 2005 besuchte ich bereits das Jahrestreffen der GIST-Gruppe Schweiz des Lebenshauses in Zürich mit vielen guten Infos und Vorträgen. Die Vorgeschichte In den Monaten vor der Operation musste ich den damaligen Hausarzt mehrmals aufsuchen: • Oft Völlegefühl, Aufstoßen, Blähungen • Oft dringendes Wasserlassen • Trockener Husten ohne Erkältung • 1 Mal Ischias ausstrahlend in ein Bein • Kleiner Schmerz unter dem Nabel • Unregelmäßiger Stuhlgang Diese Symptome wurden mehr oder weniger behandelt, verschwanden z.T. wieder. Ein Zusammenhang wurde aber nicht erkannt, auf meinen Wunsch wurde Anfang Januar 2005 eine Darmspiegelung vereinbart. Dazu kam es aber nicht, ich wurde ja am 27. Dezember 2004 notfallmäßig operiert. Bei der Dickdarmspiegelung wäre aber der Tumor am Dünndarm nicht sichtbar gewesen, wohl aber bei einem „Bauchdrücken“ oder Ultraschall, was erst im Spital passierte. Es hätte also bis zur OP besser laufen können, der Tumor wäre kleiner gewesen, kein Durchbruch in den Dünndarm, eventuell weniger Metastasen. Danach hat es aber sehr gut geklappt – Dank an die Chirurgen, Pathologen und Onkologen! Und heute? Ich bin stabil unter 400 mg Imatinib, die Nebenwirkungen sind erträglich, es geht mir gut. Die Metastasen „schlafen fest“ seit fünf Jahren. Alle vier Monate wird ein CT gemacht, kürzlich auch ein PET-CT. Ich bin in guten Händen bei der Onkologin im Spital, in dem ich operiert wurde. Schon früh habe ich nicht gehadert, sondern mein Unglück akzeptiert und freue mich an meinem Glück (auch dank Imatinib). Meine Partnerin (seit 24 Jahren) und ich leben bewusst und optimistisch. Wir sind aktiv, interessiert, freuen uns an der Natur und haben einen guten Freundeskreis. Sie hat ihr Pensum auf 50% reduziert und ich habe mein Geschäft schon vor der Krankheit verpachtet. Was wir aufgeschoben hatten, wird jetzt vorgezogen, wir reisen z.B. viel: • Musikreise auf der Donau • Hurtigruten Norwegen • Städtereisen • Velowochen auf Mallorca • Kanada und West-USA • Antarktis-„Expedition“ • Ostsee-Schiffsreise • Jazz auf der Rhone Wir genießen das Jetzt, haben noch viele Pläne und behalten den Humor, so ist das Leben leichter. Auch an den kleinen Dingen des Lebens freuen wir uns! U. N. Der Autor Name: Alter: Beruf: Hobbies: Motto: GIST seit: Im Lebenshaus: U. N. 60 Jahre Ingenieur Natur, Reisen, Sport und Musik Realistischer Optimist Dezember 2004 Imatinib 400mg Leiter Regionalgruppe Schweiz + TICKER + TICKER + Sarkom-Expertise für den Großraum Rhein-Main. Das Klinikum Frankfurt Höchst hat seit Januar 2010 mit Prof. Dr. Matthias Schwarzbach (Jahrgang 1966) einen neuen Chefarzt für die Klinik für Chirurgie gefunden, der auch alle drei großen Bereiche der Chirurgie (Thorax-, Viszeral- und Gefäßchirurgie) ver­treten kann. Besonderes Interesse besteht bei Professor Schwarzbach an der inter­ disziplinären und multimodalen Behandlung von Sarkom­patienten. Mit großem Engagement arbeitet er derzeit mit seinem Team am Aufbau eines Sarkomzentrums Frankfurt, welches eng mit Kooperationspartnern wie z. B. dem UCT (Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen) der Uni Frankfurt (Prof. Dr. Hubert Serve) oder Universitätsmedizin Mannheim Chirurgische Klinik (Prof. Dr. Peter Hohenberger) zusammenarbeitet. Mehr Informationen unter: www.klinikumfrankfurt.de Qualifizierte Informationen über Sarkome in Englisch. Einer der internationalen Kooperationspartner des Lebenshauses ist „The Liddy Shriver Sarcoma Initiative“ mit Sitz in Ossining, New York, USA. Die Organisation war von Bruce und Beverly Shriver gegründet worden, nachdem sie ihre Tochter Liddy mit der Diagnose Ewing-Sarkom verloren hatten. Für Sarkom-Patienten im deutsch-sprachigen Raum mit guten Englisch-Kenntnissen kann die Website der Liddy Shriver Sarcoma Initiative sehr hilfreich sein. Website: www.sarcomahelp.org Weitere Informationen in englischer Sprache findet man unter: www.sarcoma-uk.org www.macmillan.org.uk www.cancer.gov/cancertopics/ types /soft-tissue-sarcoma www.sarctrials.org www.clinicaltrials.gov 2010 SARKOME 2 WissensWert Sarkom-Wissen Teil 2: Wie häufig sind Sarkome, wo treten sie auf und was sind die Ursachen/Auslöser? Im Sarkom-Register des Memorial Sloan-Kettering Cancer Centers in New York wurden in den Jahren 1982 bis 2000 etwa 4.500 Sarkom-Fälle erfasst und ausgewertet. Nach dieser Statistik treten Sarkome bei Männer und Frauen ca. gleich oft auf. Grundsätzlich scheinen Sarkome in allen Altersgruppen vorzukommen. Weichgewebesarkome treten jedoch häufiger bei Patienten über 40 Jahren auf – wobei Weichgewebesarkome bei Kindern extrem selten sind. Bei der Gruppe Kinder bilden wiederum die jüngeren Kinder- hier vor allem mit der Diagnose Rabdomyosarkom die größte Gruppe. Genau anders herum verhält es sich bei den Knochensarkomen: Hier sind verhältnismäßig mehr Kinder betroffen als Erwachsene. Osteosarkome z.B. treten häufiger im Jugendalter auf und Ewing Sarkome finden man vermehrt in der Gruppe der 5 bis 9-Jährigen und in der Gruppe der 20 bis 30-Jährigen. Chondrosarkom ist die Diagnose bei Knochentumoren, die am meisten bei Erwachsenen auftritt – dann meist in der Altersgruppe der 50 bis 60-Jährigen. Häufigkeit Wie bereits beschrieben, wird die Inzidenz (Neuerkrankungsrate) bei den Weichgewebesarkomen in Europa auf durchschnittlich 4 bis 5 pro 100.000 Einwohner pro Jahr geschätzt. Das hieße ca. 4.000 – 5.000 neue Betroffene in Deutschland. Im Vergleich zu den häufigen Krebserkrankungen wie z.B. Brustkrebs mit 57.230 Neuerkrankungen/ Jahr oder Prostatakrebs mit 58.570 Neuerkrankungen/Jahr (Schätzungen RobertKoch-Institut 2004) sind die Weichgewebetumoren als selten einzustufen. Dies ist auch der Grund, warum Sie unter „Rare Diseases“ laufen und den Status der „Orphan Diseases“ haben. Leider gibt es derzeit für Deutschland keine aktuellen und wirklich genaue Zahlen bzgl. Neuerkrankungsrate bei Weichgewebetumoren sowie die Häufigkeitsverteilung auf einzelne Subtypen. Vergleicht man die Zahlen, die über Jahre immer wieder in der Literatur veröffentlicht wurden - mit neueren Daten aus der franzö­ sischen Region Rhone-Alpes - so kann man vermuten, dass Sarkome weit häufiger vorkommen als ursprünglich angenommen. Frankreich ist geografisch in 10 „onkologische Regionen“ – sogenannte CANCEROPOLE aufgeteilt. Die Region „Rhones-Alpes“ umfasst ca. 5,7 Mio. Einwohner - dies entspricht etwa 10% der Bevölkerung Frankreichs. In dieser Region wurde – auf Veranlassung des EU-geförderten Netzwerkes CONTICANET (www. conticanet.eu) – eine prospektive Datenerhebung bzgl. Sarkom-Erkrankungen durchgeführt. (Prospektiv bedeutet vorausschauend. Das Gegenteil hierzu ist retrospektiv = zurückschauend. Bei Studien spricht man von prospektiv, wenn erst ab dem Zeitpunkt der konkreten Fragestellung Material für die Untersuchung erhoben wird.) Aufgrund der bisherigen Daten aus der Literatur erwartete man die Erfassung von etwa 150 Sarkomen in dieser Region. Tatsächlich aber fand man 512 Patienten mit Sarkomen. Auf Deutschland hochgerechnet würde dies eine Zahl von ca. 7.500 neuen Sarkom-Fällen pro Jahr bedeuten – statt der derzeit geschätzten 4000 – 5.000 Neuerkrankungen. Lokalisation Sarkome kennen keine Grenzen! Das heißt: Sie können überall im Körper diagnostiziert werden. Weichgewebetumoren treten – grob eingeteilt - zu ca. 40% an den Beinen und Füßen, zu ca. 15% am Hals/Nacken zu 19 2010 2 WissensWert ca. 15% an den Armen sowie zu ca. 30 % am Körperstamm bzw. im Brustkorb oder Bauchraum auf. Jedoch sind je nach Patientengruppe und Register auch etwas abweichende Zahlen zu finden. In der bereits zitierten Auswertung des Sarkom-Registers von Memorial Sloan-Kettering Cancer Center New York lassen sich folgende Zahlen – nach Körperregionen – finden: GESAMT Torso/Rumpf Obere Extremitäten (Arme) Retroperitonal (hinter Bauchfell), abdominal*1 (Bauch) Magen-Darm-Trakt Untere Extremitäten (Beine) Andere *1Das 10% 13% 15% 18% 32% 12% Abdomen ist der Bereich des Rumpfes wird die in der DNA gespeicherte Information verändert und dadurch können einzelne Merkmale verändert werden. Einfach erklärt: Durch Einf lussfaktoren/Auslöser, die man in meisten Fällen nicht kennt, kommt es zur Veränderung des Erbgutes in einer Zelle. Diese Veränderung führt dazu, dass das Zellwachstum außer Kontrolle gerät, Zellen – ohne natürlichen Stopp – unkon­ trolliert wachsen und sich zu Zellverbänden (Gewebewucherungen/Tumoren/Sarkome) entwickeln. Viele Krebserkrankungen – so auch etliche Sarkome – treten erst im Alter auf. Dies hat mit dem natürlichen Alterungsprozess des Körpers zu tun. Das heißt: Je älter man wird, desto weniger widerstandsfähig wird der Körper, bestimmte „Reparatur-Mecha- nismen“ funktionieren evtl. schlechter als in jungen Jahren. Prozesse, die man inzwischen unter anderem kennt sind: • Änderungen der biochemischen Zusammensetzung der Gewebe im Alter • Progressiver Verlust der physiologischen Leistungsfähigkeit • Reduzierte Fähigkeit auf Umwelteinf lüsse zu reagieren • Erhöhte Verwundbarkeit - Anfälligkeit für Krankheiten • Funktionelle Immunantwort sinkt mit zunehmendem Alter • Reduzierte T-Zell Antwort auf externe Einf lüsse (T-Zellen sind eine für die Immunabwehr wichtige Gruppe von Blutzellen) • Ansteigende Infektionsrate zwischen Brustkorb und Becken Ursachen Die Auslöser, also die Entstehungsgründe für Weichgewebesarkome sind bisher weitgehend ungeklärt. Der Kontakt mit einigen Industriegiften wurde vor einigen Jahren als mögliche Ursache für Sarkome genannt, allerdings konnte ein sicherer Beweis dafür letztlich nicht gefunden werden. Mutmaßliche Risikofaktoren scheinen die verstärkte Einwirkung von Polyvinylchlorid ("PVC") oder Asbest zu sein. Nach vorangegangener Strahlentherapie können selten einmal Sarkome im Bereich der bestrahlten Körperregion beobachtet werden. Außerdem werden Sarkome bei bestimmten angeborenen Gen-Defekten beobachtet, die dann häufig zur Ausbildung verschiedener Tumoren führen. Diese „Syndrome“ sind aber sehr selten und machen nur einen verschwindend geringen Anteil der Sarkome aus. Das heißt, dass nahezu die meisten Sarkome „spontan“ auftreten; ein konkreter Auslöser lässt sich in den allermeisten Fällen nicht finden. Die Ursache vieler Sarkome sind sogenannte „somatische Mutationen“. Eine Mutation (v. lat. mutatio „Veränderung“) ist eine Veränderung des Erbgutes eines Organismus durch Veränderung der Abfolge der Nukleinbasen oder durch Veränderung der Chromosomenzahl. Durch eine Mutation 20 BEISPIEL GIST: Ursache für die Entstehung des Sarkoms GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) z.B. ist ein fehlerhaftes Gen, das zu einer Veränderung eines Signalempfängers (Rezeptor-Proteins) an der Oberfläche bestimmter Zellen führt. Die meisten GIST be­ inhalten somatisch (sporadische) Mutationen im KIT-Gen. Der Großteil aller GIST-Patienten hat ihre zur Krankheit führende Mutation also nicht von ihren Eltern geerbt. Stattdessen entwickelten sie irgendwann in ihrem Leben (wodurch auch immer) eine einleitende Veränderung im KITGen. Diese Veränderung setzte einen Ablauf von Ereignissen in Gang, aus welchen sich irgendwann GIST entwickelte. Im Falle des Defektes bei GIST ist ein Enzym – die so genannte Tyrosin­ kinase – dauerhaft aktiv und lässt sich nicht mehr „abschalten“. Dadurch kommt es zu einem unkontrollierten Zellwachs­ tum: Ein GIST entsteht, benachbartes Gewebe wird zerstört. INFO Etwa 23% aller Krebserkrankungen werden derzeit als „selten“ – als „rare cancer“ bezeichnet. Dies sind für Deutschland jedes Jahr immerhin ca. 100.000 neue Patienten mit der Neudiagnose einer seltenen Krebserkrankung. Teilweise sind Krebsarten mit nur 50 Neuerkrankungen pro Jahr dabei. Leider gibt es in Deutschland weder ein Deutsches Krebsregister, welches hierfür die Daten erfasst noch namhafte Organisationen, welche Informations- und Hilfsangebote für Betroffene bereitstellen. So irren viele Patienten und ihre Familien monatelang durch das Gesundheitssystem auf der Suche nach adäquater Behandlung. Oft entscheiden Zufälle, der Austausch mit anderen Patienten in Online-Foren wie dem Krebskompass oder der Kontakt zu engagierten Patientenorganisationen darüber, ob ein Patient mit einem „rare cancer“ von einem erfahrenen Spezialisten behandelt wird. 2010 2 SARKOME Lungenmetastasen bei Sarkomen: Welchen Stellenwert hat die operative Lungenmetastasektomie? Die “Lungenmetastasektomie“ ist die operative Entfernung von Tochtergeschwülsten eines bösartigen Tumors aus der Lunge. Sie kann diagnostisch oder therapeutisch durchgeführt werden, je nach Therapieziel. Die Eröffnung des Brustkorbes ist dabei unvermeidlich und setzt eine Vollnarkose voraus. Ziel ist dabei, entweder durch komplette Tumorentfernung eine Heilung zu erzielen, lokal den Tumoranteil in der Lunge zu kontrollieren, d.h. seine Ausbreitung zu verhindern, oder durch Gewebegewinnung den Tumor pathologisch zu charakterisieren, um eine zielgerichtete Hormon- oder Chemotherapie zu ermöglichen. 1. Indikationsstellung zur Lungenmetastasektomie Die Frage, ob die Entfernung von Lungenmetastasen für einen Patienten, bei dem ein maligner Tumor hämatogen (über den Blutweg) gestreut hat, von Vorteil sein könnte, wurde in einer großen Multicenter-Studie untersucht und 1997 veröffentlicht. Darin wurden die Daten von 5206 Patienten ausgewertet, die von 1945 – 1995 wegen Lungenmetastasen operiert worden sind. An dieser Datenerhebung haben Kliniken aus Europa, USA und Canada teilgenommen. Die Auswertung erbrachte wichtige Hinweise über die Verteilung von Tumorarten und darüber, welche Patienten besonders von einer Operation profitieren könnten: In 43% handelte es sich um epitheliale Tumoren (kolorektale Karzinome, Nierenzellkarzinome, Hals-Nasen-Ohren Karzinome und andere), in 42% um Sarkome und in 15% um Keimzelltumoren und andere. Zu fast 50% hatten die Patienten singuläre Metastasen, zur anderen Hälfte 2 oder mehr Metastasen (max. 154). Patienten mit Sarkomen und Melanomen entwickelten am häufigsten (>60%) Metastasenrezidive, Patienten mit Keimzelltumoren mit 26% am seltensten. Auf Basis der errechneten Überlebenszeiten nach Lungenmetastasektomie wurden prognostische Gruppen von I – IV eingeteilt. Wesentlichste Einf lussfaktoren waren die Metastasenzahl, die „krankheitsfreie Zeit“ (KFZ) nach Entfernung des Primärtumors und die Vollständigkeit der Metastasen­ entfernung. Gruppe Gruppe Gruppe Gruppe I: komplett resektabel, KFZ > 36 Monate und singuläre Metastase II: komplett resektabel, KFZ < 36 Monate oder multiple Metastasen III:komplett resektabel, KFZ < 36 Monate und multiple Metastasen IV:nicht komplett resektabel Patienten in der Gruppe I hatten am besten von der Operation profitiert (am längsten überlebt), Patienten in der Gruppe IV haben nicht von dem Eingriff profitiert und sind zu Unrecht das Operationsrisiko eingegangen. 2. Prognosefaktoren In zahlreichen weiteren kleinen Studien mit Fallzahlen zwischen 20 und 200 Patienten wurden weitere Prognosefaktoren ermittelt. Günstige Faktoren sind demnach: weniger als 3 Metastasen, eine lange krankheitsfreie Zeit, eine Komplettentfernung aller Tumorknoten, erfolgreiche Rezidivoperationen, Tumornekrose nach Chemotherapie (z.B. bei kindlichen Osteosarkomen) und ein niedriges Tumorgrading (niedriger Aggressivitätsgrad). Ungünstige Faktoren wären das Vorliegen eines Morbus Recklinghausen, eines Ewing-Sarkomes und einer krankheitsfreien Zeit < 1 Jahr nach Entfernung des Primärtumors. Unter Berücksichtigung der bisher genannten Faktoren, der Begleiterkrankungen und der bereits eingesetzten Therapien entscheiden Ärzte eines Sarkom-Zentrums interdis- ziplinär für jeden Patienten, ob eine Metastasektomie für einen konkreten Patienten von Vorteil sein könnte oder eher nicht und sprechen dann eine Empfehlung aus. 3. Technik der Metastasektomie Nach der Entscheidung für eine Lungenmetastasektomie bestehen für den Operateur die Fragen: Operiere ich offen oder videoassistiert? Welche Technik der Resektion wende ich an? Zur ersten Frage gibt es beginnend 1993 bis heute - zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die zeigen: Die im Computertomogramm erwartete Metastasenzahl stimmt mit der bei der Operation gefundenen Anzahl nur in 60-80% überein. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass nach video-assistierter Thoraxchirurgie (VATC) in der offenen Kontrolle in 30-40% der Fälle noch Knoten in der Lunge gefunden wurden, die ohne direkte Abtasten über­ sehen worden wären. Es steht für uns daher außer Frage, dass eine konsequente Lungenmetastasektomie offen durchgeführt werden muss, mit der Möglichkeit der Lungenpalpation (Betastung). Zur rein diagnostischen Entfernung eines von vielen Knoten in der Lunge ist die VATC die Methode der Wahl. Die zweite Frage nach der anzuwendenden Technik - kann nur der Lungenchirurg nach örtlichen Gegebenheiten entscheiden. Zur Verfügung steht die Anwendung von Klammernahtgeräten, die Klemmenresektion, die Anwendung des Elektrokauters und die Laserresektion. Die beiden Letztgenannten bieten insbesondere die Möglichkeit der gewebesparenden Operation. Mit dem Laser kann der Chirurg an der Metastase entlang schneiden. Es bleibt ein 5mm Saum karbonisierten Lungengewebes zurück, in dem auch einzelne Tumorzellen verbrannt sind. Bei Tumoren, die zu Ausbreitung in den Lymphspalten neigen, wäre allerdings die Entfernung einer anatomischen Lungeneinheit (Segment oder Lungenlappen) anzuraten. 21 2010 2 WissensWert Stellenwert der Therapie Primäre Operation Primäre Chemotherapie n Solitärmetastase KFZ n Low grade Sarkome n Keine wirksame Therapiealternative n Gute Lungenfunktion n R0-resektabel Zunehmend n Lange Abnehmend n Disseminierte Metastasierung synchrones Auftreten n High grade Sarkome n Potente Chemotherapeutika n Eingeschränkte Lungenfunktion n Nicht resektabel Darstellung des Stellenwertes der Operation (rot) und der Chemotherapie (blau) in Abhängigkeit von Prognosefaktoren und Leistungsfähigkeit des Patienten 4. Besonderheiten von Sarkom-Metastasen Die Lunge ist in der Regel erster Manifestationsort (Absiedlungsort) von SarkomMetastasen. Diese kommen häufiger vor, als eine lokoregionäre Lymphknoten-Metastasierung des Primärtumors. Vom Primärtumor abgelöste einzelne Tumorzellen oder Zellaggregate werden über den Blutweg in die Lunge geschwemmt und verbleiben hier in den Kapillaren und wachsen zu Metastasen heran. Je länger nach der Entfernung des Primärtumors keine, oder nur wenige Metastasen in der Lunge aufgetreten sind (siehe KFZ), desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass auch keine einzelnen Tumorzellen in der Lunge mehr vorhanden sind, die noch zu Metastasen auswachsen könnten. Tumorzellen von Weichteilen oder Knochen (Sarkome) finden in der luftgefüll­ ten, schwammartigen Struktur der Lunge ganz andere Wachstumsbedingungen vor, als in ihrem Herkunftsgewebe. Dort sind Knochenlamellen, Faszien, Bänder, Muskeln und Kapseln natürliche Barrieren, die vom Tumor oft respektiert werden. Die Mitentfernung einer geschlossenen Grenzschicht sichert hier die vollständige Tumorresektion. Nicht so in der Lunge. Hier liegen keine, oder nur leicht zu überwindende anatomische Barrieren vor. In einer eigenen Untersuchung haben wir verschiedene Wachstumsmuster von Sarkom-Metastasen in der Lunge untersucht. Gehäuft wurde das Wachstum entlang von Bronchien und Blutgefäßen beobachtet, eine fingerförmige Ausbreitung in den Wänden der Lungenbläschen und das Auftreten zahlreicher 22 Satellitenherde um die eigentliche Metastase herum. Diese Wuchseigenschaften werden im Rahmen wissenschaftlicher Projekte bei uns weiter untersucht und Konsequenzen z.B. für die Operationstechnik erarbeitet. Sie könnten jedoch erklären, warum bei Sarkom-Metastasen in der Lunge überdurchschnittlich häufig mit Rezidivmetastasen in der Lunge gerechnet werden muss. Bis auf weiteres gilt es, bei Operation von Sarkom-Metastasen besonders sorgfältig auf einen ausreichend großen Sicherheitsabstand im Lungengewebe zu achten. 5. Operation von Rezidivmetastasen? In zahlreichen kleineren Verlaufsstudien wurde die erneute Resektion von Rezidivmetastasen als prognostisch günstiger Faktor identifiziert. Das heißt, wiederholt aufgetretene Lungenmetastasen können immer noch mit der Chance auf Heilung entfernt werden. Durch die wiederholte Herstellung der lokalen Tumorkontrolle in der Lunge mittels Resektion kann also das Gesamt­ überleben verbessert werden. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn eine wirksame Chemotherapie nicht zur Verfügung steht. Lungenmetastase eines Leiomyosarkoms mit Satellitenherden 2010 6. Zusammenfassung Die operative Entfernung von Sarkom-Metastasen aus der Lunge ist eine Behandlungsmethode zur lokalen Tumorkontrolle mit der Chance auf Heilung. Besonders groß ist diese Chance bei den Patienten, die singuläre Metastasen haben, die eine lange krankheitsfreie Zeit nach Entfernung des Primärtumors haben, deren Tumor einen niedrigen Aggressivitätsgrad aufweist und die komplett entfernt werden konnten. Für welchen Patienten die primäre Operation von Lungenmetastasen eine Option sein kann, und für welche eher eine Chemotherapie geeignet ist, muss interdisziplinär von Fall zu Fall, am besten in einem spezialisierten SarkomZentrum besprochen werden. Auch Kombinationen der o. g. Therapien können durchgeführt werden. Für die Operation erscheint die Keilresektion mit Elektrokauter oder mit dem Laser oder eine anatomische Segment- oder Lappenresektion besonders geeignet. Dabei müssen bei der Wahl des Sicherheitsabstandes die besonderen Wuchseigenschaften von Sarkom-Metastasen in der Lunge berücksichtigt werden. Die Entfernung von Rezidivmetastasen hat einen positiven Einf luss auf den Krankheitsverlauf, sofern eine Komplettresektion möglich ist. Autor: Dr. Stefan Welter Allgemein- und Thoraxchirurg Oberarzt der Abteilung Thoraxchirurgie Ruhrlandklinik Essen Tüschener Weg 40 D-45239 Essen Tel. 0201/433-01, 433-4012 [email protected] 2 SARKOME Mit machen. Mit bewegen. Mit aufklären. 5. Sarkom-Tour am 17. Juli in Essen… Bereits seit 2006 führen das Westdeutsche Tumorzentrum in Essen (PD Dr. Sebastian Bauer und PD Dr. Georg Täger) gemeinsam mit dem Verein Das Lebenshaus e.V. eine „Sarkom-Fahrrad-Tour“ durch. An den bisher vier Touren nahmen insgesamt über 150 Personen teil. Auch in 2010 möchten wir sehr gerne diese Tradition fortführen und laden daher zur 5. Sarkom-Tour in Essen ein. 5. Essener Sarkom-Tour 2010 t da s davor is Am Tag ionale g re 010 -West 2 -Forum m o rk a n S in Esse Die amerikanische „Liddy Shriver Sarkom Initiative“ organisiert jährlich im Juli eine internationale Wohltätigkeits-Fahrradtour. Die Essener Tour ist die „Satelliten-Tour“ für Deutschland. Mitmachen kann selbstverständlich jeder mit Spaß an Bewegung. Ziel ist neben einer verbesserten Wahrnehmung und Auf klärung über die seltene Erkrankung die Vernetzung von Betroffenen und medizinischen Fachkräften in einem informellen Rahmen. Webseite: www.sarcomahelp.org/team_sarcoma.html Teilnahmebedingungen: Fahrrad und Kondition für etwa 3 Stunden lockeres gemütliches Fahrradfahren (mit Pausen) Alternativ für „Nicht-Radfahrer“: Gemeinsamer Spaziergang durch den Essener Gruga-Park. Die Veranstaltung in Essen wird aus zwei wesentlichen Teilen bestehen: n Gegen 14:00 Uhr geht es auf eine ca. 3 stündige gemütliche Fahrradtour (mit Pausen) rund um den Baldeneysee. Teilnehmer die nicht Rad fahren möchten oder (z.B. aus gesundheitlichen Gründen) nicht können, machen einen gemeinsamen längeren Spaziergang durch den Essener Gruga-Park. Ausklang: Vor der Chirurgie, Virchowstraße – ab ca. 17.00 Uhr n Im Anschluss – gegen 17:00 Uhr – findet ein gemütliches Picknick (Grillen) mit allen Teilnehmern am Tumorzentrum statt. Während der gesamten Veranstaltung ist ein zwangloser Austausch zwischen Patienten, Begleitern, Ärzten, Pharma-Mitarbeitern und LH-Vertretern möglich. Treffpunkt/Datum/Uhrzeit: Samstag, 17. Juli 2010 um 14.00 Uhr vor der Chirurgie, Virchowstraße, D-45147 Essen Teilnahmegebühr: 10 € pro Person Anmeldeschluss: Bitte bis 5. Juli 2010 per Email Weitere Informationen: www.tour.sarkomtherapie.de oder www.lh-sarkome.org Organisation: Interdisziplinäres Sarkom-Zentrum Essen Dres. Bauer/Grabellus/Pöttgen/Täger [email protected] Das Lebenshaus e.V. - Sarkome Kai Pilgermann [email protected] 23 2010 2 WissensWert Kurzporträt der Patientengruppe „sos-desmoid“ Der gemeinnützige Verein sos-desmoid hat sich am 21. November 2009 in Mannheim gegründet. Der Vereinsgründung voraus ging ein Projekt, in dem Herr Professor Dr. med. Peter Hohenberger (Onkologe) vom Universitätsklinikum Mannheim und Frau Dr. Anja Herrmann (Psychologin, bis Mai 2009 an der Freien Universität Berlin) gemeinsam mit Psychologiestudentinnen und der Medizinstudentin Lena Sehmisch Desmoid-Patienten kontaktieren. In einem ersten Gründungsreffen wurden die Wünsche und Ziele von Betroffenen und Ihren Angehörigen herausgearbeitet, ein Internetauftritt entworfen, medizinische Informationen bereitgestellt sowie die europäische Zusammenarbeit von Betroffenen­ organisationen initiiert. Als Vorstandsvorsitzende wurde Frau Christina Baumgarten von den Mitgliedern gewählt. Ihre Stellvertreter sind Frau Sandra Brandt (Kassenwart) und Herr Rudi Engelhart (Schriftführer). Als Projektkoordinatorin und zur psychologischen Unterstützung steht dem Verein sos-desmoid weiterhin Frau Martina Wandhoff zur Verfügung. In diesem Rahmen wird die Kooperation mit der Uniklinik Mannheim und Frau Dr. Anja Herrmann fortgesetzt. Frau Baumgarten engagiert sich darüber hinaus mit Markus Wartenberg vom Lebenshaus für eine europaweite Vernetzung von Sarkom-Patienten in Sarcoma Patients EuroNet e.V. (SPAEN) Ziele des Vereins sos-desmoid: Wir möchten • Ansprechpartner für Patienten und Angehörige sein • Kontakte zwischen Betroffenen ermöglichen • Den Austausch und die Zusammenarbeit mit medizinischen Experten fördern und bahnen • Informationen zur Erkrankung in Kooperation mit Ärzten erarbeiten und Patienten zugänglich machen • Nationale und internationale Kontakte zu anderen Patientenorganisationen herstellen, wie z.B. zu unserer französischen Partnerorganisation SOS DESMOIDE • In der Öffentlichkeit auf die Erkrankung aufmerksam machen 24 Geplante Aktivitäten: • Auf bau regionaler Patientengruppen • Erkundung der Bedürfnisse unserer Patientinnen/Patienten und deren Angehörigen durch Patientengespräche und die Zusendung von Fragebögen • Organisation von Patiententreffen mit Experten • Bereitstellung von medizinischen Informationen in Form von Flyern, Broschüren und auf unserer Homepage www.sos-desmoid.de • In der Öffentlichkeit über die Erkrankung informieren • Kooperationen mit Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten auf- und ausbauen • Internationale Kontakte zu anderen Experten und Patientenorganisationen auf- und ausbauen Die Homepage unter www.sos-desmoid.de Termin mit der Presse: Prof. Dr. Peter Hohenberger, PD Dr. Bernd Kasper, Christina Baumgarten, Sandra Brandt E-Mail Kontakt: Martina Wandhoff (Projektkoordinatorin) [email protected] Christina Baumgarten (Vorstandsvorsitzende) [email protected] Sandra Brandt (1. stellvertretende Vorsitzende) [email protected] Rudi Engelhart (2.stellvertretende Vorsitzende) [email protected] Telefonkontakt: 0621-383 24 47 Verbindung über das Sekretariat Prof. Dr. med. Peter Hohenberger Wir freuen uns auf Ihr Interesse, Ihre Ideen, Vorschläge und Wünsche! Der Vereinsvorstand 2010 2 SARKOME bietet eine gute Heilungschance, geht aber mit relativ hohen Nebenwirkungen einher. Gründungsveranstaltung im November 2009 (von rechts nach links): Prof. Dr. Peter Hohenberger (Onkologe), Christina Baumgarten (Vorsitzende sos-desmoid), Lena Sehmisch (Studentin der Medizin), Martina Wandhoff (Projektkoordinatorin), Sandra Brandt (Kassenwartin). Im Hintergrund: Rudi Engelhart (Schriftführer) Ein Desmoid: Was ist das? Desmoide, auch aggressive Fibromatose genannt, gehören zu den Weichteiltumoren. Sie wachsen ausgehend von den bindegewebigen Umhüllungen der Muskeln oder im Bauchraum an den zum Darm führenden Geweben (Mesenterium). Desmoide sind 'semi-maligne Tumore'. Das bedeutet: Sie besitzen Eigenschaften sowohl von gutartigen als auch von bösartigen Tumoren. Anders als bösartige Krebserkrankungen bilden sie keine Metastasen (Tochtergeschwülste) in anderen Körper­ teilen, sondern bleiben auf den Körper­ bereich beschränkt, in dem sie aufgetreten sind. Dort wachsen Desmoide allerdings in das sie umgebende Gewebe ein und können dadurch zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Desmoide kommen in jedem Lebensalter vor. Besonders häufig sind allerdings junge Frauen zwischen 28-31 Jahren betroffen. Wie sieht der Krankheitsverlauf aus? Desmoide können je nach Größe, Ort des Auftretens und Wachstumsgeschwindigkeit sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe aufweisen. So gehören die meisten Desmoide zu den langsam wachsenden Tumoren, es gibt aber auch einige Desmoide, die schnell und aggressiv wachsen können. Desmoide haben eine große Tendenz, nach zunächst erfolgreicher Therapie ein erneutes Wachstum zu zeigen. Die Rate der Desmoide, bei denen dies der Fall ist (Rezidivrate), wird in der medizinischen Fachliteratur mit ungefähr 40 von 100 angegeben. Sie variiert zwischen den einzelnen Behandlungsmöglichkeiten. Diese hohe Rezidivrate ist eine der größten Herausforderungen in der Therapie der Desmoide. Wie können Desmoide behandelt werden? Es stehen für die Behandlung von Desmo­ iden unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Operation: Für viele Desmoide ist die Operation die Therapie der Wahl. Sie ist eine gute und häufig angewandte Behandlungsmethode. Es sollte aber nicht 'um jeden Preis' operiert werden. Eine Operation sollte nur zum Einsatz kommen, wenn eine komplette Entfernung des Tumors möglich ist und die ästhetischen und funktionellen Folgen der Operation angemessen sind. Bestrahlung: Die Bestrahlung stellt eine Behandlungs­ alternative für Desmoide dar, die nicht operiert werden können. Außerdem kann sie als zusätzliche Behandlung nach der OP angewandt werden, wenn mikroskopische Tumorreste im Körper verblieben sind. Sie Medikamentöse Therapien: Es gibt verschiedene Medikamente, die in der Behandlung eingesetzt werden können. Hierzu gehören antihormonelle (z. B. Tamoxifen) und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Sulindac/Indometacin). Ihre Wirksamkeit ist nicht so hoch wie diejenige von Operation und Bestrahlung, aber auch die Nebenwirkungen sind nicht so ausgeprägt. Sie bieten eine gute Behandlungsalternative für Desmoide, die im Bauchraum liegen, langsam wachsen oder nicht operiert werden können. Weitere medikamentöse Behandlungen, die bei Desmoiden eingesetzt werden, sind die Chemotherapie (häufig bei Kindern eingesetzt), und der Wirkstoff Imatinib (Glivec®) dessen Wirkung auf Desmoide zur Zeit eingehender erforscht wird. Abwartende Beobachtung: Kleine Desmoide, die langsam wachsen oder sehr große Desmoide, die eine große, beeinträchtigende Operation nötig machen würden, werden in bestimmten Fällen auch ohne Behandlung engmaschig kontrolliert. Empfehlung: Desmoide gehören mit ca. 200 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zu den seltenen Erkrankungen. Dies ist der Grund, warum die Erforschung der möglichen Behandlungsoptionen bisher nicht zufriedenstellend abgeschlossen ist. Es ist daher in jedem Fall empfehlenswert, die Behandlung von einem Experten durchführen zu lassen, der viel Erfahrung mit der Therapie von Desmoiden hat. Außerdem empfiehlt es sich durchaus, auch eine zweite Meinung von einem weiteren Spezialisten einzuholen, denn auch die Experten können Patienten aufgrund ihrer Erfahrung manchmal unterschiedliche Vorschläge machen. Verantwortlich für die Texte: Herr Priv. Doz. Dr. Bernd Kasper (Universitätsklinikum Mannheim), Frau Lena Sehmisch und Frau Christina Baumgarten 25 2010 2 WissensWert + TICKER + TICKER + Selbsthilfegruppe Nierenkrebs Heilbronn-Franken Auch in der Region um Heilbronn ist bald niemand mehr allein mit Nierenkrebs. „Ich überschlage mich im Augenblick mit Ideen und Aktivitäten“ so der Leiter der zukünftigen Selbsthilfegruppe, Karl-Heinz F. Bei Interesse, können Sie sich bereits jetzt unter [email protected] melden oder auch einfach in Ihrem Lebenshaus anrufen! Mehr dazu im nächsten WissensWert. Mehr Zeit gewinnen für Patienten mit Nierenkrebs Welt-Nieren-Tag: Pfizer-Mitarbeiter machen mit außergewöhnlicher Aktion unter dem Motto „Mehr Zeit gewinnen – für Patienten mit Nierenkrebs“ am Potsdamer Platz auf die Erkrankung aufmerksam. Klinischer Krebsregister Die Etablierung von klinischen Krebsregistern ist ein wichtiges Anliegen der Deutschen Krebsgesellschaft. "Hier werden wir Behandlungsergebnisse dokumentieren, um in Zukunft nach weiteren Verbesserungen für die Patienten suchen zu können.“ so Prof. Dr. med. Schmiegel, Kongresspräsident des DKK 2010. Mehr dazu im nächsten WissensWert. IQUO – ein Weg zur Qualitätssicherung Auch die niedergelassenen UroOnkologen haben ein hohes Inter­ esse, Betroffene auf höchstem Niveau zu behandeln und gründeten 2008 den „Interessenverband zur Qualitätssicherung der Arbeit niedergelassener Uro-Onkolgen in Deutschland e.V.“. „Das Wohl der Patienten und die Qualität der Behandlung stehen dabei im Mittelpunkt“, so der 1. Vorsitzenden Dr. Götz Geiges, mit dem wir uns für Sie in Berlin getroffen haben. Mehr in einem der nächsten WissensWert. Lungenmetastasen Im Sarkomteil dieses WissensWert finden Sie auf Seite 21 einen ausführlichen Artikel zu Lungen­ metastasen, der auch für Sie interessant sein könnte. 26 Am 11. März 2010, dem Welt-Nieren-Tag, klingelte um 12.30 Uhr auf dem Potsdamer Platz in Berlin ein aus Menschen gebildeter Wecker. Damit machten über 180 Mitarbeiter des forschenden Arzneimittelherstellers Pfizer Deutschland in ihrer Mittagspause auf das Thema Nierenkrebs aufmerksam. Im Mittelpunkt der Aktion „Mehr Zeit gewinnen – für Patienten mit Nierenkrebs“ stand der symbolisch mit der „lebenden Uhr“ dargestellte Faktor Zeit. „Nierenkrebs ist eine Erkrankung, bei der eine rechtzeitige Diagnose lebensrettend sein kann. Im fortgeschrittenen Stadium ist – trotz enormer therapeutischer Fortschritte in den letzten Jahren – Heilung in der Regel nicht mehr möglich. Dann geht es bei der Behand­ lung darum, für die Patienten wertvolle Lebenszeit bei möglichst hoher Lebens­ qualität zu gewinnen.“ so Dr. Tobias Eichhorn, Leiter der Onkologie, Pfizer. Unterstützt wurde die Aktion vor Ort von Ihrem Lebenshaus e.V. Nierenkrebs. Die Veranstaltung war gleichzeitig der Auftakt für eine Spendenaktion zugunsten des neuen Nierenkrebs Projektes „Gesprächszeit Nierenkrebs“ des Lebenshauses, zu dem Sie in diesem WissensWert mehr erfahren können. 2010 2 NIERENKREBS „Gesprächszeit Nierenkrebs“: Patienten-Workshops zur Verbesserung des Arzt-Patienten-Dialoges. Effektive Arzt-Patienten-Gespräche sind entscheidend für das Miteinander im Behandlungsprozess und den Erfolg einer Therapie. Der Kommunikations-Workshop „Gesprächszeit Nierenkrebs“ möchte Sie als Nierenkrebs Betroffene in eintägigen, praxisorientierten Seminaren „fit machen“ für eine bessere Arzt-PatientenKommunikation. Noch ist es ein Pilot-Projekt – Sie können uns aber bei der Realisierung helfen! Dem Dialog bei Krebs kommt eine enorme Bedeutung zu: Für das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient allgemein – sowie für das Verständnis und die Akzeptanz einer Therapie. Zusätzlich stellt eine gute Kommunikation mit dem Behandler eine wichtige Basis für den Erfolg der therapeutischen Schritte dar. Wenn wir Sie als Betroffene fragen, wie Sie sich Ihr Gespräch mit dem Arzt wünschen, bekommen wir meist dieselben Antworten: „In einem guten Gespräch hört der Arzt aufmerksam zu, er unterbindet Störungen, versichert sich, dass ich als Patient alles verstanden hab. Zusätzlich, versorgt er mich mit schriftlichem Material und ermuntert mich aktiv dazu, Fragen zu stellen.“ Dabei ist oft nicht die Länge der Gespräche, sondern deren Qualität von Bedeutung. Die Realität sieht (leider) oft anders aus. Die Zeit ist knapp und Ärzte informieren nicht ausreichend. Patienten und Ärzte erleben gleichermaßen, dass gerade die Gesprächszeit im Klinikalltag eine entscheidende Rolle spielt. Meist kann man an der „Zeitschraube“ jedoch nur wenig drehen – wohl aber am „Qualitätsrad“: Von Seiten der Patienten und von Seiten der Behandler… „Gesprächszeit Nierenkrebs!“ soll eintägige Trainings-Seminare für Patienten bieten, um das Arzt-PatientenGespräch als Patient angenehmer, selbst­ bewusster, qualitativer und ergebnisorientierter zu führen. Ein Pilot-Projekt soll noch 2010 stattfinden. n In einem ersten - allgemeinen Teil lernen und erleben Sie viel Hilfreiches, um die Gesprächszeit mit dem Arzt optimaler erleben zu können: Grundsätzliches, Erfahrungen, Rechte, Patientenordner, Tipps, Checklisten und Vieles mehr. Gleichzeitig veranschaulicht das Seminar aber auch die Seite und die Schwierigkeiten des Arztes – als Mensch in der „Rolle“ des Behandlers und im klinischen Umfeld. n In einem zweiten Teil, geht es um die spezifische Kommunikation zum Thema Nierenkrebs wie z.B.: Wann sollte man welche Fragen stellen? Welche Rolle übernehmen Arzt und Patient in der Therapie-Kooperation? Was hat Therapie-Treue (Compliance) mit dem Arzt und was mit dem Patienten zu tun? Was sind Aufgaben des Arztes – was sollte man einfordern? Was sind die Aufgaben des Betroffenen - was sollte er im Therapie-Verlauf den Arzt fragen was sollte er ihm mitteilen? Wie kommuniziert man mit dem Arzt über Nebenwirkungen? Haben Sie Interesse selbst Teilnehmer bei „Gesprächszeit Nierenkrebs“ zu werden? Sobald der Termin und Ort für das erste Pilot-Projekt feststeht, informieren wir Sie hier im WissensWert. Zusätzlich freuen wir uns bereits im Vorfeld, die Namen derer zu sammeln, die Interesse hätten prinzipiell an „Gesprächszeit Nierenkrebs“ teilzunehmen. Melden Sie sich einfach bei uns. Wir werden Ihnen dann nähere Informationen zukommen lassen und Sie auf dem Laufenden halten. Auf Facebook eintragen und das neue Projekt unterstützen Für jeden Fan, der sich in Facebook für das neue Projekt findet spendet das forschende Pharmaunternehmen (Pfizer) für dessen Umsetzung! Über 500 Personen haben sich bisher bereits auf Facebook eingetragen. Ein erstes Pilot-Projekt kann also fast starten! Tragen auch Sie sich ein und bringen Sie uns der Umsetzung einen Schritt näher. Und so funktioniert’s: Wenn Sie das Projekt „Gesprächszeit Nierenkrebs“ unterstützen möchten, dann n Gehen Sie auf http://www.facebook. com/zeit.gewinnen und werden Sie Fan (zeitlich begrenzt bis Ende Mai!) Vielen Dank! 27 2010 2 WissensWert Das Lebenshaus In Ihrer Nähe: Berlin, Korntal-Münchingen und Homburg! „Herzlich Willkommen“ konnten Sie in diesem Jahr bereits dreimal hören: Die Lebenshaus-Nierenkrebs Tournee 2010 hat erfolgreich mit Foren in Berlin und Ulm gestartet und auch an einem Patienten-Informationsabend in Homburg durften wir viele Betroffene begrüßen. Nach den zwei nationalen – jeweils 2tägigen Nierenkrebs-Foren in den Jahren 2008 und 2009 haben wir das Konzept der Nierenkrebs-Foren in diesem Jahr etwas verändert. „Wir kommen zu Ihnen in die Region“, so das Motto der diesjährigen Veranstaltungen! Was gleich geblieben ist, sind die Grundgedanken der Veranstaltung: „Zuverlässige Informationen sind für das Gelingen eines Vorhabens unbedingt nötig“ meinte einst Christoph Kolumbus – dies gilt nicht nur für die Entdeckung neuer Kontinente, sondern auch für den Umgang mit einer seltenen Erkrankung wie Nierenkrebs. Genaue Kenntnisse über Nierenkrebs, Therapieoptionen, Chancen und Risiken, Basiswissen zu klinischen Studien, Austausch mit anderen Patienten: Dies und vieles mehr dient Ihnen als Orientierungshilfe und unterstützt Sie dabei, Entscheidungen bewuss- ter und damit besser zu treffen. Als aufgeklärter Patient nimmt das Gefühl „des Ausgeliefertseine“ ab und schafft Raum für Initiative und eine aktive Bewältigung der Erkrankung. Begonnen haben wir unsere Foren-Tour durch Deutschland in Berlin am 12.März, darauf folgte am 19.März das Forum in KorntalMünchingen und eine Woche später, am 24. März waren wir für Sie in Homburg mit einem regionalen Patienteninformationsabend Vorort. „Solche Tage geben mir Energie und Kraft, dass ich immer noch auf dem richtigen Weg bin.“ 28 Insgesamt durften wir auf diesen ersten drei Veranstaltungen in 2010 rund 100 Betroffene oder Angehörige begrüßen. Darunter viele neue Gesichter , aber auch „alte Hasen“, die schon auf den Foren der vergangenen Jahre mit dabei waren. Einige Patienten kannten sich bereits unter einander, andere nutzten den Anlass, um sich kennen zu lernen. Dazu kamen führende Nierenkrebs-Mediziner aus der Region – allesamt ehrenamtlich. Sie vermittelten mit hervorragenden Präsentationen und in verständ­ lichen Worten medizinische Informationen und Forschungsergebnisse aus den Bereichen Diagnostik/Pathologie, Chirurgie und Onkologie – aktuell und anschaulich. In der gemeinsamen Runde präsentierten die Experten was interdisziplinäre Zusammenarbeit bedeutet und gingen individuell auf Ihre persönlichen Fragen ein. Inhaltliche Abrundung fanden die Veranstaltungen durch Informationen zu klinischen Studien bzw. zu regionalen Patienten­ gruppen. „Es ist einfach schön zu sehen, wie die einzelnen Veranstaltungen durch Sie alle leben - denn neben der reinen Informationsvermittlung zählen auch der Erfahrungsaustausch untereinander und das enorme emotionale Erlebnis, mit einer solchen Erkrankung nicht alleine zu sein“, so die Bereichsleiterin Nierenkrebs Dr. Marion Beier, die bei allen Veranstaltungen die Moderation und das ein oder andere Thema übernahm. Und so wird jedes einzelnes Forum einzigartig - obwohl Programm und Themen gleich sind, wird jede Veranstaltung geprägt durch die Persönlichkeit der Anwesenden. Wohl eine der schönsten Aussagen einer Betroffenen, die das Lebenshaus immer wieder durch Ihre Erfahrungen unterstützt: „Ich glaube ich bin langsam ein Fan vom Lebenshausforum“! Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass sich aus dem, im Anschluss an das Forum in Korntal-Münchingen entwickelten, Gedanken eine Patientengruppe zu gründen, ein fester Vorsatz wurde und die Tat folgte: Bald wird es auch im Einzugsgebiet Heilbronn eine SHG Nierenkrebs geben. Mehr dazu im nächsten WissensWert. Im Namen des gesamten LebenshausVorstandes und aller Teilnehmer, möchten wir uns noch einmal ganz herzlich für die Zeit und das Engagement aller Referenten bedanken. 2010 In Berlin durften wir als Experten begrüßen: Prof. Jan Roigas, Chefarzt der Klinik für Urologie am Vivantes Klinikum am Urban und am Friedrichshain, … … PD. Dr. Manfred Johannsen, der nach langer Zeit an der Charité Anfang dieses Jahres eine Urologische Facharztpraxis in Berlin eröffnet hat … In Korntal-Münchingen (bei Stuttgart) nahmen uns auf die Informationsreise mit: Dr. Sabine Siegert, Pathologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2 NIERENKREBS Homburg: Der PatientenInformations­abend stand unter der „Schirmherrschaft“ von: Dr. Carsten Ohlmann, Oberarzt an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Uniklinikums Saarland. Er wurde unterstützt durch seine Kollegen … Dr. med. Michael Staehler, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Urologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Dr. Jörn Kamradt, leitender Oberarzt an der Klinik für Urologie und Kinderuro­logie des Uniklinikums Saarland … PD Dr. Thomas Steiner, bis vor kurzem Oberarzt an der Klinik für Urologie des Uniklinikums Jena und – als aktuelle Information an dieser Stelle jetzt Oberarzt an der Klinik für Urologie am HELIOS Klinikum Erfurt … … und PD Dr. Steffen Weikert, Oberarzt an der Klinik für Urologie an der Charité … und Prof. Dr. med. Ulrich Humke, Ärztlicher Direktor der Urologischen Klinik am Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart Dr. Frank Becker, Oberarzt an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Uniklinikums Saarland 29 2010 2 WissensWert Einige Stimmen zu den Veranstaltungen… „…ich war sehr froh, dass ich beim Forum anwesend sein konnte. Hoch interessant, informativ und sehr professionell.“ "... neben den medizinischen Informationen war auch das menschliche Miteinander sehr wertvoll für mich - es muss wirklich niemand allein sein mit Nierenkrebs." 30 „…auch auf diesem Wege nochmals herzlichen Glückwunsch und Dank zum hervorragenden Forum am letzten Freitag in KorntalMünchingen.“ "... eine sehr gelunge Veranstaltung, aus der ich sehr viel für mich mitnehmen konnte. Vielen Dank dafür." 2010 Aktuelle medikamentöse Optionen bei Nierenkrebs Was sind eigentlich „Target-Therapien“? Wie funktionieren Sie? Welches sind die zugelassenen Standard-Therapien beim Nierenzellkarzinom? Diese und ähnliche Fragen erreichen uns im Lebenshaus fast täglich. In der folgenden Übersicht möchten wir Ihnen Antworten geben. In der Behandlung des Nierenzellkarzinoms hat in den vergangenen Jahren eine Art Revolution stattgefunden - vor allem seit 2006 mehrere Vertreter einer neuen medikamentösen Wirkstoff-Ära zugelassen wurden. „Die sogenannten Target-Therapien greifen „adressiert“ in die Signalwege des Tumorstoffwechsels ein und wirken deshalb gezielt gegen das Tumorgewebe. Von den inzwischen fünf Wirkstoffen Bevacizumab, Everolimus, Sorafenib, Sunitinib und Temsirolimus profitieren bereits viele Tausend Patienten und die intensive Forschung weltweit, bedeutet für viele Betroffene und ihre Familien noch mehr Hoffnung.“ so der Nierenkrebs-Experte Prof. Dr. Jan Roigas aus Berlin. Immuntherapie und Immun­ chemotherapie: Heute noch Standard? Bis vor wenigen Jahren galt die Immunbzw. Immunchemotherapie als Standard­ behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms. Das Nierenzellkarzinom gilt als so genannter immunabhängiger Tumor: Es wird vermutet, dass eine Stimulierung des Immunsystems daher eine gewisse Wirksamkeit beim Nierenzellkarzinom haben dürfte. Zudem wurde festgestellt, dass Spontanremissionen beim Nierenzellkarzinom – wenn auch immer noch sehr selten – etwas häufiger auftraten als bei anderen Krebserkrankungen. Aufgrund der neuen Optionen mit den Target-Therapien, die sich für einen Großteil der Patienten als wirkungsvoller und als verträglicher herausgestellt haben, hat sich die Therapielandschaft bei dieser Erkrankung innerhalb der letzten Jahre maßgeblich verändert. Diese Veränderungen brin- gen es mit sich, die Immuntherapie zu hinterfragen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Immuntherapie zwar sehr nebenwirkungsreich ist, in einigen Fällen jedoch zu langfristigen Krankheitsrück­ gängen führen kann. Aufgrund dieser zwar eher seltenen, dann aber sehr guten Ergebnisse hat die Therapieform in Einzelfällen nach wie vor eine Berechtigung, so die Meinung einiger Experten. Target Therapien: Zielgerichteter Angriff auf Krebszellen… „Gezieltes Angreifen“ das steckt hinter dem Begriff „Target-Therapien“. Den Substanzen dieses Therapieansatzes ist gemein, dass Sie gezielt bestimmte für den Tumor typi­ sche bzw. gestörte Signalwege blockieren: Bindet ein Wachstumsfaktor an einen Rezeptor an der Zelloberf läche, wird dadurch ein Signal ausgelöst, das über eine lange Signalkaskade an den Zellkern weiterge­ geben wird und dort die Zellteilung bzw. Vermehrung hervorruft. Dabei spielt eine bestimmte Proteinklasse (= Eiweiße) eine besondere Rolle, die so genannten Tyrosinkinasen. Sie sorgen dafür, dass das aufgenommene Signal vom Zelläußeren ins Zell­innere weitergeleitet wird. So gelangt der Zellteilungsimpuls schließlich an den Zellkern. 2 NIERENKREBS Beim Nierenzellkarzinom sind die Signalkaskaden gestört – es kommt zur Tumor­ entstehung bzw. zum -wachstum. Beim klarzelligen Nierenzellkarzinom konnte beispielsweise gezeigt werden, dass insbesondere die Wachstumsfaktoren VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor, zuständig für Gefäßneubildung), TGF (Transforming Growth Factor) und PDGF (Platelet-Derived Growth Factor) eine große Rolle bei dieser Störung spielen. Diese Wachstumsfaktoren führen auf zweierlei Art zu einer Beeinf lussung des Tumors bzw. seiner Metastasierung: n Zum einen wirken Sie in der Krebszelle selbst (Tumorwachstum, Tumorproliferation) n Zum anderen bewirken Sie, dass der Tumor Blutgefäße „anlocken“ kann, wodurch er die für sein Wachstum notwendige Blutversorgung erreicht. Die Neubildung von Tumorblutgefäßen wird als Neoangiogenese bezeichnet und hat beim Nierenzellkarzinom einen besonders hohen Einf luss auf das Tumorwachstum. Zielgerichtete Krebs­ therapien basieren auf dem Wissen um die Ursache einer Erkrankung. Ist der Grund für die Erkrankung bekannt, kann ein Medikament entwickelt werden, das diese Ursache gezielt angreift. In der Entwicklung der „Target-Therapien“ verfolgt man nun den Ansatz, diese Kaskaden entweder zu unterbrechen oder ihr Zustandekommen von vornherein zu unterbinden, um damit eine Hemmung der Bildung bzw. des Wachsens von Tumoren zu erreichen. Dabei können diese Schalter an verschiedenen Stellen ansetzen (unterschiedliche Wirkmechanismen) und sowohl auf die Tumorzellen selbst wie auch auf die Angiogenese wirken. 31 2010 2 WissensWert Die molekulare Therapie richtet sich gegen… ▫ ▫ …mehrere Zielzellen n Krebszellen n Gefäßzellen Direkte Wirkung auf Tumorzellen …mehrere Botenstoffe ▫ n VEGF / VEGF-Rezeptor ▫ n PDGF / PDGF-Rezeptor FGF VEGF PDGF Ang-1 Pericythen Endothelzellen Die Target-Therapien richten sich gegen …verschiedene Botenstoffe (VEGF, PDGF,…) …mehrere Zielzellen (Krebszellen Tumorproliferation, Gefäßzellen Neoangiogenese) …und können verschiedene Wirk­mechanismen nutzen (VEGFBlockierung, TKIs, mTOR-Inhibitoren) Ein Ziel (Target) kann an unterschiedlichen Stellen angegriffen werden – Wirkmechanismen Eine Unterbrechung des Ablaufs von der Produktion von Wachstumsfaktoren bis zum Signal, das an den Zellkern gesendet wird, kann an verschiedenen Stellen vor­ genommen werden. Folgende Ansätze sind denkbar bzw. werden bereits genutzt: 32 Indirekte Wirkung auf die Blutgefäße 1.Die Wachstumsfaktoren werden gebunden, bevor sie die Rezeptoren erreichen und ein Wachstumssignal auslösen können. Dies ist der Ansatz, der mit Bevacizumab, einem Antikörper gegen VEGF, verfolgt wird. 2.Der Rezeptor an der Zelloberf läche, an den der Wachstumsfaktor bindet, um ein Signal an den Zellkern weiterzuleiten, wird blockiert, damit der Wachstums­ faktor nicht mehr binden kann. 3.Bindet ein Wachstumsfaktor an den entsprechenden Rezeptor an der Zelloberf läche, wird eine Kette von Signalen (Signalkaskade) im Inneren der Zelle in Gang gesetzt, die das Signal an den Zellkern weiterleitet. Diese Weiterleitung bzw. die Ingang-Setzung der Signalkaskade wird unterbunden, indem der Rezeptoranteil, der ins Zellinnere reicht (Tyrosinkinase), gehemmt wird. Die Signalkaskade kann nicht gestartet werden. Auf diesem Prinzip basieren die Tyrosinkinase bzw. Multi-Kinase Inhibitoren (kurz TKIs) Sunitinib und – unter anderem – auch Sorafenib. 4.Die Signalkaskade innerhalb der Zelle wird an einer Stelle unterbrochen – das Signal gelangt nicht an den Zellkern und die Zellteilung kommt nicht zustande. Dieses Prinzip wird bei den sogenannten mTOR-Inhibitoren genutzt. mTOR ist ein wichtiges Protein in einer Signalkaskade innerhalb der Zelle. Die Signale, die über diesen Weg an den Zellkern weitergeleitet werden, können Entstehung und Fortschreiten eines Tumors fördern. Wird diese Signalübertragung durch Hemmung von mTOR unterbrochen, kann das Tumorwachstum unterbunden werden. So funktionieren Temsirolimus (Torisel®) und Everolimus (Afinitor ®). Manche Substanzen haben mehrere Wirkmechanismen: Sogenannte Multi-TargetInhibitoren wie Sorafenib und Sunitinib blockieren mehrere Rezeptortypen (VEGF, PDGF u.a.). Sorafenib hemmt zusätzlich die Proteinkinase Raf (Serin/ThreoninKinasen der Raf-Familie). Bisher wurden diese Ansätze schwerpunktmäßig beim klarzelligen Nierenzellkarzinom untersucht, da hier die molekularen Mechanismen der Tumorentstehung und des -wachstums in Ansätzen bekannt sind. Welche der Therapien letztendlich bei wem eingesetzt wird, hängt von verschiedenen Parametern ab: n Effektivität in der Erst-Linie (Daten der Studien, Remission, Stabilisierung, Progressionsfreies Überleben, Gesamt­ überleben…) n Sequenz (die Reihenfolge in der die Therapien verabreicht werden können basiert maßgeblich auf den Zulassungstexten bzw. den vorliegenden Leitlinien) n Den Nebenwirkungen (zu erwartende, bekannte, Prognosefaktoren, Comorbiditäten…) n Der bei Ihnen vorliegenden Histologie des Tumors (Klarzellig oder nicht-klarzellig, Ductus Bellini, Sarcomatoid…) n Und nicht zuletzt natürlich der Zulassung (Zulassungstext, Daten aus Phase III oder II-Studien…) 2010 NIERENKREBS Bevacizumab (B) VEGF 2 Wirkmechanismen der Target-Therapien Everolimus (E) Sorafenib (SO) Sunitinib (SU) Temsirolimus (T) VEGF-Rezeptor PDGF-Rezeptor PDGF TK Target-Therapien: mTor Gefässneubildung und (Tumor-)Zellwachstum und Metastasierung Die Suche nach gezielter Behandlung geht weiter… Derzeit sind in Deutschland fünf Vertreter der Target-Therapien zugelassen, die Sie im Folgenden auch kurz (in alphabetischer Reihenfolge) beschrieben finden. Everolimus, Temsirolimus, Sorafenib, Sunitinib, Bevazizumab – und was dann? ist die Frage, die sich nicht nur Mediziner stellen „Es sind noch genug „mus“, „ib’s“ und „mab’s“ in der Pipeline“ so Dr. Michael Staehler, Nierenkrebs-Experte aus München. Tatsächlich wird basierend auf den heutigen Erkenntnissen immer weiter nach Wirkstoffen gesucht und derzeit werden verschiedene Substanzen auf Ihre Wirksamkeit und Sicherheit zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms geprüft oder stehen kurz vor der Zulassung. In der Gruppe der Multi- oder TyrosinkinaseInhibitoren sind hier die in der Prüfung befindlichen Substanzen Axitinib und Pazopanib zu nennen. Weitere sind das Gefitinib, Lapatinib und der TKI258. Bei der Gruppe der außerhalb der Zelle angreifenden Schaltern (dazu gehört beispielsweise der zugelassene VEGF-Antagonist Bevacizumab), werden die Substanzen Panitumumab, Cetuximab und Erlotinib untersucht. Und weitere andere sind ebenfalls in der Entwicklung. Nierenzellkarzinoms als alleinige Therapie zugelassen. Damit war es das erste Zytokin, das für diese Erkrankung die Zulassung erhielt. Interferon-alpha ist in der Kombination mit Vinblastin (Chemotherapeutikum) seit 1997 in Deutschland für die Behandlung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom zugelassen. Wirkungsweise: Bei der Immuntherapie soll durch die Stimulation des Immunsystems die Zerstörung des Tumors herbeigeführt werden. Hierbei werden die Wirkstoffe Interleukin-2 (IL-2, Handelsname Proleukin®) und/oder Interferon-alpha (Handelsname Roferon A®) eingesetzt. Beides sind Botenstoffe des Immunsystems (Zytokine), welche die Abwehrzellen (T-Zellen) direkt aktivieren. Zusätzlich wird häufig das Chemotherapeutikum 5-Fluorouracil (5-FU) kombiniert, das einen synergistischen Effekt mit Interferonalpha besitzt. Auf das Ansprechen der Immuntherapie haben der Gewebetyp des Nierenzellkarzinoms, das Allgemeinbefinden und der Ort der Metastasen einen wesentlichen Einf luss. Die Immuntherapie sollte heutzutage – insbesondere in Hinblick auf gute, zugelassene medikamentöse Therapieoptionen – nur bei ausgewählten Patienten zum Einsatz kommen. Immuntherapie: Interleukin-2 (IL-2; Proleukin®) und / oder Interferon-alpha (Roferon A®) Zulassung: Interleukin-2 wurde 1989 erstmals zur Therapie des metastasierten anderen Medikamenten unterschiedlich sein. In Deutschland ist das so genannte Dreifach-Schema (auch Atzpodien-Schema) üblich, bei welchem Interferon-alpha, Interleukin-2 und Chemotherapie (5-FU) zum Einsatz kommen. Behandlung: In der Zytokin-Therapie gibt es keine einheitliche Behandlung. Je nach Klinik, Voraussetzung des Patienten und Land, in dem behandelt wird, können die Dosierung und die Kombination mit Bevacizumab (Avastin®) Zulassung: Bevacizumab wurde im Dezem­ ber 2007 von der europäischen Gesundheitsbehörde EMEA für die ErstlinienTherapie des metastasierten Nierenzell­ karzinoms in Kombination mit Interferonalpha zugelassen. Wirkungsweise: Bevacizumab (Handelsname Avastin®) ist ein so genannter monoklonaler Antikörper der Firma Roche, der die Gefäßbildung hemmt und damit das Tumorwachstum und die Verbreitung der Tumorzellen im Körper unterbindet. Das Medikament richtet sich gezielt gegen den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular endothelial Growth Factor), indem es diesen bindet noch bevor er den Rezeptor erreichen kann. Damit wir das Wachstumssignal unterbunden - der Tumor hungert regelrecht aus. Behandlung: Beim Nierenzellkarzinom wird der Wirkstoff in Kombination mit Interferon-alpha verabreicht. Der Antikörper selbst wird alle 14 Tage in einer Dosierung von 10mg/kg als Kurzinfusion verabreicht. Interferon-alpha wird dreimal wöchentlich mit einer empfohlenen Dosis von 9 Mio. IE gegeben. Derzeit wird in einer Studie die Höhe der Interferon-alpha Dosis auf die Wirksamkeit untersucht. Everolismus (Afinitor ®) Zulassung: Everolimus ist seit August 2009 zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom zugelassen, bei denen es während oder nach einer gegen VEGF gerichteten Therapie (Tyrosin-/ Multikinase-Inhibitoren) zu einer Krankheitsprogression kommt. Der Wirkstoff kann somit als Zweit- oder auch Dritt­ linien-Therapie eingesetzt werden. 33 2010 2 WissensWert Wirkungsweise: Der Wirkstoff Everolimus (Handelsname Afinitor ®) der Firma Novartis Pharma hemmt gezielt mTOR, in dem er im Körper mit einem im Zellinnern vorhandenen Protein einen Komplex bildet, der wiederum an mTOR bindet. Durch die Blockierung des Zellwachstum-Schlüsselproteins mTOR wird bei diesem Ansatz neben der Hemmung der Neubildung von Blutgefäßen rund um den Tumor (AntiAngiogenese) auch eine Anti-TumorWirkung erzielt. Behandlung: Everolimus steht in Tablettenform zur Verfügung. Die empfohlene Dosis beträgt 10mg einmal täglich. Sorafenib (Nexavar®) Zulassung: Sorafenib ist seit Juli 2006 in Deutschland zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom nach Versagen einer Therapie mit Zytokinen (Immun- oder Immunchemotherapie) bzw. für Patienten, für die eine ZytokinTherapie nicht infrage kommt, zugelassen. Wirkungsweise: Der Wirkstoff Sorafenib (Handelsname Nexavar ®) der Firma Bayer Healthcare beeinf lusst mehrere Signalproteine gleichzeitig und wird als MultikinaseInhibitor bezeichnet. Der Wirkstoff blockiert u.a. die Tyrosinkinasen VEGFR und PDGFR, aber auch wichtige Proteine bei der Signalweiterleitung innerhalb der Krebszellen, die so genannten Serin/Threonin-Kinasen der Raf-Familie. Durch die Hemmung dieser in den Wachstumsprozess der Zelle involvierten Proteine wird der Tumor von verschiedenen Seiten angegriffen und sein Wachstum gehemmt. Somit unterbindet Sorafenib einerseits die Zell­ teilung (Proliferation) der Tumorzellen, andererseits unterbricht es aber auch die Blutversorgung des Tumors und hungert ihn damit aus. Behandlung: Die empfohlene Dosis, des als Tablette eingenommenen Medikaments beträgt laut Zulassung 2x täglich 400mg – also insgesamt täglich 800mg. 34 Sunitinib (Sutent®) Zulassung: Sunitinib wurde im Juli 2006 zur so genannten Zweitlinien-Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms nach Versagen einer Therapie mit Zytokinen zugelassen. Im Januar 2007 erfolgte die Zulassung zur Behandlung für Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom als Erstlinien-Therapie. Wirkungsweise: Der Wirkstoff Sunitinib (Handelsname Sutent ®) der Firma Pfizer Pharma blockiert mehrere in der Signalvermittlung wichtige Tyrosinkinase-Rezeptoren und wird daher als Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor bezeichnet. Spezifisch gehemmt werden der PDGF-Rezeptor, der VEGF-Rezeptor sowie weitere Rezeptoren. Dadurch blockiert der Wirkstoff gleichzeitig mehrere Signalwege, die sowohl für das Tumorzellwachstum als auch für die Tumorangiogenese (Gefäßentstehung) entscheidend sind und weist sowohl eine direkte als auch eine indirekte Antitumoraktivität auf. Behandlung: Die empfohlene Dosis von Sunitinib beträgt 50mg einmal täglich für vier aufeinander folgende Wochen, gefolgt von einer zweiwöchigen Therapiepause (4/2-Schema), so dass ein kompletter Behandlungszyklus sechs Wochen umfasst. Temsirolimus (Torisel®) Zulassung: Temsirolimus wurde im November 2007 für die Erstlinien-Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei Patienten mit mindestens drei von sechs prognostischen Risikofaktoren zugelassen. Wirkungsweise: Der Wirkstoff Temsirolimus (Handelsname Torisel®) der Firma Pfizer Pharma (ursprünglich bei Zulassung Wyeth Pharma) ist ein Vertreter der mTOR Inhibitoren, der einen Vorteil bezüglich des Überlebens im Vergleich zur früheren Standardtherapie Interferon-alpha bei Patienten mit einem schlechten Risikoprofil zeigen konnte. Neben der gezielten und effizienten Hemmung von mTOR (durch Bildung eines Komplexes mit einem Protein im Zell­ inneren) und damit des Tumorwachstums, scheint der Wirkstoff auch die Apoptose, also den programmierten Zelltod zu fördern. Daraus schließt man einen Einf luss auf zelltodregulierende Faktoren. Behandlung: Die empfohlene Dosis beträgt 25mg einmal pro Woche in einer 30- bis 60-minütigen Infusion. INFO Die Therapien werden in der Regel in einer bestimmten Reihenfolge verabreicht, (Erst­ linien-, Zweitlinien- oder Dritt­ linien-Therapie basierend auf der Zulassung) – man spricht von einer Sequenztherapie. Es wird auch der Ansatz diskutiert, ob durch eine Kombination der Therapien, deren Wirkung verstärkt werden kann. Mehr dazu erfahren Sie In einem der nächsten Ausgaben des WissensWert. INFO Auch wenn die Target-Therapien präziser und weniger toxisch als die klassischen Chemotherapeutika sind, kann es unter Einnahme zu Nebenwirkungen kommen. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt über bei Ihnen auftretende Nebenwirkungen – Vorbeugung oder Behandlung kann Ihnen nicht nur direkte Erleichterung verschaffen sondern kann u.U. die Therapie-Effizienz bzw. mögliche Behandlungsdauer wesentlich beeinflussen. 2010 2 NIERENKREBS Therapien im Praxistest: CHANGE – Eine Beobachtungsstudie zum Einsatz von Everolimus in der Routine Wie verhält sich eine Therapie in der normalen Routine? Wie ist die Lebensqualität unter Therapie? Ist Therapietreue ein Problem? Auch nach erfolgreicher Zulassung einer Therapie stellen sich noch viele Fragen, die im Rahmen von Anwendungsbeobachtungs-Studien beantwortet werden können. Eine solche nicht-interventionelle Studie ist die CHANGE Studie, die den Einsatz von Everolimus in der Praxisroutine untersucht. Gemäß Definition1) sind Anwendungsbeobachtungen „Untersuchungen, die dazu bestimmt sind, Erkenntnisse bei der Anwendung zugelassener oder registrierter Arzneimittel zu sammeln“. Die nicht-interventionellen Studien zeigen dabei ein reales Abbild des Behandlungsalltages und diese Erkenntnisse können für die Sicherheit und Lebensqualität von Patienten wichtige Informationen liefern. Eine aktuelle nicht-interventionelle Anwendungsbeobachtung ist die sogenannte CHANGE-Studie. Die CHANGE-Studie (Charakterisierung von Afinitor ® Nach Gezielter Ersttherapie) dient der Untersuchung der Therapie mit Everolimus in der täglichen Praxis. Der Wirkstoff Everolimus ist zugelassen für die Zweitlinien-Therapie bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom, wenn die Erkrankung während oder nach einer Therapie mit einem Tyrosinkinaseinhibitor (z.B. Sunitinib oder Sorafenib) nicht zum Stillstand gekommen ist. Das Medikament ist seit Herbst 2009 unter dem Handelsnamen Afinitor ® im Praxiseinsatz. Ziel der CHANGE-Studie ist nun die Bestimmung der Therapieeffizienz sowie der Lebensqualität unter Behandlung und der Therapietreue. Zudem soll die Studie Einblicke liefern in den Verlauf der Therapieentscheidung und der Patientenversorgung der teilnehmenden Studienzentren. Relevant ist diese Studie für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom bei denen, aus gegebenem Anlass, eine Therapie mit Everolimus begonnen werden soll. Die Therapie erfolgt im Rahmen der Studie entsprechend der Praxisroutine und den Empfehlungen der Fachinformation. Sie richtet sich ausschließlich nach medizinischtherapeutischen Notwendigkeiten. Da es sich bei CHANGE um eine Beobachtungsstudie handelt, erfolgt „lediglich“ eine ausführliche Dokumentation und „Überwachung“ der Therapie: Die teilnehmenden Patienten werden für die gesamte Behandlungsdauer mit Everolimus beobachtet und in regelmäßigen Abständen werden, neben der Basisdokumentation, weitere Informationen zum Beispiel zur Lebensqualität oder medikamentösen Begleittherapien erhoben. Patienten werden an bundesweit verteilten Zentren seit Oktober 2009 in die Studie aufgenommen. Ärztlicher Leiter der Studie ist Prof. Dr. L. Bergmann von der Medizinischen Klinik II, Klinikum der JohannWolfgang-Goethe Universität, Frankfurt. Weitere beteiligte Studienzentren können hier im Lebenshaus erfragt werden. Wir haben für Sie die Angaben der Studie zusammengefasst, dieser kurze Überblick erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob Sie als Betroffene(r) für diese Studie infrage kommen, sollten Sie zunächst mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Bitte beachten Sie auch, dass letztendlich nur der Prüfarzt eines Studienzentrums nach einer eingehenden Untersuchung feststellen kann, ob ein Patient an einer Studie teilnehmen kann. 1) § 67 Abs. 6 AMG CHANGE Charakterisierung von Afinitor® Nach Gezielter Ersttherapie: Einsatz von Everolimus in der Praxisroutine nach TKI-Versagen. Status: Studie ist aktiv / offen (Beginn: Oktober 2009) Patienten: 360 Studienarme (Dosierung): Nicht-interventionelle Studie, d.h. Therapie mit Everolimus erfolgt entsprechend der Praxisroutine und den Empfehlungen der Fachinformation und richtet sich ausschließlich nach medizinisch-therapeutischen Notwendigkeiten. Kriterien: Keine Einschränkung bei vorliegender Indikation zur Behandlung mit Everolimus, keine Einschränkungen hinsichtlich der Art der vorliegenden Metastasen Studienleiter: Prof. Lothar Bergmann, Klinikum der J.W. Goethe Universität, Med. Klinik III, Tumorzentrum Rhein-Main, Frankfurt Durchführung: 120 Zentren. Kontakt für Anfragen: Nähere Informationen zu den beteiligten Zentren und Ansprechpartnern erhalten Sie gerne im Lebenshaus. 35 2010 2 WissensWert NIERENKREBS Die SWITCH-Studie: Sequenz-Therapien in der Erstlinie Eine randomisierte, sequentielle, offene Studie der Phase III zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Sorafenib gefolgt von Sunitinib, im Vergleich zu Sunitinib gefolgt von Sorafenib, in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen/ metastasierten Nierenzellkarzinoms. In den letzten Jahren konnten mit der Zulassung neuer wirksamer Substanzen bereits wichtige Erfolge in der Behandlung des Nierenzellkarzinoms erzielt werden. Ein wesentliches Maß für den Therapieerfolg ist die Zeit, in der die Tumorerkrankung nicht voranschreitet, die so genannte progressions­ freie Zeit – diese Zeit zu verlängern ist ein wichtiges Ziel jeder Krebstherapie. Um dies zu erreichen, werden die vorhandenen Therapien aufeinanderfolgend – also in Sequenz – eingesetzt, wobei die Zulassung der einzelnen vorhandenen Therapien die Reihenfolge weitgehend festgelegt. Die Wirkstoffe Sorafenib (Nexavar ©) und Sunitinib (Sutent ©) – beide aus der Klasse der Tyrosinkinasehemmer - werden bereits zur Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenzellkarzinoms eingesetzt und verlängern die Überlebenszeiten bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom. Basierend auf den Ergebnissen der Zulassungsstudien und der dadurch resultierenden Zulassung wird dabei • Sunitinib zur Erstbehandlung, • Sorafenib nach Versagen bzw. Unverträglichkeit der Behandlung mit Interferonalpha bzw. Interleukin-2 – also in der Zweitlinie – eingesetzt. (vgl. dieser WissensWert „Aktuelle medikamentöse Behandlungen bei fortgeschrittenem Nierenkrebs“). In der SWITCH Studie wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sorafenib gefolgt von Sunitinib versus Sunitinib gefolgt von Sorafenib in der Erstlinienbehandlung von Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom überprüft. Prinzipiell geeignet ist die Studie für Patienten mit metastasiertem oder fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (alle Histologie-Typen) mit mindestens einer mess36 baren Tumorläsion, die bisher noch keine systemische Therapie erhalten haben. Studienteilnehmer erhalten zuerst entweder Sorafenib oder Sunitinib (randomisiert). Kommt es unter der Therapie zu einer Krankheitsprogression oder Unverträglichkeit erfolgt nach einem zwei- bis höchstens vierwöchigen therapiefreien Intervall der Wechsel - „SWITCH“ - zum anderen Wirkstoff. Bestimmt wird in dieser Studie, wie lange das progressionsfreie Überleben über die Erst- und Zweitlinientherapie ist, die progressionsfreien Zeiten in den einzelnen Studienabschnitten sowie das Gesamtü- berleben. Weitere Parameter sind die Sicherheit und Verträglichkeit der beiden Tyrosinkinase-Inhibitoren. Die Studie findet an über 70 bundesweit verteilten Zentren seit Februar 2009 statt. Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Maurice-Stephan Michel, Klinikdirektor der Urologischen Klinik des UniversitätsKlinikum Mannheims. Weitere beteiligte Studienzentren können hier im Lebenshaus erfragt werden. Wir haben für Sie die Angaben der Studie zusammengefasst, dieser kurze Überblick erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Ausschlusskriterien sind z.B. nicht dargestellt). Ob Sie als Betroffene(r) für diese Studie infrage kommen, sollten Sie zunächst mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Letztendlich kann nur der Prüfarzt eines Studienzentrums nach einer eingehenden Untersuchung feststellen, ob ein Patient an dieser Studie teilnehmen kann. SWITCH Vergleich der Sequenz Sorafenib gefolgt von Sunitinib gegenüber Sunitinib gefolgt von Sorafenib als Erstlinientherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom. Status: Studie ist aktiv/offen (Beginn: 31. Januar 2009, voraussichtliches Ende Winter 2012) Patienten: 540 Protokoll-ID: NCT00732914, Eudra-CT 2008-005011-18 Studienarme: Behandlung, randomisiert, unverblindet, aktiv kontrolliert, 2 Studienarme: - Sunitinib (bis zum Progress) gefolgt von Sorafenib - Sorafenib (bis zum Progress) gefolgt von Sunitinb Dosierung: Sunitinib: 50mg oral einmal täglich vier Wochen, dann 2 Wochen Pause Sorafenib: 400 mg oral zweimal täglich Kriterien: Patienten mit metastasiertem oder fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom die keine Zytokin-Therapie erhalten können und für die die Studienmedikation die Erstlinien Therapie ist. Alle Histologien, Läsion im Weichgewebe nach RECIST Kriterien. ECOG Performance Status 0 oder 1, MSKCC prognostic score: niedriges oder mittleres Risiko, Erfüllung bestimmter Laborwerte Bitte fragen Sie bezüglich der Ausschlusskriterien Ihren behandelnden Arzt, Studienleiter: Prof. Dr. Maurice-Stephan Michel, Urologische Klinik der Universitätsmedizin Mannheim Durchführung: Über 70 Zentren bundesweit Website: Jeweilige Klinik-Seite; z.B. Infos auf http://www.umm.de/2251.0 Kontakt für Anfragen: Bitte sprechen Sie zunächst mit Ihrem behandelnden Arzt! Frau Dr. Hiller, Mi-Fr. 8:30 Uhr bis 12:30 Uhr, 0621-3834953 Frau Zendler, 0621-3834973 2010 2 ERKRANKUNG & LEBEN Das Lebenshaus e.V. Praxis-Seminare: Das Erlebniswochenende „Beziehungswaise?“ Öffnen Sie Ihre persönliche „BeziehungsWissens-Tür“ und erleben Sie, was es alles Spannendes hinter Ihrer Tür zu verstehen, zu spüren und zu erkennen gibt! Datum: Sa. 26. Juni 2010 von 14:00 bis 19 Uhr und So. 27. Juni 2010 von 9:00 bis 15 Uhr Ort: D-35415 Pohlheim/ Hessen (bei Giessen) (Übernachtungsadressen werden gerne zur Verfügung gestellt.) Teilnehmerzahl: Min 6 - max. 10 Teilnehmer/innen (Notwendig, um jedem Teilnehmer zu ermöglichen, intensiv an den persön lichen Themen zu arbeiten.) Teilnehmer: Jedermann bzw. -frau: Patienten aller Indikationen, Begleiter, Familienmit glieder, Freunde, medizi nische Fachkräfte (Seminar ziele/-inhalte sind nicht erkrankungsspezifisch.) Von der ersten Sekunde an wird unser Leben durch Beziehungen geprägt– die Beziehung zu anderen Menschen, zu sich selber (Seele, Geist, Körper), zur Umwelt und auch zu Gegenständlichem. Das Leben in unserer persönlichen „Beziehungsmatrix“ (Beziehungen zueinander) kann bereichern oder auch zu einer Belastung werden. Die Bereicherung bef lügelt – die Belastung blockiert, raubt unsere Lebensenergie – kann sogar krank machen. Unser internes „Sabotageprogramm“ lässt uns im Außen nach Gründen für unser Unwohlsein suchen und nach schnell umsetzbaren aber meistens oberf lächlichen Lösungen. Wir delegieren die Eigenverantwortung und vermeiden so dem Ursprung unseres Lebensthemas zu begegnen. All das Wissen, was wir benötigen, liegt in uns, aber wir haben es im Laufe der Zeit „verwaisen“ lassen, uns selbst die Türe zu diesem Wissen verschlossen. Das Erlebniswochenende unter dem Motto „Beziehungswaise?“ kann wie ein Schlüsseldienst sein! Durch unterschiedliche Methoden aus dem Coaching und der Energieund Aufstellungsarbeit nach Martin Brune können Sie Ihre innersten Türen öffnen, Blockaden ausfindig machen, Erleichterung spüren und Erkenntnisse zu Ihren Beziehungsthemen sammeln. Eine klare Zielfindung hilft diese Erkenntnisse in umsetzbare Taten zu verwandeln. Inhalte: n Wie sieht meine „Beziehungsmatrix“ aus – welche Beziehungen sorgen für mein Wohlbefinden bzw. mein Unwohlsein (rauben Lebensenergie)? ● Beziehung zum eigenen Ich (Einheit aus Seele, Geist und Körper) ● Beziehung zum Körper (Gesundheit/Krankheit) ● Beziehung zu anderen Menschen (Familienmitgliedern, Kollegen, Nachbarn, Ärzten…) ● Beziehung zur Umwelt ● Beziehung zu Gegenständlichem u.a. n Was lösen diese Beziehungen in mir aus? n Naturbild oder bildhafte Darstellung von drei „Beziehungs-Energie-Saugern“ n Energiereise zum lösen von Blockaden in Bezug auf die „Beziehungs-EnergieSauger“ n Wissen und Erkenntnisse zur Typenlehre: Warum ticken wir Menschen unterschiedlich? Wie kann ich meinen Umgang mit anderen Menschen wie z.B. Familienangehörigen, Ärzten, Behörden­ angestellten, andere Patienten…) stressfreier und effektiver gestalten? Was kann ich tun, um verstanden zu werden – am andere zu verstehen? n Zielfindung n Aufspüren von Blockaden, die bei der Zielerreichung hinderlich sein können n Energiereise zum Lösen dieser Blockaden n Naturbild bzw. bildhafte Darstellung anpassen n Abschlusszeremonie Seminarziel: n Bewusster und entspannter Umgang mit Menschen im persönlichen Umfeld. n Lösen von Energieblockaden und damit verbunden leichterer Umgang mit der aktuellen Lebenssituation. n Bewusst werden der „Beziehungs-Energie-Sauger“ und deren spürbare Wirkung auf das Wohlbefinden. n Umwandeln von Erkenntnissen in konkrete und erreichbare Ziele. (Damit eine Nachhaltigkeit der Erfahrungen besteht!) Teilnahmebeitrag: € 135,-- und € 10,-- Verpf legungspauschale pro Person Leiter/in: Andrea Schumann. Sie dürfte Manchen noch gut als Mitarbeiterin des Lebenshauses im Bereich GIST in Erinnerung sein. Aufgrund eines Auslandaufenthaltes musste Frau Schumann die Arbeit im Lebenshaus aufgeben. In der Zwischenzeit ist sie Mutter und arbeitet freiberuf lich als Coach für lösungsorientierte Psychologie und Energieseherin: www.lebenslustandreaschumann.de Anmeldung: Direkt bei Andrea Schumann – bitte bis spätestens 18. Juni 2010 unter Telefon 06035-189428 37 2010 2 WissensWert Patienten-Rechte: Antworten, die Ihnen weiterhelfen können. „Patientinnen und Patienten sollen von Betroffenen zu Beteiligten werden", so Ulla Schmidt, ehemalige Bundesgesundheits­ ministerin. Ein schöner Gedanke, doch das ist nur möglich, wenn Patienten über Ihre Rechte aufgeklärt sind. In der Realität ist dies meist nicht so und viele Betroffene sind unsicher, wenn es darum geht, was Patienten nun dürfen und was nicht. Wir haben für Sie Antworten – auf immer wieder kehrende Fragen an Das Lebenshaus e.V. – zusammengestellt. Von wem darf ich mich eigentlich behandeln lassen? Sie als Patient haben grundsätzlich das Recht, Ihren Arzt und auch Ihr Krankenhaus frei zu wählen. Gerade bei seltenen Tumorarten – wie GIST, Sarkomen oder Nierenkrebs, ist es extrem wichtig einen Experten mit den drei „E’s“ zu finden: Expertise – Erfahrung – Engagement! Denn: Die richtige Diagnose und eine qualifizierte Behandlung zum frühestmöglichen Zeitpunkt, kann für den Krankheitsverlauf und die weitere Prognose essentiell sein. Was viele nicht wissen: Patienten können Ihren Arzt und auch das Krankenhaus jederzeit wechseln. Der bisher behandelnde Arzt ist dann dazu verpf lichtet Ihre Krankenakte an den Arzt/das Krankenaus Ihrer Wahl weiter zu leiten. Für gesetzlich krankenversicherte Patienten gelten die freie Arztwahl und ein Arztwechsel jedoch nur im Rahmen der mit einer KrankenkassenZulassung tätigen Vertragsärzte. Im Zweifelsfall sollten Sie sich im Vorfeld informieren, ob der Arzt Ihrer Wahl für alle Krankenkassen zugelassen ist und Ihre Versicherung die Kosten einer Behandlung übernimmt. Zusätzlich gilt die so genannte „Quartalsbindung“, nach der gesetzlich versicherte Patienten, für die Dauer des laufenden Quartals, an den ausgesuchten Arzt gebunden sind, das heißt, die freie Arztwahl ist insofern ebenfalls eingeschränkt. Die Quartalsbindung kann im Ausnahmefall jedoch aufgehoben werden. Ein Ausnahmefall ist 38 beispielsweise dann gegeben, wenn das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nachhaltig belastet ist. Beginnt ein neues Quartal erlischt auch automatisch die „Quartalsbindung“. Habe ich als Krebs-Patient ein Recht auf eine Zweitmeinung und wo kann ich diese bekommen? Jeder Patient hat das Recht auf eine Zweitmeinung (2nd Opinion) – also eine ausführliche Beratung und eine eingehende Untersuchung bei einem anderen Arzt/Experten, um die Diagnose und die ihm vorgeschlagene Therapie zu hinterfragen. Es kann z.B. vorkommen, dass Sie in Fragen rund um Ihre Erkrankung einmal nicht derselben Meinung sind wie Ihr Arzt oder Ihnen Zweifel auf kommen, ob der besprochene Behandlungsweg für Sie der richtige ist. In diesem Fall sollten Sie nicht zögern, dies mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen und einen weiteren Experten auf­ suchen. Häufig wird die Möglichkeit auf eine zweite Meinung nicht genutzt, da Patienten Angst haben, Ihr derzeitiger Behandler würde dies nicht verstehen und Ihnen „Böse“ sein. Ein Gedanke, von dem Sie sich schnell verabschieden sollten, denn schließlich geht es um Ihr Leben. Ein guter Arzt wird Ihren Wunsch respektieren und Ihnen gegebenenfalls bei der Wahl eines weiteren Experten behilf lich sein. Viele von Ihnen wissen: Auch Das Lebenshaus e.V. kann Ihnen gerne erfahrene Ärzte und Behandlungszentren nennen. Übrigens: Ihr bisheriger Arzt ist gesetzlich dazu verpf lichtet, alle Behandlungsunterlagen an den mitbehandelnden Arzt zu übermitteln. Die Kosten für eine „Zweitmeinung“ werden von den Krankenkassen übernommen. Kann ich selbst mitbestimmen, wie ich behandelt werde? „Mein Arzt hat gesagt, ab morgen muss ich diese Tabletten nehmen!“ Wie oft erleben wir es im Lebenshaus, dass Patienten ihre Verantwortung an der Praxis- oder Kliniktür abgegeben haben und der Meinung sind, dass alles, was der Arzt sagt richtig ist und so unweigerlich umgesetzt werden muss. Sie als Patient haben das Recht da­ rüber zu entscheiden, welche Art der Behandlung Sie wählen. Ärzte können Ihnen lediglich den medizinisch besten Weg vorschlagen. Welche Therapie Sie dann wählen, liegt bei Ihnen. Haben Sie also den Mut Fragen zu stellen, Gedanken, Zweifel und Wünsche mit Ihrem Arzt zu besprechen. Und hierbei ist wichtig: Je mehr Sie über Ihre Erkrankung und deren Behandlungsalternativen wissen, umso besser können Sie Therapieempfehlungen bewerten bzw. mitgestalten. Nutzen Sie daher die Informationsmöglichkeiten, die Ihnen angeboten werden und bauen Sie ein Mindestmaß an Wissen auf. Habe ich ein Recht auf die neueste Behandlung und modernste Arzneimittel? Grundsätzlich ja! Wie bereits erwähnt, entscheiden Sie über die Art Ihrer Behandlung. Dabei sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt besprechen, welche Therapien aus medizinischer Sicht Optionen darstellen ist und dann selbst entscheiden, ob Sie diesen vorgeschlagenen Weg gehen möchten. Leider werden gerade relativ neue Therapien manchmal nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Daher gilt es sich im Vorfeld über eventuelle Kosten zu informieren. Besprechen Sie mögliche Kosten einer „neuen“ Therapie mit Ihrem Arzt an und/oder fragen Sie dazu am besten Ihre Krankenversicherung. Dies gilt auch für Patienten mit privater Krankenversicherung: Nicht dass Sie womöglich Rechnungen an Ärzte oder Kliniken bezahlen 2010 und im Prozess der Rückerstattung nichts oder nur einen geringen Teil erstattet bekommen. In Deutschland werden rund neun Milliarden Euro pro Jahr für komplementär- und alternativ-medizinische Verfahren ausgegeben. Nur etwa 40% davon erstatten die Krankenkassen. Besonders Krebspatienten werden häufig völlig überteuerte Therapien angeboten, die nie in Studien beweisen mussten, dass sie wirklich helfen. Und oft weiß niemand, ob bestimmte Stoffe, Therapien oder „Wundermittelchen“ Ihnen nicht sogar schaden können. Daher sollten Sie auch solche medizinischen Verfahren vertrauensvoll mit Ihrem Arzt besprechen. Gleiches gilt auch für ergänzende „schulmedizinische“ Verfahren oder Therapieangebote im Ausland: Derartige Maßnahmen sollten immer im „Gesamtkontext“ ihrer Erkrankung beurteilt werden. Hinzu kommen Expertise des Durchführenden, erreichbare Nutzen und mögliche Kosten, die Ihnen entstehen können. Bei verschreibungspf lichtigen Medikamenten im Bereich Onkologie, gibt es folgende gängige Wege um eine Therapie zu erhalten: 1.Verordnung/Rezept. Das Medikament ist für Ihre Erkrankung zugelassen, wird vom Arzt verschrieben und von Ihrer Krankenkasse bezahlt. 2.Off Label Use. Als Off-Label-Einsatz bezeichnet man den therapeutischen Einsatz von Medikamenten außerhalb der Erkrankung oder der Personengruppe, für die sie zugelassen sind. (Grundsätzlich kann jedes Medikament vom Arzt „off label“ eingesetzt werden, er muss den Patienten jedoch umfangreicher auf klären und trägt das Haftungsrisiko für die Therapie.) Off-Label-Verordnungen in der Onkologie werden in aller Regel bei den Krankenkassen beantragt und wenn genehmigt – auch erstattet. Die Genehmigung erfolgt in der Regel nur auf Basis von gültigen Leitlinien, anerkannten Empfehlungen oder wissenschaftlicher Literatur (validen Daten). 3.Klinische Studien. Patienten zahlen in der Regel kein Geld, um an einer klinischen Studie teilzunehmen und erhalten das untersuchte Arzneimittel kosten- los. Sie können zudem eventuell sogar andere Ausgaben wie Park- und Reisegebühren erstattet bekommen. Gesetzliche und private Krankenversicherungen decken Kosten im Zusammenhang mit einer klinischen Studie meistens nicht ab. Sie sollten daher mit dem jeweiligen Studienarzt vor Studienbeginn einfach klären, dass alle Kosten abgedeckt sind. Die Teilnahme an klinischen Studien im europäischen Ausland ist nicht unmöglich – aber unter Umständen mit Kosten verbunden. Dies ist vorher unbedingt mit dem Studienzentrum, der Krankenkasse und ggf ls. dem pharmazeutischen Unternehmen abzuklären. Muss mein Arzt Beratungen und medizinische Behandlungen dokumentieren? Die wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen (z. B. Diagnoseuntersuchungen, Befunde, Medikation, ärztliche Hinweise für die Behandlung, Abweichung von einer Standardbehandlung) und Verlaufsdaten (z.B. Auf klärung bzw. der Verzicht auf eine Auf klärung durch den Patienten, Operationsbericht, Narkoseproto­ koll, Besonderheiten im Behandlungsverlauf ) müssen vom Arzt in schriftlicher Form in der Krankenakte festgehalten werden. Dabei genügt eine Aufzeichnung in Stichworten, sofern diese für die mit- oder nachbehandelnden Ärzte verständlich sind. Wichtig ist, dass diese Dokumentation von Unbefugten nicht eingesehen werden darf! Kann der Patient in die Behandlungsunterlagen einsehen? Natürlich darf der Patient seine Behandlungsunterlagen einsehen. Wenn Sie es wünschen, können Sie also jederzeit (auf Ihre Kosten) Kopien oder Ausdrucke von Ihren Unterlagen fertigen lassen. Dies empfiehlt sich z.B. wenn ein Arzt-Wechsel bevorsteht oder Sie Ihre persönliche Krankenakte auf den aktuellen Stand bringen möchten. Generell ist es immer zu empfehlen, einen „Patientenordner“ mit allen relevanten Papieren/Informationen bezüglich Ihrer Erkrankung anzulegen. Hier können Befunde, OP-Berichte und alle weiteren Informationen bequem abgelegt werden. 2 ERKRANKUNG & LEBEN Welche Fristen gelten für die Aufbewahrung der Dokumentation? Grundsätzlich ist die Patientenakte 10 Jahre nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren. Die Fristen zur Auf bewahrung gelten auch nach einer Praxisaufgabe oder Praxisübernahme unverändert weiter. Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass gerade im „Chaos“ eines Praxis-/Klinikumzugs oder eines Arztwechsels Patientendaten verloren gehen können. Auch deshalb ist es ratsam, Kopien aller wichtigen Dokumente in einem persönlichen „Patientenordner“ zu Hause zu sammeln. In der Apotheke wurden mir Re-Importe meiner Medikamente angeboten. Worum handelt es sich hier? Re-Importe sind produzierte Original-Medikamente, die für den ausländischen Markt bestimmt sind. Da die Medikamentenpreise im Ausland häufig niedriger sind, werden diese Medikamente von Arzneimittel-Importeuern dort gekauft und nach Deutschland importiert. In Bezug auf Zusammensetzung und Wirkung sind Re-Importe identisch mit den entsprechenden OriginalPräparaten. Lediglich der Umkarton eines Re-Import-Arzneimittels kann anders aussehen und auch fremdsprachige Bezeichnungen enthalten. Jedoch: Ein aktueller, deutschsprachiger Beipackzettel muss in jedem Fall enthalten sein. Da Re-Importe in der Regel etwas preisgünstiger sind als die Originalpräparate, wird es von Apothekern und Krankenkassen gern gesehen, wenn Patienten auf diese zurückgreifen. In Apotheken werden ReImporte daher häufig als Alternative angeboten. Zusatzfrage: Kann ich auf mein deutsches Originalprodukt bestehen? Wie bereits erwähnt, sind Re-Importe in ihrer Zusammensetzung und Wirkung identisch zu den Original-Produkten und werden meist sogar in denselben Fabriken hergestellt. Möchten Sie trotzdem nicht auf das deutsche Original-Präparat verzichten, sollten Sie dies ganz offen mit Ihrem Apotheker besprechen. Sicherlich kommt er Ihren Wünschen gerne nach. 39 2010 2 WissensWert ERKRANKUNG & LEBEN Rudern gegen Krebs: Benefizregatta nun auch in Frankfurt Am 16. Mai um 10 Uhr ist es soweit: Die „Stiftung Leben mit Krebs“ startet in Kooperation mit der Frankfurter Rudergesellschaft „Germania“ die 1. Benefiz-Regatta in Frankfurt. Unter dem Motto „Rudern gegen Krebs” messen sich dabei ViererBoote auf der 500 Meter langen Rennstrecke der „Mainarena“ zwischen Untermainbrücke und Hohlbeinsteg. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernimmt der hessische Gesundheitsminister Jürgen Banzer. 40 „Rudern gegen Krebs“ ist eine BenefizVeranstaltung die von der „Stiftung Leben mit Krebs“ bereits seit mehreren Jahren durchgeführt wird. „Begonnen hat alles vor sechs Jahren in Mainz. Da haben wir die Aktion zum ersten Mal durchgeführt“, so Klaus Schrott, Sprecher des Vorstandes der „Stiftung Leben mit Krebs“. „Seitdem gab es jährlich eine Benefizregatta in Mainz. Aufgrund des großen Erfolges haben wir uns dann dazu entschlossen, die „Rennen“ auch bundesweit durchzuführen“, erklärt Schrott weiter. Weitere Ruderregatten finden in diesem Jahr in Berlin, Mainz, Kiel, Mannheim, Hamburg, Neuruppin und Erlangen mit der gleichen Zielsetzung statt. Die Erlöse aus der Frankfurter Regatta sind zum Teil der Firma MLP und der ElseKröner-Fresenius-Stiftung zu verdanken und werden zum weiteren Ausbau und zur Durchführung des Sportprogramms für Krebspatienten im Rahmen des Projektes „Sport und Krebs“ zur Verfügung gestellt. eingeschränkten körperlichen Leistungs­ fähigkeit leiden. Aktuelle Untersuchungs­ ergebnisse haben nun gezeigt, dass gerade eine regelmäßige sportliche Betätigung die subjektiven und objektiven Belastungen der Erkrankung und auch der Therapie reduzieren kann. Sport kann günstige Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben und ist oft ein gutes Mittel, um Krebspatienten Kraft und Selbstvertrauen zu geben. Den Grundstein für die Initiative „Sport und Krebs“ legte Prof. Dr. Elke Jäger von der Krebsforschung Rhein-Main e.V.. Die Chefärztin der Klinik für Onkologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main, die auch im Vorstand des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses Nierenkrebs sitzt, ist gleichzeitig Mitbegründerin der Stiftung „Leben mir Krebs“. Sie weiß ganz genau, wie verzweifelt viele Menschen auf die Diagnose Krebs reagieren, wie mutlos die Worte „Sie haben Krebs!“ machen können. Zudem kann sie jeden Tag beobachten, dass viele Patienten mit einer Tumorerkrankung unter einer Doch das Sportprogramm kostet Geld. Die Frankfurter Regatta wird zum Teil durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung und die Firma MLP unterstützt. Um weitere Mittel in die Kassen zu bekommen, hatte Prof. Dr. Jäger eine erfolgreiche Idee: Rudern für den guten Zweck! „Nur wenn alle ein Team bilden, kommt man voran, ist man stark und effektiv. Das ist beim Rudern nicht anders als bei der Krebstherapie, wo unterschiedliche Berufsdisziplinen zusammen arbeiten müssen“, erklärt Frau Prof. Dr. Jäger, die selbst leidenschaftliche Ruderin ist und sich im Sommer vier Mal wöchentlich ins Boot setzt. Genau aus diesem Grund entwickelten Prof. Dr. Elke Jäger und Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer von der Sportmedizin der GoetheUniversität in Frankfurt ein Sportprogramm, das den Schwerpunkt auf ein moderates Ausdauertraining für Krebspatienten setzt. Walking, Joggen, Langlauf, Radfahren oder Rudern sind einige der Möglichkeiten des Trainings, das die Patienten unter ärztlicher Kontrolle in Anspruch nehmen können. Mehr als 600 Personen haben bisher an dem Sportprogramm teilgenommen. Krebs gibt es allerdings auch anderswo, nicht überall sind die Versorgungsmöglichkeiten so gut wie in Deutschland. Im Zusammenhang mit einem internationalen Kooperationsprojekt zwischen der Stiftung Leben mit Krebs und der äthiopischen Stiftung Cancer Care Ethiopia ist die Frankfurter Regatta auch einem Hilfsprojekt gewidmet, welches die Versorgung onkologischer Patienten in Äthiopien verbessern wird. Derzeit gibt es nur ein Krankenhaus mit 18 Betten, ausgebildete Ärzte und Medikamente fehlen weitgehend. Erste Maßnahmen sind der Ausbau eines Patientenheims, der Erwerb eines Fahrzeugs zum Patiententransport und die Bereitstellung von Aus­ bildungsstipendien für äthiopische Ärzte in Frankfurt. Nähere Informationen werden vor Ort durch die äthiopischen Gäste und Mitglieder der äthiopischen Kirchen­ gemeinden in Frankfurt vermittelt. Auch wenn Sie nicht aktiv mit rudern können, bittet die „Stiftung Leben mit Krebs“ herzlich um Ihre Unterstützung: Kommen Sie als Zuschauer zur Regatta am 16. Mai um 10 Uhr an den Main und feuern Sie die Teams tatkräftig an. Weitere Informationen und Ansprechpartner: Stiftung Leben mit Krebs Prof. Dr. med. Elke Jäger Wilhelmstraße 14 65185 Wiesbaden Tel. 0611-360 80 23 E-Mail: [email protected] Homepage: www.rudern-gegen-krebs.de 2010 Das Lebenshaus 2 WissensWert Experten – persönlich: Prof. Dr. Hans Heinzer Wie sind Sie zum Lebenshaus gekommen? Durch einen Kontakt über einen meiner Kollegen. Warum ist Ihnen die Arbeit im Lebenshaus wichtig? Das Lebenshaus ist stets bemüht betroffene Patienten umfassend zu informieren und aufzuklären. Dies unterstütze ich sehr gerne. Auf einen Blick: Verraten Sie uns Ihre Hobbies? An erster Stelle steht natürlich meine Familie. Außerdem mache ich sehr gerne Sport und bin HSV-Fan. Haben Sie einen Buch-Tipp für uns? „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini Gibt es einen Lieblingsfilm? Zuletzt war ich von „Slumdog Millionär“ sehr beeindruckt. Verraten Sie uns Ihre Leibspeise? Ich esse sehr gerne italienische Küche Wie lautet Ihr Lebensmotto/ Wünsche? Was vorstellbar ist, ist auch machbar (A. Einstein). Prof. Dr. Heinzer ist Mitglied im medzinisch-wissenschaftlichen Beirat des Lebenshauses Nierenkrebs in Deutschland. Weitere Mitglieder sind: Prof. Dr. med. Elke Jäger, Frankfurt (Vorstand) – Onkologin Prof. Dr. med. Jan Roigas, Berlin (Vorstand) – Urologe PD Dr. med. Bernhard Brehmer, Aachen – Urologe Dr. med. Viktor Grünwald, Hannover – Onkologe Prof. Dr. med. Hans Heinzer, Hamburg – Urologe Dr. med. Michael Staehler, München – Urologe PD Dr. med. Thomas Steiner , Jena - Urologe Prof. Dr. med. Stephan Störkel, Wuppertal – Pathologe Name: Prof. Dr. Hans Heinzer Wohnort: Hamburg Alter/Geburtstag: 47 Beruf: Urologe Derzeitige Position: Chefarzt der Martini-Klinik am UKE Schwerpunkte: Meine Schwerpunkte liegen im Bereich Prostata-Krebs und Nierenzellkarzinom Kontakt: Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistrasse 52 D-20246 Hamburg www.martini-klinik.de Diese Experten werden wir Ihnen nach und nach in den kommenden Ausgaben des WissensWert vorstellen. 41 2010 2 WissensWert Das Lebenshaus – persönlich: Stefanie Seite Welche Aufgaben übernimmst Du im LH? Auf dem GIST-Forum 2007 in Fulda sprach mich Karin Pelzing an, ob ich nicht Lust hätte, Sie in der Gruppe zu unterstützen. Dieses Angebot nahm ich an. Nach dem schmerzlichen Tod von Karin habe ich die Aufgabe des Patientenkontaktes der SHG Rhein-Ruhr übernommen. So möchte ich, andere Patienten unterstützen, Ihnen eine Möglichkeit zum Austausch geben und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Warum engagierst du Dich im LH? Nachdem ich von meiner Erkrankung erfahren hatte, habe ich im Internet nach Informationen über GIST gesucht und bin so über die Website des Lebenshauses gestolpert. Nach längerem zögern habe ich Kontakt mit Karin Pelzing aufgenommen und mich überzeugen lassen, am nächsten Treffen teilzunehmen. Dort habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt. Ich hatte das erste Mal nach der Diagnose das Gefühl, dass man mich versteht. Mir hat sehr gut gefallen, dass ich Informationen und Erfahrungen austauschen konnte. Nun möchte ich dazu beitragen, dass andere Erkrankte ebenso wieder Halt in ihrem Leben finden können. Was machst du außer Deinem Engagement im LH sonst noch? Ich habe eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht und arbeite seitdem in meinem Ausbildungsbetrieb (Großhandel für Künstlermaterialien) als kaufm. Angestellte im Bereich Einkauf. Mein größtes Hobby ist das Handball spielen. Angefangen habe ich damit im Alter von 7 Jahren. Jedoch in meiner Jugendzeit noch viele Dinge zusätzlich ausprobiert und dadurch mit dem Handball aufgehört. Durch viele Zufälle aber vor einigen Jahren wieder mit viel Leidenschaft angefangen. Meine Position ist das Tor. 42 Dieser Mannschaftssport hat mir nach meiner Diagnose oft geholfen und mir einen Ansporn gegeben wieder in mein „altes“ Leben zurück zu finden. In meiner zusätzlichen Freizeit lese ich gerne, treffe mich mit Freunden, höre Musik (vorzugsweise Rock & Pop) und gehe gerne ins Kino. Hast Du ein Lieblingsbuch? Ein spezielles Lieblingsbuch gibt es nicht. Lese von Romanen über Krimis fast alles. Gibt es einen Lieblingsfilm? Auch da bin ich vielseitig. Von Dirty Dancing, über Disney-Filme bis hin zu Komödien alles dabei. Verrätst Du uns Deine Leibspeise? Nudeln in fast allen Variationen und Eis zum Nachtisch. Wie lautet Dein Lebensmotto? „Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum.“ Auf einen Blick : Name: Stefanie Seite Wohnort: Witten Alter/Geburtstag: 25.03.1978 Seit wann im LH:Oktober 2005 Erkrankung: Meine GIST-Diagnose war eine Zufallsdiagnose, die ich im Juli 2005 bekam. Zu diesem Zeitpunkt war ich 27 Jahre alt. Der Tumor befand sich am Dünndarm und wurde erfolgreich entfernt. Durch eine hohe Mitosen-Anzahl und einer Tumorgröße von 7cm, wurde ich als Hochrisikopatientin eingestuft. Es wurde mir daraufhin die adjuvante EORTC-Studie vorgeschlagen. An dieser konnte ich teilnehmen und habe für einen Zeitraum von 2 Jahren (Okt. 2005 – Okt. 2007) 400mg/Tag Imatinib genommen. Seit Okt. 2008 nehme ich kein Imatinib mehr und bin seitdem tumorfrei. 2010 2 Das Lebenshaus Impressum Founding-Menber of „Unabhängig, fachkundig und engagiert!“ Die Organisation Für Patienten Mit Seltenen Soliden Tumoren: Das Lebenshaus e.V. n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben Das Lebenshaus e.V. Seltene Solide Tumoren: GIST • Sarkome • Nierenkrebs International Kidney Cancer Coalition Hotline 0700-4884-0700 [email protected] www.daslebenshaus.org „Das Lebenshaus e.V.“ ist die Organisation für Patienten mit bestimmten seltenen soliden Tumoren wie GIST, Sarkome und Nierenkrebs, Angehörige und medizinische Fachkräfte. Die wesentlichen Aufgaben­ bereiche des Lebenshauses sind: n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben Der Verein arbeitet professionell mit medizinischen Fachkräften, der forschenden Pharmaindustrie und anderen Patienten­ organisationen weltweit zusammen, um das Bestmögliche für die Betroffenen und ihre Familien in den jeweiligen Indikationen zu erreichen. Das Lebenshaus ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein, ohne Einf lussnahme Dritter. Er finanziert sich durch Fördermitgliedschaften, Privatspenden, Firmenspenden, Sponsoring, Benefiz­ aktivitäten sowie Mitarbeit in EU-geförderten Projekten. Status: Gemeinnütziger Verein, gegründet am 24. Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder), eingetragen unter VR 1152 im Vereins­ register des Amtsgerichts Friedberg/Hessen. Vereinsorgane: Betroffenen-Vorstand, Mitgliederversammlung, Vereinssprecher, angestellte Mitarbeiter sowie zwei mediz.wiss. Beiräte führender Experten in den jeweiligen Indikationen. Spenden-/Bankkonto: Commerzbank Bad Nauheim - BLZ 513 800 40 Konto: 01 30 52 07 00 Bitte geben Sie bei Spenden Ihre komplette Adresse auf dem Überweisungsträger an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung für Ihre Steuerunterlagen zusenden können. Vielen Dank! Vereinsadresse: Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation Usa-Strasse 1, D-61231 Bad Nauheim GIST/Sarkome: Tel.: + 49 (0) 700 4884 0700 Nierenkrebs: Tel.: + 49 (0) 700 5885 0700 Telefax: + 49 (0) 6032-9492-885 Website: www.daslebenshaus.org Zentrale Email: [email protected] Dieser Infobrief „WissensWert“ ist ein kostenloses Informationsangebot des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V. (V.i.S.d.P. Markus Wartenberg, Dr. Marion Beier, Karin Kastrati) Ausgabe 2 = Anfang Mai 2010 – Auf lage 3.000 Ex. Disclaimer / Haftungsausschluss ACHTUNG! Wir sind Patienten, Angehörige, Redakteure und freiwillige Mitarbeiter – keine Ärzte! Die Informationen dieses Infobriefes dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen zu beginnen. Wir haben versucht, diesen Infobrief mit größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen – dennoch sind Irrtümer und Änderungen möglich. Das ist menschlich! Hierfür übernehmen Herausgeber, Vorstand, Vereinssprecher, Redakteure, Beiräte, FremdAutoren und Gestalter keine Haftung. Sollten Sie Irrtümer und Änderungen finden, bitte machen Sie die Redaktion unmittelbar darauf aufmerksam: [email protected] Vielen Dank! 43 2010 2 WissensWert Das Lebenshaus Die wichtigsten Termine im Überblick Das Lebenshaus e.V. Terminkalender: Mai und Juni MAI Datum Ort Veranstaltung 04.05.2010 Birmingham SPAEN Training Sarkome 05.05.2010 Hannover Reg. GIST-Gruppe Hannover 05.05.2010 – 07.05.2010 Birmingham 23. EMSOS Konferenz (Sarkome) 08.05.2010 Frankfurt Sarkom-Fortbildung Kliniken Höchst 11.05.2010 Köln Reg. GIST-Gruppe Köln-Bonn 12.05.2010 München Reg. NIER-SGH "Treffpunkt Nierenkrebs München" 15.05.2010 – 17.05.2010 Eschborn IKCC Steering Committee Meeting 19.05.2010 Experten-Telefon Prof. Dr. Steiner 04.06.2010 – 08.08.2010 Chicago ASCO-Meeting 2010 (www.asco.org) 04.06.2010 München RARECARE Arbeitsmeeting 07.06.2010 Lübeck Reg. GIST-Gruppe Lübeck 07.06.2010 München Reg. GIST-Gruppe München 10.06.2010 Berlin Reg. GIST-Gruppe Berlin 10.06.2010 Mannheim DGKPM-Kongress 15.06.2010 – 16.06.2010 Brüssel Research Advisory Board 17.06.2010 – 20.06.2010 Wien 8th New Horizons Global GIST Summit 23.06.2010 Bochum Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr 23.06.2010 München Reg. NIER-SGH "Treffpunkt Nierenkrebs München" 24.06.2010 Bad Nauheim 8. Geburtstag Das LH 24.06.2010 Eschborn LH GIST-Forum MITTE 25.06.2010 Eschborn LH Sarkom-Forum MITTE 25.06.2010 Eschborn LH-Nierenkrebs-Forum MITTE JUNI Unterstützen Sie Ihr Lebenshaus und unsere gemeinsame Arbeit durch eine Spende! n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben 44 Dresdner Bank Bad Nauheim BLZ: 513 800 40 Konto: 0130520700