handout Gamed 25.1.2017 - Institut für Medizinethik und Ethik im

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Ethik und Moral
Grundsätzliche Aspekte
www.medethik.at
Univ. Lektor Dr. Michael Peintinger
Institut f. Medizinethik & Ethik im Gesundheitswesen
2017
Ethik und Moral - Grundbegriffe
Vier zentrale Fragen des medizinischen Handelns
Können
Dürfen
Müssen
Sollen
MP 2017
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Ethik
Gesellschaft
Ärzte,Pflege,…
Entscheidung
Handlung
Gesellschaft
diverse
Moral:
Prinzipien,
Kulturgebunden
Gesellschaft
Werte,Normen
„Politik“
Öffentl.Meinung
MP 2017
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Moral/Werte
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Was ist Ethik?
Teilgebiet der Philosophie,
das Entstehung, Veränderung, Wirkung
der Moral untersucht
Gesamtheit von Regeln, Werten und Normen, die eine
Gruppe für ihr Handeln verbindlich festgelegt hat
Moral = Praxis
Ethik = Wissenschaft
Moralität der Handlung:
Moralische Qualität einer Handlung, die bewusst und aus Freiheit erfolgt
und moral. Regeln/Werte/Normen als Basis anerkennt.
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Wesentliche Aufgaben
Erkennen der Wertorientierung (eig/vis)
Darauf basierende
Begründungen+ verwendete Argumente betrachten
Überprüfung der verwendeten Sprache & Tonalität
Trennung zwischen Moralität der Handlung und
moralischer Haltung des Handelnden
Identifikation des „ethischen Gehalts“ einer Frage
Beobachtung struktureller Einschränkungen
Beziehungen zu Rechtskodices
Angebot eines Diskursmodells
Überprüfung des Zustandekommens von Entscheidungen
(Meta-Ethik)
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Ethische Entscheidungen
„Instrumente“: Prinzipien und Regeln
„Regeln“: konkreter
z.B.: „Urteilsfähige Patienten sollen aufgeklärt werden.“
„Prinzipien“: allgemeiner
z.B.: “Jedermanns Selbstbestimmung soll respektiert
werden!“
„Begründung der Regeln durch Rückgang auf Prinzipien“
Letzbegründungen
„Heteronom“ = „transzendent“ (Göttl.Offenb.)
„Gott“
„Autonom“ = „innerweltlich“ „Menschenwürde“
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Menschenwürde
Definition:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten
geboren.“ (Art.1 der allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte, 1948)
Kurzformel: „Mensch nicht als Objekt missbrauchen“
Übersetzung in „Menschenrechte“
Probleme: „Banalisierung“, „conversation-stopper“
Hilfe: „Eiserne Ration“ des Menschen (H.L. Schreiber)
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Beispiele für Oberste Begründungs-Prinzipien
„Goldene Regel“
„Kategorischer Imperativ“ (Immanuel Kant): „Handle nur nach
derjenigen Maxime[= “Grundregel”] , durch die du zugleich wollen
kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde!”
Kurzformel:
„Handle so, dass Dein Handeln auch sozial kompatibel ist“!
Utilitarismus: „Größtmögliches Glück (Nutzen) für
größtmögliche Zahl an Menschen“
Zentrale Ethik-Konzepte
Pflicht-Orientierte „to deon“ ~ „das Gesollte“
Ziel- orientierte „to telos“ ~ „Ziel, Zweck“
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Diskursethik
Konsens angestrebt!
2 Ebenen der Argumentation
1. Sachinformation: Klarheit über Fakten
Normen und Werte werden als selbstverständlich vorausgesetzt
2. Wertreflexion:
Wertorientierung beider zu gemeinsamer Reflexion
Konzept der „Idealen Sprech-Situation“
Kommunikative Kompetenz - (Sachkenntnis, Vernünftigkeit,
Argumentationsfähigkeit!)
Gleichwertigkeit aller Diskurspartner- Redegleichheit
Bereitschaft zur Offenheit
Wahrhaftigkeit
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Moral, Ethik und Recht
außermoralisches Recht
(z.B. Ausbildungsfragen)
(z.B. Organisationsfragen)
außerrechtliche Moral
(z.B. moral. bedeutsames Verhalten,
Geduld, Einfühlsamkeit, Loyalität)
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Moral, Ethik und Recht
Rechtliche Normen
Moralische Normen
Moralische Normen bestehen meist früher
Gründung neuer ethischer Normen beruhen auf langen
philosophischen Diskussionen
Rechtsnormen können ohne Diskussion begründet werden…
Moralische Normen können gegen Rechtsnormen stehen
(Med:) Rechtsnormen interessieren mehr…
Behindern Rechtsnormen moralisches Verhalten?
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Grenzen der Ethik (und der Ethikberatung!)
von Ethik selbst gesetzt!
Ethik maßt sich
keine stellvertretende moralische Kompetenz an,
sondern leitet Handelnden dazu an,
selbst moralische Kompetenz zu erwerben
und auszuüben!
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Ethik-Beratung
Klinisch-ethische Beratung (grounded theory“)
Keine Verzögerung
Hebammendienst, der hilft,
die Begründungen, die ja intuitiv bereits zumeist vorliegen,
ans Licht zu bringen
Reflektierte und damit besser fundierte Begründungen
Keine Bevormundung
(Entscheidung bleibt beim Verantwortlichen)
Getragen von Team
Einbettung der medeth. Aspekte in davon betroffene Berufe!
Längerfristig: „Weg-Rationalisierung“
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Ethik-Beratung = Verzögerung?!
Randomisierte, kontrollierte Multicenter-Studie aus den USA
(Schneiderman u. a. 2003-cave!)
551 Intensiv-patienten - 2 Gruppen
eine Gruppe: routinemäßig klinische Ethikberatung
Kein Unterschied in Sterberate
(Beratung führte nicht dazu, dass Patienten sterben, die sonst
möglicherweise noch überlebt hätten!)
signifikant niedrigerer Ressourcenverbrauch
KEB nicht „um Kosten zu sparen“ - aber wirksames Instrument
um Entscheidungen zum Therapieverzicht am Lebensende zu
unterstützen.
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Grundlegende Themen
1. Ethik und Moral
2. Autonomie
3. Arzt-Patient-Beziehung
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
„4 Mittlere Medizinethische Prinzipien“
(Beauchamp/Childress)
Selbstbestimmung des Patienten - Autonomie
Prinzip der Schadensvermeidung
Fürsorgepflicht
Gerechtigkeit
können von allen religiösen und weltanschaulichen Positionen
autorisiert werden (z.B. auch im Buddhismus!)
Konsens - unabhängig von Überzeugung - möglich!
Ergänzt durch Prinzipien 2.Ordnung (Schweigepflicht, Wahrhaftigkeit,
Vertrauenswürdigkeit) + Tugenden, Leitbilder…
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Grundlage des therapeutischen Handelns
Therapie
Indikation
MP 2017
Autonomie
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Dimensionen von Therapiezielen
1. Unmittelbares Therapieziel
2. Mittelbare(s) Therapieziel(e)
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Unmittelbares Therapieziel
Jenseits der Brücke anzulangen
„Überbrückung einer akut
lebensbedrohlichen
Situation
infolge des Versagens
eines vitalen
Organsystems” (SAMW)
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
1960
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
2016
MP 2017
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Mittelbare Therapieziele
Unmittl.Therapieziel
„Geplante Aufnahme an eine Intensivstation
an Vorhandensein potenziell positiver Prognose
für Weiterleben gebunden“
(Konsensuspapier Intensivmed.Gesellschaften Österreichs)
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Grundlage des therapeutischen Handelns
Therapie
Indikation
Autonomie
_______________________________
_______________________________
_______________________________
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Autonomie
Schutzrecht! (vgl. §110 StGb)
„Recht und Vermögen des Menschen, selbstständig zu
entscheiden, was mit ihm geschehen soll“
erwächst aus den eigenen Wertvorstellungen/Glauben
basiert auf adäquater Information und Verstehen
ist frei von äußerer und innerer Nötigung.
Zur Ausübung: Fürsorge notwendig
(Kommunikation, Wertewahrnehmung, Position…)
Abhängig vom sozio-kulturellen Umfeld (An „Indiv. ausgerichtete“
Länder ; Länder mit vorrangig „kollektiven, (religiös/ politisch
begründeten) Normen vor Wert individueller Freiheiten “ )
„Die Autonomie kann sich auf dem Boden von Verdrängung nicht
entwickeln, geschweige denn auf dem Boden von Verneinung oder
Lüge.“(J.F. Malherbe)
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Ethik und Moral - Grundbegriffe
Gemeinsame Entscheidungen gehen über
naturwissenschaftlich-pragmatische Sicht hinaus
„Können“ – „Dürfen“ – „Müssen“ – „Sollen“
Wertorient. Lebensentscheidungen/Therapieentscheidungen
Aufklärung, Lebensqualitäts-Einschätzung (individuell)
(Karnofksy: 4 Dimens.: Physisch, psychisch, sozial, spirituell!)
Einbindung von Angehörigen, Vorausschauende
Entscheidungen (z.B. PV)
Handlungsentscheidungen bei sinnvoller Handlung aber
unsicherer / schlechter Prognose (Futility“ –Problematik)
Therapieziel-Änderungen (kurativ/palliativ) + Therapie –
„Reduktionen“,
Sterbehilfeproblematik
Ethische Dilemmata (indiv/strukt/organisat/ethisch)
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Autonomie
Änderung des Gesundheitsbegriffs
„Bedingte Gesundheit“
„Gesundheit ist die Fähigkeit eines
Individuums, ungeachtet bestehender
Beschränkungen und Belastungen
relativ autonom zu bleiben“
(J.Siegrist)
mit jedem therapeutischen Geschehnis, das zur
Zunahme der Autonomie führt, wird ein konkreter
Beitrag zur Gesundheit geleistet!
…und damit auch mit jedem kommunikativem Akt!
MP 2017
Johannes Siegrist,*6.
8.1943 in Zofingen)
Schweizer Medizinsoziologe
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Kommunikation im
Krankenhaus
Philosophische AutonomieGrundforderung
„Entwickle die Autonomie der anderen
und zugleich
wird deine eigene Autonomie sich
entwickeln.“
„Die Autonomie
kann sich auf dem Boden von
Verdrängung nicht entwickeln,
geschweige denn auf dem Boden von
Verneinung oder Lüge.“
(J.F. Malherbe)
MP 2017
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Autonomie
Typische Irrtümer
1. Ausblendung der Autonomie des Patienten
2. Eingrenzung der Autonomie auf bloße
Zustimmung zu einem Eingriff
3. Nicht-Beachtung der eigenen Wertungen bei Kommunikation
4. Wertungsvermögen aufgrund des naturwissenschaftlichen
Expertentums in richtig/falsch einteilen (auch: „gut/böse“!)
5. „Instant“-Wertgefüge zur Förderung der Selbstbestimmung
eines „ratlosen“ Patienten (eigenes Wertgefüge)
6. „ Minderung der Fürsorge durch Berücksichtigung der
Autonomie“(Gegenteil: Neue anspruchsvolle Betätigungsfelder!!!)
7. Defizite in der Autonomiekompetenz führen zur automatischen
Relativierung des Selbstbestimmungs-Rechts
8. Sehr weite Auslegung einer verringerten Kompetenz
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Ethik und Moral
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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