19. /20. NOV 2016 Julia Fischer S C H AU S P I E L H AU S PHIL 2016/17 PROGRAMM Aram Chatschaturjan (1903 –1978) Konzert für Violine und Orchester d-Moll (1940) Allegro con fermezza Andante sostenuto Allegro vivace PAUSE Dmitri Schostakowitsch (1906 –1975) Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47 (1937) Moderato Allegretto Largo Allegro non troppo Michael Sanderling | Dirigent Julia Fischer | Violine 1 KOMPONIEREN UNTERM SOWJETSTERN In den 30er Jahren gründete sich die noch junge Sowjetunion auf unerbittlichem, allgegenwärtigem Terror. Nach dem Tode Lenins hatte sich 1924 Josef Stalin gegen seine Widersacher von links und rechts mit eiserner Hand durchgesetzt und machte die meisten seiner Kritiker einschließlich derjenigen, die auch nur im Verdacht irgendeiner Nähe zu ihnen standen, bestenfalls mundtot, verbannte sie nach Sibirien oder ließ sie gleich exekutieren. Erst die 50er Jahre ließen nach dem Tode Stalins eine gewisse Entspannung erkennen; viele der ehemaligen „Staatsfeinde“ wurden rehabilitiert, unter ihnen auch zahllose Komponisten und Musiker. Heikel bis gefährlich blieb das Klima für alle Kulturschaffenden dennoch bis zum Ende der Sowjetunion und darüber hinaus allemal. Vermutlich ist das Land daher im Westen bis heute schwer zu verstehen. Es wirkt in all seiner Monstranz abstoßend und anziehend zugleich, denn es entzieht sich einem eindeutigen Urteil. Viele Musiker – unter ihnen Sergej Prokofjew und die im heutigen Konzert näher beleuchteten Kollegen Aram Chatschaturjan und insbesondere Dmitri Schostakowitsch – fochten letztlich vor allem mit sich selbst qualvolle innere Kämpfe aus. Sie gipfelten mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen in der Frage, ob man die Sowjetunion aufgrund der stalinistischen Repressalien verlassen oder doch bleiben solle, der zumeist hoffnungslosen Illusion hingegeben, in der geliebten Heimat etwas bewegen zu können. Im Ergebnis laufen ihre Werke immer wieder Gefahr, von allen politischen Seiten bis heute zum Teil mutwillig missdeutet, zumindest aber oft fehlinterpretiert zu werden. DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Aus westlicher Perspektive ohne Erfahrung, was Verfolgung, Todesangst und Bedrohung wirklich bedeuten, kann man sich wohl kaum eine authentische Vorstellung davon machen, was Dmitri Schostakowitsch zwei Jahre nach der Uraufführung seiner „Lady Macbeth von Mzensk“ erlitt. 1934 vom Publikum frenetisch gefeiert, trat die emanzipatorische Geschichte um die in den Zwängen der russi2 schen Feudalgesellschaft gefangene Katerina ihren ersten Siegeszug an, bis sie 1936 nach einem Opernbesuch Stalins in der Prawda unter dem berüchtigt gewordenen Titel „Chaos statt Musik“ verrissen wurde und für Jahrzehnte in der Versenkung verschwand. Diese Verbannung der extrem naturalistischen, konfliktreichen Tonsprache des noch jungen Schostakowitsch galt nicht nur seiner 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus künstlerischen Natur als vermeintlicher „Formalist“ – sie ging auch einher mit einer nur allzu realen Lebensgefahr, die sich schon dadurch drohend andeutete, da nur wenig später Schostakowitschs Schwester nach Sibirien deportiert und sein Schwager inhaftiert wurde. Täglich musste der Komponist über Jahre hinweg auch mit seiner persönlichen Vernichtung oder wenigstens Verbannung rechnen. Dass hier und da Menschen verschwanden wegen weitaus geringerer „Vergehen“, war an der Tagesordnung und konnte niemandem verborgen bleiben. Kulturfunktionär und Stalinvertrauter Andrej Schdanow, der jedweden „Formalismus“ als „hündischen Kadavergehorsam gegenüber dem Westen“ verunglimpfte, war als gnadenloser „Säuberer“ gefürchtet. Deshalb, so erinnert sich der große Schostakowitsch- und Mrawinski-Freund Mariss Jansons, habe die sowjetische Intelligenz stets zwischen den Zeilen lesen müssen. „Wäre Schostakowitsch nicht Komponist gewesen, hätte man ihn wahrscheinlich nach Sibirien geschickt. Obwohl die Sprache seiner Musik emotional suggestiv ist, bleibt sie dennoch abstrakt, und die Noten des Widerspruchs waren deshalb schwer zu beweisen; daher war es auch schwierig, ihn zu kritisieren.“ Während das Trauma der Lady dafür sorgte, dass Schostakowitsch vorerst sein Talent der Oper verweigerte, gab er die Zuneigung zur Sinfonie niemals auf, obwohl er die vierte noch während der Proben zurückzog – sie war ihm als „Credo des Komponisten“ zu gefährlich, ging zwischenzeitlich verloren und wurde erst 1961 uraufgeführt. Nach dem Eklat, der Schostakowitsch an Selbstmord denken ließ, musste der geschmähte Komponist nun seine politische Integrität unter Beweis stellen, was ihm, später immerhin fünfmaliger Stalinpreisträger, auch zugetraut wurde. Dass Schostakowitsch mit immerhin 15 Sinfonien einer Gattung die Stange hielt, die schon am Anfang seines Lebens eigentlich als überholt galt, zeigt mehr denn je seine Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts. Dmitri Schostakowitsch musste sich beständig als Künstler vor seinem vermeintlichen gesellschaftlichen Auftrag rechtfertigen. Julia Fischer 3 EIN TRIUMPH FÜR IDIOTEN S C H O S T A KO W I T S C H : S I N F O N I E N R . 5 D - M O L L Öffentlich musste Schostakowitsch zu Kreuze kriechen und seine „schöpferische Antwort auf berechtigte Kritik“ darbieten: Die 5. Sinfonie wurde 1937 uraufgeführt – tatsächlich unter großem Jubel des Publikums und der Parteiführung. Schostakowitsch schien auf den „richtigen Weg zurückgekehrt“ zu sein. Das Werk bekam vier einfach konstruierte Sätze und nahm sich althergebrachte Formen wie den Sonatensatz oder das Scherzo zum Vorbild. Dabei sind ihre Themen weder „einfach“ noch „volkstümlich“, wie gefordert, sondern chromatisch oder gar zwölftönig aufgebaut. Schostakowitsch gelang es nur auf meisterhafte Weise, scheinbar Normen zu erfüllen und diese gleichzeitig subversiv zu brechen. Führt der Komponist in den beiden ersten Sätzen die Forderungen des sozialistischen Realismus nach Monumentalität und Volkstümlichkeit 4 ad absurdum, indem er sie als Überwältigungsästhetik bloßstellt, ist das Largo in seiner kammermusikalischen Konzeption gänzlich subjektive Trauermusik, die den seelischen Zustand des Komponisten beschreibt. Umso krasser dann der Gegensatz, den Schostakowitsch in einer großen dramaturgischen Steigerung nach Beethovens Prinzip, „vom Dunkel ins Licht“ zu streben, zum Marsch im vierten Satz treibt, der in der Uraufführung als Freudengeheul missdeutet wurde. In den bezüglich ihrer Authentizität nicht ganz unumstrittenen Memoiren Schostakowitschs heißt es jedoch: „Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen. Als schlage man uns mit einem Knüppel und verlange: Jubeln sollt ihr! Und der geschlagene 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus „Wer das Finale als Glorifikation empfindet, ist ein Idiot – ja, es ist ein Triumph für Idioten.“ Mstislaw Rostropowitsch Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf den Beinen halten. Geht, marschiert, murmelt vor sich hin: Jubeln sollen wir. Man muss schon ein kompletter Trottel sein, um das nicht zu hören.“ Ob echt oder nicht, Mstislaw Rostropowitsch beglaubigte das Zitat später mit den folgenden Worten: „Wer das Finale als Glorifikation empfindet, ist ein Idiot – ja, es ist ein Triumph für Idioten.“ Entscheidend für diesen falsch verstandenen Triumphmarsch ist die bis heute ungelöste Tempodiskussion: mal langsam, wie eine Persiflage, mal doppelt so schnell. Die Metronom-Angaben der unterschiedlichen Ausgaben widersprechen sich. Wie man es auch immer interpretiert: Der „Optimismus“ dieser Sinfonie besteht darin, dass der unpersönliche Held zum Kampf bereit war, aber es ist eben kein echter Sieg. Auch in anderen Werken findet sich solch ein „hohles“ Dur-Orgeln, und bei Lichte betrachtet existiert keine einzige Sinfonie, von der man behaupten könnte, sie handle real von großen Heldentaten. Meist spiegeln sie in ihrer Doppelbödigkeit eher den irrwitzigen Wahn der Nomenklatura, Musik zum fröhlichen, stärkenden Volkserziehungsinstrument zu machen, die beständige Angst und einen unglaublich geistreichen Sarkasmus, der oberflächlich gesehen gar keiner ist, weil er den Anforderungen ja gerecht wird, sie dabei gleichzeitig aber überzeichnet und sich damit grenzenlos über sie lustig macht. Dass Schostakowitsch aber mit immerhin 15 Sinfonien einer Gattung die Stange hielt, die schon am Anfang seines Lebens eigentlich als überholt galt, zeigt mehr denn je seine Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts. DMITRI SCHOSTAKOWITSCH * 25. September 1906 in St. Petersburg † 9. August 1975 in Moskau S I N F O N I E N R . 5 D - M O L L O P. 4 7 Entstehung vollendet am 20. Juli 1937 Uraufführung 21. November 1937 im Großen Saal der Leningrader Philharmonie, Dirigent: Jewgeni Mrawinski Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt 23. September 2012, Dirigent: Michael Sanderling Spieldauer ca. 45 Min. Besetzung Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Es-Klarinette, 2 Klarinetten (B, A), 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Celesta, 2 Harfen, Klavier, Streicher Julia Fischer 5 VOMFREUDENZUSTANDZUR SCHAFFENSKR ISE CHA TSCHA TUR JAN :V IO L INKON ZER TD -MO L L enzu rV e r fü gun g ,d a s se sm i rs chw e rfi e l ,s i e Ind i e s e rh e k t i s ch en , fu r ch t s am enZ e i th a t t e m ini r g end e in eO rdnun gzub r in g en . “B e r au s ch t A r amCh a t s ch a tu r j ane inl e i ch t e r e sL eb en . ons e in e rS ch aff en s k r a f t ,h a t t eCh a t s ch a tu r N o ch .N a chd emüb e r r a g end enE r fo l gs e in e s v and a sV i o l in k on z e r tinnu rzw e iM on a t enin g l o r i o s enB a l l e t t s„D a sG lü ck “ ,d a se rsp ä t e r j s e in emSomm e rh au sf e r t i g g e s t e l l t .E rb e k ann m i tüb e r s i ch t l i ch e r Qu a l i t ä t s s t e i g e run gzu t e ,d a s sihnd a sv ond e r„ v i r tu o s enL e i ch t i g k e i t „G a y an eh “um a rb e i t e t eundd emd e rau ch s chu ld i g enR e inh e i t “ch a r a k t e r i s i e r t e im W e s t enb e rühm tg ew o rd en e„S äb e l t an z “ undun Sp i e lO i s t r a ch ss t änd i gimK op fh e rum g e g e i s en t s t amm t ,b e f ands i chCh a t s ch a tu r j anin t e r ts e i ,a l se rm i td e rK omp o s i t i onb e g ann . g lü ck l i ch e rV e r f a s sun g ,zum a ld i eG ebu r t s e in e se r s t enSohn e sb e v o r s t and .A l szw e i t en T e i le in e sT r yp t i ch on sv ond r e iSo l o k on z e r t en ,d i efü rd i eIn s t rum en t ee in e sk l a s s i s ch en ImN o v em b e r1 9 6 4 l e i t e t eA r amK h a c h a t u r i a nd i e K l a v i e r t r i o sg ed a ch tw a r en ,en tw a r fe rfü r D r e s d n e rP h i l h a rm o n i ea nd r e iA b e n d e n imH y g i e n e D a v id O i s t r a che inV i o l in k on z e r tind -M o l l . 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Die Solovioline stellt dann das lyrische zweite Thema vor, das von den Holzbläsern beantwortet wird. Eine kurze Kadenz leitet die Durchführung ein, die dem Solisten mehrere prominente und hochvirtuose Passagen gestattet. Eine zweite längere Kadenz beginnt mit einem leisen Duett zwischen Solo-Violine und Klarinette, wird aber bald lebhafter. Die Reprise der Hauptthemen führt zu einer kurzen Coda, bezogen auf das Motiv des ursprünglichen Themas. Im expressiven, aber nicht zu langsamen zweiten Satz, der durch eine große Bandbreite unterschiedlicher Stimmungen charakterisiert ist, kehrt Chatschaturjan zu seinen tiefen folkloristischen Wurzeln zurück, indem er das Bild eines „Aschug“, eines umherziehenden armenischen Spielmanns, heraufbeschwört. Der Allegro-Satz in Rondoform beginnt mit einer lebendigen Orchesterfanfare und stellt – wie im Übrigen das gesamte Konzert – enorme Anforderungen an das Durchhalte- 8 vermögen und die Präzision des Solisten. Er trägt einen mitreißenden Tanzcharakter und ist ein Paradebeispiel für die Integration volksmusikalischer Anleihen in die Weiterentwicklung der quasi-sinfonischen sowjetischen Musik. Das Konzert wurde zunächst gut aufgenommen und bereits ein Jahr nach der Uraufführung mit dem Stalinpreis ausgezeichnet. 1948 allerdings, nur sieben Jahre später, geriet auch Chatschaturjan ins Kreuzfeuer der Kritik, weil seine 3. Sinfonie von eben demselben berühmt-berüchtigten Komponistenverband als „formalistisch“ abgelehnt worden war, der auch Dmitri Schostakowitsch beständig in Angst und Schrecken versetzte. Kurz nach Stalins Tod postulierte Chatschaturjan in ei- 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus „Ich arbeitete schnell und mit Leichtigkeit, meine Vorstellungskraft war wie beflügelt. Mir stand ein solcher Überfluss an musikalischen Themen zur Verfügung, dass es mir schwer fiel, sie in irgendeine Ordnung zu bringen.“ Aram Khachaturian ner Zeitschrift heftige Kritik: „Man muss sich entschieden lossagen von der schlechten Praxis der Einmischung in den Schaffensprozess des Komponisten seitens der Mitarbeiter musikalischer Verwaltungsstellen. Das Schaffensproblem kann man nicht auf bürokratischem Wege lösen. Keine Bevormundung! Der Komponistenverband soll nicht die Funktion eines unfehlbaren Richters übernehmen.“ Obwohl 1958 rehabilitiert, späterhin mit Preisen überschüttet und als eine Art Nationalheld verehrt, hatten die Ereignisse von 1948 eine deutliche Spur im kompositorischen Leben Aram Chatschaturjans hinterlassen. Nur wenige Jahre vor seinem Tod 1978 fabulierte er darüber, warum ihm das Komponieren so schwer geworden sei: „Irgendwann beginnt man, an sich selbst zu zweifeln.“ Der späte Stalinismus, so der Komponist, sei der Ausgangspunkt für seine Schaffenskrise gewesen. An der Popularität seines Violinkonzertes änderte das nichts. Durch seine „zugängliche Form“ eroberte es sich rasch einen festen Platz im Repertoire des 20. Jahrhunderts und hat sich bis heute seine Popularität erhalten. ARAM CHASCHATURJAN * 6. Juni 1903 in Tiflis † 1. Mai 1978 in Moskau KO N Z E R T F Ü R V I O L I N E U N D ORCHESTER D-MOLL Entstehung 1940 Widmung David Oistrach Uraufführung Violine: David Oistrach, Dirigent: Alexander Gauk Staatliches Sinfonieorchester der UdSSR zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt 14. Oktober 2012, Dirigent: Michael Sanderling Transkription für Flöte 1968 für Flöte, mit Einverständnis des Komponisten durch Jean-Pierre Rampal Spieldauer ca. 39 Min. Besetzung Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Streicher Julia Fischer 9 MICHAEL SANDERLING Michael Sanderling ist seit der Spielzeit 2011/12 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Sein Name verbindet sich mit einem großen musikalischen und technischen Anspruch, konzentrierter Probenarbeit und Konzertereignissen von unvergesslicher Intensität. Der Erfolg der jüngsten Tourneen nach Südamerika, Asien, Großbritannien und in die USA, der zu sofortigen Wiedereinladungen führte, zeigt, dass Sanderling die Dresdner Philharmonie durch seine Arbeit innerhalb kürzester Zeit zur Höchstform gebracht hat. In der Saison 2016/17 konzertiert Michael Sanderling mit seinem Orchester u.a. in Shanghai, Peking, Seoul, Tokyo, Osaka, London, Wien, München und Köln. Ein besonderer Schwerpunkt der Dresdner Konzertprogramme ist die Arbeit am Gesamtzyklus der Sinfonien von Beethoven und Schostakowitsch. Die erste bei Sony Classical erschienene CD-Produktion verdeutlichte mit überraschenden Bezügen die Tragfähigkeit der Gegenüberstellung dieser beiden großen Sinfoniker und schlug ein neues Kapitel in der Diskographie der Dresdner Philharmonie auf. Als gefragter Gastdirigent leitet Michael Sanderling regelmäßig renommierte Orchester wie das Gewandhausorchester Leipzig, 10 das Tonhalle-Orchester Zürich, die Münchner Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, die Tschechische Philharmonie, das Konzerthausorchester Berlin, das NHK Symphony Orchestra, das Toronto Symphony Orchestra und die Sinfonieorchester des WDR und des SWR. Michael Sanderling ist einer der ganz Wenigen, deren Weg vom Solisten und Orchestermusiker in die Top-Liga der Dirigenten führte. 1987 wurde der gebürtige Berliner im Alter von 20 Jahren Solo-Cellist des Gewandhausorchesters Leipzig unter Kurt Masur, von 1994 bis 2006 war er in gleicher Position im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin tätig. Als Solist gastierte er u.a. beim Boston Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic Orchestra und Orchestre de Paris, als passionierter Kammermusiker war er acht Jahre lang Mitglied des Trios Ex Aequo. Im Jahr 2000 trat er beim Kammerorchester Berlin erstmals ans Dirigentenpult; von 2006 bis 2010 war er Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Erfolge als Operndirigent feierte er mit Philip Glass‘ „The Fall of the House of Usher“ in Potsdam und mit Sergei Prokofjews „Krieg und Frieden“ an der Oper Köln. Als Cellist 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus und Dirigent nahm er bedeutende Werke von Dvořák, Schumann, Schostakowitsch, Prokofjew und Tschaikowski auf CD auf. Eine Herzensangelegenheit ist Michael Sanderling die Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs. Er unterrichtet als Professor an der Musikhochschule Frankfurt/Main und arbeitet regelmäßig mit dem Bundesjugendorchester, dem Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar, der Jungen Deutschen Philharmonie sowie mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester zusammen. Von 2003 bis 2013 war er der Deutschen Streicherphilharmonie als Chefdirigent verbunden. Julia Fischer 11 JULIA FISCHER Bereits im Alter von neun Jahren wurde Julia Fischer als Jungstudentin von der renommierten Geigenprofessorin Ana Chumachenco in die Hochschule für Musik und Theater München aufgenommen. 2011 übernahm sie deren Nachfolge. Konzerthöhepunkte der letzten Jahre waren Engagements bei den Wiener Philharmonikern, den BBC Philharmonic, den St. Petersburger Philharmonikern und dem San Francisco Symphony Orchestra. Sie trat unter Dirigenten wie Blomstedt, Eschenbach, Paavo Järvi, Rattle oder Zinman auf. 2011 gründete Julia Fischer ihr eigenes Quartett, in dem sie zusammen mit dem Geiger Alexander Sitkovetsky, dem Bratscher Nils Mönkemeyer und dem Cellisten Benjamin Nyffenegger musiziert. Ergänzt werden ihre 12 kammermusikalischen Aktivitäten durch Auftritte mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott, mit dem sie eine Duo-CD mit Werken von Halvorsen, Kodály, Ravel und Schulhoff eingespielt hat. Julia Fischer ist auch eine ausgezeichnete Pianistin: Anfang 2008 gab sie in der Alten Oper Frankfurt ein Konzert, in dem sie sowohl Griegs Klavierkonzert als auch ein Violinkonzert von Saint-Saëns spielte. Diese viel gelobte Aufführung wurde von der Unitel mitgeschnitten und als DVD bei der Decca veröffentlicht. Bei der Decca brachte Julia Fischer bislang Violinkonzerte von J. S. Bach heraus, die Caprices von Paganini, das Violinkonzert Nr. 1 von Bruch und das DvorákViolinkonzert und mehrere andere. Ihre Einspielungen stoßen auf höchstes Lob bei den international wegweisenden Medien und wurden mit vielen Auszeichnungen wie dem BBC Music Magazine Award, dem Diapason d’Or de l’Année und dem ECHO Klassik bedacht. Viele weitere Preise ehren die Künstlerin: 2006 wurde Julia Fischer in die JahrhundertGeiger-CD-Edition der Süddeutschen Zeitung aufgenommen. 2007 erhielt sie als Artist of the Year den international hoch angesehenen Gramophone Award und 2011 den Deutschen Kulturpreis. Julia Fischer spielt auf einer Geige von Giovanni Battista Guadagnini (1742) sowie auf einer Philipp Augustin Geige (2011). 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus GROSSE KUNST BRAUCHT GUTE FREUNDE WIR DANKEN DEN FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARMONIE Heide Süß & Julia Distler Besondere Hörempfehlungen von SOL GABETTA LIVE MIT DEN BERLINER PHILHARMONIKERN Die neue CD mit dem Cellokonzert von Edward Elgar unter Sir Simon Rattle und dem virtuos-verspielten 1. Konzert von Bohuslav Martinů unter der Leitung von Krzysztof Urbański. JAN VOGLER SCHUMANN Schumann im Originalklang: auf dem ersten Album des Dresdner Festspielorchesters unter Ivor Bolton erklingen das Cellokonzert mit Jan Vogler sowie die 2. Sinfonie in historischer Aufführungspraxis. JONAS KAUFMANN DOLCE VITA Das neue Album mit den schönsten italienischen Klassikern wie Volare, Torna a Surriento, Parlami d’Amore, Core ‘ngrato, Passione, Caruso u.a. Aufgenommen in Sizilien mit dem Orchestra del Teatro Massimo Palermo. www.opus61-dresden.de GESCHENKE MIT APPLAUS GARANTIE Konzert-Gutscheine erhalten Sie an der Gewandhauskasse und in unserem Webshop. GEWANDHAUS ZU LEIPZIG T +49 341 1270-280 [email protected] www.gewandhausorchester.de Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert 1. VIOLINEN BRATSCHEN Heike Janicke KV Christina Biwank KV Prof. Wolfgang Hentrich KV Dalia Richter KV Steffen Seifert KV Christoph Lindemann KV Steffen Neumann KV Ute Kelemen KV Hans-Burkart Henschke KV Johannes Groth KV Harald Hufnagel Marcus Gottwald KV Antje Becker KV Alexander Teichmann KM Heiko Mürbe KV Andreas Kuhlmann KV Eva Knauer Annegret Teichmann KM Wolfgang Grabner Theresia Hänzsche Tobias Mehling Juliane Kettschau KM Deborah Jungnickel Xianbo Wen Johanna Buckard Christin Uhlemann 2. VIOLINEN Markus Gundermann Adela Bratu Norbert Killisch VIOLONCELLI Prof. Matthias Bräutigam KV Valentino Worlitzsch* Victor Meister KV Petra Willmann KV Thomas Bäz KV Rainer Promnitz KV Denise Nittel Karl-Bernhard von Stumpff KV Steffen Gaitzsch KV Alexander Will KM Viola Marzin KV Dr. phil. Matthias Bettin KV Heiko Seifert KV Andreas Hoene KV Andrea Dittrich KV Constanze Sandmann KV Jörn Hettfleisch Susanne Herberg Christoph Schreiber-Klein Signe Dietze 16 Matan Gilitchensky Daniel Thiele KV Bruno Borralhinho KONTRABÄSSE Prof. Benedikt Hübner KM Razvan Popescu Olaf Kindel KM Norbert Schuster KV Bringfried Seifert KV Thilo Ermold KV 19. NOV, Sa, 19.30 Uhr / 20. NOV 2016, So, 11.00 & 19.30 Uhr, Schauspielhaus Dietrich Schlät KV Matthias Bohrig KV Carsten Gießmann KM Ilie Cozmaţchi Klaus Gayer FLÖTEN TROMPETEN Karin Hofmann KV Mareike Thrun KV Andreas Jainz KV Birgit Bromberger KV Christian Höcherl KV Jeremie Abergel* Nikolaus von Tippelskirch Claudia Rose KM Björn Kadenbach OBOEN POSAUNEN Undine Röhner-Stolle KM Matthias Franz KM Jens Prasse KV Peter Conrad KV Prof. Guido Titze KV Joachim Franke KV Nir Gavrieli* TUBA KLARINETTEN Prof. Jörg Wachsmuth KV Prof. Fabian Dirr KV HARFE Bettina Aust* Dittmar Trebeljahr KV Nora Koch KV Klaus Jopp KV Sarah Christ* Jussef Eisa* PAU K E | S C H L A GW E R K FAG OT T E Stefan Kittlaus Daniel Bäz KM Gido Maier KM Robert-Christian Schuster KV Jochen Ille* Jörg Petersen* Alexej Bröse Manuel Krötz* Michael Lang KV HÖRNER KLAVIER | CELESTA Michael Schneider KV Alberto Carnevale Ricci* Hanno Westphal KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos · * Gast Torsten Gottschalk Julia Fischer 17 IMPRESSUM Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind. DRESDNER PHILHARMONIE Postfach 120 424 01005 Dresden BESUCHERSERVICE Telefon 0351 4 866 866 [email protected] CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling EHRENDIRIGENT: Kurt Masur † ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de Billy INTENDANTIN: Frauke Roth TEXT: Christian Schmidt Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors. REDAKTION: Adelheid Schloemann GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH Preis: 2,50 € BILDNACHWEIS cultur-images: S. 4 Aram Chatschaturjan (Der Komponist als Dirigent der Dresdner Philharmonie bei den Konzerten 6. – 8. November 1964 im Deutschen Hygiene-Museum), Foto privat: S. 8 Nikolaj Lund: S. 11 Decca / Felix Broede: S. 12 privat: S. 18