IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte Haushaltstheorie / Individuelle- und Marktnachfrage Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 1 / 39 Überblick Wahl des optimalen Güterbündels. Individuelle und aggregierte Nachfrage. Substitutionseffekt nach Hicks. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 2 / 39 Nutzenfunktion Präferenzen sind relativ abstrakt. Es ist hilfreich Präferenzen anhand einer Nutzenfunktion auszudrücken. Nutzenfunktion ordnen jedem Güterbündel ein bestimmtes Nutzenniveau zu. Mit Nutzenfunktionen können wir die optimale Verbraucherentscheidung mit “Standardmethoden” lösen. → Graphisch: Budgetgerade und Indifferenzkurve → Rechnerisch: Budgetgerade und Nutzenfunktion Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 3 / 39 Nutzenfunktion - Beispiel Nutzenfunktion für Güter x und y: U(x, y ) = 2x + 4y Was ist der Nutzen von Bündel A(x, y ) = (3, 4)? Was ist der Nutzen von Bündel B(x, y ) = (4, 3)? Was ist die Präferenzordnung der Konsumentin? Die Differenz zweier Nutzenniveaus hat normalerweise keine Aussage, nur die Rangordnung ist von Bedeutung (ordinale Nutzentheorie). Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 4 / 39 Nutzenfunktion - Beispiel Nutzenfunktion für Güter x und y: 1 1 U(x, y ) = x 2 y 2 Was ist der Nutzen von Bündel A(x, y ) = (4, 4)? Was ist der Nutzen von Bündel B(x, y ) = (9, 9)? Was ist die Präferenzordnung der Konsumentin? Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 5 / 39 Besondere Nutzenfunktionen Perfekte Substitute: U(x, y ) = αx + βy → z.B. U(x, y ) = 3x + 7y Perfekte Komplemente: U(x, y ) = min{αx, βy } → z.B. U(x, y ) = min{3x, 7y } Cobb-Douglas mit 0 < α < 1 1 3 U(x, y ) = x α y 1−α → z.B. U(x, y ) = x 4 y 4 Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 6 / 39 Nutzenfunktionen und Indifferenzkurven - Beispiel Wir können für Nutzenfunktionen einfach die Indifferenzkurven zeichnen. Erinnerung: Bündel auf der selben Indifferenzkurve bieten alle das selbe Nutzen. Beispiel: U(x, y ) = 3x + 5y Für U(x, y ) = 12 haben wir I1 : y = 12 3 − x 5 5 Für U(x, y ) = 15 haben wir I2 : y = Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 15 3 − x 5 5 22/04/2015 7 / 39 Nutzenfunktionen und Indifferenzkurven - Beispiel Indifferenzkurven für U(x, y ) = 3x + 5y Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 8 / 39 Nutzenfunktionen und Indifferenzkurven - Beispiel 1 1 Beispiel: U(x, y ) = x 2 y 2 Generel führen Cobb-Douglas Nutzenfunktionen mit 0 < α < 1 zu konvexen Indifferenzkurven. Für U(x, y ) = 12 haben wir s I1 : y = 1 2 x Für U(x, y ) = 15 haben wir s I2 : y = Bernhard Schmidpeter (JKU) 12 1 2 1 2 15 x 1 2 IK ÖEM →y = 122 x →y = 152 x 22/04/2015 9 / 39 Nutzenfunktionen und Indifferenzkurven - Beispiel 1 1 Indifferenzkurven für U(x, y ) = x 2 y 2 Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 10 / 39 Grenznutzen Der Grenznutzen (marginal utility MU) misst den Nutzenzuwachs durch den Konsum einer zusätzlichen Einheit eines Gutes. Er ist durch die Steigung der partiellen Nutzenfunktion gegeben MU = ∂U(·) ∂x Unter Nichtsättigung: MU ist positiv. Beispiel: U(x, y ) = x 2 + 2y 1 ∂U(x, y ) = ∂x 2 ∂U(x, y ) MUy = =2 ∂y MUx = Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 11 / 39 Grenzrate der Substitution (MRS) Die Grenzrate der Substitution entspricht dem Verhältnis zweier Grenznuten und ist negativ (vgl. Präferenzen.): ∂U(x,y ) MRSx,y = − MUx ∂x = − ∂U(x,y ) MUy ∂y Die MRSx,y gibt an wie viel eine Konsumentin bereit ist von Gut y gegen eine marginale Einheit von Gut x zu tauschen bei konstantem Nutzenniveau. → subjektives Tauschverhältnis Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 12 / 39 MRS - Beispiel Cobb-Douglas Nutzenfunktion: U(x, y ) = x α y 1−α MUx = αx α−1 y 1−α MUy = (1 − α)x α y −α =⇒ MRSx,y = α y 1−αx Die MRS ist abnehmend: Je mehr ein Haushalt von Gut x (je weniger von Gut y) besitzt, desto weniger ist er bereit von Gut y gegen eine Einheit von Gut x zu tauschen. Indifferenzkurven sind strikt konvex: Ausgewogene Güteründel werden bevorzugt. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 13 / 39 Verbraucherentscheidung Das optimale Bündel muss sich auf der Budgetgeraden befinden. Das optimale Bündel muss den höchsten Nutzen bieten. Deshalb muss im Optimum die Bedingung gelten: −MRSx,y = − px py Im optimalen Güterbündel tangiert die Budgetgerade die höchste, erreichbare Indifferenzkurve. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 14 / 39 Verbraucherentscheidung - Graphisch Im optimale Güterbündel P tangieret die Budgetgerade die höchste, erreichbare Indifferenzkurve. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 15 / 39 Verbraucherentscheidung - Beispiel Nutzenfunktion: U(x, y ) = 2x 2 y Budgetrestriktion: 2x + 4y = 24 MUx , MUy und MRSx,y : MUx = 4xy MUy = 2x 2 y MRSx,y = 2 x px 1 = py 2 Im Optimum: MRSx,y = Bernhard Schmidpeter (JKU) px y 1 =⇒ 2 = py x 2 x =⇒ y = 4 IK ÖEM 22/04/2015 16 / 39 Verbraucherentscheidung - Beispiel Um das optimale Güterbündel zu erhalten setzt man in die Budgetrestriktion ein: px x + py y = I → 2x + 4 →y = x 4 x = 24 4 → x∗ = 8 → y∗ = 2 Überprüfen der Lösung: 2 · 8 + 4 · 2 = 24 = I Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 17 / 39 Verbraucherentscheidung - Zusammenfassung Im Optimum muss gelten: Graphisch: Güterbündel bei dem die Budgetgeraden die höchste erreichbare Indifferenzkurve tangiert. Rechnerisch: Güterbündel bei dem −MRSx,y = − ppyx . Interpretation: Güterbündel bei dem subjektives Tauschverhältnis (MRS) dem objektiven Tauschverhältnis entspricht. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 18 / 39 Individuelle und Marktnachfrage Einkommensänderung: Wie verändert sich die optimale Konsumentscheidung, wenn sich das Einkommen ändert? Preisänderung: Wie verändert sich die optimale Konsumentscheidung, wenn sich der Preis ändert? Einkommenseffekt Subsitutionseffekt Marktnachfrage: Wie kommt man von der individuellen Nachfragekurve zur Marktnachfrage? Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 19 / 39 Einkommensänderung Steigendes Einkommen führt in der Regel zu steigender Nachfrage nach einem Gut Ausnahmen: Inferiore Güter (z. B. Ersatz-Kaffee, Fast-Food etc.) Steigendes Einkommen führt zu einer Rechts-Verschiebung der Budgetgeraden. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 20 / 39 Einkommensänderung - Normales Gut Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 21 / 39 Einkommensänderung - Inferiores Gut Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 22 / 39 Einkommensänderung - Beispiel 2 1 Die Nutzenfunktion von Berta ist U(x, y ) = 3x 3 y 3 . Ihr Einkommen liegt bei 120GE und die Preise sind px = 4 und py = 1. Opt. Bündel: (x, y ) = (20, 40). Berta bekommt eine Gehaltserhöhung. Ihr neues Einkommen ist nun 180GE. Neues opt. Bündel: (x, y ) = (30, 60). Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 23 / 39 Einkommensänderung - Engelkurven Wir können den Zusammenhang zw. Nachfrage und Einkommen graphisch darstelle. Die Englekurve gibt an, wie Einkommen die Nachfrage nach einem Gut beeinflusst. Die optimalen Konsumentscheidungen mit fixen Preisen und alternativen Einkommen können anhand der Einkommens-Konsum-Kurve dargestellt werden. Die Einkommenskurve kann als Summe der optimalen Konsumentscheidungen interpretiert werden. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 24 / 39 Engelkurven - Beispiel Die Engelkurve ergibt sich aus der opt. Entscheidung und der Budgetgeraden. 2 1 Beispiel: U(x, y ) = 3x 3 y 3 und 4x + y = I Im Optimum: y ∗ = 2x Von der Budgetgeraden: y = I − 4x Einsetzen von y ∗ ergibt die Engelkurve: 2x = −2x IEngel = 4x Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 25 / 39 Engelkurve - Beispiel Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 26 / 39 Einkommensänderung Normales Gut: Nachfrage steigt mit steigendem Einkommen Steigende Einkommens-Konsum-Kurven und Engelskurve Positive Einkommenselastizität Inferiores Gut: Nachfrage fällt mit steigendem Einkommen Fallende Einkommens-Konsum-Kurven und Engelskurve Negative Einkommenselastizität Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 27 / 39 Preisänderung Steigender Preis führt in der Regel zu fallender Nachfrage nach einem Gut. Ausnahmen: Giffen Güter (z. B. Reis in Teilen von China ) Preisänderung führt zu einer Verschiebung der Budgetgeraden. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 28 / 39 Preisänderung Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 29 / 39 Preisänderung - Nachfragekurven Wir können den Zusammenhang zw. Nachfrage und Preis graphisch darstellen. Die Nachfragekurve gibt an, wie der Preis die Nachfrage nach einem Gut beeinflusst. Die optimalen Konsumentscheidungen mit alternativen Preis und fixen Einkommen können anhand der Preis-Konsum-Kurve dargestellt werden. Die Nachfragekurve kann als Summe der optimalen Konsumentscheidungen interpretiert werden. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 30 / 39 Nachfragekurve - Beispiel Die Nachfragekurve ergibt sich aus der opt. Entscheidung und der Budgetgeraden. Im Vergleich zur Engelkurve suchen wir aber nun den Preis in Abhängigkeit der Nachfrage eines Gutes. 2 1 Beispiel: U(x, y ) = 3x 3 y 3 und px x + py y = I Im Optimum: y ∗ = px 2py x Von der Budgetgeraden: y = I−px x py Einsetzen von y ∗ und nach px umformen: px I − px x x= 2py py px = Bernhard Schmidpeter (JKU) 2I 3x IK ÖEM 22/04/2015 31 / 39 Nachfragekurve Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 32 / 39 Preisänderungen im Detail Eine Preiserhöhung (senkung) hat zwei Effekte: Andere Produkte werden relative günstiger (teuerer) (Substitutionseneffekt). Es kommt zu einer Bewegung auf der Indifferenzkurve. Die Kaufkraft sinkt (steigt) durch die Preisänderung. Für ein gegebenes Einkommen können nun weniger (mehr) Güter erworben werden (Einkommenseffekt). Die Budgetgerade verschiebt sich und es kommt zu einer Bewegung zu einer neuen Indifferenzkurve. → Der Gesamteffekt hängt von den Eigenschaften der Güter ab (Normales vs. Inferiores Gut, Normales vs. Luxus-Gut) Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 33 / 39 Preisänderungen - Beispiel Melli hat folgende Nutzenfunktion über Fernsehen (F) und Chips 1 3 (C) U(F , C) = 5F 4 C 4 . Eine Stunde Fernsehen kostet Melli 4GE und eine Packung Chips 2GE. Ihr Einkommen beträgt 160GE. Mellis optimale Entscheidung: F = 10 und C = 60. Durch eine schlechte Kartoffelernte erhöht sich der Preis von Chips auf 3GE. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 34 / 39 Substitutionseneffekt (Hicks) Um den Substitutionseffekt zu bestimmen, halten wir den Nutzen des Haushaltes auf dem ursp. Niveau, und verändern das Budget dementsprechend → Bewegung auf der Indifferenzkurve Substitutionseffekt: Änderung der Nachfrage aufgrund Veränderung relativer Preise. SE = OptimumI neu ,P neu − OptimumI,P Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 35 / 39 Substitutionseneffekt (Hicks) 1 3 Von unserem Beispiel: Uurspr . = 5 · 10 4 60 4 = 191, 68 Neues Einkommen, damit altes Niveau erreichbar ist: Im Optimum: C = 4F Von der Budgetgerade: 4F + 3 · 4F = I neu → F = In die Nutzenfunktion: 191.68 = 5 · I neu 16 I neu 16 14 neu 34 · I4 Auflösen: I neu = 216.86 Der Substitutionseffekt für Chips ist somit: SE Chips = 54.22 − 60 = −5.78 Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 36 / 39 Einkommenseffekt Um den Einkommenseffekt zu bestimmen, vergleichen wir das optimale Bündel unter neuen Preisen und neuer Budgetgeraden mit dem Bündel unter neuen Preisen und hyp. Budgetgeraden. Einkommenseffekt: Änderung zw. neuen und alten Optimum, welches nicht durch den Substitutionseffekt erklärt werden kann. EE = OptimumI,P neu − OptimumI neu ,P neu Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 37 / 39 Einkommenseffekt (Hicks) Von vorher OptimumIChips neu ,P neu = 54.215 Im Optimum: C = 4F Von der Budgetgerade: 4F + 3 · 4F = 160 → F = 10 → C = 40 Der Einkommenseffekt für Chips ist somit: EE Chips = 40 − 54.22 = −14.22 Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 38 / 39 Das Giffen-Gut Beim Giffen-Gut hält das Gesetz der Nachfrage nicht: Es wird trotz steigender Preise mehr nachgefragt. Das Giffen-Gut ist ein inferiores Gut, bei dem der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt überwiegt. Beispiel: Reis und Fleisch: Eine Preiseröhung von Reis führt dazu, dass Fleisch nicht mehr leistbar ist und Haushalte deswegen mehr Reis nachfragen. → Nachfragekurve ist steigend Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 39 / 39 Marktnachfrage Jede einzelne Konsumentin trägt nur einen kleinen Teil zur Marktnachfrage bei. Die Marktnachfrage erhalten wir, indem wir alle individuellen Nachfragekurven addieren. 1 2 1 1 Beispiel: U1 (x, y ) = 7x 2 y 2 und U2 (x, y ) = 3x 3 y 3 mit px = py = 1. Beide Konsumentinnen verdienen 90GE. Optimum x1 = 45 und x2 = 60 Wenn der Markt nur aus diesen zwei Konsumentinnen besteht: QD = x1 + x2 = 105 Die Marktnachfragekurve zeigt den Zusammenhang zw. Preis eines Gutes und der gesamten konsumierten Menge des Gutes. Bernhard Schmidpeter (JKU) IK ÖEM 22/04/2015 40 / 39