Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Innovative Elektroverteilung für das Zentrum für Virtuelles Engineering des Fraunhofer IAO, Stuttgart Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart entwickelt die Arbeitsplätze der Zukunft. Neue Organisations- und Kommunikationsformen nutzen das Potenzial einer immer stärker von digitalen Medien geprägten Welt. Im Juni 2012 wurde das bestehende Gebäude des Instituts auf dem Gelände des Institutszentrums der Fraunhofer Gesellschaft in Stuttgart-Vaihingen um einen spektakulären Neubau ergänzt. Der Entwurf des renommierten Architekten Ben van Berkel nimmt die rechtwinkligen Formen des bestehenden Gebäudes in zwei Fassadenbändern auf. Sie beginnen horizontal und schwingen dann als Kurven zum neuen Zentrum für Virtuelles Engineering (ZVE), das durchgängig von Rundungen und mehrfach gekrümmten Flächen geprägt ist. Entstanden ist ein „Haus der Wissensarbeit“, in dem innovative Arbeitsformen nicht nur erforscht, sondern auch gelebt werden. Geschwungene Fassadenelemente schaffen die Verbindung zwischen den Gebäudeteilen und bilden ein Motiv, das innen von der Treppenhelix wieder aufgenommen wird. Die gut 3.200 Quadratmeter Nutzfläche des ZVE schaffen Raum für Labore wie das Workspace Innovation Lab, das Urban Living Lab oder das Immersive Engineering Lab, für flexibel genutzte Büroflächen und eine Vielzahl von Kommunikationsbereichen. Erschlossen wird das Gebäude mit seinen vier farbcodierten Etagen durch ein offenes Atrium mit langgezogener Treppenhelix, die Sichtkontakte zwischen allen Raumzonen schafft und – wie die gesamte Architektur – informelle Begegnungen fördert. Das Gebäude setzt auf diese Weise die Erkenntnis um, dass innovative Ideen mindestens so häufig in der Kaffeepause wie am Arbeitsplatz entstehen. Bei der Organisation der Büroflächen für die Mitarbeiter des Instituts wird weitestgehend auf das Prinzip der Non-Territorialität gesetzt. Einige Arbeitsplätze – beispielsweise für die Teamsekretariate – sind fest einzelnen Personen zugeordnet. 1 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Die meisten Tische stehen für eine flexible Nutzung zur Verfügung. Mitarbeiter suchen sich morgens einen freien Arbeitsplatz, zu dem sie ihren persönlichen Bürocaddy mitbringen und sich für den Tag mit Notebook und VoIPHandy einloggen. Ungestörte Gespräche können in akustisch abgeschirmten MeetingPoints geführt werden, für Besprechungen und Konferenzen stehen geschlossene Räume zur Verfügung. Rings um das Atrium liegen sich Labore, Bürobereiche und Kommunikationszonen gegenüber. Auch über die Stockwerke hinweg werden Sichtachsen eröffnet. Für seine intelligenten und ideenreichen Lösungen bei der umweltfreundlichen, qualitativ hochwertigen und komfortablen Gestaltung, wurde das ZVE mit dem DGNB Zertifikat in Gold ausgezeichnet. Die Infrastruktur des ZVE setzt konsequent auf Nachhaltigkeit. Heizung und Kühlung erfolgen durch geothermische Energie aus mehreren 170 Meter tiefen Bohrungen. Als Energiespeicher werden hierbei sowohl der Tank der Sprinkleranlage, als auch die Betonvolumen des Gebäudes selbst genutzt. Für die Beleuchtung werden durchgängig energieeffiziete LED-Leuchten eingesetzt,die sich über ein Computersystem bedarfsgerecht schalten und dimmen lassen. Der Energieverbrauch im Gebäude wird rund um die Uhr dokumentiert, um die Wirkung der erprobten Maßnahmen auswerten zu können. 2 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Dezentrale Elektroverteilung – wirtschaftlich und funktional Bei der Elektroverteilung war zunächst eine konventionelle Lösung mit sternförmiger Verkabelung und einem festen Raster von Bodentanks geplant. Mit der Entscheidung für eine dezentrale Elektroverteilung nach dem EVOline-System wurde dann aber eine Lösung gewählt, die erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht, die Absicherung der Stromkreise optimiert und vor allem besser auf die flexible, dynamische Nutzung des Gebäudes abgestimmt ist. Die Elektroverteilung erfolgt nun durch nutzungsbezogen platzierte Consolidation Points, die über Ringleitungen mit Strom versorgt werden und jederzeit an wechselnde Raumnutzungen angepasst werden können. Ein Vergleich der Planungen belegt, welche Einsparungen alleine der Wechsel von einem Überangebot an Bodentanks zu nutzungsbezogen angeordneten EVOline Consolidation Points und Auslasspunkten bringt. Alleine die Umstellung von Bodentanks auf Auslasspunkte bringt rund 25 Prozent Kostenersparnis und ermöglicht damit die professionelle Elektrifizierung der Arbeitsplätze bei gleichem Budget. Die konsequente Reduktion der Consolidation Points nach Belegungsplan ermöglicht eine Einsparung von weiteren 20 Prozent. Ein Vergleich für die Ebene 00 des ZVE zeigt, welche Vorteile nutzungsbezogen positionierte EVOline Consolidation Points und Auslasspunkte gegenüber einem starren Bodentankraster bringen. Deutlich schlagen auch die Einsparungen bei der Verkabelung zu Buche. Ringleitungen für die Stromversorgung benötigen nur einen Bruchteil der konventionell erforderlichen Kabellänge und reduzieren darüber hinaus die Brandlast des Raums erheblich. Das ZVE ist mit einem Doppelboden ausgestattet, bei dem Platten mit und ohne Auslasspunkt je nach Bedarf versetzt werden können. Darüber sind modulare, aufnehmbare Bodenbeläge verlegt, deren Teppichfliesen sich problemlos lösen und wieder platzieren lassen. 3 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Nach dem Aufnehmen der entsprechenden Teppichfliesen und Bodenplatten sind die EVOline Consolidation Points frei zugänglich. Ein Blick in den Doppelboden verdeutlicht, wie gering der Verkabelungsaufwand für die Stromversorgung der Arbeitsplätze ist. Es stehen zwei Ringleitungen zur Verfügung (hellgrün und violett), an welche die Consolidation Points über Klemmstecker angeschlossen werden. Anschluss und Versetzen der Klemmstecker ist auch unter Spannung möglich. Zurzeit wird in der gezeigten Etage des ZVE nur die hellgrüne Ringleitung genutzt, da im gesamten Bürobereich überwiegend am Computer gearbeitet wird. Die violette Ringleitung, welche zusätzliche eine zweipolige Kommunikationsleitung bietet, ist aber bereits mit dem Consolidation Point verbunden. Bei einer differenzierteren Nutzung könnten also problemlos zwei getrennte Stromkreise eingerichtet werden, die sensible Anwendungen (beispielsweise Computer) von fehleranfälligen Anwendungen (beispielsweise Versuchsaufbauten) trennen und separat schützen. Für die Isolierung von Fehlern an einem Arbeitsplatz gegenüber der übrigen Büroumgebung sorgt bereits jetzt die dezentrale Absicherung im Consolidation Point. Bei der Datenversorgung ist eine sternförmige Verkabelung vom Serverraum aus weiterhin unumgänglich – der überwiegende Teil der im Doppelboden sichtbaren Verkabelung geht also auf das Konto der IT. Auch hier enden die Stammkabel aber in eigenen EVOline Consolidation Points, von denen aus die Arbeitsplätze über Sammelpunktkabel versorgt werden. Stromversorgung und Datenversorgung über eigene EVOline Consolidation Points. Bei Bedarf können zwei getrennte Stromkreise genutzt werden. 4 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Arbeitsplatzelektrifizierung für eine flexible Nutzung Von den Consolidation Points aus werden die Arbeitsplätze über individuell positionierte EVOline Auslasspunkte und Kabelketten mit Strom und Daten versorgt. Hierdurch werden im ZVE Missstände vermieden, wie sie für eine Vielzahl traditionell geplanter Büros typisch sind. Dort bleibt ein großer Teil der Bodentanks ungenutzt oder ist durch Möbel blockiert. Die übrigen Tanks liegen häufig weit von den Arbeitsplätzen entfernt, so dass Stolperfallen durch lose liegende Anschlusskabel häufig nicht zu vermeiden sind. Schon kurze Zeit nach dem Erstbezug ist in solchen Büros also überall „Kabelsalat“ unter den Schreibtischen und auf den Wegen zu finden. Beim Versuch, Arbeitsplätze im Raum neu zu positionieren wird dieser Zustand noch weiter verschlimmert. EVOline-WireLane – hier am EVOline-Punktauslass – ermöglicht eine höhenvariable Kabelführung, passt sich aber auch rechtwinkligen Konturen an. Mit der im ZVE umgesetzten EVOline-Lösung wird dagegen der Arbeitsplatz selbst elektrifiziert. Ausgehend vom Consolidation Point werden Strom und Daten dabei zu einem Auslasspunkt direkt am Arbeitsplatz geleitet. Wird ein Arbeitsplatz neu platziert, kann die Bodenplatte mit dem Auslasspunkt entsprechend versetzt werden. Vom Auslasspunkt werden die Kabel über eine Kabelkette geordnet und EMV-gerecht nach Strom/ Daten getrennt zur Arbeitsplatte des Schreibtisches geführt. Im ZVE ist hierbei eine flexible Lösung gefragt, da die Schreibtische individuell bis auf Stehhöhe heraufgefahren werden können. 5 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Elektrifiziert sind die Arbeitsplätze des ZVE durchgängig mit EVOline Docks und Steckdosenleisten in einer Wanne unter der Arbeitsfläche. Durch die Elektrifizierung des Arbeitsplatzes wird ein weit verbreitetes Problem gelöst: Bodentanks bieten fast nie die an einem modernen Arbeitsplatz benötigte Anzahl von Steckdosen. Im ZVE sind auf dem Schreibtisch zwei Steckdosen und zwei Netzwerkanschlüsse in unmittelbarer Reichweite, so dass beispielsweise das Notebook des aktuellen Nutzers problemlos mit Strom und Daten versorgt werden kann. Als Produkt wurde hierfür ein EVOline Dock gewählt, dessen Design sich gut in die anspruchsvolle Architektur und die durchweg hochwertig gestaltete Raumausstattung einfügt. 6 Haus der Wissensarbeit: Fraunhofer Institut, Stuttgart Links ein typischer Doppelarbeitsplatz in der dritten Etage des ZVE. In der Mitte zeigt ein Hotelschreibtisch im Urban Living Lab die modulare Konfigurierbarkeit eines EVOline R-Dock. In den Konferenzräumen des bestehenden Gebäudes (rechts) fiel die Wahl auf einen in die Tischfläche integrierten EVOline FlipTop. Unter der Arbeitsfläche nimmt eine zur Schreibtischausstattung gehörende Wanne Netzteile und Leisten für 8 Steckdosen auf, beispielsweise für den Anschluss der zur festen Arbeitsplatzausstattung gehörenden Bildschirme. In der Praxis wird das angebotene Volumen dabei meist mehr als ausgereizt, die Wannen könnten also durchaus größer sein. Auch mit dem bestehenden Volumen kann aber bereits fast alles, was an Hardware benötigt wird, direkt am Schreibtisch angeschlossen werden, ohne dass sich die Bürofläche mit Kabelsalat füllt. Auf diese Weise wird der Anspruch des ZVE erfüllt, physische und virtuelle Arbeitswelt miteinander zu verzahnen. Mobile Arbeitsgeräte, Internet sowie Daten und Software aus der Cloud sind im Haus der Wissensarbeit zu einem reibungslos funktionierenden Hybridsystem vereint. 7