Der größte Teil der heutigen Bundesrepublik Deutschland geriet nie unter römische Herrschaft. Lediglich im Westen und Süden konnten sich die Römer zwischen dem 1. Jh. v.Chr und dem 5. Jahrhundert n.Chr. dauerhaft etablieren. Spuren der römischen Zivilisation finden sich daher in den heutigen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. In römischer Zeit gehörte dieses Gebiet zu fünf verschiedenen Provinzen. Es waren dies Germania Inferior, Germania Superior, Raetien und Noricum, die unmittelbar an der Reichgrenze lagen und deshalb auch über eigene Provinzheere verfügten, sowie die nach Einrichtung der germanischen Provinzen nicht mehr zu den Grenzprovinzen zählende Provinz Gallia Belgica. Jede der vier Grenzprovinzen umfaßte allerdings sehr viel mehr als nur die heute deutschen Gebiete. So erstreckte sich die Provinz Germania inferior neben Nordrhein-Westfalen auch auf Teile der heutigen Niederlande. Zur Provinz Germania superior gehörten neben Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg Teile von Ostfrankreich sowie die Westund Nordschweiz. Auf dem Gebiet der Provinz Rätien liegen heute nicht nur die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sondern auch die Ostschweiz und Südtirol. Nur der westlichste Zipfel von Noricum greift heute auf das Bundesland Bayern über, während der größte Teil dieser römischen Provinz zum heutigen Österreich gehört. Die Annahme mediterraner Lebensformen und deren Verschmelzung mit einheimischen Elementen zu einer gemeinsamen römischen Kultur in den nördlichen Grenzprovinzen, hing natürlich in starkem Maße davon ab, wann die einzelnen Provinzen unter römischen Einfluß gerieten. Geschichte Deutschlands : Frühgeschichte und Antike (Frühzeit–375) Die ältesten Siedlungsbelege auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland sind etwa 700.000 Jahre alt, man geht von einer dauerhaften Besiedlung seit rund 500.000 Jahren aus. In Deutschland existieren bedeutende paläoanthropologische Fundstätten: Nach dem Fundort bei Heidelberg wurde die Hominini-Art Homo heidelbergensis und nach dem Neandertal in Mettmann der Homo neanderthalensis, der aus dem Homo heidelbergensis hervorgegangene Neandertaler, benannt. Dieser wurde vor etwa 40.000 Jahren von dem aus Afrika zugewanderten Homo sapiens, dem modernen Menschen, verdrängt. In der Jungsteinzeit entwickelten sich Ackerbau, Viehzucht und feste Siedlungsplätze. Aus dieser Zeit sind einige bedeutende kulturelle Funde erhalten, wie etwa die Himmelsscheibe von Nebra, die darauf deutet, dass schon um 2000 v. Chr. in dieser Region Astronomie betrieben wurde. Karte der germanischen Stämme um 50 n. Chr. (ohne Skandinavien) Erste schriftliche Erwähnung finden keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern in der vorchristlichen Zeit. Das heutige Deutschland war schon mit Beginn der Hallstattzeit (1200 bis 1000 v. Chr.) von Süd- bis Mitteldeutschland keltisch besiedelt. Um 600 v. Chr. kam es in Norddeutschland zur Herausbildung der Jastorf-Kultur, die als germanische Kultur angesehen wird. Die mit den Germanen verwandten Kelten lebten in Nachbarschaft und in der rheinischen Kontaktzone teilweise auf sich überschneidenden Gebieten. Jahrhundertelang gab es kulturellen und wirtschaftlichen Kontakt, wodurch keltische Lehnwörter in die germanischen Mundarten aufgenommen wurden. Die römische Porta Nigra in Trier wurde um 180 n. Chr errichtet. Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins und südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch ein Teil Hessens (Wetterau) sowie der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. Die Gebiete im heutigen Deutschland verteilten sich auf die Provinzen Germania Superior, Germania Inferior und Raetia. In diesem Gebiet gründeten die Römer viele Legionslager, die sich später zu Städten entwickeln konnten. Wichtigste Städte zu römischer Zeit waren Trier, Köln, Augsburg und Mainz (die ältesten Städte Deutschlands). Zur Sicherung der Grenzen siedelten die Römer befreundete germanische Stämme in den Provinzen an. Außerdem wanderten Siedler aus anderen Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft. Weitreichende Neuerungen, die auch das deutsche Vokabular beeinflussten, führten die Römer insbesondere in Hausbau, Handwerk, Wein- und Ackerbau sowie Verwaltung und Militär ein. Tacitus’ im Jahr 98 entstandene Schrift Germania ist die älteste völkerkundliche Beschreibung der germanischen Stämme. Trier Trier ist Sitz einer Universität, einer Fachhochschule, der Verwaltung des Landkreises TrierSaarburg, der Verwaltung der Verbandsgemeinde Trier-Land, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD, bis 1999 Bezirksregierung Trier), mehrerer Dienststellen des Landesuntersuchungsamtes (LUA), einer römisch-katholischen Diözese (Bistum Trier, sogar das älteste nördlich der Alpen) sowie einiger Bundesbehörden (eine von vier Bundeskassen, Nebenstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben). Die Stadt wurde vor mehr als 2000 Jahren unter dem Namen Augusta Treverorum (ab der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Treveris) gegründet und beansprucht den Titel der ältesten Stadt Deutschlands. Trier beruft sich hierbei auf die längste Geschichte als bereits von den Römern anerkannte Stadt, im Gegensatz zu einer Siedlung oder einem Heerlager. Die Römischen Baudenkmäler in Trier, bestehend aus Amphitheater, Barbarathermen, Kaiserthermen, Konstantinbasilika, Porta Nigra, Römerbrücke, Igeler Säule, Dom sowie die Liebfrauenkirche zählen seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Augusta Treverorum (lat. für „Stadt des Augustus im Land der Treverer“) war eine römische Stadtgründung an der Mosel, aus der das heutige Trier hervorgegangen ist. In der Kaiserzeit lebten dort stets mehrere zehntausend Menschen. Mit rund 80.000 Einwohnern im Jahr 300 war Augusta Treverorum die größte Stadt nördlich der Alpen und hatte damit den Status einer Weltstadt. Besondere Bedeutung erlangte das römische Trier in der Spätantike unter Konstantin I. als eine der westlichen Kaiserresidenzen, wovon Monumentalbauten wie die Kaiserthermen oder die Konstantinbasilika noch heute zeugen. Gründung Die Stadt wurde wahrscheinlich 18/17 v. Chr. durch Kaiser Augustus gegründet, worauf in erster Linie der Name hindeutet. Die Ehre, nach seinem Namen benannt zu werden, wurde im heutigen deutschen Sprachraum ansonsten nur Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Augusta Raurica (Augst) in der Nordschweiz zuteil. Der genaue Zeitpunkt ist aus den Quellen nicht zu erschließen und kann nur näherungsweise angegeben werden. Als historische Fixpunkte gelten: Die Neuordnung der gallischen Provinzen unter Augustus, die 27 v. Chr. mit einem Zensus begann und im Jahr 12 v. Chr. mit der Stiftung des Altars der Roma und des Augustus (ara Romae et Augusti) bei Lugdunum (Lyon) ihren Abschluss fand. Innerhalb dieses Zeitraumes wäre auch die Gründung eines Zentralortes der Treverer anzunehmen. Die zweite Statthalterschaft des Agrippa in Gallien 19 v. Chr. Der Aufenthalt des Augustus in Gallien 16–13 v. Chr. Bedeutend eingeschränkt werden kann dieser Zeitraum durch archäologische Funde. Hier sind an erster Stelle die Gründungspfähle der ersten römischen Holzbrücke über die Mosel zu nennen. Sie belegen, dass im Rahmen der Straßenbaumaßnahmen dieser Zeit die Brücke in den Jahren 18/17 v. Chr. errichtet wurde. Fragmente einer Monumentalinschrift für die in den Jahren 2 und 4 n. Chr. verstorbenen Augustus-Enkel Lucius und Gaius Caesar zeigen, dass spätestens zum Ende der Regierungszeit des Augustus gewisse städtische Strukturen vorhanden waren, da eine solche Inschrift nur an öffentlichen Orten mit der Funktion eines Zentralortes denkbar ist. Mittlere und hohe Kaiserzeit Die Maßnahmen des Augustus in den gallischen Provinzen umfassten die Dreiteilung der bisherigen Gallia comata in die neuen Provinzen Aquitania, Gallia Lugdunensis und Gallia Belgica, wobei Trier Teil der Letzteren mit der Hauptstadt Durocortorum Remorum (Reims) wurde. Trier war Sitz des für die Belgica und später für beide germanischen Provinzen zuständigen Finanzprokurators (procurator provinciae Belgicae et utriusque Germaniae). Während über die Siedlung zur Zeit der Gründung nur unsichere Angaben gemacht werden können, ist im 1. Jahrhundert die Entwicklung zu einer planmäßigen Koloniestadt gut greifbar. Das Straßennetz weicht in den nördlichen und südlichen Außenbezirken stärker vom regelmäßigen Zuschnitt der Insulae ab, so dass sich für den Kernbereich eine quadratische Gründungsstadt mit der Breite von drei Insulae ergibt. In Flussnähe wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts eine erhebliche Anschüttung vorgenommen, um hochwasserfreie Nutzflächen zu gewinnen. 13 Pfeiler der Pfahlrostbrücke sowie 9 Pfeiler der späteren Steinbrücke wurden dabei zugeschüttet. Ebenfalls am westlichen Brückenkopf der Pfahlrostbrücke befand sich ein triumphbogenähnliches Tor. Antoninian des Tetricus. Die früheste Erwähnung der Steinbrücke über die Mosel lässt sich dem Bericht des Tacitus über den Bataveraufstand des Jahres 69 n.Chr. entnehmen. Tacitus erwähnt ebenfalls, dass es sich bei Trier um eine Koloniestadt handelt (colonia Trevirorum). Vermutlich hatte die Stadt ähnlich wie Köln den Status unter Kaiser Claudius erhalten. Bereits in den 40er Jahren des ersten Jahrhunderts erwähnt der Geograph Pomponius Mela Trier als blühende, reiche Stadt (urbs opulentissima). Der Wert dieser Nachricht ist allerdings zweifelhaft, da Mela sich noch an der Dreiteilung Galliens aus Caesars Gallischem Krieg orientiert und bedeutende Städte wie Lugdunum oder Köln nicht erwähnt. Der Ort nahm einen raschen Aufschwung. Es wurden zahlreiche Bauten errichtet, so etwa um 80 die Thermen am Viehmarkt oder um 100 das Amphitheater. In der Mitte des zweiten Jahrhunderts waren die Thermen am Viehmarkt bereits zu klein geworden, sodass man über die Fläche mehrerer Insulae die Barbarathermen erbaute. Sie galten in ihrer Zeit als einer der größten Thermenbauten im Römischen Reich. Unter Mark Aurel und Commodus entstand die Stadtbefestigung und damit das Nordtor, die Porta Nigra, was die Bedeutung der Stadt im 2. und 3. Jahrhundert unterstreicht. Grundlage des Aufstiegs der Stadt war neben der verkehrsgünstigen Lage an der Mosel und den ins Innere Galliens führenden Straßen Handel und Gewerbe. Die Trierer Terra SigillataManufakturen erlangten neben den Töpfereien von Rheinzabern im späten 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. eine marktbeherrschende Stellung. Die zugehörigen Werkstätten befanden sich vorwiegend südöstlich der Stadt am Pacelliufer. Ebenfalls sehr beliebt waren in den Nordwestprovinzen des römischen Reichs die sogenannten Trierer Spruchbecher, engobierte Becher, die mit Trinksprüchen beschriftet waren. Gelegentlich sind Hinweise für Handwerk und Gewerbe auf Steindenkmälern erhalten, mit denen sich städtische Eliten repräsentierten. Einen Hinweis auf das Gewerbe gibt die Igeler Säule, Grabdenkmal der Tuchhändler-Familie Secundinius, auf deren Reliefs verschiedene Tätigkeiten der Tuchherstellung und des Handels dargestellt sind. Bereits in der Römerzeit dürfte der Anbau und Handel mit Wein eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben, worauf unter anderem das Neumagener Weinschiff verweist. Von den Germaneneinfällen während der Reichskrise des 3. Jahrhunderts, die zum Untergang des Obergermanisch-Raetischen Limes führten, blieb Trier aufgrund seiner Lage im Hinterland weitgehend verschont. Residenz des dabei entstandenen Gallischen Sonderreiches wurde zunächst Köln. In den letzten Jahren des Sonderreiches wurde die Residenz zwischen 271 und 274 unter Tetricus nach Trier verlegt, das wegen seiner Lage sicherer war. Nach dem Fund mehrerer Inschriften könnte vermutet werden, dass die gallischen Usurpatoren bereits in Trier Münzen schlagen ließen. Die Reichsmünzstätte Trier begann jedoch gesichert erst in den Jahren 293/94, offizielle Reichsmünzen zu prägen, während die Zuweisung der gallischen Prägungen an Trier problematisch ist. Nach dem Tod Kaiser Aurelians im Jahr 275 wurde die Stadt durch Franken und Alamannen zerstört, ein prachtvoller Neuaufbau erfolgte durch Constantius Chlorus, der von 293 bis 306 in der Stadt residierte. Der früheste Fixpunkt für einen Bischofssitz in Trier stellt das Jahr 314 dar, als der Bischof Agritius an der Synode von Arles teilnahm. Möglicherweise hatte dieser bereits mehrere Vorgänger. Spätantike Durch die diokletianischen Reformen wurde Trier zum Sitz des praefectus praetorio Galliarum und damit Hauptstadt der diocesis Galliarum sowie der wesentlich kleineren Provinz Belgica prima. in der nun folgenden Tetrarchie wählte zunächst Constantius Chlorus Trier zu seiner Residenz, später wurde es von seinem Sohn Konstantin I. repräsentativ ausgestaltet. Von der Stadt aus wurden nun die römischen Gebiete im heutigen Westeuropa (römische Niederlande, Belgien, Luxemburg, Westdeutschland, England, Frankreich, Spanien, Portugal) und einem Teil von Nordafrika (römisches Marokko) verwaltet. In diese Zeit fällt der Baubeginn der Kaiserthermen sowie der Palastaula. Am Moselufer in der Nähe von St. Irminen wurde eine große Doppelspeicheranlage (horreum) aus dieser Zeit entdeckt. Durch die Anwesenheit des Verwaltungs- und Militärpersonals, des Hofstaats und der Münzprägestätte, stieg die Bedeutung Triers im 4. Jahrhundert, während Städte in anderen Regionen des Reiches meist einen deutlichen Niedergang erlebten. Im Umland der Stadt entstanden mehrere palastartige Villenanlagen, die dem Kaiserhaus oder hohen Beamten zugeschrieben werden, etwa das Palatiolum in Trier-Pfalzel. Der Nachteil dieser Entwicklung lag in einer erheblichen Zwangswirtschaft, die nach dem Abzug der Institutionen am Ende des 4. Jahrhundert eine nicht zu schließende Lücke hinterließ. Die Nähe zur Kaiserresidenz bedeutete in dieser Zeit eine gewisse Sicherheit; in anderen Teilen des Römischen Reichs waren die Villae rusticae wie die gesamte ländliche Besiedlung stark bedroht, so dass nur noch die befestigten Städte der romanischen Bevölkerung Schutz boten. Konstantins Sohn Konstantin II. residierte hier von 328 bis 340. Erneut war Treveris dann von 367 bis 388 Residenz römischer Kaiser (Valentinian I., Gratian, Magnus Maximus); zuletzt residierte hier um 390 noch einmal der junge Valentinian II. Auch in der Literatur dieser Zeit fand diese Blütezeit ihren Niederschlag. In Trier wirkten die kaiserlichen Erzieher Lactantius (um 317) und Ausonius (367–388), letzterer setzte der Landschaft in seiner Mosella ein literarisches Denkmal. Der bedeutendste Sohn der spätantiken Stadt war Ambrosius von Mailand. Nach der Verlegung des Hofes nach Mediolanum 395 wurde nach dem Tod des Theodosius I. auch die gallische Prätorianerpräfektur, eine der höchsten Behörden des Römischen Reiches, nach Arles verlegt. Mit dem Abzug dieser bedeutenden Wirtschaftsfaktoren begann der endgültige Niedergang der einst bedeutenden Römerstadt. Die spätesten nachweisbaren Prägungen der Trierer Reichsmünzstätte liegen von dem Usurpator Eugenius (388–392) vor. Umstritten ist, ob noch Prägungen unter Honorius (393–423) stattgefunden haben, da Eichgewichte mit dem Namen des Kaisers gefunden wurden, jedoch keine entsprechenden Münzen dazu bekannt sind.]Bestehen blieb lediglich die bischöfliche Verwaltung, mit der das Christentum Träger der Kontinuität römischer Kultur wurde. Nach mehrfacher Zerstörung und Plünderung fiel die Stadt um 470 endgültig an die Franken. Die römische Herrschaft bestand zu dieser Zeit nur noch nominell und wurde faktisch vom fränkischen Comes Arbogast ausgeübt