Ruhr-Universität Bochum Fakultät V Kurs: Einführung in die römische Religion, Sommersemester 2008 Dozent: Dr. Bunse Referent: Benjamin Scala Die Götter des Olymp Hellenisierung der römischen Religion Die Gleichsetzung bestehender römischer Götter mit griechischen Göttern geschah nicht gezielt oder in einem (nur) bewussten Schritt, sondern war ein lang andauernder Prozess der sich über Jahrhunderte gestreckt hat. Dabei geht die Zahl der zwölf olympischen Götter erst einmal nicht auf die griechische Antike zurück, sondern beruht auf etruskischen Einflüssen ab dem 5. Jahrhundert vor Christus. Diese Götter bekamen die Bezeichnung dei consentes, später wurde die Bezeichnung dann für die zwölf olympischen Götter übernommen. Die Hellenisierung der römischen Götterwelt geschah in einem zweiten Schritt. Die Gleichsetzung römischer mit griechischen Göttern unterlag dabei hauptsächlich folgenden Einflüssen: Mitte des 3. Jh. v. Chr. fanden erstmals Aufführungen griechischer Dramen in lateinischer Sprache in Rom statt. Dabei war das Theater in einen sakralen Rahmen eingebunden, war Bestandteil religiöser Feste. Auf einmal handelten die Stücke durch die Übersetzung nicht mehr von fremden Göttern wie Zeus, sondern dem Publikum wurde statt dessen der ihnen bekannte Gott Iuppiter vorgestellt. Zum Ende des 3. Jh. v. Chr. wurde massiv griechische Kunst nach Rom importiert, die dort als religiöse Produkte interpretiert wurde – sie fanden ihren Platz in Tempeln und öffentlichen Bauwerken und warfen die Frage nach der Universalisierbarkeit des eigenen Weltbildes auf. Griechische Denkmuster finden über die Literatur zunehmend Einzug in Rom, es findet eine historisierende Betrachtung der Religion statt, es kommt die These von Göttern als besonderen Menschen auf. Die Hellenisierung führt zu teils radikalen Veränderungen in der Sicht der Götter. Sie erhalten neue Eigenschaften, Funktionen und Mythen. Tatsächlich ist die römische Religion vor der Hellenisierung äußerst mythenarm – die Götter waren einfach da, wurden aber nicht wie in der griechischen Antike durch Hesiods Theogonie in einen umfassenden mythologischen Kontext eingebettet. Mit der Hellenisierung fanden aber nun genau diese Mythen Einzug in der römischen Religion – die Gleichsetzung der Götter fand also in der Art statt, dass die römischen Götter soweit modifiziert wurden, dass sie dem passenden griechischen Äquivalent entsprachen. Dies führte auch auch zu Rangverschiebungen in der Götterwelt. So wurde Iuno erst durch ihre Gleichsetzung mit der griechischen Hera Gattin von Iuppiter, da Hera Gattin des Zeus war – und erhielt damit einen Machtzuwachs. Verwendete Literatur: Muth, Robert: Einführung in die griechische und römische Religion. Darmstadt 1988. Stoll, H. W.: Mythologie der Griechen und Römer. Die Götter des klassischen Altertums. Kettwig 1990. (Nachdruck unbekannter Ausgabe) Abenstein, Reiner: Griechische Mythologie. Paderborn 2005. In der Reihe: KulturKompakt herausgegeben von Rolf Selbmann. Kerényi, Karl: Die Mythologie der Griechen. Erster Band. Die Götter- und Menschheitsgeschichten. Zürich, dritte, durchgesehene Auflage 1964. Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Herausgegeben und übersetzt von Gerhard Fink. Düsseldorf und Zürich 2004. Die Götter des Olymp – stark vereinfachte Übersicht Gottheit Griechische Entsprechung Beschreibung, Aufgabengebiet Symbole Jupiter Zeus Göttervater, Adler, Blitzbündel, Zepter Blitz, Donner und Luft Herr über Wetter, Regeln, Blitze, die Winde, Berge, die Zeit, den Kalender Neptun Poseidon Meer, Erdbeben, Pferde Dreizack, Streitwagen, Delfin Juno Hera Familie, Hochzeit, Mutterschaft, Geburt Pfau, Kuckuck, königliche Kopfbinde, Granatapfel Ceres Demeter Erdgöttin, Muttergöttin, Fruchtbarkeitsgöttin Goldener Ährenkranz, Fackel, Korb mit Pfirsichen oder Blumen Apollo Apollon Poesie, Licht, Mäuse, Pest, Prophetie Instrument, Pfeil und Bogen Musenführer Diana Artemis Jagd, Mond Pfeil und silberner Bogen, Köcher, Wermutkraut, Hirschkuh, Mondsichel Minerva Athene Weisheit, Helden, Städte, Ackerbau, Künste und Wissenschaften, Handwerk, strategischer Krieg, Frieden Stadt- und Burggottheit Helm, Schild, Lanze Mars Ares Krieg, Schlachten blutrünstig, brutal Fackel, Hund und Geier, Schwert, Schild, Helm Venus Aphrodite Liebe, Schönheit Schwan, Gans, Taube, Muschel, Gürtel, Spiegel, Myrte, Apfel Merkur Hermes Diebe, Handel, Reisende, Götterbote Flügelkappe, Flügelschuhe, Flügelhelm, Hermesstab, Reisehut Vulcanus Hephaistos Vulkane, Feuer, Schmiedekunst Schmiedehammer und -zange, Beil Vesta Hestia Herdfeuer, Familieneintracht Palladion