Kleine Chronik Preussens

Werbung
Kleine Chronik Preussens
1 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Kleine Chronik Preussens
Durch die Krönung des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg zum
König von Preussen (als Friedrich I.) erfuhr der Name Preussen eine
grundlegende Bedeutungsänderung:
Preussen war ursprünglich ein Gebiet, das etwa dem späteren
Ostpreussen entsprach. Diese historische Landschaft Preussen war nach
ihren baltischen Ureinwohnern benannt, den Prussen. Ab 1225 wurde sie
das Zentrum des Deutschordensstaates, dann ab 1466 geteilt in das sich
der polnischen Krone unterstellende Königliche Preussen und das 1525
durch Säkularisierung des Restordensstaates entstandene Herzogtum
Preussen, das ab 1618 in Personalunion den Kurfürsten von Brandenburg
unterstand.
Flagge des Königreichs Preussen von 1892 bis 1918
In der 1157 gegründeten Mark Brandenburg regierten die Hohenzollern
seit 1415. Zum brandenburgischen Besitz gehörten bei der Erhebung
Friedrichs zum König ausser dem Kurfürstentum Brandenburg und dem
Herzogtum
Preussen
auch
Hinterpommern,
Magdeburg,
Minden-Ravensberg, die Grafschaft Mark und das Herzogtum Kleve.
Wappen des Königreichs Preussen bis 1918
Nachdem die brandenburgischen Hohenzollern 1701 für das Herzogtum
Preussen die Königswürde erworben hatten, wurde die Bezeichnung
zunehmend auf den brandenburgischen Gesamtstaat ausgedehnt. Das
Königreich Preussen stieg zur europäischen Grossmacht auf, verdrängte
das Kaisertum Österreich aus der Führungsposition der deutschen
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
2 von 12
Staaten und gründete 1871 das
dominierender Teilstaat es wurde.
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Deutsche
Kaiserreich,
dessen
Ausdehnung des Königreichs Preussen
von 1871 bis 1918
Nach dem Sturz der Monarchie in der
Novemberrevolution von 1918 wurde
Preussen ein republikanischer Freistaat,
der 1932 im "Preussenschlag" von der
Reichsregierung (Papen) entmachtet
wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg
verfügten
die
Alliierten
Besatzungsmächte 1947 die Auflösung
Preussens. Preussens einstiges Territorium (Stand 1871) wurde als
Beutegut der Sieger unter sechs Staaten verteilt, von Belgien bis
Russland.
Einzelthemen:
Brandenburg-Preussen (1618-1701)
Königreich Preussen (1701-1918)
Freistaat Preussen (1918-1933)
Nationalsozialismus und Ende Preussens (1933-1947)
Brandenburg-Preussen (1618-1701)
Die hohenzollernschen Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg
beerbten 1618 die herzoglich-preussische Linie ihres Hauses, nachdem
diese erloschen war. Von da an regierten sie beide Länder in
Personalunion und waren sowohl dem Kaiser als auch dem König von
Polen lehenspflichtig. Erst nach Ende des Dreissigjährigen Kriegs gelang
es Kurfürst Friedrich Wilhelm, beide Territorien miteinander zu
verbinden. Die Bezeichnung Brandenburg-Preussen wird uneinheitlich
gebraucht, teils für die Übergangszeit von 1618 bis zur Gründung des
Königreichs Preussen im Jahre 1701, teils für die Kontinuität vom
Kurfürstentum Brandenburg zum Königreich Preussen.
Dreissigjähriger Krieg (1618-1648)
Das noch nicht brandenburgische Preussen 1576: Herzogtum und
königlich polnisches Preussen blieb bis 1626 vom Dreissigjährigen Krieg
verschont. Am 3. April 1625 brach der Dänisch-Niedersächsische Krieg
aus, in dem Dänemark, England und Holland sich gegen die Katholische
Liga verbündeten. Nach der Niederlage der dänischen Armee in der
Schlacht bei Dessau lag ganz Norddeutschland den kaiserlichen Truppen
offen. Infolgedessen musste der Kurfürst das Land den kaiserlichen
Truppen öffnen. Die Kurmark wurde in dieser Zeit von den kaiserlichen
Truppen beherrscht, während der Kurfürst in das ausserhalb des Reiches
gelegene Preussen geflohen war.
Am 6. Juli 1630 landete der Schwedenkönig Gustav Adolf mit 13.000
Mann auf Usedom. Damit begann ein neuer Abschnitt im Dreissigjährigen
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
3 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Krieg. Der Kurfürst musste ein Bündnis mit den Schweden eingehen, als
diese im Frühjahr 1631 in Brandenburg einzogen. Nachdem die
schwedischen Truppen in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September
1634 vernichtend geschlagen wurden, brach die protestantische Allianz
auseinander. Brandenburg ging ein neues Bündnis mit dem Kaiser ein.
Die Kurmark wurde nun abwechselnd von Feind und Freund besetzt. Der
Kurfürst Georg Wilhelm zog sich daraufhin wieder nach Preussen zurück.
Am 1. Dezember 1640 verstarb er in Königsberg.
Neuer Kurfürst wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm. Das erste Ziel der
kurfürstlichen Politik war es, das Land zu befrieden. Dies versuchte der
Kurfürst durch einen Ausgleich mit Schweden zu erreichen, der ab dem
24. Juli 1641 für zwei Jahre galt. In Verhandlungen mit dem
schwedischen
Reichskanzler
Axel
Oxenstierna
gelang
es
den
Brandenburgern am 28. Mai 1643, einen Vertrag auszuhandeln, der das
ganze Land formell der kurfürstlichen Verwaltung zurückgab. Bis zum
Westfälischen Frieden 1648 blieb Brandenburg von den Schweden
besetzt. Im Westfälischen Frieden konnte Brandenburg-Preussen dann
Hinterpommern, die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg (1680)
sowie das Hochstift Halberstadt und das Fürstentum Minden erwerben.
Brandenburg war eines der am stärksten vom Dreissigjährigen Krieg
betroffenen deutschen Territorien. Weite Landstriche waren verwüstet
und entvölkert. Um es dem Land in Zukunft zu ersparen, Spielball
mächtigerer Nachbarn zu sein, betrieb Kurfürst Friedrich Wilhelm, später
der Grosse Kurfürst genannt, nach dem
Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik
zwischen den Grossmächten.
Er baute ein schlagkräftiges, stehendes
Heer auf, das Brandenburg zu einem
begehrten
Verbündeten
der
europäischen
Mächte
machte.
Dies
ermöglichte
es
dem
Kurfürsten,
Subsidienzahlungen
von
mehreren
Seiten zu erhalten.
Im Inneren führte Friedrich Wilhelm Wirtschaftsreformen durch und
initiierte umfangreiche Peuplierungsmassnahmen, um sein ökonomisch
geschwächtes Land zu entwickeln. Unter anderem lud er im Edikt von
Potsdam - seiner Antwort auf das Edikt von Nantes König Ludwigs XIV. Tausende aus Frankreich vertriebene Hugenotten zur Niederlassung in
Brandenburg-Preussen ein.
Gleichzeitig entmachtete er die feudalen Stände zugunsten einer
Zentralverwaltung. Er legte damit den Grundstein für das preussische
Beamtentum, das seit dem 18. Jahrhundert den Ruf besonderer Effizienz
und Staatstreue genoss.
Dem Kurfürsten gelang es im Jahre 1657 im Vertrag von Wehlau, das
Herzogtum Preussen aus der polnischen Oberhoheit zu lösen. Dies war
eine entscheidende Voraussetzung für seine Erhebung zum Königreich
unter dem Sohn des Grossen Kurfürsten. Durch den Sieg im
Schwedisch-Brandenburgischen Krieg (1674-1679) konnte das Land
seine Machtstellung weiter ausbauen. Friedrich Wilhelm hatte in seiner
Amtszeit das zuvor vergleichsweise unbedeutende Brandenburg zum
nach Österreich zweitmächtigsten Territorium im Reich gemacht. Damit
war der Grundstein für das spätere Königreich gelegt.
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
4 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Königreich Preussen (1701-1918)
Krönung von Kurfürst Friedrich III. als
König
Friedrich
I.
in
Preussen,
Königsberg 1701
Rang, Reputation und Prestige eines
Fürsten
waren
in
der
Zeit
des
Feudalismus
wichtige
politische
Faktoren.
Kurfürst
Friedrich
III.
(1688-1713)
nutzte
daher
die
Souveränität des Herzogtums Preussen
dazu, dessen Erhebung zum Königreich und seine eigene zum König
anzustreben. Damit versuchte er vor allem, die Ranggleichheit mit dem
Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, und mit dem
Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover), der Anwärter
auf den englischen Thron war, zu wahren.
Friedrich I. konzentrierte sich auf eine aufwändige Hofhaltung nach
französischem
Vorbild
und
brachte,
vertreten
durch
das
Drei-Grafen-Kabinett seinen Staat an den Rand des finanziellen Ruins.
Nur durch Vermietung preussischer Soldaten an die Allianz im
Spanischen
Erbfolgekrieg
konnte
der
König
die
kostspieligen
Aufwendungen für den Prunk am Hof bestreiten. Als der König Friedrich
I. am 25. Februar 1713 starb, hinterliess er einen Schuldenberg von
zwanzig Millionen Talern.
Preussen
unter
(1713-1740)
König
Friedrich
Wilhelm
I.
Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I.
von Preussen (1736)
Der Sohn Friedrichs I., Friedrich Wilhelm
I., war nicht prunkliebend wie sein
Vater, sondern sparsam und praktisch
veranlagt.
Folglich
kürzte
er
die
Ausgaben für die Hofhaltung auf ein
Minimum. Alles, was dem höfischen
Luxus
diente,
wurde
entweder
abgeschafft oder anderen Nutzungen zugeführt. Alle Sparmassnahmen
des Königs zielten auf den Ausbau eines starken stehenden Heeres.
Diese Haltung brachte ihm den Beinamen der Soldatenkönig. Trotz seines
Beinamens führte Friedrich Wilhelm I. nur einmal in seiner Amtszeit
einen kurzen Feldzug, im Grossen Nordischen Krieg während der
Belagerung von Stralsund. Dieser Feldzug brachte Preussen den Gewinn
eines Teils Vorpommerns von den Schweden und eine deutliche Hebung
der internationalen Bedeutung Preussens.
Friedrich Wilhelm I. revolutionierte die Verwaltung, unter anderem mit
der Gründung des Generaldirektoriums. Damit zentralisierte er das Land,
das bisher noch immer territorial zersplittert war, und gab ihm eine
einheitliche staatliche Organisation. Durch eine merkantilistische
Wirtschaftspolitik, die Förderung von Handel und Gewerbe sowie eine
Steuerreform gelang es dem König, die jährlichen Staatseinnahmen zu
verdoppeln. Um die nötigen Fachkräfte zu gewinnen, führte er die
allgemeine
Schulpflicht
ein
und
errichtete
volkswirtschaftliche
Lehrstühle an preussischen Universitäten; sie waren die ersten ihrer Art
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
5 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
in Europa. Im Zuge einer massiv betriebenen Peuplierungspolitik liess er
Menschen aus ganz Europa in seinen dünnbesiedelten Provinzen
ansiedeln. Als Friedrich Wilhelm I. 1740 starb, hinterliess er ein
wirtschaftlich und finanziell gefestigtes Land.
Preussen unter König Friedrich II. (1740-1786)
König Friedrich II. auf einer seiner
Inspektionsreisen,
begutachtet
den
Kartoffelanbau (Gemälde von 1886)
Am 31. Mai 1740 bestieg sein Sohn
Friedrich II. - später auch Friedrich der
Grosse genannt - den Thron. Noch in
seinem ersten Regierungsjahr liess er
die preussische Armee in Schlesien einmarschieren. In drei Kriegen
(1740-1763) gelang es, die Eroberung Schlesiens für Preussen zu
sichern. Nach dem für Preussen günstigen Ende des Siebenjährigen
Krieges 1763 war der Hohenzollernstaat zur fünften Grossmacht in
Europa aufgestiegen. Die Kriege Friedrich des Grossen waren auch die
Ursache für den preussisch-österreichischen Dualismus um die
Vorherrschaft im Reich. Unter Friedrich dem Grossen wurde der
Landesausbau
und
die
weitere
Besiedelung
brandenburgisch-preussischer Gebiete, etwa des Oderbruchs, stark
gefördert. Die Peuplierung der dünn besiedelten Gebiete östlich der Elbe
stand auf der politischen Agenda an erster Stelle. Er verminderte die
Zensur, legte den Grundstein für das Allgemeine preussische Landrecht
und holte mit der Gewährung völliger Glaubensfreiheit weitere
europäische Einwanderer ins Land. Er starb am 17. August 1786 im
Schloss Sanssouci.
Stagnation und Ende des preussischen Feudalstaates
(1786-1807)
1786 wurde Friedrichs Neffe, Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) neuer
preussischer König. Am Hof etablierte sich zum ersten Mal in der
preussischen Geschichte ein Hofstaat mit Mätressen und Günstlingen.
Berlin wuchs in den 1790er Jahren zu einer ansehnlichen Stadt heran.
Die Französische Revolution wurde auch hier, wie im ganzen Reich, vom
erstarkenden Bildungsbürgertum positiv aufgenommen. Im Jahre 1794
wurde in Preussen das Allgemeine Landrecht eingeführt. Das
umfassende Gesetzeswerk war bereits unter Friedrich II. begonnen
worden.
Aussenpolitisch zwang ein Bündnis Preussens mit dem Osmanischen
Reich
Österreich
1790
zu
einem
Separatfrieden
im
Russisch-Österreichischen
Türkenkrieg.
Österreich
und
Preussen
näherten sich während der Französischen Revolution an. So wurde am 7.
Februar 1792 ein Verteidigungsbündnis zwischen Österreich und
Preussen geschlossen. Frankreich erklärte kurze Zeit später, am 20. April
1792, Österreich und Preussen den Krieg. In der Folge konnten
französische Truppen bis in das Rheinland vorstossen. Preussens
Beteiligung am Ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre
Frankreich dauerte noch bis zum Frieden von Basel 1795, danach schied
es für mehr als ein Jahrzehnt aus der antifranzösischen Allianz aus. Am
16. November 1797 starb Friedrich Wilhelm II., sein Nachfolger wurde
sein Sohn Friedrich Wilhelm III. (1797-1840).
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
6 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Als 1806 Verhandlungen mit Frankreich über die Aufteilung der
Machtsphären in Deutschland scheiterten, kam es erneut zum Krieg. In
der Schlacht bei Jena und Auerstedt erlitt Preussen eine vernichtende
Niederlage gegen die Truppen Napoleons I.. Die Niederlage stellte
gleichzeitig den Untergang des bisherigen altpreussischen Staates dar,
wie es ihn bis zu diesem Zeitpunkt gegeben hatte. Preussen musste ein
Bündnis mit Frankreich eingehen.
Erst mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im
Jahre 1806 unter Druck Napoleons konnte es ein reales Königtum
Preussen geben, das nicht nur Preussen im engeren Sinne, sondern auch
Brandenburg (bisher als Markgrafen- und dann auch Kurfürstentum
Subjekt des deutschen Königs bzw. des Kaisers des Heiligen Römischen
Reiches) und die weiteren Gebiete der Hohenzollern umfasste.
Staatsreformen
(1807-1815)
und
Befreiungskriege
Preussische Landwehrkavallerie in den
Befreiungskriegen
Preussen war 1807 nur noch ein in
Grösse
und
Funktion
zusammengeschrumpfter
Staat.
Es
musste die französische Besatzung
erdulden,
die
fremden
Truppen
versorgen
und
grosse
Kontributionszahlungen an Frankreich
leisten.
Diese
unhaltbaren
Friedensbedingungen bewirkten aber
auch eine Erneuerung des Staates mit
dem Ziel, diese Zustände wieder zu
ändern.
Dazu
musste
sich
der
preussische
Staat
grundlegend
reformieren, um
einen
zukünftigen
Befreiungskampf
führen
und
gewinnen
zu
können.
Mit
den
Stein-Hardenbergschen Reformen unter Leitung von Freiherr vom Stein,
Scharnhorst und Hardenberg wurde das Staatswesen modernisiert. 1807
wurde die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, 1808 die
Selbstverwaltung der Städte und 1810 die Gewerbefreiheit eingeführt.
Der aus Rom zurückberufene Gesandte Wilhelm von Humboldt gestaltete
das Bildungswesen neu und gründete 1809 die erste Berliner Universität,
die heute seinen Namen trägt. Die begonnene Heeresreform wurde 1813
mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht abgeschlossen.
Nach der Niederlage der Grande Armee in Russland wurde am 30.
Dezember 1812 bei Tauroggen der Waffenstillstand zwischen Preussen
und Russland vom preussischen Generalleutnant Graf Yorck und vom
General der russischen Armee Hans von Diebitsch unterzeichnet. Yorck
handelte dabei aus eigener Initiative ohne Befehl seines Königs. Die
Konvention von Tauroggen besagte, dass Yorck seine preussischen
Truppen aus der Allianz mit der französischen Armee herauslösen sollte.
In Preussen wurde dies als Beginn des Aufstandes gegen die
französische Fremdherrschaft verstanden. Als am 20. März 1813 in der
Schlesischen privilegierten Zeitung Friedrich Wilhelms Aufruf "An Mein
Volk" mit Datum vom 17. März 1813 zum Befreiungskampf aufrief,
standen
300.000
preussische
Soldaten
(6
Prozent
der
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
7 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Gesamtbevölkerung) bereit. Für die Dauer der Auseinandersetzung
wurde die Allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Preussische Truppen unter
Marschall Blücher und Gneisenau trugen in der Schlacht von Waterloo
1815 entscheidend zum endgültigen Sieg über Napoleon bei.
Vormärz und Märzrevolution (1815-1848)
Revolutionäre bei Barrikadenkämpfen in
Berlin, 18. März 1848
Das während der Freiheitskriege seinem
Volk gegebene Versprechen, dem Land
eine
Verfassung
zu
geben,
löste
Friedrich Wilhelm III. nie ein Anders als
in den meisten übrigen deutschen
Staaten wurde in Preussen auch keine
Volksvertretung für den Gesamtstaat
geschaffen. Statt eines Landtages für
ganz Preussen wurden lediglich Provinziallandtage einberufen. Die
königliche Regierung glaubte so, freiheitliche Bestrebungen nach einer
konstitutionellen Monarchie und bürgerlichen Mitwirkungsrechten
verhindern zu können. Dem Ziel, die freiheitlichen Bestrebungen in ganz
Europa zu unterdrücken, diente auf aussenpolitischer Ebene die Heilige
Allianz, die Friedrich Wilhelm III. gemeinsam mit dem Zaren des
Russischen Reiches und dem Kaiser von Österreich ins Leben rief.
Dem Bestreben der königlichen Regierung, die Idee der Einigung
Deutschlands zu bekämpfen, standen jedoch starke ökonomische
Zwänge entgegen. Das Königreich gehörte daher zu den treibenden
Kräften des Deutschen Zollvereins, dessen Mitglied es 1834 wurde.
Durch den Erfolg des Zollvereins setzten immer mehr Befürworter der
deutschen Einigung ihre Hoffnungen darauf, dass Preussen Österreich
als Führungsmacht des Bundes ablösen werde. Die preussische
Regierung jedoch wollte sich nicht für die politische Einigung
Deutschlands engagieren.
Die Hoffnungen, die der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV.
(1840-1861) bei Anhängern der deutschen Einigung zunächst geweckt
hatte, wurden bald enttäuscht. Auch der neue König machte aus seiner
Abneigung gegen eine Verfassung und einen gesamtpreussischen
Landtag keinen Hehl.
Nach den Volkserhebungen in Südwestdeutschland erreichte die
Revolution am 18. März 1848 schliesslich auch Berlin. Friedrich Wilhelm
IV. schien sich nun den Forderungen der Revolutionäre zu beugen. Der
Vereinigte Landtag trat noch einmal zusammen, um die Einberufung
einer preussischen Nationalversammlung zu beschliessen, die vom 22.
Mai bis in den September 1848 in der Sing-Akademie zu Berlin tagte. Der
preussischen Nationalversammlung war von der Krone die Aufgabe
zugedacht worden, mit ihr gemeinsam eine Verfassung auszuarbeiten.
Die Nationalversammlung stimmte dem Regierungsentwurf für eine
Verfassung jedoch nicht zu, sondern arbeitete mit der Charte Waldeck
einen eigenen Entwurf aus. Auch durch die Verfassungspolitik der
preussischen Nationalversammlung kam es zur Gegenrevolution: der
Auflösung der Versammlung und zur Einführung einer aufgesetzten
Verfassung seitens der Staatsspitze. Diese aufgezwungene Verfassung
behielt zwar einige Punkte der Charte bei, stellte aber andererseits
zentrale Vorrechte der Krone wieder her. Vor allem das eingeführte
Dreiklassenwahlrecht prägte die politische Kultur Preussens bis 1918
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
8 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
entscheidend.
In der Frankfurter Nationalversammlung setzten sich zunächst die
Befürworter eines deutschen Nationalstaats durch, die ein Reich unter
Einschluss der deutschen Teile Österreichs vorsahen. Da Österreich aber
nicht bereit war, auf seine nichtdeutschen Landesteile zu verzichten,
wurde schliesslich doch die so genannte Kleindeutsche Lösung
beschlossen, d. h. eine Einigung unter Preussens Führung. Die deutsche
Einheit scheiterte aber 1849, als Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone
ablehnte, die ihm die Nationalversammlung angetragen hatte.
Der Weg zum Kaiserreich (1849-1871)
Preussen schloss sich um 1850 dem wiedergegründeten Deutschen Bund
an. Während der Reaktionsära erlangte es eine gleichberechtigte
Stellung neben Österreich. Die Zusammenarbeit der beiden grössten
deutschen Staaten diente vor allem der Niederhaltung auf die deutsche
Einheit drängender Bewegungen. König Wilhelm I. bestieg 1861 den
preussischen Thron. Mit Kriegsminister Roon strebte er eine
Heeresreform an, die längere Dienstzeiten und eine Aufrüstung der
preussischen Armee vorsah. Die Mehrheit des Preussischen Landtags,
dem das zustand, wollte die dafür nötigen Gelder jedoch nicht bewilligen.
Es kam zu einem Verfassungskonflikt, in dessen Verlauf der König seine
Abdankung in Erwägung zog. Als letzten Ausweg entschloss er sich 1862,
Otto von Bismarck als Ministerpräsidenten zu berufen. Dieser regierte
jahrelang in der Konfliktsperiode.
Aus der Erkenntnis heraus, dass die preussische Krone nur dann
Rückhalt im Volk gewinnen könne, wenn sie sich an die Spitze der
deutschen Einigungsbewegung setzte, führte Bismarck Preussen in drei
Einigungskriege.
Erster Einigungskrieg: Deutsch-Dänischer Krieg
Der Versuch der dänischen Regierung, mit der sogenannten
Novemberverfassung - und entgegen den Bestimmungen des Londoner
Protokolls von 1852 - das Herzogtum Schleswig unter Ausschluss
Holsteins an das Königreich Dänemark zu binden, führte 1864 unter der
Führung Preussens und Österreichs zum Deutsch-Dänischen Krieg. Nach
dem Sieg der Truppen des Deutschen Bundes musste die dänische Krone
im Frieden von Wien auf die Herzogtümer Schleswig, Holstein und
Lauenburg verzichten. Die Herzogtümer wurden von Preussen und
Österreich zunächst gemeinsam verwaltet.
Zweiter Einigungskrieg: Österreichisch-Preussischer
Krieg
Bald nach Ende des Krieges mit Dänemark brach zwischen Österreich
und
Preussen
Streit
um
die
Verwaltung
und
die
Zukunft
Schleswig-Holsteins aus. Dessen tiefere Ursache war jedoch das Ringen
um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Es gelang Bismarck, (aus
Gründen der Loyalität gegenüber Österreich) König Wilhelm zu einer
kriegerischen Lösung zu überreden. Auf Seiten Preussens trat neben
einigen norddeutschen und thüringischen Kleinstaaten auch das
Königreich Italien in den Krieg ein.
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
9 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Im Österreichisch-Preussischen Krieg errang Preussens Armee unter
General Helmuth von Moltke am 3. Juli 1866 in der Schlacht von
Königgrätz den entscheidenden Sieg. Im Prager Frieden vom 23. August
1866 wurden Preussen das Königreich Hannover, das Kurfürstentum
Hessen-Kassel, das Herzogtum Nassau, die Freie Stadt Frankfurt und
ganz Schleswig-Holstein zugesprochen. Mit diesen Gebietserwerbungen
waren nun fast alle preussischen Territorien miteinander verbunden. Der
Deutsche Bund, der faktisch schon durch den Krieg zerfallen war, wurde
im Frieden von Prag auch formell aufgelöst. Österreich schied aus
Deutschland aus.
Bereits fünf Tage vor dem Friedensschluss hatte Preussen zusammen mit
den Ländern nördlich der Mainlinie den Norddeutschen Bund gegründet.
Anfangs ein Militärbündnis, gaben ihm die Vertragsparteien 1867 eine
Verfassung, die ihn zu einem von Preussen dominierten Bundesstaat
machte. Dessen von Bismarck entworfene Verfassung nahm in
wesentlichen Punkten die des Deutschen Kaiserreiches vorweg. Die
vorerst souverän bleibenden süddeutschen Staaten mussten Schutz- und
Trutzbündnisse mit Preussen eingehen.
Bismarck beendete den preussischen Verfassungskonflikt durch eine
Vorlage,
die
dem
preussischen
Landtag
nachträglich
das
Budgetbewilligungsrecht zusprach.
Dritter Einigungskrieg: Deutsch-Französischer Krieg
Ernennung Wilhelms I. zum Deutschen
Kaiser in Versailles, 18. Januar 1871
Mit vagen Versprechungen, Luxemburg eventuell Frankreich zu
überlassen, hatte Bismarck Napoleon III. dazu gebracht, seine Politik
gegenüber Österreich-Ungarn zu dulden. Nun sah sich Frankreich einem
Preussen gegenüber, das von den früheren territorialen Zusagen nichts
mehr wissen wollte. Schliesslich spitzte sich der Streit um die spanische
Thronkandidatur des katholischen Hohenzollernprinzen Leopold von
Hohenzollern-Sigmaringen durch die Emser Depesche soweit zu, dass die
französische Regierung Preussen den Krieg erklärte. Dies stellte für die
süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und das südlich der
Mainlinie noch unabhängige Hessen-Darmstadt den Bündnisfall dar.
Nach dem raschen deutschen Sieg im Deutsch-Französischen Krieg und
der darauf folgenden nationalen Begeisterung in ganz Deutschland sahen
sich nun die süddeutschen Fürsten gedrängt, dem Norddeutschen Bund
beizutreten. Daraufhin wurde das Deutsche Reich in der kleindeutschen
Version gegründet. Im Spiegelsaal von wurde Wilhelm I. am 18. Januar
1871 - am 170. Jahrestag der Königskrönung Friedrichs I. - zum
Deutschen Kaiser gewählt. Das Königreich Preussen verlor damit seine
staatliche Souveränität an das neue Deutsche Kaiserreich, die vormalige
Führungsmacht des Norddeutschen Bundes ging also im Reich auf.
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
10 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Das zweite Deutsche Kaiserreich (1871-1918)
Der König von Preussen war auch Deutscher Kaiser und der preussische
Ministerpräsident fast immer zugleich Reichskanzler.
Zwischen 1871 und 1887 führte Bismarck in Preussen den sogenannten
Kulturkampf,
der
den
Einfluss
des
politischen
Katholizismus
zurückdrängen sollte. Widerstände der katholischen Bevölkerungsteile
und des Klerus, insbesondere im Rheinland, zwangen Bismarck aber
dazu, die Auseinandersetzung ergebnislos zu beenden.
Auf Wilhelm I. folgte im März 1888 der bereits schwerkranke Friedrich
III., der nach einer Regierungszeit von nur 99 Tagen verstarb. Im Juni
des Drei-Kaiser-Jahres bestieg Wilhelm II. den Thron. Er entliess 1890
Bismarck und bestimmte die Politik des Landes von da an weitgehend
selbst. Bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms II. im Zuge der
Novemberrevolution von 1918 blieben preussische und Reichspolitik aufs
engste miteinander verbunden.
Freistaat Preussen (1918-1933)
Flagge des Freistaates Preussen
Infolge
der
Niederlage
im
Ersten
Weltkrieg
und
der
deutschen
Novemberrevolution dankte Wilhelm II.
als Deutscher Kaiser und König von
Preussen
ab.
Damit
endete
die
Realunion Preussens mit dem Deutschen
Reich, wie sie seit der Zeit Bismarcks
bestanden hatte. Das Land wurde zum eigenständigen Freistaat
innerhalb des Reichsverbands proklamiert und erhielt 1920 eine
demokratische Verfassung.
Die im Versailler Diktat-Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen
Deutschlands betrafen - bis auf das nach dem Deutsch-Französischen
Krieg gebildete Reichsland Elsass-Lothringen und Teile der bayerischen
Pfalz - ausschliesslich preussisches Territorium: Eupen-Malmedy ging an
Belgien, Nordschleswig an Dänemark, das Hultschiner Ländchen an die
Tschechoslowakei. Grosse Teile der Gebiete Preussens wie Westpreussen
und Ost-Oberschlesien gingen an Polen. Danzig wurde Freie Stadt unter
Verwaltung des Völkerbunds und das Memelland kam unter Alliierte
Verwaltung. Jetzt hatte Ostpreussen keine Landverbindung mehr mit
dem übrigen Deutschen Reich und konnte nur per Schiff, auf dem
Luftweg oder per Bahn durch den Polnischen Korridor erreicht werden.
Auch das nun für 15 Jahre vom Völkerbund verwaltete Saargebiet wurde
überwiegend aus preussischen Gebietsteilen gebildet.
Von 1919 bis 1932 regierten in Preussen Regierungen der Weimarer
Koalition (SPD, Zentrum und DDP), 1921 bis 1925 um die DVP erweitert.
Anders als in einigen anderen Ländern des Reichs war die Mehrheit der
demokratischen Parteien bei Wahlen in Preussen bis 1932 nicht
gefährdet. Der von 1920 bis 1932 fast ununterbrochen regierende
Ostpreusse
Otto
Braun
verwirklichte
zusammen
mit
seinem
Innenminister Carl Severing mehrere Reformen.
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
11 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Die Landtagswahl vom 24. April 1932 brachte keine Positive Mehrheit
zustande, gab aber den radikalen Parteien KPD und NSDAP mehr
Mandate als allen übrigen Parteien zusammen (siehe Tabelle unten). Im
Parlament kam keine regierungsfähige Koalition zustande, darum blieb
die vorherige Regierung als §geschäftsführende" im Amt. Das gab dem
Reichskanzler Franz von Papen die Gelegenheit zum "Preussenschlag".
Mit diesem Staatsstreich setzte die Reichsregierung am 20. Juli 1932 per
Verordnung die preussische Landesregierung unter dem Vorwand ab, sie
habe die Kontrolle über die öffentliche Ordnung in Preussen verloren.
Vom Grossteil des Staatsapparats begrüsst, übernahm von Papen als
Reichskommissar selbst die Macht im Freistaat Preussen. Im Deutschen
Reich war damit die wichtigste Landesregierung entmachtet.
Ergebnisse der Landtagswahlen 1919-1933
Jahr
1919
1921
1924
1928
1932
1933
%
Sitze %
Sitze %
Sitze %
Sitze %
Sitze %
Sitze
Partei
SPD
36,4 145 25,9 109 24,9 114 29,0 137 21,2 94
16,6 80
Zentrum
22,3 94
17,9 76
17,6 81
15,2 71
15,3 67
14,1 68
DDP/DStP 16,2 65
5,9 26
5,9 27
4,4 21
1,5 2
0,7 3
DNVP
11,2 48
18,0 76
23,7 109 17,4 82
6,9 31
8,9 43
USPD
7,4 24
6,4 27
DVP
5,7 23
14,0 59
9,8 45
8,5 40
1,5 7
1,0 3
DHP
0,5 2
2,4 11
1,4 6
1,0 4
0,3 1
0,2 2
SHBLD
0,4 1
KPD
7,5 31
9,6 44
11,9 56
12,3 57
13,2 63
WP
1,2 4
2,4 11
4,5 21
Polen
0,4 2
0,4 2
NSFP
2,5 11
NSDAP
1,8 6
36,3 162 43,2 211
CNBL
1,5 8
VRP
1,2 2
DVFP
1,1 2
CSVD
1,2 2
0,9 3
An 100 % fehlende Stimmen entfielen auf nicht im Parlament vertretene Gruppierungen.
Nationalsozialismus und Ende Preussens (1933-1947)
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde Hermann Göring
Reichskommissar für das preussische Innenministerium. Damit stand
den
Nationalsozialisten
die
Exekutivgewalt
der
preussischen
Landesregierung zur Verfügung. Wenige Wochen später, am 21. März
1933, fand der Tag von Potsdam statt. Dabei wurde der am 5. März
neugewählte Reichstag in Anwesenheit des Reichspräsidenten Paul von
Hindenburg in der Potsdamer Garnisonkirche eröffnet, der Grabstätte der
preussischen Könige. Die Veranstaltung, in der Hitler und die NSDAP die
Vermählung des alten Preussen mit dem jungen Deutschland feierten,
sollte preussisch-monarchistische und deutschnationale Kreise für den
nationalsozialistischen Staat gewinnen und die Konservativen im
Reichstag zur Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz bewegen, die zwei
22.09.2009 13:42
Kleine Chronik Preussens
12 von 12
file:///C:/preussen/preu%DFen1.htm
Tage später anstand.
Im nationalsozialistischen Staat wurden seit 1933 Preussen wie auch
alle übrigen deutschen Länder gleichgeschaltet. Das Gesetz über den
Neuaufbau
des
Reichs
vom
30.
Januar
1934
und
das
Reichsstatthaltergesetz vom 30. Januar 1935 lösten die Länder zwar
nicht formell auf, beraubten sie aber ihrer Eigenständigkeit. Die
Landesregierungen wurden von Reichsstatthaltern kontrolliert, die vom
Reichskanzler ernannt wurden. Parallel dazu erlangte die Einteilung in
(Partei-)Gaue zunehmend Bedeutung, deren Gauleiter wiederum vom
Führer und Reichskanzler ernannt wurden. In Preussen wurden nahezu
alle
Landesmit
den
entsprechenden
Reichsministerien
zusammengelegt.
Nur
das
preussische
Finanzministerium,
die
Archivverwaltung und wenige andere Landesbehörden blieben bis 1945
eigenständig. Reichsstatthalter für Preussen wurde formell Adolf Hitler.
Seine Funktionen wurden von Hermann Göring als preussischem
Ministerpräsidenten ausgeübt.
Die räumliche Ausdehnung Preussens veränderte sich zwischen 1933
und 1945 kaum. Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes fanden kleinere
Gebietsveränderungen statt. Preussen wurde am 1. April 1937 unter
anderem um die bis dahin Freie und Hansestadt Lübeck erweitert. Die im
Zweiten Weltkrieg annektierten polnischen, vormals preussischen,
Gebiete wurden überwiegend nicht in das angrenzende Preussen
eingegliedert, sondern den Reichsgauen zugeteilt.
Mit dem Ende des nationalsozialistischen Staates, der Aufteilung
Deutschlands in Besatzungszonen und der gewaltsamen Abtrennung
aller Gebiete von Oder und Lausitzer Neiße, die unter polnische und
sowjetische Verwaltung gestellt wurden, hörte Preussen 1945 de facto
auf zu bestehen. De jure existierte es jedoch trotz seiner Auflösung am
25. Februar 1947 mit seinen Provinzen neben den neu gegründeten
Ländern fort. Einzelne Gebiete wurden aus dem Land Preussen
herausgelöst, um neue Bundesländer zu bilden.
"Der Staat Preussen, der seit jeher Träger des Militarismus und
der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu
bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der
Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker
und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung
des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer
Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende
Kontrollratsgesetz Nr. 46, Artikel 1: Der Staat Preussen, seine
Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden
hiermit aufgelöst."
(Alliierter Kontrollrat am 25. Februar 1947)
Doch die kulturellen und rechtsstaatlichen Traditionen Preussens lassen
sich nicht durch das Diktat von Besatzungsmächten verdrehen oder
auslöschen. Der Dritten Generation bleibt es vorbehalten, eine neue
deutsche und preussische Geschichte zu verwirklichen.
22.09.2009 13:42
Herunterladen