Anorganisches Praktikum 3. Semester FB Chemieingenieurwesen Labor für Anorg. Chemie Angew. Materialwiss. Versuch V9 (Version 12/2012) Amidosulfonsäure Hauptgruppen- / Molekülchemie: Schwefelsäureabkömmlinge In diesem Versuch werden verschiedene molekulare Verbindungen bzw. Ionen dargestellt, die ganz wesentliche Aspekte der Chemie der Hauptgruppenelemente aufzeigen, wie die Derivatisierung anorganischer Säuren, Adduktbildung, Elektronenbilanz und Struktur; auf der praktischen Seite werden z.B. die Sublimation und Arbeiten unter Vakuum durchgeführt. Darüber hinaus bieten die dargestellten Moleküle aufgrund ihrer relativ einfachen Strukturen die Möglichkeit, aus spektroskopischen Informationen Erwartungswerte für die Elektronenund Molekülstrukturen zu erstellen bzw. sie zu verifizieren. Amidosulfonsäure Achtung!!! Informieren Sie sich vor Versuchsbeginn besonders über Gefahren / Sicherheits- / Handhabungshinweise für Oleum Amidosulfonsäure Formel: HSO3NH2 Geräte: 500 ml Erlenmeyerkolben Weithals Wasserbad Messzylinder / Pasteurpipette Wasserstrahlpumpe G2/3 Fritte Eisbad Chemikalien: Harnstoff konz. Schwefelsäure 20-30 %-iges Oleum besondere Sicherheitshinweise beachten Ethanol Ether Eis Reaktionsgleichung OC(NH2)2 + H2SO4 + SO3 2 HSO3NH2 + CO2 Eigenschaften (veraltet: Amidosulfonsäure, Sulfamin- oder Sulfamidsäure). H2N-SO2-OH, H3NO3S, MG. 97,10. Farblose, geruchsfreie, unbrennbare, nicht hygroskopische, nicht flüchtige, orthorhombische Kristalle, Dichte 2,06 g/cm3, Schmelzpunkt 205 °C, oberhalb 209 °C Zersetzung. Der Staub reizt stark die Augen, die Atemwege u. die Haut, Kontakt mit dem festen Stoff und wässerigen Lösungen führt zu Verätzung der Augen und der Haut. Löslich in Wasser (stark saure Reaktion ähnlich Mineralsäuren), in konzentrierten anorganischen Säuren und in den meisten organischen Lösungsmittel wenig löslich, gut löslich in flüssigem Ammoniak, Formamid und Dimethylsulfoxid. Verwendung Anstelle von Schwefelsäure in der chemisch-technischen Industrie zur Entfernung von Kesselstein, Milchstein u. dgl. Rückständen, in der Gerberei zum Entkalken und Pickeln, bei der Harnstoffharz Fabrikation als Katalysator, zur Entfernung von Nitriten bei der Diazotierung, in der Metallbeizerei, Galvanotechnik, in Rostentfernungspasten, in der Maßanalyse als Urtitersubstanz, zum quantitativen Nachweis von Nitrit-Mengen in Fleischwaren, ferner in sprudelnden Badesalzen, in Feuerlöschmitteln zum Freimachen von Kohlendioxid aus Carbonaten, zur Grünfutterkonservierung u. Unkrautvernichtung, zur Herst. von Fettalkoholsulfaten, Cyclomaten und Flammschutzmitteln. Von der Amidosulfonsäure leiten sich eine Reihe organischer Derivate ab durch Substitution an N. und/oder O, z. B. Phenylsulfamidsäure (N-Phenylsulfamidsäuremethylester oder auch Methylphenylsulfamat). Arbeitsvorschrift Vor der Versuchsdurchführung ist Praktikumsbetreuung durchzusprechen. der Ablauf mit der In einem 500 ml Erlenmeyerkolben werden 10 g Harnstoff in 16 ml konz. H2SO4 gelöst. Achtung: Die Mischung wird sehr heiß! Der Kolben wird in ein kochendes Wasserbad gestellt und 40 ml 20-30 %-iges Oleum unter Rühren in kleinen Portionen mit einer Pasteurpipette zugeführt (5 - 10 ml). Wenn ca. 20 ml des Oleums zugegeben wurden, wartet man bis eine Reaktion eintritt. (CO2 Entwicklung) Nachdem die Reaktion beendet ist, wird die restliche Menge an Oleum in kleinen Portionen zugegeben. Nach Reaktionsende wird der Kolben in ein Eisbad gestellt. Es entsteht ein weißer Niederschlag. Die Amidosulfonsäure wird über eine 2/3er Fritte mit Hilfe einer Wasserstrahlpumpe abgenutscht. Die Filterrückstände werden mit wenig kochendem Wasser umkristallisiert, und langsam im Eis/Wasserbad abgekühlt. Die auskristallisierte Amidosulfonsäure wird mit einer G2/3 Fritte abfiltriert, mit 15 ml Ethanol und 15 ml Ether weitestgehend sulfatfrei gewaschen. Die Kristalle werden mit einer BaCl2–Lösung auf SO42- geprüft. Vom Produkt wird ein IRSpektrum gefahren.